• Zitat von "Harmonica"

    Wie schön, BautzenFan, dass du bei deiner Analyse vom 15.9.2007 voll daneben lagst:


    :zwinkern:

    Habe mich selten sooo gern geirrt wie hierbei :D
    Andererseits – zu meiner „Ehrenrettung“ ( :zwinkern: ) sei anzufügen – ich war auf der richtigen Fährte. Mir kam ja wie geschrieben, der Kostenvoranschlag extrem hoch vor (für die Prämisse: moderner Ausbau, analog wie im bereits fertigen 3. und 4. OG des Georgenbaus) und ebenso der im Ausschreibungstext angegebene doch ziemlich lange Bauzeitraum. (Zitat aus dem betreffenden Beitrag):

    Zitat

    …Wenn man nun mal den „Quadratmeterpreis“ aus dem 3. und 4. OG (3,5 Mio für 2 x 750 qm) auch für das 1. und 2. OG „ansetzt“, dann kommt man für die hier auszubauenden 1800 qm auf 4,2 Mio (eigentlich weniger, denn wie gesagt ist hier ja kein Dachbau erforderlich). Laut Ausschreibung wird die Kostenschätzung aber mit 12,86 Mio beziffert.
    Die tatsächliche Frage, die mich bei diesen Grübeleien umtreibt: Erfolgen vielleicht doch schon Teilmaßnahmen für eine spätere Rekonstruktion des Kleinen Ballsaales? Zum Beispiel Wiederherstellung der – vermutlich nicht vollständig zerstörten – Marmornischen. In diesem Zusammenhang wäre natürlich superinteressant, wie sich der Zerstörungszustand im Bereich 2. OG darstellte und inwieweit man hier beim Wiederaufbau eventuell Erhaltenes „konserviert“ oder ausgebaut hat. Wenn man sich diverse Ruinenbilder des Georgenbaus anschaut, entsteht der Eindruck, dass hier die Decken des 2. OG nicht heruntergestürzt sind, wahrscheinlich sogar die Decken des 3. OG erhalten waren.

    Zu letzterem Aspekt hieß es übrigens in der jüngsten Meldung (hier Zitat dresden-fernsehen, wurde aber auch in anderen Quellen so gebracht):

    Zitat

    Auch der kleine Ballsaal soll rekonstruiert werden. Hier stehen neben den Primärfunden, Fotos, altes Stuck- und Mamormaterial zu Verfügung.

    Es scheint also tatsächlich so zu sein, dass es in diesem Raum doch etwas mehr Futter für die Bauarchäologen gab.

  • Aus der heutigen SZ:


    Schsische Zeitung [online]

    Bilder: Schsische Zeitung [online]

    und...

    Zitat

    Das Schloss wird zum Zentrum

    Neue Nachrichten zum Bau des Residenzschlosses lassen aufhorchen: Die Schäden am Stallhof nach dem Brand des Weihnachtsmarktes werden beseitigt. Der mittelalterliche Markt soll im Dezember wieder im Stallhof stattfinden. Das durchsichtige Dach soll endlich auf den Kleinen Schlosshof.

    Letzteres wurde lange angekündigt und wird eine der spektakulärsten Konstruktionen, die Dresden je gesehen hat. Denn die moderne Dachkonstruktion erfordert komplizierte Planungen für das alte Gemäuer. Dass aber das Museumsschloss ein Foyer für die Tausenden von Besuchern braucht, steht außer Frage, viel zu eng ist die jetzige Eingangszone vor dem Historischen Grünen Gewölbe.

    Und, dass sich der Freistaat durchgerungen hat, den Weihnachtsmarkt im Stallhof zu belassen ist eine gute Entscheidung. So wächst das Schloss weiter zum neuen Zentrum der Stadt.


    Schsische Zeitung [online]

    und..

    Zitat

    Baustelle Schloss: So geht es weiter

    Bau: Das 1555 geschaffene „Schöne Tor“ wird an seinen Platz als Portal der Schlosskapelle gesetzt (992000 Euro). Der Kleine Schlosshof wird mit einem Membrandach überwölbt (4,5 Millionen Euro). Der Zwischenflügel Nord wird für die Rüstkammer ausgebaut (7,6Millionen).

    Planung: Schwerpunkte sind die Gestaltung des Großen Schlosshofs (2008 bis 2011, rund 8,6 Millionen Euro), der Paraderäume im Westflügel (ab 2008, rund 16 Millionen Euro), der Kleine Ballsaal im Georgenbau (bis 2013, rund drei Millionen Euro).

    Mehr Infos: „Die Rückkehr des Dresdner Schlosses“ (Edition SZ, 19,90 Euro)

    http://www.sz-online.de/schloss


    Schsische Zeitung [online]

  • Hallo Freunde,

    ich weiß ja nicht, wie Ihr über das Membrandach über dem Kleinen Schloßhof denkt. Es ist ja in dieser Form die einzige Möglichkeit, hier ein Foyer zu schaffen (wenn man denn das überhaupt will). Ich denke, Kulka hat sich hier echt bemüht und das Dach wird den kostbaren Hof nicht zerschneiden (wie ursprünglich von einem anderen Architekten angedacht), sondern elegant überfangen.
    Jetzt fiel mir bei den Fotos in der SZ auf, daß in der Simulation das Dach nochmals abgeflacht worden ist (im Vergleich zu dem Foto auf der neumarkt-dresden.de-Seite). Also ich finde das gut, dann sieht man das Dach vom Zwinger aus (und nur von dort ist es problematisch - nicht vom Neumarkt oder der Schloßstraße aus) nicht so sehr...

    Vielleicht kann ja einmal jemand es aus der SZ abscannen und hier im Vergleich reinstellen...

    LG

  • Ich frage mich warum der Kran wieder im Großen Schlosshof aufgestelt wird. (Am Besten man haut nochmal eine Schneise dafür ins Gebäude :zwinkern: )
    Kann man den nicht vor den Bärenflügel stellen?

