Gefährdete Architektur und Kunst in der Ukraine

  • Zumindest einen Teil der IS- und Putin-Taten kann man wohl unter diesem Begriff beschreiben.

    Da würde ich widersprechen. Im einen Fall handelt es sich um religiösen Eifer (Ikonoklasmus), im Anderen um Kollateralschäden (auch wenn das einige Foristen anders sehen).

    Ich würde unter dem Begriff z.B. Pyromanen oder Jugendliche, die ihrer Gruppe imponieren wollen, wenn sie Fensterscheiben von leerstehenden Villen einschlagen, zählen.

  • Die Vergleiche, die uns erbse anbietet, sind nicht tragfähig. Heimdalls Charakterisierung "Kollateralschäden" trifft, jedenfalls bislang, mehr oder weniger zu. Kulturgüter sind ja durch Kriegshandlungen immer in Gefahr, und es gab auch in diesem Krieg bereits beträchtliche Schäden in diesem Bereich.

  • Putin macht ernst um die Ukraine auszulöschen und ihre Kultur zu zerstören. Ukriane darf von ihm nicht bestehen. Deswegen werden auch so viel wie möglich Gebäuden zerstört: Wohngebäuden um die Bevölkering zu vertreiben. Sie sollen platz machen für Russen; Krankenhäuser weil dort Soldaten verpflegt werden. Die Russen führen ein barbarischer Totalkrieg gegen Menschen und ihre Städten und Dörfer.

    Sie haben das immer getan weil, wie die Hunnen, Mongolen und Römer, die besiegten odr zu besiegen Völker dann am längsten gelähmt werden.

  • Deutsche Doppelmoral: Nicht nur Putin, auch der Westen ignoriert das Völkerrecht

    https://www.berliner-zeitung.de/open-source/de…recht-li.228110

    So siehts nämlich aus. :thumbup:

    Mod: Du hast fast den gesamten Link zitiert. Da bekommen wir Probleme mit dem Urheberrecht. Bitte zukünftig darauf achten!

  • Ich probiere es ganz pragmatisch zu sehen: Will ich lieber unter russischer oder nicht doch lieber unter amerikanischer Hegemonie leben (die dritte Option des Weder noch, die ansonsten selbstredend meine liebste Option wäre, haben wir leider dem Größenwahn unseres Führers zu "verdanken", dass es diese nicht mehr gibt)? Ich kann diese Frage für mich ganz eindeutig beantworten und somit erübrigt sich jedes weitere Kopfzerbrechen.

  • Garantiert möchte ich nicht nicht lieber unter der Hegemonialmacht leben, welche unsere Städte in Schutt und Asche gebombt hat. Außerdem darf bezweifelt werden, dass Russland überhaupt Hegemonialabsichten hat. Die USA dagegen auf jeden Fall.

  • ^"Exilwiener". Dann solltest Du Dich aber in Zukunft auch über keinerlei kulturelle "Dekadenzerscheinungen" mehr aufregen, sei es politischer, demographischer, ästhetischer, wirtschaftlicher usw. Natur. Denn all dies kommt mit etwas Verzögerung aus Amerika zu uns. "Heinzers" Like kann ich nachvollziehen, denn er findet es klasse, wie es läuft. Das ist konsequent. Aber von Dir bin ich bislang immer mal ganz andere Töne gewohnt, welche die Gegenwart massiv bekritteln. Diese sollten also nun überdacht werden.

    - Das alles ist allerdings off-topic und hat nichts mit "gefährdeter Architektur" zu tun. Die Moderation sollte also mal wieder aufräumen. :zwinkern: -

  • Garantiert möchte ich nicht nicht lieber unter der Hegemonialmacht leben, welche unsere Städte in Schutt und Asche gebombt hat. Außerdem darf bezweifelt werden, dass Russland überhaupt Hegemonialabsichten hat. Die USA dagegen auf jeden Fall.

