Das Dresdner Schloss

  • Nunja, solche enorm kostbaren und einzigartigen Kunstgegenstände zu versichern ist mitunter sehr schwierig bis unmöglich.

    Ganz offensichtlich nicht, denn nun fehlt angeblich ja das nötige, konkrete Geld für die Instandsetzung- die jedoch hätte man zumindest versichern können. Demnach kann man sowas versichern.

  • Die ca. 2 Mio Objekte der SKD sind - wenn ich es richtig weiß - mit einem Buchwert von 1 Euro pro Objekt in den Büchern.
    Viele sind in Ihrem materiellen Wert aber eigentlich nicht zu beziffern, weil sie
    - einerseits durch Geschichte, Symbolik und den Nimbus der Herkunft aufgeladen sind.
    - Andererseits gibt es keinen Markt für oft einzigartige Objekte aus öffentlichen Sammlungen.
    Somit kann man für wichtige Objekte Versicherungssummen in fast beliebiger Höhe ansetzen.

    Und wie gesagt: Was nutzte Geld, wenn einzigartige Bilder oder Schatzkunstwerke abhanden kämen?

  • Ganz offensichtlich nicht, denn nun fehlt angeblich ja das nötige, konkrete Geld für die Instandsetzung- die jedoch hätte man zumindest versichern können. Demnach kann man sowas versichern.

    Es fehlt nicht das Geld zur Restaurierung.
    Es soll "nur" in einem weiteren Prozess (zivilrechtlich) den Einbrechern eine adäquate Schadensumme zugeordnet werden.
    Somit kommen die Brüder dann offiziell nicht mehr über Harz IV hinaus für die nächsten Jahrzehnte.

  • Es ist wieder mal Zeit für ein kleines update zum Baugeschehen im Schloss. Seite kurzem gibt es eine neue Ausschreibung:

    Ansetzarbeiten Stuck Großer Ballsaal

    Die folgenden beiden Textzitate stammen aus dem Ausschreibungsanzeiger (Nr. 1) bzw. aus dem Leistungsverzeichnis (Nr. 2).

    Hier das genannte Foto von Hermann Krone. Es ist das einzige Foto, das den Großen Ballsaal in der Ursprungsfassung aus der Mitte des 19. Jahrhunderts zeigt, also in der Fassung, die rekonstruiert wird (Ende des 19. Jahrhunderts erfolgten einige Umbauarbeiten).

    https://fotothek.slub-dresden.de/fotos/df/hauptkatalog/0277000/df_hauptkatalog_0277425.jpg

    Beispielhaft hier die Plandarstellung für die Nordseite (nachfolgend Legende und vergrößerter Planausschnitt):

    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen

    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen

    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen


    In obigem Riss sind unten die Bereiche der 4 Fensternischen dargestellt. Nun betrachtet bitte mal die dort ganz rechts befindliche (also die östlichste, nahe zum Riesensaal). Man sieht dort eine hellblaue Markierung, gemäß Legende ein Befundstück, das wieder eingebaut wird.

    Dazu eine Ausnahme von 2011, die belegt, dass das Stück geborgen (ausgefräst) worden ist:


    Nun der analoge Plan für die östliche Schmalseite des Raumes:

    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen

    Hier gibt es etliche hellblaue Markierungen, heißt in diesem Bereich hatte etliches von dem Originalstuck überlebt. Das manifestiert sich auch in einem Foto von 1980 (Foto kann vergrößert werden, einfach nach dem Öffnen nochmal draufklicken):

    https://fotothek.slub-dresden.de/fotos/df/mbs/0080000/df_mbs_0080013_160.jpg

    Zum Vergleich eine Aufnahme von 1980 für die westliche Schmalseite des Raumes (Dort gibt es laut zugehörigem Plan keine Befundstücke):

    https://fotothek.slub-dresden.de/fotos/df/mbs/0080000/df_mbs_0080013_170.jpg

    Und ergänzend noch ein Foto von 1980 für die Nordseite. Der Erhaltungszustand der Nischen ist leider nicht zu erkennen.

    https://fotothek.slub-dresden.de/fotos/df/mbs/0080000/df_mbs_0080013_163.jpg


    Für den Propositionssaal ist zu vermelden, dass der Auftrag für die Herstellung der kassettierten Holzdecke vergeben worden ist. Den Zuschlag erhielt eine Fachfirma aus Hildesheim.

