• Ergänzend zu BautzenFans sehr informativem Beitrag oben:

    Ich kann mir nicht ganz vorstellen, dass man wirklich im Januar zu 99% fertig ist. Nun ja. Es geht dabei vermutlich um bauliches und wandfeste Ausstattungen.
    Einige weitere Bespiele für Details, die evtl. noch etwas länger dauern:

    +Es fehlt beispielsweise noch der eine oder andere Wandbehang, der eine oder andere Vorhang und die eine oder andere Fransenborte.
    Paradeapartements Restarbeiten


    Paradeapartements Restarbeiten
    +Dazu bedarf es noch des einen oder anderen Details aus der Posamenten-Werkstatt (Blüten, hier Problefläche im 2. VZ)
    Paradeapartements Restarbeiten


    +Die Decke des Paradebettes wird wohl frühestens im Mai fertig (Giebischenstein)


    +Viele Möbel und Ausstattungsgegenstände harren noch länger ihrer Wiederaufstellung.
    Beispiel Gueridon:

    Paradeapartements Restarbeiten

    Objekt des 18. Jahrhunderts mit einer Bronzierung des 19. Jhds.
    Gewünschter Endzustand nach Restaurierung

    Paradeapartements Restarbeiten


    Bin gespannt und freu mich drauf.

    4 Mal editiert, zuletzt von eryngium (30. November 2019 um 21:38)

  • Ich nehme an, dass der Stand Oktober 2019 die komplett fertiggestellten Deckengemälde zeigt?
    Wenn dies der Fall ist, wurde mittlerweile erklärt, warum man den Stoffbausch, der Flora umspielt, hier abgeändert hat, und warum ein Stück der Girlande, die Flora hält, hier weggelassen wurde?
    Wir hatten vor einigen Monaten schon einmal darüber gesprochen, und weil die Gemälde zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz fertig waren, wurde gemutmaßt, dass diese Stellen noch überarbeitet würden. Das scheint aber nicht der Fall zu sein.
    Auf eryngiums tollen Beitrag (vielen Dank dafür!) auf der vorherige Seite kann man sehen, dass man zumindest in der Anfangsphase dieses Foto (oder ein anderes Foto, allerdings von dieser Version des Deckengemäldes) für die Rekonstruktion verwendet hat:

    stadtbild-deutschland.org/foru…dex.php?attachment/16688/
    Quelle: Wikipedia, allgemein frei zu verwenden

    Später weicht man aber von diesem Foto oder dieser Version in einigen kleineren und größeren Details ab.
    Wer selbst vergleichen möchte (ich erspare mir diesmal einen Direktvergleich oder auch nur die Bitte einen Direktvergleich anfertigen zu dürfen), der Stoffbausch rechts von Flora hat auf der Rekonstruktion eine andere Form. Sie gibt weniger Himmel um den Kopf des Putto direkt rechts von Flora frei. Der Teil der Girlande, der über dem Kopf des Putto fliegt, fehlt komplett auf der Rekonstruktion.

  • Zitat von eryngium

    Ich kann mir nicht ganz vorstellen, dass man wirklich im Januar zu 99% fertig ist. Nun ja. Es geht dabei vermutlich um bauliches und wandfeste Ausstattungen.


    Klitzekleine Präzisierung: Laut der Terminvorschau von effndy (Nutzung der „Putzwoche“) wäre das dann nicht im Januar, sondern so ab 7. Februar zu erwarten.
    Aber eryngium hat natürlich recht, die Paradetextilien für die Wände sowie diverses Möbiliar werden wohl in relevantem Umfang noch längere Zeit für die Vollendung erfordern. Aber ansonsten erwarte ich einen Riesenschritt nach vorn. Gute Chancen sehe ich bei folgenden bisherigen Fehlpositionen:
    - Türflügel (die fehlen fast noch alle)
    - Gravuren auf den Türschlössern
    - Supraportenrahmen im EPS und im 2. VZ
    - Zwei Wandspiegel im EPS (Rahmen, geschnitzt und vergoldet)
    - Schnitzwerk im Turmzimmer

    Der letztgenannte Punkt umfasst nicht nur die noch fehlenden Konsolen (eventuell werden von denen im Februar nicht alle fertig sein), sondern auch die Kompositkapitelle (Lindenholz, geschnitzt, vergoldet – insgesamt 24 Stück, bislang nur „Attrappen“), das Schnitzwerk am mensaartigen Schautisch und das Schnitzwerk im Bereich der über dem Schautisch befindlichen Kaminarchitektur.