    Tust Du aber. Und was das Leben unter der Hegemonialmacht Russland (in Form der Sowjetunion) angeht, dürftest Du ja auch Erfahrungen haben. Wenn man mal die persönlichen Erfahrungen, die natürlich in jedem System schön sein können (Kindheit, Jugend, junges Erwachsenenalter), außen vorlässt, kann absolut kein Zweifel bestehen daran, in welchem System oder meinetwegen unter welchem Hegemon es sich besser leben ließ.

    Die Leute werden immer Freiheit wählen, wenn sie können. Das ist auch der Unterschied zu früheren Großkonflikten mit autoritären Mächten: Wenn Russland sich nicht komplett abschotten will à la Nordkorea, laufen ihm die Leute weg, tun sie ja jetzt schon zu Hunderttausenden. Die jungen und gut Ausgebildeten fliehen, zurückbleiben die Alten, die Putins Propagandakanäle im Fernsehen schauen. Und anders als früher gibt es nicht einfach massenhaften Nachwuchs, der die Verluste kompensiert. Im letzten Jahr sind in Russland eine Million mehr Menschen gestorben als geboren wurden.

    Es sieht schlecht aus für Russland, in jeder Hinsicht. Ohne einen kompletten Systemwechsel wird es nicht gehen. Berlin ist voll von oppositionellen Russen, wie in den 1920er Jahren nach der Revolution. Auch wenn ich Gefahr laufe, wie Ronald Reagan zu klingen, bleibt es so, dass Freiheit siegen wird. Wer will schon im heutigen Russland leben? Das Land kann seine Ansprüche nur mit Gewalt durchsetzen, nie dadurch, dass es ein attraktives Vorbild ist. Alle wollen weg von Russland, das Baltikum, Polen, die Ukraine, Georgien, jetzt Finnland und Schweden. In Belarus hat es beim letzten Mal noch geklappt, den Freiheitswillen niederzuknüppeln. Putin hat das absolute Gegenteil dessen erreicht, was er wollte. Eine vollkommen wiederhergestellte und gestärkte westliche Allianz. Das komplette befreite Osteuropa inklusive der Ukraine würde lieber unter amerikanischer Hegemonie leben als unter russischer, aber ein paar Deutsche wissen es natürlich besser.

    Es gibt viel zu kritisieren an den Vereinigten Staaten, keine Frage. Aber hier geht es um die Ukraine und eigentlich um gefährdete Kulturgüter.

  • ^"Exilwiener". Dann solltest Du Dich aber in Zukunft auch über keinerlei kulturelle "Dekadenzerscheinungen" mehr aufregen, sei es politischer, demographischer, ästhetischer, wirtschaftlicher usw. Natur. Denn all dies kommt mit etwas Verzögerung aus Amerika zu uns. "Heinzers" Like kann ich nachvollziehen, denn er findet es klasse, wie es läuft. Das ist konsequent. Aber von Dir bin ich bislang immer mal ganz andere Töne gewohnt, welche die Gegenwart massiv bekritteln. Diese sollten also nun überdacht werden.

    - Das alles ist allerdings off-topic und hat nichts mit "gefährdeter Architektur" zu tun. Die Moderation sollte also mal wieder aufräumen. :zwinkern: -

    Nein, ich finde es nicht klasse, wie es läuft. Ich finde es eine Tragödie. Finde ich etwas unlauter, diese Unterstellung. Es geht lediglich um die von Exilwiener genannte Wahl zwischen dem Hegemon, und da ist die Wahl der meisten Menschen in Europa sehr klar. Am liebsten wäre mir ein strategisch von beiden genannten Hegemonen unabhängig(er)es Europa, aber das ist ja vielen Russlandfreunden auch wieder ein Dorn im Auge.

  • Ich wollte Dich damit gar nicht angreifen oder blöd anmachen. Und auf den Ukraine-Krieg war das nicht bezogen. Eher im Gegenteil. Es ging mir einfach darum, dass Du eher zu denjenigen gehörst, die insgesamt und grundsätzlich mit der gesellschaftlichen Entwicklung zufrieden sind, was ich u.a. aus Deiner häufigen Kritik an "Kulturpessismus" und politischen Äußerungen abseits der regierenden "Mitte" abgeleitet habe. Das meint nicht, dass Du nicht auch soziale Probleme sehen würdest. Aber generell vertraust Du darauf, dass alles weitgehend im Rahmen der bestehenden Machtlage gelöst werden könne.

