Ganz genau, das alte Renaissanceportal wurde an der Westseite verbaut, da die Durchfahrt der Schlossstraße im Zuge des Umbaus wesentlich erweitert wurde, um ihre Nutzbarkeit für den rollenden Verkehr zu verbessern.
Interessant in diesem Zusammenhang ist die Nutzung durch öffentliche Verkehrsmittel: Aufgrund des knappen Querschnitts der Schloss- und Seestraße (und zunächst der zu geringen Durchfahrtshöhe und -breite) wurde der Bau einer Straßenbahntrasse durch das Tor nie genehmigt, so dass die Straßenbahn, die seit 1881 zunächst mit Pferdetraktion, seit 1898 auch elektrisch mit Akkumulatoren die alte Augustusbrücke überquerte, den Umweg in Richtung Innenstadt über den Postplatz nehmen musste, ab 1882 kam auch die heute nicht mehr existente Strecke über den Neumarkt hinzu. Damit ist das Tor quasi mitverantwortlich dafür, dass nicht der eigentlich natürliche Knotenpunkt Altmarkt, sondern der am Rande der Altstadt gelegene Postplatz zum zentralen Umsteigepunkt der Dresdner Straßenbahn wurde, eine Funktion, die er bis heute behalten hat.
Bis 1913 durchquerte die letzte Dresdner Pferdeomnibuslinie, der sog. "5-Pfg.-Omnibus" Schloßplatz-Reichenbachstraße das Tor, 1914 trat die kurzlebige erste städtische Kraftomnibuslinie Dresdens Neustädter Bahnhof-Nürnberger Platz an ihre Stelle. Diese musste wegen Beschlagnahme der Wagen durch das Heer bereits wenige Monate später wieder eingestellt werden.
Der öffentliche Nahverkehr kehrte mit der Wiederaufnahme des Omnibusverkehrs am 1. März 1925 "in das Tor" zurück und hielt sich bis zum Jahr 1940, als wegen Treibstoff- und Reifenmangels der Busverkehr zunehmend aus der Innenstadt zurückgezogen wurde.
Seitdem, also nunmehr fast 75 Jahren, hat kein öffentliches Verkehrsmittel das Tor mehr passiert, und seit einigen Jahrzehnten ist es nur noch Fußgängern oder Gelegenheitsverkehr vorbehalten.
Voilà ein kleiner Exkurs in die Dresdner Verkehrsgeschichte zum Heiligen Abend. Hoffentlich war es nicht zu langatmig.
Frohes Fest allerseits!