Köln - Dom und Umgebung

  • Das gegenüber dem Dom befindliche Gebäude Domkloster 3, ein denkmalgeschützter Bau aus den frühen 50er-Jahren, wird für rund 9 Mio. € saniert.

    Vis-à-vis zum Kölner Dom - Domkloster 3 wird saniert

    Domforum-Köln HOWI - Horsch, Willy [CC BY 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/3.0)], via Wikimedia Commons

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Wird wohl wieder ein Millionengrab werden, wie auch BER und Stuttgart21, wenn das tatsächlich mal umgesetzt werden wird. Aber einfach nur traurig, dass selbst sowas dem heutigen, unwirtlichen kölner Stadtbild gut tun würde.

  • Ach, in meinen Augen ist das nur wieder so ein utopischer Vorschlag von irgendeinem Architekten, der mit provokanten Vorschlägen in die Presse kommen will.
    Eine Umsetzung ist völlig unrealistisch, da glaube ich eher daran, dass die historische Eingangshalle vom Centralbahnhof, ähm ich meine natürlich Hauptbahnhof :D rekonstruiert wird :) .

    Vor wenigen Tagen meinte ja auch irgendein Fahrradclub, man solle doch die Rheinfront mit einem Fahrradhochweg auf Stelzen verschandeln, nebenbei gemerkt einer der Orte in Köln, die fast komplett noch wie vor dem Krieg aussehen und wo man dementsprechend aus städtebaulicher Sicht nicht das Grausen bekommt, und die muss man im Bereich der Innenstadt sonst mit der Lupe suchen. Völlig gaga und nur als Provokation gedacht, ich würde derartigen Vorschlägen daher am Liebsten gar keine Aufmerksamkeit zukommen lassen.

  • Noch ein Nachtrag zu dem von @'Löbenichter verlinkten Artikel. Das Haus am Domkloster 3 hat in der Dimension so schon vor dem Krieg existiert, sah aber ein wenig anders aus...:

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    Tja, da kann das Haus von heute wohl nicht ganz mithalten :whistling:

  • Die Planungen für die "historische Mitte" schreiten voran:

    https://www.rundschau-online.de/region/koeln/d…g-sein-33085980

    Stadt und Hohe Domkirche haben dafür jetzt sogar eine GbR gegründet. Alleine die Anfangskosten betragen über 6 Mio. €. Was man schon mit dem Geld sinnvolleres anfangen könnte... :kopfschuetteln:
    2024 soll mit dem Bau begonnen werden, 2028 soll das Projekt fertig sein. Genug Zeit also noch, diesen Unfug zu stoppen... rant:)

  • Zur historischen Mitte fand im Januar eine Podiumsdiskussion statt, veranstaltet von der Kölnischen Rundschau.

    Ich war selber vor Ort im Publikum. Was man auf der Veranstaltung recht oft hörte, war, dass man es begrüßte, dass überhaupt einmal in einer solchen Diskussion Standpunkte ausgetauscht werden, und nicht immer nur einfach alles von der Politik beschlossen wird.

    Ich als Kenner des Forums muss sagen, was Köln einmal alle 10 Jahre macht, findet in Potsdam ja alle zwei Monate statt :biggrin:

    Ansonsten waren die Positionen klar: Die Stadt, vertreten durch den Baudezernenten und die Hohe Domkirche, vertreten durch den Dombaumeister wollen dieses Projekt gemeinsam durchziehen und berufen sich auf das sanierungsbedürftige bisherige Stadtmuseum Zeughaus, aus dem das Stadtmuseum ja in die "historische Mitte" umziehen soll und das marode, als Archiv untaugliche Kurienhaus, was für die "historische Mitte" weichen soll.

    Auf der anderen Seite waren zwei Vertreter aus der Politik, von der FDP und den Freien Wählern vertreten, (beide allerdings nur kleine Parteien in Köln),, die die Gegenposition einnahmen. Hier sind die Argumente, dass das Zeughaus im städtischen Besitz ja so oder so saniert werden muss und es sogar das Angebot eines Mäzen gab, einen Erweiterungsbau zu finanzieren, dass sich die Stadt mit Opernhaus, jüdischem Museum und der Erweiterung des Wallraff-Richartz-Museums schon genug kostspielige Kulturprojekte aufgehalst hat, dass die Kosten vermutlich genauso unkalkulierbar in die Höhe schnellen wie bei den anderen Projekten und dass der geplante Bau ästhetisch zu groß und zu klotzig wirkt.

