Köln - Heumarkt Fleischhallenareal - Abriss-/Neubaupläne Signal-Iduna-Haus

  • Jetzt haben wir gesehen, wie der Neubau aussehen wird, aber hier fehlt natürlich noch die Darstellung der historischen Situtation.

    Diese hat sich um die Jahrhundertwende, also bereits im Kaiserreich, sehr stark verändert.

    Zunächst ein Blick auf die Urkarte mit dem Stand von 1865:

    Heumarkt-Urplan.jpeg

    Wir sehen links in blau eingezeichnet das Areal, um das es geht. Südlich davon wurde später die Gürzenichstraße durch den Häuserblock hindurchgetrieben, da diese als Verlängerung der Schildergasse den Verkehr aus dem Westen auf die damals zweite Kölner Brücke aufnehmen sollte.

    Östlich davon auf dem Heumarkt sehen wir einen Häuserblock, der damals noch die Straße "Unter Hutmacher" vom Platz abtrennte, an anderer Stelle wurde hier im Forum schon darüber berichtet. Dieser Häuserblock wurde ebenfalls noch im Kaiserreich zwecks Platzverbreiterung abgerissen.

    Rechts im Bild sehen wir mehrere Häuserblocks, die für die neu gebaute Deutzer Brücke um die Jahrhundertwende abgerissen wurden.

    Hier noch einmal die Urkarte von dem betreffenden Areal:

    Uberblick.jpeg

    Wir sehen eine Beschriftung "Fleischhalle". Hier haben vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert die Metzger ihr Fleisch verkauft. Der angrenzende Heumarkt, der Viehmarkt von Köln, war mit diesem Gebäude also eng verknüpft.

    Auch der Kreuterplan weist auf die Fleischhalle hin:

    Heumarkt.jpeg


    Hier ein Foto aus einem Haus auf der anderen Seite des Heumarktes aufgenommen, rechts im Bild der angesprochene später abgerissene Häuserblock:

    1-Fleischhalle.jpeg

    Bildquelle: Rheinisches Bildarchiv, rba_mf063261, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/05205694

    2-Fleischhalle.jpeg

    Links des Durchgangs sieht man im ersten Obergeschoss zwischen Fenster 2 und 3 eine Nische mit einer Muttergottesfigur, laut Kreuter aus dem Jahr 1371, also aus der Erbauungszeit des Gebäudes.

    Über dem Durchgang befindet sich eine Figurengruppe, ebenfalls aus der Erbauungszeit. Sie wurde beim Abbruch des Hauses gesichert und findet sich heute im Stadtmuseum:

    3-Figurengruppe.jpeg

    Bildquelle: Museen Köln, https://museenkoeln.de/portal/bild-de…spx?bdw=2003_31

    Die Gruppe verbildlicht die damaligen Geschäfte auf dem Heumarkt, sie zeigt den Verkauf eines Ochsen. Der Link der Museen Köln unter dem Bild beinhaltet einen Text mit ausführlichen Informationen zum Gebäude und der Figurengruppe.

    Ein Blick in die Straße "Unter Hutmacher", kurz vor ihrem Ende:

    4-Unter-Hutmacher.jpeg

    Bildquelle: Rheinisches Bildarchiv, rba_061845, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/05216979

  • Solche Bilder zeigen natürlich auch, wie leicht das alte Stadtbild mit Neo-Danziger-Methoden wiederherstellbar gewesen wäre...

  • ursus carpaticus Bei den Häusern rechts neben dem heutigen Gebäude hat man beim Wiederaufbau sogar ein paar recht passable Adaptionen der Kölner Altstadtbauweise hinbekommen. War nur leider zu wenig und die Qualität zu gering.