    Der Satz

    Zitat

    Die Stahlträger-Decke über den Köpfen der Besucher zeigt, dass nicht überall nach historischem Vorbild gebaut wird. Hier soll später einmal die Rüstkammer einziehen.

    ist auch wieder etwas lächerlich, wenn man bedenkt, wieviel % der Räume historisch ausgestaltet werden...

    @Oktavian
    Wäre das denn nicht möglich gewesen ein Dach aus Teflonhaut (wie am Hauptbahnhof) zu bauen, der den hof nicht überspannt sondern sich nach unten wölbt (dann natürlich mit Regenwasserabflussin der Mitte)?

  • Im März 2007 hatte Ludwig Coulin (Niederlassungsleiter SIB) in einem Interview für die DNN die Aussage getroffen (ungefähres Zitat): „dass nunmehr – nach Schließung der Baulücke im Ostflügel - der Feinschliff an den Fassaden ansteht, wobei Künstler bereits die Vorlagen für die Ost- und Südfassade schaffen“. Zu diesen Arbeiten gehörte auch die Herstellung eines sehr detailgetreuen Modells (was mir und vermutlich auch euch erst durch die gestrige Berichterstattung zur Kenntnis gekommen ist). Dass dieses Modell zur Verdeutlichung des Raumeindrucks primär der drei neuen Fassaden im Großen Schlosshof dient, wird anhand dieses Fotos klar (aus der SZ-Serie, die Hyade heute verlinkt hat):

    http://www.sz-online.de/bilder/2008_01…5_614493618.jpg

    An dieser Stelle, beim Betrachten des Gesamtmodells, muss ich erst mal gedanklich „abschwenken“ – vor Ehrfurcht und Begeisterung. Hier, im Großen Schlosshof, ist ein kleines Stück Dresdner Altstadt dabei, schöner wieder aufzuerstehen als vor der Bombennacht. Und das bei dem Ausgangszustand. Erinnert ihr euch noch an die schon einmal zitierte Beschreibung eines Journalisten aus dem Sommer 1987?

    Zitat

    Sächsische Zeitung vom 5. Juni 1987
    Titel: Schlossprotokolle 1987
    Untertitel: Notiert bei einem neuerlichen Besuch im Dresdner Schloss und bei Gesprächen mit Leuten vom VEB Gesellschaftsbau der Elbestadt

    Seit ich das erste Mal (angemerkt wurde: das war Juli 1986) durch das klaffende Loch auf der Ostseite, dort wo sich früher der Riesensaal erstreckte, die Schlossruine betreten habe, ist knapp ein Jahr vergangen…
    Wieder betrete ich das Schloss durch die für den Kran geschlagene Öffnung. Wieder bin ich beklommen ob des Eindrucks der Ruine. Hier im Inneren, im Schlosshof, ist der Eindruck noch immer viel erschütternder als draußen, wo teilweise an der Schlossfassade noch der freundliche Putz zu sehen ist. Hier braucht man nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, wie der Feuersturm im Geviert tobte, den Sandstein teilweise auseinander sprengte, meterdickem Mauerwerk tiefe Risse beifügte, Stahlträger verbog. Vor allem der Südflügel des Großen Schlosshofes zeigt sich unverändert mit seinen bizarren Ruinen, den Bäumen in den Trümmern und den dort nistenden Tauben…

    Aber zurück zum eigentlichen Thema.
    Wir können wohl davon ausgehen, dass besagtes Modell bezüglich der eingegangenen Detaildarstellungen den aktuellen Entscheidungsstand widerspiegelt. Dies vorausgesetzt ergeben sich einige bedeutsame Erkenntnisse zu diversen Aspekten, über die hier im Forum in der Vergangenheit spekuliert worden ist.
    Ich werde nachfolgend aufzählen, was mir so im Einzelnen aufgefallen ist (über Ergänzungen würde ich mich freuen).

    Das erste, was mir sofort ins Auge stach, war der farbig gestaltete Altan (siehe Beitrag von gestern). Hier ein sehr schönes Nahbild:

    http://www.sz-online.de/bilder/2008_01…5_932211813.jpg


    Eine weitere „visuelle Auffälligkeit“ war der Umstand, dass alle Giebel analog wie bereits an der Westseite geschehen mit diesen Skulpturen geschmückt sind. Im Falle der Nord- und Südseite ist das natürlich sehr erfreulich, aber noch nicht sensationell. Ganz anders im Fall des Ostflügels!!! Dazu muss ich noch einmal an einen Passus aus einem Beitrag vom Spätsommer vorigen Jahres erinnern (beide Fotos im folgenden Zitat stammen von Hyade).

    Zitat

    Vergleichen wir zunächst mal die beiden Hofgiebel an der Westseite bzw. an der Ostseite. Der Westgiebel wurde als erster Giebel fertig gestellt (mit dem Westflügel hatte man ja 1985 begonnen), aufgrund des zeitigen Bautermins erfolgte die Realisierung der Giebelfront 1 : 1 nach alter Planung:

    Nun zum Vergleich der gegenüberliegende Giebel an der Ostseite (erst vor kurzem abgerüstet), hier wurde der unmittelbare Vorkriegszustand realisiert und damit die ehemalige Planung verändert:

    Am erst kürzlich fertig gestellten Ostflügel (Bauprojekt von Kulka) hat man die Postamente der Skulpturen doch aber gar nicht frei gelassen??? Was sagt uns das? Egal, ob es sich bei dem betreffenden Detail (*Belassen des realisierten Zustandes* versus *Schaffung und Aufstellung der Skulpturen*) im Modell um eine schon bestätigte „Änderung“ handelt (was ich sehr hoffe) oder erst um eine „Diskussionsgrundlage“ der für den Fassadenentwurf verantwortlich zeichnenden Künstler – in jedem Fall ist das ein eindeutiges Indiz dafür, was hier im Hintergrund für Grabenkämpfe ablaufen. Und dann, achtet mal auf die geometrische Form des Ostgiebels im oberen Bereich (ich meine die in den Hyade-Fotos grün umrandeten Partien). Liegt es daran, dass ich sehe, was ich gern sehen möchte, oder ist der Giebel im Modell tatsächlich nicht in der „gestauchten“ Form konturiert sondern analog geformt wie der Westgiebel? Ich bin mir nicht ganz sicher. Was meint ihr?