    Wobei man an dieser Stelle meiner Meinung nach zu oft sagte "das ist Geschmackssache" und die moderne Architektur deutlicher hätte kritisieren können.

    Die Freien Wähler haben angekündigt, ein Bürgerbegehren zu starten, sobald der Rat den Baubeschluss gefasst hat (anders ist es rechtlich schwierig).

    Hier ein Zusammenschnitt der Veranstaltung von den Freien Wählern:

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    Im Newsletter der Freien Wähler wurde außerdem ein Statement eines CDU-Mitgliedes aus dem Kulturausschuss verschickt, der sich wie folgt äußert:

    Zitat von Prof. Dr. Lothar Theodor Lemper (Mitglied der CDU-Fraktion im Kulturausschuss)

    Die von der Kölnische Rundschau initiierte Veranstaltung „Kultur kontrovers“ zur „Historischen Mitte“ war meiner Erinnerung nach die erste gelungene Gelegenheit, mit der notwendigen Offenheit die unterschiedlichen Meinungen zu diesem geplanten Projekt sachlich und kompetent zu diskutieren. Eine ausgesprochene Affinität der Politik, einen solchen Diskurs zu diesem Thema in der Stadtgesellschaft zu führen, ist dagegen kaum erkennbar. Die damalige Aussage von Oberbürgermeisterin Reker, der Entwurf für das Gebäudeensemble sehe grandios aus „wie geküsst“, war offensichtlich von einer derartigen regierungsamtlichen Eindringlichkeit, dass daraus unmittelbar das Missverständnis entstand, jeder weitere Diskurs sei verzichtbar. Die Freien Wähler haben durch ihren Sprecher Andreas Henseler ein Bürgerbegehren gegen die Absichten der Stadt angekündigt. Es ist meine feste Überzeugung, dass das Bürgerbegehren zu einer erfolgreichen Ablehnung der Pläne führen wird: Im Wesentlichen deshalb, weil in der Bürgerschaft ein tiefes Misstrauen besteht, ausgerechnet der „Historischen Mitte“ bleibe das Kölner Schicksal von Pannen und Pleiten erspart. Die Oper ist das in Stein gegossene besonders signifikante Beispiel einer offensichtlich planmäßigen Überforderung der Stadt mit öffentlichen Bauten, zumal die Frage, wer für dieses Desaster in der Stadtverwaltung die Verantwortung trägt, bis heute unbeantwortet geblieben ist. Keiner in Köln zweifelt daran, dass mit der „Historischen Mitte“, wenn sie denn in Angriff genommen würde, das nächste Opfer entstünde. Zudem: Wieso die Stadt sich derzeit mit Verve auf die „Historische Mitte“ stürzt, wo sie im Kulturbereich mit dem Bau des Jüdischen Museums, dem Erweiterungsbau des Wallraf-Richartz-Museums & Fondation Corboud, dem Neubau des Stadtarchivs, der Sanierung des Römisch-Germanischen Museums sowie der nicht sichtbaren Vollendung der Oper mehr als hinreichend beschäftigt ist, kann man rational nicht beantworten. Ich werde das Bürgerbegehren unterstützen.

    Ich denke man merkt, dass das politische Engagement der Freien Wähler erste Erfolge zeigt.

    Was jetzt im Zuge der Corona-Krise aus derartigen Projekten wird, ist natürlich auch offen. Sollte die Stadt aber trotz allem daran festhalten, wird das ganze nicht ohne erheblichen Widerstand ablaufen.

