Stuttgart - Das alte Stuttgart

  • hier noch einige Bildbeispiele zum

    ehemaligen Lustgarten und neuen Lusthaus in Stuttgart



    Kupferstich von Matthäus Merian, 1616

    Der Lustgarten lag nördlich vom Alten Schloss an der Stelle des heutigen Schlossplatzes. Herzog Ludwig ließ ihn nach 1580 vergrößern und 1583 - 1593 das Neue Lusthaus errichten.
    Architekt dieses Renaissance-Gebäudes war Georg Beer.



    Zeichnung von Karl Friedrich Beisbarth, 1844

    Neues Lusthaus

    Renaissance-Gebäude von Georg Beer, dessen Gebäudeblock von einer umlaufenden Altane mit vier Ecktürmchen umgeben war. Die Langseite war von einer doppelläufigen Freitreppe ins Obergeschoss unterbrochen.
    Das Gebäude wurde 1844/45 teilweise abgebrochen, die letzten Reste 1904 in den Schlossgarten verbracht.


    Reste der Freitreppe, 1904 in den Schlossgarten verbracht, gegenwärtig stark vom Verfall bedroht.

  • Max

    verstehe deinen einwand nicht ganz.

    nicht der verlust des lustgarten, sondern der des hauses ist doch der wesentliche aspekt. und dieses stand nicht auf dem neuen schloßplatz, sondern als platzabgrenzung auf der nördlichen seite des neuen schloßplatzes, anstelle der alten galerie (kunstgebäude bis 2004)

  • Stefan, Du hast doch selbst geschrieben:

    "Der Lustgarten lag nördlich vom Alten Schloss an der Stelle des heutigen Schlossplatzes. Herzog Ludwig ließ ihn nach 1580 vergrößern und 1583 - 1593 das Neue Lusthaus errichten. "

    Genau weiß ich es leider selbst nicht. In der jüngst hergerichteten Dürnitz des Alten Schlosses sind wunderbare Modelle des alten Stuttgart aufgestellt. Eines davon vom früheren Schloßpark. Dort könnte man die genaue Lage erkennen. Ich habe zwar Fotos davon, leider ist diesen die genaue Lage des Lusthauses nicht zu entnehmen.

    Also meine Meinung gilt nur unter der Annahme, daß dieses Gebäude ziemlich mitten auf dem heutigen Schloßplatz gestanden hatte.

  • nehmen wir mal an, das alte bild stimmt. dann sieht man m.m.n. auf altes schloss und stiftskirche von osten, d.h. von richtung heutigem kunsthaus aus auf die szene. wenn die abstände stimmen, dann stand das lusthaus ungefähr ggü. der heutigen oper auf der anderen seite des teiches und hinter dem kunsthaus.

    warum wurde es eigentlich abgebrochen?

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • @Max/Antiquitus

    Das Neue Lusthaus stand nicht auf dem Schloßplatz, sondern befand sich nördlich von diesem.
    Das Neue Lusthaus wurde Mitte des 19.Jhdt. teilweise abgebrochen für den Neubau des Hoftheaters, das wiederum Anfang des 20.Jhdt. ausbrannte.
    Nur das Treppenrelikt des Neuen Lusthauses wurde geborgen und an benannter Stelle aufgestellt.
    Das Hoftheater und die anderen Reste des Neuen Lusthauses wurden nach dem Brand beseitigt.
    An dieser Stelle wurde dann das - mittlerweile - ehemalige Kunstgebäude errichtet, welches im 2.WK ebenfalls zerstört wurde und schließlich vereinfacht wiederaufgebaut wurde.
    Interessant zu wissen ist, dass es auch noch ein Altes Lusthaus gab, welches in der Tat zusammen mit weiteren Baulichkeiten für den neuen Schloßplatz abgebrochen wurde.


