Köln - Dom und Umgebung

  • Naja...
    es ist sicher sehr lobenswert dass der 70-er Jahre Beton-Brutalismus um den Dom herum nun verschwindet, aber was stattdessen kommt ist kaum ästhetisch ansprechender! :crying:

    Einmal editiert, zuletzt von Maecenas (17. November 2013 um 14:36)

  • In Köln ist eh Hopfen und Malz verloren. Schrecklich verschandelte Stadt. Von den großen deutschen vier (Berlin, Hamburg, München, Köln) zweifellos die hässlichste Stadt. Und im Gegensatz zu den anderen Städten, wo man doch hier und da immer mal wieder wirkliche Verbesserungen/Verschönerungen sieht, tut sich in Köln nichts in der Hinsicht.

  • Wirklich Schade. Dasselbe in Grün. Einfach peinlich, sowas. Für eine Stadt, deren Wirken und Werden in solch unvergleichlich bombastischer Dimension in die Geschichtsschreibung einging, ein wahres Armutszeugnis. Das muss man sich einfach mal vor Augen halten: Der Dom, unangefochtenes Meisterwerk der Gotik, filigraner Gigant, größte gotische Kathedrale der Welt, Perfektion der Baukunst, Sinnbild für das Streben nach Harmonie und Ästhetik, Manifest menschlicher Schöpferkraft - und dann, direkt daneben: ne Betonwand. Keinerlei Schönheit, nicht einmals sichtbare Historie. Einfach nur eine graue Fläche.
    Ehrlich: Das sorgt für schlimmeres Fremdschämen als das Nachmittagsprogramm auf RTL2.
    Trotzdem Danke für's Upload. Man muss der Wahrheit halt ins Gesicht sehen, so weh es auch tut.

    Form is Function.

    "Fürchte nicht, unmodern gescholten zu werden. Veränderungen der alten Bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie eine Verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim Alten. Denn die Wahrheit, und sei sie hunderte von Jahren alt, hat mit uns mehr Zusammenhang als die Lüge, die neben uns schreitet."

    Adolf Loos (Ja, genau der.)

  • Das sieht fuer mich nicht unbedingt nach einer Verbesserung des Domplatzes aus, eher im Gegenteil.
    Besonders das Betonmonster auf dem Tunnel stoert mich, genauso wie das linke Gebaeude im letzten Bild (60er Jahre-Stil).
    Wenn ich das richtig sehe, zeigt das letzte Bild vom Bahnhof in richtung Dom?

  • Diese schon bis zur Erschöpfung in diesem Forum geführte Diskussion zu Bombenkrieg, Kriegsschuld usw. sollte - falls tatsächlich noch Bedarf vorhanden ist - in Auerbachs Keller stattfinden. Weitere Kommentare in diesem Strang werden kommentarlos verschoben.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Mir seien an dieser Stelle ein paar Bemerkungen erlaubt:

    Der Historismus wurde meines Erachtens zur volkstümelnden Selbstdarstellung genutzt, verursachte diese jedoch nicht. Ursache und Wirkung dürfen hier nicht vertauscht werden. Das Wiederaufkeimen des Neoklassizismus bei Kolhoff, Patzschke und Schmitz geht schließlich auch nicht mit der Einführung Faschistischer oder gar griechisch-antiker Strukturen einher. Und ob im Falle z.B. der italienischen oder gar französischen Neorenaissance (e.g. Reichstag) wirklich der Nationalismus die erste Geige in den Gedanken der Architekten spielten, darf wohl bezwiefelt werden.

    Selbiges gilt für den in diesem Zusammenhang nicht erwähnten, meist individuellen Tendenzen unterlegenen Jugendstil, dessen Maxime die Vereinigung des Nützlichen und des Schönen war. Nicht die - in meinen Augen doch sehr totalitär anmutende - Einordnung des Ersten über dem Letzten.

    Ferner MUSS konstatiert werden: Patriotismus ist nicht gleich Antisemitismus, war es nie und wird es wohl, eine gleichbleibende Begriffsbedeutung vorausgesetzt, auch nie sein.