    Noch einmal das Vergleichsbild:
    http://www.sz-online.de/bilder/2008_01…5_614493618.jpg


    Zu einem weiteren Punkt. Auch dabei zunächst zur gedanklichen Anbindung ein Zitat aus einem Forumbeitrag:

    Zitat

    Beitrag vom 26.08.2007

    Das folgende Bild zeigt den mittleren und westlichen Teil der Südwand im Großen Schlosshof, rechts sieht man den südwestlichen Treppenturm. Die Aufnahme stammt etwa aus dem Jahr 1987. Betrachtet bitte mal die Zone im Bereich des mit Pfeil markierten Reliefs. Rechts daneben erkennt man einen mit Wildwuchs überwucherten „Haufen“. Das könnte natürlich ein restlicher Schuttberg sein. Andererseits: Der Bauschutt auf dem Hof war ansonsten durchgängig längst ausgeräumt worden (zum Zeitpunkt der Aufnahme). Es wäre also auch möglich, dass sich darunter irgendein architektonisches Element verbirgt (Brunnen?).


    Bildquelle: Filmische Dokumentation „Das Dresdner Schloss – Von der Ruine zum Richtfest“;
    Herausgegeben vom Sächsischen Finanzministerium

    Das Problem hierbei war, dass es offenbar kein Foto gibt (von denen, an die ich „rankomme“), das den Vorkriegszustand im mittleren Bereich der südlichen Hoffassade abbildet. Anhand des neuen Modells sieht man nun aber, dass das offenbar tatsächlich ein Brunnen war. Das oben mit blauem Pfeil markierte Relief wird man aber wohl – da stilistisch nicht zu den Sgraffitomalereien „passend“, nicht wieder anbringen. Hier noch einmal das Modellfoto, die Südfassade erscheint dort im rechten Bereich.

    http://www.sz-online.de/bilder/2008_01…5_614493618.jpg


    Letzter Punkt, wieder einleitend mit einem Zitat (geschrieben zu einem Hyade-Foto vom 24.12.2007):

    Zitat

    (Mein damaliger – voreiliger – Kommentar: )
    War aber gleich wieder etwas „betrübt“: Das Gerüst am Hausmannsturm (zu sehen in Deiner vorletzten Schlossserie) ist wieder abgebaut, aber von Baufortschritten am Altan ist nichts zu sehen.

    Im Video war nun durch Ludwig Colin zu vernehmen, dass in Vorbereitung der Wiedererschaffung des Altans an dem zugehörigen Fassadenbereich der Putz abgeschlagen worden ist – Jetzt sehe ich es auch (im Sinne von: Jetzt erst, nach diesem Hinweis). Also dafür stand das Gerüst im Sommer. Es bleibt festzuhalten: Auch der Altan ist in der heißen Realisierungsphase.

  • Zitat

    Am erst kürzlich fertig gestellten Ostflügel (Bauprojekt von Kulka) hat man die Postamente der Skulpturen doch aber gar nicht frei gelassen??? Was sagt uns das? (...) Und dann, achtet mal auf die geometrische Form des Ostgiebels im oberen Bereich (...) Liegt es daran, dass ich sehe, was ich gern sehen möchte, oder ist der Giebel im Modell tatsächlich nicht in der „gestauchten“ Form konturiert sondern analog geformt wie der Westgiebel? Ich bin mir nicht ganz sicher. Was meint ihr?

    Falsche (d. h. 19. Jh.-) Giebelspitzen sind ein Planungsfehler von Kulka!!! Wird rückgebaut :lachen:
    Die niedrigere Höhe im Vergleich zum Westflügel-Giebel ist historisch seit der Renaissance so gewesen... :idee:

    Bitte Ruuuhe bewahren :ueberkopfstreichen: ...Alles wird gut...

  • @Oktavian
    Vielen Dank für die Info betreffs der historisch richtigen Giebelkontur am Ostflügel.
    Beim anderen von dir angesprochenen Punkt bin allerdings etwas verwundert - ein Planungsfehler? Oder meintest Du einen "Planungsfehler" (also in ironischer Bedeutung)?. So was fällt doch sofort ins Auge, es gibt doch garantiert eine seitens des Bauherrn eingesetzte Bauüberwachung, die bei solchen Projekten natürlich auch schon in der Phase der Erstellung der Ausführungsunterlagen aktiv wird.

  • ....tjaaa... ich habe mich ja auch sehr gewundert, aber ganz offensichtlich gibts dies nicht. Und was "klassisch" moderne Architekten hinsichtlich Rekos können, das weißt Du ja....
    ...na ja... mit unsern Steuergeldern wirds wieder rückgebaut.... ;)

  • Zitat von "Oktavian"

    Falsche (d. h. 19. Jh.-) Giebelspitzen sind ein Planungsfehler von Kulka!!! Wird rückgebaut :lachen:
    Die niedrigere Höhe im Vergleich zum Westflügel-Giebel ist historisch seit der Renaissance so gewesen... :idee:

    Bitte Ruuuhe bewahren :ueberkopfstreichen: ...Alles wird gut...

    Noch eine Frage: Sind die Fenster im Gedrungenen Giebel in der zweiten "Reihe" voon Oben schon immer viereckig gewesen, oder ist das auch ein Planungsfehler?

    ...kantige Kuben beginnen sich plötzlich zu drehen, Säulen bekommen durch Schrägstellen eine wohltuende Dynamik und mehr denn je werden spielerisch mit Materialität und Oberflächentexturen neue Ufer ausgelotet.

  • Zitat

    Noch eine Frage: Sind die Fenster im Gedrungenen Giebel in der zweiten "Reihe" voon Oben schon immer viereckig gewesen, oder ist das auch ein Planungsfehler?