    Zitat von SIB

    Deckenarchitektur aus Nadelholz, vorgesehen für Eichenholzimitationsmalerei, Kassettendecke bestehend aus Balkenbekleidungen sowie 30 großen Kassetten 2,30 x 2,30 m und 56 kleinen Kassetten 1,10 x 1,10 m, Kassetten stark profiliert,

    Oberflächen geschliffen - Gesamtfläche ca. 300 m2

    Vereinbarter Auftragswert (ohne MwSt.): 293 878.76 EUR

  • Presseeinladung: Restaurierung des Altans im Dresdner Residenzschloss

    Eine Künstlergruppe gestaltet derzeit an der Rückseite des Altans im Dresdner Residenzschloss das dritte und letzte Fresko mit dem Motiv von der »Bekehrung des Paulus«.

    Finanzminister Hartmut Vorjohann und ein Vertreter der Niederlassung Dresden I des Staatsbetriebs Sächsisches Immobilien- und Baumanagement, informieren am Donnerstag, 29. Juni 2023, 11 Uhr zum aktuellen Baugeschehen. Im Anschluss besteht die Möglichkeit, mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen und die laufenden Arbeiten hautnah zu beobachten.

    Der Altan ist Bestandteil der Baumaßnahme »Großer Schlosshof, Fassaden und Hof«. Die Kosten für die gesamte Maßnahme betragen 13 Millionen Euro.

    Die Arbeiten am Altan werden voraussichtlich Anfang 2024 abgeschlossen sein.

  • Hier noch eine Information die ich noch nicht ganz einzuordnen vermag:

    Die Fürstengalerie im Schloss soll abgebaut werden. Ob dies auch Eingriffe in die Bausubstanz oder die Inneneinrichtung zur Folge hat ist mir noch nicht bekannt.

    Die Fürsten und Könige werden dort jedoch in Zukunft nicht mehr erlebbar sein. Diese sollen in "kontextualisierter Form" dann in den neuen Räumen gezeigt werden.

    Jedoch ist das erleben der Fürsten und Könige an einem Ort auch eine Einmaligkeit die mir sonst an keiner anderen Stelle bekannt wäre.

    Nun das schlimme daran. Demnächst soll in der Galerie der "Reichtum zeitgenöischer Kunst" gezeigt werden. Also Sammlung Hoffmann und der Mist. Was mit dem Schloss und Sachsen so gar nix zu tun hat.

    Also die Vertreibung der Fürsten und ihre Kontextualisierung ist für mich schonmal ein Affront.

    Das diese dann auch noch durch diesen Mist ersetzt werden sollen aber noch viel mehr. Diese Form der "Kunst" ist ja nicht nur nicht schön, sie stört ja in der Regel durch ihre infantile Handwerklichkeit.

    Nunja. Frage in die Runde, sollte was unternommen werden?

    Schöne Städte werden letztlich auch glückliche Städte sein.

  • Ein Affront ist für mich zunächst mal die aktuelle Fürstengalerie. Ein scheußlicher Durchgangsraum mit billigen Materialen, grauenhaften Licht und albernen Türen. Das sieht aus wie in einem x-beliebigen unterpflegten bundesdeutschen Verwaltungsbau. Schonmal da gewesen? Verstehe jeden Museumsmacher und Schlossliebhaber der das ändern will. Alle neuen Ausstellung im Residenzschloss setzten die Exponate kuratorisch hervorragend in Szene. Habe absolut keinen Zweifel das die Fürsten durch die Neuordnung deutlich besser wirken werden als in der unwürdigen Bestandssituation.

    Dresden hatte unfassbares Glück nach den Wirren der Deutsch-Deutschen Geschichte mit den beiden internationalen Sammlungen Hoffmann und Marzona so reich beschenkt worden zu sein. Ich finde deine Breitseite ehrlich gesagt recht unwürdig und unpassend.

  • Danke Strelizius. Genau das ist meine Frage.

    Wenn die Moderation das evtl. einrichten könnte bitte ich um Verschiebung in einen anderen Strang. Aber ich sehe das Diskussionswürdig.

    Die Fürstengalerie ist definitv kein sonderlich schöner Raum in seiner jetzigen Form. Aber das ist das Neue Grüne Gewölbe auch nicht.

    Wenn ich aber richtig liege so war die Ausstattung jetzt auch nicht nur billig. Die rote Wandbespannung aus einem monochromen Seidengewebe ist wohl nicht überall anzutreffen und war vermtulich auch nicht billig.