    Zum Wiederaufbau: Danzig oder das Zentrum Warschaus als herausragende oder Nürnberg und München als passable Wiederaufbauzeugnisse belegen das Vorhandensein besserer Alternativen. Auch wenn die wenigen Straßenzüge der Kölner Altstadt durchaus positiv zu bewerten ist, aber sie reicht nun einmal ganz einfach nicht, zumindest quantitativ.

    Und zu guter letzt: Die leidige Modernitätsklausel. Hier lässt sich mein Standpunkt recht knapp auf drei Sätze zusammenfassen:

    Es ist absurd zu behaupten, heute historisierend zu bauen sei absurd. Die reale Existenz eines Gedankens und seiner Umsetzung belegt seine Modernität - nicht mehr und nicht weniger. Die Vorschrift, was als "en vogue" definiert wird, ist diktatorisch und somit nicht die Luft wert, die ihre Aussprache verbraucht.

    Form is Function.

    "Fürchte nicht, unmodern gescholten zu werden. Veränderungen der alten Bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie eine Verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim Alten. Denn die Wahrheit, und sei sie hunderte von Jahren alt, hat mit uns mehr Zusammenhang als die Lüge, die neben uns schreitet."

    Adolf Loos (Ja, genau der.)

    Einmal editiert, zuletzt von TrierRekos95 (17. November 2013 um 18:17) aus folgendem Grund: Streichung des Abschnitts bzgl. Bombenkrieg nach Sichtung anderer Kommentare.

  • Da stellt sich die Frage nach den Migrationspfaden. Welche Gebäude wären denn auf der Kölner Wunschliste der Rekonstruktion? Mich persönlich stören in Köln vor allem die Gebäude in direkter Nachbarschaft des Hauptbahnhofs. Den Betonbrutalismus am Dom habe ich nie bemerkt. Der Kölner HBF sieht ein wenig kleinkotzig für diese bedeutsame Stadt aus, aber schien mir doch relativ wertig gestaltet von innen.

  • Zitat

    Es ist absurd zu behaupten, heute historisierend zu bauen sei absurd. Die reale Existenz eines Gedankens und seiner Umsetzung belegt seine Modernität - nicht mehr und nicht weniger. Die Vorschrift, was als "en vogue" definiert wird, ist diktatorisch und somit nicht die Luft wert, die ihre Aussprache verbraucht.

    Das hat auch niemand behauptet historisierend zu bauen sei absurd, da kommst Du jetzt von ganz alleine drauf. Die reale Existenz eines Gedankens Anderer ist meist etwas anderes als die eigene Meinung. Es ist eben keine diktatorische Entscheidung sondern nur das was den meisten Menschen, insbesondere in den gewählten Stadträten, als das sinnvollste erscheint. Deren persönliche Meinung hat eben auch ein Gewicht und nicht nur deine eigene Meinung. Es ist eben demokratisch, wobei das Ergebnis naturgemäß nicht die Meinungen jedes Einzelnen erfüllen kann. Ich werde heute noch zum Philosoph :lachen:

    Architektur ist nichts anderes als die Formensprache einer Kultur. Entweder sie lebt, oder sie ist tot.

  • Ich gebe zu, mich etwas unklar ausgedrückt zu haben: Nur der erste Satz stand in direktem Bezug zu deiner Aussage, die beiden anderen sind als Stützung dieses Satzes zu sehen. Soll heißen: Ich sehe es nicht so, dass du eine solche Aussage getroffen hättest, sondern so, dass deine Aussage, meiner weiteren Argumentation folgend, an (rhetorischer) Bedeutung verliert. Alles andere würde ich gerne weiter mit dir erörtern, ich sehe hier enorm interessanntes Diskussionspotenzial, aber leider hab ich jetzt einen Termin und muss weg. Ich wäre aber über ein Aufgreifen an anderer Stelle sehr erfreut.

    Form is Function.

