Nordseite Berliner Schloss - Schlossterrassen - Lustgarten

  • Ja, wenn hier einer ernsthaft glaubt, durch die Aufstellung des Sanchi-Tors würden sich die Rekonstruktionsgegner z.B. der nicht weit entfernten Bauakademie auch nur um einen Millimeter zu mehr Akzeptanz bewegen, dem ist auch nicht mehr zu helfen. ;)

    Das hat doch niemand behauptet. Ich meine nur, dass man immer gut damit bedient ist die Argumente seiner Gegner entkräften zu können. Nicht gegenüber den Gegnern: Oswalt & Co. werden sich um keinen Millimeter bewegen, sondern gegenüber denjenigen, die auf die falsifizierbaren Argumente reinfallen. Man muss versuchen die zu überzeugen, die rationalen Argumenten zugänglich sind. Das Abarbeiten an den Ideologen, wie hier so gern üblich, ist völlig sinnfrei.

  • Man muss versuchen die zu überzeugen, die rationalen Argumenten zugänglich sind.

    Eben. Da gehört der Schwerpunkt hin. Und oft geht das leichter als man denkt, vor allem wenn wir bildlich darstellen, was wir meinen.


    Kaum jemand mit (nicht abtrainiertem) natürlichen Empfinden für Schönheit und Lebensqualität findet keinen Gefallen an einem klassischen Schmuckplatz inmitten der Stadt. Sowas ist selbst in Modernistenkreisen gut vermittelbar, rekonstruierte Plätze wie der Schinkelplatz sind da akzeptiert.

  • Ein Tor ohne Torfunktion ist schon komisch. Hat so etwas verlorenes finde ich

    Es soll ein "Kontrapunkt" zum Brandenburger Tor sein...


    "...

    und auch nach außen wird korrespondiert, nämlich mit dem Stadtraum, da das Sanchi-Tor einen Kontrapunkt zum Brandenburger Tor am anderen Ende der Prachtallee Unter den Linden setzen wird..."



    Ein Sanchi-Tor aus rotem Röttbacher Mainsandstein
    Ende 2022 soll vor dem Berliner Humboldt Forum eine Rekonstruktion eines altindischen Tors aufgestellt werden. Ins Werk setzen wird das Neu-Berliner…
    www.preussischer-kulturbesitz.de


    Sicher wird das Tor eine sehr beliebte Stelle für Touristen für Selfies werden.

  • Der Pariser Place de la Concorde hat ja mit dem Obelisk von Luxor auch einen exotische Monolithen. Wobei da die Komposition deutlich stimmiger ist, und Obelisken sind natürlich seit Jahrhunderten auch Teil europäischer Städte.


    Ich glaube auch, dass das Sanchi-Tor ein beliebter Selfie-Punkt und vielleicht Sammel-/Treffpunkt für Besuchergruppen wird.
    Möge es ruhig mehr Leute in den Schlüterhof locken.

  • Es wirkt deplatziert, die Ostseite wäre besser gewesen.

    Das es an dieser Stelle deplaziert wirkt finde ich nicht.Deplatziert wäre es an der Ostseite. Gerade an der Nordseite(Lustgarten,Dom) des Schlosses wirkt das Sanchi-Tor auf die dort vorbeiströmenden Touristen am besten.Ich vermute, die meisten Besucher des HF betreten es auch von der Nordseite her.

  • Der Pariser Place de la Concorde hat ja mit dem Obelisk von Luxor auch einen exotische Monolithen. Wobei da die Komposition deutlich stimmiger ist, und Obelisken sind natürlich seit Jahrhunderten auch Teil europäischer Städte.


    Was hat den die place de la concore mit dem Lustgarten zu tun? Das ist doch städtebaulich ein völlig anderer Ort. Und Napoleon hatte Ägypten erobert und den Obelisten als Beute mitgebracht. War Indien jetzt preußisch besetzt? Mir ist nicht erklärlich, zu welchem Erkenntnisgewinn diese Bemerkung führen soll.

  • Zur place de la Concorde, Napoleon hat gar nichts mit der Obelisk zu tun. Beiden Obelisken aus dem Tempel in Luxor wurden 1830 vom Sultan Mehmet Ali am König Karl den X geschenkt, als Symbol der Freundschaft. Napoleon war längst verstorben.

    Karls Nachfolger, Ludwig Philipp den 1sten , wusste am Anfang nicht was er damit tun sollte.

    Im Endeffekt wurde entschieden, nur eine der Obelisken nach Frankreich zu transportieren, und diese an der Place de la Concorde zu bringen : die Place de la Concorde war damals im Herz von Paris und das grösste Platz der Stadt. Im 18. Jahrhundert hiess die "Place Louis XV" und hatte eine ziemlich grosse Statue des Königs in der Mitte. Während der Revolution wurde es in "Place de la Revolution" umgetauft, die Statue des Königs wurde eingeschmoltzen, und an dessen Platz wurden prominenten exekutiert. Danach kam eine provisorische "Freiheitsstatue" (die ebenfalls 1800 abgetragen wurde), und 1795 wurde der Platz in "Place de la Concorde" umgetauft, Concorde bedeutet Einigkeit. Eine Obelisk dort aufzustellen erschien die beste Lösung weil dieses Monument politisch Neutral ist.

