Wirtschaftliche Aspekte von Stadtplanung

  • Wie eine Stadt gebaut wird hat erheblichen Einfluss auf die wirtschaftliche Situation dieser Stadt. Daher überrascht es, dass sich das Stadtbild Forum noch nicht stärker dieser Thematik zugewandt hat, denn sie ist äußerst in Unserem Sinne sprechend. Besonders viele Untersuchungen und auch Konsequenzen gibt es dazu im turbokapitalistischen Amerika, in welchem Städte auch gern mal Konkurs gehen und gemeinschaftliche Ausgaben ohne Rücksicht hinterfragt werden. So sind in jüngerer Zeit erhebliche Zweifel am bisherigen Städtebau in Amerika aufgekommen. Die neuen Dataanalysetools erlauben einen recht eindeutigen Blick darauf, dass "urban sprawl" (Zersiedelung), geringe Baudichte, Cul-De-Sacs Straßensysteme (Sackgassen) und oftmals komplett fehlende Baucodes (Bauverordnungen) zu einem wirtschaftlich desaströsen Ergebnis führen. Manche sprechen schon von einem Ponzi Scheme (Schneeballsystem) der Städte aus spiralisierend steigenden zukünftigen Erhaltungskosten, die aufgefangen werden durch stetigen neuen Zubau, der aber immer weniger Einnahmen generiert.

    Eine dieser Analysetools ist Urban3. Diese haben mittlerweile sogar einen ganzen Bundesstaat ökonomisch unter die Lupe genommen nach stadtstrukturellen Gesichtspunkten, laut eigener Aussage eine Pionierleistung.

    https://www.urbanthree.com/case-study/new-hampshire/

    Klickt am besten ein wenig selbst durch verschiedene veröffentlichte Städte auf der Webseite. Was deutlich wird: Trotz der starken Schwächung der Amerikanischen Zentren durch dezentrale Gewerbeflächen, suburban Malls, usw., sind die Zonen, welche eine höhere Dichte dieser Gewerbe aufweisen (Ausfallstraßen und das Zentrum) weiterhin die großen Einnahmebringer der Stadt. Überraschend schwach dagegen die flächenmäßig riesigen nationalen Universalanbieter und Ketten. Ein großes Minusgeschäft sind auch die riesigen Verkehrssysteme hinaus in die Suburbs bis zu jeder Haustüre. Interessanterweise sind es gerade die wohlbetuchten teuren Quartiere, die hier weniger Einnahmen generieren für die Städte, als die ärmeren Quartiere.

    Vor dem Hintergrund, dass Wir hier in Deutschland weiterhin sogar verstärkt dem bisherigen Amerikanischen Modell nachbauen, Unsere Innenstädte durch Ortsrandgewerbe schwächen, Neubaugebiete sprießen lassen mit ähnlichen Straßenzuschnitten usw., sollten Wir diese Ergebnisse möglichst sofort in den Fokus rücken.

  • "Majorhantines", ich habe schon vor vielen Jahren angesichts der Euro-Finanzkrise eine Diskussion über die Folgen eines möglichen Währungszusammenbruchs auf Städtebau und Architektur angestoßen. Das Interesse war mäßig. Ich glaube, der Thread wurde von der Moderation dann sogar in den (nicht mehr existierenden) Keller verbannt.

    Viele Städte hierzulande haben häufig gar kein Einnahmen-, sondern ein Ausgaben-Problem. Frankfurt am Main hatte Jahre lang Höchstsätze an Gewerbesteuereinnahmen. Das Geld wurde aber nicht gespart, sondern herausgefeuert, unter anderem zur Befriedigung der eigenen politischen Klientel, die mit Projekten, Förderungen und Pöstchen versorgt wurde. Nun haben sie nicht mal mehr das Geld, den Deckel an der Hauptwache zu schließen, um einen richtigen Platz herzustellen. Vom groß angekündigten Neubau von Schauspiel und Oper derzeit mal ganz abgesehen.

