• Danke eryngium für den sehr interessanten Beitrag zur Produktion der Stoffe!

    Vielleicht kann mal jemand etwas zur Wandbespannung der Münchner "Reichen Zimmer" als weiteres Raumkunstwerk auf Augenhöhe im Vergleich erläutern ??? Würde mich sehr interessieren...
    Kriegsbedingt sind die Wandbespannungen in München auch rekonstruiert...

    Die Wandbespannungen der Reichen Zimmer in der Münchner Residenz sind zu einem großen Teil ziselierte Genueser Samtstoffe, die nicht so extrem aufwändig und teuer sind wie die von Dir beschriebenen Dresdener Brokatstoffe und deren Wiederherstellung in der Wiederaufbauphase der Münchner Residenz dementsprechend kein großes Problem darstellten.
    Allerdings gibt es im Inneren Audienzzimmer (Raum 57) und im Paradeschlafzimmer (Raum 60) der Reichen Zimmer auch anspruchsvollere Brokatstoffe, die vor den Bombardierungen abgenommen und in Sicherheit gebracht worden waren, zusammen mit den meisten geschnitzten Wandvertäfelungen, den Flügeltüren, den Gemälden, allen Möbeln und sonstigen mobilen Ausstattungsgegenständen. Die heute in diesen beiden Räumen zu sehenden Brokatstoffe sind also meines Wissens original, nicht rekonstruiert! Es gibt allerdings sehr wenige veröffentlichte Quellen hierzu, die meisten Texte zum Wiederaufbau der Reichen Zimmer behandeln die extrem schwierige und anspruchsvolle Rekonstruktion des Deckenstucks und der nicht gesicherten und zerstörten Schnitzereien im Miniaturenkabinett und im Konferenzzimmer, die aus Zeitmangel nicht mehr ausgebaut werden konnten.
    (Quellen: Kurt Faltlhauser (Hrsg.): Die Münchner Residenz: Geschichte – Zerstörung – Wiederaufbau, München 2006;
    Hermann Neumann: Der Wiederaufbau der Münchner Residenz nach dem Zweiten Weltkrieg und die Tradierung des Stuckhandwerks - ICOMOS – Hefte des Deutschen Nationalkomitees, 2015)

    Hier ein Foto des Paradeschlafzimmers der Reichen Zimmer mit den schweren Brokatstoffen am und um das Bett herum:

    Von den ziselierten Samtstoffen der anderen Räume der Reichen Zimmer hab ich im Moment keine adäquaten Fotos parat, bei Interesse kann ich aber welche machen und nachliefern.

    Das Hauptaugenmerk bei der Gestaltung der Reichen Zimmer lag allerdings nicht bei den Wandbespannungen, die größtenteils nur als Hintergrund dienen, sondern bei den unglaublich feingliedrigen und fantasiereichen Stuckaturen und Holzvertäfelungen, welche die ganzen Räume überdecken und im Sinne des Rokoko die Auflösung des Raumes, d.h. der tektonischen Hülle, anstreben (die Reichen Zimmer stammen aus den 1730er Jahren, sind also ein paar Jahre später entstanden als die Dresdner Paraderäume). Die beabsichtigte Wirkung, die Stilstufe und die verwendeten Materialien sind also größtenteils andere, von daher kann man beide Enfiladen nicht ganz miteinander vergleichen.
    Ich bin allerdings nicht unbedingt der Meinung, dass die sicherlich sehr teure und aufwändige Dresdner Lösung mit Brokatstoffen deswegen unbedingt an der Spitze der barocken Raumausstattungskunst stehen muss; es kommt im Endeffekt immer auf die Kunstfertigkeit an, mit der die Materialien bearbeitet werden und die künstlerischen Resultate, die damit erzielt werden. Insofern stehen Räume in anderen Schlössern, deren Materialien vielleicht etwas "billiger" waren, keineswegs den Dresdner Räumen nach, man denke neben den Stuckaturen and Schnitzereien der Reichen Zimmer oder der Amalienburg im Nymphenburger Schlosspark beispielsweise auch an die filigranen Scagliola-Arbeiten in einigen Renaissance-Räumen der Münchner Residenz (vor allem Reiche Kapelle und Antiquarium) oder an die fantastischen Hinterglasmalereien im Spiegelkabinett der Residenz Würzburg, die alle von den reinen Materialkosten möglicherweise unter den Kosten der Dresdner Paraderäume lagen, aber deshalb vom künstlerischen Standpunkt her keinesfalls weniger wertvoll sind.

    Bzgl. der "Enttäuschung" einiger Besucher der rekonstruierten Dresdner Paraderäume und der mangelnden Wertschätzung der aufwändigen Stoffarbeiten:
    vielleicht hat sich die Dresdner Schlossverwaltung nicht unbedingt einen Gefallen damit getan, die rekonstruierten Paraderäume mit allzu überschwänglichen Attributen zu bewerben und so bei einigen Besuchern die Erwartung zu wecken, nun die opulentesten und prächtigsten Schlossräume der Welt erblicken zu können; Vergleiche mit Versailles u.ä. waren diesbezüglich sicherlich nicht besonders hilfreich. Es wäre wahrscheinlich besser gewesen, explizit darauf hinzuweisen, was in diesen Räumen wirklich in außergewöhnlicher und unübertroffener Qualität zu besichtigen ist: die Stoffarbeiten der Wandbespannungen und des Paradebettes. Der gemeine Besucher hat sich aber wahrscheinlich mehr Prunk und Glitzer erwartet und ist nicht gebildet genug, die feine und diffizile Qualität der Brokatstoffe zu erkennen und zu schätzen. Vielleicht kann in Zukunft noch mehr auf diese besondere und wirklich außergewöhnliche Qualität hingewiesen werden.

    Zumindest in Deutschland wohl einzigartige ORIGINALE Wandbespannungen aus etwa gleicher Entstehungszeit wie in Dresden finden sich in der Rastatter Residenz.

