• Pellens Park in Bremen-Marßel

    Pellens Park sollte jetzt eigentlich erst mal der letzte Park im Bremer Norden sein, den ich kurz vorstelle. Es gibt noch eine ganze Reihe weiterer Parks hier oben wie z. B. den Dillener Park oder die Ökologiestation, aber ich finde, das lohnt sich nicht recht, sie hier abzubilden. Besonders letztere hat an Glanz verloren, seitdem die Stadt die zur Station gehörige große historische Villa an einen Privatmann verkauft hatte. Man hatte von dort einen wunderbaren Blick auf eine große Wiesenlandschaft Jetzt ist alles abgezäunt, es macht keinen Spaß mehr, sich da aufzuhalten.

    Aber zurück zu Pellens Park: Die Informationslage über den Park ist sehr dürftig. Der Park war Eigentum des Gutbesitzers Johannes Pellens, der Ende des 19. Jahrhunderts für seine Frau eine große Villa bauen ließ. Sie wurde 1976, wie das in Bremen gerade in dieser Zeit nun mal so üblich war, abgerissen. Viele Jahre diente die "Villa Marßel" als beliebtes Ausflugslokal.


    Pellens hatte ein großes Herz für Kinder und Jugendliche und spendete 1927 drei Hektar seines Landes an die Gemeine mit entsprechender Zweckbestimmung: Für Sport, Spiele und Abenteuer sollte es zur Verfügung gestellt werden.

    Der heutige Park besteht lediglich aus Laubbäumen und einigen Wiesen und Sportanlagen. Also nichts Besonderes. Auf dem Weg zum Park geht es über eine Ahornallee:

    Am Eingangstor. Man sieht im Hintergrund den Laubwald, so sieht der gesamte Park aus (bis auf die Wiesenflächen)


    Ansonsten einige Sportanlagen, Wiesen.....:


    Das war´s dann auch schon, interessant noch mein Rückfahrterlebnis:

    Bei dem Gebäude handelt es sich um eine ehemalige Zigarrenfabrik aus dem 19. Jahrhundert. Jetzt ist daraus das Museum: Köksch un Qualm geworden. Die Mitarbeiter führen einen in Originalkleidung der damaligen Zeit durch das Museum.


    Die Gestaltung des Eingangs ist natürlich wieder mal so was von daneben. Die Architekten kommen aus ihrer modernen Schleife einfach nicht raus. Das gilt auch für die oberen Fenster.

    Ansonsten, ein schöner Fries:


    Zum Schluss noch eine Bewertung: Der Park gibt zwar nicht viel her! Dass ich mich aber trotzdem entschlossen habe, Pellens Park hier einzustellen, dafür gibt es zwei Gründe:

    Einmal dokumentiert die verlorene Villa die Abrisswut jener Jahre. Was in Bremen in den 50er - 70er-Jahren alles abgerissen wurde an historischer Architektur, das ist wirklich beispielslos. Dem ging in der Regel eine Minderbewertung der Gebäude voraus. Das galt besonders für die Riesenvillen, wie die "Villa Marßel. Wir finden diese großbürgerlichen, verlorenen Villen in einigen Stadtteilen im Bremer Norden, ansonsten noch in Schwachhausen, Oberneuland, Horn-Lehe. die dazugehörigen großen Grundstücke wurden nach Abriss der Villen parzelliert, um Bauland für die wohlständige Bevölkerung zu schaffen. Es ist ein Jammer.

    Zweitens ist der Park erwähnenswert, weil der Eigentümer Johann Pellens drei Hektar Land an die Gemeinde für Kinder verschenkt hat. Wo gibt es so was sonst noch. Meist wird doch eine so große Fläche in Geld umgewandelt.

  • Ichons Park und Landhaus Caesar-Ichon

    Wir machen jetzt einen großen Sprung vom Bremer Norden in den östlichen Stadtteil Oberneuland. Hier gab es mal sehr, sehr viele private Parkanlagen, die aber im laufe der Zeit zu Baugrundstücken umgewandelt wurden. Einige sind aber noch übrig geblieben.