    Jedenfalls sind solche Analysen und Zukunftsplanungen derzeit völlig obsolet. Du kannst Dir noch gar nicht ausrechnen, welche desaströsen Folgen nicht nur die Euro-Politik, sondern auch die Resultate der Corona-Restriktionen und nun die geopolitischen Verwerfungen mit Russland und wohl auch China haben werden. Von neuen Flüchtlingswellen mal ganz abgesehen. Bei den Sprit- und Energiepreisen sind erste Anzeichen erkennbar. Da sind die Probleme von Sackgassenplanungen und Suburbs gerade sekundär. Eventuell werden sich die hiesigen Suburbs noch als ausgesprochen attraktiv erweisen, weil die Leute, die dort über einen eigenen Hausgarten verfügen im Gegensatz zu den Bewohnern verdichteter Quartiere, immerhin ihr eigenes Gemüse und Obst anpflanzen können. Wohin die Reise geht, ist also nicht klar. Nur, dass es ungemütlich wird, dürfte als sicher gelten. Leute wie Gauck und Von der Leyen stimmen die Untertanen ja ganz aktuell bereits darauf ein.

  • Ah cool, dass es schon mal einen Strang gab, der so ein wenig in diese Richtung ging. Jedoch würde ich da vielleicht eine kleine Konkretisierung vornehmen. Hier soll es weniger darum gehen, wie sich wirtschaftliche Lagen auswirken, sondern der umgekehrte Weg, wie sich eine unglückliche Stadtstruktur auf die wirtschaftliche Lage auswirkt. In diesem Sinne ist Deine Wahrnehmung Heimdall natürlich interessant, dass es auch und vielleicht vor allem ein Ausgabenproblem gibt. Aber auch zu hohe Ausgaben sind auf schlechten Städtebau beziehbar. So ist es z.B. für eine Stadt sehr teuer U-Bahnen und andere Infrastruktur bis weit nach draußen zu verlegen. Auch sind durch die größere städtisch bewirtschaftete Fläche bei geringerer Dichte automatisch höhere Instandhaltungskosten im Verhältnis erwartbar. Insofern kann man es wohl keineswegs so klar sagen, ob nicht die hohen Ausgaben auch zu einem unklar hohen Anteil durch einen verfehlten Städtebau bedingt sind. Ein Beweis wären Hochtrassen und Brücken. Diese wurden vor ca. 50- 60 Jahren inflationär errichtet und müssen nun heute in kurzer Zeit alle sehr teuer ersetzt werden. Manchmal wird auch ein Rückbau vorgezogen, eben genau wegen dieses Problems, dass der Neubau und Zubau stets gefördert wird (auch so bei der deutschen Bahn) aber der Unterhalt dann nur ungenügend finanziert ist.


    Warum ein Gründerzeitviertel günstiger für eine Stadt ist als eine Einfamilienhaussiedlung kann ich zumindest stark vereinfacht illustrieren:

    Man beachte: Dies ist ein Modell, bei dem die Blockrandbebauung genau gleich groß ist, wie die der Einfamilien-/Zweifamilienhäuser. Die Maße wurden jedoch von realen Vorbildern auf GMaps abgenommen, was ich auch noch hochladen kann, wenn es darüber Diskussion geben sollte. Die Grundstücksgrößen und auch sonstige Flächen sind also nicht unrealistisch, aber abstrahiert, wodurch natürlich gewisse Unschärfen sich auch akkumulieren können.

    Im linken Bild oben sind Flächen, die nicht versiegelt wurden und damit entweder für eine weitere Nutzung der Stadt zur Verfügung steht, weniger Fläche also auch gekauft und erschlossen werden muss, oder aber für frei bleiben kann, um andere Einsparungen zu ermöglichen. So kann durch eine unversiegelte Fläche eine kostengünstige Entwässerung erfolgen. Solche Berechnungen werden natürlich noch deutlicher, wenn man diese auf die Zahl der Haushalte relativiert.

    Ich hoffe dadurch wird nun klarer, dass steigende Abgaben und steigende Ausgaben der Städte sehr wahrscheinlich auch Ergebnis des heutigen Städtebaus sind und nicht nur Ausgabenmissmanagement bestimmter Politiker.

  • Zum Einen müsstest Du gegenrechnen, welche Einnahmen auch die Städte durch die unterschiedlichen Strukturen haben. Grundsteuern, Straßenreinigungsgebühren usw.

    Zum Anderen ist das natürlich eine rein ökonomische Herangehensweise an die Lebenssituation der Menschen. Für die Stadt womöglich am günstigesten und mit den wenigsten Ausgaben behaftet wäre es, möglichst große Blocks möglichst eng nebeneinander zu stellen. Und dies also möglichst verdichtet. Die wären dann am kostengünstigsten mit Strom- und Wasserleitungen zu versorgen. Auch hinsichtlich der Straßenbahn-Planung.

