Bäuerliche Architektur im Vogtland - Landwüst und Eubabrunn

  • Guten Abend,

    das hervorragende Wetter des vergangenen Wochenendes erlaubte einen Besuch des im südlichen Vogtland gelegenen Freilichtmuseums in Landwüst. Das Museum mit seinen rund 40 historischen Gebäuden ist aufgeteilt auf 2 Standorte. Der zweite Museumsteil befindet sich im wenige km entfernten Eubabrunn.

    Landwüst ist heute ein Ortsteil von Markneukirchen und liegt direkt am Hang des 664m hohen Wirtsberges im sächsischen Teil des Elstergebirges.

    Hier der "Gipfel" des Wirtsberges mit seinem durchaus interessanten Aussichtsturm aus dem Jahr 1986:

    Das "von Wüstungen umgebene" Dorf wurde 1319 erstmals erwähnt. Sehenswert, und sehr gut als Ergänzung zum Museum passend, ist die aus dem Jahr 1756 stammende und 1872 neubarock überformte Dorfkirche St. Laurentius:

    Leider wurde der aus dem Jahr 1916 stammende Kanzelaltar in den 70ern verändert.

    Von besonderem Wert ist die aus dem Jahr 1822 stammende Orgel von Friedrich Wilhelm Trampeli. Er war Angehöriger der über mehrere Generationen hinweg existierenden Orgelbauerfamilie aus Adorf im Vogtland. Aufgrund des etwas unschmeichelhaft klingenden Familiennamen "Trampel" firmierte man unter der italienischen Version "Trampeli"

    Beginnen wir nun unseren Rundgang durch das Museum. Im Jahre 1968 wurde dieses im ehemaligen Wohnhaus von Johann Georg Wunderlich eröffnet.

    Hier ein Überblick über die ersten 2 der insgesamt 4 Höfe, das Haus Wunderlich ist die Nummer 4:

    Das Haus ist in Situ erhalten und gleichzeitig eines der wertvollsten im Bestand. Das Wohnstallhaus mit Giebelumgebinde, Egerländer Fachwerk, Rußküche und gemauertem Stall wurde 1782 erbaut und bis 1965 bewohnt. Hier der beeindruckende Giebel:

    Details der Längsseite. Hier ist der typische Vogtländische "Umschrot" hervorzuheben. Dieser läuft als Blockbalkenlage, wie ein hervorkragendes Gesims, geschlossen um das Haus und stabilisiert es wie ein Ringanker. Die Dachsparren liegen direkt auf dem Umschrot auf:

    Die einfach verbretterte Stallseite (Im Hintergrund das Haus 3, die original zum Haus gehörige Scheune):

    Fortsetzung folgt.

  • Schauen wir uns im Inneren um. Die Stube:

    Mit diesem sehr beeindruckenden Ofen:

    Die Rauchküche:

    Noch einmal das Konstruktionsprinzip anhand des Modells:

    Und noch ein nettes Detail der Scheune:

    Die weiteren an das Haus Wunderlich anschließenden Scheunen (Die Häuser 5 und 6 im Plan oben), um 1900:

    Direkt gegenüber liegt das als Haupt- und Kassenhaus genutzte Haus Thomä (Haus 7). Es stellt einen typischen, noch heute öfter zu findenden, Umbau eines älteren Bauernhauses (hier aus den 18. Jh.). Das Äußere wurde im Jahr 1907 dem modernen Zeitgeschmack angepasst. Hier die zur Hofaußenseite zeigende Nordseite:

    Abgeschlossen wird der Hof 2 durch das aus Mühlhausen bei Bad Elster stammende Ensemble (Häuser 9 und 10) aus Scheune und Remise, ebenfalls um 1900:

    Fortsetzung folgt.

  • Nördlich des zentralen Hofensembles befindet sich der Hof 3.

    Die hier gezeigten Gebäude stammen aus der Zeit um 1800. Besonders typisch und noch heute in einigen Dörfern bewohnt zu finden, Frohnhäuser ehemals unfreier Bauern, die neben ihrer Frohn auf dem Hof der örtlichen Rittergüter, eine sehr bescheidene eigene Landwirtschaft betrieben.

    Hier (Haus 12) ein Frohnhaus aus Tirpersdorf, ca. 1800 erbaut, bis 1969 bewohnt und ab 1983 an den heutigen Standort umgesetzt:

    Auch schön (Häuser 14 und 15): der aus Obersohl bei Bad Elster stammende zweiteilige Hof, bestehend aus Wohnstallhaus und Scheune. Um 1800 erbaut, war das Wohnhaus noch bis in die 1980er Jahre bewohnt und kam 1992 nach Landwüst.

    Fehlt in diesem Bereich noch der Hof 2. Auch hier konnte das Wohnhaus (Haus 1) in Situ erhalten werden. Um 1780 erbaut und in den 1920ern umgebaut, zeigt es heute eine Wohneinrichtung der 1930er Jahre. Um hier ein Hofensemble zu vervollständigen, erhielt das Haus 1993 eine Remise aus Siebenbrunn bei Markneukirchen (Haus 2) aus dem Jahr 1850 zur Seite gestellt:

    Blick auf die Remise:

    Blick ins Innere:

    Zur Belebung des Besuches tragen ansonsten diese Gesellen bei:

  • Etwas abseits der übrigen Höfe befindet sich der Hof 4. Auch hier konnten die beiden wesentlichen Gebäude in Situ erhalten werden.

    Der für mich schönste Bau: Das Wohnstallhaus Weller, genannt "Büttner" (Haus 17), 1781 erbaut, in den 1920ern umgebaut und seit 1993 als Museum zugänglich. Harmonie der Architektur, trotz einem Abstand von 140 Jahren.

    Die Hofseite:

    Innen präsentiert sich dann diese interessante Sammlung historischer Öfen:

    Und mit diesem Blick vom gemütlichen Mittagessen in die Runde des zentralen Hofes 2 soll es das erstmal gewesen sein.

    Grüße vom Frank.