• Bezüglich der Kronleuchter im Porzellanzimmer sind mir leider keine Ausschreibungen bekannt. Eventuell gibt es dafür auch noch keine.
    Ich möchte aber in diesem Zusammenhang auf einige „Merkwürdigkeiten“ aufmerksam machen. Von den historischen Fotos des Raumes, die mir zugänglich sind, gibt es zum einen ein paar, die den Raum im Zustand NACH dem großen Schlossumbau zeigen. Zum anderen kenne ich außerdem ein Foto, das 1896 aufgenommen wurde, also unmittelbar VOR dem Umbau. Nur zur Erinnerung: Bei besagten Umbau wurden auch im Porzellanzimmer Veränderungen vorgenommen, das betraf vor allem einen Türdurchbruch an der Südwand (wobei der mensaartige Schautisch wegfiel). Aber vielleicht gab es auch andere Veränderungen, zum Beispiel die Kronleuchter betreffend?
    Auf keinem der mir bekannten Fotos für den Zustand Nach dem Umbau sind Kronleuchter im Bild. Wie viele es waren und wie sie angeordnet waren, weiß ich daher nicht. Aber schauen wir uns nun mal das 1896 entstandene Foto an: Dort sieht man EINEN Kronleuchter und der hängt m.E. eindeutig mittig:
    https://porzellansammlung.skd.museum/fileadmin/_pro…_f2ac09d4ef.jpg

    Ich hatte schon mal das fertige Bild der rekonstruierten Stuckdecke verlinkt:
    https://www.eva-backofen.de/wp-content/upl…11102949562.jpg

    Man erkennt hier 4 Öffnungen für Leitungsanschlüsse, aber eigentlich sind es 5 – die fünfte ist nur nicht im Bild erfasst. Deshalb eine weitere Aufnahme der Decke (2011), als die Stuckarbeiten begonnen waren, dann aber einige Jahre pausierten. Mir geht es um die vorbereiteten Öffnungen für Stromanschlüsse:


    vergrößerter Ausschnitt:

    Die vier, lagemäßig auf die Raumecken orientierten Öffnungen dürften die Hängeorte der jetzigen Interimslösung sein. Aber was ist mit der fünften, der mittig angeordneten Öffnung? Rekonstruiert wird ja bekanntlich die Raumfassung, wie sie VOR dem Umbau vorlag – aber mit welcher Kronleuchterversion?

  • Meine Prognose: Es müssen fünf Leuchter im Turmzimmer sein. Sonst hätte man nicht fünf Löcher und Stromanschlüsse vorbereitet. Aufgehängt wurden nur vier Leuchter, weil von der Sorte nicht mehr vorhanden sind. Auf der Seite des Herstellers Leuchten Manufactur Wurzen sieht man, dass seinerzeit vier dieser Leuchter im Glockenspielpavillon hingen. Man sieht dort auch, dass es sich durchaus um hochwertige Leuchter handelt und auch bei ihnen das Stromkabel so von der Decke herabgeführt werden kann, dass es nicht auffällt. Auf den Filmbildern von Sachsen-Fernsehen sieht es für mich so aus, dass die Leuchter erst mal provisorisch hingehängt wurden. Ich vermute, dass später noch der Elektriker kommt und dann die Feinarbeiten mit der Verkabelung erledigt. Praktischerweise wird er wohl erst kommen, wenn auch in den anderen Räumen die Leuchter hängen. Es wurden mehrere Decken gezeigt, wo nur die Kabel herunterhingen.

    Die aktuellen Leuchter dürften im Volumen in etwa den historischen Leuchtern entsprechen. Man sieht in dem Filmchen mit Herrn Nickol, dass die vier Leuchter in ihrer Hängung gut zur Raumgeometrie passen und zwischen ihnen noch genug Platz für einen fünften Leuchter dieser Größe wäre. Man wird später sicher nicht die vier Leuchter durch nur einen mittig platzierten historisch korrekten Leuchter ersetzen. Das würde das Raumbild zu stark verändern. Zudem würde ein Leuchter nicht genug Licht geben, um vier Leuchter zu ersetzen.

    Eryngiums Vorschlag, einfach Glühbirnen an die Decke zu hängen, ist nicht praktikabel. In Schlossräumen mit wertvollen Decken, in denen keine historischen Leuchten zur Verfügung stehen, nutzt man häufig moderne Standleuchten. Das hat den Vorteil, dass jeder sieht, dass die Leuchten nicht zur historischen Ausstattung gehören. Diese Lösung wäre sicher auch im Turmzimmer möglich gewesen, erschien aber wohl nicht elegant genug.

    Die Modellentwicklung für die historischen Leuchter des Turmzimmers müsste sicherlich Historische Leuchten Jacob machen. Die haben dazu aber bislang nichts mitgeteilt. Die Bauplanung für das Turmzimmer macht das Architekturbüro Knüpfer. Der Internetauftritt verrät aber nichts über die Leuchter. Es wurde keine Visualisierung des Raumes veröffentlicht. Nur Wandaufrisse und Deckendarstellungen ohne Leuchter sind für uns bislang verfügbar. So ist das Turmzimmer der geheimnisvollste der neuen Räume.