    Allerdings muss man dann wieder die eventuellen sozialen Folgekosten gegenrechnen (Graffiti, Zerstörungswut, Müllablagerungen, Polizeieinsätze usw.)...:zwinkern:

    Aber, ein solches Thema wirst Du in diesem Forum ohnehin nicht lösen können. Dazu müsste es Gutachten mit detaillierten Kostenanalysen geben, die womöglich Stadtplanungsbüros oder externe Gutachter erstellen können. Da das im Rahmen einer Forumsdiskussion nicht möglich ist, wird dieser Thread auch wenig Interesse hervorlocken.

  • Das ist mir schon klar. Wobei bei den Townhouses das soziale Problem eher darin liegt, dass sich das kein Normalverdiener mehr leisten kann.

    Dennoch können wir die Frage, welche Stadtplanung für die Stadt die kostengünstigste ist, nicht im Rahmen dieses Forums beurteilen. Es spielen zu viele Aspekte hinein.

    Und einer ist dabei auch die Bedürfnislage von Menschen. Und der Wunsch nach einem Eigenheim ist eben einem Teil der Bevölkerung immanent. Eine Stadt kann natürlich auf eine Planung solcher Eigenheimareale verzichten, dann zieht die betreffende Klientel eben in eine andere Ortschaft in der Nähe. Oft aber ist das eine steuerzahlende Klientel, über deren Zuzug sich gerade manche Stadt freuen würde.

  • Zum Einen müsstest Du gegenrechnen, welche Einnahmen auch die Städte durch die unterschiedlichen Strukturen haben. Grundsteuern, Straßenreinigungsgebühren usw. Für die Stadt womöglich am günstigesten und mit den wenigsten Ausgaben behaftet wäre es, möglichst große Blocks möglichst eng nebeneinander zu stellen. Und dies also möglichst verdichtet. Die wären dann am kostengünstigsten mit Strom- und Wasserleitungen zu versorgen. Auch hinsichtlich der Straßenbahn-Planung.

    Dazu müsste es Gutachten mit detaillierten Kostenanalysen geben, die womöglich Stadtplanungsbüros oder externe Gutachter erstellen können.

    Genau so eine Analyse habe ich im Eingangspost verlinkt. Wenn man sich etwas darauf einlässt kann man feststellen, dass nicht nur Einnahmen dort eruiert wurden, sondern umgekehrt auch die Ausgaben. Das ergibt eine vollständige Bilanz für eine Stadt, da fehlen also nicht die Kosten, die Du bemängelt hast als noch einzukalkulieren, zumindest sofern sie von der Gesellschaft bezahlt werden und nicht privat. Auf solchen Erhebungen kann man sich hier sehr wohl stützen und auch diskutieren.

    Und das interessante für Uns ist, dass es eben gerade nicht diese Großeinheiten sind, die wenig kosten, aber viele Einnahmen generieren. Nein, es sind neben den Hochhäusern sogenannte Street malls, die den Städten höchste Steuereinnahmen bringen, das sind kleinteilige Ladenaneinanderreihungen mit Parkplätzen entlang der davorliegenden Straße, ähnlich einer Ladenstraße in Europa oder vielleicht noch den Fachmarktzentren, aber eben ohne zu großteilig zu werden. Und ähnliches gilt für den Wohnungsbau. Es sind die multi-residential buildings, ähnlich wie Graf Cylinar dankenswerterweise aus Europa zeigt, nicht die guten Einfamilienhausgegenden. Aber eben auch nicht Bereiche, wie Du sie zeigst, wo ein Großblock von viel Grün umringt steht. Denn, das hatten Wir hier im Forum auch schon dargestellt, von der Dichte sind diese Großblocks kein bisschen besser als eine hochwertige Blockrandbebauung. Auch Unsere heutigen Städte in Europa sind am dichtesten in den Gründerzeitvierteln.

  • Auch Unsere heutigen Städte in Europa sind am dichtesten in den Gründerzeitvierteln.

    Die Ökonomie für das Stadtsäckel ist das Eine. Und - wie gesagt - die professionellste Planung machen da die Stadtplaner, nicht wir Foristen.