    Im Neuen Schloss Schleißheim bei München gibt es auch noch das originale Paradeschlafzimmer von Kurfürst Max Emanuel, mit vollständig erhaltenem Bett und Wandbespannungen von ca. 1720 (beides wird zur Zeit restauriert, siehe hier)


    (Quelle: Wikimedia Commons; Autor: Rufus46, Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported)

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Nochmals zu den beiden Sälen im Nordflügel:

    Klingt aber andererseits auch nicht gerade begeistert, was die Bendemann-Gemälde betrifft. Ich mag mich täuschen, aber für mich klingt das fast schon etwas abwertend. Ganz anders Frau Pohlack- Leider schon im Ruhestand, hat sie sich kürzlich (28.10.2019) zu genau diesem Thema in den Dresdner neuesten Nachrichten geäußert (der Artikel ist leider hinter der Bezahlschranke). Ich hoffe, ein kurzer Auszug ist rechtlich okay (habe einen Passus über den Propositionssaal ausgewählt):

    Ich denke, es wird bei dem Kompromiss von 2009 bleiben, der damals auch von Rosemarie Pohlack mitgetragen wurde. 2010 bezeichnete sie die Rekonstruktion der Wandmalerein Bendemanns als "immense Herausforderung bzw. ein großes künstlerisches Wagnis" (Das Dresdner Residenzschloss als Museum, Dresdner Hefte Nr. 104, S. 52, dort auch das folgende Zitat von ihr). Offenbar findet sie die seit 2010 fertiggestellten Rekonstruktionen im Schloss so überzeugend, dass sie jetzt zuversichtlicher ist, dass auch die Reko der Bendemann'schen Wandmalereien künstlerisch überzeugend gelingen kann. Das ist sehr positiv und dieser Einschätzung schließe ich mich auch an. Ihre Argumentation im Zitat von BautzenFan oben finde ich auch überzeugend. Ich vermute aber, dass es beim Kompromiss bleiben wird, den Frau Pohlack 2010 folgendermaßen beschrieben hat:

    Zitat von Rosemarie Pohlack

    2009 standen die Mittel zur Planung der Ausstellungskonzeption für Teile der Rüstkammer in beiden Räumen bereit und man war nach grundlegender Diskussion inzwischen einig geworden, die Wolframsdorfschen Raumfassungen - ohne die Wandmalereien - in die museale Präsentation einzubeziehen. Ein Wettbewerb trug zur abschließenden Klärung bei. Die beiden großen Säle im Nordflügel sollten in der Beletage als ruhige Bindeglieder fungieren. Sie sollten zwischen dem von Peter Kulka modern und selbstbewusst gestalteten Auftakt im Riesensaal und dem nachfolgenden Höhepunkt der Raumfolge, den Augusteischen Paraderäumen, vermitteln.

    Dirk Syndram betrachtet die beiden Säle aus der Sicht des Ausstellungsmachers. Eine diffuse Eigenfarbigkeit eines Raumes ist ein Problem für Ausstellungsgestaltungen. Schon bei frühen Museumseinrichtungen hat man die Wände in der für die Betrachtung ausgestellter Werke entscheidenden mittleren Zone einfarbig oder allenfalls geringfügig um einen Grundton changierend (z.B. Marmorwände) gestaltet. Als Beispiele seien genannt: das Porzellankabinett im Turmzimmer und das Grüne Gewölbe aus dem 18. Jahrhundert, die Neue Ermitage in Petersburg und das Neue Museum in Berlin (in seiner ursprünglichen Fassung), beide aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. In Stülers Neuem Museum gab es Wandmalereien in Ausstellungsräumen allenfalls in der obersten Wandzone unter der Decke. Die Räume der Neuen Ermitage sind überaus prächtig gestaltet, aber die Hauptwandzone ist in der Regel einfarbig gehalten, meist rot. Auch die Gemäldegalerie in Dresden von Semper könnte man nennen oder den Raffaelsaal in der Orangerie von Potsdam-Sanssouci. Zur Hauptfarbe der Wand - zum Beispiel Rot oder Grün - gesellen sich in der Eigenfarbigkeit des Raumes dann häufig Weiß (Stuck oder Marmor) etwa in der Sockelzone oder an der Decke, Gold und Holztöne (Parkett, Türen, Vitrinen). Keiner der Räume aus der Frühzeit des Museumswesens ist bunt ausgemalt. Ich will damit deutlich machen, dass der Hang zu einfarbigen Raumwänden keine Marotte heutiger Museumsmacher ist.

    Dieser Aspekt dürfte der entscheidende Grund gewesen sein, den Riesensaal nicht historisch zu rekonstruieren. Ich halte den heutigen Riesensaal für einen überaus gelungenen Kompromiss.

    Die Denkmalpfleger haben das Konzept, das Residenzschloss als Hauptstandort der Staatlichen Kunstsammlungen wiederaufzubauen, mit entwickelt. Zudem ist die Rekonstruktion von Malereien sehr aufwendig und bringt beim breiten Publikum vergleichsweise wenig Beifall ein. Wir sehen das auch an der aktuellen Diskussion zu den Paraderäumen. Die unglaublich tollen Deckengemälde werden kaum gewürdigt, wie es scheint.

    "Rohbaucharme" ist kein Selbstzweck. Im ersten Obergeschoss des Ostflügels sollen die rohen Wände helfen, die Besucher in weiter zurückliegende Zeiten zurückzuversetzen (Renaissance und Spätmittelalter). Für diese Zeitschicht gab es nie Ideen für Innenraumrekos außer der Schlosskapelle. Die SKD setzen sowohl im Residenzschloss als auch im Zwinger auf eine hochwertige Innenarchitektur der Ausstellungsräume. Syndram und Ackermann betonen, dass das 2. Obergeschoss des Moritzbaus als historische Festetage des Schlosses besonders herausgehoben ist. Sie wünschen sich auch schöne Räume.

  • Die Denkmalpfleger haben das Konzept, das Residenzschloss als
    Hauptstandort der Staatlichen Kunstsammlungen wiederaufzubauen, mit
    entwickelt. Zudem ist die Rekonstruktion von Malereien sehr aufwendig
    und bringt beim breiten Publikum vergleichsweise wenig Beifall ein. Wir
    sehen das auch an der aktuellen Diskussion zu den Paraderäumen. Die
    unglaublich tollen Deckengemälde werden kaum gewürdigt, wie es scheint.

    Für die speziell Interessierten an den Rekonstruktionsleistungen innerhalb der Paraderäume haben die SKD eine Veranstaltungsreihe aufgelegt, in der jeden Sonntag 11.00 Uhr ein Gewerk die Arbeit vorstellt. Die größere Anzahl dieser Informationsgelegenheiten ist allerdings schon vorüber. Einiges hat ja zum Glück auch den Weg in dieses Forum gefunden. Danke an alle, die es speisen für die, die nicht vor Ort sein können.
    Morgen nun sind die Deckengemälde an der Reihe, nächsten Sonntag die Restaurierunen der Supraportengemälde.

