Abriß historischer Fachwerkhäuser in Lichtenau Baden (Muckenschopf, Scherzheim)

  • Als ich durch die zum Teil leider nicht mehr so malerischen Dörfer im Rastatter Umland fuhr, bemerkte ich, dass wieder ein Fachwerkhaus aus dem frühen 18. Jhd. abgerissen wurde. Seit 1990 sind es mindesten schon 30 historische Fachwerkhäuser, die von den Besitzern einfach abgerissen wurden und der Trend setzt sich scheinbar fort.

    Der Trick ist immer derselbe:

    Erst wird die Scheune abgerissen oder völlig unpassend ausgebaut und ein 08/15 Wohnhaus hingeklotzt. Dann wird das vorgelagerte Fachwerkhaus sich selbst überlassen. Fehlende Dachpfannen sind dabei sehr erwünscht, beschleunigen sie doch den Verfall. Schließlich darf dann das Haus abgerissen werden.

    Viele Dörfer haben es mit dieser Methode geschafft, sich von einem malerischen Dorfcharakter zu eiem völlig langweiligen Aussehen zu wandeln.

    Historisches Fachwerkhaus Hanauerstraße in Muckenschopf

    Vor dem Abriss:

    heute:

  • Um intakte Städtchen und Dörfer zu erleben muss man ins benachbarte Elsass fahren. Dort geht man eben nicht so leichtfertig mit der historischen Bausubstanz (und auch dem Landschaftsbild) um wie in Baden-Württemberg. Die Elsässer freuen sich dementsprechend über viele Touristen, gerade aus Deutschland. Umgekehrt ist das eher selten.

    In dubio pro reko

  • Kaiser Karl 12. August 2022 um 11:23

    Hat den Titel des Themas von „Abriß eines historischen Fachwerkhauses in Muckenschopf“ zu „Abriß historischer Fachwerkhäuser in Lichtenau Baden (Muckenschopf, Scherzheim)“ geändert.
  • Ich habe noch ein Foto gefunden, was ich hier teilen möchte.

    ca. einen Kilometer von dem obigen Fachwerkhaus in Muckenschopf entfernt befindet sich das Dorf Scherzheim. Dort habe ich auch rein zufällig ein altes Fachwerkhaus fotografiert, was auch sehr ursprünglich aussah. Die Scheune war bereits abgerissen und dort ein typisches Einfamilienhaus errichtet worden. Das hatte mich dazu gebracht, das alte Fachwerkhaus nochmal zu fotografieren. Und tatsächlich - etwas später war das historische Haus verschwunden.

    Vor dem Abriss:

    und nach der "Bereinigung" des Grundstücks. Die Plastikgartenzwerge fehlen noch und der typisch deutsche Dorfcharakter stimmt.

  • Ich lese hier schon seit einigen Jahren im Forum, da ich mich auch sehr für den Erhalt historischer Gebäude interessiere und es eine Schande ist, diese abzureißen.

    Aufgrund des Beitrags zum Thema Scherzheim habe ich mich nun auch hier angemeldet, um meine Kritik zu äußern.

    Ich komme aus der Gegend um Offenburg und verfolge das alles schon sehr lange, was in der Region passiert, sprich das häufige abreißen von historischen Gebäuden - meist Fachwerkhäuser, die typisch für die Region sind. Fährt man ins Elsass, befindet man sich in einer anderen Welt. Es ist eine absolute Schande, wie man in Baden-Württemberg mit dem umgeht, was sogar Kriege überstanden hat. Die Badner/Schwaben u.ä. haben doch scheinbar so wenig Bezug zur eigenen Geschichte, dass man nach Belieben einfach alles durch Neubauten ersetzt. Egal ob in Willstätt (Hanauerland), Offenburg, dem Ried (Altenheim, Ichenheim), Kehl… man reißt ab und ersetzt Fachwerkhäuser durch belanglose Neubauten, die überhaupt keinen Bezug zur Region haben. Es ist und bleibt eine Schande. Wenn das so weitergeht, sehen die Dörfer, in den noch Fachwerkhäuser stehen, irgendwann so aus wie z.B. Sinzheim bei Baden-Baden.

  • Fährt man ins Elsass, befindet man sich in einer anderen Welt.

