Flusshochwasser in Westdeutschland im Juli 2021

  • Könnte hier unser Verein nicht über Social Media aktiv werden und den Link teilen, um so Spendengelder für denkmalgerechten wiederaufbau zu generieren?

    Deutsche Stiftung Denkmalschutz will eine Million für Rettung von Denkmälern zahlen

    Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz will von der Flutkatastrophe betroffene Denkmaleigentümer mit einem Nothilfeprogramm unterstützen.

    Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/ueberflutungen…news_id=1282894

  • kann mir jemand sagen, was mit dem Romanischen Haus und der Stiftskirche in Bad Münstereifel geschehen ist ?

    Zitat Kardinal Woelki:

    Zitat

    Ich weiß von der einen oder anderen Kapelle, auch in Bad Münstereifel, die schweren Schaden genommen hat. Aber ich glaube, die Stiftskirche und auch die Pfarrkirche in Bad Münstereifel sind verschont geblieben.

    https://www.domradio.de/themen/rainer-…sser-betroffene

  • Die Talsperren in der Gegend waren am 09. Juli bis Unterkante Oberlippe gefüllt. Im Nebensatz wird zugegeben, dass eine halbvolle Talsperre den gesamten "Jahrhundertregen" hätte aufnehmen können.

    ...

    Um diese enormen Regenmengen zu puffern, hätte der Wupperverband die Wupper-Talsperre in kürzester Zeit um mehr als die Hälfte des Stauinhalts entleeren müssen. Um eine solche gewaltige Menge ohne schädliche Wirkung für die Unterlieger in Wuppertal abzuführen reichte die Zeit von Montag an nicht aus.

    Das ist doch nicht das erste Mal. Hier müsste eine sofortige gesetzliche Regelung, die eine Zunahme zukünftiger Starkregenereignisse berücksichtigt, geschaffen werden. Gegen den Widerstand der Angler, Bootsverleiher und Touristen, die einen schön gefüllten Stausee wünschen.

    Aber es wird nichts geschehen.

  • Ganz ehrlich, ich finde die Hermeneutik des Misstrauens, die Du hier an den Tag legst, Elbegeist , unerträglich. Du gehst wie selbstverständlich davon aus, dass die Talsperrenbetreiber wider besseres Wissen den Verlust von Menschenleben in Kauf nehmen, um die Interessen von "Angler(n), Bootsverleiher(n) und Touristen" zu bedienen. Wenn Du nicht handfeste Beweise für diese Behauptung hast, dann solltest Du ganz ganz leise sein, denn so etwas kann schnell in einen Prozess wegen Beleidigung münden. Und das ist dann keineswegs Zensur, wie Du sicher sofort behaupten wirst, sondern einfach Rechtsstaat. Niemand, auch kein Talsperrenbetreiber, muss sich solche Dinge an den Kopf werfen lassen.

  • Ich wohne nicht an einer Talsperre. Sämtliche Informationen stehen im Internet. Bis hin zu Interviews mit Bürgermeistern, die solche Kritik übten. Es ist nicht meine Aufgabe, hier sämtliche Quellen aufzuhäufen, solange kein Name genannt wird. Du solltest dich mal mit der Gesetzeslage befassen. Deine generelle Abneigung gegen meine Beiträge ist nichts neues.

  • So ganz langsam wird auch zaghaft in der Presse nachgefragt, ob alles gut gelaufen ist mit den vollen Talsperren. Das Thema volle Becken wurde schon vor der Flut diskutiert zw. Politik und Wasserverbänden.

    Der Wupperverband will überdenken, wie voll die Talsperren im Sommer seien dürfen – so der Verband auf WDR-Anfrage. Im Winter wird ein Drittel freigehalten, im Sommer gibt es bisher keine Vorgabe. Die Wuppertalsperre war am Sonntag vor dem #Starkregen zu 98 Prozent gefüllt.

