Das Dresdner Schloss

  • Ich habe mich ja ehrlich gesagt immer gefragt, warum Semper den Zwingerhof mit einem so wuchtigen Neorenaissancebau vollendet hat, wenn an dieser Stelle ein etwas filigranerer Neobarock fiel besser gepasst hätte. Sempers Bau und der Zwinger beißen sich schon etwas.

  • Gigantisch, ein richtig augusteiisches Forum!!! (Da hat sich der Sachse aber ganz schön übernommen ...) Wenn das gebaut worden wäre, dann hätten wir nach '45 gigantisch noch mehr zu betrauern gehabt (.. . und aufzubauen, falls die enorme Ruinenlandschaft während der DDR überhaupt nach einem Teilwiederaufbau in Ruhe gelassen worden wäre, na ja, speculatius!

  • Meine nachfolgenden Ausführungen über Verzögerungen bei der Fertigstellung diverser Maßnahmen sind bitte nicht als „Meckerei“ zu verstehen. Für den Wiederaufbau des Dresdner Schlosses gilt erfreulicherweise der Grundsatz: Qualität geht vor. Ist ja nun mal wahrlich kein 08/15-Projekt, gerade auch was die handwerklichen und künstlerischen Herausforderungen betrifft.

    Am 11. Januar 2017 (ist also erst ein Jahr her) wurden im Rahmen einer Pressemitteilung des Sächsischen Finanzministeriums folgende Fertigstellungstermine bekannt gegeben:

    Zitat von SMF

    AktuelleSchwerpunkte der Wiederaufbauarbeiten sind:
    • […]
    • historischer Ausbau „Kleiner Ballsaal“ im Georgenbau (Fertigstellung für Ende 2017 geplant)
    • Langer Gang (Fertigstellung für 2018 geplant)

    Beide Termine sind nicht mehr aktuell. Beginnen wir mit dem Kleinen Ballsaal. Die aktuellste Verlautbarung über die nunmehr gültige Terminsetzung habe ich auf der HP der Handwerkskammer Dresden gefunden (eingestellt Anfang Oktober 2017):

    Zitat von Handwerkskammer Dresden

    Nur Fotos dokumentieren noch die Pracht, in der der Kleine Ballsaal im Dresdner Schloss vor der Bombardierung erstrahlte. […] Daran, dass zur geplanten Ballsaal-Eröffnung Mitte 2018 wieder alles wie einst erstrahlt, wirkte auch die Metallbau und Kunstschmiede Aurin GmbH mit.
    Quelle: https://www.hwk-dresden.de/Portals/0/PDF/…den_2017-19.pdf

    Daraus kann natürlich nicht zwingend abgeleitet werden, dass dieser Termin nicht nochmals verschoben wird. Es gibt aber ein für jedermann sichtbares Indiz, ab wann sich das Projekt *Kleiner Ballsaal* tatsächlich in der endgültigen Finalphase befindet – und das ist die Gerüstsituation außen am Georgentor. Dort stehen seit geraumer Zeit zwei Gerüstkonstruktionen. Eine dient ausschließlich für die Zuwegung und für Lastentransporte in den Langen Gang (Gewehrgalerie). Die andere ist primär für Lastentransporte in den Kleinen Ballsaal aufgestellt, kann aber auch für die (zum Projekt *Langer Gang*) gehörende Teilmaßnahme*Ausbau Jagdtreppenhaus* genutzt werden.

    Foto von Wissen.de

    Nahaufnahme vom September 2017: Klick


    Zu besagtem Gerüst finden sich in verschiedenen Ausschreibungstexten folgende Ausführungen (mit jeweils angepasster Terminangabe):

    Ausschreibung vom Juli 2016:
    Nach Abschluss der Maßnahme Kleiner Ballsaal voraussichtlich Ende 2016 wird das Gerüst und der Zugang zurückgebaut und kann dann nicht mehr genutzt werden.

    Ausschreibung vom 22. Juni 2017:
    Während der separaten Baumaßnahme Kleiner Ballsaal im Georgenbau 2. OG besteht bis voraussichtlich Ende 2017 über das Fassadengerüst und ein Fenster Zugang in das 2. OG Jagdtreppe.