    Zum eigentlichen Thema : ich mag mich irren, aber der Humboldt-Forum ist ja ein ethnologisches Museum, daher finde ich es eigentlich nicht verkehrt es daneben anzubringen. Die Gegend ist ja eh eine Steinwüste mit ein paar wenige grüne Flecke, mann kann es daher sogar als Bereicherung betrachten.

  • Danke für die Aufklärung! Das Geschenk, das Champollion dann nach Paris brachte (ich wähnte es zeitlich früher) ist dennoch ohne Napoleons Ägyptenfeldzug kaum denkbar.

    Der Verweis auf das Völkerkundemuseum ist völlig korrekt. Ich emfinde das Tor da auch nicht störend.

  • Noch ein paar Bilder vom Sanchi-Tor von heute, von mir:



    Berliner Schloss

    Und nette Kombi-Fotomotive gibt es auch ab. Für Touris sicher reizvoll. Und so mancher Fotograf wird auch das Jucken im Auslöserfinger spüren. Sandstein zu Sandstein, in lebendigem Farbenkontrast. Und die Üppigkeit der indischen Figurenszenen hat ja geradezu was Barockes, "indischer Barock" sozusagen. Es gibt also Verbindungen zur Fassade und es lockert den Vorplatz auf, ein Blickfang, ein Auftakt zum Schloß (und schließlich ein Türöffner für die Aufstellung der Rossebändiger, wenn das Tor, dann auch die Rosse). Der Abstand zur Fassade scheint mir groß genug. Nicht auszudenken, wenn man moderne Skulptur für den öffentlichen Raum installiert hätte, so ein Blech/Stahlding. Es reichen schon die schwarzen Bildschirmstelen und die Fahrradständer, inkl. Leuchtmasten.

  • Danke für die Aufklärung! Das Geschenk, das Champollion dann nach Paris brachte (ich wähnte es zeitlich früher) ist dennoch ohne Napoleons Ägyptenfeldzug kaum denkbar.

    Der Verweis auf das Völkerkundemuseum ist völlig korrekt. Ich emfinde das Tor da auch nicht störend.

    Es ist natürlich korrekt dass es ohne den Feldzug weitaus anders gewesen wäre, dadurch entstand ja auch eine richtige Ägyptomanie. Ich weise auf die tolle Arte-Dokumentation über Champollion hin. :)

  • SchortschiBähr

    Danke für den klugen Text.

    So wie du sehe ich es mittlerweile auch. Die Farbenkontrastik ist wirklich sehr reizvoll....

    Und das mit der Argumentationsbeihilfe für die Rossebändiger ist nicht von der Hand zu weisen.....

  • Ich war inzwischen auch vor Ort und in der Tat muss ich sagen, dass das Tor an dieser Stelle den Blicken aus Richtung Linden kommend durchaus Halt gibt. Es ist etwas Schönes da, dass sich vor den ansonsten leeren Horizont stellt.

  • Schön, dass sich jetzt doch einige Foristen meiner bereits im Oktober geäußerten Auffassung, für die ich damals doch sehr kritisiert wurde, angeschlossen haben.

  • Na, ein Glück, dass Andreas damals schon so weise und voraussichtig war, dass das Sanchi-Tor Reko-Opponenten und Reko-Proponenten zusammenführen würde, und wir uns jetzt auch keine Sorgen mehr um eine originalgetreue Rekonstruktion der Bauakademie machen müssen. cclap:)

  • Heute wurde endlich die provisorische Ampel zwischen Schloss und Lustgarten durch eine dauerhafte Installation ersetzt.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Heute wurde endlich die provisorische Ampel zwischen Schloss und Lustgarten durch eine dauerhafte Installation ersetzt.

    Ansonsten hat sich bei der Lustgarten-Piste wenig geändert. Es wurde weder das Tempo auf 30 km/h runtergesetzt (was an dieser Stelle wirklich mal sinnvoll wäre, viele Autofahrer drücken hier richtig gerne auf die Tube), noch wurde das nördliche Schlossumfeld landschaftarchitektonisch mit dem Lustgarten verbunden. Die Planer und Gestalter des Schlossumfelds vom Büro BBZ hatten in ihrem Entwurf diese Verbindung ausdrücklich vorgesehen (siehe BBZ-Homepage), damit wären beide Areale aufgewertet und zu einer Einheit verwoben worden. "Dank" des Senats durchschneidet nun weiterhin eine kleine Autobahn das nördliche Schlossumfeld. Nur die besagte Fußgängerampel sorgt hin und wieder für ein paar Sekunden Ruhe, während Verkehrssenatorin Jarrasch lieber mit einer unglaublichen Besessenheit die Friedrichstraße lahmlegt...