Die schönsten Gründerzeitviertel Mitteleuropas

  • Im Thread "Gründerzeitliche Stadterweiterungen" wurde vielfach der Wunsch geäußert, 1. auch andere Städte mit schönen Gründerzeitvierteln in die Betrachtung einzubeziehen und 2. entstand eine erkennbare Lust, einzelne Viertel oder Städte intensiver vorzustellen.

    Da dachte ich mir, warum nicht einen deutlich "freieren" Strang eröffnen, in dem jeder nach Herzenslust sein(e) Lieblingsviertel vorstellen kann, ohne Beschränkungen bei der Bilderanzahl und ohne reduzierte Stadtauswahl? Ich hatte erst den Titel "Schönste Gründerzeitviertel Deutschlands" im Sinne, aber warum nicht erweitern auf Mitteleuropa, von mir aus auch Europa? Wenn jemand ein tolles Viertel vorstellen möchte, wäre hier der Ort.

    Ich fang auch gleich an. Durch den anderen Thread habe ich nochmal intensiver auch in vielen anderen Städten nach schönen Vierteln gesucht. Starten möchte ich mit Magdeburg. Ich wusste zwar auch von der Lektüre hier im Forum, dass die Gegend um den Hasselbachplatz eine besonders urbane Form der Gründerzeit aufweist, hatte mir aber gar kein Bild vom Ausmaß des Viertels in der südlichen Magdeburger Innenstadt gemacht. Ich hatte den Hasselbachplatz immer als eine Art "Insel" inmitten von Nachkriegsbebauung und -brachen wahrgenommen. Aber das ist ja ein richtiges Viertel, nicht nur ein, zwei Straßenzüge:

    So eine Ansicht, sage ich jetzt einfach mal, gibt es in Deutschland nicht noch einmal:

    (Vielleicht mit der Ausnahme von ein, zwei Straßenzügen in Kreuzberg (?)), aber teilweise haben diese Häuser 7 Geschosse zur Straße. Manche wirken fast amerikanisch durch die Höhe, hier leider zweigeteilt, weil es sonst nicht aufs Bild passt, erst unten:

    dann oben:

    So etwas gibt es sonst: nirgends (in Deutschland).

    Hier dann etwas "normalere", aber immer noch sehr großstädtische Dimensionen:

    Was für ein unheimliches Glück, dass das Viertel erhalten ist, trotz all der Trauer über die Verluste in der "richtigen" Altstadt.... die echte Überraschung war für mich wie gesagt das Ausmaß des Viertels, das sich durchaus noch in einige Neben- und Parallelstraßen zieht:

    Sehr vielseitige Gestaltung der herrlichen Fassaden:

    Was für ein Haus:

    Fortsetzung folgt....

    (Straßenansichten in diesem und allen folgenden Beiträgen von mir wenn nicht anders angegeben von AppleMaps, Luftbilder GoogleMaps)

  • Die sehr schmale Einsteinstraße:

    Einfach herrliche Fassaden:

    Was für Häuser:

    Nach Westen folgt dann recht abrupt ein Ende der Herrlichkeit:

    Das Haus rechts im Bild wurde anscheinend wieder aufgestockt, aber nur reduziert wiederbestuckt in den oberen Geschossen, ganz rechts eines wenigen "modern" renovierten Häuser aus der Nachwendezeit, ich vermute aber alte Bausubstanz:

  • Und das Finale, nochmal die quirligen Geschäftsstraßen:

    Was soll man dazu sagen:

    Aber auch die Nebenstraßen sind prachtvoll, dann oft ein Geschoss weniger:

    Eine lauschige Kreuzung - hier in den Wohnstraßen haben viele Häuser einen kleinen Vorgarten:

    Diese leicht reduzierten Renovierungen stechen hier besonders hervor - in vielen anderen Städten gölten sie als topsaniert:

    Rechts mal eines der letzten Häuser während der Sanierung (2020):

    Was für Häuser:

    Das letzte unsanierte Haus im gesamten Viertel:

    Das wars erstmal - den eigentlichen Hasselbachplatz habe ich gar nicht abgebildet, merke ich gerade. Er ist aber interessanterweise fast der gemischteste Bereich im gesamten Viertel mit ein paar Neubauten und den relativ gesehen "schlechtesten" (a.e. am weitesten zurückliegenden) Renovierungen:

  • Was für ein unheimliches Glück, dass das Viertel erhalten ist

    Leider ist zu DDR-Zeiten aber ziemlich viel Bausubstanz verfallen und nicht mehr vorhanden, das bemerkt man sofort, wenn man Vorkriegs-Luftaufnahmen mit z. B. Google Earth abgleicht. Das noch vorhandene begeistert aber dennoch.

    Easy does it.

  • Ja, das würde mich auch interessieren, was davon

    a) nie stand (oft sind "Lücken" an den Rändern solcher Gebiete nie bebaut gewesen)

    b) im Krieg zerstört wurden

    c) in der DDR-Zeit oder sogar noch danach abgerissen wurde

    Vielleicht kann ja MagdeburgerKind was dazu sagen. Ich würde z.B. mal schätzen, dass das Gebiet nach Westen zur Bahn hin und auch zur Elbe hin wie auch heute schon damals ziemlich abrupt endete. Im Süden folgen dann sehr bald wieder Altbauten südlich der Geißlerstraße und die Polizeidirektion am Buckauer Tor:

    Die kurze "Brache" zwischen diesen Gebieten, v.a. auf dem zentralen, nach Süden spitz zulaufenden Grundstück mit dem Parkplatz und dem Autoglas-Betrieb am Rand kann aber in der Tat noch größere Verluste entweder aus Krieg oder der DDR-Zeit enthalten.

    Meine (evtl. gewagte) Aussage: So wahnsinnig viel größer war das Gebiet an seinen westlichen, südlichen und östlichen Rändern auch vor dem Krieg nicht. Nur nach Norden hin sind wahrscheinlich größere Verluste zu beklagen, gipfelnd im Totalverlust der Barockpracht am Breiten Weg.

  • Wow, Magdeburg hatte ich garnicht auf meinem Schirm. Da können sich viele westdeutsche Städte ( keine Himmelsrichtung) eine Scheibe abschneiden. Das muss ich mir mal von NÄHEREN anschauen.

  • Danke Heinzer für den Einblick zum südlichen Gründerzeitquartier in Magdeburg. Dachte bisher es wäre nur eine kleine Insel am Hasselbachplatz. Die Sanierungen haben Leipzig-Niveau. Ähnliche Häuser in D sind in der Tat schwer zu finden. Berlin? Hamburg? wahrscheinlich.

    ...

  • Ja, das würde mich auch interessieren, was davon

    a) nie stand (oft sind "Lücken" an den Rändern solcher Gebiete nie bebaut gewesen)

    b) im Krieg zerstört wurden

    c) in der DDR-Zeit oder sogar noch danach

    Ein einziger Block (westlich der Hegelstrasse) wurde im Krieg zerstört. Da ist heute ein riesiger Kinderspielplatz drauf. Und zwei Einzelgebäude direkt am Hasselbachplatz. Und das eine oder andere Einzelgebäude in der Fläche.

    Meines Wissens wurde zu DDR-Zeiten nichts mehr abgerissen.

  • Ich würde z.B. mal schätzen, dass das Gebiet nach Westen zur Bahn hin und auch zur Elbe hin wie auch heute schon damals ziemlich abrupt endete. Im Süden folgen dann sehr bald wieder Altbauten südlich der Geißlerstraße und die Polizeidirektion am Buckauer Tor:

    Ja. im Westen war schon immer Eisenbahngelände bzw. Festungsgelände. Im Osten war schon seit Jahrhunderten die Stromelbe und daneben westlich ebenfalls Eisenbahngelände. Das Gründerzeitgebiet endete dort jeweils abrupt, wie Heinzer schon vermutete. Das Polizeigelände war früher eine Kaserne und stammt etwa aus derselben (Gründer-) Zeit. Und ab Geisslerstrasse (und südlich) stehen Gebäude aus etwa 1905, das war ebenfalls früher Festungsgelände, nur noch ein bisschen länger als der Hasselbachplatz.