    Das Andere ist das Faktum, dass eben nicht jeder dicht und am dichtesten wohnen will. Ich zum Beispiel nicht mehr. Viele Freunde von mir auch nicht mehr. Neben Lärm, Verkehr, mangelndem Grün gehören hier auch Aspekte einer bunteren, also sozial und kulturell auseinander driftenden, Gesellschaft hinein.

    Übrigens bevorzugen unsere Politiker in der Regel auch das entdichtete Leben. Z.B. Frankfurts ehemalige Oberbürgermeisterin Petra Roth wohnt in einer Villa am äußersten Rand des Stadtteils Nieder-Erlenbach. Der amtierende Oberbürgermeister Peter Feldmann genießt das Leben im von Eigenheimen geprägten Stadtteil Kalbach. Verdichtet zu leben ist somit etwas für Studies und den Plebs, wenn sie irgendwo eine Bude oder ein Mikro-Apartment finden. Und für diejenigen, die das ganz bewusst als urbanen Lebensstil schätzen, weil sie zu Fuß ins Restaurant oder Theater laufen können. Das sind dann aber Leute mit Geld, die sich eine 4-Zimmer-Altbauwohnung leisten können, möglichst noch ganz oben, damit sie kein Getrampel hören.

    Jedem das Seine.

  • Heimdall, ich verstehe nicht, warum Du Dich bei diesem Thema immer so mit Händen und Füßen gegen das Offensichtliche wehrst. In Variationen wird diese Diskussion hier nun seit Bestehen des Forums geführt. Das, was Majorhantines hier vorgetragen hat, ist absoluter Konsens. Der amerikanische Städtebau ab den 1930er Jahren, also dem Siegeszug des Autos, ist das Gegenteil von nachhaltig und führt zu einer zunehmenden Menge an nicht mehr zu kontrollierenden Problemen in sozialer, budgetärer und ökologischer Sicht.

    Es ist im Prinzip die "Charta von Athen" im Turbogang. Strikteste Funktionstrennung (dort "Zoning" genannt), Fußgängerunfreundlichkeit, ewig lange Wege, die massenhaft Verkehr produzieren, dabei viel zu geringe Dichten, um irgendeine Form von sinnvollem ÖPNV zu organisieren. Denen wird ihr Städtebau noch viel krasser mit den anstehenden Umwälzungen um die Ohren fliegen als uns, da sich die autofreundlichen Modernisten bei uns gsd nicht vollumfänglich durchsetzen konnten und wir noch einen dichten Städtebau haben in vielen Bereichen.

    Es geht bei diesem Thema auch nicht um persönliche Vorlieben, sondern um schlichte Tatsachen. Die Art, wie wir wohnen und unsere Städte bauen, wird in Zukunft viel eher wieder eine Rückkehr zu dichten, lebenswerten städtischen Quartieren beinhalten als eine unendliche Erweiterung der suburbanen (Un)räume, die momentan noch aus dem Boden sprießen. Wenn man schon im präapokalyptischen Modus verbleiben möchte, den Du anklingen lässt, wird sich diese letztere Form der Stadterweiterung zukünftig ohnehin niemand mehr leisten können.

    In den USA werden viele der suburbanen Einfamilienhausgebiete unter Wertverlusten und nicht mehr tragbaren Infrastrukturkosten verslumen und die Menschen wieder zurück in die Städte ziehen, einfach wegen der absurden Wegekosten.

  • Ich habe nie die Funktionstrennung von Stadtquartieren propagiert. Im Gegenteil, denn ich bin ein Gegner der Funktionstrennung und der Stadt, in der das Auto zwingend notwendig ist. Hier aber ist die Rede von Verdichtung (also möglichst viele Menschen in 4-5-geschossige Mietshäuser in Blockrandbebauung) zu pferchen. Dem stelle ich die aufgelockerte Bebauung mit Einfamilienhäusern und Hausgärten entgegen. Das Gartenstadtareal soll selbstverständlich durch gemeinschaftliche Bereiche verbunden sein. Also Einzelhandel, Schulen, Gemeinschaftsräume, Kulturbauten, Gewerbe in unmittelbarer Nähe bzw. direkt im Quartier.

    Beide genannten Konzepte schließen sich gar nicht aus, sondern sind in verschiedenen Arealen einer Stadt anwendbar. So finden die Hipster ihren verdichteten Szenebezirk mit Kneipendichte und die Familienmenschen. Diejenigen, die es ruhiger mögen, haben indes die Möglichkeit, ihr grünes Häuschen zu beziehen. Jedem das Seine. Nicht gut versus böse. Darum geht es mir.

