• Der neue Strang "Findorff" beschäftigt sich mit dem gleichnamigen Bremer Stadtteil, der nordwestlich hinter dem Bremer Hauptbahnhof liegt und sich direkt, unterbrochen vom Torfkanal, am Bürgerpark langzieht. Findorff mit zwei f und der Torfkanal sind dann auch schon indirekt die Stichwortgeber für den Namen des Stadtteils, denn Torf wurde aus den Mooren rund um Worpswede abgebaut, der im Teufelsmoor Worpswede abgebaute Torf kam über den Fluss Hamme und den Torfkanal, der in Findorff endet, mit den charakteristischen Torfkähnen nach Bremen. Am 1873 gebauten großen Torfhafen, heute größtenteils zugeschüttet und Standort des größten Marktes Bremens, des Findorff-Marktes, wurde die Ware dann gelöscht. Es war wichtiges Brennmaterial im Bremen des 19. und 20. Jahrhunderts. Nun aber zum Ursprung des Namens Findorff.

    Jürgen Christian Findorff widmete sich erst als Kondukteur (ein Mitarbeiter bei Vermessungs- und Zeichenarbeiten), dann ab 1772 als Moorkommissar der Moorkolonisation, die eine Besiedlung der Gebiete nordöstlich von Bremen nach sich zog. Einen ersten Nachweis seiner Tätigkeit gibt es im Jahre 1753. Durch die Moorbesiedlung kam es zum Abbau von Torf, der dann schließlich bis nach Bremen geliefert wurde. Der Stadtteil Findorff wurde also nach Jürgen Christian Findorff benannt, heißt aber so erst seit 1951. Vorher war er Bestandteil der Bahnhofsvorstadt, die nun nur noch auf der südlich vom Hauptbahnhof gelegenen Seite besteht. Zum Stadtteil Findorff gehören die Ortsteile Findorff-Bürgerweide (auch Alt-Findorff benannt), In den Hufen, Regensburger Straße und Weidedamm.

    Zuerst ein Herbstgruß, der mich jedes Jahr wieder erfreut und zum Staunen bringt. Ich kann verstehen, dass es Leute gibt, für die der Herbst die schönste Jahreszeit ist.


    Der Torfkanal

    Der Rest des einstig sehr großen Torfhafen. Recht ankern Nachbauten der charakteristischen Torfkähne


  • Und welche Funktion erfüllen diese Torfkähne heute noch? Oder dienen sie nur als Kulisse?

    Als Kulisse, als Erinnerung an frühere Zeiten. Aber wenn der Lenz kommt, werden die Torfkähne aktiviert, es finden Fahrten entlang des Torfkanals auf den historischen Routen statt. Am Torfhafen gibt es dann zu Beginn der Fahrten ein großes Fest. Aber nicht nur in Bremen, sondern auch entlang der Hamme bis nach Worpswede können Touristen eine Fahrt mit einem Torfkahn buchen. Näheres erfährt man bei der Torustikzentrale Osterholz-Scharmbeck, nordöstlich von Bremen gelegen.

  • Der Torfhafen ist übrigens eine partielle "Rekonstruktion", wenn man so will. Bis vor ein paar Jahren endete der Torfkanal relativ blind dort an der Eickedorfer Straße/Ecke Bürgerpark. Irgendwann um 2008 herum wurde das Becken renoviert und (wieder)vergrößert, ein kleiner Biergarten geschaffen und das mit den Torfkähnen wieder re-etabliert als touristisches Erlebnis. Aus meiner Sicht eine gelungene Maßnahme.

  • Noch einige Bilder vom Torfhafen:

    Torfkähne von der Seite

    Ein kleines Metallmodell steht vor dem Hafenbecken

    Eine Informationstafel informiert.....

    Dieses Foto gibt einen schönen Einblick, wie es mal früher ausgesehen haben könnte. Mit diesem Bild weist das Hafenmuseum auf eine Ausstellung im Speicher 11 in der Überseestadt hin: "Kulturerbe Findorff-Siedlungen", die zeigt, wie sich das Teufelsmoor in den letzten 300 Jahren verändert hat. Mit Bremen war das Teufelsmoor durch die Torfkanäle mit ihren zahlreichen Häfen verbunden.