    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen


    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen



    © Frank Florian Steinauer

    Besonders gespannt bin ich auch auf die so genannten Tapetenleisten im EPS (mit Rokoko-Schnitzwerk, vergoldet). Das ist so eine Art Rahmung für die Samtflächen. Ob man die wohl sukzessive anbringen wird? Denn wahrscheinlich?/möglicherweise? sind Anfang Februar noch nicht alle dafür vorgesehen Flächen mit den „richtigen“ Samtbahnen verkleidet (weil die Herstellung des Samts eben sehr zeitaufwändig ist).


    Nachfolgend noch einige Ausführungen zu den 3 Supraporten des PSZ. Hier waren alle historischen Rahmen erhalten (Rokoko). Im Rahmen der bereits abgeschlossenen Restaurierung wurden die an allen 3 Exemplaren fehlenden Bekrönungsornamente rekonstruiert.


    Raub der Proserpina

    Maler unbekannt
    Ort, Datierung: unbekannt, 18. Jahrhundert (?)
    Material und Technik: Öl auf Leinwand
    Abmessungen: 104,5 x 152 cm

    Großansicht des Gemäldes

    Zitat von wikipedia

    Pluto bat Jupiter um die Hand der Proserpina, doch der meinte, dass ihre Mutter Ceres es niemals gestatten würde, dass ihre Tochter im düsteren Tartaros leben müsste, stellte es ihm aber frei, sie zu entführen, was Pluto dann auch tat. Auf einer Wiese an den Hängen des Ätna, wo Proserpina Blumen pflückte, erschien Pluto mit seinem von vier Rappen gezogenen Wagen und schleppte die sich sträubende Proserpina hinab in die Unterwelt. Die untröstliche Mutter erzwang schließlich Jupiters Einverständnis, dass Proserpina nur die Hälfte des Jahres in der Unterwelt verbringen müsse.
    Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Proserpina

    Diana, Aktäonin einen Hirsch verwandelnd

    Maler unbekannt
    Datierung: 18.Jahrhundert (?)
    Material und Technik: Öl auf Leinwand
    Abmessungen: 105 x 153 cm

    Großansicht des Gemäldes

    Zitat von wikipedia

    Nach Diodor war sein Vater der Aristaios, ein Sohn des Apollo und der thessalischen Nymphe Kyrene, nach Pausanias war seine Mutter Autonoë, eine Tochter des Kadmos des Gründers und Königs von Theben und der Harmonia, der Tochter des Ares. Er wurde von dem Kentaur Cheiron erzogen, der ihn besonders in der Kunst der Jagd unterrichtete. Die bekannteste Version der Aktaion-Sage stammt von Ovid: Er erzählt, wie Aktaion auf der Jagd die Göttin Diana beim Bad überrascht, woraufhin sie ihn in einen Hirsch verwandelt und er von seinen eigenen Hunden zerfleischt wird.
    Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Aktaion

    Die Auffindung von Romulus und Remus

    Maler unbekannt
    Datierung: Anfang 18. Jahrhundert
    Material und Technik: Öl auf Leinwand
    Abmessungen: 105,1 cm x 154,0 cm

    Großansicht des Gemäldes

    Foto von eryngium

    Zitat von brandenburg-museum

    Laut einer Sage war die Vestalin Rhea Silvia, die Tochter des Königs Numitor von Alba Longa, im Schlaf von Mars heimgesucht worden und gebar die Zwillinge Romulus und Remus. Da ihr Onkel Amulius Nachkommen fürchtete, ließ er die Kinder auf dem Fluß Tiber aussetzen. Sie überlebten, weil eine Wölfin sie säugte. Ein Hirte fand die Kinder und übergab sie Acca Larentia, die sie aufzog. Später gründete Romulus an dieser Stelle am Tiber die Stadt Rom.
    Quelle: https://brandenburg.museum-digital.de/index.php?t=objekt&oges=7328
    Anm.: Die hier zitierte Bildbeschreibung gilt zwar für ein anderes Gemälde, es handelt sich aber um das gleiche Motiv

    Einmal editiert, zuletzt von BautzenFan (2. Dezember 2019 um 13:29)

  • Diana, Aktäonin einen Hirsch verwandelnd

    Maler unbekannt
    Datierung: 18.Jahrhundert (?)
    Material und Technik: Öl auf Leinwand
    Abmessungen: 105 x 153 cm

