Das Dresdner Schloss

  • Da hat Seinsheim Recht. Zwinger ist hochbarock und antiklassisch.

    Wenn er sich näher mit der Materie beschäftigt, wird er aber feststellen, dass nach dem Zwinger (Vollendet 1719 + x) dann bis 1763 noch viel Zeit für andere Entwicklungen im augustäischen Zeitalter war...
    Und die begannen schon eher und liefen teils parallel, nämlich u.a. mit den Franzosen Leplat (Dresden seit 1698) und Longelune (Dresden ab 1713).

    Neben dem (auf den ersten Blick aus der Ferne als solches erkennbaren) Hauptwerk Zwinger (Hochbarock, danach noch Holländisches Palais, danach in Dresden völlig unmodern in höfischen Kreisen) gibt es eben noch den einen oder anderen klassisch-französischen (z.B. Kurländer Palais - dieses leider bisher in der deutschen Architekturgeschichte unterbewertet und Frauenkirche außen) oder römisch-barocken (Hofkirche) absoluten Höhepunkt.
    Somit ist die einfache Fokussierung auf Pöppelmann, Hochbarock und Zwinger aus meiner Sicht nicht ganz stimmig.

    Gerade deswegen ist es so wichtig, dass in Dresden so viele Dinge
    - restauriert,
    - beforscht,
    - wieder rekonsturiert oder
    - aus den Depots der Sammlungen ans Licht kommen
    werden, denn erst dadurch wird die Wahrnehmung der vielfältigen Ausdrucksformen des Barock in Dresden wieder fassbar und direkt "erlebbar", statt nur noch in Büchern und Stichen zu existieren.

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    Hintergrundwissen für die Paradeappartements:
    Sie wurden 1717 bis 1719 federführend von Raymond Leplat und Pöppelmann gestaltet. Letzterer baute vor Ort (parallel am Zwinger und Grünen Gewölbe), ersterer war u.a. mit dem Einkauf in Paris instruiert.
    Bei der Gestaltung der Innenräume wird man bald wieder die Handschriften Pöppelmanns (Turmzimmer, ähnlich Grünes Gewölbe, eher hochbarock) und klassisch-französische Gestaltung (z.B: Thronsaal mit den Posamenten-Pilastern aus Goldlahn) unterscheiden können.

    Einfach abwarten bis September 2019. Dann täglich außer Dienstags.


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    6 Mal editiert, zuletzt von eryngium (7. April 2019 um 20:34)

  • Die Leuchter wurden vermutlich in Paris erworben, genaueres zur Aktenlage werden wir vermutlich zur Einweihung von den Restauratoren erfahren. Oder weiß schon ein Mitglied hier genaueres? Würde mich sehr interessieren.

    Auf welcher Grundlage die Kronen rekonstruiert werden, wird man ebenfalls erfahren. Soweit ich gehört habe, ist KEIN original-Leuchter erhalten geblieben, denn es wurden im 19.Jhd. große Kristallkronen (vergleiche Fotos) in die Räume zum "Aufpeppen" eingebracht.

    Vermutlich sucht man sich eine Analogie und schöpft auf dieser Grundlage nach, denn die Kupferstiche geben ja Details nicht her...
    Warten wir´s ab.

  • Interessant ist vielleicht auch noch, dass man in Dresden ab 1703 eine Antikensammlung nachweisen kann.
    Ende der 1720-er kamen Skulpturen aus Berlin als Geschenk des Soldatenkönigs dazu.
    1728 wurde eine große Römische Sammlung zugekauft, 1736 kamen dann (bereits nach dem Tod August des Starken) die Herkulanerinnen und vieles andere aus Wien, sodass die Dresdener Antikensammlung seither und bis 1830 (Eröffnung der Museen in Berlin und München) als bedeutendste nördlich der Alpen galt.

    Am Apisaltar und Obeliskus Augustalis Dinglingers sind der Einfluss der Antiken klassischen Haltung und selbst die verkleinerte "Kopie" ägyptische Objekte der Antikensammlung wunderbar wieder-erkennbar. Beides entstanden in den 1720-ern bis 1731.
    Winckelmann legte- von dieser Sammlung stark beeinflusst - vor den Toren Dresdens die theoretischen Grundlagen des (deutschen) Klassizismus.
    Erdmannsdorff ging von Dresden nach Dessau-Wörlitz und brachte nach den ersten klassizistischen Schöpfungen dort den Stil nach Berlin.

    Zusammengefasst:
    Barock in Dresden ist schon sehr früh klassisch durchdrungen und sehr vielfältig.

    Die Dresdener Antiken-Sammlung war seit den 1720-ern für eine Weile im Palais im Großen Garten präsentiert, wurde dann aber eher stiefmütterlich behandelt, bis man sie ab 1785 im Japanischen Palais wieder adäquat aufstellte.
    Es folgten diverse andere Standorte nach 1945.
    Ab Dezember 2019 wird man die Antikensammlung endlich wieder vollständig sehen können. In den Semper-Räumen der Gemäldgalerie im Erdgeschoss. Täglich außer Montags.