    Richtig - nochn Planungsfehler... hatte ich auch nicht gesehn.. :peinlich:

    youngwoerth
    Danke für die lobende Erwähnung!! :bussigelb:

  • Ich möchte heute die Darlegungen über die Brückenübergänge am Schloss fortsetzen. Zunächst ein paar kurze Ergänzungen zum letzten Beitrag. Beginnen wir mit den nicht funktionierenden Foto-Links, hier sind sie noch einmal (zur gedanklichen Anbindung incl. der zugehörigen Textpassage):

    Zitat

    In summarischer Wertung der beiden letzten Textzitate ist zu schlussfolgern, dass mit Ausnahme der kupfernen Dachplatten wohl die weitaus meisten Teile der originalen Kupferverkleidung nach fachmännischer Aufbereitung und Restaurierung wieder verwendet werden konnten.

    Dazu folgendes Detailfoto:
    http://www.dresden-und-sachsen.de/dresden/pics/s…rueckehofki.jpg

    Man blickt dort übrigens auf die zum Theaterplatz liegende Front (der Fotograf stand mit dem Rücken zur Schinkelwache). Dazu noch folgender Auszug aus einer Pressemitteilung des SMF vom August 2000:

    Zitat

    Am Donnerstag, den 24. August 2000, wird der Schriftzug "A.R." des Bekrönungselementes am Übergang zwischen dem Dresdner Schloss und der Kathedrale vergoldet. Das genannte Bekrönungselement ist Teil der Fassade des Übergangs, welche in Richtung Theaterplatz zeigt.
    Um 9.00 Uhr beginnt der Dresdner Malermeister Volker Müller, der mit der Ausführung beauftragt wurde, 24-karätiges Naturgold auf die Buchstaben zu bringen.

    Hier eine Großaufnahme des Bekrönungselementes (Seite zum Schlossplatz):
    http://www.bildindex.de/bilder/MI09539b09a.jpg

    Und noch der zweite, letztens nicht funktionierende Bildlink:
    http://www.dresden-und-sachsen.de/dresden/pics/hofki_bruecke.jpg

    Abschließend zum Kathedralen-Übergang möchte ich noch eine Information aus der Lokalpresse ergänzen. Die SZ wusste unter Bezug auf das Finanzministerium zu berichten, dass:
    „die Brücke nicht für eine öffentliche Nutzung vorgesehen ist.“
    Heißt also, das Brückeninnere wird auch später (nach Beendigung der Baumaßnahmen am Schloss) nicht zu den öffentlich zugänglichen Bereichen gehören.


    Kommen wir nun aber zu Brücke Nummero zwo, die als Verbindungsgang zwischen Schloss und Taschenbergpalais diente. Es war im Forum schon einmal thematisiert worden, dass der jetzige Übergang einen funktionell analogen Vorgängerbau aus dem 18. Jahrhundert ablöste. Dazu Dirk Syndram in [L 1]:

    Zitat

    Mit Beginn der Erweiterung des Taschenbergpalais wurde dieses Kronprinzenpalais bereits 1755 über einen zweigeschossigen Gang im ersten und im zweiten Obergeschoss mit dem einstigen Bürgerhaus (Anm.: =Gervsches Haus) auf der gegenüberliegenden Seite der Gasse am Taschenbergberg verbunden.

    Dieses Bauteil von 1755 bestand bis zum Schlossumbau unter Dunger und Fröhlich. Hier eine fotografische Aufnahme, die kurz vor Beginn des Abbruchs entstanden sein muss (der Fotograf, übrigens unser schon bekannter Herr Donadini, stand mit dem Rücken zur Schlossstraße):


    Bildquelle: bildindex der Kunst und Architektur

    Aber zurück zum obigen Syndram-Zitat. Dieser Passus beinhaltet nämlich scheinbar einen Anachronismus. Warum? Hierbei muss man sich die Baugeschichte des Taschenbergpalais erinnerlich machen, das ja – ebenso wie der heutige Gesamtkomplex des Schlosses - nicht in einem „Zug“, sondern etappenweise entstand, wobei die einzelnen Trakte zudem immer wieder umgebaut wurden.
    Die Literaturquelle [L 2] (übrigens sehr zu empfehlen) beinhaltet eine sehr detaillierte Chronologie zur Baugeschichte des Taschenbergpalais. Das so genannte Hauptvordergebäude entstand bereits Anfang des 18. Jahrhunderts als standesgemäßer Wohnsitz der Gräfin Cosel. Ab 1756 begannen dann umfangreiche Baumaßnahmen zur Erweiterung des Palais (Ost- und Westflügel). Dazu gehörte (Zitat aus der Chronologie in [L 2]):

    1763/71 – Errichtung des Zweiten Flügelgebäudes

    In einem in [L 2] integrierten Strukturschema ist besagtes *Zweites Flügelgebäude/Ostflügel* mit der Nummer 4 gekennzeichnet (Skizze folgt weiter unten). Genau dies ist aber nun der Flügel, an dem die bereits 1755 erbaute Brücke zum Schloss anbindet. Man muss dazu wissen, dass diverse Bürgerhäuser in den sukzessive entstandenen Baukörper des Palais integriert worden sind, also offenbar auch im Bereich der Nordostecke, dort, wo die Brücke mündet.

    Einschub
    Der gesamte Aspekt des Übergangs Taschenbergpalais/Schloss ist in dem ansonsten sehr detaillierten Buch [L 2] nicht thematisiert. Die Jahreszahl 1755 als Baujahr der ersten Brücke findet sich, wie gesagt, bei Syndram. Die betreffende Angabe ist aber auch im Gurlitt ([L 4] zu lesen und wurde dort vermutlich von Syndram entnommen. Ich will nun um Gottes willen nicht die beiden Fachautoren anzweifeln, muss aber darauf hinweisen, dass meine Interpretation bezüglich eines im Bereich Ostflügel integrierten älteren Gebäudes lediglich auf der zeitlichen Chronologie basiert, dass nämlich die Brücke bereits einige Jahre vor der „Errichtung“ des Ostflügels existierte.

