Tschernihiw und Umgebung

  • In diesem Thema geht es um die Stadt und das Verwaltungsgebiet (Oblast) Tschernihiw. Die Region ist ein Kernland ukrainischer Geschichte und Kultur. In der Tschernihiwschtschyna finden wir zwei bedeutende altrussische Städte - Fürstensitze der alten Rus - Tschernihiw und Nowhorod Siwerskyj. Darüber hinaus gibt es auch in weiteren Orten bedeutende Baudenkmale.

    Anlässlich des heutigen Nationalfeiertages beginne ich mit einem Foto vom 24. August 2011. Damals, am 20. Jahrestag der Erlangung der nationalen Unabhängigkeit, wurde in Tschernihiw am Hang unterhalb der Katharinenkirche die größte ukrainische Nationalflagge ausgebreitet. Die 1715 geweihte Katharinenkirche zählt zu den bekanntesten Werken der ukrainischen Baukunst. Während der russischen Invasion erlitt sie im Rahmen der Kämpfe um Tschernihiw leichite Schäden durch Granatsplitter.

    Tschernihiw, die Katharinenkirche und die größte Flagge der Ukraine am 20. Jahrestag der Unabhängigkeit des Landes

    (Foto: Nagyrniy Igor, 24. August 2011, CC-BY-SA-4.0)

  • Eine "Siedlung städtischen Typs" ist in der Ukraine (ebenso wie in Russland) eine Beinahe-Kleinstadt oder ein zu groß geratenes Dorf. Koselez (Козелець, Betonung auf der zweiten Silbe) ist eine solche Siedlung und hat etwa 7.000 Einwohner. Das lässt nichts Aufregendes erwarten. Doch gerade hier befindet sich eine der schönsten Kirchen der Ukraine - die Kathedrale der Geburt der Gottesmutter (Sobor Risdwa Bohorodyzi) oder Mariä-Geburts-Kathedrale. Die Kirche wurde in den Jahren 1752 bis 1763 erbaut, der zugehörige Glockenturm 1766-1770.. Ich habe hier einen interessanten Bildvergleich. Das erste Foto ist von 1942. Das zweite zeigt die gleiche Ansicht im Jahre 2015.

    Koselez (Tschernihiwskyj Rayon), Kathedrale der Geburt der Gottesmutter mit Glockenturm

    (Foto: Teller Ferenc, Sammlung Fortepan, 1942, CC-BY-SA-3.0)

    Koselez, Kathedrale der Geburt der Gottesmutter mit Glockenturm (Foto: Вiктор Полянко, 17. Mai 2015, CC-BY-SA-4.0)

    Erstaunlich ist, dass auf dem Foto von 1942 Kreuze auf dem Glockenturm und den Kirchenkuppeln zu sehen sind. Denn die Kirche wurde 1934 geschlossen, und die Bolschewiki haben nach Profanierungen in der Regel umgehend alle Kreuze entfernt. Im Zweiten Weltkrieg kam es zuweilen vor, dass Kirchen von der Besatzungsmacht wieder geöffnet wurden. Diese hier soll aber als Kriegsgefangenenlager und Pferdestall genutzt worden sein. Nach dem Krieg diente sie als Warenlager. Von 1961 bis 1982 fanden Restaurierungsarbeiten statt. Am 14. August 1993 konnte die Kathedrale der Geburt der Gottesmutter feierlich wiedereröffnet werden.

    Koselez liegt im Südwesten des Gebiets Tschernihiw, nordöstlich von Kiew.

  • Heute wurde in der Ukraine das Fest Spas (Verwandlung des Herrn) gefeiert, eine Art Erntedankfest. Gegen 11.30 Uhr Kiewer Zeit schlug im Stadtzentrum von Tschernihiw eine russische Rakete ein. Sieben Tote, mehr als 110 Verletzte. Wir können uns hier nur um die Gebäudeschäden kümmern. Besonders betroffen ist das Schewtschenko-Theater. Es ist ein Mehrspartenhaus für Musik und Schauspiel. Aktuell gibt es dort aber auch eine Ausstellung von Drohnenproduzenten. (Angaben nach BBC, russischer Dienst)

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    Tschernihiw, Schewtschenko-Theater (Foto: Liudmyla Pidlisna, 25. September 2019, CC-BY-SA-4.0)