    Einmal editiert, zuletzt von eryngium (7. April 2019 um 18:11)

  • Ich will nachfolgend zusammenstellen, was mir zu den Leuchtern im AG und PSZ bekannt ist. Da ist zunächst zu beachten, dass im Zuge des großen Schlossumbaus auch eine Renovierung der Paraderäume erfolgte, wobei einzelne Räume völlig umgestaltet wurden (z.B. die südliche Retirade zum Wettinzimmer). Realisierungszeitraum waren die frühen 1890er Jahre (mit dem Westflügel hatte man ja 1889 begonnen). Bei dieser Renovierung blieben das AG und das PSZ weitgehend unverändert – mit einer wesentlichen Ausnahme: Die Kronleuchter wurden ausgetauscht. Die bis dahin vorhandenen waren vermutlich nicht mehr „schön“anzusehen (heute hätte man sie sicher restauriert). Außerdem hielt man wohl, entsprechend dem damaligen Zeitgeschmack, pompösere Modelle für angebracht (wie eryngium das bezeichnete – man wollte die Pracht noch aufpeppen).
    Hier sieht man die „neuen“ Kronleuchter:

    Audienzgemach

    Paradeschlafzimmer

    Von den Vorgängermodellen existiert mindestens ein historisches Foto, das als Grundlage für die Modellerstellung herangezogen wurde. Diesen Part hatte wiederum die bekannte Firma *Historische Leuchten Jakob“ ausgeführt (die „Leuchtenforensiker“ des Schlosses, wie sie mal in einem Zeitungsartikel bezeichnet wurden). Den zugehörigen Fotoausschnitt (im vorliegenden Bild mit Maßangaben) sieht man hier:


    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen

    Meine rechte Hand würde ich zwar nicht verwetten, aber ich denke doch, dass es sich bei besagten Vorgängerleuchtern um die barocken Ausführungen der Erstausstattung handelt. Zum Vergleich hier der historische Kupferstich von 1719 (nach dem Öffnen mittels Plus-Icon maximal vergrößern, sonst erkennt man nicht viel): Klick

    Zu den Vorgängerleuchtern enthält das Leistungsverzeichnis der Ausschreibung eine interessante Information:

    Zitat von SIB

    Das Paradeschlafzimmer und das Audienzgemach sind die reichsten und kostbarsten Paradezimmer des Schlosses. Rekonstruktionsziel ist die Wiederherstellung der beiden Räume im Zustand der Ersteinrichtung.
    Zum historischen Erscheinungsbild des Paradeschlafzimmers und Audienzgemachs gehörten Kronleuchter, die verschollen sind. Aufgabenstellung ist es, mit Hilfe der vorliegenden Rekonstruktionsplanung 8 gleiche Leuchter herzustellen und an den ursprünglich vorgesehenen Hängeorten im Dresdner Schloss zu befestigen und in Betrieb zu nehmen.

    „sind verschollen“ – das klingt nicht so, als ob man davon ausgeht, dass die Leuchter unmittelbar nach dem Austausch „entsorgt“ worden sind. Vielleicht hat man sie zunächst irgendwo (in einem Depot?) erst einmal eingelagert. Wann sich ihre Spur verliert, ist mir leider nicht bekannt.


    Und noch zwei Detailausschnitte von der Visualisierung:

    Ausschnitt oberer Bereich:


    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen

    Ausschnitt mittlerer Bereich:


    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen

  • Bautzenfan, Du bist toll. Wo hast Du nur dieses Foto aufgetrieben von dem alten Kronleuchter... cclap:)
    Also die Lambrequin-Behänge an den Armen und besonders dem Baldachin des Leuchters findet man im Barock sehr häufig.
    http://webmuseen.de/schlossmuseum-gotha.html

    Und die Maskarons und sonstige "Musterung" der Dresdener Kronleuchter erinnert doch stark an Versailles (Spiegelsaal).
    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…7enfants_01.jpg
    Die Versailler Girandolen könnten natürlich auch erst im 19. Jhd. frei neu gestaltet worden sein, nachdem nach der Revolution ja alles weg war. Oder hat man die zurückgekauft?
    Seinsheim weiß vielleicht mehr. Oder ein andere Kunsthistoriker hier.

  • Sooooo, habe gerade meinen "Telefonjoker" Dr. Carl-Ludwig Fuchs von "Kunst und Krempel" (R) (Sachverständiger Schmuck, Silber und Uhren) interviewt. Zitat darf ich hier autorisiert veröffentlichen: "Das historische Foto ist etwas unscharf, aber die Rekonstruktionen sehen ihm bekannten Wand- und Kronleuchtern von André-Charles Boulle sehr ähnlich. Formen um 1720. Ungewöhnlich ist die für 1720 hohe Zahl von Kerzen, aber für besonders repräsentative Verwendung möglich".

    Habe dann mal bei Google "Charles André Boulle Girandol" eingegeben.
    Passt.

    Geforscht hat man hier:
    http://forschung.skd.museum/en/projects/de…esidenzschloss/


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    und als interessanter Beifang von mir, falls sich jemand hier für Möbel interessiert:

    https://kunstgewerbemuseum.skd.museum/forschung/latz-restaurierung/

    und

    http://www.ernst-von-siemens-kunststiftung.de/spitzenstuecke…ntlichkeit.html

    Einmal editiert, zuletzt von eryngium (7. April 2019 um 20:31)

  • EINLADUNG:

    nachdem dieses Forum ja dem Gedankenaustausch von mehr oder weniger Gleichgesinnten dient, dachte ich mir - ohne die Forumsregeln zu kennen, wie Seinsheim korrekt bemerkte bin ich ja noch nicht lange schreibend dabei - warum macht man nicht mehr draus, als SCHREIBEN SCHREIBEN SCHREIBEN.