    Zur Ergänzung die betreffende Textstelle im Gurlitt [L 4]:

    Zitat

    Der Umbau des ganzen Palais vollzog sich in mehreren Absätzen seit 1756, nachdem man 1755 das Schloss in den beiden Hauptgeschossen durch einen brückenartigen Gang mit dem Palais verbunden hatte.

    Drei in den Palaiskomplex „einbezogene“ Häuser sind in dem genannten Schema in [L 2] risslich veranschaulicht. Ich habe die betreffenden Umrisse mit hellblauen Linien in einem anderen Basisplan „zugelegt“ (geschätzt nach Augenmaß):


    Bildquelle: [L 3]

    Es handelt sich um das Legersche, Rödersche und Fladische Haus, wobei deren Hintergebäude allerdings abgebrochen, also nicht einbezogen worden sind. Als interessanter Fakt ist in diesem Zusammenhang zu erwähnen, dass von den südlichen Palaisteilen ziemlich genau der Gebäudeabschnitt mit dem integrierten „Altbestand“ im Ergebnis des Bombardements 1945 regelrecht pulverisiert wurde (entsprechender Hinweis in [L 2]). Dazu folgendes Foto aus dem Jahr 1953, die zugehörige Blickperspektive ist im obigen Plan mit einem roten Pfeil veranschaulicht:


    Bildquelle: bildindex der Kunst und Architektur

    Aber zurück zu unserer Brücke. Schlossseitig mündete dieser Übergang in das so genannte Gervsche Haus, ein Bürgerhaus aus der Renaissance-Epoche, das im 18. Jahrhundert (Bau der ersten Brücke) im Besitz des Hofes war. Gemäß historischem Grundriss hatte der weiterführende Korridor innerhalb des Gervschen Hauses im mittleren und hinteren Abschnitt etwa die gleiche Breite wie im Innern der Brücke, im vorderen Abschnitt war er etwas breiter (zuschnittbedingt).

    Springen wir nun in das Jahr 1892, als im Rahmen des großen Schlossumbaus die Teilmaßnahme *neuer Südflügel* in Angriff genommen wurde. Vorbereitend erfolgte der weitgehende Abbruch der Bürgerhäuser entlang der Gasse am Taschenberg, und damit auch des historischen Übergangs zum Taschenbergpalais. Die neue Brücke wurde bekanntlich nur eingeschossig ausgeführt.

    Das Bombardement 1945 führte glücklicherweise nicht zu erheblichen Beschädigungen (dies aber natürlich nur als Relativbewertung zu anderen Bauteilen des Schlosses). Das folgende Foto zeigt den Zustand in den Nachkriegsjahren (Aufnahme von 1951 mit Trümmerbahn):


    Bildquelle: bildindex der Kunst und Architektur

    Der äußere Wiederaufbau im westlichen Bereich des Südflügels (Abschnitt mit dem Übergang) war Ende 1996 abgeschlossen.
    Seitdem zeigt sich die Brücke – liebevoll bis ins Detail restauriert – wieder in alter Pracht:


    (eigenes Foto)

    Bezüglich der Zugänglichkeit dieses Übergangs wusste die Sächsische Zeitung am 1. August 1994 folgendes zu berichten:

    Zitat

    …Unübersehbares tut sich am jüngsten Teil des Schlosses, dem Südflügel. Die beiden Ecktürme sind vollständig eingerüstet. Nun ist bis Ende des Jahres Tempo gefragt. Die Fassade liegt dem Taschenbergpalais gegenüber. Damit stehen die Bauleute des Schlosses unter Zugzwang. Sie möchten den künftigen Bewohnern des Luxushotels den Anblick einer schönen Fassade bieten. Mehr noch ist in Vorbereitung. Der brückenähnliche Übergang vom Schloß zum Palais soll ebenfalls bis Jahresende saniert sein. Zur Zeit überlegt der Bauherr des Taschenbergpalais, ob nicht künftig ein tatsächlich begehbarer Übergang zwischen Schloß und Palais eingerichtet werden sollte. Im Staatshochbauamt hieß es dazu, dass man überlege.

    Meines Wissens sind diese Wünsche abschlägig entschieden worden. Es ist aber durchaus möglich, dass man besondere Ehrengäste vielleicht ausnahmsweise doch diesen königlichen Weg beschreiten lässt.


    Literaturquellen:

    [L 1] – Dirk Syndram „Das Schloss zu Dresden, Von der Residenz zum Museum“, 2001

    [L 2] – Das Taschenbergpalais zu Dresden, Geschichte und Wiederaufbau der Sächsischen Thronfolgerresidenz, 1995 (Sammelband mit wissenschaftlichen Aufsätzen verschiedener Autoren

    [L 3] – Baubroschüre „Das Dresdner Schloss, Sicherung der Bausubstanz“, 1989
    herausgegeben vom VEB Gesellschaftsbau

    [L 4] – Cornelius Gurlitt „Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen“, 1901

  • Dem kann ich mich nur anschließen. Wie immer informativ, mit Liebe zum Detail und der nötigen Portion Besessenheit! :)

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • Zitat

    Bilder von dem Innenleben der Übergänge und auch von den Räumen aus gibt es wohl nicht?

    Zumindest habe ich noch keine gefunden. Leider ist der umfangreiche Fotobestand des Instituts für Denkmalpflege nicht im Netz präsentiert. Da beide Brücken aus neuerer Zeit stammen (1890er Jahre), gibt es darüber bestimmt irgendwelche Unterlagen, die eine Vorstellung über die Innengestaltung ermöglichen; wenn keine Fotos, dann doch sicher Baupläne bzw. Entwurfszeichnungen.