    Möglicherweise geht der Umzug der Büsten und Gemälde in andere Bereiche mit einer verbesserten Ausstellungsform einher.

    Aber dies nicht vor 2025 und ob das dann in dieser geschlossenen Form zu erleben sein wird ist auch nicht klar.

    Aber ich frage mich, was soll dieses Zeug aus eben diesen Schenkungen im Schloss. Ich habe mir die Ausstellung zur Sammlung Hoffmann durchaus angesehen. Im passenden Rahmen im Albertinum. Und ausser "Mist" bzw. "Schrott" kann ich da nix entdecken. Geschenkt ist das noch zu teuer. Denn was für Summen bereits für diese Sammlung aufgewendet werden mussten ist absurd. Es würde mich nicht wundern wenn deswegen auch die Modernisierung der Sicherheitstechnik des Grünen Gewölbes hinten angestellt wurde.

    Die Konservierung von Schaumstoffteilen aus denen eine Burg gebaut wird ist vermutlich unmöglich. Rostige Stahlkisten übereinander gestapelt sind für mich keine Kunst.

    Jetzt mag es Menschen geben, und ich gönne das denen auch, denen das gefällt. Die können dafür aber in Museen für moderne Kunst gehen.

    Das nun aber dieses Zeug anstatt der Fürsten gezeigt werden soll empfinde ich als Affront.

    Wenn man sich das vergegenwärtigen möchte. Wegen der Rosalba Carriera Ausstellung ist im Pastellkabinett gerade sehr viel Platz.

    Zu den noch verbliebenen Bildern in schönem Schmuckrahmen hat man nun ein "Kunstwerk" der Sammlung Hoffmann im Ikearahmen dazu gehängt. Das stört das komplette Ensamble und ich will mir sowas nicht ansehen müssen wenn ich in eine Sammlung mit Alten Meistern gehe.

    Zwar mag der Kunstgedanke hinter dem Werk nett gemeint sein. Er ist aber alles andere als Meisterhaft umgesetzt.

    Daher ist das für mich nichts als Provokation einer Generaldirektorin die auf ihre unpassende und vor allem für die Sachsen unrepräsentative Art und Weise hier die Fäden zieht.

    Hier noch die Frage dazu, und ich lasse mich gerne überzeugen.

    Was hat die Sammlung Hoffmann oder das Avantgard Archiv mit Sachsen oder Dresden zu tun?

    Und was hat das Zeug im Schloss zu suchen?

    Schöne Städte werden letztlich auch glückliche Städte sein.

  • Was hat die Sammlung Hoffmann oder das Avantgard Archiv mit Sachsen oder Dresden zu tun?

    Und was hat das Zeug im Schloss zu suchen?

    Vielen Dank für deine Antwort. Dass du dir die Ausstellung im Albertinum angeschaut hast, freut mich und ist früh mich auch die Basis einer ernsthaften weiteren Diskussion.

    Ich gebe dir zunächst mal gerne Recht. Der aktuelle kuratorische Hang zum „Bruch“ weil alles scheinbar nur noch mit Holzhammern erklärt werden kann, bedaure auch ich sehr. Das betrifft ja auch die von dir angesprochene Ausstellung im NGG. Hier ist mir auch zu wenig Atmosphäre. Zuviel gewollte formale Distanz.

    Jetzt zu deiner Frage: Das Schloss war schon immer Sammlungsort europäischer und Außereuropäischer Kunst durch die schwerreichen Sammler und Gönner Dresdens. Die Arbeiten und Künstler die erworben wurden zählen bis heute zu den Avantgarden ihrer Zeit. Die meisten haben dabei per se überhaupt keinen Dresden Bezug. Außer das die Arbeiten ,teils deutlich später, hier gelandet sind. Carriera, Vermeer, Raphael, Holbein, Rembrandt, Gorgione, van Eyck. Sie alle waren Künstler ihrer Zeit, an völlig anderen Wirkungsorten als Dresden. Das meiste davon ist auch nicht Renaissance und passt trotzdem wunderbar in das Renaissance-Schloss oder? Die meisten Arbeiten in der Gemäldegalerie sind ebenfalls teils deutlich älter oder wiederum jünger als ihr Haus. Das liegt museumsgeschichtlich oft in der Natur der Sache. Auch der Louvre als Museum ist der Inbegriff der post-royalen Nachnutzung. Für die allermeisten Menschen ist das sehr gut so. Soll die Kunst jetzt dort raus? Weil jünger oder Älter als der Bau. Weder Leonardo noch Lisa waren je an der Seine. Zusammengehörig kann einem das Schloss und seine Schätze also schon ohne Hoffmann überhaupt nur vorkommen, wenn man all die vorhandenen Jahrhunderte Kulturgeschichte nicht differenziert betrachtet.