    Ausschreibung vom 23. Januar 2018:
    Während der separaten Baumaßnahme Kleiner Ballsaal im Georgenbau 2 .OG besteht bis voraussichtlich Anfang 2018 über das Fassadengerüst und ein Fenster Zugang in das 2. OG Jagdtreppe.

    Die letzte Ausschreibung ist ganz aktuell (erst ein paar Tage alt). Demnach ist Anfang 2018 mit dem Abbau des Lastgerüstes für den Kleinen Ballsaal zu rechnen. Und das wiederum kann man logischerweise erst erwarten, wenn keine größeren Materialtransporte in den (oder – was speziell das Raumgerüst betrifft - aus dem) Kleinen Ballsaal mehr anstehen. Das betreffende Außengerüst sollten wir also mal im Auge behalten (kleiner Tipp an die Dresdner und Dresden-Besucher).

    Das folgende Foto entstand vor etwa 4 Monaten, neuere Aufnahmen vom Kleinen Ballsaal kenne ich leider nicht: Klick


    Nun zum Langen Gang. Hier war in der Pressemitteilung vom 11. Januar 2017 als Fertigstellungstermin Ende 2018 genannt worden. Eine ganz aktuelle Ausschreibung, und zwar für die Einbauvitrinen in der Gewehrgalerie, beinhaltet allerdings als Endtermin für die zugehörige Teilleistung den 12. März 2019 (Beginn: 09.05.2018). Damit ist klar, dass die Fertigstellung der Gewehrgalerie doch weit in das Jahr 2019 fallen dürfte (mindestens).

  • Vor einigen Tagen wurde eine Teilleistung für 4 Räume der Paradesuite vergeben, die im Ausschreibungstext wie folgt beschrieben ist:

    Zitat von SIB

    Die vorgesehenen Leistungen dienen der Herstellung der Teile der Raumarchitektur, die aus Weißstuck bestehen. Das betrifft den umlaufenden Hauptsims und die Hohlkehle und den Plafond.

    Bei den betreffenden 4 Räumen handelt es sich um die beiden Retiraden (hofseitig zwischen Eckparadesaal und Paradeschlafzimmer gelegen) und um die beiden Bilderkabinette (unmittelbar südlich von Paradeschlafzimmer und Audienzgemach). Es sind die Räume, die (SIB-Zitat) „mit einem reduzierten Ausbau in zeitentsprechender Formensprache wiederhergestellt werden“. Zeitentsprechend bedeutet dabei im Stil des 18. Jahrhunderts.

    Quelle: Ausschreibungsunterlagen SIB


    Den Zuschlag für die genannte Leistung erhielt mit der *STUCKHAUS Scherf und Ritter GmbH* eine renommierte Firma aus Waldenburg (Westsachsen). Der Betrieb kann beeindruckende Referenzen vorweisen, z.B. Ballsaal im Hotel Adlon Berlin, Grand Hotel Heiligendamm, Muskauer Schloss…).
    Gemäß Ausschreibung vom Herbst 2017 sollen die zugehörigen Arbeiten am 31. Mai 2018 abgeschlossen sein.
    Die vereinbarte Auftragssumme beträgt: Wert ohne MwSt.: 102 011.48 EUR.


    @Fasolt
    Der Wettin-Obelisk war 18,5 m hoch. Eine andere Quelle benennt hierfür 19 m – aber da hat man vermutlich nur aufgerundet.

  • Information des SIB über eine aktuelle Auftragsvergabe für den Eckparadesaal:

    Zitat von SIB

    Der Eckparadesaal, dem auch als Ecktafelgemach genutzten Auftaktraum der Raumgruppe, wird in der Raumfassung von 1767 wieder entstehen. Der Raum erhielt in dieser Zeit zwei große baugleiche Öfen in extra dafür geschaffenen Stuckmarmornischen. Diese Öfen wurden 1945 beim Luftangriff auf Dresden zerstört, es wurde lediglich eine eiserne Ofentür eines Feuerungskastens im Trümmerschutt geborgen.
    Ziel ist die Rekonstruktion von 2 Öfen, Beheizung ist nicht vorgesehen. Es existieren historische Fotografien, ein Aufmaß von 1870, der Entwurf (Ansicht) von 1767 und die geborgene Ofentür. Es waren sogenannte Aufsatzöfen: Die keramischen, mehrteiligen Aufsätze (Fayence) waren reich profiliert und weiß glasiert mit vergoldeter Ornamentik. Die gusseisernen Feuerungskästen bestanden aus einzelnen zusammengesteckten, profilierten und teilweise ornamentierten Platten mit schmiedeeisernen Ofentüren (geschmiedeter Rahmen, Blech, Schlaufen aus Messingguss). Die Öfen standen auf jeweils acht Füßen aus Sächs. Sandstein in Doggenform, waren farbig gefasst und marmoriert.Gesamthöhe: ca. 436 cm (keramischer Aufsatz mit Vase
    342 cm, Ofenkasten 64 cm, Füße 30 cm, maximale Breite 116 cm.
    Die Leistung umfasst die Herstellung einschließlich Modellentwicklung, Lieferung und Aufstellung der beiden Öfen am Einbauort.

    Hier 2 Fotos: KlickKlick

    Angaben zum Wert des Auftrags/Loses (ohne MwSt.)
    Gesamtwert des Auftrags/Loses: 193 050.98 EUR

    Den Zuschlag erhielt eine Fachfirma aus Österreich: Keramische Werkstätte Angermayer


    Vor kurzemebenfalls vergeben: * Rabitzarbeiten Audienzgemach* (freihändige Vergabe).Dabei handelt es sich wohl um die Herstellung der endgültigen Deckengeometriemittels Rabitz-Technik.

  • Ich möchte 2 Animationen (im Sinne von „bewegten“ Bildern) für die Schlosskapelle vorstellen. Da wäre zunächst eine Visualisierung des Raumes, wie er mal aussehen könnte (wie gesagt animiert). Die Auflösung ist recht gut, man sollte also in den Vollbildmodus gehen: Klick

    Fund Nr. 2 beinhaltet Panoramadarstellungen vom Einbau des Schlingrippengewölbes. Besonders interessant finde ich den untersten Menüpunkt (in der Vorschauleiste rechts), denn dort sieht man anschaulich das Gewölbe von oben – mit Gesamteinblick in den darüber liegenden Propositionssaal. Dessen Fußboden musste für den Gewölbeeinbau geöffnet werden: Klick


    Des Weiteren ist über eine weitere Ausschreibung für die Paraderäume zu berichten. Sie beinhaltet die Rekonstruktion des Besatzdekors für den Seidensamt des 2. Vorzimmers:

    Zitat von SIB

    Die Leistungen dieses Auftrages betreffen die Rekonstruktion eines Blatt- und Bandelwerk bildenden Besatzdekors von Goldtressen und Krepinen in Näh-Applikationstechnik zur Wiederherstellung der verlorenen textilen Ausstattung aus dem Zweiten Vorzimmer. Der Besatz bildet den dreiseitigen Schmuckrahmen auf jeweils wandgroßen Behangsegmenten von rotem, handgewebtem Seidensamt über Leinenfutter. Jeweils zwei Randkanten der Behänge werden abschließend mit einer Borte von Goldfransen besetzt. Über diesen großen Behangsegmenten sind zusätzlich kurze Kranzbehänge montiert. Sie erhalten einen Besatz entsprechend den großen Behangsegmenten, werden am unteren Abschlussaber bogenförmig ausgebildet und bogenbegleitend mit einer schweren Goldfransenborte besetzt. Für die Rekonstruktion des Dekors wird eine Vorlage des Musterrapports im M 1:1 zur Verfügung gestellt, die auf der Auswertung der Bild- und Schriftquellen beruht.


    Angaben zum Leistungszeitraum:
    Beginn: 10.07.2018 Ende: 31.05.2019!

    Hoffentlich kann der angepeilte Eröffnungstermin für die Paraderäume (September 2019) gehalten werden.


    In den folgenden (chronologisch angegebenen) Fotos ist jeweils die Südwand des 2. Vorzimmers zu sehen; mit dem Durchgang in das Audienzgemach.