    Hat jemand Lust, eine der Veranstaltungen in und um Dresden gemeinsam zu besuchen, für ECHTEN statt virtuellen Austausch?

    http://www.dresden-magazin.com/dresden-mitten…eranstaltungen/

  • Es gibt begründeten Anlass für die Annahme, dass möglicherweise bald mit der Wiederaufstellung des Wandbrunnens am Ostflügel im Großen Schlosshof begonnen wird. Hier ein Vorkriegsfoto: Klick

    Der Brunnen hatte den Krieg ganz leidlich überstanden. Das folgende Foto kann stark vergrößert werden (gute Auflösung). Das funktioniert bei mir allerdings nicht mit dem Zoom-Icon, aber mit dem Download-Symbol (die blauen Symbole unter dem Vorschaubild): Klick

    Und hier das Modell:

    Aktuell findet sich unter den Vorinformationen des SIB (Ausschreibungsanzeiger) eine Bekanntmachung mit folgenden Eckdaten:
    - Ausführungsort Dresden (logischerweise eine Landesimmobilie)
    - Natursteinarbeiten Wandbrunnen Ostflügel
    - Ausführungszeitraum: Fertigstellung bis 19.07.2019; Beginn: 24.05.2019

    Da es sich um eine beschränkte Ausschreibung handelt (fachlich geeignete Firmen werden dafür vorher ausgesucht und nur diese werden zur Angebotsabgabe aufgefordert),erschöpften sich damit die Infos. Aber mir fällt wirklich keine andere Landesimmobilie in DD ein, auf die zutrifft: * Natursteinarbeiten Wandbrunnen Ostflügel*.

    Das hier könnte auf Installationsarbeiten für den Wasseranschluss des Brunnens hindeuten(Ausschnitt aus einem Foto von Apollo, das dieser im Januar 2018 gepostet hatte:


    Auf diesem Foto, erstellt am 26. August 2017, fehlt das nämlich noch:


    Von SchiDD -Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=62384284


    Und dann möchte ich noch an einen Beitrag von Chris1988 erinnern, eingestellt vor einigen Monaten (unter Bezug auf eine Lokalzeitung):

    Zitat von Chris1988

    Neue Infos zum Restaurant im Residenzschloss
    Da der Zugang zukünftig über den Großen Schlosshof erfolgt und dieser erst 2023 fertig wird, sollen eventuell Teilleistungen vorgezogen werden um den Zugang zum Restaurant schon eher zu ermöglichen. Damit ist bestimmt ein Teil der Verlegearbeiten der Bodenplatten gemeint.


    Unter Berücksichtigung des großen Baufortschritts, der aktuell in den zukünftigen Gastronomieräumen erreicht ist, kann nunmehr jeder weiter spekulieren, wann das Restaurant – natürlich incl. Freifläche im Schlosshof/Nordostareal - eröffnet wird. Ich persönlich tippe auf Frühjahr 2020. cheers:)

  • Den Brunnen im großen Schlosshof habe ich bisher nie so richtig auf dem Schirm gehabt.
    Ich fände es wunderbar, wenn er wieder originalgetreu und möglichst ohne die in Dresden so beliebten "Zerstörungsspuren" entstehen würde.

  • Der Brunnen ist ja erhalten und muss nur wieder aufgebaut werden. Dabei wird man mit der kostbaren Originalsubstanz der alten Steine sehr behutsam umgehen und sich an denkmalpflegerischen Grundsätzen orientieren. Der sicherlich erkennbar alte Brunnen wird dem Großen Schlosshof zusätzliche Atmosphäre verleihen. Wie BautzenFan berichtete, hat man für die Pflasterung des Schlosshofes mit einigem Aufwand nach historischen Sandsteinplatten gesucht, statt einfach bei den Sächsischen Sandsteinwerken neue zu bestellen. Auch hier soll die Verwendung alten Materials dazu beitragen, dem Hof historische Tiefe zu verleihen.

    Im Kleinen Schlosshof ist die südliche Arkadenreihe ein Original der Renaissance, an dem man Kriegsschäden erkennen kann. Den meisten Besuchern des Schlosses dürfte das aber kaum auffallen. In einem historischen Bauwerk, das aufgrund des hohen Zerstörungsgrades beim Wiederaufbau zu großen Teilen völlig neu gebaut werden muss, wird man die historische Originalsubstanz nicht verstecken, wenn dies nicht notwendig ist. Im Kleinen Ballsaal und in den historischen Räumen des Grünen Gewölbes findet man an einigen Stellen Originalsubstanz, die nicht funkelnagelneu aussieht. Auch viele Ausstellungsobjekte der Rüstkammer und des Grünen Gewölbes zeigen, wenn man sie genau betrachtet, Altersspuren.