    Von den Gängen, die das Schloss mit angrenzenden Gebäuden verbunden haben bzw. heute noch verbinden, war hier im Forum einer überhaupt noch nicht im Gespräch – und zwar ausgerechnet der älteste. Allerdings handelt es sich dabei nicht um eine Brücke, sondern um einen unterirdischen Verbindungsgang zwischen Schloss und Kanzleihaus. Er verläuft unmittelbar südlich des Georgenbaus und stammt aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Schlossseitig mündet er im östlichen Kellerbereich des „Alten Hauses“. Die Türgewände dort sind wohl noch original aus der Entstehungszeit erhalten.

    In den diversen Abhandlungen über das Schloss habe ich noch nie etwas über diesen Gang gelesen. Eine Ausnahme bildet lediglich das Buch von Reinhard Spehr über die im Zeitraum von 1982 – 1990 durchgeführten Ausgrabungen [L 1]. Allerdings ist auch dort der Gang nur peripheres Thema (ohne textliche Abhandlung). Man kann aber aus den sehr detaillierten Risszeichnungen diverse Maßangaben entnehmen bzw. abgreifen. Die Decke des Ganges weist demnach eine Bogenwölbung auf, wobei die Scheitelhöhe etwa 2,1 m beträgt. Die lichte Breite erreicht nur ca. 1,75 m.
    In den Plandarstellungen aus DDR-Zeiten ist der Gang im offenen Zustand dargestellt (also nicht zugeschüttet). Dass Spehr Bemaßungsdaten bis in den Bereich der Schlossstraße hinein angibt, kann als zusätzliches Indiz dafür heran gezogen werden, dass der Gang begehbar sein muss. In der nachstehenden Plandarstellung für das Kellergeschoss ist der Verlauf gut auszumachen:


    Bildquelle: bildindex der Kunst und Architektur

    Das Kanzleihaus ist einige Jahre nach Errichtung des Moritzbaus entstanden, und zwar zwischen 1565 und 1567. Offenbar (Angabe bei Spehr für den Gang: Mitte 16. Jahrhundert) ist der Gang zur gleichen Zeit gebaut worden.

    Seit dem Grundstückstausch mit der Katholischen Kirche in juristischer Vorbereitung des Wiederaufbaus des Kanzleihauses (Grundstücke der so genannten Geistlichen Häuser an der Schlossstraße gegen Grundstück Kanzleihaus) gibt es nunmehr erstmalig 2 unterschiedliche „Hausherren“ für das Schloss bzw. das Kanzleihaus. Vorher waren ja beide im Besitz des Hofes bzw. des Landes. Für den Gang hat dies aber keine „Konsequenzen“ (bezüglich der „Zutrittsrechte“. Die östliche Gangmündung liegt nämlich unterhalb des in den 1960er Jahren neu errichteten Treppenhauses für den Georgenbau, das heißt, auch heute befinden sich beide Gangöffnungen im Bereich von „Landesimmobilien“.
    Nur zur Orientierung: Im obigen Grundriss des Kellergeschosses ist das Kanzleihaus nicht integriert, lediglich der – natürlich ziemlich kleine – Bereich des angebauten Treppenhauses.


    Nun noch ein Nachtrag zu einem weiteren Verbindungsgang, der schon einmal im Rahmen der Beiträge über den großen Schlossumbau (1889-1901) thematisiert worden war. Zur gedanklichen Auffrischung eine kurze Wiederholung zur diesbezüglichen Baugeschichte. Der folgende, schon mehrfach gezeigte Kupferstich zeigt die bauliche Situation im Außenbereich des südwestlichen Schlossareals.


    Bildquelle: bildindex der Kunst und Architektur

    Wir blicken hier auf den westlichen Abschnitt der Südfassade des Moritzbaus im Zustand Ende des 17. Jahrhunderts – die Fassaden trugen damals noch ihren Sgraffitoschmuck. Bei dem Gebäude am linken Bildrand handelt es sich um das 1667 eröffnete Commoedienhauß, ein Bau, der Klengel zugeschrieben wird. Dieses Gebäude, übrigens nach dem Wiener Pendant der zweite „feste“ Theaterbau Europas, diente später als Archivgebäude und wurde ab 1888 in Vorbereitung des großen Schlossumbaus abgebrochen. Auf der so entstandenen Freifläche wurde dann einige Jahre später der Wettinobelisk aufgestellt.
    Über das Gebäude am rechten Bildrand (das mit dem geschweiften Dach) schweigen die schriftlichen Quellen. Es wird u. a. aufgrund stilistischer Merkmale gleichfalls Klengel zugeschrieben, ebenso wie der an die Südfassade des Moritzbaus angebaute Kolonnadengang, der als Verbindung zwischen beiden Gebäuden diente. Von diesem säulengetragenen Gang hat sich die westliche Hälfte (bezogen auf den Kupferstich ist das die „linke“ Hälfte) bis heute erhalten. Anfang des 18. Jahrhunderts erfolgten weitere Anbaumaßnahmen, bei denen der östliche Bereich des Gartens überbaut wurde. Die dabei hergestellte, heute noch dort verlaufende Westfront des Bärengartenflügels muss man sich ungefähr im Schnittpunkt mit dem kleinen Pavillon vorstellen – spurparallel zur Gartenfassade Gebäudes mit dem geschweiften Dach. Selbige Gartenfassade (die mit den charakteristischen runden Fenstern im 2. OG, gelangte somit in das Innere des Flügels. Ich will diese Fassade im Weiteren als Klengel-Wand bezeichnen.

    Bei den Wiederaufbauarbeiten im Bereich Bärengartenflügel (im Verlaufe des Jahres 1993) machte man nun eine überraschende Entdeckung. Dazu die Sächsische Zeitung am 3. Januar 1994:

    Zitat

    …Kürzlich stießen die Schloss-Erbauer auf interessante Bauzeugnisse. Hinter einer vorgeblendeten Wand entdeckten sie drei Säulen. Die Postamente, auf denen die Säulen stehen, sind mit Tropfenschmuck verziert. Seitlich der Säulen zeichnen sich runde Fenstergewände ab. All das ist in der Zeit des Oberlandbaumeisters Wolf Caspar von Klengel, des Erbauers des heutigen Hausmannsturmes, geschaffen worden, wahrscheinlich sogar unter seiner Leitung entstanden.