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    Tschernihiw, das Schewtschenko-Theater nach dem russischen Raketenangriff

    (Foto: Григорiй Мазур, armyinform.com.ua, 19. August 2023, CC-BY-4.0)

  • Weitere Ansichten des beschädigten Schewtschenko-Theaters

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    Tschernihiw, das Schewtschenko-Theater nach dem russischen Raketenangriff

    (Foto: National Police of Ukraine, npu.gov.ua, 19. August 2023, CC-BY-4.0)

    Die Schauseite. Die stehende Figur in der Mitte des Giebelfeldes ist der Dichter Taras Schewtschenko. Das Theater trägt seit 1926 seinen Namen. Das heutige Gebäude wurde nach Kriegszerstörung des ursprünglichen Theaterhauses errichtet und 1959 eröffnet.

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    Das Schewtschenko-Theater nach dem Raketenangriff (Foto: Hryhorij Mazur (Григорiй Мазур), armyinform.com.ua, 19. August 2023, CC-BY-4.0)

    Die linke Seitenfassade. Man beachte die schöne Pilastergliederung! Die im Vordergrund herumliegenden Teile sind Reste des Blechdachs. Das Theater hat einen hölzernen Dachstuhl und ein graues Blechdach. Nur im hinteren Teil des Gebäudes, auf dem Bühnenhaus, blieb das Dach wohl intakt. In den vorderen Teilen des Gebäudes wurden - soweit man das sehen kann - alle Fenster zerstört. Die Schäden im Innern müssen erheblich sein. Die Außenfassaden sind jedoch weitgehend intakt.

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    Das Schewtschenko-Theater nach dem Raketenangriff (Foto: Hryhorij Mazur, armyinform.com.ua, 19. August 2023, CC-BY-4.0)

  • Beschädigt wurde am 19. August auch das Hotel Desna. Die beiden folgenden Ansichten wurden aus Richtung des Theaters aufgenommen. Das unter dem Namen Hotel Desna bekannte Gebäude dient heute nicht mehr als Hotel. Es hat eine Mischnutzung. Auch ein Gericht ist hier untergebracht. Das Hotel Desna gehört wie das Schewtschenko-Theater zum Gebäudeensemble des "Schönen Platzes" (Krasna ploschtscha), das nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges geschaffen wurde. Das Hotel Desna ist sowjetische Wiederaufbauarchitektur. Es wurde 1952 fertiggestellt und steht unter Denkmalschutz.

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    Tschernihiw, Hotel Desna (Foto: Olga Loboda 0806, 28. September 2018, CC-BY-SA-4.0)

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    Tschernihiw, das Hotel Desna nach dem Raketenangriff (Foto: Hryhorij Mazur, armyinform.com.ua, 19. August 2023, CC-BY-4.0)

  • Grauenhaft was die Russen schon 542 Tagen lange Tag für Tag vernichten: Mariupol, Charkiv und Odesa und noch tausende von Städten und Dörfer. Mit 1500 Marschflugkörper und hundertausenden Granaten um die Ukrainer zum Übergabe zu zwingen. Putins Russland wird nur so weitermachen. Die sind allen (80%) ganz überzeugt dass es kein selbständiges Ukraine geben kann. Was das Westen macht hilft hier bitter wenig!!! Und das Westen macht auch kein Faust gegen Putin.

    30 millionen Ukrainer können nur flüchten um ihres Leben zu retten. Die werden dann auch alle Eigentümer, Haus und Herd verlieren. 1/3 des Landes ist schon total kaputt geschossen.


    Das sind nur Fakten und keine politische Aussagen Herrn oder Frau Moderator!!

  • Ein Video aus dem Inneren des Gebäudes:

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  • Heute vor 55 Jahren in der Nacht vom 20. zum 21. August rollten russische Panzer in Prag ein.

    Sowjetische Panzer, nicht russische!