    Zitat aus Wikipedia:
    "Nach Diodor war sein Vater der Aristaios, ein Sohn des Apollo und der thessalischen Nymphe Kyrene, nach Pausanias war seine Mutter Autonoë, eine Tochter des Kadmos des Gründers und Königs von Theben und der Harmonia, der Tochter des Ares. Er wurde von dem Kentaur Cheiron erzogen, der ihn besonders in der Kunst der Jagd unterrichtete. Die bekannteste Version der Aktaion-Sage stammt von Ovid: Er erzählt, wie Aktaion auf der Jagd die Göttin Diana beim Bad überrascht, woraufhin sie ihn in einen Hirsch verwandelt und er von seinen eigenen Hunden zerfleischt wird."
    Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Aktaion


    Weil ich es jüngst noch in Palermo im Archäologischen Regionalmuseum ablichten konnte, diese sehr alte Darstellung der "Bestrafung für's Spannen" (jedoch nicht in Hirschengestalt!), welche auf das Jahr 460/450 vor Christus datiert wurde:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Der Termin für die Eröffnung der Gewehrgalerie wurde offenbar um ein halbes Jahr verschoben - von Frühjahr 2020 auf Herbst 2020. Die neue Terminstellung findet sich in der *Jahresvorschau 2020* der SKD (ganz aktuell im Netz). Weiterhin heißt es:

    Zitat von SKD

    DIE GEWEHRGALERIE IM LANGEN GANG
    Unter dem Namen »Das Königliche Leibgewehr auf der Stallgalerie« entstand 1733 eine außergewöhnliche Galerie am Dresdner Residenzschloss: In dem seit Ende des 16. Jahrhunderts als Ahnengalerie der Wettiner genutzten Langen Gang zwischen Georgenbau und Stallgebäude wurden zusätzlich etwa 1.000 Feuerwaffen für die Jagd und das Sportschießen aufgestellt. Die Idee stammte wohl noch von August dem Starken, wurde jedoch erst von seinem Sohn August III. umgesetzt. Die Waffen wurden streng nach Typus und geografischer Herkunft geordnet und in Schränken in den Bogennischen verwahrt. Im Laufe der folgenden zwei Jahrhunderte kamen noch hunderte Feuerwaffen hinzu, wobei die grundlegende Ordnung stets beibehalten wurde. Nach der Auslagerung im Zweiten Weltkrieg und der Rückkehr aus der Sowjetunion im Jahr 1958 konnte bislang nur ein kleiner Teil der rund 1.800 Feuerwaffen aus der Gewehrgalerie ausgestellt werden. Mit der Wiederherstellung des historischen Raumes und dessen Kassettendecke kehrt im Jahr 2020 eine repräsentative Auswahl von mehr als 500 prachtvollen und technisch herausragenden Feuerwaffen des 16., 17. und 18. Jahrhunderts in den Langen Gang zurück. Gewehre und Pistolen aus ganz Europa werden nach modernen Ausstellungskriterien in chronologisch-geografischer Folge ausgestellt. Im hinteren Teil des Ganges wird zudem die historische Präsentation der Feuerwaffen aus dem Jahr 1733 evoziert. Sechs zusätzliche Vitrinen präsentieren schließlich besonders herausragende Exponate in thematischen Zusammenhängen.
    Herbst 2020

    Quelle: https://www.skd.museum/fileadmin/user…_Webversion.pdf


    Im DAF wurde kürzlich berichtet, dass der Einbau der Butzenscheiben begonnen hat. Vielleicht hat ja jemand Zeit und Lust, Fotos zu machen.

  • Ich hoffe nur die Vitrinen für die Gewehrgalerie sind einbruchsicher, die ausgestellten historischen Waffen könnten Begehrlichkeiten wecken !
    10 % des Bestandes werden zur Zeit in der Rüstkammer gezeigt und auch dort muss das Sicherheitskonzept dringend überarbeitet werden !

