Die Ereignisse der letzten Wochen haben deutlich gezeigt, dass viele Putinversteher in Wahrheit Putinmissversteher sind. Ich habe die Faszination für diesen Mann nie nachvollziehen können.
Den Versuch zu unternehmen, eine andere Seite zu verstehen, ist nicht ehrenrührig. Ich habe nur den Verdacht, dass in dem einen oder anderen Fall im Prozess des "Putinverstehens" eine kritische Distanz verloren gegangen ist, sodass kein realistischer Blick auf den Kremlherrscher mehr vorhanden war. Putinverstehen wurde dann bei einigen Akteuren zum Wunschdenken. Wir hatten das kurz vor Beginn des Krieges gesehen an Kommentaren à la "Der wird doch nie im Leben die Ukraine angreifen - das ist nur Propaganda der Amerikaner" - so etwas konnte man in vielen Foren und Kommentarbereichen lesen.
Ich denke, Putin liebt Russland (im Sinne eines Imperiums), aber nicht die Russen. Es geht ihm um Russlands "Größe", nicht um das Wohlbefinden der eigenen Bevölkerung. In den Zusammenhang passt es auch, dass Putin in der Vergangenheit offen seine Bewunderung für Napoleon Bonaparte ausgedrückt hat.