    Aufnahme entstanden um 1920 (die barocken Wandbespannungen waren schon lange vor dem 2. WK verlustig gegangen): Klick

    Aufnahme von 1933 während der Ausstellung *August der Starke und seine Zeit* - Das 2. Vorzimmer hatte man als *Saal der 100 Vasen* gestaltet: Klick

    Rohbauzustand 1998, während der Ausstellung *Unter einer Krone*: Klick

    Aktuelle Visualisierung:


    Bildquelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen

    Allen Beteiligten gutes Gelingen :daumenoben:

    Einmal editiert, zuletzt von BautzenFan (10. März 2018 um 19:27)

  • Zitat von Kralle

    Wirklich schade, dass die Schlosskapelle vorläufig nicht vollendet wird (aktuelles Bild). Dabei müssten eigentlich doch nur noch die Wände und Gewölbe verputzt und ggf. gestrichen werden, oder sehe ich das falsch ??

    Im April 2017 war von offizieller Seite (durch die amtierende Generaldirektorin der SKD) erstmals ein Fertigstellungstermin für das Schloss benannt worden – nämlich 2021. MP Tillich präzisierte das kurze Zeit später, mit der sinngemäßen Formulierung *alles außer der Schlosskapelle*. Dass dieser Raum als letzte großeTeilmaßnahme des Schlossausbaus angegangen wird, ist nicht verwunderlich, denn im Gegensatz zu allen anderen noch unfertigen Einzelprojekten gibt es hierfür nach wie vor keine endgültige Grundsatz-Entscheidung über die Innengestaltung. Aber die bereits realisierte Rekonstruktion des Schlingrippengewölbes ist natürlich als optimistisch stimmendes Indiz zu werten, in welche Richtung die Sache gehen dürfte. Dazu muss man wissen, dass das Gewölbe der innenarchitektonische Bereich des historischen Kapellenraumes ist, der mit Abstand am schlechtesten dokumentiert ist.

    Dass nun ausgerechnet dieses Gewölbe zuerst und vor allem als erstmal singuläre Ausbaumaßnahme in Angriff genommen wurde, lag an einem günstigen Zeitfenster (das 2011 erst mal wieder zuklappte).

    Zitat von SIB

    Mit derPlanung der Baumaßnahme [Anm.: Einbau des Gewölbes] wurde 2008 begonnen. Jahrelange Recherchen, wie das Gewölbe ausgesehen haben muss, waren dem vorausgegangen. Der Baubeginn im Februar 2010 [Anm.: Einbau des Gewölbes] stand im Zusammenhang mit dem Planungsfortschritt des darüberliegenden Paradegeschosses. Der dort befindliche Propositionssaal lässt sich erst dann museal ausbauen, wenn die Gewölbe der Kapelle wieder errichtet sind.
    Quelle: https://www.sib.sachsen.de/de/referenzen/…neu_entstanden/


    Im Jahr 2009 war offiziell bekannt gegeben worden, dass nunmehr der Ausbau der 3 Festsäle im 2. OG des Nordflügels beginnt (Propositionssaal, Turmzimmer, Großer Ballsaal). Und in Bezug auf den Propositionssaal war eben vorab notwendig, die endgültige Deckengestaltung der darunter liegenden Kapelle zu realisieren (weil das die großflächige Öffnung des Fußbodens des Propositionssaales erforderte). Die Gewölbebauer waren dann schon fleißig am Werkeln, als 2011 aus finanziellen Gründen entschieden werden musste, den Ausbau des Nordflügels nochmal zu stornieren.
    In Bezug aufden Dokumentationsstand bestehen gute Chancen, dass der Altarbereich und der Bereich der Musikemporen weitgehend wieder auferstehen. Hier eine Schnittdarstellung aus der diesbezüglichen DDR-Planung:

    Bildquelle: "Das Dresdner Schloss, Sicherung der Bausubstanz", herausgegeben 1989 vom VEB Gesellschaftsbau


    Ganz so opulent wird es wohl aber nicht werden: Klick

  • Für den Arbeits-Komplex *Raumtextilien Paradesuite* gibt es eine neue Ausschreibung: „Fadengenaue Rekonstruktion der Goldtressen für das 1. Vorzimmer“. Bei diesen Goldtressen handelt es sich um eine Art Borte (= gewebtes, gemustertes Band, das als Verzierung auf Stoffaufgenäht wird). Zur Veranschaulichung hier ein bereits vorliegendes Musterstück:


    Bildquelle: Ausschreibungsunterlagen SIB

    Eingesetzt werden sie dann wie folgt:
    1. Abdeckung der Nahtverbindungen zwischen Tapisseriedekor und Seidensamt auf den wiederhergestellten Wandbehängen (mit Tapisseriedekor sind die zur Zeit in Madrid gewebten *blumenumrankten Säulen* gemeint)
    2. Dekorativer Besatz des Seidensamtes von Fenster- und Türvorhängen
    3. Dekorativer Besatz auf den Bespannungen der Tabourets (Tabourets: Sitzschemel, gemäß Visualisierung werden im 1. Vorzimmer insgesamt 4 solche Schemel stehen, und zwar alle an der Ostwand (Wand mit dem Kamin)

    Im nächsten Bild sehen wir eine Visualisierung für einen Teil der Ostwand des 1. Vorzimmers:


    Bildquelle: Ausschreibungsunterlagen SIB

    Aus dem letzten Bild noch ein Ausschnitt, der den obengenannten Punkt 1 veranschaulichen soll (Abdeckung der Nahtverbindungen zwischen…):


    Bildquelle: Ausschreibungsunterlagen SIB


    Ein paar Angaben zu den Größenverhältnissen: Die für Punkt 1 eingesetzten Goldtressen sind 4,5 cm breit. Die Herstellungsbreite der „Blumensäulen“ beträgt ca. 60 cm – das ist aber im Endzustand nicht ihre sichtbare Breite, denn die Ränder werden ja durch die Goldtressen abgedeckt. Die Länge der für Punkt 1 herzustellenden Borten beträgt knapp 100 m.

    Analoges Bild für die Nordwand des 1. Vorzimmers, die hier befindliche Tür führt in den Eckparadesaal. Im Bereich der Tür ist der Vorhang mit den Schurzbändern dargestellt.


    Bildquelle: Ausschreibungsunterlagen SIB

    Ich liebe Vorher-Nachher-Vergleiche – hier ein Foto der gleichen Wand, aufgenommen im Oktober 1991 (Tag der offenen Tür im 2. OG des Westflügels, kurz nach Fertigstellung des Rohbaus):


    eigenes Foto


    Abschließend noch ein paar Anmerkungen zum Kleinen Ballsaal. Wie Ihr Euch sicher erinnert, fand hier Ende Juni 2017 ein offizieller Baustellenrundgang statt (mit umfangreicher Beteiligung von Pressevertretern). Für diesen Termin ist damit recht gut bekannt, was hier fertig war und was noch nicht. Fassen wir das mal zusammen:
    Fertiggestellt waren die Vergoldungsarbeiten für Decke und Hohlkehle (fertiggestellt oder so gut wie fertig – da variieren die Formulierungen etwas)
    Die Dekorationsmalereien im Bereich Decke und Hohlkehle waren weit fortgeschritten, aber noch nicht beendet. Zur Veranschaulichung einige Fotos:

    Dekorationsmalerei Decke

    Dekorationsmalerei Hohlkehle

    Erst wenn die Dekorationsmalerei im Bereich Decke und Hohlkehle beendet ist, kann logischerweise das Raumgerüst raus. Und das wiederum ist die Voraussetzung für die Durchführung folgender Arbeiten:
    - Einbau Fußbodenheizung
    - Verlegung des Tafelparketts (vierfarbig: Eiche, Ahorn, Mahagoni, Palisander): Klick
    - Einbau des Galeriegeländers (die obere Arbeitsebene des Raumgerüstes ist dafür „im Weg“)

    Nun habe ich im aktuellen Magazin des SIB (erscheint zweimal pro Jahr, das aktuelle ist von Ende 2017) eine interessante Information gefunden:
    "78.000 BlattGold wurden für Vergoldungen an Decke, Kehle und Geländer verwendet –das sind ca. 1.400 g Gold"

    Das klingt so, als ob die Vergoldung des Geländers abgeschlossen ist. Meiner Meinung nach kommt VOR dem Vergolden aber doch wohl der Einbau, denn Blattgold ist ja bekanntlich hauchdünn (1/3000 bis 1/9000Millimeter dick) und beim Transport und Einbau im vergoldeten Zustand würden erste Beschädigungen unvermeidbar sein. Man könnte also spekulieren, dass das Geländer Ende 2017 bereits eingebaut war. Und das wiederum könnte bedeuten, dass das Raumgerüst raus ist und die oben genannten Arbeiten bereits laufen.

