Wolfenbüttel (Galerie)

  • Leider ist diese Galerie vollständig gestorben. Ich kann mich noch gut an die sehr schönen Fotos erinnern. Im Rahmen einer Fahrradtour konnte ich auch einige allerdings nicht sehr gute und etwas hektisch geschossene Fotos in Wolfenbüttel machen. Wir sind da wirklich nur einmal mit dem Rad durchgefahren und ich konnte den Betrieb nun auch nicht besonders aufhalten.

    Wie immer ein genereller Eindruck vorweg: Gut. Ich bin vielleicht zu milde mit den Städten meiner niedersächsischen Heimat, aber für eine Stadt von 40.000 Einwohnern war das ein lebendiges Zentrum mit viel Betrieb für einen Donnerstag Nachmittag. Leerstand wird es gegeben haben, aber ins Auge gefallen ist er mir nicht. Überrascht war ich mal wieder von der Geschlossenheit des Bestandes an Fachwerkhäusern mit einigen Einsprengseln von Architektur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Es wird so sein, dass wir ein paar Bausünden übersehen haben, ich hatte den Eindruck, dass es praktisch kein Gebäude nach 1945 in der Altstadt gäbe (zumindest auf unserer sehr eingeschränkten Route).

    Ein paar schlechte Fotos (die Linse war ziemlich verschmiert, was mir erst abends auffiel:


    Was ich schon oben unter die Galerie von "Frosch Frolo" geschrieben hatte: Die Fenster der Häuser sind praktisch alle gut angepasst. Die kahlen, sprossenlosen Fenster in Fachwerkhäusern, die in den 90ern noch absolut dominierten, ein Ding der Vergangenheit, zumindest in Wolfenbüttel.

    Verzeiht die Bildqualität und die wenigen Motive.

  • Man scheint hier wirklich ein Stadtbild zu besitzen, das zum besten vom besten in der weiteren Region gerechnet werden kann. Die Geschlossenheit wirkt phänomenal und dürfte sicher nur noch ganz selten zu finden sein. Es macht viel Spaß, diese Bilder anzuschauen; und sie wecken die Lust auf sehr viel mehr.

  • Auch ich habe Wolfenbüttel vorca. 15 Jahren besucht . Eine planmäßige Stadtgründung mit schachbrettartigem Grund, mit drei Plätzen in der Diagonale. Was mir auffällt, ist die Schlichtheit der Fachwerkhäuser. Es gibt nur sehr sparsame Verzierungen, die für den Beginn des 17.Jahrhunderts typischen Halbsonnen fehlen ganz. Sollten damals auf Befehl des Herzogs die Fachwerkbauten schlicht sin, um dem wunderbaren Renaissanceschloss keine Konkurrenz zu machen? Mir kommt das irgendwie so vor. Trotz diesem allen ist Wolfenbüttel ein Hingucker und eine Reise wert.

  • Schlichtheit? Mit Sicherheit, was niedersächsische Verhältnisse betrifft.

    Für mich wirken Bilder wie dieses:

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    vor allem Braunschweigisch, als Art Surrogat für Verlorenes in BS. Die Form, traufseitig mit ausgeprägten Zwerchhäusern ist typisch Braunschweigisch. Auch in Fachwerkstädten wie BS, Hildesheim, Goslar waren/sind nicht alle Häuser ein Brusttuch oder Knochenhaueramtshaus etc,

    Was mich in WOB etwas gestört hat, waren vereinzelte Störfaktoren wie der obligate Karstadt am Schlossplatz. Aber die Masse des Erhaltenen ist wirklich beeindruckend.

  • Auf das Kfz-Kennzeichen wollte ich auch gerade hinweisen. Wolfsburg (WOB) und Wolfenbüttel (WF) sind zwei grundverschiedene Städte in Niedersachsen. Es sollte sich niemand von der größeren Bekanntheit Wolfsburgs täuschen lassen: Wolfenbüttel ist tausendmal schöner.

    Für mich wirken Bilder wie dieses:vor allem Braunschweigisch, als Art Surrogat für Verlorenes in BS.

    Wolfenbüttel liegt nur wenige Kilometer südlich von Braunschweig. Es war die Residenz der Herzöge von Braunschweig. Die Fachwerkhäuser dort sind in der Tat braunschweigisch. Braunschweig war ja auch ein Land, nicht nur eine Stadt.

    Das Karstadt-Haus in Wolfenbüttel war ein gut an die altstädtische Umgebung angepasster Kaufhausbau aus den siebziger Jahren. Leider wurde dieses kleine Kaufhaus schon vor vielen Jahren geschlossen. Konkret wurde es von 1977 bis 2005 seiner ursprünglichen Bestimmung gemäß als Karstadt-Haus genutzt. Dann folgten einige Jahre der Einzelhandelsnutzung unter anderen Namen und mehrere Jahre Leerstand. 2018 wurde das Gebäude am Löwentor im Auftrag der Stadt abgerissen.

