Der Vergleich der modernistischen globalistischen Architektur mit der Übernahme und eigenen Interpretation von Tendenzen in sehr kulturnahen Nachbarräumen hinkt. Am ehesten könnte man die klassische Antike als globalen Stil betrachten, weil das römische Reich eine erste genormte Zivilisation mit imperialem Anspruch verbreitet hat. Und viele Länder, nicht zuletzt das Deutschland (HRR) beriefen sich als Erben auf diese Zivilisation, die allerdings klare europäische Wurzeln hat. Gleichwohl wäre unsere regionale Kultur und die aller Länder arm, wenn seit Roms Zeiten keine regionale Baukultur entstanden und beibehalten worden wäre.
Heute aber gelten neue Regeln. Wenn man Globalisierung als faktisch naturgegeben akzeptiert, somit auch die Produkte globalistischer Kultur begrüßt (sofern sie ein paar Denkmal-Wohlfühlinseln übrig lässt), dann haben solche Gebäude durchaus sogar sehr große Qualität. Sie helfen dabei, regionale und nationale Erscheinungsbilder zu nivellieren. Sie führen also zu mehr globaler Gleichheit. Und all das ist ein gutes Mittel gegen Rechts, deren Vertreter sich ja bekanntlich gegen globale Gleichheit und für den Erhalt nationaler Besonderheit aussprechen.
Insofern wären mehr Bauten wie jene des Berliner Bahnhofsviertels, aber auch zahlreiche, als "austauschbar" klassifizierte Neubauviertel von positivem Nutzen. Sie haben schon neben der ästhetischen bereits eine politische Qualität. Und wenn sie dann noch im schicken Design daherkommen, dann ist es noch besser. So wird Globalisierung sogar schön.