    Ca. 1,5 Kilometer vom Torfhafen entfernt befindet sich ein Sporthafen für Kanus und kleine Motorbote.

    Der Torfhafen war früher etwa drei Mal so breit und ca. 700 - 800 Meter lang und reichte bis zur Hemmstraße. Damit konnte er locker mit den großen Seehäfen in Walle und Oslebshausen konkurrieren. Unten ein Bild aus dem Jahre 1905. Da ankerten dann schon kleine Binnenschiffe. Rechts sieht man eine Kleinbahnlokomotive.

  • Die Kleinbahn "Jan Reiners"

    Eine andere Möglichkeit, den Torf aus den Moorgebieten zu bekommen, bot sich den Moorbauern mit dem Bau der Kleinbahn Jan Reiners. Der Name geht auf die Lokomotive des Eröffnungszuges des Ideengebers der Bahnlinie, des Ökonomierates Johann Reiners (1825–1908), zurück, welcher sich sehr stark für den Bau dieser Bahn eingesetzt hatte. Die Bahn wurde anschließend umgangssprachlich als „Jan Reiners“ bezeichnet. Im Oktober 1891 wurde vom landwirtschaftlichen Verein Lilienthal, (die Kleinstadt Lilienthal liegt direkt an der nordöstlichen Stadtgrenze Bremens), unter seinem Vorsitzenden Johann Reiners erstmals der Bau einer Bahn durch die Moorgebiete angeregt. Der Bremer Senat erteilte am 22. Juli 1898 die Genehmigung für den bremischen Teil der Strecke. Die Stammstrecke von Bremen Parkbahnhof nach Tarmstedt ging am 4. Oktober 1900 in Betrieb, die Kleinbahn beförderte neben dem Torf auch andere Güter und - Menschen. Viele Ausflügler nutzten die Kleinbahn.

    Ausgangspunkt des Bahn war der Bremer Parkbahnhof am Bürgerpark, der im Zuge des Stadthallenbaus Anfang der 60er-Jahre abgerissen wurde. Er diente ausschließlich dem Personen- und Postverkehr und war mit der Straßenbahn aus der Bremer Innenstadt zu erreichen.

    nach der Entfernung des Turms:


    Von dort führte die Strecke entlang der heutigen Holleralle und Eickedorfer Straße (vorbei am Torfhafen) in Richtung Findorff. Nach Überqueren der Hemmstraße lief der Zug in den Bahnhof Bremen Hemmstraße ein, dem Betriebsmittelpunkt. An dessen Stelle befindet sich heute das Lokomotivdenkmal. Im Empfangsgebäude war die Bahnverwaltung untergebracht. Es gab hier mehrere Abstellgleise, einen Wagenschuppen, der später die Triebwagen aufnahm, eine Werkstatt, Wasserstation und eine Bekohlungsanlage.

    Dann führte die Strecke weiter Richtung Bremen-Horn zum gleichnamigen Haltebahnhof,. Der Bau besteht heute noch am Bahnübergang Am Herzogenkamp, darin befindet sich eine Pizzeria.

    Ein weiterer Haltpunkt war am Lehester Deich, danach folge ein Haltepunkt Borgfeld direkt an der Wümme. Von dort ging es über die neu gebaute Wümmebrücke zum Bahnhof Lilienthal und von da über mehrere Stationen zur Endhaltestelle in Tarmstedt. Die Gesamtstrecke von Bremen nach Tarmstedt betrug 27 km, die Fahrzeit lag bei 70 Minuten.