    Ichons Park ist mit seinem beeindruckenden Landhaus ein kleiner, aber feiner, 2 Hektar großer Park und befindet sich direkt an der Oberneulander Landstraße. Das anfangs größere Grundstück wurde 1726 von dem Seidenkaufmann Simon Post erworben und dann 1768 in barocker Form nach Plänen von Gottlieb Altmann angelegt. Im Jahre 1810 wurde er in einen englischen Garten umgewandelt.1826 kaufte der Bremer Senator Gerhard Caesar das Grundstück und baute darauf 1843 ein zweigeschossiges weißes Landhaus mit Mittelrisalit und Walmdach im Stile des Klassizismus. 1912 kaufte die Familie Ichon, nach der der Park benannt wurde, das Grundstück.

    Heute befindet sich auf dem Gelände außerdem der fünfgeschossige Bau einer Seniorenwohnanlage, deren 70er-Jahre-Stil das Parkerleben massiv beeinträchtigt und dessen Abbildung ich uns hier ersparen will. Es ist wahrscheinlich der Tatsache geschuldet, dass durch die Nutzung als Altenwohnsitz der Rest des halböffentlichen Parks erhalten werden konnte. Eine typische Bremer Lösung. Die Stadt hätte seinerzeit das Parkgelände auch selbst kaufen können, verzichtete dann aber darauf.

    Das Landhaus im klassizistischen Baustil

  • Das Fürstenpaar: Höpkens Ruh und Muhles Park

    Im Stadtteil Oberneuland befanden sich mal sehr viele Landschaftsparks, viele wurden aufgelöst, um darauf Häuser zu bauen. Es ist ein Jammer, weil durch den Abriss der darauf stehenden Gebäude auch die Architektur des 19. Jahrhunderts und viele Gartenkunstwerke verschwanden und eher belanglosen Neubauten Platz machen mussten.

    Höpkens Ruh und Muhles Park sind zwei dieser öffentlichen Landschaftsparks, die noch übriggeblieben sind. Sie liegen direkt nebeneinander, nur durch eine schmale Straße voneinander getrennt. Schräg gegenüber befindet sich auf der anderen Straßenseite Ichons Park, gerade erst oben vorgestellt.

    Der sieben Hektar große Park Höpkens Ruh ist als romantischer Landschaftspark gestaltet worden und wurde um 1800 angelegt.1859 erwarb der Kaufmann und Reeder Johann Höpken das Landgut und vererbte es dann 1873 der Stadt Bremen.

    Muhles Park entstand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der weiträumige Park ist im englischen Stil gehalten: eine freie Sichtachse lässt den Betrachter große Teile des Parks überblicken. Mitte der 1970er-Jahre verkaufte die Eigentümerfamilie das Grundstück an die Stadt Bremen - und nicht an einen Investor!

    Diese zwei nebeneinander liegenden Landschaftsparks sind ein Glücksfall für die Hansestadt. Selten gelingt es, zwei zusammenhängende Parkgrundstücke zu erhalten.

    Höpkens Ruh

    Very romantisch

    Eichenallee

    Linnaeus-Obelisk

    Der Linnaeus-Obelisk wurde zum Gedenken an die Naturforscher Carl von Linné, Albrecht Wilhelm Roth, Albrecht von Haller und Nikolaus Joseph von Jacquin aufgestellt.

    Parkbankanlage, im Hintergrund der Obelisk

  • Man muss sich immer vergegenwärtigen, dass das da draußen ja auch noch Bremen ist. (Das ist mir eigentlich bei Knoops Park erstmalig so richtig bewusst geworden.) Nachdem was man so bei Street View sieht, scheint es sich um eine nette, aber wohl auch teure Wohngegend zu handeln. So einen gehobenen stadtdörflichen Charakter findet man hier allenfalls in Isernhagen. Jedenfalls hatte ich Oberneuland überhaupt nicht auf dem Schirm. Sehr schön, wieder was dazu gelernt.

  • Man muss sich immer vergegenwärtigen, dass das da draußen ja auch noch Bremen ist. (Das ist mir eigentlich bei Knoops Park erstmalig so richtig bewusst geworden.) Nachdem was man so bei Street View sieht, scheint es sich um eine nette, aber wohl auch teure Wohngegend zu handeln. So einen gehobenen stadtdörflichen Charakter findet man hier allenfalls in Isernhagen. Jedenfalls hatte ich Oberneuland überhaupt nicht auf dem Schirm. Sehr schön, wieder was dazu gelernt.