    KKS Architektur + Gestaltung hat 2009 im Rahmen eines eingeladenen Wettbewerbs eine Ausstellungsgestaltung für die drei Räume des Nordflügels entworfen. Auf einem der sehr kleinen Bilder sieht man einen Wandaufriss des Turmzimmers mit mittig angeordnetem, relativ großem Kronleuchter davor. Das sagt aber im Grunde nichts aus, weil es in dem Projekt nicht um die Leuchterplanung ging. Interessanter sind ihre Angaben zu den beiden Sälen. Für den Großen Ballsaal entwarfen sie "eine ruhige Großvitrine mit betont vornehm-reduzierter Detailausbildung", die "im Kontrast zur feinen und kleinteiligen Raumstruktur" zu sehen sei. Für den Propositionssaal schlugen sie hingegen eine größere Zahl Standvitrinen vor, "die einen höfischen Festaufzug thematisieren", und begründen dies so: "Der im Material ruhiger gefasste Raum erfährt hierdurch eine dezente Belebung." Ob dieses Konzept umgesetzt wird, ist offen.

    Das Beispiel zeigt aber, dass sich Ausstellungsgestalter auf konkrete Innenräume beziehen, deren Architektur zuvor geklärt sein muss. In der reinen Kubatur sind beide Säle ja annähernd gleich. Die Museumsleute planen ihrerseits ihre Ausstellungen für konkrete Räume und Vitrinen. Dirk Syndram sagte schon vor Jahren, die Pläne für die kommenden Ausstellungsbereiche lägen fertig in seiner Schublade. Der Finanzminister hat angekündigt, das Schloss werde bis 2023 fertig. Die weiteren Baumaßnahmen sollen noch 38 Millionen Euro kosten. Meines Erachtens sprechen alle diese Angaben dafür, dass die Planungen für die beiden Säle im Wesentlichen abgeschlossen sind. Man dürfte also den Konsens zwischen LfD und SKD nicht aufkündigen.

    Im dritten Filmchen von Sachsen-Fernsehen (mit Prof. Syndram) waren einige Vitrinen für die Retiraden zu sehen. Sie sind etwas anders gestaltet als die bisher im Schloss aufgestellten Vitrinen, offenbar angepasst an die umgebenden Räumlichkeiten. Ich denke, dass die Retiraden und Bilderkabinette mit ihrem reduzierten Ausbau, der vermutlich schlicht und elegant wirken wird, in Verbindung mit den hochkarätigen Ausstellungsstücken einen sehr schönen und prächtigen Eindruck machen werden und neben den rekonstruierten Haupträumen bestehen können.

    3 Mal editiert, zuletzt von Rastrelli (23. August 2019 um 16:59)

  • Hier noch zwei frühe Ansichten des Turmzimmers aus der Feder von Raymond Leplat (also des Architekten):

    Aufriss und Grundriss des Turmzimmers mit dem Silberbuffet, 1718/19

    Ansicht des Silberbuffets im Turmzimmer, um 1728

    Auf beiden Darstellungen sind keine Deckenleuchter zu sehen. Es ist möglich, dass Leplat sie nur nicht gezeichnet hat, da es ihm um die Wandarrangements ging. Wie bei dem Foto von 1896 würde sich ein Leuchter vor der reich besetzten Wand kaum abheben. Andererseits gibt es im Pretiosensaal des Grünen Gewölbes, der ebenfalls eine Stuckdecke von Antonio Brocco besitzt, keine Deckenleuchter. Im Turmzimmer war das aber offenbar nicht so, denn man hat dort ja nun Deckenleuchter angebracht. Natürliches Licht kann im Turmzimmer durch ein großes Fenster zur Chiaverigasse mit Rundbogenabschluss einfallen. Es ist auf dem Filmchen von Sachsen-Fernsehen mit Herrn Nickol gut zu sehen. Dieses Fenster liegt der Hauptschauwand genau gegenüber. Sollte es im 18. Jahrhundert dort Leuchter gegeben haben, deren Aussehen aber nicht genau bekannt ist, so bestände die Möglichkeit zum Analogieschluss. Man könnte einen Leuchter aus einem Vorzimmer oder einer Retirade zum Vorbild nehmen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Rastrelli (23. August 2019 um 16:48)

  • Im Zusammenhang mit dem jüngsten offiziellen Baustellenrundgang vor einigen Tagen haben nun auch einige beteiligte Institutionen / Personen auf den eigenen HP bzw. in den sozialen Medien (Twitter) ebenfalls Fotos ins Netz gestellt. Eines davon hat mich besonders gefreut, denn dieses Motiv war in den bisherigen Veröffentlichungen von besagtem Tag nicht zu sehen: die Ostwand des Eckparadesaales. Sehr erfreulich und beeindruckend, welcher enorme Baufortschritt in diesem Saal erreicht worden ist – im Vergleich zu dem Stand, den eryngium mit seinen Fotos vom 20. Juni dokumentiert hatte:
    Ostwand des Eckparadesaales

    Nochmal zur Erinnerung: Der Eckparadesaal wird in der Fassung rekonstruiert, die unmittelbar VOR dem großen Schlossumbau vorlag. Das heißt insbesondere, die opulente „Aufstuckatierung“, neu geschaffen Ende des 19. Jhd., entfällt. Der ursprüngliche Zustand ist auf einem Foto von Hermann Krone erfasst (entstanden um 1860): Klick

    Das Foto kann übrigens stark vergrößert werden, nach dem Öffnen des Links einfach nochmal draufklicken.

    Und hier die rekonstruierten Stuck-„leisten“ (EPS) in der Modellansicht:


    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen


    Ein paar weitere Fotos habe ich nachfolgend ebenfalls verlinkt, die sind, was die aufgenommenen Motive betrifft, nicht völlig neu, aber in recht guter Auflösung bzw. in interessanter Detailansicht.