    Braunschweig war früher kaufhausmäßig dagegen eine Horten-Stadt. Das Horten-Haus am Bohlweg steht noch.

  • Franka September 17, 2024 at 1:39 PM

    Changed the title of the thread from “Wolfenbüttel” to “Wolfenbüttel (Galerie)”.
  • Die Lüneburger waren mit den Braunschweigern in dem Herzogtum Braunschweig Lüneburg vereint. Sie freundeten sich miteinander an, mit dem Effekt, dass die Lüneburger anfingen die Braunschweiger Bauweise zu imitieren. Es finden sich daher einige Traufständige Häuser in Lüneburg, allerdings mit roten Backsteinen in den Gefachen.

  • Haupteinkaufsstraße Wolfenbüttels ist die Lange Herzogstraße. Deren Fortsetzung nach Südwesten sind die Krambuden. Von dort eröffnete sich der Blick auf den Kopfbau des Karstadt-Hauses in Fachwerkanmutung. Die dahinter liegenden weiteren Teile des Kaufhauses waren schlichter gehalten. Hinter dem Kaufhausgrundstück verläuft der Schulwall, der die Begrenzung der Altstadt im Südwesten markiert. Verglichen mit den Kaufhäusern der Großstädte war das Wolfenbütteler Karstadt-Haus recht klein. Der Bau fügte sich in der Höhe und Dachgestaltung gut in die Altstadt ein. Rechts vom Karstadt verlief die Löwenstraße, links der Große Zimmerhof. Nach dem Abriss des Kaufhauses im Jahre 2018 ist nun ein großes Grundstück in der Innenstadt zur Neubebauung frei.

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    Wolfenbüttel, Blick von den Krambuden her auf das Karstadt-Haus (eröffnet 1977, abgerissen 2018), rechts im Hintergrund die Löwenstraße mit einem weiteren Teil des Kaufhauses, links der Große Zimmerhof (Foto: Losch, 13. Oktober 2012, CC-BY-SA-3.0)

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    Krambuden, links das Karstadt-Haus (Foto: Sterilgutassistentin, August 2008, GPL)

  • ist aber auch ein sehr peinlicher Bau, weil hint und vorn nix passt. Da ist sogar der altuelle Zustand besser. Die Hauptfrage ist natürlich: wie kann man einen solchen Klotz in eine dermaßen bedeutsame Altstadt setzen? In Italien offenbar unmöglich.

  • Haupteinkaufsstraße Wolfenbüttels ist die Lange Herzogstraße. Deren Fortsetzung nach Südwesten sind die Krambuden. Von dort eröffnete sich der Blick auf den Kopfbau des Karstadt-Hauses in Fachwerkanmutung. Die dahinter liegenden weiteren Teile des Kaufhauses waren schlichter gehalten. Hinter dem Kaufhausgrundstück verläuft der Schulwall, der die Begrenzung der Altstadt im Südwesten markiert. Verglichen mit den Kaufhäusern der Großstädte war das Wolfenbütteler Karstadt-Haus recht klein. Der Bau fügte sich in der Höhe und Dachgestaltung gut in die Altstadt ein. Rechts vom Karstadt verlief die Löwenstraße, links der Große Zimmerhof. Nach dem Abriss des Kaufhauses im Jahre 2018 ist nun ein großes Grundstück in der Innenstadt zur Neubebauung frei.

    Wolfenbuttel-Karstadt-v.Krambuden-r.Lowenstr-l.Gr.Zimmerhof13.10.2012Losch-SA30---1.jpg
    Wolfenbüttel, Blick von den Krambuden her auf das Karstadt-Haus (eröffnet 1977, abgerissen 2018), rechts im Hintergrund die Löwenstraße mit einem weiteren Teil des Kaufhauses, links der Große Zimmerhof (Foto: Losch, 13. Oktober 2012, CC-BY-SA-3.0)

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    Krambuden, links das Karstadt-Haus (Foto: Sterilgutassistentin, August 2008, GPL)

    Wir waren im Frühjahr 2022 in Wolfenbüttel und DAS ist nun an der Stelle des egemaligen Fachwerk - Karstadt:

    Ein hübsches Bild vom Marktplatz zur "Versöhnung". Auch Frühjahr 2022!!!

  • Die Lüneburger waren mit den Braunschweigern in dem Herzogtum Braunschweig Lüneburg vereint. Sie freundeten sich miteinander an, mit dem Effekt, dass die Lüneburger anfingen die Braunschweiger Bauweise zu imitieren. Es finden sich daher einige Traufständige Häuser in Lüneburg, allerdings mit roten Backsteinen in den Gefachen.

    Ich versuche das mal ein wenig zu ordnen. Ob die beiden Herrscherhäuser befreundet waren, sei mal dahingestellt, aber immerhin waren sie verwandt, denn das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg wurde 1269 unter den beiden welfischen Brüdern Albrecht und Johann in die Fürstentümer Braunschweig und Lüneburg geteilt. Das Herzogtum bestand aber formell weiter.