    Das "draußen" hängt u. a. wohl damit zusammen, dass Bremen im Vergleich zu Hannover mehr als 60% größer ist und zudem über große landwirtschaftliche Flächen, die man nicht einer Großstadt zuordnen würde, verfügt. Da Du Knoops Park im Bremer Norden ansprichst, auch die Länge zwischen 40 und 50 Kilometer spielt eine Rolle. Bremen scheint mir die längste Stadt Deutschlands zu sein.

    Bezüglich des stadtdörflichen Charakters Oberneulands: der wurde auch durch die Aktivitäten reicher Bremer Kaufleute im 19. Jahrhundert geprägt, sie bauten hier ihre Landhäuser, versehen mit Parkanlagen.

  • Muhles Park

    Kommen wir nun zum direkt neben "Höpkens Ruh" liegenden "Muhles Park", damit unser "Fürstenpaar" eins wird. Beide Parks stehen seit 1984 unter Denkmalschutz.

    Landhaus Böving wurde 1815 im klassizistischen Stil gebaut, 1922 umgebaut. Das Hofmeierhaus (nicht abgebildet) entstand 1922 im Stil der Reformarchitektur.

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    Die Gartenvase und deren Sockel stammen aus dem Jahre 1830.


    Historische Bank

    Weitläufig

    Baumgruppen


    Weiden am Parkrand

    Fazit: Zwei dicht nebeneinander liegende Parkanlagen, die gartenkünstlerisch unterschiedlich gestaltet sind, das ist wohl einmalig in Deutschland. Besucher können einmal den romantischen "Höpkens Ruh" genießen, um dann flugs auf die andere Seite eines Weges zu einem englischen Landschaftspark zu wechseln. Es sind diese unterschiedlichen Eindrücke bremischer Gartenkunst, die den Reiz dieser beiden Parks ausmachen.

  • Alter Adel!

    Der Herzog: Heinekens Park (Teil I)

    "Bremens kostbarste Gartenanlage" Der Bremer Denkmalpfleger Rudolf Stein.

    Bewegt man sich auf der Oberneulander Straße vom Park Höpkens Ruh ca. zwei Kilometer weiter, kommt man zum inzwischen nur noch 2,7 Hektar großen" Heinekens Park" mit seinem Landgut und seinem Hofmeierhaus, entstanden im 17./18. Jahrhundert.

    Eingang

    Hofmeierhaus

    Der Name des Parks geht zurück auf den Bremer Bürgermeister (seit 1792) Christian Abraham Heineken, der das Landgut erbte. Heineken war es, der später einen insgesamt 27 Hektar großen Park um das Gutshaus herum vom Gartengestalter Gottlieb Altmann anlegen ließ. Im Park befinden sich heute noch Statuen, sie stellen die vier Elemente Feuer, Wasser und Luft dar. Die Statue Terra (Erde) steht heute im Park des Focke Museums in Schwachhausen.

    Entwicklung des Parks




    Die vier Skulpturen: Feuer, Wasser, Luft und Erde

    Element Erde, heute im Garten des Focke-Museums

    Quellen Bilder, Infos, Fotos: Bremisches Jahrbuch Band 59, 1981, Oberneuland Archiv, eigene Fotos.

  • Heinekens Park - Teil II


    Heinekens Park war zunächst ein französisch/holländischer Barockgarten mit kunstvoll geschnittenen Hecken. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden daraus Teile zu einem romantischen Landschaftspark umgestaltet. Bemerkenswert ist das noch erhaltene Heckenrondell, das schon um 1770 angelegt wurde. Wohl inspiriert von den großen Vorbildern Versailles und Fontainebleau wurde eine monumentale Heckenarchitektur angelegt. Die Hainbuchenhecke hat eine Höhe von 6,25 Meter und eine von 38 Rundbogenöffnungen durchbrochene Mauerlinie. Sie umschließt einen elliptischen Platz, dessen Längsachse 50 Meter misst, die Breitseite 39 Meter.