  • Die kurze "Brache" zwischen diesen Gebieten, v.a. auf dem zentralen, nach Süden spitz zulaufenden Grundstück mit dem Parkplatz und dem Autoglas-Betrieb am Rand kann aber in der Tat noch größere Verluste entweder aus Krieg oder der DDR-Zeit enthalten.

    Nein, das Gebäude wurde erst nach der DDR-Zeit abgerissen. Es füllte nicht den gesamten Block aus und hatte nur 2 Geschosse. wenn ich mich recht entsinne.

    Vermutlich ist dort geplant, ein Gebäude zu errichten, das den Block besser ausnutzt.

  • Leider ist zu DDR-Zeiten aber ziemlich viel Bausubstanz verfallen und nicht mehr vorhanden, das bemerkt man sofort, wenn man Vorkriegs-Luftaufnahmen mit z. B. Google Earth abgleicht. Das noch vorhandene begeistert aber dennoch.

    Nicht das ich wüsste.Vermutlich sind das Kriegsverluste.

    Im Gegenteil, hatte man schon damals „komplex rekonstruiert“ (flächendeckend renoviert).

  • Diese leicht reduzierten Renovierungen stechen hier besonders hervor - in vielen anderen Städten gölten sie als topsaniert:

    In diesem Haus habe ich mal gewohnt- als Kleinkind , in der 60-er Jahren, als der Stuck abgeschlagen wurde. Ein großes Stück fiel damals durch die Fensterscheibe - hab heute noch eine kleine Narbe.

    Vor ca. 20 Jahren wurde die Fassade wiederbestuckt.

  • I'm using Google Translate. I apologize for possible mistakes.

    Riga, Lettland. In den 1890er bis 1910er Jahren entwickelte sich Riga intensiv und beherbergt eine Vielzahl von Bauwerken aus der Gründerzeit. Im Jahr 1914 war Riga nach St. Petersburg, Moskau und Warschau die viertgrößte Stadt des Russischen Reiches. Gemessen an der Einwohnerzahl war Riga größer als Großstädte wie Prag, Krakau, Dresden und Breslau.

    Aufgrund des raschen Wachstums von Industrie und Handel in der Stadt verachtzigfachte sich die Einwohnerzahl von Riga zwischen 1800 und 1913, und die Fläche verzehnfachte sich zwischen 1850 und 1913.

    In den frühen 1900er Jahren wurde Riga zur europäischen Stadt mit der höchsten Konzentration an Jugendstilarchitektur, mit etwa 50 architektonisch wertvollen Jugendstilgebäuden im mittelalterlichen Teil und mehr als 300 im übrigen historischen Zentrum.

    Aber es war auch das erste Mal, dass Letten hohe Positionen in der Stadt einnahmen. Der berühmteste lettische Architekt in Riga war zu dieser Zeit Konstantīns Pēkšēns, der mehr als 250 Gebäude entwarf. In diesem Abschnitt geht es um die Arbeit dieses lettischen Architekten. Seine Gebäude:


















    Meiner Meinung nach das schönste Gebäude

  • Riga, Lettland. Zweiter Teil.

    Die Elisabethstraße (lettisch Elizabetes iela) ist eine Straße im historischen Teil von Riga. Die Gesamtlänge beträgt 2.222 Meter.Es ist eine der großen innerstädtischen Straßen der Stadt und reich an Sehenswürdigkeiten und architektonischen Denkmäler.

    Blick auf die Straße (von vorne) und den perfekt erhaltenen Block dahinter.


    Getrennte Gebäude an der Elisabethstraße:
















  • Wie sieht es eigentlich in Italien und Frankreich aus? Gibt es da so spektakuläre Viertel aus dieser Zeit?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.