    Prunkbett im PSZ 1

    Prunkbett im PSZ 2

    Deckengemälde im AG

    Stuck im AG

    Visualisierung PSZ

  • Zur Sache: Der Öffentlichkeit wird unablässig erzählt, dass die Paraderäume vollständig (!) rekonstruiert und Ende September fertig (!) sein werden. Die meisten Leute haben keine Telefoninformanten, die ihnen geheimes Insiderwissen mitteilen. Sie versuchen mit dem, was sie wissen, sich einen Reim auf das zu machen, was sie zu sehen bekommen. Als Behelfslösung finde ich die Leuchter im Turmzimmer nicht schlecht, aber das müsste entsprechend kommuniziert werden. Doch kommuniziert wird das Gegenteil. Zudem nehmen die SKD den Mund sehr voll und suggerieren den Besuchern, dass sie ab 28. September die tollsten Schlossräume Europas zu sehen bekommen. Ich fürchte, dass es da zu Enttäuschungen kommen wird. Die Besucher waren vielleicht schon in Versailles, Sanssouci, Peterhof, Schönbrunn und kommen mit entsprechenden Erwartungen. Jedenfalls sehe ich der Eröffnung der Räume mit einer gewissen Sorge entgegen.

    Auf einen Punkt möchte ich aber hinweisen, der wirklich Weltspitze ist: Dirk Syndram sagt in dem Interview mit Sachsen-Fernsehen, dass sieben (!) Gewänder Augusts des Starken ausgestellt werden. Ich wusste bisher nicht, dass so viele Kleider von ihm erhalten sind.

    Also Schönbrunn als Sommerresidenz der Habsburger für Kaiserin Maria Theresia (eigentlich Kaisergattin und Erzherzogin) war natürlich Opulenter , und auch Versailles als Zentrum des Hofes von Sonnenkönig Ludwig dem 14. , oder Schloss Peterhof als Residenz der Zaren (die genannten Dynastien waren Weltmächte des 18. Jahrhunderts) man kann es nicht vergleichen mit den Paraderäumen in Dresden , für Sächsische/Deutsche Verhältnisse ist das was in Dresden entsteht schon sehr sehr Prächtig , aber nicht so extrem (zumindest die Innenausstattung) wie die am Anfang genannten Schlösser , wobei mir Persönlich die Fassaden des Innenhofes des Dresdner Schlosses sehr gut gefallen , ich Denke das Gesamtpaket Dresdner Schloss mit Grünem Gewölbe , Türkischer Kammer , Riesensaal , Gewehrgalerie usw. usw. mit allen Ausstellungen , den Original Möbeln und persönlichen Gewändern von Kurfürst August ist das was Dresden Einzigartig werden lässt. Das bekommt man so in Europa nicht noch einmal in dieser Form zu sehen. PS : Peterhof war dem Zerstörungsgrad des Dresdner Schlosses sehr Ähnlich , Fantastisch was die Russen beim Wiederaufbau geleistet haben !

    Einmal editiert, zuletzt von Manometer (24. August 2019 um 11:43)

  • Bestimmt werden die im Dresdner Residenzschloss wieder erstehenden Räume schön und auch die Dresdner Kunstsammlungen sind überaus herrlich.

    Wer aber jemals die Würzburger Residenz, errichtet nach Plänen des genialen Balthasar Neumann, samt Hofgarten besichtigt hat, wird mit mir mir wohl darin übereinstimmmen, dass die Würzburger Residenz alle anderen Barockschlösser Deutschlands, was Größe, Pracht und Eleganz angeht, weit übertrifft. Erinnert sei nur an das Treppenhaus mit dem Gemälde Tiepolos, an den Kaisersaal, die nördlichen und die südlichen Kaiserzimmer in feinstem "Würzburger Rokoko". Hier ist auch nahezu die gesamte überaus kostbare Innenausstattung erhalten geblieben. Die wandfeste Ausstattung konnte wieder hergestellt werden. Die Würzburger Residenz ist ein Gesamtkunstwerk aus "einem Guss", zusammen mit dem Hofgarten samt dessen steinernen Figuren, aber auch den gewiss einzigartigen schmiedeeisernen Toren. Die Würzburger Residenz ist von der Fläche her gesehen etwa 4-mal so groß wie der Buckingham Palace. Die Würzburger Residenz wurde ab 1720 in etwa 40 Jahren erbaut, der Wiederaufbau nach der Zerstörung von 1945 dauerte ebenenso lange.

    Einmal editiert, zuletzt von Villa1895 (24. August 2019 um 15:01)

  • Lieber Manometer,

    der wesentliche finanzielle Grundstock für den Bau der Würzburger Residenz war nicht ein großes Geldvermögen der kath. Kirche, sondern das nach einem Prozess beschlagnahmte Vermögen des Gallus de Jakob, eines begabten Mannes von einfacher, bürgerlicher Herkunft (sein Vater war Seilermeister) der vom Kaiser in Wien in den Adelsstand erhoben worden war. Er war aufgestiegen vom Kammerherrn des Bischofs von Würzburg zum Hofkammerdirektor, was einem heutigen Finanzminister in etwa entspricht. Nach dem Tode des vorherigen Fürstbischofs meinte man nach Revision der Bücher, Gallus müsse eine immense Summe an Türkensteuern ( Steuer zur Aufstellung von Truppen zur Abwehr der türkischen Invasion) für sich auf die Seite geschafft haben. Gallus verlor alles, auch sein Grundvermögen (Schloss und Gut Hohlach).

