Das Dresdner Schloss

  • Ich war zur Ausstellungseröffnung. Der Raum ist nicht groß aber für kleine Sonderausstellung ausreichend. Die Gestaltung folgt den übrigen Räumlichkeiten im Münzkabinett.

    Anbei die auf die Ausstellung verausgabte Medaille vom Numismatischen Verein zu Dresden.

    Einmal editiert, zuletzt von george-orwell (28. April 2019 um 18:33)

  • Leider ist das gesamte Münzkabinett sehr hässlich, lieblose Vitrinen, wie in den Raum geworfen, mit langweilig präsentierten Münzen. Das Licht grauenhaft wie die Deckengestaltung, wohl eine der schlechtesten Sachen im Schloss.

  • Kurzer Filmbericht (ca. 2 min) des mdr über die aktuell laufende Rekonstruktion der Stiefel Augusts des Starken (getragen zur Krönung 1697 in Krakau). Im Original sieht man sie auf diesem historischen Foto: Klick

    Die originalen Stiefel scheinen aber auch erhalten zu sein, gezeigt im Jahr 2013 in einer Sonderausstellung im Schloss (Paradetextilien): Klick

    Und hier der Link zum Film (ist nur noch wenige Tage abrufbar): Klick

    Noch eine interessante Zahl: Der Krönungsornat von August (1697) kostete 1 Million Taler – und damit halb so viel wie die etwa 4000 Gemälde der Galerie Alte Meister.
    Quelle dieser Angabe: http://www.sorvia.de/kroenungsornat.html

  • Weshalb werden diese Schuhe denn rekonstruiert resp. kopiert, wenn die Originale noch vorhanden sind? Ist denn vorgesehen, August den Starken in Lebensgrösse darzustellen? Das würde ja bedeuten, dass man auch den Ornat kopieren müsste...

    Oder ist es eher eine wissenschaftliche Rekonstruktion mit dem Ziel, den genauen Herstellungsvorgang zu eruieren? So eine Rekonstruktion wurde bei uns vor einigen Jahren anhand eines Himmelsglobus aus dem 16. Jahrhundert vorgenommen und in der Stiftsbibliothek aufgestellt. (https://de.wikipedia.org/wiki/St._Galler_Globus)

  • Weshalb werden diese Schuhe denn rekonstruiert resp. kopiert, wenn die Originale noch vorhanden sind?

    Es ist häufiger üblich daß man alte Originale kopiert/rekonstruiert - schon unter anderem allein aus dem Grunde die Originale möglichst lange zu erhalten. Hier sind mitunter besondere Konservierungen notwendig, welche für eine öffentliche Austellung überhaupt nicht geeinet sind.

  • Auch für den – original erhaltenen - Krönungsmantel wird aktuell eine fadengenaue 1:1-Kopie angefertigt. Als Grund dafür wurde genannt, dass das Original aus konservatorischen Gründen nur noch liegend aufbewahrt werden soll (Henry H. hatte also mit seiner Argumentation voll ins Schwarze getroffen). Ein analoger Grund ist wohl auch für die Stiefel anzunehmen. Denn man will ja die *königliche Statua* nachbilden (siehe hier: Klick ), und dafür kann/will man offenbar die originalen Teile nicht verwenden.
    Ein aktuelles Foto der in Arbeit befindlichen Mantel-Kopie: Klick

  • Seit der Zeit um 17oo wird in der Dresdener Rüstkammer die Krönungs-Figurine August des Starken mit "Maske nach dem Leben" aufbewahrt; inclusive der gesamten zur Krönung getragenen Kleidung sowie Krone, Szepter und Reichsapfel (diese übrigens nicht die ECHTEN polnischen Insignien, sondern Zweitfertigungen aus vergoldetem Metall oder Holz (Reichsapfel), geschaffen 1697 für den Fall, dass man die echten Insignien in Krakau nicht rausgerückt hätte für die Krönung..
    Diese Figurine wurde 300 Jahre lang mehr oder weniger kontinuierlich an den verschiedenen Standorten der Rüstkammer (letztmalig in den 1990-ern, wenn ich mich recht erinnere) präsentiert, um an diesen Höhepunkt sächsischer Geschichte dauerhaft zu erinnern.

