Das Dresdner Schloss

  • Schlosshof
    Schlosshof

    Der Blick auf die Fresken ist nun für jeden möglich.
    Beeindruckende Farbigkeit.


    Themenschwerpunkt 5 - ALTAN

    5.2
    Umsetzung der Altan-Fresken - Ausführungsphase

    ….

    Die äußeren Bögen der Loggia waren mit Sgraffiten versehen. Diese sind widerstandsfähiger gegen die Witterungs-Unbillen nördlich der Alpen.
    Nur die mittleren 3 * 3 Arkaden-Öffnungen waren freskiert, da Spritzwasser-geschützt.

    ...


    Mein Beitrag zu den Altan-Fresken ist also dahingehend zu korrigieren, dass nur die Wandfelder hinter der oberen rechten und linken Arkade (3. OG) als Sgraffito ausgeführt waren und werden.
    Im 1. und 2. OG werden scheinbar in allen 5 Arkadenöffnungen Fresken ausgeführt.

  • Vielen herzlichen Dank eryngium – wenn wir Dich nicht hätten…
    Ich weiß nicht, auf was ich mit größerer Spannung warte, auf die Paradesäle oder auf den fertigen Schlosshof. Und hier passt auch ein Kommentar von Frau Pohlack (der unlängst in den Ruhestand verabschiedeten Landeskonservatorin), den sie in einem kürzlichen Interview in der Sächsischen Zeitung äußerte. (ich habe nur sinngemäß formuliert, aber nicht wörtlich, da der Artikel hinter der Bezahlschranke war): Der dann (wenn die Fresken realisiert sind) fertige Schlosshof wird in Europa kaum Vergleichbares finden.
    Wir sollten nie vergessen, dass der Schlosshof in dieser Fassung, mitsamt den Sgraffito und mit den farbigen Fresken am Altan von den Dresdner Denkmalpflegern gegen größte Widerstände erkämpft worden ist.

    Zitat von eryngium

    Mein Beitrag zu den Altan-Fresken ist also dahingehend zu korrigieren, dass nur die Wandfelder hinter der oberen rechten und linken Arkade (3. OG) als Sgraffito ausgeführt waren und werden.

    Nur zur Bestätigung, ob ich das richtig verstanden habe: Du meinst die beiden äußeren Malfelder im 3. OG, die mit den Türen?
    Modellbild 1
    Modellbild 2

    Auf dem 1. Modellbild (ganz rechts im 2. OG) ist übrigens auch schon angedeutet, dass die Säulen des Altans vermutlich ebenfalls bemalt werden (Marmorierung):


    Themenwechsel –eine kleine Ergänzung zum Endspurt im Audienzgemach.

    Zitat von eryngium

    Bei den hölzernen Lambries dieses Raums arbeitet man - auf Hochtouren, aber mit der nötigen Sorgfalt - an der Vergoldung und Bemalung. Einem Restaurator konnte ich dabei kurz über die Schulter schauen, darf diese Bilder hier aber nicht veröffentlichen.
    […]
    Nach Aussage dieses Gewerkes wird man mit den Arbeiten bis 28.09. nicht fertig; es werden also auch später nach und nach fehlende Wandverkleidungen eingebaut werden.
    Qualität geht somit vor Zeitdruck. Sehr zu begrüßen.

    Hier wäre zu ergänzen, dass die Bemalung und Vergoldung nicht nur im Lambris-Bereich ansteht, sondern auch im Bereich der Fensterinnenseiten – und zwar in relevantem Umfang. Das folgende Foto zeigt den Zustand per 20. Juni 2019. Der danach folgende Link (Visualisierung in sehr guter Auflösung) verdeutlicht den Endzustand.

    Foto von eryngium (Bildausschnitt)

    Visualisierung zum Vergleich


    Abschließend möchte ich nochmal auf die Deckengestaltung in den beiden Eckkabinetten (Turmzimmer) der Paradesuite eingehen.

    Zitat von Rastrelli

    Zu BautzenFans letztem Punkt: Gestaltung der Decken in den Eckkabinetten. Hier ist vielleicht nicht jedem Leser das Knifflige der Problematik klar. Eigentlich wollen die Denkmalpfleger beim Wiederaufbau des Schlosses, Fragmente in situ belassen. Demnach wäre die vorgefundene Decke zu sichern und zu restaurieren. Auch in den beiden darunter liegenden Geschossen der Nordwestecke wurden die Decken 1945 nicht zerstört. Diese beiden Eckkabinette gehören zum Grünen Gewölbe. Andererseits soll der Eckparadesaal im Zustand des 18. Jahrhunderts rekonstruiert werden. Ich vermute daher, dass die ältere Deckengestaltung des Eckkabinetts rekonstruiert wird, gegebenenfalls unter Rückführung von Fragmenten aus dem südwestlichen Eckturm, sofern welche erhalten sind. Die Deckenfragmente aus der Zeit um 1890 könnte man an die Südwestecke versetzen. Dort sind die Bilderkabinette (hinter dem Audienzgemach) benachbart, die ja nicht bis ins Detail rekonstruiert werden sollen. Bei der Paradesuite will man ja auf die sonst bei Denkmalpflegern beliebten historischen Brüche und die Sichtbarmachung verschiedener Zeitschichten verzichten.


    Diese Vermutung von Rastrelli hatte ich geteilt – bis uns die Bilder von eryngium Aufklärung brachten. Aber die Sache ist wirklich etwas verwirrend, deshalb hier nochmal die Zusammenfassung und einige Bilder.
    Vor dem großen Schlossumbau (1889-1901) existierte lediglich an der Nordwestecke ein Turm, erbaut unter Kurfürst Moritz Mitte des 16. Jahrhunderts. Laut Gurlitt befand sich im 2. OG dieses Turmes (nordwestliches Eckkabinett) eine Stuckdecke aus dem 17. Jhd. Der südwestliche Eckturm wurde beim Schlossumbau vollständig neuerbaut. Die bis dahin im NW-Turm befindliche Stuckdecke setzte man anschließend in den neuen SW-Turm um. Vermutlich empfand man nach dem damaligen Zeitgeschmack diese als etwas archaisch bewertete Ausstattung als nicht ganz passend zur opulenten Barock-/Rokoko-Gestaltung des angrenzenden Eckparadesaales.

    VonUser: Kolossos - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7528599

    Das nachfolgend verlinkte Foto gibt eine Vorstellung über den Zerstörungsgrad des Eckkabinetts im 2. OG des SW-Turmes. Meiner Meinung nach sieht man eindeutig, dass die Decke nahezu vollständig zerstört worden ist: Klick

    Und hier zum Vergleich der rekonstruierte Zustand:
    Foto von eryngium

    Die Beschreibung von Gurlitt (von Putten ist nichts mehr zu sehen):
    Vier Paare von Putten tragen das Gesims des Mittelfeldes. In den Ecken Kartuschen. Das Ganze eine derbe Arbeit, deren an vlämische Vorbilder mahnende Formgebung etwa auf die Zeit um 1660 weist.

    Kommen wir nun zum Eckkabinett des NW-Turmes. Die hier bis zur Kriegszerstörung befindliche Deckengestaltung war eine Schöpfung aus der Zeit des großen Schlossumbaus. Auch hier ist zu konstatieren, dass die Decke weitgehend zerstört war (die roten Pfeile verweisen auf die Ansetzkanten einer offensichtlich neu eingezogenen Betondecke):


    Foto von jörg (Bildausschnitt)

    Und das Vergleichsbild für den rekonstruierten Zustand:
    Foto von eryngium

    Der folgende Bildausschnitt macht deutlich, dass auch hier nicht vollständig rekonstruiert worden ist:


    Foto von eryngium (Bildausschnitt)

    Mir ist leider nicht bekannt, inwieweit der Vorkriegszustand der beiden Decken überhaupt dokumentiert ist. Fotos davon habe ich noch nie gesehen.

  • ...

    Nur zur Bestätigung, ob ich das richtig verstanden habe: Du meinst die beiden äußeren Malfelder im 3. OG, die mit den Türen?

    Ja genau. Im Vortrag des Restaurators zum Altan wurde das im Zusammenhang mit dem Wandbild "Königin v. Saba vor dem Thron Salomo" so erläutert.
    Nun konnte man das damals auch so verstehen, dass alle Türgewände und die gelben Figuren in Sgraffito kommen.
    Aber entspr. der Fotos sieht man im 2.OG ja Fresken zur Türeinfassung.


    ----------------


    Soooo. Und nun:
    Heute Nachmittag Zeit und neue Kamera ausprobiert. Guckst Du hier:

    Altan - Probeachsen sichtbar

    2. OG: "Die Anbetung der Hlg. 3 Könige", Probe-Fresko linker Teilbereich.
    Das ganze wird wieder entfernt, weil man noch nicht zu frieden ist.
    Kopf des Jesus-Knaben ist suboptimal geworden, den Rest finde ich eigentlich recht überzeugend.
    Was meinen die Fachleute? Werden Porzellanmaler gebraucht oder geht das?

    Altan - Probeachsen sichtbar
    Altan - Probeachsen sichtbar
    Altan - Probeachsen sichtbar
    Altan - Probeachsen sichtbar

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    Türbereich im Detail.
    Gut möglich, dass die Probe-Marmorierungen für etwas mehr Farbkraft der Architektur-Details gemacht worden sind, denn insgesamt wirkt die Türeinfassung meiner Ansicht nach noch etwas blass, zwischen den stärker farbigen Fresken und den kontrastreichen Sgraffiten.

    Altan - Probeachsen sichtbar
    Altan - Probeachsen sichtbar


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    Im 1. OG wurde eine Freske geschaffen, die mit dem Dresdener Bilderzyklus am Altan inhaltlich nicht zu tun hat. Und wieder verschwindet.
    Es handelt sich um eine Probe-Freske in stilistischer Anlehnung an Wandmalereinen im Palazzo Piccolo Maggi in Calino(südlich des Lago d´Iseo). Das Umfeld der Gebrüder Tola arbeitete dort nachgewiesener Maßen.

    Altan - Probeachsen sichtbar
    Altan - Probeachsen sichtbar


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    Offensichtlich zwei Probe-Flächen mit unterschiedlicher Farbpalette, um die Wirkung der Architektur-Details zu optimieren.

    Altan - Probeachsen sichtbar
    Altan - Probeachsen sichtbar


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    Im 3. OG Kleine Teilflächen.
    Vermutung: Probe-Stücke der ins Team eingestellten Maler (???)

    Altan - Probeachsen sichtbar

    5 Mal editiert, zuletzt von eryngium (25. Juli 2019 um 14:26)

  • Der Schloßhof des Dresdner Stadtschlosses wird wieder in alle kunstgeschichtlichen Bücher aufgenommen werden! Einfach nur sensationell, was hier geschaffen wird! In meinen kühnsten Träumen hätte ich mir das Anfang der 1990er Jahre nicht vorstellen können, was hier alles beim Schloß und rundherum rekonstruiert wird/wurde!

    Wenn das Schloß fertig ist, dann schlage ich ernsthaft vor, dass wir Herrn Trüby zu einer Schloßbesichtigung einladen, damit er sich selbst ein Bild von dieser und anderen Rekonstruktionsleistungen in Dresden machen kann. Wenn er diese Kunstfertigkeiten mit eigenen Augen sieht, dann kann selbst er doch nur zum Schluß kommen, dass Rekonstruktion die Königsklasse der Baukunst darstellt.

  • Und als Nachtrag zum Thema "Originalsubstanz zeigen" ein Detail mit besserer Kamera:
    Gotisches Fenstergewände von um 1470 in der Fassade sichbar belassen.

    Schlosshof, Originale Details
    Schlosshof, Originale Details

    Einmal editiert, zuletzt von eryngium (14. Juli 2019 um 22:59)

  • Zitat von eryngium

    Gotisches Fenstergewände von um 1470 in der Fassade sichtbar belassen.

    Gefällt mir sehr gut, dass man dieses uralte Baurelikt sichtbar gemacht hat, obwohl es freilich die Sgraffito-Malerei „unterbricht“. Das Fenster war schon zugemauert, als die Malereien Mitte des 16. Jhd. geschaffen wurden. Nun existieren dazu gewissermaßen Pendants an der Westfassade des Schlosses (was Baurelikte betrifft). Dort gibt es nämlich 3 kleine Fensterchen, die auch erst wieder im Zuge des Wiederaufbaus des Schlosses entdeckt worden sind. Diese allerdings waren zum Zeitpunkt der Sgraffito-Ausmalung nicht ausgemauert (das erfolgte erst im 18. Jahrhundert). Sie wurden von den Renaissance-Malern geschickt in die Malszenen „eingebettet“.

    Zitat von Cathleen Berger

    Die frühesten und einzigen historischen "Abbildungen " sind ein Ölgemälde und ein Kupferstich der Zeit um 1680, auf denen eine Tierhatz im großen Schlosshof dargestellt ist. Im Kupferstich nimmt die Sgraffitodekoration der Westfassade eindeutig Bezug auf die drei Fensterchen im ersten, zweiten und dritten Obergeschoss, indem hier jeweils / quasi kaschierend / ein Postament oder etwas ähnlich quaderförmiges dargestellt ist. Im Gemälde markieren sich die Fenster als dunkle Rechtecke.

    Quelle: https://www.romoe.com/de/artikel/res…m_e4606n2z.html


    Einige Fotos:

    Quelle: abfotografiert von einem Ausstellungsposter

    Von SchiDD -Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=62384283


    1. OG


    Von SchiDD -Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=62384283
    (Bildausschnitt)

    Von Bananenfalter - Eigenes Werk, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=168318


    2. OG


    Von SchiDD -Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=62384283
    (Bildausschnitt)


    3. OG


    Von SchiDD -Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=62384283
    (Bildausschnitt)

  • Veranlasst durch die aktuellen Baustelleneindrücke und –informationen, die uns eryngium hier mit Stand 20. Juni übermittelt hat, war seitdem die Frage des Eröffnungstermins der Paraderäume heiß diskutiert worden. Nunmehr, aufgrund zwischenzeitlich entdeckter Internet-„Funde“, scheint es relativ sicher zu sein, dass tatsächlich am 28. Juni eröffnet wird. Aus den Ausführungen von eryngium war aber auch zu entnehmen, dass diverse Arbeiten an den Paraderäumen nicht bis Ende September fertig sein werden. Damit ergibt sich eine neue Hauptfrage: In welcher Form werden sich die Paraderäume am 28. September darstellen – als mehr oder weniger fertige Reko-Objekte (der Bauleiter sprach ja von begehbarer Baustelle) oder als „fertig“ eingerichtete Räume, an deren bauseitiger Ausstattung aber noch gewisse Teile fehlen.
    Um es kurz zu machen, ein neu gefundenes "Indiz" lässt vermuten, dass seitens der SKD die 2. Variante angestrebt wird. Konkret geht es um eine relativ aktuelle Vergabeinformation der SKD, und zwar für die so genannten „Augsburger Silbermöbel“. Dabei handelt es sich um die original erhaltenen (weil rechtzeitig ausgelagerten) Prunkmöbel aus dem Audienzgemach. Die betreffende Ausschreibung beinhaltet die Restaurierung dieser Exponate. Hier zunächst einige Fotos:

    Kaminschirm

    Tisch der Augsburger Silbermöbel

    Tischplatte

    Gemäß Visualisierung sollen die beiden Tische an den Fensterschäften aufgestellt werden: Klick

    Der genannte Text der Vergabe-Bekanntmachung enthält nun folgende interessante Information:

    Zeitraum der Leistungserbringung
    Fertigstellung der Restaurierungsleistungen bis 18.09.2019
    Aufstellung im Paradeappartement bis 27.09.2019

    Daraus schließe ich jetzt (ganz optimistisch), dass man wohl plant, das Audienzgemach fertig eingerichtet zu präsentieren.

    Für das Paradeschlafzimmer ist das im Analogieschluss (was den Baustand per 20. Juni betrifft) ebenfalls anzunehmen. Aufgrund schlechter Lichtverhältnisse waren eryngium von diesem Raum leider nur Fotos der Decke geglückt (Lieber eryngium: Ich habe keine bessere Formulierung gefunden, also das ist nicht mal ansatzweise sowas wie Kritik). Von der GHND war offenbar auch jemand bei dem Baustellenrundgang zugegen gewesen, denn die aktuelle Newsletter-pdf der Gesellschaft enthält einen kurzen Bericht über die Paraderäume – und zwar mit Foto vom Paradeschlafzimmer. Im folgenden Link gehe man auf Seite 2: Klick

    Das Bild verdeutlicht einen ähnlichen Baufortschritt wie er am 20. Juni im Audienzgemach vorlag. Allerdings war das Parkett noch nicht verlegt (im Gegensatz zum Audienzgemach), was aber gemäß Aussage von eryngium in Kürze geplant ist.

  • ... Von der GHND war offenbar auch jemand bei dem Baustellenrundgang zugegen gewesen, denn die aktuelle Newsletter-pdf der Gesellschaft enthält einen kurzen Bericht über die Paraderäume – und zwar mit Foto vom Paradeschlafzimmer. Im folgenden Link gehe man auf Seite 2: Klick

    Das Bild verdeutlicht einen ähnlichen Baufortschritt wie er am 20. Juni im Audienzgemach vorlag. Allerdings war das Parkett noch nicht verlegt (im Gegensatz zum Audienzgemach), was aber gemäß Aussage von eryngium in Kürze geplant ist.

    Ja, die Herren von der GHND waren mit besserer Kamera ausgestattet... :)

    Kleine Korrektur:
    Im Paradeschlafzimmer war am 20. Juni das Parkett schon drin und durch Vlies geschützt. Das hatte ich in meinen ursprünglichen Erläuterungen zu den Fotos vom Bautenstand falsch dargestellt.
    Im Audienzsaal war der Estrich gerade frisch drin. Deswegen war dieser Raum damals nicht betretbar.

    Einmal editiert, zuletzt von eryngium (25. Juli 2019 um 14:37)

  • Im Mai und Juni wurden etliche Aufträge für die Paraderäume vergeben, allesamt in freihändiger Vergabe. Auch ein Indiz dafür, dass man sich langsam aber sicher der Zielgeraden nähert, denn es handelt sich durchweg um fachlich sehr anspruchsvolle Spezialarbeiten für die Endausstattung (daher die freihändige Vergabe). Leider sind die Infos in den öffentlichen Bekanntmachungen bei dieser Vergabeart recht dürftig, vielmehr als den Titel und den Bekanntmachungstermin erfährt man nicht. Der jeweilige Bekanntmachungstermin (Datum der Veröffentlichung) ist immer ganz interessant, denn ab diesem Zeitpunkt (Auftrag ist zugesprochen) werden die Firmen ja in der Regel frühestens mit der Realisierung starten.
    Ich habe die einzelnen Aufträge nachfolgend zusammengestellt.

    Vergoldungsarbeiten Hauptgesims Eckparadesaal
    Die Bekanntmachung über die Vergabe wurde veröffentlicht am 02.05.2019 – und damit ca. 3 Wochen VOR der Vergabebekanntgabe über die Vergoldung der Stuckrosetten im EPS. Letzteres war am 20. Juni schon weit fortgeschritten, so dass man einen ähnlich guten Arbeitsstand sicher auch für die Vergoldung des Hauptgesimsbereiches annehmen kann.
    Historisches Foto


    Polimentvergoldung Stuckrosetten Eckparadesaal
    Die Bekanntmachung über die Vergabe wurde veröffentlicht am 24.05.2019
    Von eryngium am 20. Juni dokumentierter Zwischenstand:

    Foto von eryngium


    Wandverkleidung Eckturmzimmer Eckparadesaal
    Die Bekanntmachung über die Vergabe wurde veröffentlicht am 06.03.2019.
    Von eryngium am 20. Juni dokumentierter Zwischenstand:

    Foto von eryngium

    Für mich sieht das so aus, als ob die Wände dieses kleinen Turmkabinetts vollständig mit Holz verkleidet werden. Das Foto veranschaulicht den Arbeitsstand per 20. Juni, entstand also fast dreieinhalb Monate nach Startschuss/Auftragsvergabe. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass ein Großteil der zugehörigen Arbeiten (v.a. die aufwändige Herstellung der Lambris-Teile) vorbereitend in der Werkstatt durchgeführt wird. Das dürfte/könnte folglich aktuell wesentlich „fertiger“ ausschauen.


    Paraderäume, Leinenunterbespannung Wandbehänge
    Die Bekanntmachung über die Vergabe wurde veröffentlicht am 05.06.2019 – der offizielle Startschuss für die beauftrage Firma lag folglich ca. 2 Wochen VOR dem Baustellenbesuch von eryngium. Ich habe dazu keine näheren Angaben gefunden, aber vermutlich erhalten die Edeltextilien (Samtbespannung in verschiedenen Räumen) eine solche Leinenunterbespannung. Damit könnte es sich um folgende Arbeiten handeln (aufgenommen am 20. Juni:(

    Foto von eryngium

    ÄhnlicherArbeitsstand im Paradeschlafzimmer (im nachfolgend verlinkten pdf-Dokument siehe Foto auf Seite 2): Klick


    Herstellung Wandbehänge und Vorhänge 1.Vorzimmer
    Die Bekanntmachung über die Vergabe wurde veröffentlicht am 14.06.2019.
    Der Begriff *Herstellung der Wandbehänge* beinhaltet m.E. nicht die Herstellung der betreffenden Textilien (Webprozess), denn diese Arbeiten wurden schon vor 2 – 3 Jahren in Auftrag gegeben. Vielmehr sind hier wohl die Arbeiten des Aufspannens vor Ort gemeint, mit den Teilschritten Zuschneiden (Konfektionieren ist - glaub ich - der Fachbegriff), Zusammennähen der Bahnen, Aufnähen der diversen Applikationen bzw. Besatzstücke, Aufspannen vor Ort.

    Hier eine kleine Fotogalerie über die analogen Arbeiten im Rotseidenen Zimmer (2. OG, Georgenbau): Klick

    Zum Arbeitsstand im 1. VZ per 20. Juni:

    Zitat von eryngium

    Im Ersten VZ sind die Schreinerarbeiten als Vorbereitung der Wandbespannung in vollem Gange.


    Wie das letzte Foto verdeutlicht, konnte die beauftragte Firma am 14. Juni (Vergabetermin) natürlich noch nicht mit dem Teilauftrag *Wandbespannung* loslegen. Dann werden sie wohl erst mal mit der Herstellung (Nähen) der Vorhänge (Fenster, Türen) anfangen haben, diese sieht man hier:
    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen


    Rekonstruktion Fenstervorhänge Audienzgemach
    Die Bekanntmachung über die Vergabe wurde veröffentlicht am 14.06.2019.
    Der Begriff *Rekonstruktion* im Zusammenhang mit den Textilien der Paraderäume wird gemäß SIB-/SKD-Terminologie eigentlich immer für die fadengenaue Rekonstruktion verwendet – also tatsächlich für den Webprozess. Da die herzustellende Quadratmeterzahl nicht sooo riesig ist und zudem vom AG sicherlich detaillierte Produktionsanleitungen zur Verfügung gestellt wurden (Stichwort: wissenschaftliche Vorarbeiten), wäre die Fertigstellung VOR dem 28. September nicht ganz unwahrscheinlich.
    Visualisierung Fensterzone AG

  • Also ich bin mir ziemlich sicher, dass der eigentliche Webprozess für den roten und grünen Seiden-Samt für die Paradeappartements insgesamt schon abgeschlossen ist. Es geht aus meiner Sicht bei der "Rekonstruktion Fenstervorhänge Audienzgemach" "nur noch" um die Konfektionierung und das Nähen.
    Ich habe über den Webprozess schon einmal gelesen, finde den Katalog zur Sonderausstellung vor 4 - 5 Jahren aber nicht mehr. Aus der Erinnerung kann ich noch wiedergeben:

    Die Herstellung der Seiden-Samtstoffe als Grundlage für Wandbespannungen und Vorhänge ist schon selbst ein ziemlich aufwändiger Prozess. Nach einiger Suche hatte man bereits vor Jahren einen passenden Manufakteur gefunden. Probebahnen waren in der Ausstellung damals zu sehen.

    Herstellungsprozess:
    Es wurden aus mit naturfarben gefärbten Seidenfäden die Webfäden in der passenden Stärke gesponnen.
    Dann wurde das Gewebe handgewebt, wobei die manuelle Herstellung von Samt schon ein ziemlicher Akt ist:
    Es werden die Schussfäden jeweils einzeln in Schlaufen in die Kettfäden eingewebt und letztlich werden die Schlaufen der ganzen Fläche von Hand aufgeschnitten um den Samt-Flor zu erhalten.
    Die Produktion des Samtstoffes erfolgte in alter Technologie, um die authentische Oberflächenstruktur eines handgewebten Seiden-Samtes mit ungleichmäßiger Lichtreflektion zu erhalten.
    Bild 1 zeigt den Reflex recht schön.

    https://www.dnn.de/Mehr/Bilder/Bi…schloss#chart=1

    Es wurde grüner (Schlafzimmer), roter (Audienzsaal und beide Vorzimmer) sowie blauer (Krönungsmantel) hergestellt.

    https://www.dnn.de/Mehr/Bilder/Bi…schloss#chart=3

    Herstellungsort für den Samt war - wenn ich mich recht erinnere - in Italien.
    (Oder doch Lyon?)

    Wer weiß mehr?

    ---------------

    Schon das Weben der Samtbespannungen unterlag höchsten Anforderungen, ist aber noch das Einfachste bei der textilen Restaurierung und Reko.

    Die von BautzenFan so beeindruckend am Beispiel der Blumenpilaster von Madrid gezeigte händische Seidenweberei der Bild-Tappiserien ist natürlich noch mal aufwändiger, als die Samt-Herstellung.
    Das Dresdner Schloss

    Erst durch die Gold-Applikationen wird die Raumausstattung in Audienz- und Schlafgemach sowie zweitem VZ aufwändiger und im Material (zumindest früher) noch mal wertvoller, als die Wandgestaltung im 1. Vorzimmer.

    https://www.burg-halle.de/hochschule/ein…estaurierung-1/

    https://bernhard-boenisch.de/index.php?eID=tx_cms_showpic&file=fileadmin%2Fpics%2FManuf_MP_vor_Wandteppich.jpg&md5=900392b04f097d5576aa01829fd1311a13cab6c2¶meters%5B0%5D=YTo0OntzOjU6IndpZHRoIjtzOjQ6IjgwMG0iO3M6NjoiaGVpZ2h0IjtzOjQ6IjYw¶meters%5B1%5D=MG0iO3M6NzoiYm9keVRhZyI7czo0MToiPGJvZHkgc3R5bGU9Im1hcmdpbjowOyBi¶meters%5B2%5D=YWNrZ3JvdW5kOiNmZmY7Ij4iO3M6NDoid3JhcCI7czozNzoiPGEgaHJlZj0iamF2¶meters%5B3%5D=YXNjcmlwdDpjbG9zZSgpOyI%2BIHwgPC9hPiI7fQ%3D%3D

    https://www.burg-halle.de/hochschule/pre…st-des-starken/

    ----------------

    Ganz verrückt und im Aufwand für eine Wandbespannung eigentlich nicht mehr nachvollziehbar wird es dann bei der Herstellung der Pilaster, Borten und Tressen für das Audienzgemach.
    Hier ist schon die Fadenherstellung ein unglaublicher Aufwand und mit höchsten Materialkosten verbunden gewesen.

    Die Fäden sind unterscheidlich stark aber oft recht dick, um beim Sticken und Posamentieren plastische Wirkungen zu erzielen.
    Wie werden sie hergestellt?
    Um eine Seele aus Seide (im 18. Jhd. schon ziemlich teuer) wurde eine goldene "Umhüllung" gelegt. Diese muss natürlich flexibel und dauerhaft sein.
    Dazu wurde ein Silberdraht gezogen, feuervergoldet, flachgewalzt wie Lametta und dieses dann sozusagen quer zur Fadenlänge um die Seidenseele gewickelt.
    Nachfolgendes Bild läßt ansatzweise erahnen, wie so ein Goldlahn-Faden aufgebaut ist.
    https://www.burg-halle.de/home/_processe…_dbdf4c3c13.jpg

    Jetzt das Ganze
    - in eine plastische Stickerei bringen... (halbes Pilasterkapitell rechts, aus Stoff auf fester Unterlage mit der entsprechenden Stickerei und Posamentenbesatz, dreidimensionale Stickerei, bis ca. 5cm starkes Relief )
    - oder zu Borten, Tressen und anderem Putz häkeln, klöppeln, knoten und flechten... wie links an den Behängen zu sehen.
    http://4.bp.blogspot.com/_hyMAHRDzt_I/S…pwA/s1600/6.JPG

    http://www.textilkonservierung.com/textile_conser…ces_detail.html
    (3. und 4. Bild)

    --------------------

    Nun wurden die originalen Posamenten und Wandverzierungen des Audienzgemachs seit Jahren restauriert und ergänzt und können ab Ende September endlich in Gänze besichtigt werden.

    http://3.bp.blogspot.com/-NSvUHSanFrU/U…detextilien.jpg

    Man kann sich vorstellen, dass allein das Entwirren, Sortieren und Richten des Bestandes ein großer Aufwand ist.
    Problem bei der Restaurierung war aber v.a. folgendes:
    Das feuervergoldete Silber der Lahn-Fäden ist in 300 Jahren gealtert und oxidiert. Dabei ist die hauchdünne Goldauflage in die Silber-Sulfid-Schicht eingesunken. Ehemals goldenes Gespinst wirkte zu Beginn der Restaurierung (günstigstenfalls) silbrig grau bis (oft) schwarz.

    Die originalen Teile wurden natürlich aufwändig gereinigt und gerichtet. Eine goldene Farbigkeit wie vor 300 Jahren konnte man aber nicht wiedergewinnen.
    Die notwendigen Ergänzungen in neuen vergoldeten Fäden hätten nun zum Altbestand sehr stark kontrastiert.
    Daher hat man sich bei allen Reko-Teilen zur Ausführung in (stumpfer wirkendem) Messing-Lahn entschieden. Spart ja auch ein paar Kosten (die aber bei der gesamten Arbeit vermutlich wohl kaum noch ins Gewicht gefallen wären).

    17 Mal editiert, zuletzt von eryngium (25. Juli 2019 um 14:47)

  • Zitat von eryngium

    Es wurde grüner (Schlafzimmer), roter (Audienzsaal und beide Vorzimmer) sowie blauer (Krönungsmantel) Samt hergestellt.
    Herstellungsort für den Samt war - wenn ich mich recht erinnere - in Italien.
    (Oder doch Lyon?)


    Kleine Ergänzung zu den von eryngium genannten Räumen – auch der Eckparadesaal wird mit Wandbehängen aus rotem Samt ausgestattet.
    Auf die Herstellungsorte der Textilien möchte ich etwas ausführlicher eingehen, denn hier kamen (europaweit) verschiedene Manufakturen zum Einsatz. Lyon war auch vertreten:

    Zitat von SIB

    Anfertigung und Lieferung von Goldfäden nach originalen Vorlagen des 18. Jhts. als fadengenaue Kopie für das Audienzgemach und Paradeschlafzimmer.

    Endgültiger Gesamtauftragswert: 278 388,50 EUR (ohne MwSt)
    Name und Anschrift des Wirtschaftsteilnehmers, zu dessen Gunsten der Zuschlag erteilt wurde
    ETS établissements Carlhian, fabrique de Dorues Passementerie
    47 rue Maryse Bastié, 69008 Lyon, Frankreich

    Der karmesinrote Seidensamt für das Audienzgemach

    Visualisierung

    Zitat von Sabine Schneider

    Für das Audienzgemach wird im Inventar von 1720 ein „carmoisin schwerer samet“ beschrieben, mit dem nicht nur die Wände bekleidet, sondern en suite [Anm.: = ununterbrochen] auch die Teile des Thrones sowie die Vorhänge vor den Fensternischen und den Türen dekoriert waren. Dieser Samt ist fast vollständig verloren. Das einzige noch vorhandene Fragment stammt von der vermutlich ersten Bespannung auf dem Sitzpolster des Audienzstuhles von 1719. Nach seiner webtechnischen Analyse entsprechen die festgestellte Bindungsart und die für den dichten Flor verantwortliche hohe Anzahl von Kett- und Schussfäden einem der besten Sorten, die für den schweren glatten Samte von der Küste Liguriens um Genua als charakteristisch galten. Zur besonderen Qualität trägt auch die Färbung der Seide für den Flor mit Cochenille bei [Anm.: Karmin (echtes Karmin, Cochenille) ist ein aus Cochenilleschildläusen gewonnener roter Farbstoff, sauteuer in der Herstellung], die zeitgemäß als der teuerste Rotfarbstoff galt, mit dem das echte Karmesinrot zu gewinnen war. Auf Grund dieser Merkmale wurde das Stofffragment vom Audienzstuhl als Vorlage für eine Rekonstruktion des karmesinroten Seidensamtes aus dem Audienzgemach gewählt.

    Quelle: L1


    Auch der Literatur L1 entnommen:
    Erforderliche Menge an dem karmesinroten Seidensamt für das Audienzgemach: 445 laufende Meter
    Fertigungszeit für einen Samt dieser Qualität in der beschriebenen Technologie (manuelles Verfahren, historischer Webstuhl): ca. 30 cm pro Tag

    Den Zuschlag erhielt eine Manufaktur aus Venedig (Auftragsvergabe im Juni 2016):

    Zitat von SIB

    Anfertigung und Lieferung von Seidensamt nach originalen Vorlagen des 18. Jahrhunderts als fadengenaue Kopie für das Audienzgemach
    Luigi Bevilacqua Srl
    Santa Croce 1320
    30135 Venedig Italien
    Endgültiger Gesamtauftragswert: 311 886 EUR (ohne MwSt)

    Der grüne Seidensamt für das Paradeschlafzimmer

    Visualisierung

    Zitat von Sabine Schneider

    Die Rekonstruktion des grünen Seidensamtes für das Paradeschlafzimmer erfolgte in einer der letzten Hochburgen der ligurischen Seidensamtwebereien, in der Tessitura Guiseppe Gaggioli in Zoagli bei Genua.
    Quelle: L1

    Zitat von SIB

    Anfertigung und Lieferung von Seidensamt nach originalen Vorlagen des 18. Jahrhunderts als fadengenaue Kopie für das Paradeschlafzimmer
    Tessitura Artigiana G. Gaggioli, 16035 Zoagli Italien
    Endgültiger Gesamtauftragswert: 185 605 EUR (ohne MwSt)
    Auftragsvergabe im Juni 2016


    Wie bei den anderen Räume umfassen die für das Paradeschlafzimmer zu rekonstruierenden Textilien aber noch wesentlich mehr, ich habe nachfolgend einige weitere Elemente zusammengefasst (ist längst nicht vollständig).


    Goldbrokat für das Paradeschlafzimmer

    Goldbrokat mit Samtbahnen

    Zur Lokalisierung dieses Goldbrokats: Klick

    Der Goldbrokat kommt nicht nur für die Wandbekleidung des Paradeschlafzimmers zum Einsatz, sondern auch für die Bettvorhänge und Bettkränze. Die Gesamtlänge beträgt 152 Meter.
    Den Zuschlag für die Herstellung des Goldbrokats erhielt eine Manufaktur in Frankreich (Department Loire), Auftragsvergabe im Juni 2016.

    Zitat von SIB

    Anfertigung und Lieferung von Goldbrokat nach originalen Vorlagen des 18. Jahrhunderts als fadengenaue Kopie für das Paradeschlafzimmer
    Franz J. Ippoldt, Soierie des Fantasques
    20 rue du Poet
    42810 Rozier-en-Donzy, Frankreich
    Endgültiger Gesamtauftragswert: 527 057,70 EUR (ohne MwSt)

    Goldposamente für das Paradeschlafzimmer

    Goldposament für das Paradeschlafzimmer


    Die Darlegungen zeigen, dass die diversen Elemente in verschiedensten Manufakturen gefertigt oder restauriert werden. Letzteres gilt zum Beispiel für die original erhaltenen, textilen Pilaster für das Audienzgemach. Hier ein erstes fertiges Musterstück für die Probeachse, die schon vor Jahren angefertigt wurde: Klick

    Diese ganzen Teile müssen nun aber natürlich auch „zusammengebracht“werden. Den diesbezüglichen Auftrag (für die Teile des Paradeschlafzimmers) erhielt eine Meisterin aus Paris, die diese Arbeiten übrigens schon seit geraumer Zeit in Dresden ausführt (Werkstatt im Residenzschloss).


    Eine Vorstellung über die Arbeiten in der Nähwerkstatt im Schloss vermittelte ein aktueller Artikel im Netz:

    Zitat von Jens Fritzsche

    An den Wänden drängten sich teuerste Samttapeten, vergoldeter Stuck und Türrahmen aus Marmor. In den Räumen, auf Vorhängen und Sitzmöbeln funkelten unter anderem 250 Meter Goldbrokat, 3.500 Meter Goldtressen sowie Hunderte Kilogramm vergoldeter Silberfäden, die aufwendig verwebt wurden. „Und das alles nur zu Schauzwecken“, sagt Sabine Schneider – zwischen langen weißen Tüchern, die von der gut 20 Meter hohen Decke hängen. Geschützt durch diese Tücher warten hier die fertigen, mit Goldfäden versetzten Textilien auf ihren Einsatz.

    Quelle: https://www.traumhochzeit1719.de/neues-gold-im-dresdner-schloss/

    Der zitierte Artikel ist relativ „frisch“ (schätzungsweise einige Wochen alt, aber das nachstehend verlinkte Foto entstand schon vor 2 Jahren. Jetzt hängt dort sicher noch viel mehr. Bezüglich des Raumes bin ich mir, was die Zuordnung betrifft, nicht ganz sicher. Diese „Schneiderwerkstatt“ im Schloss befindet sich eigentlich im Großen Ballsaal. Aber die betreffenden Bilder habe ich anders in Erinnerung. Bei besagtem „Hängeraum“ könnte es sich auch um den Propositionssaal handeln, dort ist nämlich ebenfalls ein Werkstattbereich eingerichtet. Klick

    Zitat von Jens Fritzsche

    Noch müssen sich die wertvollen Stoffe also gedulden. Ein wenig abseits der wuseligen Bauarbeiten, in einem eher an einen Malsaal für Theaterkulissenerinnernden Raum voller bedeutungsschwerer Ruhe. Mittendrin näht und fädelt Julia Modest aus Paris. Seit 2015 ist die Expertin für das Dekorieren historischer Stoffe in Dresden, um mitzuhelfen, der Welt dieses glänzende Wunder im Residenzschloss zurückzugeben. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Ulrike Müller vernäht sie dabei Samt an Samt und Goldfaden an Goldfaden.

    Quelle: https://www.traumhochzeit1719.de/neues-gold-im-dresdner-schloss/

    Frau Modest bei der Arbeit


    L1: Paradetextilien Augusts des Starken 1697 und 1719 – Die Originale und ihre fadengenaue Rekonstruktion für das Dresdner Residenzschloss

    8 Mal editiert, zuletzt von BautzenFan (20. Juli 2019 um 08:40)

  • Ein sehr interessanter Artikel in einer Dresdner Lokalzeitung (seit heute im Netz), betitelt: „Großes TAG24-Abschieds-Interview mit Sachsens oberster Denkmalschützerin“. Der (für mich) schönste Passus sei hier zitiert:

    Zitat von Frau Pohlack

    Wenn ich hier einen Wunsch frei hätte, wäre das zum Residenzschloss in Dresden: Ich würde die Wiederherstellung der beiden Paradesäle der Konstitutionellen Monarchie Mitte des 19. Jahrhunderts auf den Weg bringen, als die Repräsentationsräume, in denen die Sächsische Verfassung beschlossen wurde, Grundlage unserer heutigen Verfasstheit. Es stünde uns gut an, zu zeigen, dass die sächsische Residenz nicht im Barock stehengeblieben ist.

    Auf dem ersten im Artikel integrierten Foto sieht man im Hintergrund ein Modell des Dresdner Schlosses für den Bauzustand VOR der großen Schlosserweiterung unter Kurfürst Moritz (die gotische „Burg“, erbaut Ende des 15. Jhd.).
    Klick

    Bis 1945 existierte für den genannten Zustand ein historisches Modell, das aber seit dem Krieg verschollen ist. Zuletzt soll es sich im Denkmalarchiv der TH Dresden befunden haben: Klick

    Es war mir neu, dass man auch dieses Modell in neuerer Zeit offensichtlich nachgebaut hat. Gurlitt (um 1900) hatte auf der Grundlage des historischen Modells Grundrisse publiziert: Klick

    Hier noch der Link zum ganzen Artikel: Klick

  • Frau Pohlack, eine ebenso hochverdiente wie persönlich angenehme Person, die der Denkmalpflege ganz wichtige Impulse gegeben hat und die sich nicht scheute, richtige Positionen auch gegen den Mainstream zu vertreten.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Auch wenn Frau Prof. Pohlack viele Verdienste aufzuweisen hat, so gibt es hinsichtlich einer Entscheidung für Freiberg einen gravierenden Kritikpunkt.
    Wir mir erst jetzt bekannt geworden ist, hat sie zwar dem ersten Entwurf für den geplanten Erweiterungsbau am Freiberger Stadt- und Bergbaumseum neben dem berühmten Dom St. Marien und den spätgotischen Domherrenhäusern nicht zugestimmt, siehe

    http://www.freiberg.de/freiberg/conte…25?OpenDocument

    aber persönlich um diese Gestaltungvariante bei der Stadt gebeten, siehe

    https://www.mdr.de/nachrichten/ve…reiberg100.html

    Sie will dem Baukörper durch eine "filigrane Vorhangfassade in Form eines "Silberwurzelgeflechts die Schwere nehmen".

    Wenn in so einem sensiblen Altstadtbereich solch ein Baukörper genehmigungsfähig ist, dann kann getrost der Umgebungsschutz §2 Abs. 3 Nr. 1 aus dem Sächsischen Denkmalschutzgesetz ersatzlos gestrichen werden. Für was soll er dann überhaupt noch gelten?

  • Ich möchte 2 neue Bildfunde aus der fotothek vorstellen, die hier im Forum noch nicht gezeigt wurden. Beide entstanden in den 1980er Jahren.
    Unter den aktuellen Baustellenfotos von eryngium war auch dieses hier, es zeigt die Nordostecke der nördlichen Retirade (offizielle Bezeichnung: *Retirade 2*):

    Foto von eryngium

    Nachfolgend das neu gefundene Vergleichsfoto für den Zustand1980. Der Fotograf stand im 1. OG des Westflügels (im Raumbereich direkt unterhalb der nördlichen Retirade) und blickte frontal auf die Ostwand. Im Hintergrund sieht man die Ostfassade (Hoffassade) des Ostflügels: Klick

    Im Höhenbereich des 2. OG erkennt man – nahe beieinander – drei Türöffnungen. Die ganz links befindliche (eindeutig Renaissance) führte in einen Gang, der den Raum im Westflügel (heute Retirade 2) mit dem großen Saal im Nordwestflügel (heute Propositionssaal) verband. Ende des 19. Jhd. hatte man diesen Gang mit dem an der Außenfassade des Nordflügels neu geschaffenen Läufergang verbunden. Zur Verdeutlichung nachstehend eine Grundrissdarstellung:

    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen


    Quelle; SIB, Ausschreibungsunterlagen

    Und weil es vermutlich keiner von uns in natura gesehen hat (außer eryngium) und auch nie sehen wird (in der Endfassung ist der Eingang zugemauert) hier noch ein vergrößerter Bildausschnitt mit der Renaissance-Einwandung:


    Foto von eryngium (Ausschnitt)

    Was mich etwas stutzen lässt, ist die sehr gering ausgeführte Höhe des Türsturzes der Türöffnung rechts neben der Renaissance-Tür. Das passt nicht zur historischen Türhöhe (siehe verlinktes Foto aus der Fotothek) und auch nicht zur vorgesehenen Höhe der inneren Türflügel:

    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen

    Kann ich mir eigentlich nur so erklären, dass dieBarockfassung (mit entsprechend HOHER, weil repräsentativer gestalteten Tür) bei den Türflügeln „endet“ – dahinter gelten dann wieder die (was die Türhöhe betrifft) vermutlich geringeren Renaissance-Maße. Die betreffende Tür führt ja in den Treppenturm aus der Renaissance-Bauphase.
    Die kleine Türöffnung ganz rechts führte schon im unmittelbaren Vorkriegszustand in ein sehr kleines Nebengelass. Heute wird dortTechnik untergebracht. Der Eingang wird als so genannte Tapetentür gestaltet.


    Kommen wir nun noch zum zweiten Bildfund. Hier geht es um die Südwand des Riesensaales (Trennmauer zur Englischen Treppe). Zwei Zitate:

    Zitat von Gerhard Glaser

    Die Linie des Gewölbes von 1627 ist im Putzabriss an der südlichen Schildwand auch archäologisch fassbar.
    Quelle:
    Denkmalpflegerische Aspekte bei der Sicherung des DresdnerResidenzschlosses
    In: Mitteilungen des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen,Sonderheft 1997

    Zitat von Norbert Oelsner

    Die Abrisslinie der Decke ließ sich bauarchäologisch an der Südwand des Ostflügels nachweisen. Sie wurde photogrammetrisch dokumentiert und seit der Mauerwerkssanierung 1995 durch ein Metallband deutlich sichtbar gemacht.

    Quelle:
    Die Neugestaltung des Riesensaals im Dresdner Residenzschloss 1627 bis 1650
    In: Mitteilungen des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen, Jahrgangsheft 2000

    Jetzt habe ich endlich mal ein Foto in recht guter Auflösung gefunden, dass diesen Putzabriss erkennen lässt (Foto nach dem Öffnen maximal vergrößern): Klick

    Wer mir nicht glaubt, dass auf dem voranstehenden Foto dieSüdwand des heutigen Riesensaales zu sehen ist, schaue hier: Klick

    Das Foto entstand Ende 1985, als man gerade die Kranschneise in den Ostflügel herstellte.
    Und noch ein neueres Vergleichsfoto, das eine Vorstellung über die Deckengeometrie gibt - Riesensaal mit neu eingezogener Stahldecke, Blick auf die Südwand: Klick

  • Eine sehr gute Nachricht vom Eckparadesaal: Vor wenigen Tagen wurde für diesen (am 20. Juni noch am „unfertigsten“) Raum ein Auftrag vergeben (freihändige Vergabe), und zwar die *Tapezierarbeiten*. Man verwendet in den Ausschreibungsportalen ja die übliche Bau-Terminologie, also tapeziert (im umgangssprachlichen Sinne) wird der Eckparadesaal natürlich nicht, hier ist (analog zu anderen Schloss-Ausschreibungen) das Aufziehen der Wandbespannungen gemeint (Samt): Klick

  • Im Südflügel des Schlosses (südlicher Trakt des Großen Schlosshofs) und im südwestlich angrenzenden Bärengartenflügel befindet sich heute im 2. OG der Ausstellungsbereich der *Türckischen Cammer*. Es sind diejenigen Räumlichkeiten der „Repräsentations- und Festetage (2. OG), die bzgl.ihrer heutigen Innenarchitektur praktisch keinen Bezug zu irgendwelchen historischen Zuständen aufweisen. Meines Wissens stand nie zur Debatte, hier Raum-Rekonstruktionen anzugehen. Und das hatte wohl einen entscheidenden Grund: Die kunsthistorisch wertvollsten Räume in dem betreffenden Bereich erhielten ihre innenarchitektonische Prägung ganz entscheidend durch großformatige Gobelins, die aber allesamt im Februar 1945 im Schloss verbrannt sind.
    ACHTUNG: Korrektur - siehe übernächsten Beitrag
    Der bekannteste Raum im Südflügel war die sogenannte Reitschule (das Attribut *sogenannte* wurde bei Beschreibungen/Benennungen meistens mit verwendet).

    Zunächst 2 Bilder zur Veranschaulichung der Lage:
    Von SchiDD - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=60071547


    Beschreibung der Darstellungen auf den Gobelins (aus dem Führer zur Ausstellung: August der Starke und seine Zeit, erschienen 1933):

    Zitat von Ausstellungsführer

    Gobelins mit Darstellungen der spanischen Reitschule, nach Stichen Crispin de Passe, welche den Reitunterricht Ludwigs XIII. von Frankreich als Dauphin schildern und auf Entwürfe Jakob Jordaens [Anm.: flämischer Barockmaler, 1593 – 1678] zurückgehen, erschienen 1725 als Manègeroyal von dem Königlichen Stallmeister Pluvinel. Hergestellt in der Dresdner Gobelinmanufaktur von Jaques Nermot 1739 und 1741.


    Nun einige historische Fotos des Raumes:

    Foto 1

    Foto 2

    Foto 3

    Auf Foto 3 erkennt man mit etwas „gutem Willen“ unterhalb des linken Kronleuchters eine Tapetentür. Diese führt in den Raum 35 (siehe Grundriss) – auch das war ein Gobelinsaal. Man beachte bitte auch die ganz rechts angeschnittene Tür. Über dieser Tür befand sich ein holzgeschnitztes, vergoldetes Relief (Supraporte), das im nächsten Fotolink separat gezeigt wird:

    Foto 4

    Auf dem nächsten Foto ist das Relief zusammen mit der Tür zu sehen. Der Fotograf stand im östlich der Reitschule angrenzenden Raum 39, letzterer war ebenfalls ein Gobelinsaal:

    Foto 5

    Und schließlich noch 2 Zeitberichte, die belegen, dass die Reitschule durchaus in die höfischen „Events“ integriert war. Der erste Bericht stammt von Ludwig Renn (deutscher Schriftsteller, hieß – bis zu seiner 1930 erfolgten „Selbst-Umbenennung“ - Arnold Vieth von Golßenau), aus dessem autobiografischen Buch „Adel im Untergang“.
    Über Ludwig Renn und seine spezielle Beziehung zum sächsischen Hof erfahren wir bei Wikipedia:

    Zitat von wikipedia

    Über seinen Vater, Carl Johann Vieth von Golßenau (1856–1938), der Mathematikprofessor und Erzieher am Dresdner Königshof war, kam es zu einer freundschaftlichen Bindung mit dem sächsischen Kronprinzen, Friedrich August Georg von Sachsen. 1910 begann Ludwig Renns Offizierslaufbahn im 1. Königlich-Sächsischen Leib-Grenadier-Regiment Nr. 100, wo auch sein Freund Friedrich August Georg von Sachsen diente.

    Zitat von Ludwig Renn

    Schon am Neujahrsmorgen mußten wir ins Schloß, und zwar zur Cour. Das war eine Zeremonie, von der ich schon von Kindheit auf gehört hatte, um den König zum neuen Jahr Glück zu wünschen.
    […]
    Nun stiegen wir in den zweiten Stock hinauf [Anm.: gemeint ist die Englische Treppe], gingen aber in Säle, die ich noch nicht kannte. [Anm.: Es war dies erst sein 2. offizieller Besuch im Schloss] Da war die sogenannte Reitschule, ein Raum, der mit gewebten, etwas verblaßten Bildern bespannt war, auf denen man große dicke Pferde sah und darauf Reiter in tadellosem Sitz. Von der Reitschule schob sich die Menge der Offiziere durch andere Räume hindurch in einen langen und hohen Saal mit dunkel-bunten Deckengemälden. Das war das Schlafzimmer Augusts des Starken. Hier blieben die Offiziere der Provinzregimenter zurück, und wir bevorzugten Leibgrenadiere, deren Chef der König selbst war, traten in den nächsten Saal.

    [Anm.: Bei diesem „nächsten Saal“ handelte es sich um das Audienzzimmer AdS, das geht aus anschließenden Passagen hervor.]

    Bericht Nr. 2 stammt aus den Dresdner Nachrichten vom 4. März 1897 (ein Donnerstag) über den Hofball am 2. März (Faschings-Dienstag):

    Zitat von Dresdner Nachrichten

    Die diesjährigen Karnevalsfestlichkeiten am Königl. Hofe wurden am vorgestrigen Fastnachtsdienstag mit einem großen Hofball beschlossen. In Abwesenheit Ihrer Majestäten des Königs und der Königin hatte Se. Königl. Hoheit Prinz Georg die Repräsentation bei dem Feste übernommen, an welchem auch Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Friedrich August, der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg und die Prinzessin Mathilde theilnahmen.
    […]
    Nachdem der Cercle beendet war, wurde der Tanz, an dem die jungen Prinzl. Herrschaften lebhaft theilnahmen, mit dem Strauß´schen Walzer „Künstlerleben“ eröffnet. Hiernach entwickelte sich ein reger Verkehr der Festtheilnehmer zwischen dem Ballsaale und dem in der Reitschule etablirten Konditoreibuffet, dessen Mittelplatz der Ihren Majestäten von der Stadt Freiberg gewidmete silberne Blumenkorb, den Bergbau charakterisirend, zierte.

    Abschließend noch eine Ausschreibungsinformation. Vor wenigenTagen wurde der Auftrag für die Tapezierarbeiten in den Retiraden vergeben.

    Zitat von SIB

    Die vorgesehenen Leistungen beinhalten die Herstellung derWandbespannung in den Retiraden = Räume der Ausstellung.
    Wandbespannung für rechteckige Wandflächen von i.M. 2,5 m^2 bis 18,0m^2, Gesamtfläche ca. 180 m^2, Bespannung bestehend aus Unterbespannung aus mitteldichtem Leinengewebe und Oberbespannung aus geripptem Mischgewebe aus Baumwolle und Seide, unifarben, Abdeckung der Befestigungspunkte mit Kordel, Lieferung des Stoffes der Oberbespannung zur Bekleidung in Vitrinen ca. 180m^2.

    Gesamtwert des Auftrags: 77 056.21 EUR (ohne MwSt)
    Firma, die den Zuschlag erhielt: uh.WAND & RAUM GmbH
    Komtureistr. 12, 53177 Bonn

    2 Mal editiert, zuletzt von BautzenFan (28. Juli 2019 um 11:33)

  • Endspurt in den Paradezimmern – Heute wurde vom SIB eine Bekanntmachung über eine Auftragsvergabe für den Eckparadesaal veröffentlicht. Der Tag des Vertragsabschlusses liegt aber schon etwas zurück. Der letztere Termin ist aber insofern „interessanter“, weil er letztlich den wahrscheinlichen Startschuss für die betreffenden Arbeiten belegt (ich meine das im Hinblick auf unsere Überlegungen betreffs des Datums *28.09.2019*).


    Zur Veranschaulichung, um was es bei diesen Vergoldungsarbeiten geht, nachstehend 2 Bilder von diesbezüglichen Arbeiten für die Musterachsen (aufgenommen 2011):

    In Bezug auf die zu vergoldenen Profile der Türen sei hier noch an die Terminvorgabe (gemäß zugehöriger Ausschreibung) für die Türen erinnert:
    Leistungszeitraum
    Beginn: 01/04/2019
    Ende: 30/08/2019
    Ein bei derartigen Aufträgen möglicher Grund für Verzögerungen der Fertigstellung – nämlich Schwierigkeiten bei der Beschaffung des historischen Materials – entfällt hier. Das Holz für diese Türen (europäische Traubeneiche) wurde nämlich vom SIB schon vor geraumer Zeit besorgt und eingelagert.

    Wenn man bedenkt, wie viele unterschiedliche Gewerke jetzt in den Paraderäumen gleichzeitig „wuseln“, allesamt beschäftigt mit fachlich anspruchsvollsten Arbeiten, bekommt man großen Respekt auch für diejenigen, die für die operative Projektsteuerung verantwortlich sind. Dass die Reihenfolge der Maßnahmen so gestaltet wird, dass keiner „ausgebremst“ wird. Hierbei muss ja auch immer im Auge behalten werden, dass die Materialtransporte in die verschiedenen Räume bedarfsabhängig immer möglich sind (man denke zum Beispiel an die Verlegung des Parketts).


    Abschließend noch eine Bitte an unsere DD-Fotografen. Ich erinnere an den Leistungszeitraum für die Herstellung und den Einbau neuer Fenster und Türen im Bereich *Gastronomie*. Falls es nicht zu einer drastischen Verzögerung gekommen ist, sollte da schon?/bald? etwas zu sehen sein.

    Beginn: 29.04.2019 Ende: 09.08.2019

    Also mich interessieren ganz besonders die Türen an der Schlossstraße (unmittelbar neben dem Georgenbau) und der Haupteingang des Restaurants (Schlosshof neben dem NO TT).

  • Ich bin gestern darüber informiert worden, dass meine Aussage (Post im Beitrag vom Freitag, 26.07.) betreffs des vollständigen Verlusts der großformatigen Gobelins FALSCH ist. Ich kann das jetzt mangels Hintergrundwissen leider nicht präzisieren. Nur so viel: Eine gewisse Anzahl der Gobelins (wieviel und welche – weiß ich nicht) hat wohl noch den Kriegsgefangenen-Status. Mein Informant bezog sein Wissen aus einer sehr glaubwürdigen und sehr fachkompetenten Quelle, das letztere Attribut gilt - nicht nur - aber ganz speziell auch für den Wissensstand über die tatsächlich erhaltenen oder eben zerstörten Ausstattungsexponate des Dresdner Schlosses. Nun hatte ich natürlich meine diesbezügliche Äußerung auch nicht aus der Luft gegriffen, nachlesen kann man den betreffenden Sachverhalt zum Beispiel hier:

    Zitat von Syndram/Ufer

    Kurz nach Kriegsbeginn wurde die Museums-etage des Residenzschlosses geschlossen [Anm.: gemeint ist die 1922 für die Öffentlichkeit zugänglich gemachte „Repräsentations- und Festetage – das 2. OG im Kernbau incl. Georgenbau]. Aus Furcht vor Bombenangriffen auf Dresden wurden – den logistischen Möglichkeiten der Kriegszeit entsprechend – seit 1942 historisch bedeutende Möbel und andere Ausstattungsgegenstände aus dem Schloss entfernt und in geeignet erscheinende Außenlager gebracht. Der größte Teil des Mobilars, unter anderem alle Gobelins und die Wand- und Deckenbilder, blieben im Schloss.

    Quelle: Dirk Syndram: Die Rückkehr des Dresdner Schlosses; 2006


    Das Buch von Syndram/Ufer erschien 2006 – vielleicht gibt es ja mittlerweile neue Erkenntnisse. Mir erschien es bislang jedenfalls absolut logisch, nachvollziehbar, dass die doch sehr großflächigen Gobelins nicht ausgelagert worden sind, denn ihre Abnahme von den Wänden und ihre anschließende Aufbewahrung in – aus Platzgründen (Kriegszeit) - vermutlich aufgerolltem Zustand - hätte sicher zu gewissen Beschädigungen geführt. Man denke nur mal an die diversen, eingearbeiteten Tapetentüren. Außerdem war der Zustand der Gobelins schon Anfang der 1940er Jahre wohl nicht mehr der beste. Selbst ein Ludwig Renn, der in seinem Buch „Adel im Untergang“ ansonsten so gut wie gar nicht auf irgendwelche architektonischen/innenarchitektonischen Aspekte des Schlosses einging, hielt es für erwähnenswert (weil offensichtlich sehr auffällig), dass die Gobelins der Reitschule verblasst wirkten (siehe das Buchzitat in meinem Beitrag vom 26.07.2019).

    Noch drastischer formulierte diesen Umstand ein gewisser Hermann Schmitz in seinem, übrigens schon 1919 erschienenen Standardwerk „Bildteppiche - Geschichte der Bildwirkerei“:

    Zitat von Hermann Schmitz

    Ferner ging aus der Nermotschen Fabrik eine Folge von Reiterbildern, die Pluvinellsche Reitschule, im Dresdner Schloß hervor (1739 – 41), […]. Die Reitschule, an Riedingers Reiterstücke erinnernd, ist in den Farben völlig verblaßt.


    Nun, Wunder gibt es immer wieder (Stichwort: Quedlinburger Domschatz) – vielleicht kommen ja irgendwann bislang verschollene Originalstücke aus dem Dresdner Schloss wieder nach Hause. In dieser Hinsicht gibt es sehr spannende Geschichten. Sehr fesselnd zum Beispiel das Schicksal der Ausstattungsteile der Ahnengalerie im Langen Gang, die waren bis Kriegsende im Schloss Naunhof deponiert. Hierzu finden sich interessante Ausführungen in dem Ausstellungsführer: „Die Ahnengalerie der Wettiner“ (2006 erschienen). Es ging dabei um die Präsentation der 20 Gemälde (Fürstenbildnisse), die dank der Getty-Stiftung ab ca. 2001 aufwändig restauriert worden waren. Erst im Zuge der Restaurierung stellte sich heraus, dass es sich um Kopien handelt (im frühen 18. Jhd. angefertigt), nicht aber um die Originale aus der Gewehrgalerie – das hatte man bis dahin angenommen.

    Zitat von Ausstellungsführer

    Auf diese Rahmen nahm dann am 24. Mai 1946 erneut ein Schriftstück Bezug [Anm.: Schriftstück aus dem Hauptstaatsarchiv in Dresden]. Es vermerkte, dass insgesamt 22 große Bilderrahmen aus der Gewehrgalerie vorläufig im Albertinum eingelagert worden seien. Zu den Gemälden hieß es: „Die Gemälde zu diesen Rahmen sind, wie bereits früher festgestellt worden ist, von den russischen Besatzungstruppen im Sommer vorigen Jahres von Naunhof abgefahren worden.“ Wohin sie gelangten, darüber war nichts zu erfahren. Waren die Bildnisse überhaupt noch vorhanden oder waren sie doch schon zerstört worden.

    Quelle: Die Ahnengalerie der Wettiner, Ausstellungskatalog, 2006


    Und noch ein letztes Beispiel, verbunden mit einer Frage/Bitte. Hat jemand ein Online-Abo der FAZ? In der Ausgabe vom 24.01.2019 erschien dort folgender Artikel: „Restitution von Raubkunst – Ohne Scham und Bedenken“ (online noch aufrufbar, aber leider hinter der Bezahlschranke). Der Beitrag berichtet darüber, dass 2 Gemälde von Louis de Silvestre (der Hofmaler von August dem Starken) heute im Museum of Fine Arts in Sankt Peterburg, Florida hängen:

    „Perseus rettet Andromeda vor dem Seeungeheuer“ (1719): Klick

    „Thetis in der Schmiede des Vulkan“ Klick

    Aus den wenigen lesbaren Zeilen ist zu entnehmen, dass eine Deutsche nach 1945 zahlreiche Gemälde nach Amerika schmuggelte und in großem Stil verkaufte. Der Autor fragt im Vorspann: „Was soll aus ihnen werden?“. Auf die im Artikel sicher gegebenen Antworten wäre ich sehr gespannt, zum Beispiel ob unsere Regierung hierbei etwas unternimmt.


    Zum Abschluss ein kleiner Bildbonus. Konnte ich vor einiger Zeit erwerben, eine originale Einladungskarte zu einem der jeweils im Winter ausgerichteten Hofbälle im Dresdner Residenzschloss. Das Jahr ist leider nicht angegeben, kann aber stark eingegrenzt werden. Der Herr Dr. Albert Erbstein war nämlich von 1885 bis zu seinem recht frühem Tod 1890 Direktor des Historischen Museums.

    2 Mal editiert, zuletzt von BautzenFan (28. Juli 2019 um 12:49)