    Meine Rede. Hat mit der Mentalität zu tun. Die Franzosen sind stolz auf ihre Kultur und alles was damit verbunden ist, die Deutschen...ach, lassen wir das. Ich bin froh, dass Städte wie Straßburg oder Colmar heutzutage jenseits der Grenze liegen und so vor unserem Umgang mit dem baulichen Erbe geschützt bleiben.

    In dubio pro reko

  • Was ich nicht verstehe, warum gibt es im Elsass diese hohe Anzahl an Fachwerkhäusern und auf der deutschen Seite so wenige? Es gibt Orte, da steht nicht ein einziges mehr (Sinzheim). Natürlich aufgrund der Kriege, der Nachkriegszeit und der aktuellen Zeit, bei der man alles abreißt, was nicht mehr schön ist. Dennoch frage ich mich, warum es auf französischer Seite zahlreiche Orte gibt, die wie im Mittelalter aussehen und auf deutscher Seite kaum historisch geschlossene Ortskerne gibt. In Baden gibt es nur wenige Orte, die mit den Orten im Elsass vergleichbar sind (z.B. Gengenbach, Schiltach, die Ried- und Hanauerland-Dörfer, Ettenheim…).

  • Ich denke es liegt in erster Lienie an schlechtem Geschmack und kulturellem Desinteresse. Alles was alt ist, ist ein Zeichen für Armut. Wer es sich leisten kann reißt das Alte ab und baut sich was Neues hin. Mit viel Eigenleistung, angespornt von der ständig ausgestrahlten Baumarktwerbung, Fenster und Türen Dachrinnen und Putze gibt es ja alles in Massenfertigung in den Baumärkten zu kaufen. Also wird dieses Angebot genutzt und ruckzuck steht da ein neues gut gedämmtes völlig austauschbares Baumarkthaus. Der Nachbar, der noch in einem Fachwerkhaus wohnt, wird mitleidig belächelt weil er wohl zu wenig Geld für einen Neubau hat. Dann noch ein SUV vor dem Haus und das Klischee ist bedient.

  • Das mag einer der Gründe sein, völlig richtig! Hinzukommt, dass genau diese Leute jedes Jahr nach Südeuropa in den Urlaub fliegen/fahren und sich in Italien über historische Innenstädte freuen, da die ja so herrlich alt sind. Daheim lässt man es aber zu, dass unsere eigene Geschichte Stück für Stück dem Erdboden gleichgemacht wird. TRAURIG!

    Es ist aber gut, dass es überall auch Engagierte gibt (auch hier im Forum), die sich für den Erhalt solcher Gebäude einsetzen. Dabei ist es ein guter Anfang, wenn man überhaupt auf dieses Thema aufmerksam macht.

    Ich frage mich nur, warum es in Deutschland überhaupt einen Denkmalschutz gibt.

  • Selbst da, wo sich noch ein historisches Stadtbild erhalten hat, neigen die Deutschen dazu alles totzusanieren und jedem alten Charme den Garaus zu machen.
    Hier lassen sich auch gut historische elsässische und historische Schwarzwälder Städtchen vergleichen. Im Elsass wirkt alles sehr viel authentischer. Putz darf mal etwas bröckeln, ein Farbanstrich etwas verblassen, ein Dach etwas verwittert sein und historische Ladeneinbauten werden erhalten. So ein nach tausendjährigem Schlaf gerade erst wachgeküsstes Dornröschen, wie Riquewihr, hat nur Frankreich zu bieten.
    Auf der anderen Seite im Schwarzwald muss jedes Haus wie gerade erst rekonstruiert, frisch gestrichen und frisch gedeckt ausehen. Läden müssen modern und steril sein. Dazu noch überall moderne Stadtmöblierung. Betonklötze anstatt schöne, herkömmliche Bänke oder moderne Baumarktleuchten oder Stelen anstatt einer romantischen Straßenlaterne, und reden wir erst gar nicht von moderner Stadt"kunst".
    Ich hatte vor einigen Jahren etwas mit Tourismus zu tun, vor allem mit Gästen aus den USA, UK, Japan und China. Diese waren alle sehr viel überzeugter von Frankreich, nicht nur wegen dem ohnehin schon sehr viel besseren Tourismus-Image.
    Eine Frage, die in Deutschland oft aufkommt, weil man von den Zerstörungen des 2. Weltkriegs weiß, ist, ob alles neu rekonstruiert ist. Musste oft etwas peinlich berührt zugeben, dass es tatsächlich alt ist, aber man in Deutschland etwas übergründlich saniert. Typisch deutsch halt, haha! sad:)