    Heckenrondell, zwei historische Aufnahmen


    Die Hecke hat noch ihre "Füße", das sind die Verbreiterungen unten an den Heckensäulen. Die gibt es heute nicht mehr. Vermutlich zu viel Aufwand.

    Heute


    Umgeben ist das Rondell von einem Weg der durch eine weitere 2 Meter hohe Hecke begrenzt wird. Da hier auch nach Vorbildern aus der Barockzeit Theateraufführungen stattfanden, wird diese wohl einmalige Anlage auch als Heckentheater bezeichnet. Die Hainbuchenhecken wurden von den Heinekens als eine Art Familiensymbol angesehen: Hain(h)ecken.

    Bei Theaterveranstaltungen konnten sich die Schauspieler in die zweite Reihe zurückziehen und tauchten dann zwischen den Heckensäulen für ihren Auftritt wieder auf.


    Bedeutsam ist der Park auch wegen seines alten Baumbestands. Hier ein Beispiel, im Hintergrund das Heckenrondell.


    Quellen Bilder, Infos, Fotos: Bremisches Jahrbuch Band 59, 1981, Oberneuland Archiv, eigene Fotos.

  • Heinekens Park - Teil III

    Das Gutshaus Heineken von 1790 stammt aus der Epoche des Klassizismus, wurde dann 1871 zu einem siebenachsigen Gebäude mit einem zweigeschossigen Mittelrisalit und einem Giebel erweitert. Seit 2018 befinden sich dort 7 Wohnungen.

    Oben: Im Hintergrund ein achtgeschossiger Wohnblock. Unten: Seitenansicht des Gutshauses. Anbauten aus der Epoche des Historismus.

    Bedeutsam ist der Park aber auch wegen seines Namensgebers, Christian Abraham Heineken. Der frühere Landvermesser wurde später Bremer Bürgermeister. Neben seinem Grundstück in Oberneuland verfügte er auch über ein Stadthaus in der Nähe des Doms. Dort ist heute die Bremer Denkmalschutzbehörde untergebracht.

    Stadthaus Heineken und Landesdenkmalamt Bremen


    Als die letzte der Heinekens, die im Gutshaus wohnte, 2016 Jahren verstarb, gings für die verbleibende Verwandtschaft zur Sache. Die Erben verkauften, gegen den noch zu Lebzeiten erklärten Willen der Mutter, die verbleibenden historisch bedeutsamen Schätze. Im Gutshaus gab es ein Zimmer, in dem man sich nur mit der Geschichte der Heinekens, insbesondere mit seinem Bürgermeister, beschäftigte. Alte Karten wurden ausgestellt bzw. gelagert, sein Zeichenbesteck und sonstiges. Aber warum ist das so wichtig? Weil die Geschichte des Bürgermeisters Heineken auch die Geschichte Bremens ist!

    Der für die Bremer Geschichte so bedeutsame Nachlass der letzten hier noch lebenden Heineken wurde zur Versteigerung zu Sotheby´s in London gebracht. Käufer aus der ganzen Welt griffen zu. Das Staatsarchiv Bremen erwarb noch vor der Versteigerung eine wichtige Karte über Bremens Geschichte, die Heimbachkarte von1748, für einen hohen Preis. Dabei sollte diese und anderes historisches Material aus dem Zimmer nach dem Willen der alten Dame eigentlich an die Stadt Bremen gehen und nicht an private Nutzer und Sammler. Damit aber nicht genug. Der Haupterbe packte auch die Statuen aus dem Garten ein und wollte diese verkaufen. Davon bekam das Landesdenkmalamt noch rechtzeitig Wind und reagiert sofort: ein Verkauf wurde unterbunden, die Statuen stehen unter Denkmalschutz und weiterhin im Garten.


    Zur jüngeren Geschichte:

    Im heutigen Bremer Norden, an der Lesum und in Blumenthal, sowie in Horn und Oberneuland entstanden vor 200 Jahren großbürgerliche Landsitze in aufwändig gestalteten Parkanlagen. Vieles davon wurde hier schon vorgestellt und abgebildet. In den 1970er-Jahren setzte ein Verwertungsdruck ein, der in mehreren Fällen zu gravierenden Eingriffen führte.

