Berliner Schloss - Ostseite

  • Das ist dir nicht bekannt? Es ist doch fast schon Allgemeinwissen, dass diese Fassade von den Modernisten als "Kompromiss" gefordert worden war. Eine Reko auch der Renaissancefassaden wäre politisch nicht durchsetzbar gewesen. Aber das kann man eigentlich in vielen Publikationen nachlesen.

    Ich bin mir des üblichen „Kompromisses“ bewusst, den moderne Rekonstruktionen oft machen. Ich frage mich nur: Wer hat ihnen das Recht gegeben, der Ostseite ihren historischen und künstlerischen Wert abzusprechen? Es gibt definitiv bessere Alternativen, die das, was dort einst stand, respektieren und gleichzeitig ein modernes Aussehen haben.

  • Die Ostfassade sieht aus wie das Abluftgitter Richtung Osten. mad:)

    Ehrlich gesagt, werden diese gitterartigen modernen Gebäudedesigns so häufig, dass sie zu einem geschmacklosen Kitsch werden. Das Humboldt-Forum, das Bundesministerium des Innern, die neue polnische Botschaft... was auch immer.

  • Wer hat ihnen das Recht gegeben, der Ostseite ihren historischen und künstlerischen Wert abzusprechen?

    Eine reichlich naive Frage angesichts der sattsam bekannten Allmacht von Stadtbaudirektoren, Stadtplanungsleitern und sogenannten Denkmalpflegern.

  • Von allen Entwürfen für die Ostfassade ist der jetzige durchgeführte der schlechteste. Bei Besuchern die Berlin entdecken und von der Ostseite sich dem Schloss nähern sage ich immer das ist das Parkhaus vom Schloss. 🤪

  • Wer hat ihnen das Recht gegeben, der Ostseite ihren historischen und künstlerischen Wert abzusprechen?

    Wer hat dir das Recht gegeben, derart undankbar über das Erreichte zu sein?

    Eine vollständige Rekonstruktion der Schlossfassaden war nicht durchsetzbar. Es wurde seinerzeit beschlossen, ein modernes Kulturzentrum am historischen Standort und in der Kubatur des früheren Berliner Schlosses zu errichten. Dabei sollten die barocken Außenfassaden sowie die drei barocken Fassaden des Schlüterhofs als herausragende Kunstwerke wiederaufgeführt werden. Nicht zu rekonstruierende Fassaden sollten modern gestaltet werden. Mit diesen Vorgaben wurde ein Architektenwettbewerb durchgeführt. Der Entwurf des Italieners Franco Stella war - wenn man das Gesamtkonzept betrachtet - der beste und wurde schließlich realisiert.

    Der Entwurf von Hans Kollhoff hatte demgegenüber einige Schwächen. Seine moderne Schlüterhoffassade zeigte in den oberen Bereichen große Fensterflächen. Stella erspart uns dagegen hier und anderswo am Schloss große Glasflächen, die sich im Allgemeinen nicht gut mit historischen Gebäudeteilen vertragen. Kollhoff hätte seinen eigenen neoklassischen Stil eingebracht, der sich nach meinem Eindruck mit dem rekonstruierten Barock gebissen hätte. Stellas eigene Architektur nimmt sich dagegen völlig zurück. Kollhoff hätte die Portale II und IV zu bloßen Hauseingängen degradiert. Das Eosanderportal (Portal III) hätte vermutlich ebenso gewirkt. Bei Stella bleiben die Portale hingegen das, was sie waren - Hofzugänge. Mit Stella haben wir mehr Rekonstruktion erhalten als mit jedem anderen der vorgelegten Entwürfe. Nur Stella sah die Rekonstruktion der Hofseiten und Durchfahrten der Portale II, III und IV vor.

    Berliner-Schloss-Innenportal-3-20.06.2022-Dosseman-SA40---3.jpeg
    Berliner Schloss, Hofportal III (Foto: Dosseman, 20. Juni 2022, CC-BY-SA-4.0)

    Berliner-Schloss-Innenportal-2-20.06.2022-Dosseman-SA40---1.jpeg
    Hofportal II (Foto: Dosseman, 20. Juni 2022, CC-BY-SA-4.0)

    Berliner-Schloss-Innenportal-4-20.06.2022-Dosseman-SA40---1.jpeg
    Hofportal IV (Foto: Dosseman, 20. Juni 2022, CC-BY-SA-4.0)