  • Eine noch nicht beendete Leistung für den Eckparadesaal war hier im Forum schon mehrfach genannt worden, aber bislang ohne Terminangaben. Anhand einer ganz neuen Ausschreibung kann ich das nunmehr nachholen. Es geht um die beiden zu rekonstruierenden Wandspiegel an der Nord- bzw. Westwand des Raumes. Der erste Part der Rekonstruktion - Modellentwicklung und Holzschnitzarbeiten - wurde im Sommer 2019 beauftragt (scheint aktuell noch nicht abgeschlossen zu sein). Jetzt wurde die Vergoldung der beiden Rahmen ausgeschrieben:

    Zur Verdeutlichung der Hängeorte (jeweils am Wandschaft zwischen den Fenstern):

    Westwand (die Fenster weisen in Richtung Theaterplatz)


    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen

    Nordwand (die Fenster weisen in Richtung Hofkirche)

    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen

    Kleiner inhaltlicher Abschwenker: Die auf dem letzten Bild ganz rechts erkennbare Tapetentür führt in den kleinen Runderker:

    Foto von Apollo


    Zur Vorstellung des Schnitzwerks:
    (jeweils Teilansicht des Modells)

    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen

    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen


    Die benannte aktuelle Ausschreibung enthält übrigens eine Option für weitere Vergoldungsleistungen, und zwar für das Spiegelumfeld im Audienzgemach und im 1. Und 2. Vorzimmer. War mir noch gar nicht aufgefallen, dass das noch fehlt. Zur Verdeutlichung (beispielhaft für das 1. VZ) vergleiche man die Visualisierung (die stellt ja den Endzustand dar) mit einem aktuellen Ist-Foto:


    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen (Bildausschnitt)

    Von SchiDD -Staatliche Kunstsammlungen Dresden, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=82737590


    Und hier also nun die Leistungsbeschreibung der Option:

    Im EG des Nordostflügels gehen die Arbeiten offenbar sehr gut voran. Ganz aktuell sind dort bereits Tischlerleistungen ausgeschrieben, darunter die Herstellung der Tresenanlage für den größten der 3 Gasträume. Dabei handelt es sich um Arbeiten, die logischerweise in der Endphase des Innenausbaus durchgeführt werden. Und damit können wir weiterhin begründet hoffen, dass der Gastronomiebereich (incl. erstem Abschnitt des Großen Schlosshofs) wohl tatsächlich im Sommer (Spätsommer?, Herbst?) 2020 freigegeben wird.

    Leistungszeitraum
    Beginn: 16.03.2020 Ende: 24.04.2020

  • Aktueller Stand der Arbeiten:

    Zwei Zitate von effndy (20. November) und BautzenFan (24. November):

    Es stehen zwei kleine Bagger im Schlosshof und in der Südostecke wurde offenbar auch schon gebaggert.

    Zunächst ein paar Fotos von den beginnenden Erdbauarbeiten im Großen Schlosshof:


    Beim Brunnen und den Hoftüren der Gaststätte gibt es keine Veränderungen zu den Bildern oben. Direkt vor dem Starckeportal hat man aber gebuddelt. Geht wohl um irgendwelche Leitungen. Als normaler Besucher kann man sich das aber nicht näher ansehen. Insgesamt sieht der Große Schlosshof jetzt verhältnismäßig aufgeräumt aus.

    BautzenFan am 11. Dezember:

    Im DAF wurde kürzlich berichtet, dass der Einbau der Butzenscheiben begonnen hat.

    An der Augustusstraße sind alle Fenster der Gewehrgalerie inzwischen fertig (mit Butzenscheiben). Zum Stallhof konnte ich das aufgrund des Weihnachtsmarktes nicht genau überprüfen. Soweit ich es sehen konnte, sind sie aber auch dort fertig.

    Im EG des Nordostflügels gehen die Arbeiten offenbar sehr gut voran. Ganz aktuell sind dort bereits Tischlerleistungen ausgeschrieben, darunter die Herstellung der Tresenanlage für den größten der 3 Gasträume. Dabei handelt es sich um Arbeiten, die logischerweise in der Endphase des Innenausbaus durchgeführt werden. Und damit können wir weiterhin begründet hoffen, dass der Gastronomiebereich (incl. erstem Abschnitt des Großen Schlosshofs) wohl tatsächlich im Sommer (Spätsommer?, Herbst?) 2020 freigegeben wird.

    An der Außenseite zur Chiaverigasse wurde ein Baustellenzugang zum Restaurantbereich inzwischen mit einem regulären Fenster geschlossen. Die vorbereiteten Türöffnungen an der Schloßstraße sind unverändert. Ein straßenseitiger Baustellenzugang zum Restaurantbereich ist also nicht mehr erforderlich.

