Berlin - Hauptbahnhof, Humboldthafen, Europacity

  • Gerade im Radio

    :gg:

    "Nichts zeichnet eine Regierung mehr aus als die Künste, die unter ihrem Schutze gedeihen."
    Friedrich der Große

  • "Die rund 100 Stahlteile an der Fassade der so genannten Bügelbauten wurden nicht verschraubt oder verschweißt, sondern ruhen auf besonderen Auflagen. Durch ihr Gewicht von etwa zwei Tonnen sollten sie nach den Berechnungen der Prüfer sicher liegen."
    Köstlich. :gg:

  • Find es schon ziemlig traurig, dass der Bahnhof, der so hochgelobt wurde, bei dem ersten Orkan schon fast auseinander fällt. Da kommen noch mehr, warscheinlich auch stärkere Orkane...
    Studi: Es ist aber schon ein Unterschied ob man von einem Dachziegel oder einem 2t schweren Stahlträger erschlagen wird... Ein Stahlträger als Deko.. Find ich irgendwie ziemlig einfallslos. Da gabs schonmal kreativere Architekten.. Naja in diesen Fall passt es ja zum Bahnhof.

  • Muss sagen, dass ich wirklich auch etwas negativ überrascht bin. Ich hatte schon gedacht, diese hässlichen Stahlteile hätten wenigstens eine (konstruktive) Funktion. Nicht, dass ich nicht auch die Auffassung habe, es könne die Funktion eines Deko-Elementes sein, einfach nur zu schmücken - aber bei solchen unästhetischen Dingen wie Stahlträgern, die man sonst eher versucht, zu verstecken, eben weil sie hässlich sind, gilt das kaum.
    Man kann sagen: die Elemente sind nutzlos, denn sie sind weder statisch notwendig, noch ästhetisch förderlich.
    Da zeigt sich mal wieder die Flachheit kontemporärer Architektur: will sie entgegen dem eigenen Dogma doch mal schmücken, dann fällt dem depravierten Architektenintellekt nur ein, was er sonst aus statischen Gründen ohnehin verbaut. Sancta simplicitas...

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Zitat

    Berliner Hauptbahnhof: Das dicke Ende kommt noch! (1)
    Ein wenig Wind, schon wackelt die millionenschwere Bausünde. Und weitere Katastrophen sind natürlich programmiert:

    Februar: Beim Aussteigen aus dem Intercity läßt die kleine Nadine versehentlich ihre Puppe fallen. Die Stahlverstrebungen des Bahnhofs ächzen unter der Last, als das Geschoß die Decken dreier Stockwerke wie Butter durchschlägt und erst vom Betonschädel Hartmut Mehdorns abgebremst wird. Der Bahnhof wird vierzehn Tage geschlossen.

    März: Trotz verstärkter Sicherheitsvorkehrungen und lückenloser Überwachung erleidet ein Passagier angesichts der neuen Fahrpreiserhöhungen einen hysterischen Hustenanfall. Diesmal kommt der Bahnhof nicht so glimpflich davon: Teile der Dachkonstruktion werden durch die Luft gewirbelt und werden später in Königs Wusterhausen gefunden. Die Kosten der Aufräumarbeiten kann die Bahn geschickt durch neue Fahrpreiserhöhungen auffangen.

    http://www.titanic-magazin.de

    "Nichts zeichnet eine Regierung mehr aus als die Künste, die unter ihrem Schutze gedeihen."
    Friedrich der Große

  • Es gibt neue Schäden am Hauptbahnhof. Das Glasdach hat an zwei bis drei Stellen über dem Haupteingang Risse, diese sind immerhin so groß, dass sie auch Passanten aufgefallen sind.