    Ich wittere nur wieder hier diesen üblichen "grün" etikettierten Belehrungs- und Verbotsdrang, der sich nun am Eigenheim aufhängt, gestern am Automobil, übermorgen an der mangelnden Klimabilanz der Wohnung, überübermorgen daran, dass man nicht zwei Veggie-Tage in der Woche einlegt oder bereit ist einen Austauschschüler aus Nigeria in seiner Bude aufzunehmen. Klingt jetzt pauschalisierend und platt? Mag sein. Aber dahinter steckt das klare "Wehret den Anfängen" gegen diese unersättliche Erziehungskrake von oben.

  • Wie man in Deutschland einfach mehr und mehr komplett basislose Debatten führt ist manchmal verstörend. Von allen Baugenehmigungen Deutschlands sind ca. 40% im Einfamilienhaussegment. Wer glaubt denn da wirklich, dass es da um Verbote gehen würde? Im Gegenteil, die Bundesregierung plant pro Jahr zukünftig 400000 Wohnungen zu genehmigen, das ist ohne die darin eingerechneten Einfamilienhäuser völlig undenkbar. Somit sieht die Faktenlage eher so aus, dass wir weiterhin volle Fahrt in gleicher Richtung sind, es gibt kein Umsteuern. Gleiches gilt fürs Auto. Während angeblich das Autofahren jedes Jahr unattraktiver wird, steigt in Deutschland ganz routiniert die Zahl an Autos pro Einwohner weiter an. So ist die PKW-Dichte um 12% in zehn Jahren gestiegen, in Amerika liegt sie bei mehr als 788 PKW /Einwohner und genau dahin bewegen wir uns auch bei diesem Wachstumstrend. Ist auch kein Wunder, so gilt die Autodichte als Maß für Wohlstand im Ländervergleich. Wo ist also auch da ein Anhaltspunkt, sich ,,Anfängen erwehren" zu müssen?

    Ich präsentiere hier oben die ökonomische Dimension des Städtebaus, der nun mal so ist, wie er ist, ohne irgendwelcher Forderungen, außer dass ich schrieb, dass man doch bitte sich der amerikanischen Vorbilder und auch deren Erkenntnisse gewahr sein sollte. Wer daraus dann herausliest, da soll es also nur noch einen Typus Stadtraum geben, versteht einfach nicht, wie Stadtraum funktioniert, und was die Schlüsse sind, die man durch Übertragung dieser wirtschaftlichen Analysen ziehen kann. Denn natürlich ist ein Stadtraum immer ein Mosaik aus Zuschussgeschäftbereichen und Einnahmenüberschussbereichen. Das ist einfach zu verstehen, denn wenn man überall wie im Zentrum baut, gibt es kein Zentrum mehr (funktional, strukturell, usw.). Insofern stand und steht auch überhaupt nicht zur Debatte, dass man eine Wohnform abschafft.

    Die Debatte sollte vielmehr darum drehen, wie viel vom jeweiligen notwendig ist, und welchen Preis man dafür zahlt, sodass wohlinformierte und abwägende Entscheidungen getroffen werden. Wenn man so eine Debatte nicht mehr führen kann, schon aus Angst heraus, es könnte auch nur eine leichte Abschwächung bestehender Entwicklungen geben, hat man die Fähigkeit völlig verloren sich an Herausforderungen anzupassen und überhaupt auf Fakten zu reagieren.

  • Worauf willst Du hinaus mit dieser Diskussion um die "ökonomischte" Planung? Doch wohl, dass "ökonomisch" (und nicht "unökonomisch") geplant werden sollte? Oder welchen anderen Sinn sollte eine solche Diskussion sonst machen? Wenn die "Fakten" aber ohnehin feststehen, brauchst Du doch gar nicht mehr darüber diskutieren.

    Wobei mir natürlich klar ist, dass die betreffenden Journalisten und Politiker, die schnell dabei sind, zu werten, welche Planungen und Handlungen ihrer Bürger nicht nur "ökonomisch" geboten, sondern auch ökologisch und klimagerecht und moralisch korrekt sind, nicht Diskussionen im APH-Forum brauchen, um auf die richtigen Ideen zu kommen.