    Der neue Fürstbischof gehörte dem Hause Schönborn an und war, wie die meisten Mitglieder dieser Familie, "vom Bauwurb" befallen. Mit Sicherheit wäre die Würzburger Residenz deutlich kleiner und viel bescheidener ausgefallen, hätten nicht genau zur rechten Zeit, 1720, die beschlagnahmten Gelder zur Verfügung gestanden. Dennoch war nicht unendlich viel Geld vorhanden. Es musste auch "zusammen gekratzt" werden. So wurden z. B. bei sämtlichen Burgen des Hochstifts, die fortifikatorisch keine Bedeutung mehr hatten, ab 1720 keinerlei Erhaltungsmaßnahmen mehr vorgenommen. Auch diese Gelder flossen nun in den Bau der Residenz. Der sehr bedeutende Weinbau brachte viel Geld und Steuern ein, ebenso wie auch die im weiten Gebieten sehr fruchtbaren Böden hohe Erträge abwarfen und so Steuern einbrachten. Trotz alledem dauerte es immerhin 40 Jahre, bis der Würzburger Residenzbau schließlich glücklich vollendet werden konnte. Ein Kunstwerk von zweifellos europäischen Rang war entstanden, das nunmehr zurecht zum Weltkulturerbe zählt.

    2 Mal editiert, zuletzt von Villa1895 (24. August 2019 um 16:06)

  • Beide Schlösser sind doch auf ihrer Weise von Europäischem Rang! Genau wie die Residenz München und die Burg in Burghausen . Ich finde es toll, was hier wieder entsteht.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Ich danke @Villa1895 für die fundierten Ausführungen. Das ursprüngliche Schloss, das Fürstbischof Johanne Philipp Franz geplant hatte, das sogenannte Rennwegschlösschen, hätte vielleicht ein Fünftel des späteren Baus ausgemacht. Ohne die konfiszierten Gelder hätte man gar nicht anfangen können.
    Und August der Starke verfügte fraglos über weit mehr finanzielle Mittel als das Hochstift Würzburg. Seine Hofhaltung, seine Kunstsammlungen, seine Mätressen, seine Kriege und seine Bestechungsgelder für die Wahl zum König in Polen - für Würzburg völlig undenkbar! Das Bild von der grenzenlos rechen "Kirche" ist eben auch ein Klischee.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Zitat von Rastrelli

    Zur Sache: Der Öffentlichkeit wird unablässig erzählt, dass die Paraderäume vollständig (!) rekonstruiert und Ende September fertig (!) sein werden. Die meisten Leute haben keine Telefoninformanten, die ihnen geheimes Insiderwissen mitteilen. Sie versuchen mit dem, was sie wissen, sich einen Reim auf das zu machen, was sie zu sehen bekommen. Als Behelfslösung finde ich die Leuchter im Turmzimmer nicht schlecht, aber das müsste entsprechend kommuniziert werden. Doch kommuniziert wird das Gegenteil.


    Bezogen auf den Gesamtumfang der zu bewältigenden Rekonstruktionsarbeiten halte ich die betreffenden Formulierungen in den aktuellen Filmberichten für völlig berechtigt. Ein kleiner Rückblick auf den Ausgangszustand (eigentlich noch nicht mal der ursprüngliche Ausgangszustand, denn das war die Ruine). Die folgenden Bilder veranschaulichen exemplarisch die Situation nach Fertigstellung des Rohbaus:

    Ostseite des Eckparadesaales mit Durchgang in den Propositionssaal
    (ich habe bewusst Ost-SEITE geschrieben und nicht Ost-WAND, denn die Ostwand fehlt hier noch. Die originale Mauer zwischen EPS und Propositionssaal stand noch bis etwa 1986, wurde dann aus statischen Gründen abgerissen und durch eine innen „hohle“ Betonmauer ersetzt.)


    Blick aus dem Eckparadesaal in Richtung der Retiraden


    Südmauer des 1. Vorzimmers


    Wir sind doch mittlerweile durch verschiedene Quellen (Insider-Infos von eryngium, von Riegel organisierte Info über den Fertigstellungstermin der Webteppiche für das 1. Vorzimmer, Terminangaben in diversen Ausschreibungen) recht gut im Bilde, was hier am 28. September noch nicht (oder nicht vollständig) fertig sein wird. Die Zusammenfassung dieser Einzelmaßnahmen (möglicherweise nicht vollständig, weil – wie gesagt – basierend auf den uns zugänglichen Informationen):

    1. Kronleuchter im Turmzimmer

    2. Teil der Konsolen im Turmzimmer

    3. Webteppiche im 1. Vorzimmer (Herstellung in Madrid)

    4. Bemalung und Vergoldung der hölzernen Lambris im Audienzgemach

    Zitat von eryngium

    Bei den hölzernen Lambries dieses Raums arbeitet man - auf Hochtouren, aber mit der nötigen Sorgfalt - an der Vergoldung und Bemalung.Nach Aussage dieses Gewerkes wird man mit den Arbeiten bis 28.09. nicht fertig; es werden also auch später nach und nach fehlende Wandverkleidungen eingebaut werden.
    Qualität geht somit vor Zeitdruck. Sehr zu begrüßen. […]
    Die vorher nicht fertigen Lambries sollen nach der Eröffnung eingebaut werden.