    Wissenswert ist, dass man sich für diese Veranstaltungen anmelden sollte, dazu hier ein Link, der m.E. etwas versteckt auf der SKD-Seite ist.
    https://www.skd.museum/programm/#skd-…rget-1576450800

    Einmal editiert, zuletzt von 3Hasenfenster (16. November 2019 um 16:03)

  • Wie einer aktuellen Bekanntmachung des SIB zu entnehmen ist, wurde kürzlich folgende Leistung vergeben:
    Putz- und Stuckarbeiten Treppenturm Nordost
    Das Verfahren lief als beschränkte Ausschreibung, und das heißt leider, allzu viel wird öffentlich nicht „verraten“. Den Zuschlag erhielt eine Spezialbaufirma aus Meißen (Brumm-Bau GmbH).
    Da besagter Treppenturm äußerlich weitgehend fertig ist, kann es sich bei den beauftragten Leistungen eigentlich nur um Arbeiten im Inneren handeln. Die Sandsteinstufen der spiralförmigen Wendeltreppe sind schon seit langem verlegt, aber meines Wissens fehlen hier noch der Verputz der Wände und die anschließenden Malerarbeiten. Der Begriff *Putz- und Stuckarbeiten* lässt übrigens aufhorchen, bin ich schon sehr gespannt.

    Sandsteinstufen TT NO

    Auf der facebook-Seite der genannten Baufirma gibt es auch eine Bildergalerie von der Dankesfeier, die die sächsische Regierung für die an der Rekonstruktion der Paraderäume beteiligten Handwerker ausgerichtet hat (die Brumm-Bau GmbH war dort auch zu Gange). Die Veranstaltung kam offenbar sehr gut an:
    https://de-de.facebook.com/pages/category…03760446638523/

    2 Fotos der zugehörigen Bildergalerie lassen vermuten, dass die Erdbauarbeiten im Großen Schlosshof begonnen haben. Also ich glaube dort einen Bagger zu sehen:

    Foto 1

    Foto 2

    Kann das mal jemand vor Ort erkunden (müsste ja von der Glastür am Durchgang zum Kleinen Schlosshof zu sehen sein).

  • Seit ca. 4 Wochen ist der Schauraum des Grünen Diamanten im "Neuen Grünen Gewölbe" geschlossen. Auf Nachfrage bei der SKD wurde mir mitgeteilt, dass sich der Diamant "auswärts" befindet und bis März 2020 im Metropolitan Museum of Art in New York zu sehen sein wird, wo er die Sonderausstellung »Making Marvels: Science and Splendor at the Courts of Europe« bereichert. Sobald er sicher in New York angekommen ist, würde mit einer Pressemitteilung und einem Aushang im Schloss darüber informiert werden.
    Vorgestern nun erfolgte die offizielle Mitteilung über ADN; die Süddeutsche war am schnellsten:
    https://www.sueddeutsche.de/kultur/museen-…91118-99-782390

    Interessant für Bau-Interessierte: Während der Abwesenheit gestaltet die SKD die Präsentation des bedeutenden Schmuckstücks komplett neu. Spiegelnde Wandflächen, eine bewegte Lichtführung und multimedial aufbereitete Objektinformationen lassen den Diamanten ab Frühjahr 2020 in neuem Glanz erstrahlen! Bis dahin bittet man die Besucher herzlich um Verständnis.

    ------------------------------

    Zur Geschichte und Bedeutung des Grünen Diamanten:


    Der Diamant soll Anfang der 1740-er Jahre in Leipzig gekauft worden sein, war 1722 in London nachweisbar und stammt aus Indien oder Brasilien. Er ist der größte facettierte natürlich gefärbte grüne Diamant.
    August III kaufte ihn wohl für 400.ooo,- Thaler; eine unglaublich hohe Summe. (Der Hofstaat des Großmoguls ging für 58.ooo,- Tahler in den Besitz der Wettiner über, das Goldene Coffé-Zeug für 50.ooo,- Thaler. Die Sixtinische Madonna immerhin für ca. 30.ooo Thaler. Zum Vergleich wird immer angeführt, dass der Rohbau des Schlosses Moritzburg mit unter 50.ooo Thaler ziemlich günstig war.)
    Warum war der Stein so kostspielig? Natürliche, komplett durchgefärbte (also nicht nur oberflächlich grün, innen aber weiße) und damit schleifbare grüne Diamanten sind sehr selten und erreichen auch heute ziemlich hohe Preise. So erzielte z.B. auf einer Auktion eines renomierten Auktionshauses im Jahr 1992 ein 1,28 ct. "bluish green Diamant" mit einem Zertifikat von einem gemmologischen Labor, das die natürliche Farbe bestätigte, den stattlichen Preis von 250.000,-- $ (Quelle hier: http://www.diamanten-diamant.de/gruene.html)


    Der Grüne Diamant wurde ursprünglich mit zahlreichen anderen Diamanten zu einem Orden vom Goldenen Vlies vereinigt. Später erfolgte eine Umarbeitung zu jenem Schmuckstück, dass nun derzeit in New Yourk vom Glanz Sachsens kündet.




    Bedenkt man, dass Sachsen
    - nach dem 7-Jährigen Krieg ab 1763 und
    - nach den Napoleonischen Kriegen ab 1815
    Reparationszahlungen an die Preußischen Sieger in Millionen-Höhe leisten musste, daran ziemlich zu leiden hatte und über viele Jahre höchste Summen "abstotterte", so ist es ein Wunder, dass der Stein in Dresden blieb.
    Und dass er zwar - wie fast alle bedeutenden Dresdener Kunstwerke - nach 1945 als Reparation in die Sowjetunion gelangte, aber in den 1950-er Jahren zurückgegeben wurde, zeugt vom Großmut der Russen.


    Es hätte auch ganz anders kommen können, wie man an der Geschichte des "Blauen Wittelbaches" mit größtem Bedauern feststellen muss.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Blauer_Wittelsbacher


    Wikipedia-Wissen zum Dresdner Grünen:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Dresdner_Gr%C3%BCner_Diamant

    4 Mal editiert, zuletzt von eryngium (20. November 2019 um 15:49)

  • Der Rahmen des Staatsporträts ist jetzt da. Auf die "Voralterung" hat man offenbar verzichtet.

    Im Audienzgemach sind auch Arbeiten im Gange, vermutlich u.a. die Profilleisten der Fensterlaibungen.

  • 2 Fotos der zugehörigen Bildergalerie lassen vermuten, dass die Erdbauarbeiten im Großen Schlosshof begonnen haben. Also ich glaube dort einen Bagger zu sehen:


    Kann das mal jemand vor Ort erkunden (müsste ja von der Glastür am Durchgang zum Kleinen Schlosshof zu sehen sein).

    Es stehen zwei kleine Bagger im Schlosshof und in der Südostecke wurde offenbar auch schon gebaggert.

