• Die alternierenden Fenster sind nach meinem Eindruck die ästhetisch unglücklichste Lösung. Alles offen, das wäre (und war einmal) lichtdurchflutet, großzügig und beeindruckend. Eine Seite zu, das wäre (und war mal) praktikabel und akzeptabel. So sieht es aus dieser Perspektive unruhig und - durch die vorspringenden Vitrinen - ´verbaut´ aus.

    Man hat die Variante ausgewählt, die in der Geschichte der Residenz am längsten Bestand hatte, und das ist vertretbar. Die ansprechendste Lösung ist es aber nicht, das wäre meines Erachtens die Originalsituation (Fenster nicht zugesetzt) gewesen.

  • Naja, "blöderweise" wollte man die Myriaden wertvollster Schusswaffen von diesem Standort (die seit August dem Starken dort in den Vitrinen lagen) heute nicht im Depot liegen lassen, sondern präsentieren.
    Das Stand wohl der ästhetischsten aller Lösungen eines komplett befensterten Ganges ohne Nutzung irgendwie im Weg.
    Man kann halt nicht alles haben.
    Dafür haben wir dann in Dresden wieder eine der drei bedeutendsten Rüstkammern Europas, neben Wien und Madrid in Gänze zu bestaunen.

    Aber gerade der Wechsel von Licht und Schatten hat uns vor Ort sehr gut gefallen. Geschmäcker sind verschieden.

    Der eine mag barocke Alleen, der andere Waldpfade. Mancher beides.

    Einmal editiert, zuletzt von eryngium (24. Juni 2019 um 20:49)

  • Es ist mir ein großes Bedürfnis, mich nochmals bei eryngium für die umfangreiche und sehr fundierte/fachkompetente Berichterstattung zum Baugeschehen zu bedanken. Du hast mir (und sicher vielen anderen auch) eine riesige Freude gemacht.
    Nachfolgend möchte ich einige Fakten sowie Bilder ergänzen, die das eine oder andere Detailvielleicht noch etwas deutlicher vor Augen führen.

    Zitat von eryngium

    Die Decke [Anm.: gemeint ist die in Rekonstruktion befindliche Renaissance-Decke der Gewehrgalerie] weist bisher nur in einem ersten Teilbereich als plastische Elemente (neben den ohnehin überall vorhandenen goldenen Halbkugeln und "Marzipanbroten") auch die Zapfen auf.
    Letztere sind recht aufwändig in der "Produktion" und durch ihre Menge auch ein relevanter Kostenfaktor. Sie werden gedrechselt, dann beschnitzt, gestrichen, vergoldet und dann teilweise besandet und nachvergoldet.


    Zwei Bilder, die diese plastischen Elemente zeigen:
    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen

    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen

    Zur Anzahl der Zapfen:
    Der Ausschreibungstext enthielt primär die Fertigung von zunächst 24 Zapfen (diese, gemäß Text des Leistungsverzeichnisses, gedacht für die Musterachse). Es war aber die Option angegeben, dass bei zufriedenstellender Fertigung anschließend die Beauftragung für weitere 105 Zapfen erfolgt. Ihre Gesamtanzahl ist also wirklich enorm und die Herstellung sicher ein großer Kostenfaktor (hohe Schule der Drechselkunst).


    Ich hoffe, in der Fülle des Materials sind folgende Informationen von eryngium nicht untergegangen:

    Zitat von eryngium

    Auf Rückfrage wurde bestätigt, dass man weiterhin plant, im Bereich des Hausmanns-Turm die Sgraffiten bis in den Bereich der Uhr zu erweitern.


    Nach dem (einzigen mir bekannten) Arbeitsmodell (das ist freilich schon etliche Jahrealt und daher eventuell nicht mehr vollständig gültig) wird diese Turmbemalung so aussehen:



    Zitat von eryngium

    Die Figuren auf allen Giebel-Voluten des Hofes wurden ikonografisch entziffert und sollen kommen. Die seit fast 30 Jahren bestehenden sind zu klein, waren aber auch nur ein Versuch mit Spolien von anderen Objekten, wenn ich esrichtig verstanden habe.

    Bislang ist lediglich der Westgiebel entsprechend geschmückt:


    Foto von Hyade


    Zitat von eryngium

    Als nächstes steht die farbliche Fassung der Schönen Pforte an.

    Auch ein Thema, das von den Fachleuten schon sehr lange diskutiert wird, nachfolgend ein Auszug aus einem Artikel der Sächsischen Zeitung vom 29.12.1994:

    Zitat von Sächsische Zeitung

    Die Künstler, die bisher die Sgraffiti entworfen und an die Wand "gebracht" haben, meinen, daß es an der Zeit sei, über eine farbliche Gestaltung nachzudenken. Just in diesen Tagen entdeckten Peter Gabriel, Siegmar Winderlich und andere im Kleinen Hof winzige Farbspuren. Schon Anfang der siebziger Jahre wurden in einem Reliefstück vom Altan Farbreste festgestellt. Auch am Portal der einstigen Schloßkapelle konnten bereits Farbpartikel gesichert werden.

    All das könnte untrüglich auf eine farbige Gestaltung der Fassaden zur Renaissance-Zeit hinweisen. Peter Gabriel: "Das sind aufregende Gedanken. Stellen Sie sich doch mal farbige Fassaden im Schloß vor! Darüber muß man sich nun aber langsam verständigen. Notwendig ist auch die Entscheidung, ob der Hintergrund auf den Pilastern an den Ecktürmen eine farbliche Bearbeitung erfahren soll."

    Als Beweis, daß sich die Sgraffitileute mit diesen Problemen ziemlich intensiv beschäftigen, legen sie einen ersten Entwurf zur farblichen Gestaltung des Altans vor. "Das ist unser Angebot zum Diskutieren mit den Denkmalpflegern", meinen sie. Das Zifferblatt der Hofuhr, das sie entworfen haben, ist in den Farben der Renaissance gehalten. Auch darüber muß befunden werden. Im nächsten Jahr soll Dresden auch die Schloßzeit erhalten. Sie sei wohl immer, meinen Spötter, etwas anders als die bürgerliche Stadtzeit gelaufen. Neben der Fortführung des äußeren Wiederaufbaus stehen also wichtige Entscheidung 1995 ins Haus.


    Aktueller Zustand des Portals:


    Von SchiDD -Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35321999

    Das folgende Bild zeigt einen früheren Gestaltungsvorschlag – ob der noch gültig ist, weiß ich allerdings nicht:

  • @erbse
    Nein, diese Sgraffiti sind nur auf der Hofseite. Von der Stadt wird man sie (praktisch) nicht sehen. Stadtseitig präsentiert sich das Schloss einheitlich in der Gestaltung von Dunger und Frölich (1889-1902).

    @eryngium
    Deine Infos zu den Sgraffiti und überhaupt zum Großen Schlosshof sind der absolute Knaller. Die Riesensensation! Wenn du noch mehr Informationen oder Fotos dazu hast, dann, bitte, bringe sie hier! Ich bin begierig darauf. Es geht mir nur um das Material von dem Kolloquium. Du brauchst keine eigenen Forschungen zum Großen Schlosshof zu machen. Wenn du zum Beispiel noch mehr Bilder von dem Diavortrag hast, dann zeige sie ruhig hier! Auch wenn du sie vielleicht nicht perfekt kommentieren kannst. Wir anderen können schon was damit anfangen und gegebenenfalls ergänzen. Unter anderem waren bei den letzten Fotos schon Vorlagen für einige Sgraffitomotive dabei, die mich besonders interessierten. Oder falls du noch was zu den Fresken der Loggia hast, her damit!

    Insgesamt bin ich der Meinung, dass man den richtigen Weg geht: An ausgewählten Orten im Schloss wird ein umfassendes Rekonstruktionsprogramm umgesetzt, an anderen Stellen gibt es moderne Gestaltungen. Die Rekoprojekte betreffen überwiegend ungewöhnliche Räume. So etwas wie den Großen Schlosshof, die Gewehrgalerie oder das Historische Grüne Gewölbe gibt es kein zweites Mal auf der Welt.

    Einmal editiert, zuletzt von Rastrelli (25. Juni 2019 um 09:03)

  • Themenschwerpunkt 5 - ALTAN

    5.1
    Wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Altan-Fresken und künstlerisch-denkmalpflegerische Entwicklung


    --------------
    Grundlage der künstlerisch-denkmalpflegerischen Auseinandersetzung mit dem Bildprogramm des Altans sind die überlieferten Bestandsbilder.


    Atan im Schlosshof

    Atan im Schlosshof

    Auf einem Gemälde von 1680 ist der Altan zu sehen.
    Aus der wissenschaftlichen Untersuchung zu den Sgraffiten weiß man, dass das Ölgemälde die dargestellte Grund-Gliederung der Fresken und Sgraffiten realistisch wiedergibt.
    Es war als reales Abbild eines bedeutenden höfischen Ereignisses aus der Zeit Johann Georg II ausgeführt.

    Vergleich eines ebenfalls dokumentierenden historischen Stichs mit dem Gemälde.
    Kunsthistoriker könnnen abschätzen, welche Szenen vermutlich dargestellt worden sind.
    Umfangreiches Studium in Archivalien der folgenden Jahrhunderte macht (durch beiläufige Nennung thematischer Inhalte in Schlossbeschreibungen etc.) den ikonographischen Inhalt der Frescen eindeutig klar.

    3. OG - Thron Salomo und die Königin von Saba
    2. OG - Anbetung der Heiligen drei Könige,
    1. OG - Bekehrung Saulus zu Paulus (Sinnbild für Moritz, den "Judas von Meißen")

    Atan im Schlosshof


    -------------------------

    Auf einem Foto von ca. 1860 ist der Altan dokumentiert.
    Reste der Fresken sind schemenhaft zu erkennen. Durch photogrammetrische Entzerrung sind auf dieser Grundlage exakte Größe der Figuren, Form der gemalten Bogenarchitektur etc. zu ermitteln

    Atan im Schlosshof

    Atan im Schlosshof

    Foto in 1:1 vergößert


    -------------------------

    Im Kupferstichkabinett finden sich unter einer halben Million Blättern (!) Entwurfsskizzen des ausführenden Künstlers Benedetto Tola von 1553-54

    Atan im Schlosshof

    Atan im Schlosshof

    Atan im Schlosshof

    --------------------------

    Beschäftigung mit den Brüdern Tola (aus Brescia Nähe Garda-See, Frescanten in Dresden) ihrem Lehrmeister, den Mitschülern und anderen Malern aus Brescia um 1550.

    Atan im Schlosshof

    Atan im Schlosshof

    Atan im Schlosshof

    Durch das Ermitteln des künstlerischen Umfeldes nähert man sich dem Werk der Gebr. Tola an.

    ----------------------------

    Fresken in Parma (Duomo) - zeitgleich mit Dresden.

    Atan im Schlosshof

    -----------------------------

    Vergleich der zu verwendenden Pigmente und des künstlerischen Duktus mit Original-Fresken in Parma.

    Atan im Schlosshof

    Atan im Schlosshof


    -----------------------------

    Kreativwerkstatt für ein Team aus 7 Restauratoren, Malern und Theatermalern.
    Sie arbeiten an dem Gemeinschaftswerk Altan. 3 Jahre

    Altan im Schloßhof


    -----------------------------

    Probe-Kartons klären die Farbintensität.
    Auch wird so ermittelt, wie grob oder fein man malen muss, damit das menschliche Auge vom Hof aus "überzeugt ist".
    (Der Zoom der Cams einiger Diskutanten hier wird dann sicher die entscheidenden Schwachstellen aufdecken...) ;)

    Altan im Schloßhof

    ------------------------------

    Malproben (evtl. mit Szenen aus Parma ?) auf Karton zur endgültigen Klärung der künstlerisch-maltechnischen Grundlagen.

    Altan im Schloßhof

    14 Mal editiert, zuletzt von eryngium (24. Juni 2019 um 23:39)

  • Themenschwerpunkt 5 - ALTAN

    5.2
    Umsetzung der Altan-Fresken - Ausführungsphase

    ---------------------
    Aufgliederung der Tagwerke für die Freskanten

    Altan im Schloßhof

    ---------------------
    Putz wird aufgebracht

    Altan im Schloßhof


    ---------------------
    Das Team freskiert…

    Altan im Schloßhof

    Altan im Schloßhof

    Altan im Schloßhof

    FERDSCH, mit der Probe-Achse
    Leider wurde bis in den November 2018 gearbeitet. Fresko nicht gut abgebunden. Und an der Quali will man auch noch "feilen". Kommt also noch mal weg. Bohrmeißel voran!

    ---------------------
    Der fertige Karton

    Altan im Schloßhof

    Altan im Schloßhof

    Im obersten Geschoss des Altan waren nur die mittleren 3 Arkaden-Öffnungen freskiert, da Spritzwasser-geschützt.
    Die äußeren beiden Arkaden-Öffnungen waren hier hingegen - wie alle Hoffassaden - mit Sgraffiten versehen. Diese sind widerstandsfähiger gegen die Witterungs-Unbillen nördlich der Alpen.

    Im 1. und 2. OG waren wohl alle 5 Arkadenöffnungen an der Rückwand freskiert.***

    *** (Änderung nach neuer Erkenntnis grün)

    Altan im Schloßhof

    Altan im Schloßhof

    Altan im Schloßhof

    Bis August wird das Dresdener Team den Karton für die Fresken im 3. OG im Maßstab 1:1 entwickeln (Königin von Saba). Dann wird dieser von einer vielköpfigen - als international zu bezeichnenden - Experten- Kommission von Kunsthistorikern abgenommen, ggf. verbessert.

    Je nach Witterung hofft man darauf, im Herbst arbeiten zu können.

    2. OG nächstes Jahr.

    1. OG in 2021.

    So der Plan.

    5 Mal editiert, zuletzt von eryngium (14. Juli 2019 um 15:52)

  • @eryngium

    DANKE!!!! Der absolute Wahnsinn! Es ist sehr wichtig, solche Hintergrundinfos zu veröffentlichen. Dann verflüchtigen sich die Disneyland-Vorwürfe sehr schnell. Vieles von der Kritik, die am Wiederaufbaukonzept für das Dresdner Schloss vor allem in den 90er Jahren geäußert wurde, beruhte ja auf mangelnder Sachkenntnis.

    Sicherlich werden zur Rekonstruktion des Großen Schlosshofs später auch Fachpublikationen veröffentlicht. Aber hier im Forum bietet sich der Vorteil eines besonders niedrigschwelligen Informationsangebotes.

    Eryngium erwähnte in einem früheren Beitrag schon die Restaurierung von Vermeers "Brieflesendem Mädchen am offenen Fenster". Hier waren die SKD mit einer Pressekonferenz, der Präsentation umfassender Hintergrundinfos im Internet und einer mehrwöchigen Ausstellung in der Gemäldegalerie in vorbildlicher Weise an die Öffentlichkeit gegangen. Was sonst in einem engen Kreis von Spezialisten verblieben wäre, wurde so einer breiteren interessierten Öffentlichkeit zugänglich.

    An die anderen der Hinweis: Die Bilder sind über die Galerie eingefügt. Ihr könnt sie durch Anklicken etwas vergrößern. Dann kann man auf den Lichtbildern aus dem Vortrag auch die kleineren Beschriftungen weitgehend entziffern.

  • Und ich frage mich ernsthaft, warum man in Dresden mit all diesen Sachen (Themen des Kolloquiums) so wenig bis keine Öffentlichkeitsarbeit macht und es nur in Experten-Runden bespricht...

    Für mich ein unverzeihlicher Fehler der Landesregierung.
    Klappern gehört zum Handwerk!

  • Eine Frage sind die Sonnenuhren unterhalb der normalen Uhren auf dem Hausmannsturm nur aufgemalt oder werden die später die aktuelle Zeit anzeigen?

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • Bautenstand im Schlosshof:

    Schlosshof

    Der Wandbrunnen wird vorbereitet.


    Schlosshof

    Eingang zum Restaurant.

    -----------------------


    Die Ostseite des Großen Schlosshofes (1/3 der Gesamtfläche) wird nach Aussagen der Bauleitung nächstes Jahr mit den originalen Platten belegt. Diese sind zu einem großen Teil vorhanden, wie wir von BautzenFan wissen.
    Nach Aufmaß und Doku aller Bestands-Platten wird die Oberfläche des Hofes form- und fugengenau durch ein Planungsbüro ausgetüftelt. Beschädigte Platten als Verschnitt am Rand oder an techn. Einbauten.
    Ergänzende gebrauchte Platten werden zusätzlich aufgetrieben.

    2/3 des Hofes werden erst in 4 bis 6 Jahren gepflastert!
    O-Ton Bauleiter: "Dieser Bereich ist dann die einzig verbleibende Baustellen-Einrichtungsfläche für Schloss-Kapelle, Großen Ballsaal und Propositions-Saal."


    Schlosshof

    Schlosshof

  • Eine Frage sind die Sonnenuhren unterhalb der normalen Uhren auf dem Hausmannsturm nur aufgemalt oder werden die später die aktuelle Zeit anzeigen?

    Die Sonnenuhren sind an der Südseite des Hausmannsturmes angebracht und werden sicher die Zeit zeigen. Ich wäre für Dresdener Ortszeit, damit es historisch korrekt wird.

  • Ich habe 12 Jahre im Schloss gearbeitet und sehr viele Fortschritte miterlebt. Damals 2004 noch mit dem sportlichen Fertigstellungstermin 2013. :D Aber das was gerade dort drin und auch draußen passiert, ist phänomenal. Vielleicht hat dieser gedehnte Zeitraum dem Ergebnis sehr gut getan?!
    Und nicht weniger beeindruckend sind auch eure Energien und Berichte jedem Detail noch so deutlich nachzugehen. Ein Danke ist schon fast unangebracht angesichts dessen, was hier durch Foristen einem breiten Publikum geradezu just in time präsentiert wird. Grandios, meine geschätzen Fachleute und Autodidakten!
    Jetzt, leider als nicht-mehr-Dresdner, ist diese Akribie und Arbeit ein wunderbarer Quell in der Ferne, der auch jeden Besuch vor Ort freudiger entgegen schauen hilft. <3

  • Zitat von eryngium

    Grundlage der künstlerisch-denkmalpflegerischen Auseinandersetzung mit dem Bildprogramm des Altans sind die überlieferten Bestandsbilder.


    Zu diesen Bestandsbildern folgen im Beitrag von eryngium einige Beispiele. Für zwei davon nachstehende Anmerkungen.

    Beispiel Nr. 1 für die Bestandsbilder

    Zitat von eryngium

    Auf einem Gemälde von 1680 ist der Altan zu sehen. Aus der wissenschaftlichen Untersuchung zu den Sgraffiten weiß man, dass das Ölgemälde die dargestellte Grund-Gliederung der Fresken und Sgraffiten realistisch wiedergibt. Es war als reales Abbild eines bedeutenden höfischen Ereignisses aus der Zeit Johann Georg II ausgeführt.

    Foto von eryngium

    Hier sieht man das Bild in etwas größerer Gesamtansicht mitsamt Rahmen:
    http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/…katalog_0050752

    Ein Ölgemälde ist ja sicherlich farbig ausgeführt. Hierbei ist nun bedauerlich anzumerken, dass das Original seit 1945 verschollen ist – überliefert sind lediglich sw-Fotografien. Ein farbiges Bild (zumal eines, dass die Konturen der Fresken realistisch wiedergibt) hätte sicher auch gewisse Rückschlüsse zur farblichen Gestaltung der Altanbemalung ermöglicht.


    Beispiel Nr. 2 für die Bestandsbilder

    Zitat von eryngium

    Auf einem Fotovon ca. 1860 ist der Altan dokumentiert.
    Reste der Fresken sind schemenhaft zu erkennen. Durch photogrammetrische Entzerrung sind auf dieser Grundlage exakte Größe der Figuren, Form der gemalten Bogenarchitektur etc. zu ermitteln

    Warum ein Foto, das um 1860 entstanden ist, als Quelle für die Untersuchungen der Altanbemalung dienen kann, erklärt die folgende Information von Cornelius Gurlitt (aus: „Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen“)

    Zitat von Cornelius Gurlitt

    An der Rückwand des zweiten Obergeschosses sah man bis in die achtziger Jahre [Anm.: gemeint sind die 1880er Jahre] Reste der Fresken, die sich früher hier befanden.

    Hier 2 Fotos von Hermann Krone (einem Fotografie-Pionier aus Dresden), beide Fotos entstanden um 1860:
    http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/…/tu_hks_0000519
    http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/…/tu_hks_0000121


    Und noch eine kurze Auffrischung zum Thema *Reko-Konzept zur Inneneinrichtung derGewehrgalerie*. Das Thema wurde im Sommer 2014 hier im Forum intensiv behandelt. Es ging dabei um die erhaltenen Ausstattungsstücke der ehemals im Langen Gang untergebrachten Ahnengalerie (die Gewehre waren ja erst eine Zutat unter August dem Starken).

    Zitat von BautzenFan

    - Von den 53 großformatigen Porträts gelten 33 als vermisst, im Depot lagern 20 Stück.
    - Von den 29 Turnierbildern gelten 20 als vermisst, wobei nur 7 Kartuschen (die „Umrahmung“ – siehe obiges Innenfoto) vorhanden sind.
    - Von den 19 Hirschgeweihen gelten 12 als vermisst.
    - Angaben zu den Historienbildern und den Inschrifttafeln enthält das Buch nicht.
    […]
    Die Geschichte geht aber noch weiter. Die erhaltenen 20 Porträts wiesen einen erbarmungswürdigen Zustand auf. Dank einer Spende der Getty-Stiftung konnten sie ab 2001 fachmännisch restauriert werden (sehen jetzt übrigens wieder aus wie neu). Dabei stellte sich heraus, dass es sich bei diesen Bildern um Kopien handelt, die vor 1728 im Auftrag von August den Starken für den so genannten Heldensaal auf der Festung Königstein angefertigt worden sind. 2006 wurden die 20 restaurierten Kopien in einer Sonderausstellung auf der Festung gezeigt: Im zugehörigen Ausstellungsführer heißt es:

    Die 53 Fürstenbildnisse aus der Ahnen- und Gewehrgalerie im Stallhof waren nach Naunhof gebracht worden und sind dort 1945 verschollen. Wurden sie geraubt oder zerstört? Ihr Schicksal ist weiterhin ungeklärt.

    Zitat von BautzenFan

    Ich kann heute wesentliche Ergänzungen zu meinem kürzlichen Beitrag über die Gewehrgalerie vornehmen (Strang Neumarkt II, Seite 65, Beitrag vom 21. Mai). Es ging dort um die Ungereimtheiten betreffs der erhaltenen Ausstattungsobjekte dieses Raumes, insbesondere der Gemälde. Ich hatte mich zeitgleich mit einer entsprechenden Anfrage an das SMWK (sächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur) gewendet. Die Antwort kam in Form einer sehr netten und detaillierten email mit folgenden Informationen (sinngemäße Wiedergabe):
    Von den 53 originalen Fürstenbildnissen (jeweils Öl auf Leinwand in lebensgroßer Darstellung) ist keins erhalten. Es existieren 20 Kopien, die vor 1728 im Auftrag von August dem Starken für den so genannten Heldensaal der Festung Königstein angefertigt worden sind. Von den zugehörigen, ehemals 52 Schrifttafeln (das zuletzt gemalte Fürstenbildnis hatte keine) hat sich nur eine erhalten, und zwar die für Friedrich den Streitbaren, erfreulicherweise mit Kartusche und Wappen. Ich habe mal die Abbildung in der Fotothek rausgesucht:
    https://fotothek.slub-dresden.de/fotos/df/haupt…log_0140136.jpg

    Von den ehemals 52 Historienbildern hat sich keins erhalten (kleine ovale Ölgemälde auf Holz). Diese waren jeweils unmittelbar unter dem zugehörigen Fürstenbildnis angeordnet.

    […]

    Meine Anfrage war vom SMWK zuständigkeitshalber an die SKD weitergeleitet worden, geantwortet hatte ein sehr, sehr hochrangiger Vertreter. Dies schreibe ich nicht, um die verehrte Forumsgemeinde zu beeindrucken, sondern damit der nachstehend wörtlich zitierte Passus aus dem Antwortschreiben (quasi das Fazit zum Sachverhalt) als das wahrgenommen wird was er ist – nämlich der hochoffizielle aktuelle Entscheidungsstand über das – eben leider nur mögliche – Rekonstruktionsziel:

    Eine Rekonstruktion der Gewehrgalerie wird damit kaum möglich sein. Wir werden allerdings einen Teil des Raumes - soweit dies noch möglich ist - so wiedereinrichten, dass er die ursprüngliche Struktur der Gewehrgalerie den Besuchern vermittelt.


    Und genau das wird im östlichsten Abschnitt des Raumes erfolgen (im Bereich, der an das Johanneum angrenzt). Hier sieht man die Wandabwicklung des betreffenden Abschnittes:
    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen

    2 Ausschnitte daraus vergrößert:


    Die Links zu den Beiträgen von 2014:
    Klick
    Klick

    Einmal editiert, zuletzt von BautzenFan (27. Juni 2019 um 05:46)

  • Als demnächst anstehende Maßnahme hatte eryngium u.a. Folgendes benannt (es geht um die Sgraffito-Arbeiten):

    Zitat von eryngium

    Der vor 30 Jahren entstandene Westgiebel des Nordflügels - als erster Teil des Gesamtwerkes - wird oberflächlich aufgefrischt.
    An einem östlichen Giebel des Nordflügels sind Versuchsflächen mit unterschiedlicher Oberflächen-Schutzmaßnahmen zur Langzeitbeobachtung angelegt. Auf Grundlage der Ergebnisse dort wird der Westflügel demnächst "nachgebessert".

    Diese Auffrischung wird höchstwahrscheinlich auch eine kleine Modifikation beinhalten. Zur Erklärung ein kurzer Rückblick auf die zeitliche Ausführung der Sgraffito-Malereien.

    Von Mai 1991 bis Ende 1994 wurden folgende Bereiche fertiggestellt:
    Gesamte Westfassade
    Gesamte Nordwestfassade (= Bereich „links“ vom Hausmannsturm)
    Giebelbereich der Nordostfassade (= Abschnitt „rechts“ vom Hausmannsturm)

    Dann gab es eine langjährige Pause. Erst 2007 wurde die Weiterführung beschlossen. Die danach sukzessive entstandenen Malereien wiesen ein verändertes Detail auf: Die in allen Giebelbereichen enthaltenen Wappendarstellungen waren nunmehr farbig. Hier beispielhaft einer der Giebel des Südflügels:

    Von Ykaphrykoi- Eigenes Werk, CC BY-SA 2.1 jp, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=15419717

    Im Gegensatz dazu der bis 1994 ausgeführte Westgiebel:
    Von SchiDD -Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=62384283

    Am Giebel des Nordostflügels (bemalt 1994) hat man das bereits korrigiert. 2011 stand dort eh das Gerüst für die Bemalung des Fassadenbereiches zwischen Traufkante und Hofkante – dabei erfolgte auch die farbige Gestaltung des Wappens im Giebel.
    Zustand VORHER
    Zustand NACHHER (Gerüst wird gerade abgebaut)


    Außerdem möchte ich noch einmal auf die Reste der Fresken im 2. OG des Altans eingehen, die sich bis in die 1880er Jahre erhalten hatten. Ist vermutlich nicht jedem bekannt, dass diese Fresken eigentlich erhalten und restauriert werden sollten (zu einem Zeitpunkt, als sie in einem noch relativ guten/restaurierungsfähigen Zustand waren).

    Ab etwa 1838 erfolgte die innenarchitektonische Ausgestaltung der beiden großen Säle im Nordflügel (incl. Ausmalung durch Eduard Bendemann). Geplant war aber ursprünglich, auch das dazwischen liegende Turmzimmer in diese Umgestaltung einzubeziehen. Näheres verrät der nachstehende Auszug aus einem zeitgenössischen Werk („Die Wandgemälde im Ball- und Concert-Saal des Königlichen Schlosses zu Dresden“):


    Quelle: eigenes Archiv

    Dass es dann nicht zur Neugestaltung des Turmzimmers kam, lag am Tod des Bauherrn - der König war unerwartet durch einen Unfall verstorben.

  • Um den geschichtlich-künstlerischen Hintergrund der Fassadengestaltung im Dresdener Großen Schlosshof näher zu beleuchten, hier ein paar Infos und Bilder zum unmittelbaren Vorgänger des Dresdener Residenzschlosses, nämlich dem Schloss Hartenfels in Torgau.

    WIKIPEDIA-Wissen:
    Als sich das sächsische Herrschergeschlecht der Wettiner 1485 bei der Leipziger Teilung in zwei Linien aufspaltete, fiel die bisherige Hauptresidenz, die Albrechtsburg in Meißen, in den Besitz der albertinischen Linie der Wettiner. Kurfürst Friedrich III. und seine Nachfolger ließen später in Torgau das Schloss Hartenfels zur neuen Hauptresidenz der ernestinischen Linie ausbauen. Der Schlossbau wurde im 15. Jahrhundert von Konrad Pflüger, einem Schüler Arnolds von Westfalen begonnen und im 16. Jahrhundert von Konrad Krebs fortgeführt. Es handelt sich um das größte vollständig erhaltene Schloss der Frührenaissance Deutschlands und eines der Hauptwerke der Sächsischen Renaissance.
    Auf der Hofseite des sogenannten Johann-Friedrich-Flügels oder Ostflügels befindet sich der repräsentativ gestaltete Wendelstein, eine fast 20 Meter hohe freitragende steinerne Wendeltreppe. Nach Dehio ist diese Hofseite von 1533 bis 1535 eine der architektonischen „Hauptleistungen der Frührenaissance in Deutschland.“ Der Wendelstein (Brüstungen und Pilaster) ist von Dresdner Bildhauern aus Elbsandstein angefertigt. Etc.

    Torga Johann-Friedrich-Bau - Vergleich mit Dresden

    Torga Johann-Friedrich-Bau - Vergleich mit Dresden

    Torga Johann-Friedrich-Bau - Vergleich mit Dresden

    Torga Johann-Friedrich-Bau - Vergleich mit Dresden

    Torga Johann-Friedrich-Bau - Vergleich mit Dresden

    Torga Johann-Friedrich-Bau - Vergleich mit Dresden

    Torga Johann-Friedrich-Bau - Vergleich mit Dresden


    Torga Johann-Friedrich-Bau - Vergleich mit Dresden

    1547 hatte im Schmalkaldischen Krieg der Albertinische Herzog Moritz (Residenz Dresden) seinen Vetter Johann Friedrich geschlagen. Weite Teile des ernestinischen Gebietes und v.a. der Kur-Kreis (Wittenberg mit der Residenz Torgau) gingen an den Albertiner.
    Den Zuwachs an Bedeutung durch den Gewinn der Kurwürde stellte Moritz v. Sachsen durch die großzügige Erweiterung seiner Dresdener Hauptresidenz zur Schau. Diese musste natürlich noch prächtiger werden als Hartenfels, welches Kaiser Karl V im Jahr 1547 nach der Schlacht bei Mühlberg als "eines Kaisers würdig" bezeichnet hatte.

    WIKIPEDIA:
    In den Jahren 1548–1556 wurde der Schlosshof (des Dresdener Schlosses) nach Westen auf die doppelte Größe gebracht. Unter Verwendung der älteren Bauteile im Osten entstand mit dem neuen Flügel auf der Westseite, den drei Treppentürmen in den Hofecken und dem Altan mit Säulenarkaden vor dem Hausmannsturm ein prachtvolles Schloss der Renaissance, das auf die Erwerbung der Kurwürde durch Moritz von Sachsen reagierte. Für den Umbau wurden auch renommierte Künstler von außerhalb an den Hof geholt, so z. B. Francesco Ricchino,[4] Gebrüder Gabriel und Benedetto Tola, die die Fassaden mittels Sgraffitotechnik verzierten.
    Moritz' Bruder und Nachfolger Kurfürst August, der von 1553 bis 1586 regierte, vollendete den Bau, der zu einem Hauptwerk der Sächsischen Renaissance wurde.

    Wie auf den Fotos oben zu sehen, wurde in Torgau in den letzten Jahren die beeindruckende ursprüngliche Farbigkeit der Renaissance-Fassade des Johann-Friedrich-Baus nach Befund wiederhergestellt.
    Eine ähnliche Farbigkeit darf man sich auch für die Dresdener Wendelsteine und das Kapellenportal vorstellen. Die Gesamtwirkung wurde dabei weiter gesteiget durch die Sgarffiten, die es in Torgau nicht gab und in Dresden erstmals in Deutschland* ausgeführt wurden.

    Über die farbige Hinterlegung der Reliefs an Wendelsteinen und Schöner Pforte in Dresden wird wohl nachgedacht.
    Historische Befunde zu Farbfassungen - überwiegend blau - gibt es.
    Vermutlich steht die von BautzenFan dargestellte farbige Fassung der Wappenschilde am Anfang der finalen teilweise farbigen rekonstruierten Fassung im Dresdener Schlosshof.


    WER WEISS MEHR?

    *1562 folgte das Schloss in Neuenburg (Donau), weiterhin Berlin, Küstrin, Schwerin, Ambras, Litomysl etc. etc.

    5 Mal editiert, zuletzt von eryngium (28. Juni 2019 um 09:17)

  • @BautzenFan und @eryngium
    Selbst bei der Hitze seid ihr ja unglaublich produktiv! Bewundernswert! Vielleicht hätte man euch den Wiederaufbau des Dresdner Schlosses übertragen sollen. Dann wären die Arbeiten an den Parade- und sonstigen Räumen wohl längst abgeschlossen.

    Um den geschichtlich-künstlerischen Hintergrund der Fassadengestaltung im Dresdener Großen Schlosshof näher zu beleuchten, hier ein paar Infos und Bilder zum unmittelbaren Vorgänger des Dresdener Residenzschlosses, nämlich dem Schloss Hartenfels in Torgau.

    [...]

    Wie auf den Fotos oben zu sehen, wurde in Torgau in den letzten Jahren die beeindruckende ursprüngliche Farbigkeit der Renaissance-Fassade des Johann-Friedrich-Baus nach Befund wiederhergestellt.

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    WER WEISS MEHR?

    Zum Vergleich der sächsischen Residenzen, insbesondere zu den vielfältigen Bezügen hinsichtlich Kunstgeschichte und Herrschaftsinszenierung zwischen Torgau und Dresden sowie zur Frührenaissance in Mitteldeutschland habe ich schon eine Menge Material zusammen. Zur rekonstruierten Farbfassung in Torgau habe ich eine Info aus erster Hand. Das alles aufzuschreiben dauert aber noch bis Freitagabend oder wird vielleicht erst Sonnabend was.

    Mich begeistert die Neuinszenierung der Renaissance-Fassung des Großen Schlosshofs gerade deshalb, weil sie vielfältige künstlerische und geschichtliche Zusammenhänge wieder erlebbar werden lässt. Der Große Schlosshof ist kein isoliertes Kunstwerk, sondern er hat - in einem geistigen Sinne - Anschluss in alle möglichen Richtungen. Das macht ihn in meinen Augen besonders wertvoll. Man kann es gar nicht hoch genug würdigen, dass die Rekonstruktion des Großen Schlosshofs mit größter Sorgfalt vollendet werden soll. Dieses Projekt ist wesentlich bedeutsamer, als es die Rekonstruktion einiger durchschnittlicher Schlossräume wäre.

    Als durchschnittliches Interieur würde ich unter den bislang wiedererstandenen Schlossräumen nur das Rotseidene Zimmer bezeichnen, dessen Teilrekonstruktion sich vor allem aus seiner Lage neben dem exzeptionellen Kleinen Ballsaal rechtfertigt. Ich liebe durchschnittliche Schlossräume, aber wenn Interieurs völlig verloren sind, muss man Prioritäten setzen und die wirklich wichtigen sowie hinsichtlich der Quellenlage rekonstruierbaren Raumschöpfungen auswählen.

    Das, was man heute im Dresdner Schloss aus der Epoche der beiden Kurfürsten Moritz und August überhaupt noch rekonstruieren kann, ersteht tatsächlich neu! Ein eindrucksvolles Zeugnis für Forschergeist und visionäre Kraft der sächsischen Denkmalpfleger!

    Ich will versuchen, am Wochenende hier Infos und Bilder zu den künstlerischen und geschichtlichen Zusammenhängen des 16. Jahrhunderts in Mitteldeutschland einzustellen.

  • Zitat von eryngium

    Im Eckparadesaal liegt noch die meiste Arbeit vor den Handwerksfirmen

    Foto 1 von eryngium: Blick aus dem 1. Vorzimmer frontal auf die Nordwand des EPS

    Foto 2 von eryngium: Blick auf die Südostecke des EPS, durch die Türöffnung gelangt man indie nördliche der beiden Retiraden (apropos Retiraden – gibt es davon eventuell auch Bilder?)

    Zitat von eryngium

    Nach Aussage der Bauleitung werden die beiden Öfen in den Nischen in den nächsten 14 Tagen geliefert und eingebaut.


    Unter Beachtung von Foto 2 (dort rechts im Bild eine der beiden Ofennischen) ergibt sich aus dieser Information von eryngium die Schlussfolgerung, dass das Raumgerüst im EPS schon bald abgebaut werden kann (denn ansonsten könnten die Öfen nicht aufgestellt werden). Alle Arbeiten im Bereich der Decke dürften folglich bald abgeschlossen sein – dafür wird/wurde ja das Raumgerüst gebraucht. Wie weitere Fotos von eryngium belegen, kommen bei den anderen Gewerken (sofern höhenbedingt benötigt) kleinflächige Arbeitsbühnen zum Einsatz.

    Ich habe nachfolgend mal zusammengefasst, was danach alles noch zu tun bleibt – es ist tatsächlich eine Menge, der größte Brocken sind wohl die Tischlerarbeiten.

    Tischlerarbeiten:
    Leistungszeitraum gemäß Ausschreibung: Beginn: 17.12.2018 Ende: 28.06.2019;
    zum Leistungsumfang gehörten allerdings auch die analogen Arbeiten in den beiden Vorzimmern – und dort ist man mit den Tischlerarbeiten schon ziemlich weit, außerdem wird von den Tischlern sicher schon Etliches in der Werkstatt vorgefertigt
    Vereinbarter Preis für EPS, 1. und 2.VZ (ohne Mehrwertsteuer): 615 025.00 EUR (Beleg für den enormen Umfang der Arbeiten)

    Einzelmaßnahmen für den EPS:

    Rekonstruktion der Paneelverkleidungen. Ausführung als Rahmenkonstruktion mit Füllungen einschl. aller Befestigungsmittel, Eckverbindungen, Anschlüssen und abschließender Oberflächenbehandlung, Höhe der Paneelverkleidung einschl. Sockelprofil und Brüstungsprofil ca. 83 cm, Länge ca. 60 lfdm.

    Ausführung der Paneelverkleidungen auch in den Fensternischen

    Rekonstruktion der Fensternischenbekleidungen oberhalb der Paneelzone

    Herstellung von einer Trennung der Paneelfläche im Bereich einer Tapetentür

    Herstellung, Lieferung und Montage der Unterkonstruktionen der Wandbespannungen einschl. aller Befestigungsmittel und vollflächiger Auflage einer Sperrholzplatte Dicke 3mm

    Herstellung, Lieferung und Montage der Unterkonstruktion und Wandverkleidung für die Supraportenrücklagen oberhalb der Türen

    Verlegung des Parketts
    Terminstellung gemäß Ausschreibung: Beginn: 28.01.2019, Ende: 26.07.2019

    Aufziehen der Wandbespannungen (Samt)

    Herstellung und Einbau der Türen
    Terminstellung gemäß Ausschreibung Ende: 30/08/2019

    Restaurierung 5 Kronleuchter
    Vergabe erfolgte bereits im Mai 2018, das sollte eigentlich rechtzeitig fertig sein.


    Einige Spezialarbeiten für den Eckparadesaal wurden erst vor kurzem vergeben (nachfolgend aufgezählt):

    Restaurierung Muschelleuchter
    Restaurierung von 8 Muschelblakern: Restaurierungen mit Teil-Rekonstruktion historischer Wandleuchter: Anzahl: 8 Stück: Größe/Abmessung: Durchm. 800 mm, Höhe: 800 mm, Tiefe: ca. 210 mm, je 3 Lichter, Gewicht: ca. 13 kg zzgl. Wandschild mit Halterung. Material: Messingguss und Messingblech gedrückt und getrieben, Oberfläche: feuervergoldet.
    Die Vergabe erfolgte am 25/02/2019, übrigens an eine französische Firma.
    Wert des Auftrags (ohne MwSt.): 56 880.00 EUR
    Hier eine historische Aufnahme

    Restaurierung von zwei Supraportengemälden für den Eckparadesaal

    Restaurierung Spiegelblaker EPS Eckturm NW
    Ausführung bis 13.09.2019

    Tapetenleisten mit Schnitzwerk
    Die zu vergebenden Leistungen umfassen die Herstellung und Lieferung der Leistenrahmung und des sich aus der Leistenrahmung entwickelnden Schnitzwerkes in Form von Eckgesprengen, Mittel- und Winkelstücken in Rokokoformen nach bauseitig zur Verfügung gestellten Modellvorlagen und Planungsunterlagen (20 Eckgesprengen, 24 Mittelstücken, 6 Stück zweiteiligen Eckstücken sowie 68 m profilierten Tapetenleisten sowie 16,5 m Viertelstableisten) inkl. Kreideschnitt.
    Kreidegrund und Vergoldung werden bauseitig ausgeführt und sind nicht Gegenstand der hier zu vergebenden Leistung. Die Leistenrahmungen werden nach historischem Vorbild aus Lindenholz geschnitzt.
    Leistungszeitraum laut Ausschreibung: Beginn:16.07.2019 Ende: 23.08.2019

    Beispiel für das Schnitzwerk:

    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen

    Holzbildhauerarbeiten Eckparadesaal, Spiegelrahmen West- und Nordwand
    Auftrag ist vergeben,
    Fertigstellung der Leistungen bis: 19.07.2019

    Vergoldung des Kaminbildrahmens

    Gravuren für die Türschlösser
    Gravuren für 9 Blendplattenpaare und Ziselierungen für Beschlagteile der Doppelkastenschlösser
    In 3 Räumen erhalten die Türschlösser Gravuren:
    Eckparadesaal: Schlosskästen mit Rittermotiv
    1.Vorzimmer: Schlosskästen mit Rittermotiv
    Audienzzimmer: Schlosskästen mit Adlermotiv
    Wert des Auftrags (ohne MwSt.): 45.585,00 EUR


    Zur Zeit ebenfalls in Arbeit (und offenbar gut im Plan) sind 4 Venezianische Spiegel. In der Ausschreibung dazu hieß es:

    Zitat von SIB

    Die 4 zur Restaurierung ausgeschriebenen Spiegel gehören zu dem als "Venezianische Spiegel“ bezeichneten Schlossinventar. Sie sind Bestandteil der Paraderäume im 2. Obergeschoss des Dresdner Residenzschlosses. Es handelt sich um 2 Schaftspiegel und 1 Kaminspiegel aus dem Audienzgemach, alle drei Spiegel im Wesentlichen mit Zinnamalgambelägen sowie um den Kaminspiegel mit Silbernitratbelag aus dem 2. Vorzimmer
    Termin: 05/08/2019

    Den Zuschlag hatte eine Fachfirma aus Paderborn erhalten. Vor einigen Tagen berichtete eine dortige Lokalzeitung:
    Klick

  • Themenschwerpunkt 1 - PARADE-APARTEMENT
    1.6 Retiraden

    wie von BautzenFan gewünscht - übrigens DAAANKE für den letzten tollen Beitrag - Bautenstand in den Retiraden von letzte Woche. Die Fotos hatte ich irgendwie vergessen hier einzustellen. Gut, dass jemand aufpasst :) :

    Zweite Retirade (also der Raum Richtung Eckparadesaal)

    3 Erste Retirade

    3 Erste Retirade


    Erste Retirade (also der Raum am Parade-Schlafzimmer)

    3 Zweite Retirade