    Nach Dresden passt die Moderne dann sowieso ganz wunderbar. Von hier kamen -wie wir alle wissen- ganz entscheidende Impulse. Hellerau, die Deutschen Werkstätten, die Maler der Brücke, später Gerhard Richter, um nur Einige zu nennen.

    Der Unterschied liegt für mich vielleicht darin, dass ich das Schloss als lebendigen Ort betrachte. Deshalb freue ich mich auch so sehr über die fantastischen Rekonstruktionsbausteine, die teils Zustände erreichen, die so vor der Zerstörung gar nicht mehr erlebbar waren. Mit einer „alles soll bleiben wie es ist oder gar war“ Mentalität hätten wir heute keinen vollständig im Gesamtklang wiederhergestellten und erfahrbaren Großen Schlosshof“.

  • Hallo,

    in diesem Zusammenhang möchte ich auf den "NEU" gestalten Hans Nadler Saal aufmerksam machen. Dieser wunderschöne Vortragsraum wurde furchtbar verschandelt. Er wurde umgebaut und damit verkürzt, da man Platz für die Sammlung Hoffmann brauchte. Diesem Platzproblem ist auch die Pädagogische-Tonne im Schloss (unten) zum Opfer gefallen. Der HNS ist jetzt jedenfalls nichts mehr für Vorträge sondern "nur noch" Kindergarten. Leider!

  • Gute Punkte. Jedoch war die Sammlung im Schloss immer davon geprägt, dass es sich um handerwerkliche oder technische Werke höchsten Ranges handelt.

    Das Zeug was in den beiden neuen Sammlungen zu finden ist, ist Weg-werf-Kunst. Das ist nich zum Aufheben in diesen Mengen bestimmt.

    Ich hab auch die Gegenstände in der Sammlung immer mal gesehen. z.B. diese "Handschuhe" in Acrylglas. Das Zeug bekommt einen herrlichen Gelbstich. Das kann man nie mehr in seine Wirkung in der Entstehungszeit zurückversetzen.

    Und wenn es da steht dann stört es in der Regel und regt mich auf. Letztlich ja was gewollt ist von diesen Kunstwerken.

    Aber dann soll sich auch keiner beschweren wenn man den Mist in seiner Erregung als solchen betitelt.

    Und niemand sagt das alles so bleiben soll wie es ist. Ich hege tatsächlich Hoffnung, dass es nochmal besser wird. Aber die Sammlung Hoffmann ist Balast und keine Bereichung, wie die neuesten Nachrichten ja auch nochmal unterstreichen.

    Und, ja. In Dresden war man neuem gegenüber auch immer mal aufgeschlossenen. Aber es musste gut sein.

    Schöne Städte werden letztlich auch glückliche Städte sein.

  • Die Lösung ist ne total simple:

    Das Schloß wird von vielen Menschen besucht. Das Archiv ist neu und wird gegenüber im Blockhaus präsentiert. Man will im Schloß den vielen Menschen zeigen, was es woanders, wo weniger Menschen hingehen, noch so gibt. Das ist product placement. Werbung. Das ist der einzige Grund, warum man die Ahnengalerie dafür keult und Teile der Sammlung dann im Schloss präsentiert und bestenfalls viele neugierig macht.

    Das wird auch bestimmt nicht dauerhaft der Fall sein und irgendwann wird dort erneut umgebaut. Vielleicht dann wirklich mit besserer Atmosphäre und Ausstellungsstücken, die den Raum füllen. Die Galerie war wirklich irgendwie seltsam in ihrer Ausstrahlung.

  • Spoileralarm.

    Dank der Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung (Hier ist wohl Herr Syndram aktiv, danke dafür) konnte für das Grüne Gewölbe ein bedeutendes Prunkobjekt europäischer Schatzkunst aus der Zeit des Museumsgründers, August des Starken, erworben werden. Wir möchten Ihnen die neue Dauerleihgabe im Rahmen eines Pressegesprächs vorstellen.

    Es erwarten Sie:

    Marius Winzeler, Direktor des Grünen Gewölbes und der Rüstkammer

    Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung

    am Donnerstag, 3. August 2023, 11 Uhr im Neuen Grünen Gewölbe des Dresdner Residenzschlosses