    5. Leuchten im Audienzgemach (und? PSZ)

    Zitat von eryngium

    Die Herstellung der Wand und Deckenleuchten läuft nach Plan.
    Jedoch dürfte - nach Einschätzung der Bauleitung (Stand Januar) - eine Feuervergoldung bis zum Eröffnungstermin nicht für alle Einzelteile machbar sein, da für alle Arbeitsschritte vom Guss über das Ziselieren bis zur Feuervergoldung zu wenig Zeit bleibt.
    Man wird somit vermutlich teilweise zunächst nur in Messing hängen und dann nach und nach vergolden. […]
    Es wurde ein Wandleuchter mehr gefertigt. Als Muster fürs Archiv.
    Nun werden wohl die z.T. noch unvergoldeten Blaker zum 28.09. mit eingebaut, damit alle dran sind und der Raum komplettiert ist.
    Der überzählige Leuchter geht dann zum Vergolden und wird danach gegen einen aus Messing getauscht. Nach und nach wird so die Vergoldung komplettiert. Info Stand Januar.


    Für mich handelt es sich bei den Arbeiten, die bis zum 28. September nicht fertig sein werden, um Kleinigkeiten – dies in dem Sinne, dass dadurch der Gesamteindruck des jeweiligen Raumes nicht relevant geschmälert wird und im Bezug zum Gesamtumfang der Arbeiten. Außerdem sind das offenbar alles Arbeiten, die fast ausschließlich unter Werkstattbedingungen ausgeführt werden, in situ erfolgt dann lediglich die Montage. Und Letzteres könnte man – ohne zu hetzen – jeweils sukzessive am Schließtag des Schlosses (Dienstag) durchführen.


    Abschließend möchte ich noch auf eine Detailbeobachtung für den Eckparadesaal hinweisen. Wie das gestern gepostete Foto annehmen lässt, beginnt dort schon sehr bald die Verlegung des Parketts. Man sieht zwei Stapel der in der Werkstatt vorgefertigten Parketttafeln (links neben der Dame in Rot-Weiß): Klick

  • Am 24. August zeigte das MDR-Fernsehen in der Reihe "Unterwegs in Sachsen" eine Sendung von Beate Werner mit dem Titel "Vivat! Dresden feiert fürstlich". BautzenFan hatte bereits im Voraus darauf aufmerksam gemacht und dann herausgefunden, dass in der Reihe "3sat Ländermagazin" eine ganz ähnliche Sendung ausgestrahlt wurde. Der gestern gezeigte Film im MDR ist anders geschnitten und für uns interessanter, weil er mehr Material aus dem Dresdner Schloss zeigt. Die Sendung enthält zwar gegenüber der 3sat-Ausgabe keine Aktualisierungen, ich gebe ihr aber von den beiden Versionen des Films den Vorzug und möchte hier zu dieser Sendung ein paar Anmerkungen und Ergänzungen anbringen.

    Kopfputz und Kleider der beiden Darsteller des Hochzeitspaars von 1719 halte ich für ein großes Ärgernis, denn sie haben absolut nichts mit dem Stil der Zeit zu tun. Es ist der reinste Kitsch, der zur Vermarktung des "Events" als "Traumhochzeit" passt. Eine Dame im ärmellosen Kleid - völlig undenkbar zu der Zeit! Es wäre ohne Schwierigkeiten möglich gewesen, in einem Kostümfundus für Theater und Film einigermaßen passende Kleider für beide Darsteller zu finden.

    Zu "Timeride" und "Zwinger Xperience": Die dort gezeigten "Rekonstruktionen" des Dresden von 1719 werden von "3D-Artists" geschaffen. Bezeichnenderweise fragt Frau Werner gar nicht nach der historischen Authentizität der von ihnen kreierten Bildwelten. Das Reiterballett im Zwingerhof wird in der Xperience-Show mit einer modernen Klangsoße unterlegt. Wie will man so in eine andere Zeit eintauchen? Ich nehme an, dass sich die Pferde einst nach den Regeln einer Reitschule bewegten. Das Originalballett müsste ein wenig an modernes Dressurreiten erinnern. Zu beachten ist auch, dass im Barock andere Pferderassen beliebt waren.

    Einzug Maria Josephas am 2. September 1719 im Schloss:

    Maria Josepha fährt durch das Grüne Tor unter dem Hausmannsturm in den Großen Schlosshof ein. Es wurde 1693 anlässlich der Verleihung des englischen Hosenbandordens an Johann Georg IV. errichtet. Das Fenster ganz oben im Bild gehört zum Turmzimmer, in dem ein prunkvolles Silberbuffet die Festgäste beeindrucken sollte.

    Residenzschloss, Grünes Tor an der Chiaverigasse (Foto: Z thomas, März 2015, CC-BY-SA-4.0)

    Damals stand die Hofkirche noch nicht. Ihr Bau wurde erst Jahre später durch Königin Maria Josepha angeregt. Im Großen Schlosshof wurde die "königliche Prinzessin" (Princesse Royale) unter den Klängen von Pauken und Trompeten empfangen. Auf dem Kupferstich tragen die Fassaden keinen Sgraffitoschmuck mehr. Dieser wurde nach dem großen Schlossbrand von 1701 bekanntlich nicht erneuert.

    Einzug Maria Josephas im Schloss zu Dresden am 2. September 1719, Kupferstich von Quirijn Fonbonne nach einer Vorlage von Raymond Leplat, 1728, SKD, Kupferstich-Kabinett

    Rechts im Bild das Starcke-Portal, das etwa zehn Jahre vor dem Grünen Tor entstand. In der Durchfahrt befindet sich der Zugang zur Englischen Treppe, die zeitgleich mit dem Grünen Tor für den Empfang des englischen Gesandten durch den Bruder und Vorgänger Augusts des Starken, Johann Georg IV., errichtet worden war.