    Weiter geht es mit historischen Bildern. Der Fleischhallen-Eingang wurde sogar gemalt, von Wilhelm Scheiner:

    5-Gemalde.jpeg

    Scheiner, Wilhelm, Heumarkt, Westseite, AquarellKln, 1890 (Kln, Klnisches Stadtmuseum, A I 3/1029 & HM 1907/148, rba_c000359).https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/05170101

    Auch Roland Anheisser hat das Ensemble mehrfach gezeichnet, hier eine Auswahl:

    6-Anheisser-1.jpeg

    Bildquelle: Rheinisches Bildarchiv, rba_mf166885, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/05216942

    7-Anheisser-2.jpeg

    Bildquelle: Rheinisches Bildarchiv, rba_mf166886, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/05216944

    8-Anheisser-3.jpeg

    Bildquelle: Rheinisches Bildarchiv, rba_mf166795, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/05211363

    9-Anheisser-4.jpeg

    Bildquelle: Rheinisches Bildarchiv, rba_mf166759, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/05211362

  • Der Ortsverband Köln hat folgenden offenen Brief an den Baudezernenten der Stadt Köln und die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses verfasst:

    Sehr geehrter Herr Greitemann, sehr geehrte Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses,

    mit der Neubebauung des Areals zwischen Gürzenichstraße und Heumarkt bietet sich der Stadt Köln nach dem Neuaufbau des Domhotels, den Wallarkaden am Rudolfplatz und dem Laurenz-Carré die nächste Gelegenheit, in zentraler Innenstadtlage Stadtreparatur zu betreiben und die wenig glückliche Nachkriegs-Situation zu verbessern. Bedauerlicherweise ist der Entwurf von Thomas Kröger Architekten zwar durchaus als Verbesserung der heutigen Situation einzuordnen, stellt aber neben den gerade aufgeführten Projekten die nächste verpasste Chance dar, die Stadt spürbar aufzuwerten.

    Städte wie Frankfurt, Dresden oder Potsdam haben gezeigt, wie positiv sich die Rekonstruktion der Vorkriegsbebauung auf das kulturelle Zentrum einer Stadt auswirken kann. Die schon genannten Bauprojekte in Köln hätten das Potential gehabt, das schlechte architektonische Image von Köln zu verbessern.

    Alternativentwurf.jpeg

    Der Ortsverband Köln von Stadtbild Deutschland e. V. setzt sich dafür ein, dass auch in Köln Rekonstruktionen als Möglichkeit zur Stadtreparatur in Betracht gezogen werden. Unser beigefügter Alternativentwurf für das Areal am Heumarkt zeigt, wie vielfältig und lebendig eine Rekonstruktion der alten Häuserzeile an dieser Stelle wirken würde. Da die Gürzenichstraße in ihrer heutigen Breite nicht mehr gebraucht wird, könnte sie mit dem geschichtsträchtigen gotischen Eingangsportal zur alten Fleischhalle teilweise überbaut werden. So würde ein Bau wiederkehren, der die Geschichte des angrenzenden Platzes und seines Namens wieder erlebbar machen könnte. Hier bestünde die Möglichkeit, die heute im Stadtmuseum befindliche Figurengruppe an ihren angestammten Platz über dem Portal zurückzuführen.

    Um zukünftige Chancen dieser Art nicht erneut verstreichen zu lassen, fordern wir die Erarbeitung einer Gestaltungssatzung für die Kölner Innenstadt, welche an zentralen Stellen im Falle einer Neubebauung auch die Fassadenrekonstruktion von Ensembles sowie von einzelnen Leitbauten vorschreibt. Städte wie Dresden oder Potsdam haben gezeigt, dass solche Vorschriften für Investoren sogar attraktiv sind, da sie ihnen Planungssicherheit geben.

    Das Herz von Köln hat es verdient, nach den schweren Zerstörungen im zweiten Weltkrieg endlich wieder zu der Schönheit zu gelangen, die es einmal besaß. Die Weichen für die Zukunft müssen dafür schon jetzt gestellt werden!

    Matthias Beusch

    Ortsverband Köln Stadtbild Deutschland e.V.

    Stadtbild Deutschland e.V. setzt sich sowohl bundesweit, als auch in zahlreichen Orts- und Regionalverbänden für traditionelles Bauen, Denkmalschutz und die Rekonstruktion baukulturell bedeutender Gebäude ein. Der gemeinnützige und politisch neutrale Verein wurde 2006 gegründet, der Kölner Ortsverband 2019.