  • Es gibt eine neue interessante Ausschreibung für den Bereich der Paraderäume: *Holzbildhauerarbeiten Tapetenleisten Eckparadesaal*.
    Hier ein Auszug aus der Leistungsbeschreibung:

    Zitat von SIB

    Im Eckparadesaal, dem auch als Ecktafelgemach genutzten Auftaktraum der Raumgruppe, wurden im Jahre 1767 zwei große baugleiche Öfen in extra dafür geschaffenen Stuckmarmornischenaufgestellt, in dessen Folge die Gestaltung der Südwand des Eckparadesaales eine neue Architekturgestaltung erhalten hat. Aufgabe ist es den Eckparadesaal im Zustand dieser Umbauphase zu rekonstruieren, wobei der 1892 neugeschaffene Eckturmzugang als baulicher Bestand integriert werden wird. Vorgesehen ist die Rekonstruktion der textilen Wandbekleidungen in Form von Wandbehängen aus rotem Samt mit Tressenbesatz welche mit Leistengerahmt werden. Hier ausgeschrieben ist die Herstellung der Leistenrahmung und des dazugehörigen und sich aus der Leistenrahmung entwickelnden Schnitzwerkes in Form von Eckgesprengen und Mittelstücken in Rokokoformen nach bauseitig zur Verfügung gestellten Modellvorlagen als Gipsabguss bzw. Leistenmodell.
    […]
    Die Arbeiten erfolgen in enger Abstimmung zwischen dem Auftragnehmer, dem Auftraggeber, dem Chefrestaurator und der Fachbauleitung. Dabei ist es notwendig, dass Zwischen-oder Teilergebnisse der Arbeit in Varianten regelmäßig vorgestellt und vor Weiterarbeit durch den Auftraggeber oder deren Vertreter bestätigt werden müssen. Hierzu zählen vor allem die Bildhauerarbeiten selber und nicht zuletzt aber auch der Kreideschnitt (Gravuren). Die Vergoldungsleistungen (Kreidegrund und Vergoldung) sind nicht Gegenstand der Leistung.

    Auf diesem Fotosieht man die Tapetenleisten mit dem Schnitzwerk (rechts und links vom Thron – Bild mittels Plus-Icon bitte vergrößern): Klick

    Und hier beispielhaft eine Darstellung aus den Ausschreibungsunterlagen:


    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen


    Die Terminstellung erscheint mir recht „sportlich“ (im Hinblick auf den angekündigten Eröffnungstermin – September 2019):
    Beginn:16.07.2019 Ende: 23.08.2019

    Eine weitere Vergabe für den EPS betrifft *Malerarbeiten für EPS und die beiden Vorzimmer. Dabei kann es sich eigentlich nur um den Anstrich der Decken handeln. Diese Vergabe erfolgte freihändig, was sich vermutlich aus den hier vorhandenen filigranen Konturen z. B. der Deckenrosetten im EPS erklärt. So etwas kann man nicht einfach „zukleistern“, da müssen schon gestandene Spezialisten ran. Den Zuschlag erhielt mit der *Fuchs + Girke Bau und Denkmalpflege GmbH* ein renommierter Fachbetrieb.

    Und noch ein Auftrag wurde vergeben, die Herstellung von 9 zweiflüglige Türen für die Paradezimmer.
    Vereinbarter Preis: 88 035.73 EUR (ohne Mehrwertsteuer)
    Bei dieser Preisangabe ist zu berücksichtigen, dass dabei vorrangig nur die Arbeitskosten eingeflossen sind. Das Material (europäische Eiche, Traubeneiche) wird nämlich vom AG zur Verfügung gestellt. Das hatte der SIB schon vor geraumer Zeit erworben und eingelagert.

  • Ich wundere mich über die Kommunikationsstrategie der SKD. Warum legt man sich so auf eine Eröffnung im September fest? Jeder wird doch sagen, dass Qualität vor Schnelligkeit geht. Sowas kann man nicht übers Knie brechen. Und eine groß angekündigte Eröffnung zu verschieben wirkt dann wieder peinlich.

    Das Turmzimmer ist ja bereits aus dem Rennen, wie wir aus der Ausschreibungsmitteilung von BautzenFan wissen. Das wird übrigens die große Überraschung werden. Bisher gab es davon nur alte Schwarzweißfotos zu sehen, keine Visualisierung. Da sieht das ziemlich düster aus. Ich bin auch erst vor kurzem darauf aufmerksam geworden: Die Wände mit den Konsolen sind rot. Der Raum dürfte also Ähnlichkeit mit dem Weißsilberzimmer im Grünen Gewölbe haben. Dazu das Porzellan mit seiner Farbigkeit. Kein Verständnis habe ich übrigens dafür, Konsolen frei zu lassen, weil die ursprünglich aufgestellten Porzellane verloren sind. Die Dresdner Porzellansammlung ist immer noch die bedeutendste der Welt und hat riesige Schätze in den Depots. Bei der Bildergalerie in Potsdam-Sanssouci wird auch der ursprüngliche Raumeindruck mit dicht an dicht gehängten Gemälden rekonstruiert und zugleich darauf aufmerksam gemacht, dass viele der gezeigten Werke nicht zur ursprünglichen Ausstattung gehören, sondern passende Ersatzstücke sind.

    Für die Paraderäume können wir nun schließen, dass die Besucherführung erstmal nur über das Treppenhaus am Bärengarten erfolgen kann, also vom falschen Ende her. Man platzt dann unmittelbar ins Schlafzimmer oder ins Audienzgemach herein. Die Konzeption einer auf einen Höhepunkt zulaufenden Suite wird konterkariert. Ich würde unter solchen Umständen dazu neigen, mit der Eröffnung der Paraderäume dann noch zu warten, bis man sie in der richtigen Reihenfolge erleben kann.