    Durch die Vergänglichkeit des Materials (Leder und Stoffe altern, werden rissig und spröde) ist eine Präsentation des Krönungsornats aus konservatorischen Gründen heute nicht mehr an der originalen Figurine möglich. Das Eigengewicht des Mantels würde diesen beispielsweise zum Reißen bringen. Die Lederschuhe aus Saffian vertragen keine Dehnung mehr, wie sie aber an den "strammen" Waden der Figurine entstünde.
    Somit sind diese originalen Kleidungsstücke zukünftig leider nur liegend zu sehen.

    Andere Kleider unseres "Über-August" - wie z.B. das Silberne Rheingrafenkleid, mindestens 2 Gold-Kleider und andere Klamotten wurden hingegen über ca. 300 Jahre liegend und lichtgeschützt aufbewahrt. Sie sind heute in so gutem Zustand, dass man Sie ab September (täglich außer Dienstags) an (modernen) Figurinen drapiert bestaunen können wird.

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    Nun möchte die SKD in der zukünftigen musealen Präsentation den Besuchern aber unbedingt den EINDRUCK der originalen Figurine vermitteln. Und aus diesem Grunde wird die Kleidung der gesamten Figurine "fadengenau" kopiert, damit man sie hängend drapiert ausstellen kann.

    Man kann sich nun an dieser Stelle fragen was das soll.
    Die Erklärung ist vermutlich, dass August der Starke - wie eh und je - den Betrachter als König von Polen stehend empfangen soll.
    Denn es geht nicht mehr nur darum, den originalen Krönungsornat zu zeigen.
    Vielmehr soll dem Besucher vermittelt werden, dass in Dresden über 100 Jahre vor Madame Tussauds unser "Über-August" - vermutlich erstmals in Deutschland* - versucht hat, sich SELBST unsterblich zu machen: durch das Festhalten seines größten Moments in einer mehr als 300 Jahre alten musealen Präsentation seiner originalen Kleidung mit seinen wächsernen "echten" Gesichtszügen und mit seiner (übrigens gar nicht so stattlichen) Figur…

    Neben das originale Ornat tritt zukünftig das erneuerte Zeugnis einer seeeeeehr langen Ausstellungsgeschichte.


    * Freilich war die Sache mit Figurinen und Gesichtern "nach dem Leben" nicht neu.
    Schon 150 Jahre vor der Krönungsfigurine wurden in Dresden - und sicher auch anderen Sammlungen - Totenmasken bedeutender Regenten zu den passenden Rüstungen aufbewahrt.

    Einmal editiert, zuletzt von eryngium (30. April 2019 um 07:27)

  • Kurzer Filmbericht (ca. 2 min) des mdr über die aktuell laufende Rekonstruktion der Stiefel Augusts des Starken (getragen zur Krönung 1697 in Krakau). Im Original sieht man sie auf diesem historischen Foto: Klick

    Die originalen Stiefel scheinen aber auch erhalten zu sein, gezeigt im Jahr 2013 in einer Sonderausstellung im Schloss (Paradetextilien): Klick

    Und hier der Link zum Film (ist nur noch wenige Tage abrufbar): Klick

    Noch eine interessante Zahl: Der Krönungsornat von August (1697) kostete 1 Million Taler – und damit halb so viel wie die etwa 4000 Gemälde der Galerie Alte Meister.
    Quelle dieser Angabe: http://www.sorvia.de/kroenungsornat.html

    Die Stiefel, um die es in dem Filmbeitrag geht, gehören nicht zum Krönungsornat von 1697. Die sieht man auf dem ersten Foto zur Ausstellung der Paradetextilien 2013 (BautzenFans zweiter Link). Sie haben eine hellbraune Lederoberfläche. In dem Film geht es dagegen um die silbernen Schuhe, die August der Starke 1719 zur Hochzeit seines Sohnes getragen hat.

    Ich füge zu dem wirklich sehenswerten Filmbericht hier noch einen anderen Link ein, der direkt zur MDR-Mediathek führt und möglicherweise länger funktioniert als der von BautzenFan angegebene. Hier der Mediathek-Link.