    Der Brief ist auch auf unserer Webseite erschienen: https://verein-stadtbild-deutschland.org/koeln-rekonstr…etracht-ziehen/

  • Auf dieser Internetseite https://www.drost-consult.de/de/projekte/ne…hstrasse---616/ findet man auch die Plätze zwei und drei aus dem Wettbewerb, die in der Presse nicht aufgetaucht sind.

    Nochmal zum Vergleich, Platz 1 von Kröger Architekten:

    1681736221_tka_visu1.png

    1681736221_tka_visu2.png

    Platz 2 von Schilling Architekten:

    1681736221_schilling_visu1.png

    1681736221_schilling_visu2.png


    Platz 3 von NoAarchitecten:

    1681736221_noaarchitecten_visu_1.png

    Interessant, dass Giebel offenbar Teil der Vorgaben waren, oder haben die das etwa freiwillig gemacht?

    Ich finde den dritten Platz eigentlich am Besten, wegen der Andeutung der Kleinteiligkeit. Allerdings wirken die Erdgeschosse nicht besonders schön.

  • Interessant, dass Giebel offenbar Teil der Vorgaben waren, oder haben die das etwa freiwillig gemacht?


    Ich finde den dritten Platz eigentlich am Besten, wegen der Andeutung der Kleinteiligkeit. Allerdings wirken die Erdgeschosse nicht besonders schön.

    Wenn ich das richtig sehe, gerne korrigieren wenn nicht, sind alle Entwürfe der erste wirkliche Bruch hier bezüglich Dachlandschaft. Der Wiederaufbau hat doch in dem Bereich hier eine lokalspezifische traditionsbeseelte Dachlandschaft hervorgebracht. Dagegen sind diese glatten Giebel mittlerweile ein Standardprodukt in jeder Innenstadtlage mit etwas Bauerbe und Gestaltungseinschränkungen in Kraft in Deutschland. Es stimmt, der dritte Platz mildert den Bruch ab, indem er sehr schmale hohe Fassaden ineinander verschiebt und damit doch wieder einen lokalspezifischeren Eindruck macht, aber letztlich doch anders und stumpfer als es der Wiederaufbau tat.

    Ich finde das dramatisch, wenn der Nachkriegswiederaufbau mehr leistet, als ein Neubau, der sich hier auch noch mitten in das Ensemble drängt.

  • Der dritte Platz wäre tatsächlich ganz schön. Er nimmt die kleinteilige Struktur der rechten Nachbarn auf. Allerdings täte den Fassaden ein unterschiedliches Material, oder verschiedene Farben ganz gut. So ist es zu viel Rot an einem Fleck.

    Mit dem ersten Platz kann ich auch ganz gut leben. Die spitze Ecke imitiert wohl die bekannten Eckhauben der schönen Gründerzeitler. Für die Fenster würde ich mir noch Sprossen wünschen. Auch bin ich gespannt auf diese seltsamen und zahlreichen Dachfenster. Wie das wohl in der Realität wirkt?

  • Der dritte Platz wäre tatsächlich ganz schön. Er nimmt die kleinteilige Struktur der rechten Nachbarn auf. Allerdings täte den Fassaden ein unterschiedliches Material, oder verschiedene Farben ganz gut. So ist es zu viel Rot an einem Fleck.

    Mit dem ersten Platz kann ich auch ganz gut leben. Die spitze Ecke imitiert wohl die bekannten Eckhauben der schönen Gründerzeitler. Für die Fenster würde ich mir noch Sprossen wünschen. Auch bin ich gespannt auf diese seltsamen und zahlreichen Dachfenster. Wie das wohl in der Realität wirkt?

    Mit dem erstpatzierten Entwurf könnte ich überhaupt nicht leben. Mit dem Zweitplatzierten auch nicht. Zu grobschlächtig. Der Drittplatzierte Entwurf gefällt mir. Wie von Neußer vorgeschlagen - Giebelwände unterschiedlich gestalten - wäre die gesamte Platzwand sogar eine Bereicherung für den Heumarkt.