• Zitat von "Oktavian"

    Außerdem ist es kein Schwan, sondern ein Pelikan.

    So ein Pelikan hat ja auch mythologisch einen etwas größeren Tiefgang, steht er doch u.a. für Jesus Christus.

    Wie passt das eigentlich in die allgemeine Ikonographie des Löwenportals?

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Könnte mir vorstellen, dass damit ausgesagt werden sollte, dass sich der Herrscher für sein Volk aufopfert genau wie der Pelikan, der seine Kleinen mit dem eigenen Blut füttert, genau wie Christus sich für uns geopfert hat. Auch der Löwe kann ja für Christus stehen. Aber wissen tu ich es nicht.

  • Nun habe ich mir doch nochmal die Mühe gemacht und ein Buch dazu gewälzt.

    Syndram, Dirk, Das Schloss zu Dresden. Von der Residenz zum Museum, München, Berlin 2001, S. 36.

    Zitat

    Allegorische Figuren stellten fürstliche Tugenden dar: eine Skulptur der Gerechtigkeit erhob sich über dem Rundtempel, zwei Genien verkündeten posauneblasend von der Balustrade den guten Ruf des Fürsten. Auf dem mit Halbsäulenpaaren dorischer Ordnung und einer kräftigen Rustika geschmückten Portikus standen die Darstellungen von Glaube, Großmütigkeit, Stärke und Dankbarkeit. Unterhalb des mit Löwenköpfen geschmückten Architravs bildete ein Pelikan den Schlussstein des Torbogens. Er verweist auf die Erlösung der Menschen durch den Opfertod Christi.

    Jetzt wissen wir also mehr!

    Es ist immer wieder erstaunlich, wie tiefsinnig das Bildprogramm an wichtigeren Gebäuden war. Eine Tradition, die im Historismus zwar an Kraft einbüßte, aber immer noch ungebrochen andauerte. Das Ornamentverbot des beginnenden 20. Jahrhunderts hat uns leider jeglichen Sinns für solche Feinheiten beraubt. Nun müssen wir uns gezwungenermaßen mit dem platten "Transparenz-ist Ausdruck-unserer demokratischen-Gesellschaft"-Argument trösten. Zumindest ist dies aber ein Zeichen dafür, dass ein Zuviel an Glas auch eine Art von Ornament sein kann, was nicht gerade für so machen Neubau zu sprechen scheint.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Zitat von "bilderbuch"

    Genau so ist es:
    Beim Krauskopfpelikan färbt sich während der Brutzeit das Gefieder im Kehlenbereich rötlich. Deshalb glaubten die Menschen der Antike, dass der Pelikan seine Brut mit Blut füttert.
    Eine Legende besagt dass, als der Pelikannachwuchs zu verhungern drohte sich ein Elterntier die Brust aufriss, um seine Nachkommen mit dem eigenen Blut/Fleisch zu ernähren - die Brut überlebte und das Elterntier starb. Abweichungen von dieser Version sind sicherlich möglich.

    In der christlichen Symbolik und Ikonographie sah man deshalb im Bild des opfernden Pelikan ein Symbol für Christus. Der Pelikan gilt als Symbol für den Opfertod Christi (Kreuzigung und Eucharistie) und als allgemeines Symbol für aufopfernde Dienste an Bedürftigen. Die Legenden um den Pelikan finden besonders in der mediävistischen Literatur und Kunst Beachtung und wurden dort gerne thematisiert. So wird sich sicherlich auch ein Regent als Aufopfernder für seine Untertanen gesehen haben und dies im geeigneten Maße künstlerisch festgehalten haben wollen.
    So auch am Portal des Dresdner Schlosses.
    :lehrer:

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Eine Frage, weil ich ev. vorhab, im Herbs nach DD zu reisen:
    ist der Große Schloßhof dzt für die Öffentlichkeit zugänglich?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Man kommt derzeit eigentlich nur da rein, wenn man auf den Hausmannsturm geht. Da muß man über den großen Schloßhof (und da auch nur die Westseite). Aber zum guck'n reichts :schockiert:
    Besagter Hausmannsturm hat aber nur von April - Oktober geöffnet. Also solltest bis spätetens Ende Oktober nach Dresden kommen..

  • Danke.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Auch danke.
    Noch eine Frage: führt auf den Hausmannsturm ein Aufzug (weil ich mit meinem alten Vater hinwill, der nicht mehr viele Stiegen steigen kann).

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • @Ursus Touristicus

    Ich weiß nicht, ob Du auch Lust hast einen kurzen Abstecher nach Moritzburg zu machen? Das große Jagdschloß an sich ist schon alleine sehenswert, aber das neu eröffnete Fasanenschlößchen ist – meiner Meinung nach – fast ebenso ein Muß wie das Grüne Gewölbe.