    *3 Säulen und ein ovales Fenster*
    Betrachtet dazu noch einmal den obigen Kupferstich. An seinem östlichen (=rechten) Ende knickt der Säulengang ein kurzes Stück nach Süden ab. Ich habe die betreffende Stelle hier auszugsweise vergrößert:

    Diese Baufragmente waren noch existent und sind 1993 wieder entdeckt worden. Dazu Dirk Syndram in [L 2]:

    Zitat

    Unmittelbar östlich des Kolonnadengangs erbaute der Hofarchitekt ein sorgfältig gestaltetes, relativ selbstständiges Gebäude mit geschweiftem Dach (Anm.: im Kupferstich das Gebäude ganz rechts), dessen Funktion nicht mehr bekannt ist. Die daran anschließende, zum Garten gerichtete Mauer der Kolonnade, mit ihren vorgeblendeten Säulen und einem großen hochovalen Fenster, hat sich im Foyerbereich des modernen Schlossgartenflügels erhalten.

    Und so stellt sich das im Foyer dar:


    Bildquelle: Zeitschrift "Monumente" der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (2/2005)

    Zur Veranschaulichung der Bildperspektive habe ich den ungefähren Standort des Fotografen (orangefarbener Punkt) und seine Blickrichtung in die nachstehende Modellabbildung eingetragen. Die orangefarbigen Eintragungen müsst ihr euch natürlich gedanklich in den Höhenbereich des Erdgeschosses projizieren.


    Bildquelle: [L 3]

    Den Pfeil habe ich übrigens bewusst bis zu diesem kleinen Türmchen durchgezogen. Das ist der ehemals geplante, aber so nicht realisierte obere Abschluss der inneren Wendeltreppe im Torhaus (das Torhaus wurde ja bekanntlich in Abänderung der DDR-Planungen leider überbaut). Diese inne liegende Wendeltreppe hat die typischen „Schräg“-fenster zum Kleinen Schlosshof, wie analog auch die Treppentürme im Großen Schlosshof. Hier sieht man sie:


    Bildquelle: bildindex der Kunst und Architektur

    Und jetzt bitte noch einmal das Foyerbild betrachten. Im Bildhintergrund – hinter der Glastür – erkennt man dort die unteren beiden Fenster dieser Wendeltreppe (ein rundes und ein „schräges“). Dies nur zur Orientierungshilfe.

    Wie ihr euch sicher erinnert, war anfänglich auch der obere Bereich der Gartenfassade des Klengelbaus erhalten. Auf dem nächsten Foto sieht man diese „Klengelwand“ im Höhenbereich des 1. und 2. OG. Hier entsteht jetzt allerdings bei mir ein kleines Stimmigkeits-Problem. Zunächst das Bild:


    Bildquelle: Filmische Dokumentation: „Das Dresdner Schloss - Von der Ruine zum Richtfest“,
    herausgegeben vom Sächsischen Finanzministerium

    Der blau markierte Bereich müsste eigentlich dem Bereich (jetzt bezogen auf das EG – siehe Foyerbild) entsprechen, den im EG das ovale Fenster plus der links daneben befindliche Durchgang einnehmen. Tja- und das passt irgendwie nicht zusammen, also ich meine die Breite. Hat jemand ne Idee?


    Literatur:

    [L 1] – Reinhard Spehr „Archäologie im Dresdner Schloss“, 2006

    [L 2] - Dirk Syndram „Das Schloss zu Dresden, Von der Residenz zum Museum“, 2001

    [L 3] – Baubroschüre „Das Dresdner Schloss, Sicherung der Bausubstanz“, 1989
    herausgegeben vom VEB Gesellschaftsbau

  • BautzenFan, das hatten wir doch schon mal- Dein blau markierter Bereich auf dem letzten Bild war die 3. (Zum Moritzbau hin gerichteten) Fensterachse. Die Fenstergewände sind oberhalb des Durchganges noch zu erkennen. Daraus ergibt sich, dass das erhaltene Fragment noch weiter links im Erdgeschoss steht, also hinter der Mauer, die bei dem damaligen Umbau neu errichtet wurde. Allerdings frage ich mich auch gerade, warum dann im Erdgeschoss diese Mauer, welche für die Stützung erstgenannter unerlässlich ist, nicht existent ist.
    Der Fahrstuhl müsste jedenfalls in Deinem blauen Bereich oben ankommen.

    Edit: Ich habe mir nochmal das Bild des Erdgeschosses angeschaut und Du hast recht, eines ist wirklich komisch: Auf dem Kupferstich erscheint das heute noch erhaltene Fragment und die Außenmauer mit den 3 Fensterachsen auf einer Fluchtlinie, demnach Frage ich moch, was das für eine Wand ist, wo die Fahrstühle instaliert sind? Also müssten sie eigentlich mitten im Raum ankommen...
    Meine Vermutung ist die, dass man das Fragment wegen der Fahrstühle versetzt hat. Vermutlich befand es sich genau an der Stelle.

  • Ich mag mich noch erinnern, dass wir vor einigen Monaten über die "Klengelwand" diskutierten. Dieses Stimmigkeitsproblem im Vergleich zum Kuperstich ist mir auch aufgefallen, als ich die beiden vermauerten Ovalfenster auf dem Kupferstich eruieren wollte ("nördliches und mittleres" oder "mittleres und südliches"). Ich nahm mit Vorsicht letzteres an, da man im blau markierten Bereich ein gleichartiges Fenstergewände (demnach das nördlichste, wie es auch Kindvon2dresdnern annimmt) erkennen kann. Schon bei dieser Überlegung merkte man, dass etwas mit dem Kupferstich nicht übereinstimmen kann. Ich habe mich dann gefragt, ob der Kupferstich hier ungenau ist?