    An eine Eröffnung der Paraderäume im September glaube ich nicht so recht. Man muss doch auch Festlichkeiten organisieren, Politprominenz einladen - sowas braucht einen gewissen zeitlichen Vorlauf. Ich finde es auch nicht wichtig, zum 300. Jahrestag der Hochzeit zu eröffnen. Es reicht, dass man dieses Ereignis feiert. Das geschieht in einer Sonderausstellung auf Schloss Hubertusburg.

    Übrigens eröffnete das Winckelmann-Museum in Stendal nach der Sanierung erst zum 301. Geburtstag Winckelmanns. Die Verzögerung wurde natürlich medial kritisiert. Ich fand es ja nicht schlimm, denn das 300. Jubiläum hatte man in Sachsen-Anhalt mit vielen Veranstaltungen würdig begangen.

    Einmal editiert, zuletzt von Rastrelli (18. April 2019 um 19:46)

  • Zitat von Rastrelli

    Für die Paraderäume können wir nun schließen, dass die Besucherführung erstmal nur über das Treppenhaus am Bärengarten erfolgen kann, also vom falschen Ende her. Man platzt dann unmittelbar ins Schlafzimmer oder ins Audienzgemach herein. Die Konzeption einer auf einen Höhepunkt zulaufenden Suite wird konterkariert. Ich würde unter solchen Umständen dazu neigen, mit der Eröffnung der Paraderäume dann noch zu warten, bis man sie in der richtigen Reihenfolge erleben kann.

    Du hast den Zugang über den nordwestlichen Treppenturm vergessen (über den gelangt man bereits zur Aussichtsplattform des Hausmannsturmes. So könnte eine vorgegebene Besichtigungsrichtung aussehen: Zutritt über den Treppenturm –2 Retiraden – wieder zurück in den EPS – 1. Vorzimmer – 2. Vorzimmer –Audienzgemach und Paradeschlafzimmer. Für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen (Rollstuhlfahrer) wäre mit dieser Variante allerdings wirklich nur der Zugang über den Fahrstuhl am Bärengartenflügel möglich.


    Quelle Grundrissbild (ohne rote Eintragungen): SIB, Ausschreibungsunterlagen


    Theoretisch könnte man auch vom Treppenturm in den Propositionssaal eintreten (zumindest so lange, wie in diesem Raum nicht weiter gebaut wird). Nicht zuletzt aufgrund der geringen Türbreite halte ich das aber für unwahrscheinlich. Auf dem folgenden Rohbaubild ist der betreffende Durchgang noch zugemauert (rotes Kreuz):

  • An den Treppenturm habe ich auch schon gedacht, halte das aber nicht wirklich für praktikabel. Man müsste dann erst über den Großen Schlosshof gehen. Da kann es regnen, schneien, bitterkalt sein. Die kostbaren Interieurs brauchen Schutz. Man wird dort auf ein konstantes Klima achten, was schwierig zu gewährleisten sein dürfte, wenn man vom nichtklimatisierten Turm gleich ins Haus fällt. Des weiteren: Wo lassen die Besucher ihre Schirme? Was ist mit dem Dreck an ihren Schuhen? Bei Schnee und Glatteis müsste man dann im Großen Schlosshof streuen. Und der Split kommt dann direkt auf das schöne neue Parkett? Was ist mit den nassen Mänteln? Es ist in solchen Museen nicht erlaubt, Jacken auszuziehen und über dem Arm zu tragen. Die Feuchtigkeit der Kleidung belastet zusätzlich das Klima. Des weiteren stellt sich die Frage nach der Zugangskontrolle. Es darf sich nur eine bestimmte Zahl an Personen gleichzeitig in den Räumen aufhalten. Wo sollen die anderen dann warten? Am Durchgang zum großen Hof vor der Englischen Treppe? Oder auf der Wendeltreppe im Turm?

    Die Zuwegung vom Treppenturm zum Hausmannsturm beinhaltet keine wertvollen Interieurs. Die Aussichtsplattform ist zudem nur während der Sommersaison zugänglich. Ich war mal in einer Sonderausstellung in der Schlosskapelle. Da musste man auch über den Hof. Die Schlosskapelle ist aber ein Rohbau und nur provisorisch mit elektrischem Licht und Heizung versehen. Zudem endete die Ausstellung dort auch im Herbst.

    Ich denke bei den konservatorischen Anforderungen der Paradekammern an das Historische Grüne Gewölbe. Sicher wird es keine tresorartige Konstruktion geben, aber einigen Aufwand wird man schon treiben. Denken wir nur an die kostbaren Raumtextilien! Ich könnte mir vorstellen, dass man den zu erwartenden Besucheransturm über Zeitfenstertickets reguliert. Über all die museumspraktischen Aspekte ist bislang noch nichts nach außen gedrungen. Sicherlich haben die Museumsleute schon Pläne in der Schublade. Aber es wird nicht möglich sein, die baulich fertiggestellten Räume an die SKD zu übergeben und sie ein zwei Tage später für das Publikum zu öffnen. Die Ausstellung muss eingerichtet werden, die Ausleuchtung muss ausgetüftelt werden. Das kann man vorher nur ungefähr planen. Für die Ausstellungseinrichtung neu gebauter Museumsräume wird erfahrungsgemäß einige Zeit gebraucht. Nicht zuletzt deshalb glaube ich nicht an eine reale Eröffnung noch im September.