  • Ich habe mir heute eine Sonderführung im Schloss gegönnt, Thema: Supraporten in den Paraderäumen. War sehr informativ, aber für einen Bericht ist es mir heute schon zu spät. Aber ein paar Splitter schon mal in Kürze.
    Zunächst ein paar Fotos von den beginnenden Erdbauarbeiten im Großen Schlosshof:


    Ein Detail im PSZ war mir noch gar nicht aufgefallen, habe ich heute erst erfahren. Im Vorkriegszustand gab es dort mehrere Spiegelblaker:

    Dabei handeltes sich um Ausstattungselemente, die NICHT zur ursprünglichen Gestaltung gehörten, also irgendwann später dazu kamen. Nach Aussage der beiden Restauratorinnen von besagter Sonderführung ist noch nicht geklärt, ob diese Elemente wieder kommen.

    Zitat von Rastrelli

    Die Bilder über den Türen sind die Supraporten. Da weiß ich jetzt nicht aus dem Kopf, wie es mit Rahmungen aussieht. Interessant die Aussage von Stephan Koja, Direktor der Gemäldegalerie, beim Presserundgang. 19 Gemälde waren in der Gemäldegalerie vorhanden und mussten nur restauriert werden. Ein weiteres war nicht mehr vorhanden und wurde rekonstruiert. Man dürfe nun raten, welches es ist.

    Darauf antwortete george-orwell:

    Zitat von george-orwell

    "Leda mit dem Schwan" nach Ovid (über der Tür neben dem Audienzstuhl rechts) ist vernichtet und wurde "neu" angefertigt.

    Kleine Präzisierung hierzu, die ich heute erfahren habe: Das Gemälde (übrigens von Silvestre) gilt als verschollen. Gut möglich, dass es noch irgendwo existiert. Die Kopie wurde von Christoph Wetzel geschaffen. Das ist einer der beiden Kunstmaler, die die Deckengemälde in der Dresdner Frauenkirche rekonstruiert haben.

  • Wie angekündigt ein erster Bericht über die Sonderführung *Restaurierung der Supraportengemälde in den Paraderäumen* (am 24.11.). Bei dem sehr informativen Vortrag agierten 2 Dresdner Diplomrestauratorinnen: Marina Langner und Ulrike Schauerte. Ihr Part am Projekt bestand in der fachlichen Begleitung und Koordinierung der Restaurierungsarbeiten an den 19 Gemälden und den zugehörigen Rahmen. Von letzteren sind insgesamt 10 original erhalten, davon alle 5 des Audienzgemachs (obwohl ja eines der 5 Gemälde des AG verschollen ist, die Rahmen sind aber eben alle da).

    Im Audienzgemach gehörten alle jetzt aufgehängten Supraporten zur ursprünglichen Ausstattung von 1719. Dies gilt übrigens NICHT für alle Supraporten der Paraderäume. Eine der 4 erhaltenen Supraporten des AG (soll heißen nur eine) wies gewisse Beschädigungen auf (zurückzuführen auf die kriegs- bzw. nachkriegsbedingten Ereignisse), darunter eine größere Fehlstelle (etwa mehrere Quadratdezimeter). Das Bild war vor längerer Zeit schon mal restauratorisch behandelt worden, aber dabei hatte man die Fehlstelle noch nicht ergänzt. Neben dem Beschädigungsgrad gab es weitere Besonderheiten, was dieses Gemälde betrifft – und die erwiesen sich letztlich als Glücksfall für die aktuelle Restaurierung. Während die anderen 4 Supraporten des AG von Silvestre geschaffen wurden, stammt besagtes fünfte Bild von Antoine Coypel (französischer Hofmaler, 1661 – 1722). Dieser Maler fertigte eine ziemlich identische Zweitausgabe des Bildes, die heute im Schloss Sanssouci hängt. In Potsdam ist noch die ursprüngliche Version erhalten, wie sie Coupel geschaffen hat: im Hochformat. Das Dresdner Bild wurde nachträglich auf Supraporten-Format verändert und dabei auch in dem „nicht weggeschnittenen“ Teil etwas verändert (wegen der Bildkomposition, die für das neue Format angepasst werden musste). Man vermutet, dass dies von Silvestre vorgenommen worden ist. Aufgrund des vorhandenen „Zweitbildes“ war es nun mit recht guter Grundlage möglich, die große Fehlstelle im Dresdner Pendant zu rekonstruieren.

    Ort des Gemäldes: links neben dem Kamin
    Titel: Rinaldo und Armida
    Der folgende Link öffnet eine Ansicht des Potsdamer Bildes, darunter findet man eine kurze Beschreibung des Motivs:
    Klick

    Nun zu dem Bild, das als verschollen gilt: Leda mit dem Schwan. Es hängt über der Tür, die in das kleine Bilderkabinett führt. So hatte man das mal in der Probeachse präsentiert (Aufnahme von 2011):

    Wie kürzlich schon erwähnt, wurde die Rekonstruktion des Gemäldes von Christoph Wetzel geschaffen, gut bekannt als einer der beiden Schöpfer der Deckengemälde in der Dresdner Frauenkirche. Bemerkenswert finde ich hierbei die Information, dass Herr Wetzel KEINE farblichen Aufnahmen zur Verfügung hatte, es existieren nur sw-Fotos des Bildes. Er musste sich also in den Farbgebungsstil des Künstlers hineindenken, d.h. Analogien in anderen Silvestre-Gemälden suchen. Wow.

    Für die anderen3 Gemälde des AG habe ich schöne Aufnahmen gefunden.
    Das Bild rechts neben dem Kamin zeigt ebenfalls eine Darstellung des Rinaldo/Armida-Motivs (aber wie gesagt von Silvestre): Klick

    Bild links neben dem Audienzsessel:
    Vertumnus und Pomona
    Ansicht
    Zum dargestellten Motiv

    Bild über der Tür ins 2. Vorzimmer
    Venus und Adonis
    Ansicht
    Zum dargestellten Motiv

    Wie schon erwähnt, handelt es sich bei den zugehörigen 5 Gemälderahmen um die Originale. Allesamt zunächst gut erhalten, wurde ein Rahmen leider beim großen Elbehochwasser stark beschädigt. Die Restaurierung war sehr aufwändig und kompliziert. Die damit beauftragte Restauratorin (Sylvie Helbig) hat auf ihrer facebook-Seite einige interessante Fotos eingestellt:
    Ausgangszustand
    Ausgangszustand
    Während der Restaurierung
    Während der Restaurierung

    Fortsetzung geplant...

  • Nur zur Ergänzung. Für den tollen Beitrag von Bautzenfan.


    Restauriertes Original von Antoine Coypel
    Audienzgemach Supraporten


    Originale Sylvestre-Supraporten, eine habe ich hier vergessen zu fotografieren. Sorry
    Audienzgemach Supraporten
    Audienzgemach Supraporten

    https://skd-online-collection.skd.museum/large/91/46173…b18f7bbefd7.jpg

    Neuschöpfung von Christoph Wetzel nach Sylvestre
    Audienzgemach Supraporten

    Nach Aussage einer Restauratorin zu einer Sonderführung Deckengemälde vor 3 Wochen hat Hr. Wetzel diese Supraporte etwa 2007* geschaffen.
    Man war bei der Abnahme des Gemäldes vom Maler in die Kunstsammlungen zunächst nicht ganz sicher, ob es nicht etwas zu dunkel geraten wäre, im Vergleich zu den anderen. Nun ist man zu frieden.