  • Und Stella war immer für die historische Kuppel, die uns auch hätte in moderner Form blühen können.
    Stella hat außerdem mit seiner Ostfassade im Nachhinein noch für die "runde Ecke" Platz gemacht, was viele andere Architekten nicht getan hätten, und zuletzt haben wir es seiner Fürsprache zu verdanken, dass doch noch alle Portale mit Figuren bekrönt werden, obwohl das Humboldt-Forum das eigentlich nicht mehr wollte und sich lieber von weiteren Rekonstruktionen und dem Schloss-Verein schneller trennen wollte.
    Stella hat sich als großer Segen für uns Rekonstruktionsbefürworter erwiesen, im großen Gegensatz zu anderswo...
    Während ich Stellas Ostfassade leider auch als misslungen betrachte, finde ich sein generelles Konzept für das Schloss/HF als gelungen, und ich mag sogar sein "Forum", also der Durchgang zwischen den Portalen II und IV, sehr. Ich finde die Idee des Raums und sogar die moderne Gestaltung in Verbindung mit den beiden historischen Portalen als tatsächlich gelungen.

  • Alles Lammentieren über die monotone Ostfassade ist müßig. Das von Stella gelieferte Gesamtpaket ist insgesamt genial und großartig. Ich habe dazu vor ein paar Jahren einen Thread gestartet:

    Maecenas
    January 2, 2023 at 11:54 PM
  • Und Stella war immer für die historische Kuppel, die uns auch hätte in moderner Form blühen können.

    Nun ja, mag sein, aber dafür ist seine Kuppel nur ein Hohlraum. Für mich eine vollkommene verpasste Gelegenheit. Und einer der schwächsten Aspekte seines Baus (mit den Interieur der mehr wie einem Einkaufszentrum wirkt als ein Museum). Denn dadurch wird meines Erachtens den Disneyland-Vorwurf war : eine Kuppel die nur da ist, weil eine Kuppel da sein sollte, und die mehr oder weniger nur eine Attrape ist, um Bauelemente zu verstecken..

  • Ich weiss, weil darunter diese art Unterkuppel aufgebaut wurde, do das chniesische Zodiac projektiert sein sollte, aber das ist gerage mein Punkt : man hätte es anders machen können, denn diese Projektzierung fand ich recht unbeeindruckend.

    Die Idee:

    5f7d9cbb3cacc-Rendering-Kuppelraum-2014.jpg

    Die Umsetzung:

    475771246_3655522671405727_108412962763009543_n.jpg?_nc_cat=111&ccb=1-7&_nc_sid=833d8c&_nc_ohc=AZ3xZgvZPbwQ7kNvwFTDIV-&_nc_oc=AdkiCauYcQYWs_ttkg2pJUdR4X46Ke4NRpdkAxzMVKJALfbsYeMimOl9LORSLODLe871VagheIiWKAnEvXUVz13T&_nc_zt=23&_nc_ht=scontent-fra3-2.xx&_nc_gid=dyUDx7UvqEpg_KMn51WRuA&oh=00_AfGvQPZ9ff-zLiU9oDBxySLQoRZrKfez_ALduo5StlsL6w&oe=680ADCEC

  • Nun ja, mag sein, aber dafür ist seine Kuppel nur ein Hohlraum. Für mich eine vollkommene verpasste Gelegenheit. Und einer der schwächsten Aspekte seines Baus (mit den Interieur der mehr wie einem Einkaufszentrum wirkt als ein Museum). Denn dadurch wird meines Erachtens den Disneyland-Vorwurf war : eine Kuppel die nur da ist, weil eine Kuppel da sein sollte, und die mehr oder weniger nur eine Attrape ist, um Bauelemente zu verstecken..

    Also, dann doch lieber gar keine Kuppel oder eine moderne Kuppel, nur weil das Innere (noch) nicht ausgebaut ist oder genutzt wird?
    Entschuldige, dann nehme ich persönlich doch lieber die schöne, historische Kuppel.

    Die Kuppel wird auch nicht zu "Disneyland" nur weil sie nicht gefüllt wird. Oder ist das Neue Palais in Potsdam auch Disneyland? Dessen Kuppel wird nämlich nicht ausgefüllt. Sie lässt den Palast nur nach außen hin schick und imposant wirken. Viele berühmte Kuppeln füllen nicht die von außen hin sichtbare Kuppel aus. Die innere Kuppel ist sehr viel kleiner, flacher und niedriger angesetzt. Alles Disneyland?

    Ernsthaft, wenn ich für jedes inflationär verwendete "Disneyland" bei Rekonstruktionen 10 Cent bekäme, wäre ich Millionär.
    Mal ein Versuch das festzuhalten (auch wenn ich mir sicher bin, es wurde in diesem Forum schon dutzende Male über die Jahre getan):
    Disneyland-Architektur:
    Architektonisch ein reines Fantasieprodukt, das mit minderwertigen Materialen, Handwerkskunst und Kunstfertigkeit ausgeführt wurde.