    Zitat

    Bahn-Sprecher Michael Baufeld bestätigte, dass es zwei bis drei Risse im Dach über dem Haupteingang an der Invalidenstraße gebe. Diese Beschädigungen sind immerhin so gut sichtbar, dass sie Passanten aufgefallen waren, wie die "Berliner Zeitung" berichtet.

    http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,461463,00.html\r
    http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,461463,00.html

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Zitat von "Antiquitus"

    Muss sagen, dass ich wirklich auch etwas negativ überrascht bin. Ich hatte schon gedacht, diese hässlichen Stahlteile hätten wenigstens eine (konstruktive) Funktion. Nicht, dass ich nicht auch die Auffassung habe, es könne die Funktion eines Deko-Elementes sein, einfach nur zu schmücken - aber bei solchen unästhetischen Dingen wie Stahlträgern, die man sonst eher versucht, zu verstecken, eben weil sie hässlich sind, gilt das kaum.
    Man kann sagen: die Elemente sind nutzlos, denn sie sind weder statisch notwendig, noch ästhetisch förderlich.
    Da zeigt sich mal wieder die Flachheit kontemporärer Architektur: will sie entgegen dem eigenen Dogma doch mal schmücken, dann fällt dem depravierten Architektenintellekt nur ein, was er sonst aus statischen Gründen ohnehin verbaut. Sancta simplicitas...

    Was ist an einem Stahlträger denn häßlich? Gerade das sichtbar lassen von konstruktiven Elementen ist doch etwas sehr schönes, wenn sie denn auch eine statische Funktion haben. Soviel ich weiss haben die Stahlträger am Bahnhof lediglich die Funktion die Fassade zu gliedern. Außerdem sollen sie laut Aussage Gerkans an die alten Bahnhofshallen mit ihrem typischen Stahl-Glas Überspannungen erinnern.

  • Zitat

    Außerdem sollen sie laut Aussage Gerkans an die alten Bahnhofshallen mit ihrem typischen Stahl-Glas Überspannungen erinnern.

    Ach ja, wenn man alles glauben will was modernistische Architekten behaupten dann bitte...

    Die schöne Kleider des Kaisers, der Vergleich geht mal wieder auf. :koenig:

  • Zitat von "Studi"

    Was ist an einem Stahlträger denn häßlich? Gerade das sichtbar lassen von konstruktiven Elementen ist doch etwas sehr schönes, wenn sie denn auch eine statische Funktion haben. Soviel ich weiss haben die Stahlträger am Bahnhof lediglich die Funktion die Fassade zu gliedern. Außerdem sollen sie laut Aussage Gerkans an die alten Bahnhofshallen mit ihrem typischen Stahl-Glas Überspannungen erinnern.

    Wie kann sich moderne Architektur eigentlich als fortschrittlich bezeichnen, wenn sie gegenüber der Architektur der Vergangenheit bis hinunter nach Mesopotamien oder Ägypten einfach nur erbärmlich schmucklos ist? Was muss man tun, um tatsächlich zu glauben, dass das Zeigen von Stahlträgern etwas mit Dekoration zu tun hat? Das gleicht ja geradezu einer Gehirnwäsche... *Kopfschüttel*

    Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Moderne ein pubertierendes Kind ist - bloß anecken, bloß provozieren, bloß nicht die simpelsten menschlichen Grundbedürfnisse für Ästhetik erfüllen. Dann den Klotz noch mit pseudointellektuellen Texten garnieren, fertig ist der Architekt.

    Ach ja, und ich bin kein alter Sack, der das Mittelalter wieder haben will, weil in meiner Jugend die Stadt, in der ich geboren wurde, abgebrannt ist - das klassische linke Totschlagargument - ich will in einer Stadt leben, wo einem nicht auf jedem öffentlichen Platz anbetrachts der ins Gesicht schlagenden Hässlichkeit der Architektur gleich der Brechreiz kommt.

    Ich bräuchte keine Rekonstruktionen, ich bräuchte keine historischen Gebäude, ich bräuchte auch kein Fachwerk - wenn die Moderne denn etwas bieten würde, was die gleiche Liebe zur architektonischen Arbeit verrät und die selbe Heimeligkeit verströmt. Doch davon leider bis heute Fehlanzeige. Ich kenne jedenfalls keinen von Sichtbetonbauten gesäumten Platz in irgendeiner deutschen Stadt, wo die Leute im Sommer draußen im Eiscafe sitzen.