    Zu den Arbeiten an der Loggia: Hier sind keine Veränderungen gegenüber den letzten Berichten zu sehen. Da jetzt Winter ist, war nichts anderes zu erwarten. Die Farben der sichtbaren Fresken im ersten und zweiten Obergeschoss leuchten wunderbar. Dies sind aber noch nicht die endgültigen Fresken. Man kann freilich an ihnen gut erkennen, wie wichtig die polychromen Fresken für die Gesamtwirkung des Hofes sind - sowohl rein farblich als Gegenpart zum Schwarzweiß der Sgraffitodekoration, als auch ikonografisch. Man kann die Denkmalpfleger gar nicht oft genug dafür loben, dass sie sich an dieses Projekt gewagt haben. Die Loggia wird, wenn sie fertig ist, der Hingucker.

  • Jetzt ist ja gerade Schließzeit im Schloss (27.01.-06.02.). Eine Alternative zum Schlossbesuch bietet das Fernsehen. Hier noch mal die aktuell verfügbaren Dokus des MDR zum Dresdner Schloss:

    Schuften für die Schätze / Reportage von 2005 / Grünes Gewölbe (verfügbar bis 25. Febr. 2020)

    Im Goldrausch / Grünes Gewölbe (verfügbar bis 25. Febr. 2020)

    Wo Sachsens Sonnenkönig regierte / Paraderäume (verfügbar bis 29. Okt. 2020)

    Informative kürzere Berichte unter 10 Minuten:

    Spiegel / Paraderäume (verfügbar bis 30. Sept. 2020)

    Parade-Schlafzimmer / Raumtextilien (verfügbar bis 5. Apr. 2023)

    Parade-Appartement / Bericht in ttt (ARD) (verfügbar bis 6. Okt. 2020)

  • Wie hier im Forum bereits berichtet wurde, ist derzeit das Residenzschloss planmäßig für ca. eine Woche bis zum 6. Februar geschlossen (Generalreinigung). Diese Zeit soll ebenfalls für die Durchführung diverser noch ausstehender Ausstattungsarbeiten in den Paraderäumen genutzt werden. Dazu 2 Meldungen aus den sozialen Netzwerken von dabei beteiligten Künstlern.

    Die Madrider Manufaktur, die die Webteppiche für das 1. Vorzimmer herstellt (Real Fábrica de Tapices / Königliche Teppichmanufaktur) meldete Anfang Januar auf Twitter, mit welcher Arbeit die Mitarbeiter in das neue Jahr 2020 starteten:

    Enhorabuena a las artistas! - Da kann man sich doch nur mit tiefer Verbeugung anschließen! :anbeten:

    Foto des Schneidens

    Besagtes „Schneiden“ ist der letzte Arbeitsschritt bei der Fertigung, heißt also: Die fünfte Säule ist fertig. Nun war hier die Frage, ist damit explizit die fünfte Säule – also das fünfte Vertikalstück, oder das fünfte Einzelstück gemeint (es gibt ja auch horizontale Teile). Mir war die Zahl der im September bereits fertigen und aufgehängten Einzelteile nicht mehr genau erinnerlich, aber das ließ sich anhand eines Fotos klären (Elli Kny aus dem DAF): Klick

    „Die fünfte Säule ist fertig“ – das bedeutet demnach, dass – im Vergleich zum „Einbau“-Stand September 2019 - nunmehr 2 weitere Vertikalstücke hergestellt sind. Ob die im Februar bei der Wiedereröffnung dann schon hängen, kann ich noch nicht sagen, denn der Transport von Madrid nach Dresden ist ja nicht ganz ohne (vielleicht stellt man größere Mengen für den Transport zusammen). Jedenfalls berichtete eine Zeitung (*Welt*) über die Ankunft der ersten Teile unter der etwas reißerischen Überschrift: „Wenn Teppiche unter Polizeischutz geliefert werden“.

    https://www.welt.de/wirtschaft/art…ert-werden.html


    Die zweite Meldung stammt von der Restauratorin Sylvie Helbert („Vergoldung ala Art“), gepostet am 24. Januar auf facebook:

    Zitat

    Endspurt im Eckparadesaal. Bald ist auch hier die Vergoldung abgeschlossen und der Saal erstrahlt im goldenen Glanz!