  • Am Dom wird auf der Nordseite genau wie auf der Südseite nun auch ein Zaun aufgestellt.

    https://www.rundschau-online.de/region/koeln/n…0X-XfwJ68h92fwk

    Die Arbeiten sind schon recht weit fortgeschritten, wenn alles fertig ist, werde ich mal ein Bild einstellen. Schade, dass man es machen muss, aber auf der anderen Seite gut, dass es gemacht wird. Das Thema Wildpinkler am Dom ist wirklich unsäglich, wenn man sich anders nicht zu helfen weiß, muss eben ein Zaun her. Auf dem Artikelbild sieht er ja sogar optisch gelungen aus.

    Ein erfreulicher Artikel über die Restauration und Rekonstruktion nach Originalplänen einiger Domfenster aus dem 19. Jahrhundert, möglich gemacht durch eine Großspende: https://kirchenzeitung-koeln.de/883

    Man sieht, auch in Köln gibt es Menschen, die Privatmittel für lokale Architektur aufwenden - nur fließt hier ein Großteil eben dem Dom zu, der allerdings auch viel Geld verschlingt...

  • Ich habe die Sache mit den Fenstern gerade noch einmal kurz recherchiert.

    Ihr erinnert euch vielleicht an meine Bilder vom Karfreitagmorgen (Link), wo dieses Bild vom nördlichen Querschiff dabei war, wo die Morgensonne die Fenster erleuchtet:

    Kölner Dom Karfreitag 2020

    Auf der anderen Seite hat die Sonne tatsächlich auch durchgeschienen, allerdings waren die Fenster eher "langweilig", weswegen ich sie nicht gezeigt hatte:

    Kölner Dom südliches Querhaus

    Laut Wikipedia sind die Fenster, die jetzt rekonstruiert werden, tatsächlich im südlichen Querhaus zu finden, an deren Stelle sich seit dem Krieg Ornamentfenster befinden. Vielleicht werden hier bald also genau so tolle bunte Fenster wie auf der Nordseite zu finden sein.

  • Ich finde, der Dom hat durch die Teilrekonstruktion der historistischen Glasfenster enorm gewonnen. Ich fand die grauen Fenster immer furchtbar. Schon als Kind hatte ich das Gefühl, mich eher in einer Bahnhofshalle zu befinden (da gab es freilich auch noch den Bunker im Nordturm, durch einen Bretterzaun abgeschirmt).

    Nicht minder deprimierend fand (und finde) ich die grauen Nachkriegsfenster im Mainzer Dom. Es ist mir ein Rätsel, was die Verantwortlichen in den 1950er und 1960er Jahren zu solchen Verglasungen veranlasst hat.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Rekonstruktion zweier Friedensengel

    Seit 2015 wurden zwei Engel, die auf dem Nordturm des Kölner Doms standen, komplett neu angefertigt. In jeweils vier Teilen werden sie auf den Turm gehoben und zusammengesetzt.

    https://www1.wdr.de/nachrichten/rh…eagaleriexl.jpg

    (...) Die jeweils 1500 Kilo schweren Engel wurden in der Dombauhütte zunächst mit Gips aufmodelliert. Nicht nur Arme und Hände fehlten. Sie hatten sprichwörtlich Federn gelassen. Auch die Flügel waren weg. Von den Instrumenten hatten Wind und Wetter nur wenig übergelassen. Nicht alles, was fehlte, war auf alten Entwurfszeichnungen dokumentiert. Die „Meister“ der Dombauhütte mussten bei der Rekonstruktion „frei interpretieren“. (...)


    Ein weiterer Bericht:

    https://www.express.de/koeln/spektaku…-hoehe-36759336

  • Moderationshinweis: Kommt aus dem Thema "Berliner Stadtschloss (architektur- und kunsthistorische Aspekte)" und wurde wegen anschließender Diskussion hierher kopiert.

    Ich habe mich schon mehrfach gefragt, inwiefern Dombaumeister Willy Weyres sich beim Entwurf für den neuen Vierungsturm des Kölner Doms in den 1960ern von Stülers Laterne hat inspirieren lassen. Ich kenne sonst keine Turmarchitektur, in der Engel auf diese Art mit ihren Flügeln eine Art 'Arkade' bilden wie in Köln und Berlin, wenngleich die Flügel unterschiedlich sind und die Engel in Köln keine tragende Funktion haben, sondern vor dem Dach schweben. Die gemeinsame ikonographische Wurzel ist natürlich das himmlische Jerusalem. Doch kannte Weyres die Stüler-Laterne überhaupt?