    *Info von 3Hasenfenster

    2 Mal editiert, zuletzt von eryngium (29. November 2019 um 00:42)

  • Die Rest-Arbeiten im Audienzgemach (Architekturmalerei der Lambries, Fenster-Gewände und v.a. Türblätter) liefen zumindest bis vor dem Raub auf Hochtouren.
    Die 4 Türblätter zum Paradeschlafzimmer und die beiden noch gänzlich unbemalten zum Bilderkabinett wurden dafür wieder aus dem Raum entnommen und werden in der Malerwerkstatt vervollständigt.

    Die Wandfesten Füllungen werden vor Ort bemalt.

    Restarbeiten Audienzgemach
    Restarbeiten Audienzgemach
    Restarbeiten Audienzgemach

    Vor dem Kunstraub im Grünen Gewölbe waren an diesen Arbeiten 5 Restauratoren bzw. Maler beschäftigt. Mir wurde damals gesagt, dass man im Januar mit dem Audienzgemach fertig sei.

    Stilistisches Vorbild für die Malweise (Farbigkeit, "Feinheitsgrad", Technischer Malaufbau) sind die Originale im Pretiosensaal des Grünen Gewölbe.

  • Erhalten die Supraporten des Eckparadesaals eigentlich auch noch Goldrahmen?

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Zitat von Seinsheim

    Erhalten die Supraporten des Eckparadesaals eigentlich auch noch Goldrahmen?

    Na da hat mir Seinsheim doch gleich das richtige Stichwort für die Fortsetzung meines Supraportenberichts geliefert. Vorab, im Vorgriff auf detailliertere Informationen, schon mal die Antwort: Alle Supraporten in den Paradezimmern erhalten vergoldete Rahmen (es fehlen ja noch etliche).

    Noch ein paar Vorbemerkungen. Die Führung sollte eine Stunde dauern, es wurde aber wesentlich länger (soll heißen: großes Engagement der beiden vortragenden Damen). Nun stürzten da aber eine Riesenmenge an Informationen auf mich ein. Jetzt, wo ich langsam Struktur in meine Notizen bringe, und gedankliche Querverbindungen zu anderen Informationsquellen entstehen, fällt mir doch noch die eine oder andere Frage ein, die ich gern noch stellen würde.

    Soviel ist gesichert bekannt. Ursprünglich hingen im EPS und in den beiden Vorzimmern Gemälde mit „Blumenstücken“ über den Türen, einigermaßen erkennbar auf den Kupferstichen von 1719. Die beiden Retiraden wiederum waren keine Repräsentationsräume, sie fungierten als Rückzugsorte. Beide Räume sind nicht mit dem Kupferstichzyklus von 1719 erfasst. Man weiß nicht, ob zu diesem Zeitpunkt überhaupt Supraporten in den beiden Retiraden aufgehängt waren. Wohl aufgrund veränderten Zeitgeschmacks (oder vielleicht nur deshalb, weil die Erstbilder irgendwann nicht mehr ansehnlich waren) kam es in den nachfolgenden Jahrzehnten (Jahrhunderten) immer mal wieder zu Umdekorierungen. Eines wurde aber betont, dass nämlich alle Supraporten, die aktuell in den Paraderäumen hängen, schon mal dort existent waren. Soll heißen, man hat diese Gemälde gezielt ausgewählt.

    Nun Details zum Eckparadesaal. Hier gibt es 3 Supraporten, eine an der Ostwand (über der Tür zum Propositionssaal), zwei an der Südwand (Wand mit den Ofennischen) – über der Tür in die 2. Retirade bzw. über der Tür in das 1. Vorzimmer.

    Supraporte über der Tür zum Propositionssaal

    Bildtitel: "Blumenstillleben mit Kartenspiel", Öl auf Leinwand, 108,8 cm x 179,0 cm

    Maler: Peter van Kessel, flämischer Stilllebenmaler, um 1635 -1668; Ausbildung in Antwerpen, arbeitete hauptsächlich im Ausland, vor allem in Nordeuropa (dänischer Königshof)

    Eryngium hat mir kürzlich einige schöne Fotos von den Supraporten zugeschickt, die ich im Forum verwenden darf. Hier also das Blumenstillleben mit Kartenspiel:


    Foto von eryngium

    Die nachfolgend zitierte Bildbeschreibung stammt aus einem Fachartikel von Konstanze Krüger, publiziert 2009 in einer Festschrift für Prof. Harald Marx (von 1991 bis 2009 Direktor der Dresdner Gemäldegalerie, anlässlich seiner Verabschiedung in denRuhestand).

    Zitat von Konstanze Krüger

    Eine Bronzevase mit zahlreichen in voller Blüte stehenden Blumen auf einem steinernen Tischbildet das Zentrum dieses großformatigen Gemäldes. Der kunstvoll in Faltengelegte Perserteppich nimmt die gesamte rechte vordere Bildhälfte, vorn links sind eine Taschenuhr mit einem Schlüssel an weißem Band, ein Kartenspiel, mehrere Münzen sowie ein Paar Lederhandschuhe arrangiert.

    Den Spielkarten und den umgebend arrangierten Gegenständen liegt eine tiefe Symbolik zu Grunde, die Konstanze Krüger in ihrem Artikel detailliert beschreibt. So korrespondiert das Kartenspiel in seiner hellen Farbgebung mit der großen weißen Lilie, dem „Zeichen nicht nur für die Reinheit und Schönheit, sondern auch des Herrschers“. Die oberste Karte des Stapels zeigt den Kreuzbuben, die höchste Spielkarte des im17. Jhd. an den europäischen Höfen weit verbreiteten Französischen Blattes. Zwei der Münzen neben dem Kartenspiel lassen sich eindeutig identifizieren: ein sächsischer Reichstaler mit dem Bildnis Kurfürst Johann Georgs II. und ein goldener Doppeldukat (geprägt zwischen 1620 und ca. 1654) mit dem Bildnis von Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen. Die folgende Aufnahme zeigt solch einen sächsischen Doppeldukat in Echtausführung (Exponat der Dresdner Münzsammlung).