    War jetzt leicht offtopic, aber das musste mal raus.

  • Moderne Architektur will doch gar nicht provozieren. Aber was sind denn Deiner Meinung nach die "simpelsten menschlichen Grundbedürfnisse für Ästhetik?" Das würde mich wirklich interessieren, zumal sich die mit der Zeit doch sehr ändern. Empfindet ihr ein Gebäude nur als schön wenn es möglichst reich geschmückt ist?

    Kann nicht ein Bauwerk (oder Gemälde, Skulptur usw.) nur durch seine reduzierte Form und die Reduktion auf das Wesentliche eine ganz eigene Ästhetik ausstrahlen? Ein designtes Objekt ist doch eigentlich dann perfekt wenn man nichts mehr wegnehmen kann, dasnicht gebraucht wird, und nicht wenn man nichts mehr an Verzierungen hinzufügen kann.

    Sicher gibt es auch meiner Meinung nach nur wenig moderne gut gestaltete Architektur. Ein Beispiel wäre der berühmte japanische Architekt Tadao Ando und seine Werke.

  • Zitat

    Was ist an einem Stahlträger denn häßlich? Gerade das sichtbar lassen von konstruktiven Elementen ist doch etwas sehr schönes, wenn sie denn auch eine statische Funktion haben. Soviel ich weiss haben die Stahlträger am Bahnhof lediglich die Funktion die Fassade zu gliedern. Außerdem sollen sie laut Aussage Gerkans an die alten Bahnhofshallen mit ihrem typischen Stahl-Glas Überspannungen erinnern.

    Das ist doch nun aber wirklich nachgerade absurd:
    Das entscheidende Argument der architektonischen Moderne für den Bauhaus-Stil und gegen das Ornament war doch immer, daß das Ornament keine statische Funktion erfülle (...was, nebenbei bemerkt, die Definition von "Ornament" ist und den Vorwurf daher ungefähr sinnvoll macht, wie es wäre, einem Stuhl vorzuwerfen, daß man ihn nur zum Sitzen, aber nicht als Badewanne benutzen kann). Das einzige, was ein Gebäude sollte zeigen dürfen, waren also Elemente, die eine statische Funktion erfüllen - wie eben z.B. Stahlträger.
    Wenn nun aber die Stahlträger am Hauptbahnhof gar keine statische Funktion haben, sondern selbst nur Ornament sind, dann führt sich diese Architektur-Ideologie doch selbst ad absurdum. Will sagen: wenn die Stahlträger nur Ornament sind, dann gibt es überhaupt kein Argument mehr dagegen, einen Bahnhof mit Korinthischen Säulen, barocken Sprenggiebeln, Mäandern o.ä. zu ornamentieren.

  • Zitat von "Studi"

    Moderne Architektur will doch gar nicht provozieren. Aber was sind denn Deiner Meinung nach die "simpelsten menschlichen Grundbedürfnisse für Ästhetik?" Das würde mich wirklich interessieren, zumal sich die mit der Zeit doch sehr ändern. Empfindet ihr ein Gebäude nur als schön wenn es möglichst reich geschmückt ist?

    Kann nicht ein Bauwerk (oder Gemälde, Skulptur usw.) nur durch seine reduzierte Form und die Reduktion auf das Wesentliche eine ganz eigene Ästhetik ausstrahlen? Ein designtes Objekt ist doch eigentlich dann perfekt wenn man nichts mehr wegnehmen kann, dasnicht gebraucht wird, und nicht wenn man nichts mehr an Verzierungen hinzufügen kann.

    Sicher gibt es auch meiner Meinung nach nur wenig moderne gut gestaltete Architektur. Ein Beispiel wäre der berühmte japanische Architekt Tadao Ando und seine Werke.

    Die Ornamentik und Plastik am Bau hat eine sechstausendjährige Geschichte, und seit 50 Jahren soll das plötzlich vorbei sein, um des Fortschritts willen? Ist die lange Tradition nicht der beste Beweis dafür, dass der Mensch ein Bedürfnis danach hat? Dass sich die Geschmäcker ändern, ist klar - aber alles zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte: dass es eine künstlerische Ausgestaltung gibt. Was in der zeitgenössischen Architektur nicht der Fall ist.