    Der Kleine Ballsaal war da leicht zu handhaben. Dort gibt es keine Ausstellung und keinen Besucherandrang (außer an den ersten ein zwei Tagen). Was mich beim Kleinen Ballsaal gewundert hat, war, dass dort außer einem Teppich im Eingangsbereich offenbar keine Vorkehrungen zum Schutz des kostbaren Tafelparketts getroffen wurden. Das Parkett hatte schon nach wenigen Tagen Kratzer. Früher gab es überall Schlosspantoffeln, aber die sind aus der Mode gekommen. Bei Schloss Sanssouci hat man mit Sauberlaufzonen im Eingangsbereich experimentiert. Weiß jemand, wie man so ein schönes Parkett bei musealer Dauerbeanspruchung am besten schützt?

    Auch das Argument der barrierefreien Erschließung halte ich für schwerwiegend. Dabei muss man auch berücksichtigen, dass eine enge Wendeltreppe für viele Menschen nicht angenehm zu laufen ist. Wer einen Aussichtsturm besteigt, weiß ungefähr, was ihn erwartet. Viele, nicht nur ältere Menschen tun sich diese Strapazen nicht an. Die Paradesuite soll aber für jeden bequem zu erreichen sein. Und hier muss man in den zweiten Stock hoch!

    Und, wie schon angedeutet: Für solche Ausstellungsbereiche wird eigentlich eine Art Foyerbereich gebraucht. Das kann man andernorts im Schloss auch sehen. Ich denke schon seit längerem über all die praktischen Fragen in Bezug auf die Paradesuite nach und bin gespannt, wie es am Ende gelöst werden wird.

  • Ich habe die voranstehenden Ausführungen so weitschweifend gestaltet, um zu verdeutlichen, dass die an der Ausführung Beteiligten hier wirklich mit Herzblut bei der Sache sind – die Deckengemälde müssen einfach gelingen. Und dafür wird alles getan, was möglich ist.
    Dem im PSZ federführend wirkenden Künstler Dietrich Richter (ob der beide Gemälde herstellt?) werden projektbegleitend hochkarätige Fachberater zur Seite stehen. Der im nachstehenden Zitat genannte Harald Marx ist ein profunder, international anerkannter Experte für die Barockmalerei in Sachsen.


    "BautzenFan" und "Treverer" haben Gedanken zu den Deckenmalereien in den
    Paraderäumen des Dresdner Schlosses geäußert. Dazu gibt es folgendes
    richtigzustellen bzw. zu präzisieren:


    Restaurator Dietrich Richter, Potsdam, stellt nicht beide Gemälde her
    (nur, weil das eine Frage war...). Auch ist er nicht federführend, wie
    es pressemedial formuliert wurde, sondern Teil einer Arbeitsgruppe, die
    das Gemälde des Paradeschlafzimmers ausführt: Dörte Busch,
    Restauratorin, Berlin; Katrin König, Restauratorin, Berlin; Ute
    Matuschek, Restauratorin, Dresden.
    "Stofftupfer"(neben Pinseln) sind wohl eher Malstöcke, die verwendet werden.


    Die Deckenmalerei im Audienzgemach (Thronsaal) führen zeitparallel vier
    weitere Maler aus: Roland Enge, Restaurator, Berlin; Kathrin Jacob,
    Restauratorin, Dresden; Sabine Posselt, Restauratorin, Dresden; Mathias
    Schroller, Maler/Grafiker, Dresden


    Fachkompetent begleitet werden die Arbeiten historisch-stilistisch von
    Prof. Dr. Harald Marx, einem Kenner Louis de Silvestres, und vom
    Maler/Grafiker und ehemaligen Hochschuldozenten für historische
    Maltechnik Gunter Jacob, Dresden.


    Leider sind neue Bildeindrücke nicht recht zu bekommen. Ich bin gespannt.

  • Im Netz ist ein erstes Foto von dem aktuell entstehenden Deckengemälde des Audienzgemachs aufgetaucht. Leider zeigt der Ausschnitt nur einen, na sagen wir mal einen weniger „interessanten“ Teil des Gesamtbildes (es ist mehr ein Beleg dafür, dass man hier schon ziemlich weit fortgeschritten ist): Klick

    Nun 2 historische Vergleichsbilder. Im ersten folgenden Link beachte man den Kopf der „am weitesten unten“ befindlichen Figur: Klick

    Besagte Figur im Detailbild (auch eine historische Aufnahme): Klick

    Diesen Kopfsieht man im eingangs gezeigten Arbeitsbild ganz oben.


    Und noch eine Info zum Eckparadesaal. Hier wurde kürzlich folgende Leistung ausgeschrieben (in beschränkter Ausschreibung):

    Holzbildhauerarbeiten Eckparadesaal, Spiegelrahmen West- und Nordwand

    Fertigstellung bis: 19.07.2019

    Es stand ja immer noch die Frage im Raum, ob im EPS wieder ein Thron aufgestellt wird (so wie das die Vorkriegsfotos zeigen). Diese Ausstattung stammte aus dem 19. Jhd., als der Eckparadesaal als so genannter „Neuer Thronsaal“ fungierte. Unklar war mir allerdings, ob schon im 18. Jhd. ein Thronsessel in diesem Saal stand (rekonstruiert wird ja die innenarchitektonische Fassung von 1767). Offenbar war das nicht der Fall. Denn der Wandspiegel der Westwand, der in Kürze „nachgeschnitzt“ wird, hing an dem Mauerschaft, vor dem der Thron stand. Und ein Thronsessel mit Spiegel dahinter, das kann man doch sicher ausschließen. Ein paar Bilder dazu.