    Übrigens, traurig aber wahr, in Japan wird Deutschland seit Jahren immer unattraktiver als Reiseziel. Wo sich einst Scharen japanischer Touristen tummelten, sind sie heute überwiegend durch chinesische Reisegruppen ersetzt. Aber wir driften vom eigentlichen Thema ab... *seufz*

  • Ich denke, es gibt auch regionale Unterschiede. In Ostdeutschland ist der Umgang mit Baudenkmälern z.B. ein ganz anderer als in NRW oder BW. In unserem "Ländle" trifft das, was Kaiser Karl geschrieben hat, jedenfalls vollumfänglich zu.

    In dubio pro reko

  • Schade um diese Häuser, aber wer möchte denn darin noch leben?

    Wenn zumindest die Landwirtschaft erhalten bleibt, können wir froh sein, denn Bauer will auch keiner mehr sein.

  • Selbst da, wo sich noch ein historisches Stadtbild erhalten hat, neigen die Deutschen dazu alles totzusanieren und jedem alten Charme den Garaus zu machen.
    Hier lassen sich auch gut historische elsässische und historische Schwarzwälder Städtchen vergleichen. Im Elsass wirkt alles sehr viel authentischer. Putz darf mal etwas bröckeln, ein Farbanstrich etwas verblassen, ein Dach etwas verwittert sein und historische Ladeneinbauten werden erhalten. So ein nach tausendjährigem Schlaf gerade erst wachgeküsstes Dornröschen, wie Riquewihr, hat nur Frankreich zu bieten.
    Auf der anderen Seite im Schwarzwald muss jedes Haus wie gerade erst rekonstruiert, frisch gestrichen und frisch gedeckt ausehen. Läden müssen modern und steril sein. Dazu noch überall moderne Stadtmöblierung. Betonklötze anstatt schöne, herkömmliche Bänke oder moderne Baumarktleuchten oder Stelen anstatt einer romantischen Straßenlaterne, und reden wir erst gar nicht von moderner Stadt"kunst".
    Ich hatte vor einigen Jahren etwas mit Tourismus zu tun, vor allem mit Gästen aus den USA, UK, Japan und China. Diese waren alle sehr viel überzeugter von Frankreich, nicht nur wegen dem ohnehin schon sehr viel besseren Tourismus-Image.
    Eine Frage, die in Deutschland oft aufkommt, weil man von den Zerstörungen des 2. Weltkriegs weiß, ist, ob alles neu rekonstruiert ist. Musste oft etwas peinlich berührt zugeben, dass es tatsächlich alt ist, aber man in Deutschland etwas übergründlich saniert. Typisch deutsch halt, haha! sad:)

    Übrigens, traurig aber wahr, in Japan wird Deutschland seit Jahren immer unattraktiver als Reiseziel. Wo sich einst Scharen japanischer Touristen tummelten, sind sie heute überwiegend durch chinesische Reisegruppen ersetzt. Aber wir driften vom eigentlichen Thema ab... *seufz*

    Es ist richtig, dass wir alles totsanieren. Wir haben wohl die meisten Auflagen, aber da kenne ich mich nicht aus. Hat natürlich auch Vorteile, wenn man hier an die baufälligen und eingestürzten Altbauten in Marseille denkt. Oder den Sanierungsstau in Italien, da es hier zu viele Altbauten und zu wenig Mittel gibt.

    Im Elsass wird aber auch vieles enorm aufgewertet, indem Straßen und Plätze saniert werden (Pflastersteine, Gehwege etc.). Überall sieht man bepflanzte und gepflegte Ecken. Ich meine auch, dass es einen jährlichen Wettbewerb in Frankreich gibt, der das schönste Dorf Frankreichs kürt. Dementsprechend werden alle Orte aufgehübscht.

    In meinem Bekanntenkreis (alle aus der Gegend zw. Karlsruhe und Freiburg) schauen alle neidisch auf die andere Rheinseite. Aber den meisten ist es einfach zu bunt & kitschig! Es ist teilweise wie Disneyland. Ich bezweifle auch, dass die Häuser in ihrer Entstehungszeit so knallbunt gestrichen wurden?