    In dem Filmbeitrag sagt Dirk Syndram einen wichtigen Satz: "So etwas gibt es nirgendwo sonst." Mir scheint, dass viele Menschen das noch nicht wissen:

    Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden verwahren den bedeutendsten, mit Abstand bedeutendsten weltlichen Textilschatz der europäischen Frühen Neuzeit auf. Dieser Textilschatz wird im Residenzschloss ausgestellt.

    Die letzte Angabe im Zitat von BautzenFan zum Preis des Krönungsornats und seiner Relation zur Gemäldegalerie halte ich nicht für seriös. Der Link ist keine ernstzunehmende Quelle. Wie will man denn die Gemäldesammlung, die über mehrere Jahrhunderte zusammengetragen wurde, wertmäßig in Talern ansetzen? Das geht gar nicht.

    Der Textilschatz und die Königliche Statua waren zu DDR-Zeiten nicht ausgestellt. Dazu fehlten die Museumsräume. Das Schloss war ja eine Ruine.

    Die Wiederaufstellung der Königlichen Statua lässt sich meines Erachtens sehr gut rechtfertigen:
    1. Sie ist einmalig.
    2. Sie ist ein augusteisches Gesamtkunstwerk (Analogie zum Grünen Gewölbe).
    3. Sie ist ein eindrucksvolles Zeugnis der Herrschaftsinszenierung Augusts des Starken (Analogie zu den Paraderäumen).
    4. Sie erlaubt es, die einzelnen Objekte im richtigen Kontext, am richtigen Platz und in Gebrauch zu zeigen (Analogie zu den Holzpferden, die bereits in großer Zahl durchs Residenzschloss traben, um "Mode" für Pferde - also Reitzeuge und Rossharnische - vorzuführen).

    Das Anfertigen von Kopien für die Stiefel der Königlichen Statua hat - von der konservatorischen Notwendigkeit abgesehen - einen weiteren wichtigen Nutzen: Man kann die unendlich kostbaren Originale dann so in einer Vitrine platzieren, dass die Besucher sie detailliert von Nahem studieren können. Ansonsten müssten sie sich ja vor der Königlichen Statua zu Boden werfen - und so viel Augustus-Kult wollen wir dann doch nicht.

  • Zur Königskrone Augusts des Starken

    Ein Foto und Informationen zur Krone findet ihr hier. Auch das Futteral für die Krone blieb erhalten. Vergleichbare "Köfferchen" für Pretiosen kann man auch im Neuen Grünen Gewölbe bestaunen. Das ist echte Verpackungskunst.

    Augusts Krone ist eine freie Nachbildung der polnischen Krone, die selbst aber nicht mehr erhalten ist. Der polnische Kronschatz wurde seit dem 14. Jahrhundert auf dem Wawel in Krakau aufbewahrt. Seit Anfang des 16. Jahrhunderts wurde er von den Ständen verwaltet. Der Zugriff des Königs auf die Krönungsinsignien war in der Wahlmonarchie immer etwas unsicher. Das galt insbesondere im Kontext umstrittener Wahlen, wie jener des Jahres 1697. Die Anfertigung von Nachbildungen der Krönungsinsignien diente aber nicht nur dazu, im Zweifelsfalle immer was zum Krönen zur Hand zu haben, sondern auch dazu, die Insignien mit nach Hause nehmen zu können. Um die Krone dauerhaft in Dresden zu zeigen, brauchte August eine Kopie.

    Der polnische Kronschatz wurde 1795 von Preußen geplündert und in den Folgejahren "verwertet". Viele Teile wurden eingeschmolzen, andere Teile verkauft. Über polnische Sammler sowie durch die Rückgabe von Teilen aus Russland (festgelegt im Frieden von Riga 1921) konnte auf dem Wawel wieder eine Schatzkammer aufgebaut werden. Deren bedeutendstes Stück ist heute nicht die Krone, sondern das Krönungsschwert Szczerbiec aus der Piastenzeit. August selbst trägt an seinem Ornat einen Prunkdegen mit Adlerknauf. Eine Nachbildung des Szczerbiec gibt es in Dresden nicht.