    Vor dem Neuen Schloss liegt der symmetrisch angelegte Schlossplatz, der ursprünglich Teil des herzoglichen Lustgartens war und mit vielen kleinen Gebäude und Gartenbezirken verziert und nach den Vorstellungen der Renaissance mit unterschiedliche Bauten und Gartenpartien ausgestaltet war. Wesentliche Elemente waren das Neue Lusthaus von 1593, eine prächtige Orangerie und das vielbestaunte Grottenwerk. Dieser Garten bestand bis etwa in die Mitte des 17. Jahrhunderts.
    Zur Anlage des Schloßplatzes riss man 1782 ein zweigeschossiges Vogelhaus und das 1553 erbaute Alte Lusthaus ab.



    Kunstgebäude, das anstelle des abgebrannten Hoftheaters steht, dessen Kern auf das 1593 errichtete Neue Lusthaus zurückgeht.



    Tunier im Lustgarten; im Hintergrund mittig das Alte Lusthaus, am rechten Rand das Neue Lusthaus und ganz links die Stuttgarter Altstadt mit den Türmen der Stiftskirche.



    Im Vordergrund, etwas aus der Mitte nach rechts gerückt, der fürstliche Lustgarten mit dem Neuen Lusthaus, mittig im Hintergrund die Türme der Stiftskirche, links von ihr das Alte Schloß. Und unter dem linken großen Turm des Alten Schlosses ist das Alte Lusthaus zu erkennen, welches schließlich u.a. für das Neue Schloß und den neuen Schloßplatz weichen mußte.



    Das Neue Lusthaus von 1593



    Das Neue Schloß mit nördlichen Schloßgarten (goßes Oval - Bildmitte), westlich vom Neuen Schloß der neue Schloßplatz (im Bild rechts) und dahinterliegendem Alten Schloß. Südlich des Neuen Schloß der heutige Karlsplatz (im Bild über dem Neuen und links vom Alten Schloß) sowie östlich die heute nicht mehr existierenden Baulichkeiten des Neuen Schloß (im Bild links vom eigentlichen Neuen Schloß)

    Interessant für die Thematik ist aber v.a. der Bau rechts des Schloßgartens und vor dem Schloßplatz. Es handelt sich dabei um das Neue Lusthaus, das hier mit Veränderungen auf der Nordfassade auf den Standort als nördliche Abgrenzung zum Schloßplatz
    deutlich hinweist.



    Das Hoftheater aus der Mitte des 19.Jhdt. deutet in dieser Abbildung mit dem verzierten Giebel und dem rückwärtigen Dach an, dass offensichtlich nicht das komplette Neue Lusthaus für dessen Neubau weichen mußte. Es dürfte sich wahrscheinlich anfänglich mehr um einen, wenn auch eingreifenden, Um- und Erweiterungsbau gehandelt haben.
    Bis zum Brand des Hoftheaters war aber wohl nicht mehr viel vom einstigen Neuen Lusthaus übrig, wenn man berücksichtigt, dass auch in seiner 250jährigen Geschichte immer wieder bauliche Veränderungen vollzogen wurden (vergl. hierzu auch Bild darüber). Allein das heute bedrohte Treppenrelikt ist übrig geblieben. :traurigboese:


    Alte Stadtpläne bestätigen übrigens zusätzlich den Standort des ehemaligen Neue Lusthauses, das zum Hoftheater erweitert wurde, als nördliche Abgrenzung zum Schloßplatz und anstelle des Kunstgebäudes.

  • Schönen Dank Stefan ! Gibt es eigentlich noch die Parkanlagen
    nordnordöstlich von dem Neuen Schloß ? Oder ist da nur noch eine
    Rasenfläche ? Früher scheint es dort ja einen richtig schönen Park
    gegeben zu haben mit einem See und vielen Bäumen etc.

  • Oliver

    Du meinst den Oberen Schloßgarten!?

    In seiner historischer Form existiert dieser nicht mehr.
    Er wurde zuletzt zusammen mit dem Mittleren Schloßgarten 1951 umgestaltet und wird gegenwärtig durch weite Rasenflächen, Seen und Wasserspielen sowie Schach- und Bocciafeldern bestimmt. Allenfalls einige alte Bäume blieben aus früherer Zeit erhalten.