  • Worauf willst Du hinaus mit dieser Diskussion um die "ökonomischte" Planung? Doch wohl, dass "ökonomisch" (und nicht "unökonomisch") geplant werden sollte? Oder welchen anderen Sinn sollte eine solche Diskussion sonst machen?

    Zunächst mal ging es mir vorangig darum aufzuzeigen, welche Verflechtung es gibt zwischen den Einnahmen und Ausgaben einer Stadt und ihrer Stadtstruktur und wie einige Entwicklungen in Amerika aussehen, das ich immer noch als Vorbild dafür sehe, was bei uns so geplant wird. Natürlich würde ich mir wünschen, dass dies in der einen oder anderen Form Eingang findet, sei es in Unseren Argumenten, oder auch bei Entscheidern, die ihre Stadt weiterbauen. Wobei es eben keine Absolutheit gibt beim Städtebau mit seinen zahllosen Interessengruppen. Man kann, und das habe ich eben auch versucht zuletzt nochmal hervorzuheben, keine Stadt komplett nach diesen ökonomischen Maßstäben bauen. Du hast dazu auch schon entsprechende gute Argumente geliefert, unter welchen Bedingungen z.B. eine Verdichtung nicht sinnvoll ist auch gegen ökonomische Gründe.

    Ein Diskurs wäre hierbei denke ich fruchtbar, wenn man sich anschaut, wo hilft eine wirtschaftliche Perspektive aufs Stadtbild und wo eher nicht. Bei der Architektur haben Wir das schon sehr oft beleuchtet, so ist klar, dass die Moderne recht wirtschaftlich attraktive Bedingungen schafft, die aber zu einer verarmten Architektur, Ortlosigkeit, und anderes führt. Ich finde das zeigt sehr schön, dass es auch für den Städtebau nicht die eine Betrachtungsweise gibt, sondern Wir Uns hier geschickt anschauen können, wo hilft sie Uns und wo nicht.

    Ansonsten kann ein Strang ja auch einfach da sein, ohne Diskurs Beiträge zu solch einem wichtig Teilaspekt des Städtebaus zu sammeln. So erreicht man hoffentlich ein weiter besseres Verständnis darüber unter Uns Foristen, wie 'Stadt' funktioniert.

  • Autogerechte suburbane Einfamilienhausgebiete sind einfach wirtschaftlich ein Fass ohne Boden für jede Stadt/Gemeinde.
    Alle anderen, die in dichteren Arealen wohnen, subventionieren diesen Unfug.

    Hier diverse Zahlen dazu aus den USA, in Deutschland sieht's da nicht so viel anders aus, weil ja auch alles mit Asphalt und Infrastruktur aufgefüllt werden muss:

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    Dann lieber die klassische Stadthaus- und Villenkolonie wie in der Gründerzeit. Die hat noch eine positive ökonomische Bilanz, weil dichter und smarter geplant. Und außerdem viel schöner und urbaner.

  • Dann lieber die klassische Stadthaus- und Villenkolonie wie in der Gründerzeit.

    Ich denke auch, so werden demnächst die Neubauviertel geplant. Und die Fassaden der neuen Blockrand-Blocks ebenso. Mit Karyatiden, Pilastern und Dreieicksgiebeln. Ich glaube, dass derzeit 400.000 Neubauwohnungen mit Stuckdecke und Flügeltüren in der Planung der Bundesregierung sind. Alles wird viel besser als die heutigen Einfamilienhäuser. Alles wird gut.

  • Besucherzahlen um 28 Prozent eingebrochen: Immer weniger Deutsche gehen in Innenstädten einkaufen

    Aber: Der Tourismus in nimmt hier (zumindest in Wetzlar) zu:

    https://www.mittelhessen.de/lokales/wetzla…ubsort_25714806

    der Artikel ist leider hinter der Bezahlschranke.

    Das ist ua auch eine Folge der Coronabeschränkungen und wird sich voraussichtlich weiter fortsetzten, da Auslandsreisen auf Grund der hohen Energiepreise unattraktiver werden.

    Für den Erhalt historischer Altstädte ist diese Art von Tourismus gut(und wahrscheinlich wichtiger als der klassische Einzelhandel, der sowieso aus den Innenstädten an die Peripherie zieht.

  • Ifo-Umfrage

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    www.spiegel.de