    Der einzige Grund für den Siegeszug von Beton, Glas und Stahl ist doch, dass man ein Gebäude heute ohne kunsthandwerkliche Berufsgruppen und mit minimalen Leistungen von Seiten des Architekten auf billigste Art und Weise hochziehen kann. Dass das Minimum der Formensprache das Optimum sei, ist die passende intellektuelle Ausrede dazu. Aber wie gesagt, das ist nur meine Meinung.

    Schubert von Soldern schreibt 1896 in seiner "Geschichte der Ornamentik und Plastik": Die Architektur ist höchste aller bildenden Künste, sie kann aber ohne Mithilfe ihrer Schwestern, der Skulptur und Malerei, nicht zur wahren Vollendung gelangen; erst in dem harmonischen Dreiklang der drei Künste ensteht das volle Kunstwerk der Architektur.

    Dem kann ich auch 101 Jahre später eigentlich nichts hinzufügen.

  • RMA:

    Zitat

    Der einzige Grund für den Siegeszug von Beton, Glas und Stahl ist doch, dass man ein Gebäude heute ohne kunsthandwerkliche Berufsgruppen und mit minimalen Leistungen von Seiten des Architekten auf billigste Art und Weise hochziehen kann. Dass das Minimum der Formensprache das Optimum sei, ist die passende intellektuelle Ausrede dazu. Aber wie gesagt, das ist nur meine Meinung.

    Das ist nicht nur deine Meinung, das ist die ganz "offizielle" Begründung für die Ablehnung des Ornaments in der Programmschrift der architektonischen Moderne, nämlich in Adolf Loos' "Ornament und Verbrechen": daß das Ornament nur Geld koste und keinen "Nutzen" habe. Und daß es daher in modernen Zeiten, in denen man sich gefälligst an der schnellen Rendite zu orientieren habe, abgeschafft gehöre:

    Zitat

    "Ornament ist vergeudete arbeitskraft [...] Heute bedeutet es auch vergeudetes material, und beides bedeutet vergeudetes kapital"

  • Zitat von "RMA"

    Schubert von Soldern schreibt 1896 in seiner "Geschichte der Ornamentik und Plastik": Die Architektur ist höchste aller bildenden Künste, sie kann aber ohne Mithilfe ihrer Schwestern, der Skulptur und Malerei, nicht zur wahren Vollendung gelangen; erst in dem harmonischen Dreiklang der drei Künste ensteht das volle Kunstwerk der Architektur.

    Dem kann ich auch 101 Jahre später eigentlich nichts hinzufügen.

    Ich auch nicht, denn Skulptur und Malerei haben ja auch einen Modernisierungsprozess durchgemacht. Darum sehen heutige Ornamente eben dementsprechend anders aus.

  • Philon
    Adolf Loos hat in deinem Zitat die Ornamentikvielfallt des Historismus mit seiner sinnentleerten Reproduktion Ornamente aller Stilrichtungen kritisiert.
    Er kritisierte nicht nur die damalige Baukunst, sondern hat eher sozialkritisch argumentiert. Diese Art der Ornamentik sah er als hinderlich an für den modernen Menschen. Sie war ja auch eher rückschritlich als fortschritlich. Stand im Gegensatz zur Industialisierung. Was bringen Barocke Schlossfassaden zur Straße, wenn fünf Personen hinter der Fassade auf einem Zimmer hausen müssen? Lieber das Geld für die Fassadengestaltung sparen und mehr Raum für die Menschen schaffen. Er dachte eher für die Arbeiterklasse als an Profite und Renditen.
    Seine in damaliger Zeit entststandenen Bauten haben mit dieser fragwürdigen Tradition gebrochen. Er hat aber stets seine Bauten als Gesamtkoposition von Architektur und Innenarchitektur gesehen.
    Dabei sind meiner Meinung nach wirklich einmalige Gebäude entstanden. Und er wird nicht Umsonst als Wegbereiter der Moderne bezeichnet.