    Nach über 10 jähriger Sanierung und Rekonstruktion der Inneneinrichtungen (Tapeten, Sitzbezüge, Gemälde, Intarsienarbeiten (sic!) ist diese Kleinod wieder besuchbar. Allerdings nur mit Voranmeldung. Es dürfen hier pro Tag nur ganz wenig Besucher hinein. Ich war ca. zwei Wochen nach der offiziellen Wiedereröffnung drinnen, aber da fehlten noch ein paar Kleinigkeiten, die aber nun schon fertig sind. Wenn Du allerdings nicht mit dem Auto nach DD fährst, würde ich den Ausflug vermutlich weniger auf mich nehmen. Soviel ich weiß (aber bitte erkundigen), kann man auch vom Hauptschloß abgeholt und zum Fasenenschlößchen hingebracht werden.

    Geschichte | Barockschloss Moritzburg

    Tipp ad Weißer Hirsch: Wenn Du dorthin fahren solltest, dann besuche den Luisenhof, von dessen Terrasse Du einen schönen Ausblick über das Elbtal und Dresden hast. Einen ähnlichen Effekt hast Du auch von Restaurant im Schloß Eckberg (ist aber sehr teuer). Jedoch ist der unterhalb liegende Garten ein Paradies….

    Nett finde ich auch das Spitzhaus in Radebeul, aber da tue ich mir immer recht schwer mit dem Auto hinzufinden.

  • Mal wieder was Neues für die Freaks - ich muss sicherlich nicht erläutern, um was es sich handelt:


    Foto: Christian Eisenbarth, Saarbrücken

  • Boah, wat geil! Die Planungen dazu sahen doch vor nicht allzu langer Zeit noch viel schlichter aus, alleine wenn ich an die Decke denke, oder? Was darf man denn in Zukunft in diesem Bereich noch erwarten?
    Danke für das Schmankerl :) !

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • Zitat

    Boah, wat geil! Die Planungen dazu sahen doch vor nicht allzu langer Zeit noch viel schlichter aus, alleine wenn ich an die Decke denke, oder? Was darf man denn in Zukunft in diesem Bereich noch erwarten?

    Ja - das nun doch mit 95%iger Genauigkeit ermittelte spätestgotische Gewölbe ist ein Meisterwerk an einfühlender kunsthistorischer Analytik.

    Nun ja - die Steinarchitektur der Emporen wird wohl sicher historisch kommen, ebenso die berühmte geschwungene Sängerempore von Schütz, denn ohne die funktioniert ja der Raum nicht.

    Die einst kostbaren Ausmalungen an Decke und Emporen werden wohl mangels Doku nicht mehr kommen, es sei denn man erfindet sie irgendwann nach Analogien (à la Sgraffiten im Hof) neu.

    Kommen wird auf jeden Fall der Klengel-Altar (s. Schütz-Stich), der in Einzelteilen (originale antike Säulen!) noch vollständig erhalten ist.

    Rekonstruiert werden soll ja auch auf jeden Fall die Renaissance-Orgel von Fritzsche, ob allerdings auch mit rekonstruiertem Prospekt (Doku?) entzieht sich meiner Kenntnis.

  • Den Gedanken, daß die Schloßkapelle in der alten Form wiederkommen könnte, wagt man nicht, zu denken, geschweige denn, laut auszusprechen; es würde aufgrund der kulturellen und historischen Bedeutung einen der ganz großen Höhepunkte Dresdens sowie Sachsens überhaupt darstellen. Dieser Gedanke muß aber auch beinhalten, daß eine Rekonstruktion unter den besonderen Umständen, daß dieser Raum schon in der ersten Hälfte des 18. Jhd. in der Form, in der man ihn immer noch vor Augen hat, verändert und umgebaut wurde, daß ansonsten hauptsächlich nur 2 Kupferstiche sein Bild belegen und daß eine Reko anhand der Quellenlage naturgemäß nur bedeuten kann, diesen Raum so authentisch, als es nur irgendwie belegbar ist, rekonstruieren zu können. Wenn die Schloßkapelle wieder Dresdner Realität werden könnte, steht sie als Wirkungsstätte von Heinrich Schütz, also als Ort einer der Herzmitten geistlicher Musik des 17. Jhd. überhaupt, zum einen und als Ort einer für die Orgelbaugeschichte des 17. Jhd. einen Quantensprung darstellenden Orgelbau von Gottfried Fritzsche, ein extremst bedeutsames Instrument, bei dem ein rekonstruierender Neubau in großem Umfang möglich und realisierbar wäre, in einer zusätzlichen Verantwortung. Diese Verantwortung kann aber auch bedeuten, daß diesem Raum eine kulturelle Ausstrahlung möglich sein wird, zu der man in dieser Form kaum etwas vergleichbares finden wird. Dresden sollte sich vor Augen halten, daß die Schloßkapelle den Ruhm der Stadt in unfaßbarer Weise befördern kann und daß sie als Raum geeignet ist, dem Idealbild des barocken Dresden des 18. Jhd. einen würdigen Kontrapunkt als Verbildlichung des 17. Jhd. darzustellen. Diese Stadt braucht die Schloßkapelle.