  • Ich habe kürzlich 2 Fotos im Netz entdeckt, die belegen, dass der Große Schlosshof am 21. September 2017 (Aufnahmedatum der beiden nachfolgend verlinkten Fotos) wieder großflächig begangen werden konnte. War das nur mal kurzfristig möglich oder ist das jetzt dauerhaft so gelöst (bis zur baulichen Fertigstellung des Hofes) – weiß hier jemand was? KlickKlick

    Ich kenne das von meinem letzten (aber schon einige Monate zurück liegendem) Besuch noch so, dass man den Großen Schlosshof nur mit einer Eintrittskarte für den Hausmannsturm queren konnte und dies lediglich in stringent mit Bauzäunen vorgegebenen Laufgassen (entlang Südflügel und Westflügel):

    Wäre natürlich toll, wenn man sich endlich „frei“ auf dem Hof bewegen könnte, so wären dann auch wieder (um nur ein Beispiel zu nennen) Nahaufnahmen vom Altan möglich (und von den hier sukzessive ablaufenden Arbeiten an der Rückwand).
    Naja, ich habe jedenfalls weitere Fotos gesucht, zwar nicht gefunden, aber dafür ist mir das hier ins Auge gestoßen – man beachte die Folieneindeckung im untersten Bereich des südöstlichen Treppenturmes (im nachstehenden Foto ganz links, das Bild wurde übrigens am 18. Juni 2017 aufgenommen):


    Von SchiDD -Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=60071547


    Zur Verdeutlichung, was dort gerade ausgeführt wird, ein paar Fotos (vorher, nachher).


    Zustand jetzt (Aufnahme vom 26. August 2017)

    Von SchiDD -Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=62384284


    Und noch eine kleine Info zu den Paraderäumen. Über ein seit 2007 laufendes Forschungsthema der SKD war hier im Forum schon berichtet worden – „Die Möbel des Paradeappartement im Dresdner Residenzschloss“.

    Zitat von SKD

    Ziel dieses Forschungsprojektes ist es, anhand der guten Quellenlage von Korrespondenz, Zeichnungen und Inventaren, die Möblierung während des 18. Jahrhunderts zu erforschen und darauf aufbauend das Möblierungskonzept für eine authentische Remöblierung weiter zu entwickeln.
    In einem zweiten Schritt werden die für die Wiedereinrichtung vorgesehenen Möbel umfangreich restauriert. Viele Stücke sind noch immer von den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges gezeichnet und warten nun dringend auf ihre Restaurierung. Dies erfordert eine fundierte Auseinandersetzung mit den kostbaren Stücken, um ihre Entstehungsgeschichte, aber auch spätere Überarbeitungen und mögliche Veränderungen verstehen zu können. Diese Aufgabe wird aus einem interdisziplinären Team - bestehend aus Restauratoren, Kunsthistorikern und Naturwissenschaftlern - übernommen.
    http://forschung.skd.museum/projekte/detai…esidenzschloss/


    Das folgende Foto entstand im Dezember 2016: Klick
    Untertitelt: Restaurierung-Experte Sylvia Putzschke arbeitet am Thron für das Dresdner Residenzschloss

    Es handelt sich dabei um den originalen Thronstuhl (zugeschrieben Johann Benjamin Thomae), mit dem das Audienzgemach 1719 ausgestattet war – und 2019 wieder ausgestattet wird.


    Kupferstich von 1719 (dargestellt ist das Audienzgemach): Klick

    Visualisierung (Danke an User Rundling vom DAF): Klick

    Ich habe übrigens noch kein einziges historisches Foto mit diesem Thomae-Thron gesehen. Aus der Hinterlassenschaft der Wettiner hatten ja mehrere Thronsessel überlebt. Vielleicht war das Teil der 1719er-Ausstattung in den 1920er/1930er Jahren schon zu verschlissen, also nicht mehr „ausstellungsfein“.
    Aufnahme von 1920

    Einmal editiert, zuletzt von BautzenFan (8. April 2018 um 21:06)