    Den Kölner Dachreiter finde ich übrigens per se nicht schlecht, zumindest aus der Distanz wirkt er sehr elegant und grazil. Aus der Nähe sind die Engel dagegen recht grob gearbeitet. Außerdem bildet der neue Dachreiter am Dom m. E. einen Fremdkörper (der Chefarchitekt von Notre-Dame de Paris bezeichnete ihn sogar als eine "Warze an einem alten Gebäude"*). Umso eleganter und nobler wirkt auf mich Stülers Laterne, zumal sie sich trotz ihrer spätklassizistischen Formensprache hervorragend in die barocke Schlossarchitektur integriert.

    *https://www.domradio.de/video/koelner-…-alten-gebaeude


    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Den Kölner Dachreiter finde ich übrigens per se nicht schlecht, zumindest aus der Distanz wirkt er sehr elegant und grazil. Aus der Nähe sind die Engel dagegen recht grob gearbeitet. Außerdem bildet der neue Dachreiter am Dom m. E. einen Fremdkörper (der Chefarchitekt von Notre-Dame de Paris bezeichnete ihn sogar als eine "Warze an einem alten Gebäude"*).

    Ich würde das "grob" Gearbeitete allgemein als einen ganz eigenen, in den Sechzigerjahren vorherrschenden, kantig vereinfachenden Bildhauerstil betrachten, der damals insbesondere im kirchlichen Umfeld anzutreffen war und stets eindeutigdieser Epoche zuzuordnen ist.

    Ich persönlich finde diesen Stil ziemlich scheußlich, und die Aussage des Chefarchitekten von Notre-Dame würde ich sofort unterschreiben. Allerdings ist der Geschmack ja einem stetigen Wandel unterworfen, und vieles aus dieser Zeit, das wir heute schrecklich finden, hat uns damals gefallen...

    Vielleicht hat dieser Architekturstil ja sogar eine eigene Bezeichnung...?

    _______________________________________
    Gutmensch = Gut gemeint, nicht zuende gedacht, schlecht gemacht

  • Centralbahnhof 11. Juni 2020 um 14:45

    Hat den Titel des Themas von „Köln - Domplatte und Dom“ zu „Köln - Dom und Umgebung“ geändert.
  • Also "unversehrt" würde ich das anhand dieser Bilder nicht bezeichnen:

    k%C3%B6ln_altstadt_nord_blick_vom_dom_auf_die_reste_von_bahnhof_und_hohenzollernbr%C3%BCcke_walter_dick_fbe7467332_600x450xfr.jpeg

    k%C3%B6ln_altstadt_nord_blick_vom_dom_auf_die_reste_von_bahnhof_und_hohenzollernbr%C3%BCcke_krieg_walter_dick_fbf8467340_600x450xfr.jpeg

    Bild aus den 50ern:

    k%C3%B6ln_altstadt_nord_ostseite_des_doms_6d8d38727_600x450xfr.jpeg


    Allerdings hält sich der Schaden stark in Grenzen, die Statik scheint ja nicht gefährdet zu sein.

    ...

    Nachdem ich das ganze mal kurz bei Wikipedia nachgelesen habe, ist der heutige Dachreiter im Kern tatsächlich immer noch der Selbe wie der Originale aus dem 19. Jahrhundert. Man hat nur die Verzierungen ausgetauscht, angeblich weil "Instandsetzung der beschädigten und das Ersetzen der fehlenden Teile nicht möglich waren". Das kommt einem ja wirklich lächerlich vor.

    Die gute Nachricht lautet also, um den aktuellen Zustand zu korrigieren, muss man nicht den gesamten Dachreiter austauschen, sondern nur wieder die korrekten Verzierungen anbringen. Die Originalpläne sollten ja hoffentlich irgendwo zu finden sein.

  • Die Kreuzblume und der Stern dürften auch noch original sein.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.