    Quelle: abfotografiert aus dem o.g. Fachartikel

    Die braunen Lederhandschuhe stehen als Insignien weltlicher Macht.
    Das Bild von Peter van Kessel entstand 1663. Bislang ist unklar, wie und wann es nach Dresden kam. Zur Entstehungszeit arbeitete der Künstler für den dänischen Königshof, der damals enge verwandtschaftliche und politische Verbindungen nach Sachsen pflegte. Aufgrund des Bezugs des Bildes zu Johann Georg II. (Münzen und andere Symbolik) könnte das Bild als Geschenk des dänischen Königs an den sächsischen Kurfürsten entstanden sein. Möglich ist aber auch ein Auftragswerk von einer anderen hochstehenden Persönlichkeit.
    NachInformation der beiden Restauratorinnen befand sich das Bild (ebenso wie die beiden anderen Supraporten des EPS) vor dem Krieg in der 2. Retirade (das bitte merken für einen Passus ganz am Schluss meines Beitrags). Dieser Raum hat ja gleichfalls 3 Türen mit Supraporten.


    EPS - Supraporte über der Tür in das 1. Vorzimmer

    Bildtitel: „Blumenstillleben mit Papagei, Meerschweinchen und Affe", Öl auf Leinwand, 114,8 cm x 183,6 cm

    Maler: Jean-Baptiste Monnoyer (1636 - 1699), französisch-flämischer Maler, der sich auf Blumenstücke spezialisierte hatte
    Foto von eryngium

    Wer auf dem Bild einen Affen sucht, wird nicht fündig werden. Der Affe zeigte sich bei den Untersuchungen im Röntgenbild. Obwohl malerisch fertig (also nicht nur skizziert oder angedeutet), wurde das Tier dann wieder übermalt.


    EPS – Supraporte über der Tür in die 2. Retirade

    Bildtitel: Blumenstillleben mit Orangenbaum", Öl auf Leinwand, 113,5 cm x 181,8 cm

    Maler: Jean-Baptiste Monnoyer (1636 - 1699), französisch-flämischer Maler, der sich auf Blumenstücke spezialisierte hatte

    Foto von eryngium


    Die Rahmen der Supraporten im EPS

    Aus einer Ausschreibung war mir bereits vor der Führung bekannt, dass von den 3 Gemälden nur noch ein historischer Rahmen (geschnitzt, vergoldet) existiert. Für diesen wurde eine Restaurierung, für die beiden anderen eine Rekonstruktion ausgeschrieben (übrigens schon im Herbst 2017, als Fertigstellungstermin war im Ausschreibungstext der 18.12.2018 genannt – 2018 ist kein Tippfehler).


    Zitat aus dem Ausschreibungstext:

    Zitat von SIB

    Das Ziel ist die Restaurierung eines vergoldeten Supraportenrahmens (vermutlich 19.Jh.,Größe ca. 130 x 195 cm) nach einem vorgegebenen Restaurierungskonzept und die Rekonstruktion von zwei Rahmen nach dem vorhandenen Original und historischen Aufnahmen.

    Hierzu teilten die Restauratorinnen mit, dass es sich bei dem Rahmen, der aufgrund von Herstellungsmerkmalen in das 19. Jhd. datiert wurde, höchstwahrscheinlich um eine Kopie des ursprünglichen Stücks aus dem 18. Jhd. handelt. Die Rekonstruktion wird zur Zeit in einer Holzschnitzerei in Bayern realisiert (Name wurde leider nicht genannt, ich nenne gern die Firmennamen – das Land soll seine Meister kennen). Die Fertigstellung ist nach derzeitigem Stand Anfang 2020 zu erwarten. Bei dem historischen Rahmen fehlte das Krönungselement, das kommt aber wieder.
    Wichtig ist noch die Information, dass die Formate der 3 Bilder verändert wurden (zunächst waren sie quadratisch, dann rechteckig, die noch später entstandene geschwungene Form war wohl dem Zeitgeschmack geschuldet (Rokoko).


    Und noch ein Bildfund aus der fotothek. Gezeigt wird der Raum der heutigen 2. Retirade. Beachtet bitte mal im eryngium-Foto die Figur ganz links. Die folgende Aufnahme zeigt die 2. Retirade im Zustand 1933 während der Ausstellung „August der Starke und seine Zeit“. Man sieht dort ein Stückchen der heute im EPS aufgehängten Supraporte (*Blumenstillleben mit Orangenbaum*) und man erhält auch eine Vorstellung darüber, wie die Rahmen aussehen werden. Das Foto sollte aber maximal vergößert werden (mittels Plus-Icon).
    http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/…katalog_0063440

  • Und noch ein Bildfund aus der fotothek. Gezeigt wird der Raum der heutigen 2. Retirade. Beachtet bitte mal im eryngium-Foto die Figur ganz links. Die folgende Aufnahme zeigt die 2. Retirade im Zustand 1933 während der Ausstellung „August der Starke und seine Zeit“. Man sieht dort ein Stückchen der heute im EPS aufgehängten Supraporte (*Blumenstillleben mit Orangenbaum*) und man erhält auch eine Vorstellung darüber, wie die Rahmen aussehen werden. Das Foto sollte aber maximal vergößert werden (mittels Plus-Icon).
    http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/…katalog_0063440

    Ein weiteres Foto aus der Fotothek: gleicher Raum, gleiche Zeit u. Blickrichtung, Gemälde weniger gut zu erkennen, aber der vollständige Rahmen ist zu sehen.

    http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/…katalog_0051745

    Und vielen Dank für den Supraportenbericht, das hellt die Stimmung etwas auf.

  • Nach Aussage einer Restauratorin zu einer Sonderführung Deckengemälde vor 3 Wochen hat Hr. Wetzel diese Supraporte etwa 2012 geschaffen.

    Die Gemälderekonstruktion "Leda mit dem Schwan" wurde Ende 2006 vorbereitet und zu Beginn 2007 durch Christoph Wetzel bewerkstelligt. Soviel weiß ich von der Restauratorin, die hierfür die Leinwand vorbereitet hat.

  • Herr Nickol vom SIB sagte heute, dass es bei den Restarbeiten an den Paraderäumen keine Verzögerungen wegen des Grünen Gewölbes geben wird. Die reguläre "Putzwoche" im Januar (27.01. - 06.02.2020) soll genutzt werden, um Arbeiten ohne Unterbrechung durch Besucher am Stück erledigen zu können und dann sollen "99%" erreicht werden, die noch fehlenden Textilien (z.B. aus Madrid) natürlich ausgenommen. Das deckt sich dann auch mit der Aussage, die eryngium weiter oben erwähnt hat.

    Die Einschränkungen durch die Ermittlungen der Polizei sind für die Paraderäume auch seit Mittwoch aufgehoben und bestimmte Arbeiten werden auch in Anwesenheit der Besucher ausgeführt. Man konnte heute beim Ausmalen der Füllungen in den Fensterlaibungen im Audienzgemach zusehen.