    Empfang Maria Josephas an der Englischen Treppe, hier bezeichnet als "Le grand Escalier", Kupferstich von Gérard Jean-Baptist Scotin nach einer Vorlage von Raymond Leplat, 1728, SKD, Kupferstich-Kabinett

    Die "Große Treppe" - bei dem Brand 1701 beschädigt - wurde für den Empfang der "Princesse Royale" von Pöppelmann und Leplat erneuert.

    Der Anreise nach Dresden und überhaupt dem fürstlichen Reisen in jener Zeit widmet sich demnächst eine Sonderausstellung im Verkehrsmuseum Dresden. Diese Sonderschau sollte man sich nicht entgehen lassen, denn dort wird eine einzigartige Prunkkutsche vom Typ Grand Carrosse gezeigt, wie sie auf den beiden Kupferstichen oben zu sehen ist. In der Sendung mit Beate Werner wurde ein Foto dieser Kutsche gezeigt und auf ihre Herkunft aus Mähren hingewiesen. Das Verkehrsmuseum verschweigt den Leihgeber auf der Internetseite zur Sonderausstellung. Hätten sie das auch gemacht, wenn die Kutsche aus dem Louvre gekommen wäre? Die Regionalsendung "MDR Sachsenspiegel" brachte am 20. August Bilder von der Präsentation der Kutsche vor Medienvertretern im Stallhof. Die exzeptionelle Leihgabe sei hier noch einmal gezeigt:

    Prunkkutsche der Fürstbischöfe von Olmütz, 1. Viertel des 18. Jahrhunderts, hier ausgestellt auf Schloss Náměšť na Hané, Besitz: Erzbistum Olmütz (Foto: Pernak, Juli 2007, CC-BY-SA-3.0)

    Es gibt noch zwei ähnliche Staatskarrossen im Besitz des Erzbistums Olmütz, darunter die berühmte Kutsche des Fürstbischofs Ferdinand Julius von Troyer. In Olmütz wie in Dresden war die Nutzung ähnlich. Die Kutsche nahm die hochgestellte Persönlichkeit an der Stadtgrenze in Empfang und diente nur dem festlichen Einzug in die Stadt. Die Bespannung mit acht Pferden - eigentlich etwas "übermotorisiert" - unterstrich den hohen Rang der beförderten Persönlichkeit.

    Das Silberbuffet im Turmzimmer, Zeichnung von Raymond Leplat, um 1728, SKD, Kupferstich-Kabinett

    Die "Princesse Royale" wurde über die "Große Treppe" in das zweite Obergeschoss geführt. Sie durchschritt dann unter anderem das Turmzimmer. Diese Zeichnung von Leplat hatte ich schon in meinem vorigen Beitrag verlinkt. Hier kann ich eine bessere Reproduktion zeigen, die sich über den Link noch weiter vergrößern lässt. Deutlich ist hier zu sehen, dass der Raum mit vierarmigen Wandleuchtern ausgestattet war, jeweils zwei an jeder Wand. Die Problematik der Deckenleuchter im Turmzimmer erscheint zunehmend rätselhafter.

    Im Audienzgemach traf die Prinzessin dann endlich auf den König.

    Empfang Maria Josephas am 2. September 1719 im Audienzgemach des Dresdner Schlosses, Kupferstich von Gérard Jean-Baptist Scotin nach einer Vorlage von Raymond Leplat, 1728, SKD, Kupferstich-Kabinett

    Der Stich gibt die Ausstattung des Raumes (Deckengemälde von Silvestre, Wandbehänge, vier relativ kleine Deckenleuchter usw.) detailgetreu wider. Das benachbarte Paradeschlafzimmer diente dann dem "Untersichsein der Herrschaften". Die höfische Gesellschaft durfte aus gebührendem Abstand von den Türen aus zuschauen.

    Das Schlafzimmer des Paradeappartements des Königs, Kupferstich von Qirijn Fonbonne nach einer Vorlage von Raymond Leplat, 1728, SKD, Kupferstich-Kabinett

    Die beiden sitzenden Personen links sind der König und die Königin von Polen, die beiden rechts sind "le Prince Royal" und "la Princesse Royale". Die hier und im Film von Beate Werner gezeigte Stichfolge ist derzeit in einer Sonderausstellung des Grünen Gewölbes zu sehen (Neues Grünes Gewölbe, Sponsel-Raum).

    In den Filmaufnahmen aus dem Paradeschlafzimmer fehlt das Bett noch. Es wurde am 20. August erstmals präsentiert.

    Zu den Interviewszenen mit Dirk Syndram: Das Interview fand in der Fürstengalerie statt. Den Hintergrund bilden vier Staatsportraits von Louis de Silvestre aus dem Jahr 1737: an der Stirnwand das polnische Königspaar August III. und Maria Josepha, an der Längswand vor roter Seide August der Starke und seine Gemahlin Christiane Eberhardine. Die Frisur Augusts des Starken entspricht auf diesem postumen Bildnis der Mode der 1730er Jahre. Eingeschnitten in diese Interviewszenen sehen wir ein anderes, zu Lebzeiten entstandenes Bildnis, das August den Starken in Hoftracht mit großer Perücke zeigt. Es hängt im Dinglinger-Saal des Neuen Grünen Gewölbes.