    "Fürchte nicht, unmodern gescholten zu werden. Veränderungen der alten Bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie eine Verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim Alten. Denn die Wahrheit, und sei sie hunderte von Jahren alt, hat mit uns mehr Zusammenhang als die Lüge, die neben uns schreitet."

    Adolf Loos (Ja, genau der.)

  • @DortmundWestfalica
    Ja da ist ja jemand der der Gegenwart etwas positives abgewinnen kann :zwinkern:

    Das Bild finde ich auch etwas trügerisch denn dort sind an der Straße keine Verkehrsampeln mehr zu erkennen und an die Gastronomie da unten glaube ich auch erst wenn ich es sehe.

    Grünflächen am Dom wären schön, aber bei dieser engen Bebauung kaum mehr möglich. Die Plätze um den Dom herum sind leider auch sehr uneben was es nicht einfacher macht. Wenn man ein Stück zum Rhein runterläuft hat man aber eine schöne Grünfläche die vor nicht allzu langer Zeit erneuert worden ist.

    Schön fände ich wenn man die flachen oder komischen Nachkriegsdächer eben in diesem Areal mal überdenken würde ( Deichmannhaus, Dom-Hotel ). Die Reichsbahndirektion bekommt nach der Wiedererrichtung angeblich ein Mansarddach hab ich irgendwo mal gelesen. Na mal gucken wie das am Ende dann aussieht.

    Architektur ist nichts anderes als die Formensprache einer Kultur. Entweder sie lebt, oder sie ist tot.

    Einmal editiert, zuletzt von Silvester72 (17. November 2013 um 18:52)

  • Köln ist neben Magdeburg und Dresden sicher die große städtebauliche Tragödie unter den deutschen Großstädten. Ohne den Dom und 2-3 andere herausragende Kirchen würde Köln architektonisch heute wohl in einer Liga mit Paderborn und Bielefeld spielen. Für eine Stadt mit dieser Geschichte kann es einem im Herzen wirklich weh tun, denn von der Grundanlage der Stadt hat Köln ein unglaubliches Potential. Die Lage ist fantastisch, die direkte Lage am Rhein wie auch die Anlage von Plätzen etc. ist besonders hervorzuheben.

    Wenn man aber die Situation nach dem 2. WK bedenkt, ist Köln- bis in die Außenbezirke hinein - kaum ein wirklich intakter Straßenzug geblieben. Dies unterscheidet Köln z.B. von Dresden, wo zwar das unmittelbare Zentrum zerstört wurde, drumherum aber ein Großteil der Stadt erhalten geblieben ist. So etwas findet man in Köln leider kaum. Städtebaulich wurde die Stadt mit architektonischen Banalitäten leider völlig ruiniert. Köln lebt eben zu 90% vom Mythos des Doms, vom Karneval und den Kölnern selber.

    Der Umbau der Domumgebung ist ein deutlicher Schritt nach vorne, auch wenn die Visualisierungen dies vielleicht weniger vermuten lassen, wer das Gebiet um den Dom aber kennt, der wird jede Veränderung als Bereicherung empfinden, weil hier alles heruntergekommen, dreckig, schmuddelig etc. war.

    Ich könnte soviel über Köln sagen, wie z.B. die völlig missratene Bebauung des Domumfeldes, die der Bedeutung des Baus in keiner Weise gerecht wird, ein Hauptbahnhof, der äußerlich mehr an Chemnitz erinnert und dabei einen seltsam provinziellen Eindruck macht, die Haupteinkaufstraße, die nicht nur eine städtebauliche Vision vermissen lässt (man durfte und darf hier scheinbar noch immer bauen, wie man will, so stehen in dieser Lage noch immer eingeschossige Provisorien, aber auch sonst geht hier städtebaulich alles durcheinander ohne jedes Konzept). Ferner ist der Werbedschungel insbesondere in der Hohen Straße eine Zumutung. Dies betrifft übrigens nicht nur Köln, sondern fast alle deutschen Großstädte. Wieso kann es nicht gelingen, diese überdimensionierten und den Stadtraum völlig zerstörenden Werbetafeln in den deutschen Innenstädten zu verbieten. In Paris wäre so etwas undenkbar. In Berlin Mitte verfährt man ähnlich und man sieht, wie gut dies der Stadt tut.

