Schöneck im Vogtland

  • Guten Abend zusammen.

    Ich möchte euch meine Heimat Schöneck vorstellen. Die kleine Stadt liegt am Rand der westlichsten Höhenstufe des (naturräumlichen) Erzgebirges in 700-800m Höhe im (politischen) Vogtland. Im Jahr 1225 wurde Schöneck erstmals erwähnt, 1370 wurden dem Ort durch Kaiser Karl IV. die Stadtrechte des böhmischen Loket/Elbogen verliehen. Bis zur Industrialisierung war Schöneck arm und von Weberei, Köhlerei und Ackerbürgertum geprägt. Auch der Musikinstrumentenbau fasste Fuß. Gewissen Aufschwung erlebte der Ort ab 1875 mit dem Anschluss an die Bahnlinie Chemnitz-Aue-Adorf. Seit dieser Zeit entwickelte sich die Zigarrenindustrie zum Haupterwerbszweig.

    Schöneck besitzt sicherlich kein architektonisch besonders wertvolles Stadtbild, die Sehenswürdigkeiten erschließen sich eher auf den 2. Blick :wink:.

    Starten wir mit dem typischen Schöneck-Panorama vom Höhenzug der Hohen Reuth aus. Im westlichen zeigt sich die Stadt noch heute so, wie sie nach dem letzten großen Stadtbrand von 1856 wieder aufgebaut wurde, nur ergänzt durch das später gebaute neue Rathaus (rechts):

    Im Zentrum der "Unterstadt" steht die Stadtkirche St. Georg am Obermarkt. Die Kirche wurde bis 1859, unter Verwendung der ausgebrannten Außenmauern von 1761, im Stil der Zeit erbaut. Das heutige Erscheinungsbild erhielt die Kirche im 20. Jh. durch Vereinfachungen und das Entfernen des Außenputzes.

    Direkt oberhalb der Kirche befindet sich der ehemalige Burg- und heutige Aussichtsfelsen "Alter Söll". Es ist der ehemalige Standort der Burg Schöneck. Leider wurde der Bergfried als letzter Rest 1761 wegen Baufälligkeit abgerissen:

    Vom Inneren habe ich leider nur ein älteres Handy-Foto. Die Orgel ist mit ihren 37 Registern das zweitgrößte Werk des Werdauer Orgelbauers Gotthilf Bärmig:

    Kirche mit Pfarramt:

    Auf dem Alten Söll mit Blick in Richtung Frankenwald:

    Das Fichtelgebirge bei geeigneter Wetterlage:

    Fortsetzung folgt...

  • Im Jahr 1923 konnte das neue Rathaus auf dem Bergsporn des Sonnenwirbel eingeweiht werden. Das Gebäude soll an das im 18 Jh. existierende Schloss anstelle der alten Unterburg erinnern.

    Das Rathaus vom Alten Söll aus:

    In der Nähe des Rathauses befindet sich die "Lange Gasse". Sie ist eine Verbindung von der älteren "Unterstadt" zur der ab ca. 1875 entstandenen "Oberstadt":

    Ab hier zieht sich die Stadtanlage nahezu geradlinig in Richtung des damals rund 1km entfern außerhalb gelegenen Bahnhofes:

    Fortsetzung folgt....

  • Ich erwähnte oben die in Schöneck zwischen 1875 und 1968 etablierte Zigarrenindustrie. Von dieser haben sich Zeugnisse im Stadtbild und auf der im letzten Bild des vorherigen Beitrages gezeigten Hauptstraße erhalten, von denen 2 hier vorgestellt werden sollen:

    Die Fabrik, hier rechts im Bild, ist heute Teil der Technisat GmbH und damit noch immer in industrieller Nutzung:

    Die Fabrik beherbergt heute eine Anlage für betreutes Wohnen:

    Noch einmal die Hauptstraße, dieses Mal vom zentralen Platz der Oberstadt, dem Albertplatz, in Richtung Rathaus:

    Fortsetzung folgt....

  • Der Albertplatz ist eine weiträumige, parkähnliche und von einfachen gründerzeitlichen Wohnhäusern umstandene Anlage. An dessen Nordwestseite steht das 1912 errichtete ehemalige Amtsgericht. Heute Paracelsus-Klinik. Im Vordergrund der im Jahr 1995 anlässlich des 625. Stadtrechtsjubiläums errichtete Sagenbrunnen. Er stellt die im 19. Jh. entstandene Sage der Stadtgründung dar:

    Auf dem Weg zurück in Richtung Unterstadt steht an der heutigen Mangelsdorfstraße das Huterhaus:

    Zurück in der Unterstadt, Blick auf den Übergang von Obermarkt (rechts) zum Untermarkt (links). Die Gebäude stammen geschlossen aus den Jahren nach dem Stadtbrand von1856. Schöneck erhielt zu dieser Zeit erst ein geordnetes Stadtbild mit den typischen, traufständigen und in Reihe gebauten Häusern. Leider gingen die zeittypischen klassizistischen Fassadengestaltungen inzwischen nahezu Flächendeckend verloren:

    Fortsetzung folgt....

