Ich möchte euch hier eine der interessantesten Kulturlandschaften Ostmitteleuropas vorstellen - Transkarpatien. Über viele Jahrhunderte gehörte diese Gegend zu Ungarn. Als nach dem Ersten Weltkrieg die Habsburgermonarchie aufgelöst wurde, kamen die slawischen Siedlungsgebiete im Norden des Königreichs Ungarn zur Tschechoslowakei. Das betraf die Slowakei und die östlich anschließende, mehrheitlich von Ruthenen (Ukrainern) besiedelte Karpaten-Rus. Im Zusammenhang mit der Zerschlagung der Tschechoslowakei durch Hitlerdeutschland wurde die Karpaten-Rus in zwei Schritten, im Herbst 1938 und im Frühjahr 1939, von Ungarn besetzt. Bei Kriegsende 1945 war sie aber völkerrechtlich ein Teil der Tschechoslowakei und wurde von dieser auf Wunsch Stalins an die Sowjetunion abgetreten.
Jenseits der Karpaten liegt Transkarpatien aus Kiewer Sicht. Im Tschechischen heißt die Region Podkarpatská Rus. Die deutsche Benennung des Landes lautete in der Zwischenkriegszeit "Karpatenrußland". Ein Name, der in die Irre führt, denn mit Russland hatte diese Gegend nie etwas zu tun. Die genaue Übersetzung des tschechischen Namens ist Karpaten-Rus. In deutschen Fachtexten der letzten Jahrzehnte findet man auch die Bezeichnung Karpato-Ukraine. Das heutige Verwaltungsgebiet Sakarpatska oblast hat die Grenzen des einstigen tschechoslowakischen Landes bewahrt. Innerhalb der Ukraine zeichnet sich die Kulturlandschaft dieser Region durch eine ungarische und tschechoslowakische Prägung aus.