Da wir nun einen schönen Ordner für Moldawien haben, aber noch kein Thema dazu, starte ich hiermit eines zur Hauptstadt des Landes. Der rumänische Name Chişinău wird "Kischinäu" ausgesprochen. Einigermaßen bekannt ist die Stadt auch unter ihrem russischen Namen Kischinjow / Кишинёв.
Chişinău wurde 1436 erstmals erwähnt. Es ist aber von der Bausubstanz her eine recht junge Stadt. Vor dem Holocaust lebten hier viele Juden. Die größte Synagoge der Stadt wurde 1913 im maurischen Stil errichtet und sah so aus:
Chişinău, Choral-Synagoge, Ansichtskarte um 1913/14
Die Choral-Synagoge überstand den Zweiten Weltkrieg praktisch unversehrt. Sie wurde aber nach dem Krieg an das Russische Theater "A. P. Tschechow" übergeben und 1966 für dessen Bedürfnisse völlig umgebaut. Das folgende Foto zeigt wirklich dasselbe Gebäude. An dem alten Haus dahinter könnt ihr erkennen, dass der Betrachterstandpunkt der gleiche ist wie auf der historischen Aufnahme.
Chişinău, Russisches Staatstheater "A. P. Tschechow" (Foto: Loraine, 1. September 2017, CC-BY-SA-4.0)
Das Russische Staatstheater hat für ein sowjetisches Theater ein ungewöhnliches Aussehen. Dies wird erst verständlich, wenn man weiß, dass es durch den Umbau der Synagoge entstand. So ist das Gebäude heute ein eigenwilliger Vertreter der Sowjetmoderne. Doch ist sehr zu bedauern, dass von der alten Synagoge - auch im Innern - nichts mehr zu sehen ist.
Hier noch zwei aktuelle Ansichten. Der Name des Theaters ist an der Fassade in rumänischer und russischer Sprache zu lesen. Gespielt wird in russischer Sprache.
Das Russische Staatstheater "A. P. Tschechow" (Foto: LukasNen, 4. Februar 2020, CC-BY-SA-4.0)
Das Russische Staatstheater "A. P. Tschechow" (Foto: LukasNen, 4. Februar 2020, CC-BY-SA-4.0)