    Bahnhof Lilienthal, heute beherbergt er einen Kindergarten:


    Bahnhof Tarmstedt - Endstation:


    Hier noch mal die Gesamtstrecke:

    Und ein Fahrplan:

    In Findorff erinnert die frisch renovierte Lok "Jan Reiners" noch an diese Streckenführung mit ihrer Geschichte. Die Lok ist inzwischen das Wahrzeichen Findorffs und wird sogar bei der Weihnachtsbeleuchtung über den Straßen als unverwechselbares Motiv verwendet.

    Im Hintergrund die ehemalige Trasse Richtung Horn, heute eine kleine Grünanlage, ca. 1 km lang:

    Eine kleine Informationstafel am Standort von Jan Reiners:


  • Ich will noch mal auf die Bahnhöfe der Kleinbahn zurückkommen.

    Dort, wo einst der Parkbahnhof stand, steht ja heute die Stadthalle. Ein ikonischer Bau im konstruktivistischen Stil von dem Wiener Architekten Roland Rainer, inzwischen ein Wahrzeichen der Hansestadt. Drei weitere ehemalige Bahnhofsstandorte werde ich noch vorstellen.

    Rechts neben der Stadthalle müsste der Bahnhof gestanden haben:

    Blick von der gegenüberliegenden Seite:

    Der im historischen Foto abgebildete Bahnhof Horn sieht heute so aus, es befindet sich eine Pizzaria in den Innenräumen. Das Gebäude wirkt noch gut erhalten:

    Der Haltepunkt "Am Lehester Deich" ist heute ein Theaterstandort: "Theater am Deich":

    Zuletzt der heutige Zustand des Bahnhofs Lilienthal, auch noch sehr gut erhalten:

  • Snork 6. November 2021 um 16:53

    Hat den Titel des Themas von „Stadtteil Bremen-Findorff“ zu „Bremen-Findorff“ geändert.
  • Das Leben der Bauern im Teufelsmoor war hart und entbehrungsreich. Ihren Lebensunterhalt bestritten sie mit Landwirtschaft und Torfabbau. Manche konnten sich nur eine Erdhütte als Unterkunft leisten. Dazu wurde ein Loch in die Erde gegraben, der spätere Wohnraum, der auch noch mit dem Vieh geteilt werden musste, dann wurden Bäume über die Öffnung gelegt und schließlich bedeckt. Hier der Bericht einer Bewohnerin aus Augustendorf: „Unsere Wohnung war eine Erdhütte der einfachsten Art. Meine Eltern holten aus Langenhausen von der Wellbrock’schen Stelle 14 Birkenbäume pflanzten dieselben mit den Wurzeln in die Erde, biegten die Zweige oben zusammen und bedeckten die Stämme mit Erde, Plaggen und Heide. Als durch einen Gewitterregen die Decke von der Hütte herunter gespült war, wohnten wir in einer Erdhöhle, in welcher fast immer Wasser stand. Besser hatten es unsere Nachbarn auch nicht.“

    Das Motto der Moorbauern hieß:

    Den Ersten sien Dod,

    dem Tweeten sien Not,

    den Dritten sien Brot.


    Erdhütte/Archiv glv Teufelsmoor

    Aber auch die Hütten und Wohnhäuser waren nicht besonders luxuriös, das Moor war gar nicht in der Lage, größere Bauwerke zu tragen.

    Die karge Gegend des Teufelsmoores bot reizvolle Motive - den weiten Himmel mit den Wolkengebilden, die satten Brauntöne, die mit den weißen Stämmen der Birken kontrastierten..... das zog ab 1889 auch Maler in die schon kultivierte Moor-Landschaft bei Worpswede und bewog sie, eine Künstlerkolonie zu bilden. Viele hatten eine enge Beziehung zu Bremen, waren dort geboren. Der Erste, der kam, war Fritz Mackensen, es folgten Otto Modersohn, Hans am Ende, Paula Modersohn-Becker (später dann Becker-Modersohn), Fritz Overbeck, Clara Westhoff, Agnes Wulf, der Jugendstil-Maler Heinrich Vogeler u. a. Deren Bilder schufen einen neuen Blickwinkel und gaben den Moorsiedlungen und deren Bewohnern eine ganz neue Bedeutung.  Durch ihre realistischen Bildkompositionen lieferten sie eine der Grundlagen des deutschen Jugendstils

    Die Werke der Worpsweder Maler können in Worpswede, in Fischerhude und in Bremen in der Kunsthalle, dem Paula Becker-Modersohn-Museum und dem Overbeck-Museum in Bremen-Vegesack besichtigt werden.

    Beispielhaft werden drei Bilder aufgeführt.

    Die bereits im Zusammenhang mit dem Findorffer Torfhafen beschriebenen Torfkähne im Bild von Fritz Mackensen: "Torfkähne auf der Hamme"

    Dann Otto Modersohns Bild "Herbst im Moor"



    Und schließlich Heinrich Vogelers "Sommerabend am Barkenhoff"


    Auf diesem Bild hat Heinrich Vogeler folgende Personen verewigt. Links "die Malergruppe" mit

    Paula Becker-Modersohn, Agnes Wulf, im Hintergrund der Maler Otto Modersohn, die Malerin und Bildhauerin Clara Westhoff, spätere Ehefrau von Rainer Maria Rilke. Auf der rechten Seite zu sehen "die Musiker": Heinrich Vogeler verdeckt am Cello, sein Bruder Franz an der Violine, sein Schwager spielt die Flöte. Im Mittelpunkt des Bildes steht Heinrich Vogelers Frau Marta.

    Fotos vom Elternhaus Paula Becker-Modersohns in Bremen, Schwachhauser Heerstraße 23:



    Abschließende Bewertungen

    Wirtschaftsfaktor Torf

    Die Hansestadt Bremen verdankt dem Torf einen Teil ihres wirtschaftlichen Aufschwungs im 19. und 20. Jahrhundert. Torf war ein billiger Brennstoff, der sowohl den Betrieben als auch der ärmeren Bevölkerung zugute kam. Kohle war wesentlich teurer und nur für die reicheren Bevölkerungsschichten erschwinglich. Heute wäre der Torfabbau aus Umweltschutzgründen natürlich nicht mehr möglich, die Moore sind inzwischen geschützt, sie gelten als CO2-Speicher.

    Welche Bedeutung hätte die Kleinbahn Jan Reiners heute

    • Sie wäre heute vermutlich, wie schon früher, ein Highlight für Touristen und Einheimische, die mit einer Fahrt die Geschichte des Teufelsmoores besser kennenlernen könnten und würde die Touristendestination Bremen aufwerten.
    • Besonders das von Bremen aus gesehen südöstlich gelegene niedersächsische Gebiet über Lilienthal bis Tarmstedt ist mit der Bahn nicht zu erreichen. Es gibt keine S-Bahn, sondern nur Busverkehr. (Seit einigen Jahren gibt es eine Erweiterungsstrecke der Bremer Straßenbahn nach Lilienthal, inzwischen auch eine Bahnlinie in Richtung Stade, der Moorexpress). Die Kleinbahn hätte hier eine wertvolle Funktion für den öffentlichen Nahverkehr gehabt.
    • Der Abriss des Parkbahnhofs neben dem Bürgerpark ist, so meine Vermutung, nicht so sehr dem Neubau der Stadthalle geschuldet - die hätte man auch einige Meter weiter bauen können -, sondern die Modernisten wollten ihn nicht mehr haben, da er das moderne Erscheinungsbild störte. Man hätte ihn aus verkehrs- und architekturgeschichtlichen Gründen erhalten sollen. Der Glaskasten neben der Stadthalle steht dort erst seit ca. 20 Jahren.

    So, das war´s erst mal zum Thema: Moorkolonisation und seine Bedeutung für Bremen und den Stadtteil Findorff inclusive der Kleinbahn mit ihren Bahnhöfen und die Entdeckung der Moorgegend durch die Worpsweder Maler als "Einführung in den Strang Bremen-Findorff". Der Jugendstil zog sich von der Malerei der Künstlerkolonie über die Jugendstilbahnhöfe der Kleinbahn bis hin zur Architektur des Stadtteils Findorff. Über die Jugendstilwohnhäuser werde ich im nächsten Teil berichten.

  • Sozusagen als Brücke vom Teufelsmoor, den Moorbauern und den Worpsweder Malern zum Stadtteil Findorff stelle ich erst mal Heinrich Voglers Tätigkeit als "Architekt" vor. Neben dem Umbau seines Barkenhoffs von einem Bauernhaus zu einem Jugendstilgebäude erschuf er auch den Worpsweder Jugendstilbahnhof.

    Die Espabau

    Viele Bewohner Findorffs waren, bedingt durch die Nähe zum Bremer Hauptbahnhof, bei der Bahn als Handwerker, Angestellte und Beamte beschäftigt. Der Wohnraumbedarf war seinerzeit ziemlich hoch, es gab aber ein entsprechendes Angebot, der Wohnraum war knapp. Am 30. Juli 1893 wurde deshalb der genossenschaftlich ausgerichtete “Eisenbahn Spar- und Bauverein Bremen eG” gegründet, es sollte die älteste Wohnungsbaugenossenschaft Deutschlands werden.

    Gegenüber vom Torfhafen entstanden die ersten Häuser. Die "Espabau" besteht bis heute noch als genossenschaftliche Wohnungsbaugesellschaft und ist sicher immer noch ein Vorbild für die Erstellung von Wohnraum. Viele Gebäude in Findorff gehören der Espabau, sie ist Bremens größer Vermieter, auch Wohnhäuser aus der Jahrhundertwende im Jugendstil, der in Findorff zum dominierenden Architekturstil wurde, gehören der Espabau. Trotz Kriegszerstörungen ist noch einiges davon übrig geblieben, was ich nun dokumentieren werde.

    Die Espabau baute ihre Gebäude in der Hochzeit des Jugendstils, es waren aber eher einfach gestaltete Mietgebäude. Zu den beeindruckendsten Straßen in Findorff gehört für mich die Grünbergstraße, 1900 erbaut. Einen Schönheitsfehler gibt es leider: Die eckigen Gauben wurden letztes Jahr neu eingebaut und passen meiner Meinung nach nicht zum Stil

    Einige Fotos folgen noch.

  • Die Grünbergstraße scheint auch für die Espabau eine ganz besondere Straße zu sein. Mit einer Anzeigentafel und einem gemalten Bild dokumentiert sie den Bau der Grünberghäuser. Leider hat dort ein Motorrad geparkt, deshalb erst ein Foto von links (unten in der Ecke ist die Zahlt 1900 abgegeben)

    und von rechts. Auf dem Bild haben sich die Bauleitung und die Bauarbeiter der Wohngebäude zum Fototermin versammelt.

    Das von mir erwähnte Hinweisschild. Das Foto war die Vorlage für das oben vorgestellte Wandbild

  • Und weiter geht´s mit einigen Straßen im Umfeld des Torfhafens. Ein Eisenbahn- und Bausparverein wollte selbstverständlich, dass bei der Benennung der Straßen, an denen er gebaut hatte, an seine Wurzeln erinnert wird. Das schlägt sich in der Benennung der Straßen nieder. Die bereits hier erwähnte Grünbergstraße verdankt ihren Namen dem Vorsitzenden der Eisenbahnarbeiter-Pensionskasse. Neben der Grünbergstraße liegen, nördlich zum Torfhafen hin, die Tielenstraße, benannt nach dem preußischen Minister und Chef der Reichsbahn, und südlich die Buddestraße, benannt nach Hermann von Budde (1851 bis 1906), dem preußischen Eisenbahnminister und Chef der Reichseisenbahnverwaltung.

    Beginnen wir mit Bildern der Tielenstraße, Am östlichen Eingang der Straße wird man so empfangen:

    Hier wird an die Verbindung Findorffs mit dem Teufelsmoor und den Moorbauern erinnert, die beiden Torfkräne fahren vielleicht direkt zum ganz in der Nähe liegenden Torfhafen. Sehr geschickt hat man die beiden vor der Wand liegenden Pfeiler in die Bildgestaltung mit einbezogen. Und auch auf der gegenüberliegenden Seite Erinnerung an die Findorffer Geschichte: Im Wohnzimmer "hängen" die Bilder der Kleinbahn Jan Reiners und der Parkbahnhof.

    Die sehr gut erhaltene südliche Seite der Thielenstraße:

    Die südliche Seite von Westen aus gesehen:

    Die Gebäude sehen aus wie vor 3 Jahren neu gebaut. Auch das Eckhaus:

  • Südlich neben der Gründbergstraße liegt die Buddestraße, die schon an Kriegszerstörungen gelitten hat. Je weiter südlich man kommt, desto mehr Straßen sind zerstört worden. Hier gibt es noch einige in privatem Eigentum liegende Altbremer Zweifamilienhäuser, aber auch die Mehrfamilienhäuser der Espabau. Alles im Jugendstil, um 1907 gebaut.

    Zwei Jugendstildetails aus einem der Altbremer Häuser, zuerst eine kunstvolle Schnitzerei an einer Windfangtür, dann eien Gartentür im Souterrain:

    Südseite:

    Nordseite, rechts ein "Neubau", natürlich eine Etage mehr. Welch ein Unterschied bei den ästhetischen Vorstellungen und Ansprüchen.

  • Buddestraße Teil 2:

    Schmuck-Details


    Ein Teil der Straßen in Findorff sind nach den Orten benannt, die an der Kleinbahnstrecke Bremen - Tarmstedt lagen. Lilienthaler Straße, Falkenberger Straße, Seehauser Straße und Tarmstedter Straße. Die Worpsweder Straße erinnert natürlich an das Teufelsmoor, die Moorbauern und die Worpsweder Maler. Sie ist als kleine Birkenallee gestaltet und immer , wenn ich da lang fahre, denke ich beim Anblick der Birken an die Gegend rund um Worpswede und die Bilder der Worpsweder Maler, die die Birken mit ihren weißen Stämmen immer wieder aufs Papier gebracht haben.

    Das ist schon komisch: früher hieß es, die Worpsweder Maler geben die Natur wieder, die Birken sehen ja aus wie echt. Heute sagt man: die Birken sehen ja genauso aus wie die Worpsweder Künstler sie gemalt haben. Das zur Bewusstseinsbildung und wie unser Gehirn uns manchmal auf die falsche Fährte führt. Sind wir eigentlich noch Herr/Frau im eigenen Haus?

    Immer, wenn ich mit dem Rad auf der Worpsweder fahre, denke ich zuerst an die Worpsweder Maler und ihre Bildmotive. Leider etwas dunkel geraten das Foto, aber auch stimmungsvoll.

  • So, das war´s erstmal zur Entstehungsgeschichte Findorffs, ich hoffe, dass ich das einigermaßen ausreichend dargestellt habe und die Zusammenhänge erläutern konnte: Das Teufelsmoor und die Moorbauern, der Torf als Wirtschaftsprodukt, der Torfhafen mit den Moorkähnen, die Worpsweder Landschaft und seine Maler, der Jugendstil in der Malerei und in der Architektur Findorffs, die Espabau, die Verbindung mit den Kleinbahn Jan Reiners, die Nähe des Hauptbahnhofs zum Stadtteil....alles hängt doch mit allem zusammen.

    Am Beispiel eines bereits gezeigten Jugendstilgebäudes aus der Buddestraße möchte ich noch einen Vergleich mit der modernen Architektursprache machen:

    Unterschiede:

    - vier statt drei Etagen bei gleicher Höhe beim linken Nachkriegsbau

    - die Fenster des rechten Altbaus betonen durch ihre Form Vertikalität

    - oberhalb und unterhalb der Fenster sind Schmuckdetails im Jugendstil angebracht

    - auch die Mitte wird durch Schmuckdetails besonders betont

    Das linke Gebäude dagegen wurde nach dem Moderne-Motto "Reduktion auf das Wesentliche" gestaltet. Wohltuende Ausnahmen sind der risalitähnliche Vorsprung der Mittelfensterfront, der Stichbogen der Eingangstür sowie das runde Flurfenster.

    Ich weiß nicht, wie es Euch geht - aber ich schaue mir den rechten Bau länger an und bemerke bei mir auch eine innere Zufriedenheit beim betrachten der Fassade. Man erforscht diese Fassade förmlich und sie steht fürdie vielen Stile mit einem gleichen Formenreichtum. Bei der Nachkriegsfassade ist die Blickverweildauer dagegen wesentlich kürzer und löst auch keine positiven Gefühle aus.

    Weitere Bilder, dann aber aus anderen Straßen, werden noch folgen!

  • Ein Bekannter, seines Zeichens Immobilienkaufmann, verblüffte mich kürzlich mit der Aussage, Findorff ist das neue Schwachhausen (für Auswärtige: Schwachhausen gehört zu den hochpreisigen Stadtteilen in Bremen). Diese Feststellung hing mit einem Neubau zusammen, den ich hier unten darstelle, allerdings ist er noch nicht fertig. Es wird ein Quadratmeterpreis von 5100.-- Euro verlangt, Schwachhauser Preisniveau. Dafür muss ne´ Oma verdammt lange stricken.

    Aber es geht inzwischen noch höher, wie ich inzwischen erfahren habe. Auf dem Teerhof werden für ein Neubauprojekt, das noch gar nicht begonnen hat, 10 500.-- Euro verlangt werden. Wasser-Blick macht´s möglich. Da fällt sogar mir die Kinnlade runter, das sind Münchner Preise. Ich stelle dazu Fotos ein, da, wo sie hingehören, nämlich in den Strang Neustadt. Ich arbeite noch daran.

    Findorff, Leipziger Straße:


    Und so sieht es dann aus, wenn es fertig ist. Man achte auf den seit einiger Zeit immer wieder aufkommenden Werbespruch der "barrierefreien Wohnungen". Dazu habe ich ebenfalls noch ein Bild aus der Neustadt, kommt auch später:

  • Mal wieder einige Bilder aus Findorff. Der Torfhafen (# 5) wirkt jetzt zur Weihnachtszeit abends besonders stimmungsvoll:


    Dass die ESPA-Bau die älteste deutsche Wohnungsbaugenossenschaft ist, hatte ich bereits erwähnt. Mit einem beeindruckenden Wimmelbild macht sie Werbung für sich.

    OK, all zu sehr wimmelt es nicht.....aber irgendwie schon ein bisschen.....

    Sogar die links daneben stehende Garage wird mit einbezogen....

    Etwas ratlos bin ich bei dem jetzt fertig gewordenen Hausanstrich in der Winterstraße. Entsteht hier ein neuer Stil, eine Art Neo-Neo-Gotik?

  • Das Neo Neo Gotik Haus ist zweifellos besser als nix, aber ausser diesen Spitzbögen ist eigentlich alles schrecklich.

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • Das Neo Neo Gotik Haus ist zweifellos besser als nix, aber ausser diesen Spitzbögen ist eigentlich alles schrecklich.

    Dabei gehört es eher noch zu den einigermaßen gelungenen Nachkriegsbauten, immerhin mit Satteldach. In diesem Bereich Findorffs wurde viel durch das Bombardement des Zweiten Weltkriegs zerstört und dann neu aufgebaut. Alles nicht sehr schön. Einige Bilder aus der Brandt- und

    Goebenstraße, gleich um die Ecke zeigen diese zerstörten Straßenzüge und den Wiederaufbau.

    Brandstraße

    Goebenstraße, mit einigen erhaltenen Altbremer Häusern

    Aber es geht auch noch schlimmer, wir befinden uns in der Halberstädter Straße, ich schätze etwa 80er-Jahre links und rechts.

    Die nachfolgenden Fotos sind wieder ganz ansehnlich, Vermutlich die 1940er-Jahre.