    Und noch ein Aber. Ich als Kreativer muss zugeben, dass das Elsass eine perfekte Außendarstellung als gesamte Region besitzt. Man spricht hier von einer optimalen Corporate Identity. Das Elsass ist eine Marke mit hohem Wiedererkennungswert. Zum Glück hat hier auch der Schwarzwald in den letzten Jahren aufgeholt. Man hat das staubige Image abgelegt, besinnt sich auf seine Eigenheiten und interpretiert sie neu (Kunst, Kultur, Dialekt etc.). Das nützt den Fachwerkhäusern aber wenig. Es wird abgerissen und ein grauer Klotz mit Plastikfenstern hingestellt. Ich bin nicht gegen die Moderne, aber bitte mit Bezug zur Region.

    Und zu den Japanern. Wenn ich so über den Tourismus nachdenke. Besser weniger als mehr! Und die Japaner haben auch so einige Baudenkmäler verloren und nicht wiederaufgebaut. Aber da schweife ich ebenso ab…

    Ich hoffe immer, dass jedes Fachwerkhaus am Oberrhein eine Chance hat gerettet zu werden und ich finde es jedesmal furchtbar, wenn ich wieder eine Stelle in der Region sehe, wo eines abgerissen wurde. :unsure: Ich fahre so oft durch meine Heimat und ich rege mich immer wieder auf…

  • Und zu den Japanern. Wenn ich so über den Tourismus nachdenke. Besser weniger als mehr! Und die Japaner haben auch so einige Baudenkmäler verloren und nicht wiederaufgebaut. Aber da schweife ich ebenso ab…

    Magst du erläutern warum? Tourismus ist gut. Schwemmt Geld in die Kassen, schafft Arbeitsplätze, erhöht das Ansehen in der Welt, die Soft Power, wie du als Kreativer sicher weißt...
    Und während es Orte in der Welt gibt, wo der Tourismus tatsächlich Überhand nimmt, und negative Nebeneffekte eintreten, ist das Tourismusaufkommen in Deutschland noch meilenweit davon entfernt.
    Und speziell zu Japanischen Touristen:
    Diese sind mit die beliebtesten touristischen Gäste in jedem Land. Höflich, leise/unauffällig, genügsam und geben viel Geld aus. So ist es z.B. fester Brauch der Familie, Freunden und Arbeitskollegen omiyage (souvenirs) von seinem Trip mitzubringen. Und da lässt man sich nicht lumpen.
    Es ist in vielerlei Hinsicht traurig, dass den Japanern langsam die Germanophilie abgeht.

  • Magst du erläutern warum? Tourismus ist gut. Schwemmt Geld in die Kassen, schafft Arbeitsplätze, erhöht das Ansehen in der Welt, die Soft Power, wie du als Kreativer sicher weißt...
    Und während es Orte in der Welt gibt, wo der Tourismus tatsächlich Überhand nimmt, und negative Nebeneffekte eintreten, ist das Tourismusaufkommen in Deutschland noch meilenweit davon entfernt.
    Und speziell zu Japanischen Touristen:
    Diese sind mit die beliebtesten touristischen Gäste in jedem Land. Höflich, leise/unauffällig, genügsam und geben viel Geld aus. So ist es z.B. fester Brauch der Familie, Freunden und Arbeitskollegen omiyage (souvenirs) von seinem Trip mitzubringen. Und da lässt man sich nicht lumpen.
    Es ist in vielerlei Hinsicht traurig, dass den Japanern langsam die Germanophilie abgeht.

    Nicht so einfach ;) und ich möchte auch nicht zu stark vom Thema abweichen. Gegen die Japaner habe ich ja nichts, dürfen gerne kommen. Nur bin ich eher der Typ für den sanften Tourismus und für weniger überlaufene Orte. Wie sehr leidet der Schwarzwald unter dem Motorradlärm und den Tagestouristen, die nicht viel Geld ausgeben.

    Deutschland hat ja auch andere gut funktionierende Standbeine und eine enorm starke Wirtschaft - vor allem der Südwesten - da sind wir weniger auf Touristen angewiesen. Unser Image nach außen ist ziemlich gut (z.b in Brasilien). Da jammern die Deutschen vielleicht gern.