    Die Familie Heineken wollte aufgrund zu hoher Kosten für die Erhaltung des inzwischen nur noch 4,78 Hektar großen Privatparks diesen in 2000 m2 große Parzellen für den Bau von Einfamilienhäusern aufteilen.1969 bot sie dem Senat ein 2,7 Hektar große Areal zum Kauf an.Der Senat erklärte sich allerdings aus finanziellen Gründen außerstande, den Park zu erwerben. 1970 sollte auch noch der Rest des Parkgeländes bebaut werden, was aber nach Protesten verhindert wurde. 1971 schlug die Stadt dann einen Kompromiss vor, wie er häufig in Bremen zu finden ist: an der nördlichen Grenze des Parks sollte ein achtgeschossiges, terrassenförmig angelegtes Hochhaus entstehen, errichtet von der Nordwestdeutschen Siedlungsgesellschaft. Andere Grundstücksteile wurden privatisiert und mit Einfamilienhäusern bebaut. Seit 1975 ist der Park öffentlich und steht unter Denkmalschutz.

    Kompromissbau am Parkrand

    Die neueren 70er-Jahre-Einfamilienhäuser kann man kaum sehen, lohnt sich allerdings auch nicht. Dafür sorgen auch schon die Schilder:


    Als kulturgeschichtliches Denkmal ist Heinekens Park unersetzlich. Ein Pfarrer formulierte es mal so:

    Wegen seiner Lustpflanzungen, Alleen und prächtigen Gärten pflegte man Oberneuland als das Bremer Paradies zu bezeichnen. Heinekens Park trägt dazu sicherlich einen Großteil bei.

    Quellen Bilder, Infos, Fotos: Bremisches Jahrbuch Band 59, 1981, Oberneuland Archiv, eigene Fotos.

  • Landgut Holdheim - Teil I.

    Wir fahren jetzt von Heinekens Park kommend einige hundert Meter auf der Oberneulander Straße weiter bis zur Apfelallee. Dort biegen wir links ein und sehen dann gleich auf der rechten Seite das Gut Holdheim, ein ehemaliges Anwesen mit Herrenhaus und Park. Es steht seit 1973 unter Denkmalschutz. Im frühen 19. Jahrhundert wurde auf dem Grundstück ein klassizistisches Herrenhaus errichtet sowie ein Park von dem Bremer Landschaftsgärtner Isaak Altmann angelegt. Zudem wurde auf dem Gelände ein Hofmeierhaus gebaut und ein Fischteich ausgehoben.

    So sieht es heute aus:

    Auf der Rückseite wurden dann Kompromisse gemacht, man kann nur mit dem Kopf schütteln


    Der Name Holdheim kommt übrigens von der Bezeichnung des Gutes als "Holdes Heim".


    1904 wurde auf dem Areal ein Kindergesundungsheim errichtet, das Herrenhaus diente nun als Verwaltungsgebäude. 1937 wurde die Anlage geschlossen, Ende der 30er-Jahre beschlagnahmte der Bremer Senat das Gelände, es wurde zur Ausbildungsstätte der Schutzpolizei. Dort war auch der Reichsarbeitsdienst untergebracht.

    Dreißiger Jahre:


    Kinderheim Innengestaltung Jugendstil

  • Landgut Holdheim - Teil II.

    Noch zwei Fotos.....

    .....aus den 30er-Jahren als Polizeikaserne:

    1947 wurde aus dem ehemaligen Kinderheim eine Lungenheilanstalt, die Klinik Holdheim, 1987 geschlossen.

    ...und 1947 wurde aus dem ehemaligen Kinderheim eine Lungenheilanstalt, die Klinik Holdheim, Lungenheilanstalt in den 1970er-Jahren:

    Unterdruckkammer in der Klinik:

    1987 wurde die Lungenheilanstalt geschlossen. In der Zeit erhoffte sich Bremen durch engere internationale Kontakte wirtschaftliche Vorteile und so wurde 1988 in der ehemaligen Klinik die Internationale Japanische Internatsschule Bremen e. V. eingerichtet. 1999 ging sie aufgrund einer zu geringen Eigenkapitaldecke in die Insolvenz. Danach nutze die Diakonie die Räume zur Behandlung ehemaliger Alkoholkranker.