    Eine heilige Krone wie in Böhmen und Ungarn hat es in Polen nie gegeben. Es gab mehrere Kronen. Die Zusammensetzung des Kronschatzes wurde immer wieder verändert. Die Darstellung der polnischen Krone auf dem Kronentor des Zwingers folgt barocker Konvention, nicht der damals altmodisch wirkenden tatsächlich zur Krönung genutzten Krone.

    Das Dresdner Schloss ist für Sachsen von vergleichbarer Bedeutung wie das Schloss auf dem Wawel für Polen. Beide Schlösser sind übrigens bedeutende Renaissanceanlagen. Im Dresdner Schloss wird der sächsische Kronschatz aufbewahrt. Die sächsischen Kurschwerter sind in ihrer Bedeutung mit dem polnischen Szczerbiec vergleichbar. Das sind nicht einfach Waffen, sondern extrem wertvolle Kunstwerke und Staatssymbole.

    Zeugnisse der sächsisch-polnischen Union finden wir auch in der Ausstellung des Dresdner Münzkabinetts. Ein besonders schönes Stück ist die Medaille auf die Thronbefestigung Augusts des Starken im Jahre 1709. Nach seiner zeitweiligen Entmachtung im Nordischen Krieg konnte August 1709 seine Herrschaft in Polen endgültig befestigen. Sehenswert ist dazu auch diese goldene Medaille.

    Die im Residenzschloss ausgestellten Sammlungen ganz unterschiedlichen Charakters greifen ineinander und stehen zu großen Teilen in enger Beziehung zu den sächsischen Herrschern, zur Residenzfunktion des Schlosses und zum Leben im Schloss. Für die abfälligen Bemerkungen einiger Foristen über die im Schloss präsentierten Museen habe ich kein Verständnis. Historische Interieurs, von denen nicht wenige im Residenzschloss rekonstruiert wurden und werden, können nur bestimmte Aspekte einer glanzvollen Residenz vermitteln. Zur Pracht des Hofes zählen ebenso kostbare Gewänder, Reitzeuge, Prunkwaffen, Kunstkammerstücke, Juwelen, Turniere und Feste und vieles andere mehr. Ein solch umfassendes Bild einer Residenz, wie es durch die Verbindung des Schlosses mit den Museen in Dresden vermittelt wird, ist kaum anderswo erlebbar.

  • Die letzte Angabe im Zitat von BautzenFan zum Preis des Krönungsornats und seiner Relation zur Gemäldegalerie halte ich nicht für seriös. Der Link ist keine ernstzunehmende Quelle. Wie will man denn die Gemäldesammlung, die über mehrere Jahrhunderte zusammengetragen wurde, wertmäßig in Talern ansetzen? Das geht gar nicht.

    Das Groß der heutigen Gemäldesammlung Alte Meister wurde in nur etwa 50 Jahren zusammengetragen. Allein der spektakuläre Erwerb von 100 Gemälden aus Modena 1746 soll 300.000 Taler gekostet haben, die Sixtinische Madonna 1754 wohl ca. 60.000 Taler. Also das könnte in der Summe durchaus hinkommen.

  • @george-orwell
    Warum bringst du die Bilder nicht in Originalgröße? Das macht auch nicht mehr Arbeit und sieht besser aus. Nach dem Hochladen der Bilddatei auf "Original" und nicht auf "Vorschau" klicken. Eine Leerzeile setzen. Dann das nächste Bild als "Original einfügen". Wieder Leerzeile usw. Dann kommt jedes Bild richtig schön zur Geltung.

    Edit: Danke! Jetzt kann man deine Aufnahmen schön sehen. Gute, aussagekräftige Fotos!

    Einmal editiert, zuletzt von Rastrelli (4. Mai 2019 um 04:11)

  • Ich würde empfehlen, dass wir uns mit Bewertungen zur Arbeit an den beiden Deckengemälden jetzt bewusst zurückhalten und warten, bis sie fertig sind. Neckische Zwischenstandsbildchen, wie das von BautzenFan verlinkte, liefern keine wirklich brauchbaren Informationen. Es ist klar, dass wir neugierig sind, aber neugierig sind wir eigentlich auf den fertigen Zustand.