    Im EPS gibt es jetzt Fenstervorhänge an der Nordseite und die richtige Wandbespannung links neben dem Durchgang zum Propositionssaal. Die Goldfassung der Lambris schreitet auch voran, es sind aber immer noch ca. 50% der Profile mit (sehr modernistischem) Malerkrepp abgeklebt.

    Einmal editiert, zuletzt von effndy (29. November 2019 um 21:40)

  • Reko der beiden Deckengemälde im Paradeappartement - Teil 1 - Grundlagen-Ermittlung
    (Infos aus eines Sonderführung durch 3 ausführende Künstler)


    Farbdias von 1942 (entzerrt) und fotogrammetrisch entzerrte Ausschnitte aus zahlreichen historischen schwarz-weiß-Aufnahmen wurden zu einer Gesamtaufnahme als Reko-Grundlage digital vereinigt.

    Residenzschloss Reko Deckengemälde


    Die Fotogrammetrische Vorlage wurde als Arbeitsgrundlage in verschieden Größen ausgedruckt.
    Letztlich für die Reko der Malerei im Maßstab 1:1. Hier im Bild Beispiel-Farbabzüge, die den 12 Künstlern als direkte Vorlage dienten.

    Residenzschloss Reko Deckengemälde
    Residenzschloss Reko Deckengemälde

    Je nachdem, welche Fotogrundlage für den jeweiligen Ausschnitt der Rekogrundlage zur Verfügung stand, sind die Informationen zum Original sehr genau (Farbdias), nur schwarz weiß oder ziemlich unscharf (v.a. Wolkenbereiche, die nur aus Schrägaufnahmen entzerrt und eingefügt werden konnten).

    Um ein Reko-Ziel zu definieren, und v.a. die Farbigkeit der nur ungenau überlieferten Bereiche zu klären, musste zunächst je ein Bozzetto entwickelt werden. Zahlreiche Arbeitsschritte, verschiedene Versuche, Diskussionen, Hinweise und letztlich Abnahme des Modelo durch eine große Gruppe von Fachleuten etc.)

    Residenzschloss Reko Deckengemälde
    Residenzschloss Reko Deckengemälde
    Residenzschloss Reko Deckengemälde
    Residenzschloss Reko Deckengemälde

    Es war für eine ausgewogene Farbigkeit wichtig, die Gliederung der Deckengemälde zu verstehen
    Residenzschloss Reko Deckengemälde
    Residenzschloss Reko Deckengemälde


    Zu Stilfragen beschäftigte man sich natürlich mit erhaltenen Originalwerken Sylvestres und mit einem erhaltenen Vorbild für das Deckengemäldes im Audienzgemach. Dieses befindet sich in einem Garten-Pavillon des Schlosses Sceaux bei Paris und wurde vom Lehrer Sylvestres geschaffen.

    Sylvestre wuchs z.T. in diesem Schloss-Komplex auf; sein Vater arbeitet dort. Er schulte sich (auch) an diesem Werk.

    Residenzschloss Reko Deckengemälde

    Das Deckengemälde des Audienzgemachs (Öl auf Leinwand) schuf Sylvestre in der väterlichen Werkstatt bei Paris. Es wurde für Dresden erworben und war seine "Bewerbung" um den Posten eines sächischen Hofmalers.

    12 Mal editiert, zuletzt von eryngium (30. November 2019 um 21:33)

  • Zitat von eryngium

    Die Rest-Arbeiten im Audienzgemach (Architekturmalerei der Lambries, Fenster-Gewände und v.a. Türblätter) liefen zumindest bis vor dem Raub auf Hochtouren.
    […]
    Vor dem Kunstraub im Grünen Gewölbe waren an diesen Arbeiten 5 Restauratoren bzw. Maler beschäftigt. Mir wurde damals gesagt, dass man im Januar mit dem Audienzgemach fertig sei.

    Zitat von effndy

    Herr Nickol vom SIB sagte heute, dass es bei den Restarbeiten an den Paraderäumen keine Verzögerungen wegen des Grünen Gewölbes geben wird. Die reguläre "Putzwoche" im Januar (27.01. - 06.02.2020) soll genutzt werden, um Arbeiten ohne Unterbrechung durch Besucher am Stück erledigen zu können und dann sollen "99%" erreicht werden, die noch fehlenden Textilien (z.B. aus Madrid) natürlich ausgenommen. Das deckt sich dann auch mit der Aussage, die eryngium weiter oben erwähnt hat.


    Nur noch mal zur Bekräftigung: Diese 99% (als anvisierten Fertigstellungsstand für Februar 2020) beziehen sich nicht auf das AG (dieser Raum soll ja dann laut eryngium-Info vollständig fertig sein), sondern auf die Paraderäume insgesamt. Die Zahlenangabe ist dabei sicher nicht wörtlich („mathematisch“) gemeint, sondern in dem Sinne, dass zum genannten Zeitpunkt fast alles fertig sein wird. Das wäre doch super. Vielen Dank an Euch beide (effndy und eryngium) für die hochinteressanten Beiträge.

    Ich möchte anfügen, dass auch die Termin-Informationen, die beim Supraportenvortrag gegeben wurden, haargenau passen. Die beiden Damen hatten ja berichtet (wie im Forum schon gemeldet), dass die beiden Rahmen für die 3 Supraporten im EPS „Anfang nächsten Jahres“ geliefert werden. Die diesbezüglichen Aussagen umfassten aber noch mehr, und zwar Folgendes:

    Die beiden Rahmen für die Supraporten im 2. Vorzimmer sind höchstwahrscheinlich gleichfalls Anfang des Jahres fertig. Wann die Rahmen für die Retiraden kommen, steht noch nicht fest.

    An den genauen Wortlaut der letzten Aussage (den betreffs der Retiraden) kann ich mich nicht mehr erinnern, es war aber eindeutig gemeint, dass das irgendwann später der Fall sein wird. Damit hätten wir schon mal eine Position, die zu den „1%“ gehört. Eine zweite Fehlstelle betrifft die Kronleuchter im Turmzimmer. Zu der hierzu gestarteten Ausschreibung gibt es eine aktuelle Bekanntmachung des SIB:

    Zitat von SIB

    Der Auftrag/Das Los wird nicht vergeben
    Es sind keine Angebote oder Teilnahmeanträge eingegangen oder es wurden alle abgelehnt.