    Neu gegenüber allen bisherigen Filmberichten ist die Präsentation von vier Gewändern Augusts des Starken. Sie werden künftig in den Retiraden ausgestellt. Syndram teilt mit, dass zehn (!) Gewänder dieses Königs erhalten sind, von denen sieben dauerhaft gezeigt werden sollen. Außerdem sehen wir hier die Krönungsfigurine (königliche Statua). Hier sollte man nicht nur den Krönungsmantel beachten, sondern auch die herrlichen Stiefel. Es gelingt der Filmkamera nur in wenigen Nahaufnahmen die besondere Qualität der kostbaren Gewänder einzufangen. Man darf das wirklich nicht mit einem Kostümfundus für Film und Theater verwechseln. Diese historischen Textilien muss man mit eigenen Augen sehen. Syndram erwähnt auch die Knöpfe zu den Gewändern, die im Juwelenzimmer des Historischen Grünen Gewölbes aufbewahrt werden. Die Kamera zeigt eine Großaufnahme von Knöpfen und Schnallen aus der Karneolgarnitur. Die Schnallen und Knöpfe wurden nur zum besonderen Anlass an der dafür ausgewählten Kleidung befestigt und danach wieder in die entsprechende Juwelengarnitur zurückgelegt. Es ist einmalig, dass diese Stücke in späterer Zeit nicht "verwertet" wurden, sondern überwiegend erhalten blieben.

    Prof. Syndram weist auf eine weitere Kostbarkeit hin: den brillantenen Haarschmuck Maria Josephas. Eine Haarnadel mit einem tropfenförmigen Brillanten befindet sich in der Brillantgarnitur. Dort geht sie unter den vielen Klunkern praktisch unter. Im Rahmen der gegenwärtigen Sonderausstellung des Grünen Gewölbes wird diese Kostbarkeit einmal ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt.

  • Ein Teil der Brokat-Samt-Bahnen im Paradeschlafzimmer dürfte wohl auch noch fehlen, wenn ich die Filmberichte aus Halle Giebichenstein richtig interpretiere.

  • Ich habe noch ein kleines Filmchen über den kürzlichen Baustellenrundgang (20. August) entdeckt, gepostet von Apollo-Radio. Der vermittelt neue Einblicke dergestalt, dass aufgrund „langer“ Kameraschwenks mehrere Räume quasi vollständig einsehbar sind.
    https://www.facebook.com/Apolloradio/videos/357923311824510/

    Beginn: Blick in den Eckparadesaal
    0:02-0:06: man sieht 5 Stapel Parketttafeln, das liegt bereit – nicht für den EPS, sondern offenbar für das 1. Vorzimmer
    0:07: Im 1. Vorzimmer wird gerade das Parkett verlegt
    0:13: Blick auf die Westwand des 1. VZ, die hölzerne Unterkonstruktion für den Schaftspiegel (inkl. Spiegelaufsatz) ist bereits montiert
    Allgemein zum 1. VZ: Mit der begründeten Annahme, dass die weißen Tücher an den Wänden zum Staubschutz der Samtbahnen aufgehängt sind, dürften im 1. VZ auch schon etliche Samtbahnen aufgehängt sein
    0:18: Blick in das 2. Vorzimmer – Parkett ist dort fast fertig verlegt
    0:27: Blick in das Audienzgemach
    0:40: Blick in das Paradeschlafzimmer


    Aus anderer Quelle noch 2 Fotos (leider ziemlich klein):
    Blick aus dem kleinen Eckkabinett (NW-Turm) in den EPS (schöner Blick auf die Decke mit den Rosetten: Klick
    Blick in das Turmzimmer (Hausmannsturm): Klick

  • Die Parketttafeln werden offenbar auf den Boden geklebt anstatt genagelt oder geschraubt... Das Darüber-Gehen wird sich dann wie bei einem Steinboden anfühlen. Ein genagelter oder geschraubter Parkettboden auf einem Blindboden aus Holbrettern fühlt sich viel angenehmer an beim Laufen, und er federt leicht. Knarrende Parkettboden mag ich ja niemandem zumuten, aber ein paar Geräusche gehören einfach zu einem Parkettboden. Mit verzinkten Nägeln oder Schrauben entstehen keine knarrenden Geräusche.

  • Die Sächsische Staatskanzlei informiert nun doch über den Besuch des Ministerpräsidenten im Residenzschloss. Unmittelbar nach dem 20. August war er auf der offiziellen Internetseite noch nicht registriert gewesen. Ich finde es durchaus bemerkenswert, dass Michael Kretschmer an der Baustellenbesichtigung teilgenommen hat. Bedenken wir, dass ein Ministerpräsident viele Termine hat und Kretschmer als CDU-Landesvorsitzender zudem im Wahlkampf steckt. Außerdem wird er am 27. September (voraussichtlich) die Paraderäume schon wieder aufsuchen, um sie offiziell zu eröffnen.

    Der Besuch weist für mich auf die große Bedeutung des Residenzschlosses und insbesondere der Paraderäume als Symbol sächsischer Staatlichkeit hin.

    Zitat Michael Kretschmer:
    "Das Dresdner Schloss ist ein traditionsreicher Ort der sächsischen Geschichte mit Strahlkraft weit über Dresden und Sachsen hinaus. Pünktlich zum 300-jährigen Jubiläum der Fürstenhochzeit leuchten die Paraderäume in neuem Glanz. Ich bedanke mich bei allen, die mit ihrem fachlichen Wissen und Können dazu beigetragen haben, diesen wichtigen Schauplatz der sächsischen Geschichte originalgetreu wiederherzustellen."