  • Zitat von "Studi"

    Moderne Architektur will doch gar nicht provozieren. Aber was sind denn Deiner Meinung nach die "simpelsten menschlichen Grundbedürfnisse für Ästhetik?" Das würde mich wirklich interessieren, zumal sich die mit der Zeit doch sehr ändern. Empfindet ihr ein Gebäude nur als schön wenn es möglichst reich geschmückt ist?

    Nein, keineswegs! Reiche Ornamentierung ist zwar in manchen Gebaeuden am Platze und hoechst willkommen, aber mir gefallen unendlich viele Gebaeude mit sehr sparsamen, sehr diskreten Verzierungen. Was mir an solchen Gebaeuden Gebaeuden gefaellt ist ihre Harmonie und stille Wuerde.

    Zitat von "RMA"

    Schubert von Soldern schreibt 1896 in seiner "Geschichte der Ornamentik und Plastik": Die Architektur ist höchste aller bildenden Künste, sie kann aber ohne Mithilfe ihrer Schwestern, der Skulptur und Malerei, nicht zur wahren Vollendung gelangen; erst in dem harmonischen Dreiklang der drei Künste ensteht das volle Kunstwerk der Architektur.

    Dem kann ich auch 101 Jahre später eigentlich nichts hinzufügen.

    Ich meine, das sind derweil schon 111 Jahre. ;)

  • Zitat von "Philon"

    RMA:


    Das ist nicht nur deine Meinung, das ist die ganz "offizielle" Begründung für die Ablehnung des Ornaments in der Programmschrift der architektonischen Moderne, nämlich in Adolf Loos' "Ornament und Verbrechen": daß das Ornament nur Geld koste und keinen "Nutzen" habe. Und daß es daher in modernen Zeiten, in denen man sich gefälligst an der schnellen Rendite zu orientieren habe, abgeschafft gehöre...

    Ich beschäftige mich schon seit geraumer Zeit mit der Liegenschaftsbewertung von Zinshäusern. Zur damaligen Zeit könnte Loos mit seiner Aussage (muß nicht die ultima ratio sein!) vielleicht Recht gehabt haben.

    So, der Nutzen wird aber von einem potentiellen Investor heutzutage jedoch schon zumindest im Hinblick auf die Vermarktung eine gewisse Aufmerksamkeit zuerkannt.

    So erfährt das zu bewertende Gebäude nach Berücksichtigung der Ertrags- sowie Sachwertlage eine werterhöhende Marktanpassung, wenn das Gebäude eine gegliederte Fassade aufweist. Eigentlich klar, denn für ein reich gegliedertes, ästhetisch schönes Gebäude, ist der Käufer auch bereit mehr auf den Tisch zu legen, als für ein komplett entstucktes Gebäude ("hässliche Entlein-Effekt").

    Somit widerlegt die moderene Liegenschaftsbewertung die seinerzeitige Auffassung von Loos.

  • Dietmar Wischmeyer über den Bahnhof (wirklich gut!!!):

    http://www.radioeins.de/_/beitrag_jsp/…rag_155701.html

    und Titanic Teil II

    Zitat

    [23.01.2007]
    Berliner Hauptbahnhof: Das dicke Ende kommt noch! (2)
    April: Stararchitekt Meinhard von Gerkan bekommt erneut Recht: Das Berliner Landesgericht sieht es in einem Revisionsurteil als erwiesen an, daß die Bahn dem Originalentwurf von Gerkans nur in Teilen nachgekommen ist. In einer spektakulären Rückrufauktion läßt die Bahn allen direkten Anwohnern des Bahnhofs umgehend die Augen ausstechen, um sich vor weiteren Regressforderungen zu schützen; die Betroffenen sprechen von einer "großen persönlichen Erleichterung".