    Quelle: https://www.facebook.com/vergoldungalaart/

    Gemeint ist offenbar die Vergoldung der profilierten Zonen im Bereich der hölzernen Wandverkleidungen. Die facebook-Meldung enthielt auch folgendes aktuelle Foto: Klick

    Zum Vergleich hier der Zustand im September 2019:

    Von SchiDD - Staatliche Kunstsammlungen Dresden, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=82636177


    Anhand einer ganz aktuellen Ausschreibung kann ich desweiteren über eine in den nächsten Monaten anstehende Maßnahme informieren:

    Zitat

    Die auszuschreibenden Leistungen umfasst die Holzbildhauerarbeiten, Zierelemente der Spiegelumfelder in den beiden Vorzimmern und im Audienzgemach in der Formensprache des 18. Jahrhunderts:
    - 4 Stk. Zier- Eckgesprenge ca. 700mm x 700mm
    - 2 Stk. Zier- Eckgesprenge ca. 300mm x 300mm
    - 4 Stk. lange, bildhauerisch gestaltete Zierornamente ca. 120mm x 700mm
    - 50 m ornamentierte Zierleisten

    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen

    Als anvisierter Fertigstellungstermin benennt die Ausschreibung den 11. September 2020.

    Zur Verdeutlichung was hier geplant ist, beispielhaft 2 Fotos für den Kaminbereich des 1 Vorzimmers:

    Von SchiDD - Staatliche Kunstsammlungen Dresden, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=82737590

    Auszug aus voran stehendem Foto

    Eckgesprenge, historisches Foto (Kaminbereich 1. VZ)

    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen

  • Liebe BautzenFan,

    danke für Deinen tollen Beitrag. Seit Weihnachten schiebe ich es vor mir her, zum Thema Tapisserien im 1. Vorzimmer etwas zu schreiben.

    Nun also:

    Da mich die Textilweberei für das 1. Vorzimmer extrem interessiert, habe ich es vor Weihnachten geschafft die "Real Fábrica de Tapices" mit englischer Führung zu besuchen. In einem einstündigen Rundgang bekommt man die verschiedenen Bereiche der Manufaktur in Madrid zu sehen.

    Da ich den Kunsthandwerkern ein paar Fotos aus Dresden zeigen konnten, haben sie sich sehr gefreut, dass jemand extra aus Deutschland kommt und sich für ihre Kunst interessiert.

    Im Anschluss an die Führung hatte ich dann ein spontanes halbstündiges Gespräch mit dem Kurator und der PR-Chefin der Institution.

    Leider wurde meiner Bitte nach Zusendung von Fotos vom Produktionsprozess für Veröffentlichung in diesem Forum bisher nicht entsprochen.

    Die Einrichtung wollte sich beim SIB erst das Okay geben lassen...

    Und vor Ort darf man wegen des Copy-Rights nichts fotografieren.

    ----------

    Zunächst haben meine Gesprächspartner mit der Mähr einer "Rettung" der Institution durch den Dresdener Auftrag aufgeräumt. Es handelt sich bei der Real Fábrica de Tapices mittlerweile um eine gemeinnützige Stiftungs-Einrichtung des Staates zum Erhalt des textilen Kunsthandwerkes. Zwar beherrschten in 2012 nur noch 2 Handwerker die alte Technik und man hat durch den Dresdener Auftrag einige Mitarbeiter in der historischen Technik der Tapisserie-Weberei geschult. Die Manufaktur macht aber noch viele andere Dinge und hat zahlreiche Mitarbeiter. Hauptschwerpunkt der Tätigkeit sind Restaurierung von Knüpf-Teppichen und Tapisserien (eine sehr große Abteilung ). Es werden aber auch Applikationen ähnlich der im Dresdener Paradeschlafzimmer hergestellt, etc. pp.

    In einem Saal der Manufaktur werden auf mehreren historischen, über 150 Jahre alten Hand-Webstühlen die Dresdener Stücke gefertigt.

    (virtueller Rundgang hier, leider kann ich keinen Link zu dem Produktionsraum hier direkt einstellen, man halte sich rechts den Korridor entlang und findet dann den Produktionssaal und tatsächlich hinten rechts eine Dresdener Säule auf einem alten Webstuhl..., mit Musterkarton und der 5. Mustersäule dahinter.

    http://tourmake.it/es/tour/9b0b1b4992855c986c8e7d7dd810fbfe)

    Am 18.12. 2019 war die von Dir gezeigte jetzt „frisch geschnittene“ Säule bereits nahezu fertig. Es musste „nur noch“ ein Großteil des eher monochromen ockerfarbigen "rechten Randes" gewebt werden.

    Eine weitere Säule ("Mustersäule") ist fertig, verbleibt aber wohl als Vorbild zum direkten Vergleich für die Kunsthandwerker in Madrid. Die Mustersäule hängt direkt am Webstuhl und die Künstler haben hinter sich die fertige und vor sich die zu bearbeitende Säule.