    Der Folgende Ablauf ist für mich sehr schmerzhaft zu beschreiben bzw. die Bilder zu zeigen. Ich habe die Klinikgebäude noch gesehen und war begeistert - aber auch irritiert, dass es so was hier in Oberneuland gibt. Ich spreche hier ungefähr vom Jahr 2006.

    2006 wurde nämlich das gesamte Gelände als Bauland ausgewiesen. Bremen wollte hier im reichen Oberneuland gut betuchten Bürgern die Möglichkeit bieten, Einfamilienhäuser zu erwerben und ließ die leerstehenden Klinikgebäude abreißen - bis auf das unter Denkmalschutz stehende Herrenhaus. Ein Investor und Immobilienmakler erwarb das Gelände von der Stadt, der mit einer moderne Wohnbebauung in "Idyllischer Parklandschaft" warb. Für diese "Parklandschaft" gingen dreiviertel des ursprünglichen Parks verloren. Der heutige, noch bestehende Rest-Park ist halb öffentlich und beträgt nur noch 7700 Quadratmeter.

    Der Abriss der ehemaligen Klinik wird vorbereitet:



  • Landgut Holdheim - Teil III.

    Ich verstehe den Abriss dieses Ensembles nicht, auch nicht vor dem Hintergrund seiner geschichtlichen Bedeutung. Ich verstehe die Bremer Politiker nicht, die so was entscheiden. Solche Gebäude sind doch wertvoll für das Stadtbild. Ich versuche mir einen Reim draus zu machen: Im Vordergrund steht die Zukunft. Zukunft ist immer gut für die politischen Parteien. Besonders, wenn sie funktional begründet wird. Wir brauchen Wohnraum, wir wollen reiche Bürger nach Bremen holen, viele wollen Einfamilienhäuser usw. Die Qualität dieser Einfamilienhäuser ist übrigens für Stadtbild-Foristen unter aller Sau, also - Daumen nach unten. Da ist nichts schönes mehr. Tausendmal gesehen in Frankfurt, Hannover, München etc.. Ich erspare mir deshalb, diese hier noch einzustellen. Bringt nur schlechte Laune.

    Deshalb also noch meine Restfotos von der "ehemaligen" Klinik:

    Dies herrliche Außentür hat sich übrigens der Abbruchunternehmer aus Hamburg unter den Nagel gerissen und als neues Juwel in sein Hamburger Haus eingebaut.

    Alle Fotos von mir oder vom Oberneuland Archiv.

  • Das ist wirklich extrem traurig und sehr schwer zu verstehen. Sobald irgendwo Geld winkt verlieren Menschen jegliches Gewissen. Da muss ich an die Conti-Altbauten denken. Sind denn noch vergleichbare Anlagen in Bremen erhalten???

    In Hannover fallen mir auf Anhieb gerade mal zwei ähnliche Komplexe ein: die ehemalige Lungenklinik "Heidehaus" an der A2 Abfahrt B6 nach Berenbostel und das ehemalige Kinderheim an der Schulenburger Landstraße 335, heute eine Obdachlosenunterkunft. Während ersterer Komplex mittlerweile saniert ist, ist letzterer in einem bescheidenen Zustand. Zwar denkmalgeschützt, aber man darf trotzdem drum bangen. Beide Anlagen habe ich bisher allerdings noch nicht gezeigt.

  • Das ist wirklich extrem traurig und sehr schwer zu verstehen. Sobald irgendwo Geld winkt verlieren Menschen jegliches Gewissen. Da muss ich an die Conti-Altbauten denken. Sind denn noch vergleichbare Anlagen in Bremen erhalten???

    Was wären für Dich vergleichbare Anlagen? Weitere Klinikgebäude? Da ist in der Vergangenheit schon einiges zerstört worden. Z. B. in Bremen-Findorff . Das Findorffer Krankenhaus, ein Jugendstilbau, ist in den späten 80ern abgerissen worden um Platz zu machen für ein schrecklich aussehendes Altenheim.