    In besagter Erstausschreibung war kein Fertigstellungstermin angegeben, sondern eine Vertragslaufzeit (Dauer 79 Tage). Also selbst wenn man den Auftrag jetzt sehr schnell vergibt (möglicherweise freihändig), würde die Zeit bis zur Lieferung Anfang Februar 2020 natürlich nicht ausreichen.
    Zur Erinnerung: Bislang hängen im Turmzimmer interimsweise 4 Kronleuchter. Dabei handelt essich um Exemplare, die zur DDR-Zeit mal für den Zwinger geschaffen worden sind. Geplant sind 5 Kronleuchter als „nachempfundene Rekonstruktion“. Hier eine zeichnerische Darstellung:

    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen

    Die Interimsversion:


    © Frank Florian Steinauer


    Nachfolgend möchte ich weiter über das Thema Supraporten berichten. Da fehlt noch eine Information betreffs des EPS, und zwar die Vorkriegsausstattung betreffend. Bis zur Auslagerung (um 1942/43) hingen dort die 3 Supraporten, die man jetzt in der 2. Retirade bewundern kann (jeweils Öl auf Leinwand). Es handelt sich um Werke im „venezianischen“ Stil (Spätrenaissance), und zwar (Zitat) in der Art eines Veronese. Die Maler sind unbekannt, aber es wurde betont, dass die künstlerische Qualität als sehr gut einzustufen ist. Dargestellt sind amouröse Szenen, die Bildtitel lauten:

    "Liebespaar mit Amor"

    "Venus mit zwei Amoretten"

    "Venus Amoretten mit Fackeln"

    Von einem Bild kann ich eine Aufnahme liefern, es ist offenbar das „Liebespaar mit Amor“:

    Von SchiDD -Staatliche Kunstsammlungen Dresden, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=82737592

    Auszug aus voran stehendem Foto (d.h. gleiche Quelle):

    Nun eine historische Aufnahme, die das betreffende Gemälde im EPS zeigt:

    Quelle: abfotografiert von einer Informationstafel im Residenzschloss

    Anhand der Stuckatierung ist eindeutig zu erkennen, dass die Aufnahme VOR den „“Aufrüstungsarbeiten“ entstand, die im Rahmen des großen Schlossumbaus Ende des 19. Jhd. erfolgten (Stichwort: Aufstuckatierung).


    Kommen wir nun zu den Supraporten im 1. Vorzimmer.

    1. Vorzimmer Nordwand, Tür zum Eckparadesaal
    Bildtitel: „Antike Ruinenlandschaft mit Thamar und Juda“, Künstler unbekannt, , Öl auf Leinwand, 100,0 cm x 181,6 cm

    Foto von eryngium

    Vergrößerte Ansicht der Malfläche

    Beschreibungder Darstellung
    Kurzfassung
    Langfassung


    1. Vorzimmer Südwand, Tür zum 2. Vorzimmer
    Bildtitel: "Landschaft mit Schäferszene", Künstler unbekannt., Öl auf Leinwand, 99,7 cm x 181,4 cm

    Foto von eryngium

    Der Rahmen der Supraporte an der Nordwand war erhalten und wurde restauriert, bei dem Rahmen an der Südwand (Bild mit der Schäferszene) handelt es sich um eine Rekonstruktion. Wer sich die zugehörigen Fotos von eryngium aufmerksam anschaut, kann dies auch erkennen.

  • Reko der beiden Deckengemälde im Paradeappartement - Teil 2 - Ausführung
    (Infos aus eines Sonderführung durch 3 ausführende Künstler)


    Wie auch hier schon im Forum hinreichend erörtert, ist die Reko von barocken Deckengemälden in dem einen oder anderen Fall nicht als wirklich gelungen zu bezeichnen. Diskussionen dazu wurden ja hier vor einem Jahr geführt.

    Damit man sich den beiden verlorenen Dresdener originalen Deckenbildern bei der Reko so weit wie möglich annähern konnte, wurden die Bilder
    - nach historischer Malweise
    - mit möglichst authentischen Pigmenten
    - (Mittelteil) auf Leinwand in historischer Bahnbreite
    von einem Team von 12 Künstlern neu geschaffen.
    Man wertete zeitgenössische (barocke) Literatur zur Malkunst aus und hielt sich an die dortigen Vorgaben bezüglich der Technik.

    1.
    ("Magere") Grundierung mit einem Ockerpigment.

    Residenzschloss Reko Deckengemälde


    2.
    Vor"zeichnung" mit Bleiweiß. (Das Pigment Bleiweiß konnte nur durch beharrliche Intervention und einige Überzeugungsarbeit der Dresdener Restauratoren überhaupt noch in den notwendigen Mengen neu produziert werden. Es ist wegen Umwelt-Unverträglichkeit nicht mehr in der EU zugelassen, außer für Restaurierungen.)
    Konturierung und Erzeugung von "Tiefe" durch graues bzw. schwarzes Pigment

    Residenzschloss Reko Deckengemälde
    Residenzschloss Reko Deckengemälde
    Residenzschloss Reko Deckengemälde

    Das Bild wurde auf dem Boden liegend mit einer entsprechenden beweglichen Arbeitsbühne begonnen.

    Residenzschloss Reko Deckengemälde
    Residenzschloss Reko Deckengemälde

    Nachdem man vorsichtig mit den ersten andersfarbigen Pigmenten begonnen hatte, wurde das Bild gedreht, an die Decke hochgezogen und dort verankert.
    Dass für eine solche Aktion aufwändige moderne Unterkonstruktionen für den "Keilrahmen" des Bildes und die dauerhaft bewegliche Hebevorrichtung erforderlich sind, ist evident.

    Residenzschloss Reko Deckengemälde
    Residenzschloss Reko Deckengemälde
    Residenzschloss Reko Deckengemälde
    Residenzschloss Reko Deckengemälde

    An der Decke wurde das Bild fertiggestellt.

    Residenzschloss Reko Deckengemälde
    Residenzschloss Reko Deckengemälde
    Residenzschloss Reko Deckengemälde
    Residenzschloss Reko Deckengemälde
    Residenzschloss Reko Deckengemälde

    Gleichzeitig erfolgte die Ausmalung der das zentrale Leinwandbild umgebenden Putzflächen.

    Zunächst stand für die Künstler je ein großflächiger Malboden in den Räumen zur Verfügung.
    Mit dem Voranschreiten der Innenausbau-Arbeiten in beiden Räumen konnte dann nur noch eine kleine bewegliche Bühne benutzt werden, um seit ca. Juni 2019 Details nachzuarbeiten.

    Die Farben wurden lasierend aufgetragen und es wurde von "mager" nach "fett", also öl-reich gearbeitet. Auf meine Nachfrage zu einer Anzahl von Farbschichten wurde von mindestens 6 Übermalungen, also Lasur-Schichten berichtet.
    Teilweise sollen Details bis 30 mal unter dem Pinsel gewesen sein.
    Beide Deckengemälde werden in naher Zukunft noch durch einen Firnis oberflächlich abgeschlossen.

    4 Mal editiert, zuletzt von eryngium (30. November 2019 um 19:18)