    Tourismus ja, aber nicht zu viel. Wenn jedoch die historischen Gebäude in irgendeiner Art vom Tourismus profitieren sollten, da die jeder ansehen möchte, man diese dadurch restauriert bzw. erhält und denen neues Leben einhaucht, dann gerne mehr Tourismus. Somit profitieren auch Gemeinden, die evtl. mehr davon abhängig sind.

  • Und noch ein Aber. Ich als Kreativer muss zugeben, dass das Elsass eine perfekte Außendarstellung als gesamte Region besitzt. Man spricht hier von einer optimalen Corporate Identity. Das Elsass ist eine Marke mit hohem Wiedererkennungswert

    Das ist völlig richtig, aber hier ist etwas zu berücksichtigen. Ja es stimmt, wenn ich durch elsässische Orte wie Reichenweier, Bergheim oder Colmar streife, dann erfreue ich mich an den malerischen Gassen und Plätzen. Aber: Was nützen mir perfekt erhaltene Orte, mit dem Wissen im Hinterkopf, dass deren (Original) Bewohner leichtfertig ihre deutsche Identität weggeworfen haben bzw. verleugnen? Früher konnte man sich im Oberelsass problemlos mit den Einheimischen auf Schweizerdeutsch reden, da man alemannische Dialekte sprach. Heutzutage muss man froh sein, überhaupt jemanden anzutreffen der etwas Deutsch spricht. Und das ist etwas das mich traurig macht, wenn Menschen nicht zu dem stehen können, was sie ausmacht bzw. wer sie sind.

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Das ist völlig richtig, aber hier ist etwas zu berücksichtigen. Ja es stimmt, wenn ich durch elsässische Orte wie Reichenweier, Bergheim oder Colmar streife, dann erfreue ich mich an den malerischen Gassen und Plätzen. Aber: Was nützen mir perfekt erhaltene Orte, mit dem Wissen im Hinterkopf, dass deren (Original) Bewohner leichtfertig ihre deutsche Identität weggeworfen haben bzw. verleugnen? Früher konnte man sich im Oberelsass problemlos mit den Einheimischen auf Schweizerdeutsch reden, da man alemannische Dialekte sprach. Heutzutage muss man froh sein, überhaupt jemanden anzutreffen der etwas Deutsch spricht. Und das ist etwas das mich traurig macht, wenn Menschen nicht zu dem stehen können, was sie ausmacht bzw. wer sie sind.

    Auch das ist wieder ein anderes Thema. Das Elsass gehört wirtschaftlich zu den stärksten Regionen Frankreichs, dementsprechend profitiert die Region von einer Zuwanderung aus ganz Frankreich, sowie dem Ausland. Von denen spricht wohl niemand Deutsch oder Elsässisch. Frankreich hat in der Nachkriegszeit das Elsässische bewusst zurückgedrängt und heute sprechen den Dialekt immer weniger. Es gibt jedoch den Trend, dass wieder mehr Deutsch unterrichtet werden soll. Man spricht auch gerne vom Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau und einer stärkeren Zusammenarbeit. Aber davon merken beide Seiten viel zu wenig. Den Oberrhein könnten man zusammen vermarkten. Das ist wohl Zukunftsmusik.

    Es zeigt sich aber auch, das die Elsässer stolz auf ihr Elsass sind, und Elsass nicht unbedingt Frankreich ist ;)

  • Anekdotisch kann ich hierzu ein Gespräch beitragen, das mein Vater in den 1950er Jahren mit einem Elsässer Bauern führte: "Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden wir zwangsweise an Deutschland angeschlossen, weil sie sagten, wir sprechen deutsch, also sind wir Deutsche. Ich habe dafür gesorgt, dass keines meiner Kinder auch nur ein einziges Wort Deutsch spricht, damit das nie wieder passiert."

  • Wie gesagt, alte Wunde aufzureißen führt am Thema vorbei. Man sieht einfach, dass sich die Elsässer mehr um ihre historischen Gebäude kümmern, als auf der deutschen Seite, da alles totsaniert und optimiert wird. Natürlich gibt es auch im Elsass Gebäude, die irgendwelchen Neubauten, oder Parkplätzen weichen müssen. Aber nicht in dem Ausmaß, wie es in Baden-Württemberg der Fall ist.

  • Ich habe hier auch eine schöne Gegenüberstellung - Elsass und Oberrhein (Baden). Furchtbar! Irgendwann steht nichts mehr auf deutscher Seite.

    (Eigene Fotos)