Köln - Dom und Umgebung

  • Was mir als Erstes auffiel beim Betrachten der Zeichnungen ist dass der Dachreiter über der Vierung nicht so 1:1 errichtet wurde sondern in einer kleineren Version! Weiß jemand warum man sich von den Plänen dabei entfernt hatte? War es vielleicht Geldmangel?

  • Die ersten Ansichten des Domes von Boiserée in Auftrag gegeben, fußten noch sehr auch auf Vermutungen und Wünschen, wie es hätte aussehen können und sollten wohl in erster Linie der Werbung für den Weiterbau dienen und weniger einer kunstgeschichtlich exakten Rekonstruktion entsprechen. Die Originalaufrisse waren zwar schon wieder gefunden worden zeigten aber nur die Westfassade. Die Pläne etnwickelten sich noch eine ganze Zeit lang bis zum Beginn des Weiterbaus.

    So ein massiver Vierungsturm hätte ja auch gewaltige Vierungspfeiler verlangt, um die Baumasse überhaupt tragen zu können. Es war wahrscheinlich wie heute: diverse gegensätzliche Ansichten und Meinungen , verschiedene Lösungen und Optionen, und schließlich nach langem hin und her die einfachere, kostengünstigere Lösung. Ein Dachreiter auf einem stählernen Dachstuhl.
    Genaueres weiß ich nicht.
    Hier mal noch der Originalriss. Ist sehr groß, kann also per klick vergrößert werden!

    1814/1816 wiederentdeckter Fassadenriss des Kölner Doms, um 1280

    gemeinfrei

    Zum Vergleich noch den Stich, auf den sich Fachwerkliebhaber mit seiner Frage bezieht:

  • Noch ein wenig aus der digitalen Schatulle:

    Dombrücke mit noch nicht vollendetem Dom, ca. 1870

    Ähnliches Bild, vielleicht ein paar Monate später aufgenommen.

    Zu der Zeit war die Deutzer Rheinseite übrigens noch ziemlich unbebaut.

    Und noch eine Nahaufnahme der Dachlandschaft des Doms mit seinen Strebepfeilern, Fialen, dem Maßwerk usw. (Bild ausgetauscht wg. Fehlers)

    "Der Kölner Dom" von Prof. Dr. Andreas Huppertz (1922) mit 81 Abbildungen zum Ansehen oder Herunterladen.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (11. Juli 2017 um 13:20)

  • Ich bin nicht dieser Meinung, finde, dass diese Kleinteiligkeit per se nix wert ist.

    Stimmt, aber in Koeln gibt es eine (kleine, wiederaufgebaute) Altstadt (zwischen der Alter Markt und der Rhein), wo man nicht nur die Kleinteiligkeit, aber auch die Bebauung selbst, geniessen kann.

  • In Magdeburg gibt es jedenfalls keine mir bekannte Reko. Platz genug wäre dafür da, aber wenn es keine Anhaltspunkte mehr gibt, will man dann ein rekonstruiertes Gebäude einfach in den Raum stellen? [...]

    Der heutige Magdeburger Landtag am Domplatz ist genaugenommen eine Rekonstruktion. Nach dem Krieg stand da nicht mehr viel. Der rechte Gebäudeteil ist sogar eine freie Adaption. Vor dem Krieg stand da ein eher unpassender Bau im Tudorstil.

    Einmal editiert, zuletzt von Saxonia (11. Juli 2017 um 19:41)

  • Bleibt noch ein Update vom Areal des Kuriengebäudes an der Domplatte. Zur Erinnerung: vergangenes Jahr hat Volker Staab den Wettbewerb für den Neubau gewonnen, ob das Neue nicht vielleicht sogar noch mieser wird wie das Alte wird sich zeigen, wenn die finalen Entwürfe da sind, APH-like wird es in jedem Fall nicht.

    http://www.baunetz.de/meldungen/Meld…ln_4899464.html

    Aktuell sieht das Areal noch so aus, alle Bauten auf den Bildern werden wohl verschwinden. Daher nochmal ein Update zum Ist-Zustand:

    APH - am Puls der Zeit

  • Mir erscheint es als ziemlich überflüssiges Herausschmeißen von Geld. Man könnte sicherlich die bestehenden Würfel etwas sanieren und den aktuellen Bedürfnissen besser anpassen, statt für 140 Millionen Euro einen anderen Würfel dorthin zu bauen. Aber Kölns Oberbürgermeisterin Reker findet das Projekt ja "wie hingeküsst" und sieht darin „ein Ensemble, wie die Welt es bislang noch nicht gekannt hat“... :augenrollengruen:

    http://www.ksta.de/koeln/innensta…ssehen-25006586

  • Hallo Heimdall,

    da hast du den Nagel auf den Kopf getroffen, denn was da nachkommen soll, ist noch hundertmal schlimmer als der Mist, der vorher schon dort stand. Welcher Vogel hat denn da etwas fallen lassen, damit man so etwas "wie hingeküsst" bezeichnen kann. Also für mich sieht es aus wie hingesch....en, vürnehmer kann ich es leider nicht ausdrücken.

  • Das Problem ist leider, dass man die Chance hatte, ähnlich wie in Frankfurt, Dresden oder Potsdam, die Keimzelle von Köln völlig neu zu denken. Mit der notwendigen Sanierung des Domhotel, dem Abriss des Kurienareals und des riesigen Areals der Düsseldorfer Gerchgroup im Bereich Am Hof / Unter Goldschmied hatte man die Chance, den gesamten Roncaliplatz neu zu gestalten, denn bis auf das Römisch-Germanische-Museum stehen alle Flächen auf der West, Süd- und Ostseite vor der Generalüberholung bzw. vor dem Abriss. Man hätte also durchaus einen gesamten Platz neu denken können.
    Anders als in vielen anderen Städten ist dieser mögliche Impuls zu einer systematischen Planung auf dem gesamten Areal leider völlig ausgeblieben, es gab keine Abstimmung, keinen übergeordneten Plan, nichts. Es gab nicht einmal eine Initiative aus der Bürgerschaft selber, die hierzu etwas gefordert hätte.
    Somit hat man jetzt also ein Domhotel mit Flachdach oben drauf, die Würfel auf dem Kurienareal werden durch neue, scheußliche Bunkerwürfel ersetzt, und was die Gerchgroup plant, niemand weiß es.

    Aus meiner Sicht wurde hier eine Jahrhundertchance vertan. Man wird im Zentrum in Köln die nächsten 60 Jahre nicht mehr eine solche Gelegenheit bekommen. Leider gibt es aber weder in der Politik, noch in den Medien und auch nicht in der Bürgerschaft auch nur den Funken einer Gegenbewegung. So hat sich Köln leider völlig vom bundesweiten Trend abgekoppelt. Ich bedauere dies ehrlich gesagt extrem, weil ich das Fazit vieler hier teile, dass Köln völlig unter Wert präsentiert wird. Nur leider sehen viele in Köln das völlig anders.

    APH - am Puls der Zeit

  • Vermutlich ist Köln nicht nur zufällig das Zentrum aller Verblödungssender. Ohne Preußen würden die Kölner auch wohl heute noch auf ihren unvollendeten Dom schauen so wie die Straßburger.
    Aus sich selbst heraus scheint im äußersten Westen Deutschlands keine kulturelle Blüte mehr zu erwachsen. Man sieht aber an Potsdam, Berlin und Dresden, wo diese neue Blüte ihren Anfang nimmt. Irgenwann in den nächsten Jahrzehnten wird sich wohl die Geschichte wiederholen und Köln wird durch Geld und politischen Willen aus dem Osten oder Süden gerettet werden.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Naja, schon die Situation direkt um Groß St. Martin ist für sich betrachtet eine Zumutung, der auf dem Foto zu sehende untere linke Teil riegelt die Kirche eigentlich völlig ab und ist alles, aber nicht altstadttauglich.
    Ich muss ehrlich sagen, dass ich Köln aktuell fast am kritischsten in NRW sehe. In anderen Städten gibt es zumindest zaghafte bis zum Teil offensive Herangehensweisen, die Situation doch signifikant zu verbessern, nur in Köln fährt man munter weiter auf bekannten Pfaden. Ich sehe in Köln weder Einzelpersonen, noch Politiker oder Parteien, die einen grundlegenden Wandel versprechen.
    Auch wenn es mir extrem schwer fällt, aber Verbesserungstendenzen im Sinne von Stadtbild Deutschland sehe ich in Köln aktuell null. Leider.

    APH - am Puls der Zeit

    Einmal editiert, zuletzt von Apollo (18. April 2018 um 12:49)

  • Die Kölner Dombauhütte möchte (zusammen mit anderen Dombauhütten) Weltkulturerbe werden.
    Der folgende, kurze Bericht gibt einen kleinen Einblick in die Arbeit der Dombauhütte, die gelegentlich am Tag des offenen Denkmals zu besichtigen ist.

    Quelle: WDR-online. Zeitlich begrenzt abrufbar.
    Kölner Dombauhütte

  • @Apollo Ich stimme Dir vollkommen zu. Ich kann mich noch erinnern, wie dieser Riegel zur Zeit seiner Erbauung (1980) als Paradigmenwechsel gefeiert wurde. Statt eines durchgehenden kubischen Blocks im Stil der 60er und 70er Jahre nun der Versuch, Kleinteiligkeit zu erzeugen und z. B. das Motiv des Kölner Wamldachs wieder aufzugreifen. Nach den heutigen Erkenntnissen ist das natürlich völlig ungenügend. Groß St. Martin wurde in eine Art Hinterhof abgedrängt, die Balkone und horizontalen Fensterbänder sind unstädtisch, ebenso die mangelhafte Durchwegung. Noch katastrophaler ist die Situation von St. Marien im Kapitol. Überhaupt stehen fast alle Kölner Kirchen m. E. ungünstig. Am schlimmsten hat es wohl die Antoniterkirche getroffen. Halbwegs glimpflich sind St. Ursula und St. Kunibert davongekommen, obwohl die meisten Häuser der Umgebung auch nicht wirklich schön sind.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Deutsche Städtebau war vor dem krieg noch schön, danach billig oder einfach von der Aussenseite, dann langweilig mit monotone Rasterfassaden und dann (fast ohne etwas anderes) rein hässlich mit nur Kuben oder Würfel....Leider sehr wenig wirklich qualitätsvolle architektur oder wie in der Niederlanden schon üblich: ganze Wohnviertel mit Jahre-30 "Backstein, Schornstein, Erker, Sprossenfenster und Steildächer" Architektur.....
    MAnchmal auch mit Treppengiebel versehen Häuser.

  • @ Seinsheim

    grade bei St. Ursula sehe ich die Situation völlig anders. Gerade der Kölner Norden ist in diesem Areal eine echte Zumutung. Ja, direkt neben der Kirche haben sich zwei drei kleine Häuser erhalten, dafür ist das Areal zwischen Bahnhof und St.Ursula so mit das schlimmste, was Köln zu bieten hat. Getoppt wird das nur durch den Bereich zwischen Neumarkt und Severinsviertel.
    Wenn man ehrlich ist, verirrt sich nie ein Mensch zu St.Ursula, eben weil der Weg dahin so betrüblich furchtbar ist, dass man spätestens danach weiß, warum der Nachkriegswiederaufbau einen so schlechten Ruf hat!

    APH - am Puls der Zeit

  • Ja, der Weg nach St. Ursula ist unschön, ich meinte auch wirklich nur die unmittelbare Umbauung. Meine Mutter war Kölnerin, darum und wegen der romanischen Kirchen und des Doms habe ich zu dieser Stadt eine starke emotionale Beziehung. Aber der Wiederaufbau ist erschütternd. Im Übrigen ist auch der Weg nach St. Kunibert alles andere als erfreulich, besonders, wenn man von St. Ursula kommend über die Turiner Straße muss....

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • In Köln ist leider kaum ein Weg in der Innestadt erbaulich und das sage ich als ein Mensch, der Köln über alle Maßen positiv sieht.

    Aber wat willst de mache, et is ebn wie et is :lachentuerkis::lachentuerkis:

    APH - am Puls der Zeit