    Die Staatskanzlei veröffentlicht zu dem Besuch am 20. August schöne Fotografien von Oliver Killig, die hier im Strang noch nicht registriert wurden und sehr sehenswert sind. Damit wir sie besonders gut betrachten können, verlinke ich sie als "Single-Auskopplung". Aus rechtlichen Gründen dürfen sie hier nicht direkt gezeigt werden.

    Bild 1 (Bildrechte: SKD, Oliver Killig)
    Die Besuchergruppe im Audienzgemach. Der Herr in der Mitte, der den anderen etwas zeigt, ist Ulf Nickol, Leiter der Niederlassung Dresden I des Staatsbetriebs Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB). Von uns aus gesehen stehen links von Herrn Nickol Finanzminister Matthias Haß, daneben Ministerpräsident Michael Kretschmer und Kunstministerin Eva-Maria Stange. Rechts von Herrn Nickol erkenne ich drei Personen. Der Herr im blauen Anzug, der zu ihm blickt, ist Dirk Syndram, Direktor der Rüstkammer und des Grünen Gewölbes. Die angeschnittene Dame ganz am rechten Bildrand ist keine Randfigur, sondern Marion Ackermann, Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD). Und der Herr ganz in Blau, der neben ihr steht, ist der neue Direktor des Kunstgewerbemuseums, Thomas Geisler.

    Bild 2 (Bildrechte: SKD, Oliver Killig)
    Hier sehen wir, was Herr Nickol im ersten Bild zeigt und erläutert: das Deckengemälde im Audienzgemach.

    Bild 3 (Bildrechte: SKD, Oliver Killig)
    Blick ins Schlafzimmer

    Bild 4 (Bildrechte: SKD, Oliver Killig)
    Herr Kretschmer begutachtet das Bett. Hier gefällt mir besonders der grüne Samt im Hintergrund.

    @BautzenFan hatte oben bereits ein Twitterbild ermittelt, das den Kontext der Szene verdeutlicht, deshalb hier nochmal. Klick
    Der Wandbehang in der Ecke ist einfach göttlich.

    Die Visualisierungen von Paradeschlafzimmer und Audienzgemach vermittelten nur einen schwachen Eindruck von den Raumkunstwerken, die hier nun wieder erlebbar werden. Neben den Wandbehängen finde ich die beiden Deckengemälde mehr als nur beeindruckend. Und die Eröffnung am 28. September wird dann sicherlich gelingen. Das, was dann zu sehen sein wird, wird so umwerfend sein, dass es mögliche Unzulänglichkeiten und Fehlstellen in den Hintergrund treten lässt.

  • Zitat von Rastrelli

    Meine Prognose: Es müssen fünf Leuchter im Turmzimmer sein. Sonst hätte man nicht fünf Löcher und Stromanschlüsse vorbereitet. Aufgehängt wurden nur vier Leuchter, weil von der Sorte nicht mehr vorhanden sind. Auf der Seite des Herstellers Leuchten Manufactur Wurzen sieht man, dass seinerzeit vier dieser Leuchter im Glockenspielpavillon hingen. Man sieht dort auch, dass es sich durchaus um hochwertige Leuchter handelt und auch bei ihnen das Stromkabel so von der Decke herabgeführt werden kann, dass es nicht auffällt.


    Rastrellis Prognose ist völlig richtig, wie eine ganz aktuelle Ausschreibung belegt:


    Ein genauer Termin der Leistungserbringung ist nicht angegeben, aber der Zeitraum (Dauer der Leistungserbringung):

    Zitat von Ausschreibungsanzeiger

    Laufzeit des Vertrags, der Rahmenvereinbarung oder des dynamischen Beschaffungssystems
    Laufzeit in Tagen: 79

  • Ja, auf dieser Grundlage konnte die exakte Materialität der Textilen am Paradebett (Material, Farbstoff, Webbild der Stoffe, Florhöhe, Fadenaufbau und -stärke bei den textilen Applikationen etc.) ermittelt werden. Nur durch originale Fragmente und mit Hilfe der Vorkriegsfotos ist eine fadengenaue Rekonstruktion des gesamten Bettes in exakter Materialität möglich.
    Mittlerweile glaube ich aufgrund der Interviews mit Ausführenden in Halle Giebichenstein und BautzenFans Ausschreibungstexten zur Herstellung der Goldfäden in Lyon übrigens sogar, dass man letztlich für die Reko nun doch tatsächlich GOLD-Lahnfäden verwendet hat und nicht (wie ursprünglich in ca. 2014 kommuniziert) Messing-Lahn.
    Sicher bin ich mir aber nicht.

    Für die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum grünen Samt des Parade-Schlafzimmers und den Goldprokaten waren wohl - neben den zahlreichen Fotos - die textilien Applikationen an einem erhaltenen Baldachin-"Knauf" des Paradebettes entscheidend.

    Ich finde, erst die fadengenaue Rekonstruktion verunmöglicht letztlich die dauerhafte Aufrechterhaltung der einstmals geäußerten Unterstellung von "barockem Disneyland" im Dresdener Schloss - wie sie hin und wieder wegen fehlendem Detailwissens, aber im vollsten Brustton tiefster Überzeugung bei hinlänglicher Ahnungslosigkeit durch voreilige Protagonisten der schreibenden Zunft geäußert wurde.
    Gueridons aus Kunststoff in der Versailler Spiegelgalerie dürften dann eher diesem VERMEINTLICHEN Disneyland entsprechen.