    In Dresden sind 3 Stück Säulen seit September 2019 an der Wand. Macht zusammen die benannten 5.

    An der jetzt fertigen Säule waren durchschnittlich 4 Künstler seit Mai 2019 beschäftigt (Größe 3,3m * 0,6m = 2qm, ca. 4.300 Arbeitsstunden). Für einen qm braucht eine Arbeitskraft durchschnittlich 18 Monate.

    Am Tag meines Besuches waren 6 weitere Künstler an 2 anderen Webstühlen mit Teilen des (oberen) Feston-Frieses und der (unteren) Balustrade beschäftigt.

    Der Kurator teilte mir mit, dass 5 kleinere Stücke am 9.12.2019 nach Dresden gesendet worden waren; also Balustraden-, Feston-Fries- und Zwickel-Stücke.


    Die Herstellung zu sehen war für mich höchst interessant. Man macht sich keine Vorstellung von der unglaublichen „Fummelei“.

    Der Kurator meinte, man hätte in Madrid noch nie eine so filigrane Arbeit gefertigt. Statt der hier sonst seit 1721 üblichen 80 Kettfäden auf einen Dezimeter Stoffbreite wären es bei den Dresdener Tapisserien 112 Fäden (Leinen). Außerdem sind die unterschiedlich farbigen Einzelflächen winzig.

    Durch den geringen Abstand der Fäden ist die Arbeit wohl besonders anstrengend und deswegen wird (wenn ich es mir richtig gemerkt habe) nur 6h am Tag an den Stücken gearbeitet.

    Die Maufaktur hat die originale Krakauer Säulen-Tapisserie nie in Natura gesehen. Aus Dresden wurden

    - hochauflösende Fotos und

    - ein Musterblatt (sog. Karton) mit Darstellung der unterschiedlichen Farbflächen und v.a. deren exakter Abgrenzung gegeneinander (Grenzlinien = Konturen)

    nach Madrid gesendet.

    Der Karton wurde mit Konturstift auf eine Folie übertragen. Diese Folie (Master-Copy) wird nun jeweils von einem Konturisten hinter die am Webstuhl senkrecht gespannten Kett-Fäden (zur Erinnerung: 112 Fäden aus Leinen pro 10cm spätere Stoffbreite) gehalten und von dort mit Tinte oder Kohle auf die Kettfäden übertragen.

    (Auf den Bild hier ganz gut zu sehen)

    http://realfabricadetapices.com/en/continuan-l…acio-de-dresde/

    http://realfabricadetapices.com/en/weavers-and-craftsmen/

    Im eigentlichen Web-Prozess werden nun die konturierten Flächen von den Webern jeweils (nach dem Prinzip „Malen nach Zahlen“ ) ausgefüllt.

    Allerdings darf man sich auch das nicht so leicht vorstellen…

    Die Handwerker sitzen und haben die senkrechten Kettfäden mit den mit Tinte konturierten winzigen Einzelflächen vor sich. Sie arbeiten die Tapisserie seitenverkehrt: Die Handwerker führen die verschiedenen Schussfäden durch die Kettfäden - beginnend von hinten - hindurch und sehen die "richtige" Vorderseite des Teppichs nur - durch die Kettfäden hindurch - in einem Spiegel. Auf der den Handwerkern zugewandten Teppich-Rückseite hängen Unmengen Spulen unterschiedlichster Fäden, die man irgendwann an anderer Stelle im Teppich wieder benötigt.

    Das "Gefitze" würde mich wahnsinnig machen...

    Das ferige Ergebnis einer einzelnen Farbfläche (im Spiegel) muss immer mit dem farbigen Karton und der "Mustersäule" verglichen werden.

    Neben dem Webstuhl liegen hunderte von unterschiedlichfarbigen Fadenspule. Überwiegend Seidenfäden, weniger häufig Wolle, ein paar Spulen Gold- oder Silber-Lahn. Alle jeweils noch in verschiedenen Fadenstärken.

    Über 120 Grundfarben sind es sicher allein gewesen.

    Eine konturierte Farbfläche wird nun jeweils aus einem Mix unterschiedlicher Farbfäden erzeugt, sodass es im Ergebnis schier unendliche Farbnuancen auf dem Teppich gibt.