    Die Operation "Donau" war eine gemeinsame Unternehmung von fünf Teilnehmerstaaten des Warschauer Vertrages. Neben der UdSSR (nicht Russland) waren die DDR, Polen, Ungarn und Bulgarien beteiligt. Das militärische Oberkommando hatte Armeegeneral Iwan Pawlowski - ein Ukrainer aus Podolien. Sowjetischer Verteidigungsminister war zu der Zeit Andrej Gretschko - ein Ukrainer aus der Gegend nördlich von Taganrog. Sowjetischer Botschafter in Prag war in den wichtigen Jahren 1965 bis 1973 Stepan Tscherwonenko - ein Ukrainer aus der Region Poltawa. Tscherwonenko war viele Jahre in wichtigen Positionen in der Ukrainischen SSR tätig, bevor er ins sowjetische Außenministerium wechselte. Auch Leonid Breschnew stammte aus der Ukraine. Wichtige Jahre seiner Karriere verbrachte er in seiner Heimatregion Dnepropetrowsk.

    In der russischen Sprache wurde und wird der kommunistische Gesamtstaat als "Sowjetunion" oder "UdSSR" bezeichnet, nicht als "Russland". Im Westen ist man da leider oft schlampig und sagt "Russland", wenn die Sowjetunion gemeint ist. Dabei gerät leicht aus dem Blick, dass die Ukraine einen wichtigen Anteil an der Sowjetunion hatte.

  • Rastrelli, bis auf die DDR hast du recht:

    Nichtbeteiligung der DDR

    Propagandafoto des ADN vom 5. September 1968. Der Stellvertretende Minister für Nationale Verteidigung der DDR Siegfried Weiß besucht Einheiten und Truppenteile der NVA, „die an den gemeinsamen Handlungen der Bruderarmeen zum Schutze der sozialistischen Errungenschaften in der CSSR teilnahmen“

    Bereits im Mai 1968 war die Gefechtsbereitschaft der Grenztruppen der DDR erhöht worden. Die 7. Panzer- und die 11. motorisierte Schützendivision der Nationalen Volksarmee der DDR (NVA) unterstanden ab dem 29. Juli 1968 dem sowjetischen Oberkommando. Am Morgen des 21. August wurde der zivile Grenzverkehr in die ČSSR eingestellt. Einige grenznahe Orte wurden isoliert und durften nur noch von Einwohnern betreten werden. Ebenfalls an diesem Tag nahm der Propagandasender Radio Vltava seinen Betrieb auf. Er wurde von der DDR betrieben und vom Sender Wilsdruff bei Dresden in Richtung Tschechoslowakei auf Mittelwelle ausgestrahlt. Ziel war es, die Bevölkerung im Sinne der Warschauer-Pakt-Staaten zu beeinflussen. Der Sender stellte im Frühjahr 1969 nach massiven Protesten der Tschechoslowakei den Betrieb ein.

    An der Invasion selbst nahmen keine NVA-Truppen teil.[30] Der Entschluss darüber fiel erst wenige Stunden vor dem Beginn des Einmarsches und wurde der NVA-Führung vom Oberkommandierenden der Warschauer Vertragsorganisation Marschall Jakubowski mitgeteilt. Vermutlich sollten die Bürger der ČSSR im 30. Jahr nach dem Münchener Abkommen nicht durch den Anblick von Invasoren in deutscher Uniform zusätzlich verbittert werden. In Massenmedien der Paktstaaten wurden dennoch amtliche Stellungnahmen verbreitet, in denen eine Teilnahme der NVA behauptet wurde.

    Die DDR-Führung wertete die Reduzierung der Rolle der NVA auf lediglich unterstützende Maßnahmen als eine Zurücksetzung.[31] Die DDR-Führung täuschte die DDR-Bevölkerung absichtlich, indem sie Reportagen vom Einsatz der NVA-Truppen in der Tschechoslowakei verbreiten ließ. Einige westliche Journalisten fielen darauf herein und verbreiteten sie ebenfalls.[32]

    Am 23. August wurde die 11. motorisierte Schützendivision näher an die tschechoslowakische Grenze in den Raum AdorfAuerbachOelsnitz verlegt. Am 16. Oktober 1968 wurden die Truppen wieder dem Oberkommando der DDR unterstellt und einen Tag später in ihre Kasernen zurückverlegt.

  • Zurück zur Ukraine. Heute ist der 24. August, der Nationalfeiertag. Vorhin kam mir ein Motto für diesen Tag in den Sinn:

    Celebrating the Beauty of Ukraine

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    Tschernihiw, Blick vom Glockenturm des Trojizko-Illinskyj-Klosters zur Katharinenkirche (Foto: Iryna Bezyk, 6. Oktober 2018, CC-BY-SA-4.0)