    Aber von Köln ist kaum zu erwarten, dass sich in dieser Stadt etwas ändert, solange der Dom steht, der FC aufsteigt und die Kamelle pünktlich am Rosenmontag fliegen, ist der Kölner zufrieden.

    APH - am Puls der Zeit

  • Bielefeld ist total kaputt?? nono:)

    Ich kenne Bielefeld gut. Die Altstadt ist sehr attraktiv und angenehm. Alter Markt und Obernstrasse sind Juwele, und auch andere Winkel in der Altstadt.

    Aber zurueck zum Thema (Koeln)...


  • Köln ist neben Magdeburg und Dresden sicher die große städtebauliche Tragödie unter den deutschen Großstädten. Ohne den Dom und 2-3 andere herausragende Kirchen würde Köln architektonisch heute wohl in einer Liga mit Paderborn und Bielefeld spielen. Für eine Stadt mit dieser Geschichte kann es einem im Herzen wirklich weh tun, denn von der Grundanlage der Stadt hat Köln ein unglaubliches Potential. Die Lage ist fantastisch, die direkte Lage am Rhein wie auch die Anlage von Plätzen etc. ist besonders hervorzuheben.


    Mehr als den Dom und 2-3 Kirchen hat Köln schon zu bieten.

    Die zwölf romanischen Kirchen sind auf jeden Fall "erste Liga". Hinzu kommen eine Reihe weiterer Kirchen und auch Teile der Altstadt, deren Wiederaufbau zumindest in Teilen gelungen ist. Die Tragödie sehe ich in erster Linie in den Straßendurchbrüchen wie der der Nord-Süd Fahrt. Der derzeitige Zustand der Hohen Straße bedarf sicherlich keiner Kommentierung.

  • Köln in einer Liga mit Paderborn und Bielefeld? Schön wär's, zumindest was Paderborn betrifft. Paderborn hat trotz schwerer Kriegsschäden ein sehr gut erhaltenes historisches Zentrum zu bieten mit einer ganz eigenen Atmosphäre. Davon kann man in Köln nur träumen.

    Paderborn spielt insofern eher in einer Liga mit Münster und Osnabrück. Zur Illustration sei auf die folgende Bildergalerie verwiesen:

    http://www.deutsches-architektur-forum.de/forum/showthre…light=paderborn

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir


  • Aber von Köln ist kaum zu erwarten, dass sich in dieser Stadt etwas ändert, solange der Dom steht, der FC aufsteigt und die Kamelle pünktlich am Rosenmontag fliegen, ist der Kölner zufrieden.

    Jetzt würde mich interessieren, wer denn "der Kölner" ist? Liegen Statistiken über den Anteil der Kölner am "Rosenmontagszug" oder den "Altstadtfeiern" etc. vor?

    Es finden sich sehr offene Diskussionen über das Thema, eine der aktuelleren findet sich hier (Quelle: Kölner Stadtanzeiger): Über Kölner Stadtplanung Auch die Kommentare deuten nicht auf Kölner Gleichgültigkeit hin. Ein entsprechendes Buch vom autor Meyer-Hentrich ist zum Thema auch recht frisch. Interessiert hier keinen, ok. Aber bitte nicht immer verallgemeinern.

    Dass sich in diesem Forum keine regelmässigen Informationen über Befindlichkeiten der Stadt und die aktuellen Bauprojekte (Wallra-Anbau etc.) etablieren, dürfte andere Gründe haben.

  • Toller Artikel. Danke.