    Wäre ich an den Arbeiten in den Paraderäumen beteiligt, dann würde ich derzeit keine aktuellen Bilder herausgeben. Die Leute haben noch alle Hände voll zu tun und brauchen keine Publicity. Hoffen wir auf einen erfolgreichen Abschluss der Arbeiten in den nächsten Monaten.

    Schade, dass sich 3Hasenfenster schon wieder abgemeldet hat.

    Dem stimme ich grundsätzlich zu. Allerdings sind Zwischenzustandsbilder ja schon von Interesse und richtig zugeordnet, zumindest mit seriösem, weil sachlich richtigem Kommentar nicht verkehrt. Sicher eignen sich solche Zufallsschnappschüsse, wie der von BautzenFan aufgespürte, auf denen nicht wirklich genug zu sehen ist und die auch etwas "heimliches" haben noch nicht, um unser Interesse zu befriedigen, sondern erstmal nur eine Neugier zu füttern. Zumindest aber geht davon wohl doch keine Gefahr für die laufenden Arbeiten aus.
    Führungen über die Baustelle im Westflügel soll es für Fachleute schon gegeben haben. Insofern wird die Deutungshoheit über das, was ensteht langsam aber sicher auf ein Publikum übergehen und wir müssen auf weiteres Bildmaterial vielleicht doch nicht bis zur Eröffnung der Räume im Herbst warten.

    Ich hatte mich auch nicht abgemeldet, bin nur vielleicht durch Inaktivität im Portal (weil ich nichts Neues beizusteuern hatte) wieder rausgerutscht.

    Einmal editiert, zuletzt von 3Hasenfenster (5. Mai 2019 um 23:37) aus folgendem Grund: Rechtschreibung bzw. Tippfehler

  • Ein alternatives Ölbild im Zwischenstadium und Wo wir jetzt schon Werken von Louis de Silvestre begegnen können

    Führungen für Fachleute sind was anderes. Hier im Forum ist das Problem, dass es schwierig ist, einigen Leuten Zwischenstandsbilder als das zu vermitteln, was sie sind - Darstellungen von Zwischenstufen. Das informative Arbeitsbild mit dem "seriösen, weil sachlich richtigen Kommentar" musst du erst mal bekommen.

    Für alle, die sich für Ölgemälde im Zwischenstadium interessieren, gibt es jetzt in der Gemäldegalerie Alte Meister eine Alternative zu den Deckengemälden im Schloss. Vermeers Briefleserin wird, obwohl mitten in der Restaurierung befindlich, jetzt für einige Wochen ausgestellt (8. Mai bis 16. Juni). Hintergrundinformationen der SKD. Das Bild wird nach der Restaurierung anders aussehen als vorher, nicht nur heller und frischer von den Farben her, sondern auch inhaltlich verändert durch Beseitigung einer Übermalung. Die Präsentation der restaurierten Briefleserin war übrigens seitens der SKD lange Zeit für die Neueröffnung der Gemäldegalerie am 7. Dezember angekündigt. Nun verschiebt sich der Abschluss der Restaurierung des Vermeer bis irgendwann Mitte 2020. Sicherlich verständlich aufgrund der Befunde, die sich während der Arbeit an dem Bild ergaben. Das Beispiel zeigt mir aber, dass man sich bei anspruchsvollen Restaurierungs- und Rekonstruktionsprojekten nicht zu früh und zu starr auf einen Abschlusstermin festlegen sollte. Es kann immer Überraschungen bei der Arbeit geben und Qualität geht vor.

    Das Porzellankabinett im Schloss wird seitens der SKD immer noch für September angekündigt, obwohl uns BautzenFan über eine Ausschreibung des SIB informiert hatte, die eine spätere Fertigstellung nahelegt. Ich bin gespannt, wann das Turmzimmer und die Paraderäume wirklich eröffnen und wie die SKD das kommunizieren werden. Beim Vermeer haben sie kommunikationstechnisch gut die Kurve gekriegt - mit der Enthüllung über die Übermalung und der Präsentation des Zwischenstandes jetzt.