    Oder meinst Du eher die Kombination von Gebäuden und Parkgelände? Da gibt es viele Beispiele, gerade in Oberneuland.

    Inzwischen konnte ich nach Recherche eines Artikels des Landesdenkmalamts erfahren, dass die Stadt bei Holdheim kein Geld mehr hatte, um das selbst instand zu setzten. Wohlgemerkt: Park und Gebäude gehörten der Stadt Bremen. Das war ja auch schon 1979 so, als es um den Erwerb von Heinekens Park ging. Aber verglichen mit 2005 - Gut Holdheim - war die Stadt damals noch finanziell sehr gut aufgestellt. Diese Geldnot spielt in Bremen immer wieder eine Rolle. Trotzdem ist man verwundert, wenn man liest, dass dann z. B. für die Vergrößerung der Bremer Bürgerschaft und andere Bereiche Geld da ist.

    2005/2006 hatte Bremen gerade eine Sanierungsphase hinter sich. Der Bund stellte über 10 Jahre dem Stadtstaat 8,5 Milliarden Euro zur Verfügung, der war 1994 bereits mit 17 Milliarden DM = 8.5 Milliarden Euro, verschuldet. Nachdem der Bund seine Milliarden gezahlt hatte, war die Verschuldung 2004 nach Ablauf der "Sanierung" genau so hoch wie Anfang 1994: 8,5 Milliarden. Bremen hatte null Euro getilgt. Und zu Zeiten der Umwandlung des Gutes Holdheim, gab es schon wieder diese Finanznot. Ich kann mich noch erinnern, dass ich ungefähr 2006 im Weser-Kurier lesen konnte, dass die Stadt das gesamte Grundstück an einen Immobilienmakler verkauft hat. Der wollte dann auch das Herrenhaus abreißen. Da gab es aber Protest und Verbot von Seiten des Landesdenkmalamtes. Hätte es das nicht gegeben - die Stadt hätte es erlaubt, so wie ich die Heinis hier kenne. Bremen hatte kein Geld mehr für eine Sanierung übrig und entschied sich für eine typische Bremer Lösung. Das Herrenhaus wurde in zwei große Eigentumswohnungen umgewandelt, die, wie auf den Bildern sichtbar, Südlage entsprechend modern gestaltet und mit großen Balkonen ausgestattet wurden. Zusätzlich bekam der Makler dann noch die Erlaubnis, einen modernen Wohnungsriegel genau neben der Villa zu bauen. Das war der Preis für den Erhalt des historischen Gebäudes.

    Und wie gings dann weiter mit dem damaligen Haushaltsnotlageland im Jahre 2004 bei einer Verschuldung von 8,5 Milliarden Euro - eine Summe, die keinen Parkerhalt mehr zuließ? Nun, bis heute hat sich die Verschuldung fast verdreifacht, wir sind jetzt schon bei 22, 23, 24, 25 Milliarden. Genaues weiß man nicht bzw. will man nicht preisgeben. Es gibt Schattenhaushalte.

    Mich ärgert diese Verschuldungssituation sehr, weil sie keinen Gestaltungsraum mehr bei der Stadtbildplanung zulässt und zu einem Verlust von Attraktivität führt. Sie die eben geschilderten Zustände.

  • Danke für die erschöpfende Antwort. Mir ging es in erster Linie um Kliniken im Pavillonstil (zu denen hier in Hannover neben dem bereits genannten Heidehaus eigentlich auch noch das Krankenhaus Nordstadt gehört). Also um in Parklandschaften eingebettete "Erholungsanstalten". In Hamburg dürfte es auch noch solche Anlagen geben, habe ich aber ehrlich gesagt noch nicht genauer recherchiert. Im Süden von Leipzig fällt mir noch eine Anlage ein. Und das unsägliche Berlin Buch dürfte auch dazu gehören. Aber man darf mich gerne korrigieren.

    Edit.: Und das Landgut Holdheim ist hier ja offenbar auch einzuordnen. Deshalb meine Wortmeldung. Wirklich sehr bedauerlich ...