    Im ersten Foto blicken wir frontal auf die Westwand des Eckparadesaales (Zustand etwa 1980): Klick

    Man beachte die beiden mittels Holzstützen abgesicherten Fensteröffnungen. Die linksbefindliche dieser zwei Öffnungen wird (wie im historischen Zustand) zugesetzt. Aber wohl im Sinne eines so genannten „Blindfensters“ – außen erscheint ein Fenster, innen nicht). Hier sieht man den Zustand 2018 (zu sehen ist die Südwestecke des EPS, die Türöffnung (neben der Ofennische) führt in das 1. Vorzimmer): Klick

    Und hier nun die Wandabwicklung für die Westwand des Eckparadesaales:


    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen (rote Eintragungen von mir, entsprechen der Ursprungsunterlage)

  • Ich würde empfehlen, dass wir uns mit Bewertungen zur Arbeit an den beiden Deckengemälden jetzt bewusst zurückhalten und warten, bis sie fertig sind. Neckische Zwischenstandsbildchen, wie das von BautzenFan verlinkte, liefern keine wirklich brauchbaren Informationen. Es ist klar, dass wir neugierig sind, aber neugierig sind wir eigentlich auf den fertigen Zustand.

    Wäre ich an den Arbeiten in den Paraderäumen beteiligt, dann würde ich derzeit keine aktuellen Bilder herausgeben. Die Leute haben noch alle Hände voll zu tun und brauchen keine Publicity. Hoffen wir auf einen erfolgreichen Abschluss der Arbeiten in den nächsten Monaten.

    Schade, dass sich 3Hasenfenster schon wieder abgemeldet hat.

  • Hinweis vorneweg: Ich musste die Bilder aus dem BautzenFan-Zitat herauslöschen, um den Text hier veröffentlichen zu können, weil beim Absenden des fertigen Beitrags die Fehlermeldung "unerlaubter BBCode img" kam. Die Bilder waren aus einer externen Quelle eingebunden. Ist ja schade, dass man diese Art alter Bilder dann nicht mehr zitieren kann. Dann müsst ihr also zurückblättern zum Originalbeitrag oder es euch so vorstellen. Den Altan seht ihr hier als Avatar von BautzenFan. Und an der Rückwand ein Probebild, das kennt ihr schon oder könnt es euch vorstellen. In dem Abschnitt zu Albert und Carola funktioniert der Link zu dem historischen Bild noch. Das zeigt den Blick vom Großen Schlosshof zum Kleinen Schlosshof. In der sichtbaren Nische steht heute die Büste von König Albert. Hätte ich das gewusst, dass das mit den Bildern nicht funktioniert, dann hätte ich mir die Mühe mit diesem Beitrag nicht gemacht. So ist er nicht mehr ganz so schön, aber vielleicht habt ihr doch ein bisschen Freude daran. Gut, dass ich die Bilder am Schluss noch eingebaut hatte.

    Ergänzungen zu einem Beitrag von BautzenFan vom 15. Oktober 2018:

    Kommen wir nun zum Altan. Wissen.de hatte im Dezember 2017 folgendes Foto eingestellt:


    Das farbige Großbild (siehe obiges Foto) gehört nach Informationen aus dem DAF NICHT zum endgültigen Malprogramm. Es handelte sich wohl um einen prinzipiellen in situ-Test, ob die künstlerische „Handschrift“ der Renaissance-Maler tatsächlich kopiert werden kann.
    Aktuell gibt es neue Malproben – und die scheinen (?) zum Endbild zu gehören (sind natürlich noch nicht an der „richtigen“ Stelle):

    Ja, das farbige Motiv ist ein reines Testbild. Ich vermute, dass es dazu irgendwo (vielleicht in Italien?) ein Originalfresko gibt, konnte aber bislang nichts finden. Bei dem Test geht es sicher nicht nur um die künstlerische Handschrift, sondern auch um Fragen der Technik (Anmischung des Putzes, Haltbarkeit des fertigen Freskos und Ähnliches). Die Künstler der ursprünglichen Fresken waren die Brüder Gabriel und Benedict de Thola aus Brescia. Vor einigen Monaten zeigte das Dresdner Kupferstich-Kabinett einige Zeichnungen der beiden in einer Ausstellung mit italienischen Meisterzeichnungen des 16. Jahrhunderts. Da wurde mir so richtig bewusst, wie schwierig es ist, den Stil solcher Maler nachzuschaffen. Mir gefällt das farbige Testbild sehr gut, und ich freue mich auf die Rekonstruktion der Fresken. Sie ist wichtig, um dem Altan seine herausgehobene Stellung im Gesamtgefüge des Großen Schlosshofes zu sichern. Die Wände des Schlosshofes sind ja ganz mit Sgraffiti bedeckt. Ursprünglich waren auch die Außenseiten der Vierflügelanlage mit Sgraffiti verziert. Für die Altanrückwand wählte man deshalb farbige Fresken, um den Altan innerhalb der neuen kurfürstlichen Residenz herauszuheben.


    Die nächsten Fotos zeigen den Durchgang vom Großen in den Kleinen Schlosshof, und zwar jeweils die Westwand.