    WDR Twitter

    Doch die Besinnung auf die eigentlichen Aufgaben einer Talsperre ist geboten. Mit einer fast vollständig gefüllten Talsperre lässt sich wenig bis gar nichts regulieren. Es dürfte nicht der letzte Starkregen gewesen sein. Folgender Satz in einer Mitteilung des Wupperverbandes dürfte nicht allein bei den vom Hochwasser betroffenen Anliegern der Wupper für Kopfschütteln sorgen: „Im Sommerhalbjahr ist in den Brauchwassertalsperren wie der Wupper-Talsperre kein Hochwasserschutzraum vorgesehen“

    https://www.wz.de/nrw/wuppertal/…on_aid-61690167

    Video ab 20:00 "Talsperren, die nicht vor Hochwasser schützen?... Das Umweltministerium gesteht heute ggü dem WDR ein, dass die vollen Becken schon vor der Flut Thema waren... Wir [Umweltministerium.] haben mit den Wasserverbänden intensive Diskussionen bis in die letzte Zeit gehabt, wie viel Vorhalten von Wasser mit Blick auf Trockenzeiten notwendig ist... Landesweit wird jetzt überlegt, mehr Starkregenpuffer einzuplanen"

    https://www1.wdr.de/fernsehen/loka…gement-100.html

  • Es besteht noch ein riesiger Unterschied zwischen "wir haben bisher nicht bedacht, dass bei Starkregenereignissen die Talsperren zur Wasserstandsregulierung benötigt werden" und "Wir wollen lieber volle Talsperren haben für die Angler und Touristen und nehmen Todesopfer in Kauf."

  • Das ist an Unfug kaum noch zu toppen. Als selbst damals vom Hochwasser Betroffener (Deshalb auch mein Pseudo), sage ich dir, dass nach den letzten großen Fluten genau dieselbe Diskussion schon mal mit genau denselben Argumenten geführt wurde . Talsperrenbetreiber können sich nicht damit herausreden, sie hätten nichts gewusst. Die damalige Kritik wurde ignoriert. Genau wie heute. Natürlich wird kein normaler Mensch sich beschuldigen und zugeben, dass er auch nur im Entferntesten an Todesopfer oder milliardenschwere Sachschäden gedacht hat.

    Übrigens gibt es Lösungen. Der Stausee Kelbra soll z.B. fischfrei gemacht werden:

    "Was will das „grüne“ Umweltministerium also, wenn ein Ablassen sogar den Wasservögeln schadet? Dafür gibt es für uns Angler nur eine Erklärung: Man will Angler, Segler und Touristen von der Talsperre Kelbra fernhalten. Die Angler als Pächter werden nicht mehr Angeln, da keine Fische im Stausee sind. Die Segler können voraussichtlich nicht Segeln, da der Wasserstand zu niedrig ist und die Touristen und Badegäste bleiben fern, da durch Niedrigwasser eine schnellere Erwärmung erfolgt und Algen sich viel besser entwickeln können. Am Ende ist es eine moderne Enteignung der Angler und der Stadt Kelbra." (MZ-Online)

    Aber der niedrige Wasserstand schützt Menschenleben, weil er viel mehr Starkregen aufnehmen kann.

  • Ich war gestern vor Ort in Odendorf und habe den ganzen Tag beim Aufräumen geholfen. Odendorf liegt zwei Orte von Rheinbach entfernt, wo ich vor Kurzem ja eine Galerie zu gemacht hatte. Mitten durch den Ort führt der Orbach. an dem sich links und rechts der historische Ortskern mit vielen Fachwerkhäusern und Höfen erstreckt.

    Das Ausmaß der Schäden ist gewaltig, durch Bilder und Videos kann das gar nicht richtig vermittelt werden. Erst wenn man es in Echt sieht, begreift man so ungefähr, was für Dimensionen diese Katastrophe hat, vor allem wenn man weiß, dass der Ort, den man sieht, einer von dutzenden ist, die betroffen sind.

    Es war Feuerwehr, THW, Bundeswehr und Polizei vor Ort zum Helfen, aber der größte Teil waren freiwillige Helfer, gegen Nachmittag war es fast schon zu viel. Das größte Problem war meiner Einschätzung nach am Ende des Tages immer noch die Entsorgung der gewaltigen Müllberge, die entlang der betroffenen Straßen aufgetürmt wurden, allerdings ist man auch schon seit Anfang der Woche am Aufräumen, nachdem die Sperre aufgehoben wurde.

    Es wurde aber nicht nur der gesamte Hausrat in betroffenen Kellern und Erdgeschossen vernichtet, teilweise wurden ganze Häuser unterspült und Hauswände weggerissen.

    Hier ein Bild vom Orbach:

    An der weißen Giebelwand auf der rechten Bachseite hinten vor dem Baum kann man erkennen, wie hoch das Wasser stand.