    Währenddessen ist "Exilwiener" jemand, der häufig seine Unzufriedenheit ausdrückt. Diese Unzufriedenheit beruht aber zum großen Teil nun mal aufgrund von Entwicklungen, die in den USA entstehen und nach ein paar Jahren nach Deutschland importiert werden. Siehe z.B. die ganzen Gender-Geschichten, Wokeness, Postkolonialismus/struktureller Rassismus (der sich eigentlich am amerikanischen Rassenproblem und der Sklavereigeschichte abarbeitet, dann aber auch hierzulande irgendwie eingepasst wird) usw.usf.

    Also, ich wollte "Exilwiener" nur darauf hinweisen, dass man schwer A sagen kann, ohne dann auch B zu sagen.

    Wenn ich Dich irgendwie falsch verstanden habe, möchte ich das natürlich zurücknehmen. Womöglich aber hast Du mich auch falsch verstanden.

  • Majorhantines

    Nein. Davon hätte ich gehört. Es ist nicht hilfreich, irgendwelche Gerüchte in die Welt zu setzen.

    Zu unserem eigentlichen Thema hier: Schäden am kulturellen Erbe sind in diesem - wie in jedem Krieg - ein Teilaspekt des Krieges. Sie nehmen in der Berichterstattung ukrainischer Medien keinen ungewöhnlich großen Raum ein. Das Thema ist ein Teilaspekt, aber es steht nicht im Mittelpunkt. Damit will ich keinesfalls irgendetwas verharmlosen oder Entwarnung geben.

  • Es ist nicht hilfreich, irgendwelche Gerüchte in die Welt zu setzen.

    Das ist kein Gerücht, sondern eine Frage, die auf folgenden Frühwarnzeichen beruht: Die Beistandsgesetzgebung der USA hat explizit solche Munition erwähnt und als mögliche Unterstützungsleistung genannt, mit westlichen Geschützen, die mittlerweile der Ukraine zur Verfügung stehen auch jetzt erst überhaupt einsetzbar. Die russische Seite wiederum hat seit kurzem ihre beste Panzergeneration im Ukraineeinsatz, die ebenso solch eine Munition einzusetzen befähigt ist. Es ist also nichts, was man fantasieren muss.

  • Interessanter Artikel von Welt, leider hinter einer Bezahlschranke:

    "Warum der deutsche Wiederaufbau kein Vorbild für die Ukraine sein kann"
    https://www.welt.de/kultur/plus241…ie-Ukraine.html

    Da hat die Welt schon recht, die Ukraine will ganz bestimmt nicht den deutschen, unsentimentalen, sachlichen, kühlen Wiederaufbau, wo Punkte wie Ästhetik, Tradition und Heimat ganz hinten anstehen bzw. gar keine Rolle mehr spielen.
    Ukrainer, kann ich mir gut vorstellen, wollen ihre zerstörten Städte schöner denn je wiederaufgebaut sehen. :)

  • Na ja. Wir wollen mal eher hoffen, dass man keinen Wiederaufbau von alten Städten brauchen wird. Wurscht, was die Welt dazu schreibt.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Der Artikel hängt ja leider hinter einer Paywall. Aber schon der frei zugängliche erste Satz ist doch - in Anbetracht des Themas dieses Forums (!) - bemerkenswert:

    "Beim Wiederaufbau Deutschlands nach 1945 wurden katastrophale Fehler gemacht. Das darf sich in der Ukraine nicht wiederholen. Deutsche Architekten und Firmen können sich wenig Hoffnungen auf Geschäfte dort machen. Denn ihr „Knowhow“ ist zweifelhaft".


  • aber schon der frei zugängliche erste Satz ist doch - in Anbetracht des Themas dieses Forums (!) - bemerkenswert:

    Das ist natürlich an sich richtig. Aber es stellt sich die Frage, mit welcher Intention die Welt das schreibt. Eine Revision des dt. Nachkriegsaufbaus in besonders betroffenen Städten ist damit ja offensichtlich nicht gemeint.

    Dazu stellen sich folgende Fragen:

    Was soll das überhaupt? Derzeit ist keine einzige ukrainische historische Innenstadt von einem solchen Problem getroffen, und alle Eskalationsbefürchtungen gehen in eine ganz andere Richtung. GERADE eine Modernisierung der öffentlichen Versorgung dürfte das heiße Thema werden. Der Artikel trifft somit eher den Kopf auf den Nagel.

    "Die ukrainischen Städte, die in Trümmer gesunken sind, haben keinen Modernisierungsbedarf"

    Der Autor ist offenbar niemals in der Ukraine gewesen. So ein Satz ist absurd.

    "Sie bedürfen der sensiblen Wiederweckung ihres Flairs, ihrer Aura, ihrer Seele..."

    Denkt der Autor da an Mariupol oder an was?

    "wollen sich nicht in Städten und Siedlungskomplexen ohne Wiedererkennungswert wiederfinden."

    Und das soll diesen Menschen erst nach der Zerstörung auffallen?

    Und lastbatnotliest:

    Warum sollte deutsches Nouhau plötzlich so irrelevant sein? Schließlich gibt es jetzt Projekte à la Frankfurt, Dresden, Potsdam... ist das ALLES schlecht? Gerade jetzt eine solche Debatte, wo es in D besser läuft? So viel Rekos müsste die Ukraine erst hinkriegen, bzw so viel Westgeld müsste erst noch vorhanden sein...

    Die Botschaft dieses Artikels dürfte eine unterschwellige sein und sich nicht primär gegen den dt. Städtebau richten. Es ist gut und notwendig, den Nachkriegsstädtebau zu hinterfragen und auch zu revidieren, aber nicht in einem so makabren Zusammenhang mit diffusen, mE jedenfalls unguten Intentionen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Was gibt es da so zu zerpflücken und zu hinterfragen? Fakt ist, dass in der Ukraine zahlreiche kleinere und größere Städte, teilweise oder komplett durch den russischen Angriffskrieg zerstört worden sind und wiederaufgebaut werden müssen.
    Fakt ist auch, dass sich Deutschland vor wenigen Tagen dazu bekannt hat, beim Wiederaufbau mitzuhelfen, ja, einen Großteil davon zu stemmen. Ganz sicher nicht nur aus reiner Herzensgüte, sondern auch um dort ordentlich Geschäft zu machen.
    Und wir alle wissen wissen wie Deutschland, sprich deutsche Architekten, Stadtplaner, Bauunternehmen etc. im Allgemeinen drauf sind, was Wiederaufbau angeht. Liebevolle Rekonstruktionen oder gar traditionelle Neubauten sind Ausnahmen und nicht die Regel.

  • Diese kleinen oder größeren Städte werden mehrheitlich wahrscheinlich künftig ohnehin zu Russland gehören. aber davon unabhängig: inwieweit hatten die eine besondere Identität, die über Plattenbausiedlungen hinausgegangen wäre?

    Ein Tschernigow oder Lemberg war jedenfalls noch von keiner nennenswerten Altstadtzerstörung betroffen. Daher trifft dieser Artikel wohl kaum auf diese zu.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Diese kleinen oder größeren Städte werden mehrheitlich wahrscheinlich künftig ohnehin zu Russland gehören. aber davon unabhängig: inwieweit hatten die eine besondere Identität, die über Plattenbausiedlungen hinausgegangen wäre?

    Was den Ausgang des Kriegs angeht - schaun mer mal. Ich drücke den Urkainern jedenfalls beide Daumen.

    Von der Sache her verstehe ich das Argument nicht. Darf man zerstörte hässliche Architektur nur durch neue hässliche Architektur ersetzen?