    Am 16. Juni schließt die schöne Interimspräsentation der Gemäldegalerie im halben Haus für immer. Danach gibt es bis zur Wiedereröffnung des gesamten Semperbaus am 7. Dezember nur übergangsweise eine ganz kleine Best-of-Schau für die Touris. Als Werk der Baukunst steht das Galeriegebäude von Gottfried Semper auf Augenhöhe mit dem benachbarten Residenzschloss. Besonders hervorzuheben sind seine prachtvollen Interieurs. Bis zum 16. Juni kann man dort noch ein oder zwei Gemälde von Louis de Silvestre, dem Deckenmaler der Paradesuite, bewundern sowie sich anhand zweier Selbstporträts von Anton Graff über die Restaurierung solcher Ölbilder informieren.

    Hier noch ein Eindruck aus dem Galeriegebäude in gewagtem Licht:

    Dresdner Zwinger, Sempergalerie, Hauptfoyer (Foto: Jorge Royan, 2007, CC-BY-SA-3.0)

    Und wer unbedingt jetzt schon Louis de Silvestre im Residenzschloss sehen will, der geht einfach in die Fürstengalerie.

    Dresdner Schloss, Fürstengalerie, Blick Richtung Westen (Foto: SchiDD, Januar 2016, CC-BY-SA-4.0)

    Die beiden großformatigen Portraits an der Stirnwand zeigen August III. und Maria Josepha, das Traumpaar von 1719. Links daneben zwei weitere echte Silvestres im gleichen Format vor roter Seide. Sie zeigen August den Starken und seine Christiane Eberhardine. Die Tür führt übrigens zum Neuen Grünen Gewölbe. Auch dort findet sich ein Portrait Augusts des Starken von seinem Hofmaler Silvestre. Langweilig muss es uns ohne Zwischenstandsbilder aus den Paraderäumen wirklich nicht werden.

    Und nicht zu vergessen, die Empfehlung für diese Saison:

    Wermsdorf, Schloss Hubertusburg, der Hubertussaal mit Blick in den Ehrenhof
    (Foto: Dr. Bernd Gross, Mai 2013, CC-BY-SA-3.0)

    Auch auf Hubertusburg können wir in diesem Sommer Werken des Hofmalers Louis de Silvestre begegnen.

  • Ich möchte eine sehr interessante Neuerscheinung zum Dresdner Schloss empfehlen – ein MUSS für Schloss-Fans:

    Landesamt für Denkmalpflege Sachsen; Arbeitsheft 28
    Pohlack, Rosemarie/Landesamt für Denkmalpflege (Hg.)
    Das Residenzschloss Dresden
    Die Paradesäle unter König Friedrich August II.

    Damit sind die Festsäle im 2. OG des Nordflügels gemeint, geschaffen in der Mitte des 19. Jhd.
    ISBN 978-3-86729-233-7
    erschienen 07.05.2019
    Maße 29.7 x 21 cm
    Abbildungen rund 150 zumeist farbige Abbildungen
    Preis: 12 €

    Hier findet Ihr eine Leseprobe: https://www.sax-verlag.de/extras/29-233_Leseprobe.pdf
    Besagte Leseprobe enthält auch die Seite 76 – und dort sieht man die (meines Wissens) einzige farbige Darstellung (ein Aquarell) des Großen Ballsaals in der Version von Wolframsdorf. Zum Vergleich hier noch die einzige sw-Fotografie, aufgenommen um 1860: Klick

  • Ich möchte einen interessanten Bildfund melden, und zwar aus dem Bereich der EG-Zone im Nordostflügel. Es handelt sich um eine Visualisierung mit integriertem Echtfoto. Ich habe ein Weilchen grübeln müssen, um die Raumdarstellung zu lokalisieren, bin mir aber nunmehr relativ sicher – Korrekturen/Richtigstellungen oder Ergänzungen sind natürlich sehr willkommen (Oktavian, ich vermisse Dich). Wir blicken hier in den sogenannten Vorraum, gelegen zwischen dem Gastronomiebereich und den Ausstellungsräumen zur Schlossgeschichte.


    Quelle: Das Dresdner Schloss - Sicherung der Bausubstanz, herausgegeben 1989 vom VEB Gesellschaftsbau (bunte Eintragungen von mir)


    Und hier also das besagte Bild: Klick

    Die Wand rechts im Bild dürfte dann die Nordwand des Raumes sein, dahinter liegt der Küchenraum des Gastronomiebereiches. In einer früheren Ausschreibung war dieser Längsschnitt (=Nordwand des Vorraumes) enthalten:

    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen

    In der Visualisierung blicken wir demnach auf die Westwand des Vorraumes. Die dort befindliche Tür trägt die Bezeichnung *Schlosshof*. Entsprechend obigem Grundrissbild gelangt man durch diese Tür über die EG-Zone des nordöstlichen Treppenturmes in den Hof.

    Zurück zur Schnittdarstellung. Dort steht rechts: Eingang Schloßstraße. Den aktuellen Zustand (der aber nicht mehr lange vorhanden ist) sieht man hier:


    Ich hatte es früher schon mal erwähnt, dass dort im Vorkriegszustand keine Türen waren, sondern 2 Fenster: Klick

    Die DDR-Planung sah hier übrigens keinen Eingang vor. Demnächst wird dieser Zustand hergestellt (auch für Laien erkennbar NEUE Türöffnungen – also kein „Disneyland“, aber gestalterisch m.M.n. sehr gut an den Altbestand angepasst). Bin schon gespannt, wie das real ausschauen wird:


    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen


    Und noch eine kurze Info zum Ausschreibungsgeschehen. Eine neue Ausschreibung beinhaltet Vergoldungsarbeiten an Türen, Paneelen, Fensterleibungsbekleidungen und Supraportenrücklagen – zunächst für das 1. und 2. Vorzimmer, optional auch für den Eckparadesaal und das Paradeschlafzimmer. Alle genannten Ausführungstermine (auch für die Auftragsoption) liegen VOR September 2019.

    3 Mal editiert, zuletzt von BautzenFan (19. Mai 2019 um 07:47)

  • Das Erdgeschoss des Ostflügels

    @BautzenFan
    Ich schließe mich deiner Lokalisierung des Innenraumbildes an. Allerdings ist das im Ostflügel, auch wenn es der nördlichste Raum desselben ist. Als "Nordostflügel" könnte man allenfalls den östlich des Hausmannsturmes gelegenen Abschnitt des Nordflügels bezeichnen.

    Die Markierung "Kurschwerter" im Grundrissplan bezieht sich auf einen Wappenstein, der noch aus der Bauphase des 15. Jahrhunderts stammt und die Kurschwerter zeigt. Passenderweise werden die echten Kurschwerter - es gibt mindestens drei - genau im Stock darüber präsentiert (Ausstellungsbereich "Auf dem Weg zur Kurfürstenmacht"). Der große Raum in der südlichen Hälfte des Ostflügels ist die Große Hofstube, eine zweischiffige Halle, die sich über vier Joche erstreckt. Ihr Kreuzgratgewölbe ruht auf drei mächtigen Pfeilern. Die Darstellung dieses Gewölbes auf dem Grundriss von 1989 entspricht nicht ganz dem tatsächlichen Stand. Die Hofstube diente als Speisesaal; der nördlich anschließende Bereich war die Küche. Dort diente der Kurschwerterstein als Schluss eines Kreuzrippengewölbes.

    Zu den neuen Türen an der Schloßstraße: Die Öffnungen auf dem Foto warten schon seit vielen Jahren darauf, betürt zu werden. Ich konnte den jetzigen Stand auf Fotos bis zum Jahr 2012 zurückverfolgen. Der Wiederaufbau dieses Fassadenabschnitts müsste um 2005/06 anzusiedeln sein. Damals wurden offenbar die beiden gekuppelten Fenster zu Türöffnungen verlängert. Die auf der Entwurfszeichnung gezeigten Türblätter folgen in Materialität und Rautenmuster dem Vorbild der meisten Außentüren des Schlosses. Die beweglichen Türflügel nehmen nicht die ganze Höhe der Öffnungen ein, deren Höhe-und-Breite-Verhältnisse ja von den ursprünglichen Fenstern abgeleitet sind. Die Entwurfszeichnung deutet darauf, dass an den Profilierungen der Türgewände noch etwas "gefeilt" werden soll. Der ebenfalls neue Eingang am Bärengarten - von Horst Witter, wir erinnern uns - zeigt ein sehr schön profiliertes Gewände. Am derzeitigen Zustand der Türgewände zur Schloßstraße empfinde ich den etwas breit und plump wirkenden Trumeaupfeiler als problematisch.

    Die Erdgeschossräume des Ostflügels werden die Ausstellung zur Schlossgeschichte aufnehmen. Diese wird von "Schlösserland Sachsen" (also der staatlichen Schlösserverwaltung) betreut. Sie ist also nicht den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) zugeordnet. Eine ähnliche Aufgabenteilung finden wir auch im Zwinger und in Pillnitz vor. Vereinfachend kann man sagen, dass die SKD eben kein Schlossbetrieb, sondern ein Kunstmuseum (im weitesten Sinne) sind. Neben mindestens einem Schlossmodell, das einem verlorenen historischen Modell folgt, und historischen Ansichten werden besonders Baufragmente (z.B. Reste von Reliefs), die aus den Trümmern geborgen wurden, aber nicht für den Wiederaufbau verwendet werden konnten, unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

    Im Süden folgt auf die Große Hofstube die Englische Treppe, von der - anders als auf dem Grundriss von 1989 - heute keine Tür zur Großen Hofstube abgeht. An der Stelle der Tür steht die kriegsversehrte Justitia von 1693, wie dies historisch korrekt ist. Auch eine Darstellung der Englischen Treppe, die anlässlich der Hochzeitsfeierlichkeiten von 1719 entstand, zeigt dort keine Tür. Hofseitig bietet sich nur über die beiden Treppentürme ein Zugang zum Ostflügel. Der neue Eingang an der Schloßstraße wird also gebraucht.

    Den Wiederaufbau des Ostflügels leitet das Büro "Peter Kulka Architektur". Hier sind vorrangig technische und denkmalpflegerische Aufgaben zu lösen. Das Baumaterial in den Erdgeschossräumen ist überwiegend Backstein. Ziegelsichtigkeit hat durchaus ihren Reiz, allerdings waren die Wände ursprünglich verputzt. Die Frage für uns heute ist dann: wie? Angesichts des sehr schwer wirkenden, raumbeherrschenden, in seiner plastischen Form aber sehr schlichten Kreuzgratgewölbes der Großen Hofstube würde ich annehmen, dass Wände und Gewölbe in der Spätgotik reich bemalt waren. Ich vermute, dass es - wie schon im ersten Obergeschoss - bei ziegelsichtigen Wänden bleiben wird. Sie gelten als "authentisch", weil auf moderne Zutaten verzichtet wird, verfälschen aber dennoch das Bild von den historischen Interieurs, deren ursprüngliche Gestaltung nur eben leider nicht überliefert ist.

    Einmal editiert, zuletzt von Rastrelli (20. Mai 2019 um 13:13)

  • MDR/Sachsenradio brachte heue eine Audioreportage über die Arbeiten in der Gewehrgalerie. Integriert sind aber auch einige Fotos. Das folgende ist untertitelt mit "Die Hälfte der rund 100 Meter langen Decke ist fertig.": Klick
    Das für mich spannendste Foto: Klick
    Denn die Frage ist immer noch - Werden die in den Fensterleibungen erhaltenen Originalfragmente der Renaissance-Ausmalung ergänzt oder nur konserviert?

    Weitere Fotos: KlickKlickKlick

    Und hier der Link zum Radiobeitrag (ca. 6 min): Klick

  • Schade das gerade die Niesche mit der größeren erhaltenen Malerei durch den Schrankeinbau verdeckt wird.
    Ich denke, dass nur die erhaltenen Reste konserviert werden. In anderen Teilen des Schlosses ist es ja auch so.

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.