  • Danke für die erschöpfende Antwort. Mir ging es in erster Linie um Kliniken im Pavillonstil (zu denen hier in Hannover neben dem bereits genannten Heidehaus eigentlich auch noch das Krankenhaus Nordstadt gehört). Also um in Parklandschaften eingebettete "Erholungsanstalten". In Hamburg dürfte es auch noch solche Anlagen geben, habe ich aber ehrlich gesagt noch nicht genauer recherchiert. Im Süden von Leipzig fällt mir noch eine Anlage ein. Und das unsägliche Berlin Buch dürfte auch dazu gehören. Aber man darf mich gerne korrigieren.

    Ahh, jetzt weiß ich, was Du meinst. Da wäre zuerst al das Krankenhaus Mitte zu nennen, mit fast 20 Hektar Fläche eins der ganz großen Krankenhäuser in Deutschland - gewesen. Inzwischen wird das meiste in Bauland umgewandelt. Aber die Pavillonstruktur lässt sich noch sehr gut erkennen, vieles steht ja noch- bisher.

    Hervorragend erhalten dagegen ist das Krankenhaus Bremen-Ost, das ich im Strang Bremen-Osterholz ab #2 dargestellt habe. Ca. 10 Hektar groß und sehr weitläufig angelegt - und sehr gut erhalten.

    Tja, meine erschöpfende Antwort......die kam auch wohl zustande, weil bei mir das ganze Thema mit seiner Problematik hochkochte. Verbarg allerdings neben diesem emotionalen Aspekt auch eine Grundfrage an andere Foristen - z. B. aus Hannover und anderswo:

    Spielt bei Euch das liebe Geld - staatlicherseits - auch eine so große Rolle, wenn es um den Erhalt von historischen Parkanlagen und Gebäuden geht? Gibt es auch diese finanziellen Einschränkungen, die letztlich immer schlechte, privatwirtschaftliche Lösungen fordern und durchsetzen? Vom Ergebnis her dann für uns hier im Forum ist das Ergebnis meist unbefriedigend, da aufgrund der finanziell eingeschränkten Möglichkeiten immer das historisch sich entwickelte Stadtbild leidet.

  • Krankenhaus Bremen-Ost: gerade angeschaut, wunderbare Anlage!

    Zu deiner Frage nach der Rolle des Geldes: ist die Frage wirklich ernst gemeint? Beantwortet sich - glaube ich - von selber. Als der Klinikbetrieb im Heidehaus eingestellt wurde, sind die Gebäude nach und nach verfallen. Das war eine jahrelange Zitterpartie. Bis die Sache schließlich doch noch ein gutes Ende nahm. Heute findet sich dort eine Senioreneinrichtung. (Der Klinikbetrieb des Heidehauses ging übrigens erst an das Oststadt-Krankenhaus, welches mittlerweile für das recht gelungene Baugebiet "Buchholzer Grün" abgerissen wurde, und schließlich ans Klinikum Siloah in Linden.)

    Und das Landgut Holdheim scheint ja eine ganz ähnliche (etwas kleinere) Einrichtung gewesen zu sein. Ich mag solche Anlagen, auch wenn ich an das Heidehaus (aufgrund eigener Erfahrungen in der Familie) keine guten Erinnerungen habe.

    Im Nordwesten Deutschlands dürften das Krankenhaus Bremen-Ost und das Heidehaus architektonisch wohl so ziemlich die bedeutendsten Anlagen dieser Art sein. Außer dem was es in Hamburg noch geben mag. Das muss ich erst mal googeln ...

    Edit.: Gesagt, getan: ich habe in Hamburg keine noch erhaltene bedeutende Anlagen dieser Art ausmachen können. Man möge mich bei Bedarf korrigieren. Edit. 2: Das Krankenhaus St. Georg habe ich noch gefunden.

  • Das Gebäude erinnert mich extrem an die ehemalige Hautklinik auf dem Gelände des Klinikums Bremen-Mitte. Bei diesem Gebäude ist ein Abriss zumindest nicht geplant, auch wenn es nicht unter Denkmalschutz steht. Das ist schon sehr ärgerlich.

    Vielen Dank für die interessante Fotostrecke einer mir vollkommen unbekannten Klinikanlage in Bremen!