  • Ich finde es richtig schön, dass so viele Möbel den Krieg überlebt haben. Ich meine generell, nicht nur in Dresden
    In Frankreich wurden die meisten im Rahmen der französischen Revolution verkauft, um an Devisen ranzukommen (ironischerweise sind viele jetzt im Schloss Windsor oder Buckingham Palace).
    Was man zum Beispiel heute in Versailles sieht ist eine Mischung aus Rekonstitutionen, Möbel die im nachinein gekauft wurden und dort plaziert, weil diese Auch aus die Zeit stammen, und wenige Original-Modellen

  • Die vor einigen Monaten ausgeschriebene Leistung *Marmorkamine Paraderäume* wurde nunmehr vergeben. Den Zuschlag erhielt die Firma, die im Schloss u.a. auch den Marmorkamin für den Kleinen Ballsaal gefertigt hat (Natursteinwerk Bischofswerda / Ostsachsen). Gemäß Ausschreibungstext sollen diese Arbeiten bis zum 2.11.2018 abgeschlossen werden.

    Der Leistungsumfang beinhaltet folgende Arbeiten:

    - Kamin Eckparadesaal:
    Werkplanung, Materialauswahl, Herstellung, Lieferung und Montage
    Material: Marmor

    - Bodenbelag Ofennischen Eckparadesaal

    - Kamin 1. Vorzimmer:
    Werkplanung, Materialauswahl, Herstellung, Lieferung und Montage
    Material: Marmor

    - Kamin 2. Vorzimmer:
    Lieferung und Montage
    Material: Marmor

    - Kamin Audienzgemach:
    Materialauswahl, Herstellung, Lieferung und Montage
    Material: Marmor

    - Kamin mit Kaminaufsatz Paradeschlafzimmer:
    Werkplanung, Materialauswahl, Herstellung, Lieferung und Montage
    Material: Marmor

    Für diese Arbeiten wurde folgender Preis vereinbart: 84 744.79 EUR (Wert ohne Mehrwertsteuer)

    Die besondere Herausforderung bei dem genannten Auftrag besteht in der Auswahl geeigneter Marmorsorten, denn die ursprünglich verwendeten sind teils nicht mehr genau bekannt, teils nicht mehr verfügbar. Hier beispielhaft zur Verdeutlichung der Problemstellung ein Textauszug für den Kamin im Eckparadesaal:

    Zitat von SIB

    Der Kamin bestand aus rotem, weißlich grau geadertem Marmor. Auf den historischen Fotografien erscheinen die Kaminplatte und die Sockel (Zacken) etwas heller und insgesamt weniger deutlichgeadert als die Werkstücke der seitlichen Gewände und des Sturzes. Ob es sich dabei tatsächlich um "Adneter Marmor" bei den Werkstücken der seitlichen Gewände und des Sturzes (Denkmalpflegezielstellung von 1987)gehandelt hat bleibt offen, da keine Fragmente mehr existieren. Bei den Sockelstücken wurde ein roter hellgeaderter Grünauer Marmor vermutet. Es ist eher denkbar, dass es sich dabei um roten Kalkstein analog zu den Gewänden im Paradeschlafzimmer bzw. im Audienzgemach gehandelt hat. Hier wurden die bereits gefertigten Neuteile in rotem Saalburger Marmor (Kalkstein) als Ersatz für den zur Bauzeit verwendeten roten Maxener bzw. rotem Grünauer Kalksteinentsprechend der erhaltenen Fragmente rekonstruiert. Die Farbigkeit der Kaminvorlageplatte ist nicht bekannt. Der Grauwert auf den historischen Fotos entspricht der Kaminarchitektur. Hier sollte ein zur Kaminarchitektur passender Naturstein gefunden werden. Dieser kann sowohl in der Farbigkeit des Kamins selber entsprochen haben. Ebenso ist ein grauer bzw. schwarzer Belag denkbar. Schwerpunkt der Natursteinauswahl liegt darin, ein Material zu finden, welches annäherungsweise die auf den historischen Fotografien entsprechenden Aderungen aufweist.