    Die Gold- und Silberfäden wurden aus Dresden nach Madrid geliefert (aus Lyoner Produktion). Die farbigen Seiden- und Wollfäden wurden in Madrid handgesponnen, gefärbt und auf die Spindeln von Hand aufgezwirnt. „Fertige Fäden“ aus industrieller Produktion gibt es nicht.

    Wenn ich es richtig notiert habe, werden aus Madrid insgesamt 32 Einzelteile nach Dresden kommen. 12 Säulen, 6 Balustraden-Stücke, 6 Feston-Friese und 8 kleinere individuelle „Zwickelstücke“. Man mag mich berichtigen…

    Auftragsvolumen beträgt netto 1.165.867,20 €, schrieb Bautzenfan vor Jahren hier im Forum.

    Ursprünglich sollte man im September 2019 mit allem fertig sein.

    Die Fertigstellung hat sich auf ca. Ende 2022 verschoben, denn dem „billigen“ Dresdener Auftrag kam ein lukrativer Großauftrag aus dem Libanon (Tapisserie des Picasso-Bildes Guernica, 349 × 777 cm = 27qm) dazwischen.

    Die am Guernica-Teppich gebundenen Arbeitskräfte sind nun frei und man arbeitet mit – ich schätze – 10 Personen an dem Dresdener Auftrag.

    http://realfabricadetapices.com/en/presentacio…abra-y-shatila/

    http://realfabricadetapices.com/en/factory/tapestry/

  • Vielen vielen Dank lieber eryngium für den hochinteressanten Beitrag.

    Zitat

    Man macht sich keine Vorstellung von der unglaublichen „Fummelei“.

    Da möchte ich doch noch einmal das zugehörige Video verlinken (Film der Madrider Manufaktur). Dort ist in ca. 10 min der gesamte Herstellungsprozess der Dresdner Stücke in Szene gesetzt. Wie ich damals schon schrieb: Nach kurzer Zeit gehe ich beim Anschauen auf die Knie: https://vimeo.com/86006993

  • Unglaublich. Ich bin ja normalerweise nicht der ‚Schlossgänger‘, da mich die Außenarchitektur mehr interessiert als das Interieur der ehemaligen Herrscher. Aber in diesem Fall ist beides gleichermaßen beeindruckend (letzteres aber zugegeben sogar noch mehr), auch weil man zum ersten Mal am Entstehungsprozess teilhat. Dafür bin ich sehr dankbar. Alleine dieses Video macht große Lust, nur schon die fertigen Tapisserien zu sehen. Plötzlich sind alle Einzelteile wichtig (sogar die kleinsten), die man in Versailles oder Sanssouci -gemeinhin- nicht einmal zur Kenntnis nimmt. Man kann es mit einem Gedicht vergleichen, in dem jedes Wort zählt.


    Es ist zudem ein großes „jetzt erst recht!“, was letztlich für jeden Menschen einen emotionalen Bezug zulässt- unabhängig vom historischen. Man vergleicht die alten Fotos, staunt über die Perfektion in einer Welt, der man so etwas nicht mehr ansatzweise zutrauen würde. Es sind nicht einfach die Räumlichkeiten Augusts des Starken, bei denen alles zufällig erscheinen würde (er hätte je nach der momentanen Laune auch etwas ganz anderes kreieren lassen können), sondern ein leidenschaftlicher Kampf um die perfekte Umsetzung. Und damit echte Kunst, die letztlich immer von der ‚Illusion’ des Betrachters lebt, auch wenn manche das mit dem Wort „Disneyland“ abwerten möchten (und letztlich alles Schöne, das heute entstehen könnte, damit diskreditieren und im Keim ersticken möchten). Wäre es nicht zerstört gewesen, wäre dieser Zauber und die damit verbundene Überwältigung zu großen Teilen futsch.

    Naja, einige subjektive Eindrücke :)

  • off topic:

    Die Fertigstellung hat sich auf ca. Ende 2022 verschoben, denn dem „billigen“ Dresdener Auftrag kam ein lukrativer Großauftrag aus dem Libanon (Tapisserie des Picasso-Bildes Guernica, 349 × 777 cm = 27qm) dazwischen.[...]

     

    http://realfabricadetapices.com/en/presentacio…abra-y-shatila/

    Es handelt sich tatsächlich nicht um das Bild "Guernica" selbst, sondern um ein Bild des arabischen Künstlers Dia al-Azzawi’s ("Sabra and Shatila Massacre") im Stil von "Guernica", das als Tapisserie geknüpft wurde.