  • Danke, Stefan. Mich würde ja mal interessieren was die Landschafts-
    architekten heutzutage alles so machen. Haben die umgeschult zum
    Straßenbauarchitekten ? Denn künstliche Landschaften in unseren
    Städten gibt es fast gar nicht mehr ! :weinen:

  • Nachkriegsumbauten von Parkanlagen sind ähnlich von statten gegangen wie Nachkriegsmodernisierungen von Altbauten.

    Berühmte Beispiele wären der Garten der Villa Hügel in Essen, bei dem auch fast alle Nebengebäude dran glauben mussten...

    ... sowie der Ebertplatz in Köln:

    Ebertplatz (damals deutscher Platz) um die Jahrhunderwende:

    und 1975:

    http://www.bildindex.de">http://www.bildindex.de

    Erschreckend, oder?

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Stefan, Vielen Dank für diese schöne Ausarbeitung "Lusthäuser und Schloßplatz" :)

    Mit den Himmelsrichtungen habe ich in Stuttgart trotz gewisser Übung immer noch so meine Probleme. Das liegt in erster Linie daran, daß der Talkessel in seiner Längsrichtung von SW nach NO erstreckt.
    In "meinem" vereinfachten Koordinatensystem läge vom heutigen Schloßplatz aus gesehen das Neue Schloß südlich und der Königsbau nördlich.

    Egal, nun meine Gedanken zu Deinem Beitrag:
    - Turnierbild: Da dachte ich zuerst, das Neue Lusthaus am rechten Bildrand läge etwa beim heutigen Wittwer. Bis mir dann klar wurde, Standpunkt ist das (damals wohl noch fiktive) Neue Schloß.

    - Die Linie Neuer Lustgarten - Altes Schloß auf dem ersten Stich

    deutet auf eine Lage des Alten Lusthauses im Innenhof (alias Ehrenhof?) des heutigen Neuen Schlosses hin.

    - Auf dem wunderschönen "Luftbild-Stich" sind mir zwei Dinge aufgefallen:
    1.) Die Königstraße verläuft spitzwinkliger zum Schloßgarten, was ein Zeichenfehler sein muß, denn es ist kaum vorstellbar, daß die gesamte Domkirche später verschoben wurde.
    2.) Das Neue Schloß zusammen mit seinen sog. "Baulichkeiten" und dann noch im Verein mit Schloß Ludwigsburg hätten Versailles womöglich den Rang abgelaufen - ohne daß man noch Schloß Hohenheim hätte anstrengen müssen…

    Dann finde ich noch etwas beruhigend, daß es um das Hoftheater nicht allzu schade ist. In dem ganzen heute noch bestehenden Ensemble hätte es keinen vorderen Rang eingenommen. Außerdem hat es gewisse äußerliche Ähnlichkeit mit dem rekonstruierten Wilhelma-Theater, wäre also selbst innerhalb der Stadt wenig besonders.


    Thema schloßnahe Parkanlagen:
    Wenn auch nicht mehr im alten Gewand, sind die Oberen, Mittleren und Unteren Schloßgartenanlagen heute vielgenutzter, beliebter und ansehnlicher Blickfang.
    Lediglich der Schloßplatz selbst hat noch das Barocke. Vielleicht auch eine Anlage (Rosengarten?) am Schloß Rosenstein.
    Der sich fast schon am Neckar anschließende Rosensteinpark und die Hohenheimer Gärten sind im Englischen Stil, letzterer mit eingestreuten Ruinen und römischem Wirtshaus…
    Schloß Solitude hat eher keine besonderen Parkanlagen und das Bärenschlößle liegt schon richtig im Wald.
    Nicht gefällt mir der Karlsplatz, der immer irgendwie dunkel und schmuddelig wirkt, sei auf ihm Flohmarkt oder auch nicht.[/b]