Da hat Seinsheim Recht. Zwinger ist hochbarock und antiklassisch.
Wenn er sich näher mit der Materie beschäftigt, wird er aber feststellen, dass nach dem Zwinger (Vollendet 1719 + x) dann bis 1763 noch viel Zeit für andere Entwicklungen im augustäischen Zeitalter war...
Und die begannen schon eher und liefen teils parallel, nämlich u.a. mit den Franzosen Leplat (Dresden seit 1698) und Longelune (Dresden ab 1713).
Neben dem (auf den ersten Blick aus der Ferne als solches erkennbaren) Hauptwerk Zwinger (Hochbarock, danach noch Holländisches Palais, danach in Dresden völlig unmodern in höfischen Kreisen) gibt es eben noch den einen oder anderen klassisch-französischen (z.B. Kurländer Palais - dieses leider bisher in der deutschen Architekturgeschichte unterbewertet und Frauenkirche außen) oder römisch-barocken (Hofkirche) absoluten Höhepunkt.
Somit ist die einfache Fokussierung auf Pöppelmann, Hochbarock und Zwinger aus meiner Sicht nicht ganz stimmig.
Gerade deswegen ist es so wichtig, dass in Dresden so viele Dinge
- restauriert,
- beforscht,
- wieder rekonsturiert oder
- aus den Depots der Sammlungen ans Licht kommen
werden, denn erst dadurch wird die Wahrnehmung der vielfältigen Ausdrucksformen des Barock in Dresden wieder fassbar und direkt "erlebbar", statt nur noch in Büchern und Stichen zu existieren.
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Hintergrundwissen für die Paradeappartements:
Sie wurden 1717 bis 1719 federführend von Raymond Leplat und Pöppelmann gestaltet. Letzterer baute vor Ort (parallel am Zwinger und Grünen Gewölbe), ersterer war u.a. mit dem Einkauf in Paris instruiert.
Bei der Gestaltung der Innenräume wird man bald wieder die Handschriften Pöppelmanns (Turmzimmer, ähnlich Grünes Gewölbe, eher hochbarock) und klassisch-französische Gestaltung (z.B: Thronsaal mit den Posamenten-Pilastern aus Goldlahn) unterscheiden können.
Einfach abwarten bis September 2019. Dann täglich außer Dienstags.
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