    Mai: Nachdem der Hauptbahnhof durch einen Betonsarkophag à la Tschernobyl und eine drei Meilen lange, von Selbstschußanlagen geschützte Sperrzone komplett von der Außenwelt isoliert wurde, scheint das umstrittene Gebäude endlich zur Ruhe zu kommen. Damit Bahnkunden die Hauptstadt überhaupt noch erreichen können, richtet die Bahn einen unfaßbar teuren Hundeschlitten-mit-Clowns-am-Steuer-Taxiservice ein. Auf die dementsprechend ins Ungeheure geschnellten Fahrpreise reagieren die Verbraucher geschickt, indem sie einfach weiter ohne Nachzudenken blechen, bis sie schwarz werden.

    "Nichts zeichnet eine Regierung mehr aus als die Künste, die unter ihrem Schutze gedeihen."
    Friedrich der Große

  • Zitat von "Studi"

    Ich auch nicht, denn Skulptur und Malerei haben ja auch einen Modernisierungsprozess durchgemacht. Darum sehen heutige Ornamente eben dementsprechend anders aus.

    Dann ist Modernisierung als gleich Degeneration? Heute sind wir ja schon so weit, dass die Verwendung von Naturstein anstatt Sichtbeton als progessiv gefeiert wird. :augenrollen:

    Zitat von "gerdsen"

    Philon
    Adolf Loos hat in deinem Zitat die Ornamentikvielfallt des Historismus mit seiner sinnentleerten Reproduktion Ornamente aller Stilrichtungen kritisiert.
    Er kritisierte nicht nur die damalige Baukunst, sondern hat eher sozialkritisch argumentiert. Diese Art der Ornamentik sah er als hinderlich an für den modernen Menschen. Sie war ja auch eher rückschritlich als fortschritlich. Stand im Gegensatz zur Industialisierung. Was bringen Barocke Schlossfassaden zur Straße, wenn fünf Personen hinter der Fassade auf einem Zimmer hausen müssen? Lieber das Geld für die Fassadengestaltung sparen und mehr Raum für die Menschen schaffen. Er dachte eher für die Arbeiterklasse als an Profite und Renditen.
    Seine in damaliger Zeit entststandenen Bauten haben mit dieser fragwürdigen Tradition gebrochen. Er hat aber stets seine Bauten als Gesamtkoposition von Architektur und Innenarchitektur gesehen.
    Dabei sind meiner Meinung nach wirklich einmalige Gebäude entstanden. Und er wird nicht Umsonst als Wegbereiter der Moderne bezeichnet.

    Die Schaffung eines "sozialen Faktors" in der Architektur ist auch durchaus zu begrüßen, ebenso wie die Kritik am Historismus sicher berechtigt ist - es gibt viel minderwertige Architektur aus der Zeit, die sinnentleert alle Stile durcheinander würfelt bzw. nebeneinander stellt. Aber eben auch Architekten, Künstler und Bauten, deren Neostile den ursprünglichen Stilen qualitativ in nichts nachstehen. Leider wurde der Historismus lange über einen Kamm geschert - oder wird es oft immer noch.

    Aber die Entwicklung der Moderne hat einfach den falschen Weg genommen - anstatt eine Symbiose aus Ästhetik und Zweckmäßigkeit zu schaffen, hat man sich zu einem gruseligen Lowcost-Minimalismus entwickelt, den man - was mich daran am meisten ärgert - pseudointellektuell zu verkaufen versucht.

  • Zitat

    Berlin - Der Absturz eines Stahlträgers von der Fassade des Berliner Hauptbahnhofs hätte nach Worten des Architekten Meinhard von Gerkan mit ursprünglich geplanten Haltevorrichtungen vermieden werden können. Die Sicherungsschienen wurden aber "unter der Regie der Bahn bei der weiteren Ausführung weggelassen", sagte Gerkan nach einer Sitzung des Bundestagsverkehrsausschusses heute in Berlin. Eine geplante "seitliche Führung" hätte verhindert, dass Teile abrutschen können, wie dies während des Orkans "Kyrill" am 18. Januar passiert war.

    [url=http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,463543,00.html]Berliner Hauptbahnhof: Architekt Gerkan wirft Bahn Versumnis vor - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Wirtschaft[/url]

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)