    Über diese darin vorkommende Aussage freue ich mich besonders und unterstreiche sie:

    Zitat

    „Außerdem braucht das Domhotel sein Dach“

    :daumenoben:

  • Schreib weiter über das Strangthema, das ist sicher interessanter als diese Diskussion.
    Ich habe immer gegen die hier so häufig anzutreffende Herabwürdigung Kölns protestiert. Keine andere deutsche Stadt hat eine derartige Fülle von sakralen Bauwerken aufzuweisen. Und auch sonst sind in Köln die Umstände keineswegs schlechter als anderswo.
    Die Domplatte habe ich niemals als misslungene Lösung angesehen, im Gegenteil, sie hatte ein spezifisches Flair. Außerdem ist in Köln stets ein Wille zur Verbesserung zu spüren. Auch der Bahnhofsplatz ist eine originelle Besonderheit. Der moderne Bahnhofsbau hat mich nie gestört.

    Köln mit kleinen Städten wie Paderborn oder Bielefeld zu vergleichen, ist schon ein Sakrileg. Dabei ist auch den Verteidigern dieser Städte wahrscheinlich uneingeschränkt recht zu geben (Zeno und Weser).

    Köln ist schwer fasslich, hat bis 1942 eine Art Pariser Schicksal gehabt. Das Alte wurde systematisch ausgelöscht bzw auf (großartige) Einzelbauten und vergleichsweise kleine Altstadtinseln reduziert. Darum entstand eine gründerzeitliche Großstadt. Nur daraus sind Erscheinungen wie Domplatte und Bahnhofsplatz zu verstehen. Sie sind sicher nicht das Schlechteste, was der Städtebau des letzten Jahrhunderts hinterlassen hat. Der gründerzeitliche Domplatz war wahrscheinlich städtebaulich problematischer, wie die Gründerzeit überhaupt ihre Probleme hatte, Kathedralen ins neue Stadtbild einzubinden (Wien, Ulm, Paris, München... richtig überzeugend ist das alles nicht geworden. Man vergleiche etwa damit Prag, Bamberg, Freiburg, Mainz...)
    Gemessen an der übrigen Wiederaufbausituation kommt mir die Domplatte geradezu als großer Wurf vor.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ich kann deine Wut verstehen, wenn du auch mit manchen Formulierungen etwas übers Ziel hinausgeschossen bist. Aber es ist inzwischen wirklich nervig. Wieso können sich die hier vertretenen Köln-Hasser nicht einfach zurückhalten? Im Prinzip ist doch keine deutsche Großstadt schöner als Köln, die eine solche Zerstörungsrate aufzuweisen hat. Ich persönlich finde auch Berlin eher häßlich, ehrlich gesagt häßlicher als Köln. Dennoch beurteile ich Städte differenzierter. Die geschichtliche Tiefe, der Umgang mit dem Bauerbe, Alleinstellungsmerkmale, (im Falle von Köln die Rheinfront, der Dom die Romanischen Kirchen, im Falle von Berlin das Flair, die Museumsinsel etc) oder auch die Gestaltung des öffentlichen Raums (gut im Falle Köln nicht die beste) tragen für mich mehr zum Reiz einer Stadt bei als eine perfekte Altstadt, siehe Regensburg, das ich nicht so toll finde. Mach bitte weiter, deine Beiträge sind immer ausgesprochen interessant. Ziehe dich nicht zurück. In mir hast Du auf alle Fälle einen Unterstützer und ich denke, dass hier einige so denken wie ich. Köln muss man nicht mögen, aber dass die Stadt seit 30 Jahren immer schöner wird und großartiges beim Wiederaufbau geleistet wurde steht außer Frage. Ich denke da an den Rheinufertunnel oder die Komplett-Reko von Groß St. Martin und des Rathauses.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • @ liebedeinestadt

    da ich mich bei deinen Beiträgen doch durchaus angesprochen fühle :wink: , möchte ich meinen obigen Äußerungen doch die ein oder andere Ergänzung nachschieben. Ich gebe zu, dass einige Kommentare durchaus pointiert waren und in ihrer Härte durchaus einige Zuspitzungen enthielten. Dies ist aber keineswegs aus dem Grund, dass ich Köln nicht mag, ganz im Gegenteil und deshalb rege ich mich ja auch so derart auf. Eine Stadt wie Köln hat einfach viel mehr Potential und bei dieser großen und einmaligen Geschichte einfach mehr städtebauliche Qualität verdient. Dabei geht es mir gar nicht darum, wie man in diesem Forum vielleicht meinen könnte, dass man in Köln nun die halbe Stadt abreißen und neu aufbauen sollte und dabei alles rekonstruieren sollte.