    Nicht zuletzt für diese Aufgabe (Materialauswahl) hat sich die Bischofswerdaer Firma schon sehr verdient gemacht. Die Sächsische Zeitung berichtete im Januar 2018 („Der Marmormann vom Dresdner Schloss"): Klick


    Eine ganz neue Ausschreibung beinhaltet:
    *Rabitzarbeiten für Eckparadesaal sowie 1. und 2. Vorzimmer*.

    Ausführungszeitraum
    Beginn:13.07.2018 Ende: 28.09.2018

    Dabei handelt es sich um die Herstellung der endgültigen Deckenkontur (Plafond und Hohlkehle)mittels Rabitztechnik. In Bezug auf den Eckparadesaal finde ich ganz interessant, dass im Text eine zusätzliche Verstärkung erwähnt wird zur (so wörtlich) „Lastabtragung Stuckrosetten“. Soll heißen, besagte Stuckrosetten (Durchmesser 2,60 bis 2,80 m) werden also auch rekonstruiert. Nach diesem historischen Foto (entstanden um 1920) waren es 5 Rosetten: Klick

  • Oktavian hatte hier im Schloss-Strang vor geraumer Zeit das nachstehende Bild (Visualisierung des 1. Vorzimmers) gepostet und dazu u.a. geschrieben:
    „Und das Ganze soll dann am Ende so aussehen (das Hauptgesims ist hier hoffentlich noch nicht der letzte Stand der Dinge):“


    Bildquelle: SIB

    Nunmehr kann ich erfreut mitteilen, dass das Hauptgesims in den beiden Vorzimmern und auch im Eckparadesaal mit der historischen Stuckatierung versehen werden (für Paradeschlafzimmer und Audienzgemach war das ja sowieso klar). Es gibt nämlich eine neue Ausschreibung des SIB, wie folgt betitelt:
    *Weißstuckarbeiten Hauptgesims Eckparadesaal, 1. + 2.Vorzimmer*
    Es geht um die Realisierung vor Ort - die Modellvorlagen dafür wurden bereits von Bildhauern geschaffen.

    Der Ausführungszeitraum ist wie folgt angegeben:
    Beginn:01.08.2018 Ende: 26.10.2018

    Lassen wir im Weiteren Bilder sprechen (Bildquelle jeweils SIB, sofern nicht anders angegeben):


    Eckparadesaal


    1. Vorzimmer


    2. Vorzimmer


    Die Stuckzonen im Hauptgesimsbereich der beiden Vorzimmer werden offenbar nicht vergoldet, wenn man nach den Visualisierungen geht. Dazu schrieb die Sächsische Zeitung am 22. Januar 2007:

    Zitat von Sächsische Zeitung

    Im ersten Obergeschoss des Nordflügels hat Hans-Christoph Walther sein Reich. Der Restaurator für Architekturfassung und Wandmalerei breitet Dutzende historische Fotografien vor sich aus. Daneben liegt ein Ordner, in dem er Zeichnungen abheftet. Seine Suche nach der einstigen Schönheit des Schloss-Inneren ließe sich am ehesten mit einem komplizierten Puzzle vergleichen, sagt Walther. „Es ist erstaunlich, wie viele Informationen noch vorhanden sind. In Dresdner Museen wird das Sammeln und Bewahren ernst genommen.“
    Mancher Befund der Experten wird auch den Finanzminister freuen. Walther und seine Kollegen haben nachgewiesen, dass einige Stuckdecken zwar vor Kriegsende 1945 vergoldet waren, nicht aber im 18. Jahrhundert. Wiederhergestellt werden soll jetzt der frühere Zustand, sagt der Restaurator. „Das spart Gold und Geld.“


    Und noch ein kurzer Blick auf den Ausgangszustand:


    Bildquelle: Schnappschuss aus der filmischen Dokumentation *Von der Ruine zum Richtfest*, herausgegeben1994 vom Sächsischen Finanzministerium

    Wir blicken hier auf die Nordwand des 2. Vorzimmers. Der Bauarbeiter (ganz links im Bild) kauert in Höhe der (nicht mehr vorhandenen) Geschossdecke zwischen 1. und2. OG. Ein riesiges Dankeschön an alle, die hier mitgewirkt haben und noch mitwirken werden. :anbeten:

  • Warum gibt es keine eigentlich keinen richtigen Deckenstuck oder Gemälde? Die Räume sind verglichen mit den meisten Residenzen so karg.