    Rekonstruktion:
    Der Wiederaufbau einer Architektur, die so schon einmal existiert hat, möglichst nahe am Original, und mit wertigen Materialien, Handwerkskunst und Kunstfertigkeit.

    Das Innenleben sowie Nutzung interessieren vorrangig nicht, denn sehr häufig ist das Innere und die Nutzung von Rekonstruktionen ein anderes und modernes. Noch nicht einmal nur bei Rekonstruktionen, sondern bei vielen historischen Bauten ist das der Fall. Das macht diese Bauten auch nicht urplötzlich zu Disneyland.

  • "Disneyland"
    Mal ein Versuch das festzuhalten ...

    diesmal von mir:

    Im Disneyland wurde etwas in die Wüste Kaliforniens gebaut, was da niemals war. In Deutschland baut man z.B. auch in Potsdam, Frankfurt und Dresden endlich die historischen Innenstädte oder Kuppeln an Eckhäusern und Schlösser wieder auf -das hat nichts mit Disney zu tun. Es ist der authentische Ort, die Pläne und Handwerkskunst haben überdauert und sind noch da. Wegen der Gaslampen sind in Europa alle Opernhäuser mehrfach abgebrannt und immer wieder aufgebaut worden –zum Glück, wo ist das Problem. Nebenbei ist das Disneyland ein urbaner und wunderschöner Ort, wo sich Millionen Menschen wohlfühlen, wo ist das Problem. Wollen Sie Architektur, in der sich die Menschen nicht wohlfühlen? Die Römer haben übrigens auch schon ihre Gebäude mit Beton gebaut und sie dann dekoriert –was ist daran schlimm?

  • Nun, ehrlich gesagt ja. Entweder man macht es richtig, oder gar nicht. Eine Kuppel dient nicht nur der aüssere Ästhetik. Sondern erfüllt auch "innere Werte". Ich nehme es auch persönlich, jedesmal wenn ich diese Kuppel sehe nervt es mich gewaltig zu wissen dass diese nur eine Attrappe ist.

    Und ja, es erinnert mich konzeptuell / im Geiste an Schloss in Disneyland Paris wo die meisten Türme nicht begehbar sind weil komplett hohl. Das war damals für mich eine riesen-Enttaüschung als ich dort zum erstes mal 1992 ging.

  • Irgendwie sollte man sich doch mal damit arrangieren können, dass neben dem Wiederaufbau der "äußeren Form" entsprechend dem Bundestagsbeschluß und der Ausschmückung von 3 Fassaden ein Großteil des Maximalanspruchs erfüllt werden konnte.

    Ich gehe in der Ansicht mit, dass mit Stellas Entwurf und Umsetzung eben dieses Maximalergebnis ermöglicht wurde. Dass dem Bauwerk als solchem eine andere innere Funktion zugewiesen wurde und deshalb eben nicht analog dem Residenzschloss in Dresden eine Vielzahl von Räumen nach und nach wiederhergerichtet werden können, ist momentan nicht änderbar. Ob es hierfür jemals politische Mehrheiten geben wird, dürfte nicht anzunehmen sein.

  • Dass dem Bauwerk als solchem eine andere innere Funktion zugewiesen wurde und deshalb eben nicht analog dem Residenzschloss in Dresden eine Vielzahl von Räumen nach und nach wiederhergerichtet werden können, ist momentan nicht änderbar. Ob es hierfür jemals politische Mehrheiten geben wird, dürfte nicht anzunehmen sein.

    Abwarten, kurzfristig stimmt die Prognose, langfristig könnte sich noch einiges bewegen. Die Zeiten ändern sich, und der links-woke Zeitgeist wird nicht ewig dieses Land lähmen und totalitär auf Linie trimmen. Nicht umsonst wurden die Paradekammern in ihrer historischen Kubatur wiederaufgebaut (das ist Stella zu verdanken). Die Zeit für die Reko der Innenräume wird kommen, auch wenn das vielleicht noch etliche Jahrzehnte dauert.

  • Die Bezeichnung Disneyland oder auch Barockkitsch,wird immer gern von den Gegnern gegen Rekos verwendet,um sie damit abzuwerten.

    Das sollten sie auch zu Ludwig I. und II. sagen! Die Walhalla, die Propyläen und Schloss Neuschwanstein entsprechen eindeutig ihrer Definition von „Disneyland“.:D:D:D