    Und das ist der aktuelle Anblick:


    Die beiden Büsten stellen offenbar König Albert und seine Gemahlin Carola dar, die Bauherren des großen Schlossumbaus Ende des 19. Jhd. Vor dem Krieg scheint dort aber etwas anderes gestanden zu haben, leider ist mir nur dieses eine Foto bekannt: Klick

    Die Büsten zeigen Albert und Carola. Die Tür zwischen ihnen führt in den von Horst Witter gestalteten Garderobenbereich. Gegenüber befindet sich der Zugang zur Englischen Treppe. Dem von BautzenFan verlinkten Foto aus der Deutschen Fotothek ist zu entnehmen, dass in den Nischen früher Bronzeleuchter standen. Ich nehme an, dass die Büsten vorhanden waren, während man die Leuchter mit großem Aufwand hätte rekonstruieren müssen. König Albert finden wir natürlich auch in der Fürstengalerie nochmal.


    Dresdner Schloss, Fürstengalerie, die Büsten der letzten sächsischen Könige (Foto: SchiDD, August 2010, CC-BY-SA-3.0)

    Hier sehen wir die Könige vom Ende der Monarchie her: Vorn ist der letzte, Friedrich August III. Dann kommt Georg, der nur ein kurzes Intermezzo gab. Der dritte ist Albert, die dunkle Büste. Er erinnert immer ein bisschen an Kaiser Franz Josef. Der vierte dann ist Johann, der den Kleinen Ballsaal erbauen ließ und auf dem Theaterplatz reitet. Auf dem Gemälde ganz am Ende der Galerie sehen wir übrigens Maria Josepha - die Kaisertochter, deren Hochzeit mit dem Kurprinzen (1719) wir in diesem Jahr feiern.

    Und damit wir den Albert auch mal von vorn zu Gesicht bekommen, hier noch ein Relief, das ein Wohnhaus an der Straße nach Meißen ziert.

    Dresden-Stetzsch, Meißner Landstraße 116, König Albert (Foto: SchiDD, März 2015, CC-BY-SA-4.0)

    2 Mal editiert, zuletzt von Rastrelli (28. April 2019 um 08:05)

  • Das Münzkabinett

    Im Residenzschloss ist ab heute ein weiterer Raum für die Öffentlichkeit zugänglich. Es ist der Sonderausstellungsraum des Münzkabinetts. Bisher verfügte das Münzkabinett über vier Ausstellungsräume. Sie sind - wie der Kleine Ballsaal - vom Rotseidenen Zimmer aus zugänglich. Der neue ist also der fünfte Raum und liegt zwischen dem Kleinen Ballsaal, dem noch nicht zugänglichen Jagdtreppenhaus und der zukünftigen Gewehrgalerie im Langen Gang.

    Dresden, der Stallhof mit den Ringstechsäulen und Blick zum Georgenbau (Foto: Foto Fitti, Juni 2012, CC-BY-SA-3.0)

    Die Räume des Münzkabinetts befinden sich im Georgenbau. Auf dem Bild sehen wir links von der linken Ringstechsäule im zweiten Obergeschoss die Fenster des Kleinen Ballsaals. Rechts von ihnen, im Bild also hinter der Pyramidenspitze der Ringstechsäule, sind die Fenster des neuen Ausstellungsraumes des Münzkabinetts zu sehen.

    Georgenbau vom Stallhof aus gesehen (Foto: Foto Fitti, Juni 2012, CC-BY-SA-3.0)

    Hier können wir die Fenster des neuen Raumes gut sehen: über dem Erker im zweiten Stock rechts die vier Fenster.

    Die Dauerausstellung des Münzkabinetts wurde im Jahre 2015 eröffnet. Einen sehr informativen Einführungsfilm findet ihr hier. Weitere Infos und Bildmaterial hier. Die Räume sind modern gestaltet, aber nicht von Peter Kulka. Es sind kleine, intime Räume mit Parkettfußboden. In drei der Räume wurden Vitrinen in Wandverkleidungen aus hellem Holz eingepasst und in der Mitte Tischvitrinen aufgestellt. Der vierte Raum ist von Standvitrinen geprägt.

    Georgenbau, der vierte Ausstellungsraum des Münzkabinetts mit Durchblick zum Rotseidenen Zimmer
    (Foto: Museumsfotograf, Dezember 2015, CC-BY-SA-4.0)

    Meisterlich ist die Lichtführung. Die Ausstellungsgestalter setzten Seitenlicht so ein, dass die Plastizität der Münzbilder bestens zur Geltung kommt. Ich bin selbst nicht besonders numismatisch interessiert, aber diese Präsentation begeistert mich. Im Berliner Bode-Museum findet man dagegen eine traditionelle Präsentation der dortigen Münzsammlung, bei der es dem Laien schwerfällt, sich auf die kleinen Münzen zu konzentrieren.

    Das Dresdner Münzkabinett wurde 1519 von Herzog Georg dem Bärtigen begründet, der 11 Jahre später auch die Errichtung des Georgenbaus veranlasste. Sachsen war aufgrund seines Silberreichtums im Mittelalter und in der frühen Neuzeit ein besonders wichtiger Emittent von Münzen in Mitteleuropa.

    Vom neuen Ausstellungsraum habe ich noch kein Bild gesehen, aber er wird sicherlich den Gestaltungsprinzipien der vier anderen Räume folgen.