  • Danke für diese tollen Neuigkeiten, Oktavian. Ich bin doch immer wieder überrascht, wie plötzlich Bereiche des Schloßes möglichst authentisch rekonstruiert werden, die ursprünglich nicht in Erwägung gezogen wurden, bzw. verworfen wurden. Eine positive Entwicklung, die dem hohen geschichtlichen Stellenwert dieses Gebäudes gerecht wird.
    Ich wünschte mir eine solche Entwicklung bzgl. der Innengestaltung der Bauten am Neumarkt, auch wenn dort sicher das Manko der fehlenden (oberirdischen) Originalsubstanz besteht und natürlich andere Investoren mit anderen Interessen bauen. Mit etwas gutem Willen kann man ja trotzdem ansehnliche Resultate erzielen, was Dachausformungen, neu entstehende Gewölbedecken (siehe AdF 16/17 oder British Hotel) oder sogar barocke Originalzitate (Barockdecke Rampische Straße 29) betrifft.

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • Nicht zu vergessen das Kurländer Palais.

    Mangels unzureichenden Wissens über die Schloßkapelle jedoch mit der Ahnung ob der Bedeutung derselben (sehr schön von Weingeist dargelegt) kann ich
    wieder einmal eine Niederwerfung zum Besten geben

    :anbeten:

  • Zitat

    Riesensaal im Dresdner Residenzschloss wird später vollendet

    «Die Fertigstellung wird ausgebremst, weil die Gelder knapp werden»

    Dresden (ddp). Die Vollendung des Riesensaals im Dresdner Residenzschloss als Teil der Rüstkammer verschiebt sich um rund drei Jahre. Statt wie geplant 2010 soll der größte Raum des Gebäudes erst 2013 fertig gestellt werden, sagte Architekt Peter Kulka am Wochenende der Nachrichtenagentur ddp. Kulka entwarf bereits das neue Foyer im Kleinen Schlosshof, die transparente Kuppel aus Stahlrauten und Membrankissen darüber und die Türckische Cammer....

    Weiter in der Quelle: open-report

    XFlipX

  • Nun verschieben die leeren Kassen auch die Fertigstellung des Dresdner Schloßes. Gleich um ganze 10 Jahre. :schockiert: Deutschland muß wirklich pleite sein.

    Zitat

    Der Bau gerät ab 2011 ins Stocken, weil der Freistaat die Investitionen radikal kürzt. Die Fertigstellung wird jetzt frühestens im Jahr 2023 möglich sein.

    Mindestens um zehn Jahre verschiebt sich der Abschluss des Wiederaufbaus des Dresdner Residenzschlosses. Geplant war die Fertigstellung für 2013. Doch nach den neuesten Plänen des sächsischen Finanzministeriums ist das nicht mehr zu schaffen.

    Die Sanierungen des Großen Schlosshofes, des Erdgeschosses im Ostflügel, der Umbau des Westflügels und des Nordflügels werden im kommenden Jahr gestoppt. Damit verschieben sich unter anderem der Bau des geplanten Museums über das Leben August des Starken, über die Geschichte des Schlosses, das Porzellanzimmer im Hausmannsturm sowie das Restaurant im Ostflügel. Nur der Riesensaal als ein Teil des Museums der Rüstkammer dürfte fertig werden. Allerdings statt 2012 erst 2013.

    Der Grund: Das notwendige Investitionsgeld von rund 85Millionen Euro wird vom Finanzministerium radikal gekürzt. Der Haushaltsplan des Freistaates für die Jahre 2011 und 2012 sieht vor, im kommenden Jahr nur noch sechs und im darauffolgenden Jahr vier Millionen Euro in das Museumsschloss zu investieren. In diesem Jahr standen noch rund 15Millionen Euro für den Bau zur Verfügung. Der Landtag muss über den Entwurf noch abstimmen. Doch in den vergangenen Wochen wurden sächsischen Handwerkern bereits die Aufträge gekündigt.

    Schsische Zeitung [online] - Dresden: Dresdner Schloss wird zehn Jahre spter fertig