    Hier einige Bilder der am schlimmsten betroffenen Fachwerkhäuser:

    Etwas weiter Bachabwärts fand ich dieses Stück Holz, was eindeutig einem Fachwerkhaus entstammt und an einem Brückengeländer angeschwemmt wurde:

    Laut einem Gastwirt, bei dem ich geholfen habe, bedeuten rote Punkte an der Tür "Haus ist unterspült", was eigentlich sein Ende bedeutet. Das schönste Fachwerkhaus an der Straße hatte leider genau so eine Markierung, es ist das linke Haus auf diesem Bild:

    An der Vorderseite war im Bereich der Kellermauer ein Loch in die Straße gespült worden:

    Nach diesen Bildern befürchte ich für die Altstädte von Bad Münstereifel, Ahrweiler und Rheinbach Schlimmes und für die vielen, vielen Dörfer mit ihren prägenden Altbauten auch. Wie gesagt, das hier ist eine Auswahl von Schäden alleine in einem Dorf.

    Beim Aufräumen ist mir aufgefallen, wie rigoros teilweise weggeschmissen wurde, auch Sachen, die unbeschädigt waren und die man eigentlich nur hätte abwaschen müssen. Die Menschen haben dafür wohl einfach keine Kraft und wissen nicht wohin mit all den verdreckten Sachen. Ich hoffe, dass man so rigoros nicht auch mit gefährdeten Häusern verfahren wird, aber immerhin, die meisten beschädigten Fachwerkhäuser sind ja abgestützt worden.

    Die Summe von einer Million von der Stiftung Denkmalschutz ist besser als nichts, aber angesichts des Ausmaßes dürfte das nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein. Wenn das oben gezeigte unterspülte Fachwerkhaus wirklich ein neues Fundament braucht, könnte man das Fachwerk und die Grundmauer ja demontieren, ein neues Fundament gießen und es danach wieder aufbauen. Doch wie viel mag so etwas kosten?

    Auf der anderen Seite haben die Menschen vor Ort Schreckliches erlebt. Ich habe ein paar Geschichten gehört, das kann man wirklich niemandem wünschen. Auch in Odendorf hat es mehrere Todesopfer gegeben. Dass da der denkmalgerechte Wiederaufbau von alten Fachwerkhäusern nicht das erste ist, was den Menschen in den Sinn kommt, ist natürlich auch klar.

  • Schlimme Bilder, die ich auch von Dresden und Umgebung 2002 und ähnlich 2013 kenne. Diese Müllberge an den Strassenrändern sind mir auch unvergesslich geworden, da wirklich ALLES weggeschmissen wurde, auch vermeintlich ,,nur'' verdrecktes. Doch was will man tun?

    Allen Betroffenen wünsche ich von Herzen Kraft, Stärke und Zuversicht.

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

  • Beim Aufräumen ist mir aufgefallen, wie rigoros teilweise weggeschmissen wurde, auch Sachen, die unbeschädigt waren und die man eigentlich nur hätte abwaschen müssen.

    Wenn das oben gezeigte unterspülte Fachwerkhaus wirklich ein neues Fundament braucht, könnte man das Fachwerk und die Grundmauer ja demontieren, ein neues Fundament gießen und es danach wieder aufbauen. Doch wie viel mag so etwas kosten?

    Mir sind bei den zahllosen Berichten mittlerweile auch solche Dinge aufgefallen. Ich war auch konsterniert über das große Wegwerfen. Da stehen teilweise Vollholzmöbel auf der Straße, die kriegt man mit paar Tagen unter Wasser eigentlich nicht kaputt, die Lackierung dürfte hinüber, eventuell manches Furnier.

    Man kann unter Fachwerkhäuser eigentlich recht gut ein neues Fundament gießen, da Fachwerkhäuser so ineinanderverzapft sind. Deshalb stürzen diese auch gar nicht so einfach ein. Häufig sind dann eher die Gefache lose und müssen ausgetauscht werden. Entsprechend müssen das keine großen Kosten sein, die Häuser wieder aufzufangen.

    Was für mich bei all den Bildern, auch jenen hier, auffällt, ist der katastrophale Umgang mit dem Altbestand im ländlichen Raum ganz unabhängig von diesem furchtbaren Unglück. Wir haben im Forum sonst ganz natürlich einen Fokus auf städtische Räume, aber der ganz große Baukulturverlust findet auf dem Land statt.

  • Länderspiegel vom 24. Juli 2021 (Video verfügbar bis 25.07.2022)

    Themen u.a.:

    Zitat

    - Ahrtal: Aufräumen nach der Flut (Im Ahrtal kämpfen sich die Menschen durch Schutt- und Schlammberge. Die Koordination von Hilfsorganisationen und Freiwilligen ist vielerorts schwierig, viele Bewohner fühlen sich im Stich gelassen.)