  • In der direkten Umgebung der Stadtkirche befindet sich die ehemalige Schönecker Brauerei.

    Das Gebäude beherbergt heute ein kleines Museum sowie ein Restaurant mit Pension. Die gesamte Anlage ist ohne größere Veränderungen bis heute nahezu original erhalten geblieben.

    Im Garten befindet sich der Eis-Förderturm mit dazugehöriger Technik:

  • Wenige Kilometer unterhalb der Stadt liegt das Dorf Schilbach, heute ein Ortsteil von Schöneck. Bedeutendste Anlage ist das ehemalige Rittergut.

    Geschichte zum Rittergut Schilbach

    Eingang zum Gut:

    Plan der Anlage:

    Der Gutshof ist weitgehend erhalten:

    Etwas abseits vom Gutshof steht das Herrenhaus. Das heutige Gebäude wurde in den Jahren 1912-14 durch den Fabrikanten Carl Siems aus Plaue bei Flöha errichtet. In diesem Zuge wurde das ursprüngliche Herrenhaus aus dem 18. Jh. abgerissen. Um das Haus herum erstreckt sich ein Landschaftspark im englischen Stil.

  • Trotz der äußerst wechselhaften Geschichte konnten im Inneren einige Räume original erhalten bzw. rekonstruiert werden. Leider habe ich im Moment nur einige Handyaufnahmen geringer Qualität aus dem Jahr 2012. Die möchte ich euch trotzdem nicht vorenthalten.

    Edit:

    Als Ergänzung noch eine kurze Beschreibung des Herrenhauses:

    Link

    Ich hoffe, euch gefallen die Bilder.

    Viele Grüße vom Frank.

    Einmal editiert, zuletzt von Frank (26. August 2021 um 09:00)

  • Guten Abend zusammen,

    Heute möchte ich euch das Tannenhaus vorstellen. Das Haus liegt außerhalb der Stadt, auf der Hochfläche der Schönecker Landstufe, an der Straße nach Klingenthal in ca. 770 m ü NN. Nachdem die Schönecker Burg im 30 jährigen Krieg zerstört wurde, entstand an deren Stelle ein Jagdschloss. Nachdem dieses durch Brand verloren ging, erfolgte im 18. Jahrhundert der Bau des Tannenhauses. Die ersten schriftlichen Belege zum Haus stammen aus dem Jahr 1771.

    Einer Legende nach hielt sich Kurfürst August der Starke am 24. Juni 1708 zur Jagt in Schöneck im Tannenhaus auf. Auch, um das seit 1370 geltende Holzrecht neu zu regeln. Dieses garantierte jedem Bürger uneingeschränkte Nutzung des Schönecker Waldes zum eigenen Gebrauch. Da es an diesem Tag geschneit haben soll, blieb das Holzrecht unangetastet. Zitat August: "hier schneit es ja das ganze Jahr". Glück gehabt. :tongue:

    Spätestens im 19. Jahrhundert entwickelte sich das Haus zu einer beliebten und weithin bekannten Gastwirtschaft. Einige schöne Ansichtskarten aus dieser Zeit findet ihr hier:

    LINK

    Einen etwas detaillierten geschichtlichen Überblick (sowie einige Eindrücke vom Inneren) findet ihr hier:

    LINK

    In den 1960ern wurde das Haus zum FDGB-Ferienheim umgebaut und war in dieser Funktion bis zur Eröffnung des neuen Ferienheimes auf der Hohen Reuth (Heute IFA Ferienpark Schöneck) im Jahr 1986 in Betrieb. Seitdem fand keine Nutzung mehr statt, das Haus verfiel mit den Jahren.

    Bis das Anwesen vor einigen Jahren von einem ortsansässigen IT-Unternehmen gekauft und revitalisiert wurde. Heute ist es eines von gerade zwei 4*-Hotels im Vogtland.

    Leider ging mit der Sanierung das gesamte Holzbau sowie der noch bestehende Saal aus dem 19. Jahrhundert verloren. Das gemauerte Erdgeschoss wurde, nach Ertüchtigung der Fundamente, von Hand und mit den originalen Steinen wieder aufgemauert. Hier das Ergebnis:

    Derzeit befindet sich noch ein Nebengebäude im Bau, welches nach meinem Wissen zukünftig als Lounge für entspannungsbedürftige Langläufer dienen soll. Architektonisch vielleicht etwas an der hiesigen Tradition vorbei...:

    Grüße vom Frank.