    Vielmehr ist z.B. die Wiederaufbauleistung, wenn man sich z.B. Groß St. Martin ansieht, vorbildlich, was den Umgang mit vielen Gotteshäusern angeht. Natürlich hat Köln die Stadtmauer, Stadttore, andere mittelalterliche Zeugnisse und auch die verbliebenen Altstadthäuser, wie auch deren moderne Interpretation drumherum, sind durchaus ehrenwert. Ich kann z.B. den modernen Kranhäusern durchaus ihren Reiz abgewinnen.

    Trotzdem ist mir das in der Gesamtbetrachtung an Qualität einfach zu wenig bei einer Stadt diesen historischen Schwergewichts. Ich hatte die Hohe Straße stellvertretend angesprochen, sie zeigt aber das Grundproblem. Ich vermisse in Köln ein konsistentes Konzept. Niemandem können doch die Zustände in der Hohen Straße zufriedenstellen. Dies betrifft nicht nur die wirre Werbesituation, selbst bei Neubauten rückte man erst kürzlich einem Altbau in der Schildergasse zu Leibe und riss hier kurzerhand die ersten beiden Stockwerke heraus um die derzeit so schicken Ladeneinbauten über zwei Etagen platzieren zu können. Eine Stadt, die an Altbauten nicht mehr so viel in dieser Lage zu bieten hat, sollte so mit historischer Bausubstanz nicht umgehen, auch wenn das Ergebnis optisch durchaus gefällig wirkt, so entkernt man doch die historische Substanz.

    Ebenso qualitativ höchst zweifelhaft ist die ästhetische Situation rund um die Kölner Ringe. Diese Zustände, die in Köln leider flächig verbreitet sind, sind dieser Stadt einfach unwürdig und dabei bleibe ich. Dies hat nichts damit zu tun, dass ich einzelne Teile Kölns nicht schätze, es bleibt aber unzweifelhaft, dass zumindest meiner Meinung nach städtebaulich in Köln viel Luft nach oben ist.

    Und dies sage ich, weil mir Köln durchaus am Herzen liegt und gerade deshalb kritisiere ich diese Stadt, weil mir das Schicksal eben nicht egal ist. Und meiner subjektiven Meinung nach ist der Hauptbahnhof inkl. Bahnhofshalle nicht mehr zeitgemäß, das Domumfeld ist meiner Meinung nach nicht gelungen und dies, obwohl noch einige historische Bauten stehen, diese aber zum Teil einfach entstellt sind, es sei nur auf das Domhotel verwiesen, dem man einfach mal das Dach genommen hat und ihm so - meiner Meinung nach - jede Proportion genommen hat.

    Dazu kommt und auch dies muss ich ehrlich ansprechen, dass Köln an vielen Ecken einfach ungepflegt ist. Wenn man dies z.B. mit Berlin-Mitte vergleicht, sind dies teils Welten. Natürlich kann man dem entgegenhalten, dass in Berlin ja alles neu ist etc. aber trotzdem ändert dies an meinen Eindrücken ob der teils problematischen Situation des Kölner Stadtraums nichts.

    Und abschließend möchte ich dies, weil es vielleicht falsch rübergekommen sein mag, nochmals betonen, dass Köln viel von seinen städtebaulichen Schwächen durch die Menschen, die in Köln leben, wieder wettmachen. Die Gelassenheit vieler Kölner, gepaart mit Emotionalität, Weltoffenheit und einer absolut positiven Einstellung machen eben das Klima der Stadt aus. Wenn man es dann schaffen würde, vielleicht noch ein paar mehr Einwohner noch ein Stück mehr für das Stadtbild zu sensibilisieren, würde mich das noch mehr freuen.

    APH - am Puls der Zeit

    Einmal editiert, zuletzt von Apollo (23. November 2013 um 01:03)