    Wenn du aber den Fachwerkbau in den Städten ansprichst, dann handelt es sich gerade meist nicht um herrschaftliche, sondern städtische oder bürgerliche Bauten. Die Fürsten von Braunschweig verlagerten ihre Residenz im 15. Jahrhundert sogar nach Wolfenbüttel. In Braunschweig herrschte im 15. und 16. Jahrhundert eh ein starkes, vom Stadtherren unabhängiges Bürgertum. Durch das Salz war die Stadt eine der reichsten und mächtigsten im Deutschen Reich.

    Kurzum: Die Abhängigkeiten der Architektur - da wäre zu hinterfragen, ob diese überhaupt und in welcher Ausprägung existieren - sind gewiss nicht auf die welfischen Herrscherhäuser zurückzuführen. Traufenständigkeit ist zudem ein viel zu schwaches Kriterium, um darauf Entwicklungslinien zu begründen.

  • Das Löwentor ist natürlich auch eine Zumutung, aber man nimmt es wenigstens als halbwegs in sich stimmigen modernen Bau wahr. Der Karstadt war hingegen eine freche, ja obszöne Verhöhnung der alten Fachwerkstadt, und das ist weit schlimmer.

  • Karstadt war noch passabel mit dem Fachwerkkopfbau, aber dieses: bäh! Grobschlächtiger gehts nicht mehr! Wenn man doch wenigstens die Fassade des Kopfbaus erhalten und dahinter das Neue gebaut hätte. Bei diesem Anblick wäre ich gar nicht erst ins Gebäude gekommen, weil ich vorher schon das Würgen bekommen hätte. Die Arnekengalerie in Hildesheim lässt grüßen!

  • Ich dachte immer, die Fachwerkecke des Karstadt Gebäudes wäre ein Original, das jemand auf Stelzen gestellt hätte. Jetzt aber scheint sich herauszustellten, es kein Original war und es wurde ein Panzer in die Altstadt vonj Wolfenbüttel gefahren. Ich bin geradezu entsetzt.

  • Ich bin erst vor wenigen Monaten in Wolfenbüttel gewesen und empfand diese Einkaufspassage überhaupt nicht als Fremdkörper in der Altstadt. Hier hat man vieles richtig gemacht. Farbgebung und Dachgestaltung orientieren sich teilweise am historischen Bestand. Die Fassadengestaltung ist zurückhaltend. Da kennen wir viele weitaus unpassendere Lösungen.

  • Ich dachte immer, die Fachwerkecke des Karstadt Gebäudes wäre ein Original, das jemand auf Stelzen gestellt hätte. Jetzt aber scheint sich herauszustellten, es kein Original war und es wurde ein Panzer in die Altstadt vonj Wolfenbüttel gefahren. Ich bin geradezu entsetzt.

    Ob Original oder Nachempfindung: man hätte diese Fachwerk-Platzwand stehen lassen sollen.

  • Versteh nicht, wie man als Liebhaber alter Architektur dieses Karstadt-Monster so unkritisch sehen kann - daran ist doch wirklich alles falsch und misslungen. Die idiotischen Stelzen, an denen die pseudohistorische Ummantelung eines durch und durch modernen Klotzes sozusagen transparent wird, und durch deren Unbeholfenheit alles Weitere förmlich in der Luft hängt, darüber dann der "Holzbrett-Bereich", der so etwas wie einen altertümelnden Abschluss des Erdgeschosses bewirken soll, das dadurch aber viel zu hoch wird. Darauf dann der eigentliche "Fachwerkbau", offensichtlich "aufgesetzt" und daher unorganisch und auch unmotiviert, zusammenhanglos zum riesigen anderhalbgeschoßigen Unterbau. Dieser Fachwerkbau hat es euch offensichtlich angetan. Ich muss sagen, dass ich die Dreiseitlösung in dieser nach rechts stumpfen Abwinkelung und den öden, leeren Dachflächen, die so etwas wie ein oben abgeschnittenes riesiges Walmdach ergäben würden, ziemlich hässlich finde. Aber das ist subjektiv. Würde man sich dieses Haus ohne EG- Zone denken, also mit der unteren Fachwerkkante gleich auch Straßenniveau, gefiele es mir auch nicht besonders, würde aber noch irgendwie angehen. Die Fensterkonzentration um die Mitte ist sowieso ungünstig, wobei mich die Symmetrie der Frontseite noch zusätzlich stört. Die Nachempfindung des Mittelalters ist erscheint durch diese noch eine Stufe unbeholfener.

    Es ist wirklich gut, dass das verschwunden ist. Nichts vermag die Umgebung so sehr zu beeinträchtigen, förmlich durch den Schmutz zu ziehen wie ein derartiger architektonischer Unrat, der an der Würde und Authentizität des Stadtorganismus rüttelt. Solcher Outlet-Kitsch in einem historischen Stadtzentrum ist wie Pornographie in einem katholischen Mädcheninternat (aus Sicht verantwortungsbewusster Eltern und Lehrkörper besehen).