    Was ist aber, wenn die beiden vermauerten Ovalfenster trotzdem zur nördlichen ind mittleren Fensteraxe gehörten? Dann hätte namlich der Säulengang und die Partie mit dem hochovalen Fenster im EG-Foyer zwischen dem Südflügel und dem Klengelbau Platz gehabt. Diese Möglichkeit zog Kindvon2dresdnern vor einigen Monaten nämlich auch in Betracht...

    Ich kopiere die relevanten Beiträge, ausgehend vom Schluss auf S. 26 des Schloss-Threads, nochmals hierher:


    Seite 27:

    Zitat

    @ BautzenFan und Riegel
    Euer "Aktenzeichen XY" ist ja spannender als ein Krimi...(und raubt meinen Schlaf)
    [...]
    Ich glaube hier ist die Lösung:
    http://www.bildindex.de/bilder/MI09537f13a.jpg

    Das stark umrandete ist der Klengel-Bau und die schwächere Linie zeichnet den heutigen Mauerbereich Demzufolge sind die zwei noch zu sehenden Fensterreste die bis auf die Mauer geschliffenen Sandsteineinfassungen der beiden nördlichen Fenster, die Tür rechts muss demnach das südliche Fenster gewesen sein. (obschon es zugegebenermaßen so aussieht, als wenn auf dem Filmbild über der unteren linken Tür auch noch ein Rest einer Sandsteineinfassung ist...)

    Hier noch ein weiterer Grundriss nach Erweiterung, leider undatiert:

    http://www.bildindex.de/bilder/MI09547e04a.jpg


    Zitat

    @ Kindvon2dresdnern
    Das ist mir gestern Nacht auch noch aufgefallen, dass der Klengelbau mit der scraffitoverzierten Südfassade nicht zusammengebaut war. Die mit "Klengel-Bau" bezeichnete blaue Linie auf dem Videobild von BautzenFan's letztem Beitrag müsste tatsächlich um eine Fensteraxe nach rechts (süden) verschoben werden. Der Sandsteinrest über dem linken Türsturz kann einen wirklich auf eine falsche Fährte bringen, aber wenn man genau hinsieht, ist er dicker als die andern beiden Fensterstürze, und demnach wohl ein anderes Bauteil. Nun wäre es gut, wenn man eine Photographie derselben Wand zur Hand hätte, denn dann könnte man evtl. im Mauerwerk die Eckquadrierung der Nordwest-Ecke des Klengelbaus feststellen.

    Die beiden Grundrisse http://www.bildindex.de/bilder/MI09538a10a.jpg und http://www.bildindex.de/bilder/MI09537f13a.jpg sind auch nicht ganz übereinstimmend. Der erste Grundriss zeigt den Klengelbau nur um Gangbreite abgesetzt vom Südflügel, der zweite Grundriss hingegen um die doppelte Gangbreite, was wiederum mit der Ansicht auf dem Kupferstich von 1678 übereinstimmen würde. Das Videobild hingegen zeigt eine Absetzung nur etwa um Gangbreite... hier ist mein Latein nun am Ende. Ich kann mir den Sachverhalt nur so erklären: Der zweite Grundriss ist nur eine Rekonstruktion, aber kein Ausmass! Wahrscheinlich hat sich dessen Planzeichner auch auf den Kupferstich abgestützt. Und wer sagt, dass der Kupferstich exakt die damalige Realität wiedergibt? Wenn man letzteren genau betrachtet, so erkennt man, dass er die nordwestliche Ecke des Klengelbaus mit einer Vorkragung zeichnet, was ich mir in der Realität kaum vorstellen kann. Historische Ansichten verwende ich immer mit grosser Vorsicht, was Proportionen betrifft.

    Seite 39:

    Zitat

    Hier nun die Bestätigung unserer Diskussionsergebnisse durch einen Schlossexperten, nämlich Dr. Joachim Menzhausen, ehemaliger Direktor des Grünen Gewölbes:

    Ganz neu war hier für mich, dass man die „Klengelwand“ beim Wiederaufbau abgebrochen hat. Es bleibt also festzuhalten, dass im Bärengartenflügel ab 1. OG nur noch die Außenwände originaler Vorkriegsbestand sind. Im Erdgeschoss hat man auch Innenwände erhalten, und zwar den Bereich des ehemaligen Badehauses von Christian I (Baubestand vom späten 16. Jhd.). Im 1. OG befindet sich heute, wie oben gesagt, der Vortragssaal der SKD, der die offizielle Bezeichnung „Hans-Nadler-Saal“ trägt (in memoriam).

    Da ja die Klengelwand zugunsten dieses Vortragssaales abgebrochen worden ist, nehme ich an, dass die beiden Lifte einige Meter westlich der abgebrochenen Klengelwand stehen. Von daher könnte das hochovale Fenster im EG-Foyer tatsächlich noch in situ stehen! (übrigens fällt mir gerade auch auf, dass auf der "Photo" aus der filmischen Dokumentation vor der noch bestehenden Klengelwand im Boden keine Liftaussparungen ersichtlich sind)

    @ Kindvon2dresdnern:
    Verifiziere doch deinen vorangegangen Beitrag betreffend "die 3. Fensterachse", vor allem in Bezug auf die Zitate; dort zogst Du die andere Variante auch in Betracht... :zwinkern: vielleicht kommen wir so auf die Lösung.

  • :peinlich:
    okay, da hast Du mich aber vorgeführt. Da hab ich mich doch nicht mehr wissend über die damals gewonnenen Erkenntnisse dazu verleiten lassen, aufgrund des zu sehenden Fenstersturzes doch zu glauben, es sei das nördliche der drei Fenster.
    Trotzdem stimmt bei näherer Betrachtung der Standort des Fragments heute mit dem auf dem Kupferstich zu sehenden nicht überein. Demzufolge müsste es doch weiter links stehen! Ich bleib dabei: es ist versetzt worden.
    Der Aufzug kommt dann mitten im Saal raus?