    - Nach dem Hochwasser in Nordrhein-Westfalen (Schleiden im Kreis Euskirchen ist von der Flut schwer getroffen, auch in Bad Münstereifel ist die Zerstörung groß. In Erftstadt-Blessem droht immer noch Gefahr durch die überflutete Kiesgrube.)

    - Hochwasserschutz in gefährdeten Orten (Fünf Jahre nach den starken Überschwemmungen in Simbach warten die Bürger immer noch auf Schutzmaßnahmen. In Grimma dagegen entstand nach der Jahrhundertflut von 2002 eine gigantische Flutschutzmauer.)

    - Berchtesgaden hofft auf Urlauber (Auch durchs Berchtesgadener Land rauschten Sturzbäche, verwüsteten Bauernhöfe und Weideflächen. Doch die Urlaubsregion ist glimpflich davongekommen. Trotzdem bleiben Urlauber und Tagestouristen aus.)

  • SWR-DATENANALYSE ZUR FLUTKATASTROPHE AN DER AHR

    Daten und Fakten zur Hochwasser-Katastrophe - STAND 24.7.2021

    Zitat

    Schätzungsweise 3.000 Gebäude beschädigt - fast 500 zerstört

    Die Flut am 14. Juli reißt mindestens 467 Gebäude mit, darunter mindestens 192 Wohnhäuser. Geschäfte, Hotels, Fabriken und Werkstätten werden vom Wasser zerstört. Von den 4.200 Gebäuden entlang der Ahr sind geschätzt mehr als 3.000 beschädigt worden. Das sind mehr als 70 Prozent aller Gebäude.

    Zitat

    Daten des EU Copernicus Emergency Management Service

    In der gegenwärtigen Lage ist das tatsächliche Ausmaß des Schadens schwer abzuschätzen. Satellitenbilder liefern eine erste Möglichkeit, aus der Vogelperspektive Daten vor und nach der Flut abzugleichen. Daraus lässt sich eine grobe Schätzung der Schäden an Gebäuden, Flächen und Infrastruktur ableiten. Grundsätzlich tendiert diese Perspektive laut Experten dazu, das Ausmaß eher zu unterschätzen. Die tatsächlichen Schäden sind häufig größer und nicht immer auf den Luftbildern zu erkennen. Der SWR hat die Rapid Mapping Analyse der Europäischen Kommission ausgewertet und die Informationen in den hier gezeigten Karten und Charts aufbereitet. ...

    ... Im Falle der Flutkatastrophe an der Ahr hat Copernicus EMS am 21. Juli 2021 Karten und Daten zu einer ersten Abschätzung der Schäden veröffentlicht.

    Quelle: https://www.swr.de/swraktuell/rhe…TQ1WfaOVswo04yI

  • Mir sind bei den zahllosen Berichten mittlerweile auch solche Dinge aufgefallen. Ich war auch konsterniert über das große Wegwerfen. Da stehen teilweise Vollholzmöbel auf der Straße, die kriegt man mit paar Tagen unter Wasser eigentlich nicht kaputt, die Lackierung dürfte hinüber, eventuell manches Furnier.

    ...

    Ich wurde selbst mitten im Überflutungsbereich angesprochen, ob ich keine Möglichkeit zur trockenen Unterbringung geretteter Gegenstände hätte, da die Wohnung zum Trocknen leergeräumt werden musste. Aber solche Möglichkeiten hatte kaum jemand. Und so flog alles auf die Straße. Die erste Entsorgung übernahm die Stadt. Danach musste jeder seinen Container selbst bestellen und bezahlen.

  • In Grimma wurde eine Hochwasser-Schutzanlage vorsätzlich zerstört. Man vermutet, wie sollte es auch anders sein, auswärtige Feiernde als Täter.

    https://www.mdr.de/nachrichten/sa…chaden-100.html Dabei steht der Aufruf der radikalen Flutbrigaden zur Zerstörung und Flutung bewohnter Gebiete immer noch unbehelligt im Internet. Bis 1979 stand in der DDR auf derart gemeingefährliche Straftaten noch die Todesstrafe.

  • Dabei steht der Aufruf der radikalen Flutbrigaden zur Zerstörung und Flutung bewohnter Gebiete immer noch unbehelligt im Internet.

    :?:

    Ich hätte da viele Fragen: Was für radikale Flutbrigaden? Was oder wer soll das sein? Und die rufen dazu auf, bewohnte Gebiete zu fluten? Das wäre dann Aufruf zu eine Straftat und somit strafrechtlich relevant. Wer tut so etwas mit welcher Intention?

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen