Nordseite Berliner Schloss - Schlossterrassen - Lustgarten

  • Autokolonnen gab es im Barock übrigens auch nicht.

    Seltsam, dass der mit Abstand massivste Einschnitt der Moderne im Stadtbild an dieser Stelle im Forum hier wie selbsterständlich hingenommen wird, sich aber über jeden U-Bahn Eingang (oder jetzt das Sanchi-Tor) bis zum Anschlag echauffiert wird.


    Die schrittweise Verdrängung des Individualverkehrs wertet UdL (m.E. jetzt schon spürbar) auf.

    Ob das 1. Garderegiment zu Fuß mit klingendem Spiel besser war?

  • Das Sanchi-Tor steht nicht vor Portal V sondern in dem Baumhain anstelle des Apothekerflügels.

    Nach meinem Kenntnisstand steht das Tor vor dem Baumhain und nicht auf dem Areal des einstigen Apothekenflügels.

  • Nach meinem Kenntnisstand steht das Tor vor dem Baumhain und nicht auf dem Areal des einstigen Apothekenflügels.

    So ist es. Es steht vor dem Baumhain und praktisch in der Einfahrt von Portal V.
    Deshalb hatte ich, als Snork vor kurzem Bilder beigetragen hatte, ihn auch darum gebeten, ob er auch mal ein Bild vom Bürgersteig der Karl-Liebknecht-Straße frontal zu Portal V machen könnte, um zu sehen, wie sehr sich das Tor von dort aus vor das Portal schiebt. Ob dieser Blick praktisch gar nicht mehr ohne Sanchi-Tor möglich ist...

    csm_Schloss_Berlin_2_3fa5df2551.jpg
    Bildquelle: https://www.bamberger-naturste…onstruktion-der-fassaden/

    ...was sehr traurig wäre.

  • Vielleicht klärt dieses Foto von vorgestern die Sachlage:



    @ Treverer: die Straße zwischen Liebknecht- und Schloßbrücke heisst "Lustgarten" und nicht Karl-Liebknecht-Straße.

  • Am grauen 2. Dezember 2022.


    img_1503gje9s.jpg


    img_1504dgdun.jpg


    img_15083hdd7.jpg


    img_15053tiyh.jpg


    Es bleibt dort einfach (absichtlich) beschissen placiert.

    img_1506zpddg.jpg

    Der eisern beschriftete Verteilerkasten stört nicht minder.


    img_1514hvc8y.jpg

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Auf mich wirkt die Positionierung des Tores und überhaupt die Idee eines kopierten indischen Eingangstor zu einem Heiligtum wie eine Entwürdigung. So aus dem Kontext gerissen wirkt es wie ein Souvenir, etwas, das heutige Museumskonzepte ja gerne machen, etwas ,,freistellen", schön irgendwo ins kahle Nichts. Die Platzierung kommt ähnlich einer Werbetafel daher, die man an einem Eingang oder am Straßenrand platzieren würde, um auf die Ausstellung aufmerksam zu machen.

    Und auch aus deutscher Perspektive ist es recht fragwürdig in den öffentlichen Raum derartiges aufzustellen. Wollen wir damit Macht demonstrieren, Weltgewandtheit oder uns ,,interessanter" machen? Analogien sind für mich die ganzen ägyptischen Rückgriffe, wie Pyramide, Obeliske und Sphingen im Karlsruher Raum, wobei die sogar eher noch Einbindung erfahren haben.

  • Ich kann die Aufregung nicht verstehen. Das Sanchitor stört niemanden und ist natürlich überhaupt kein "Disneyland" (in den Disney-Parkt werden keine bestehenden Gebäude nachgebaut sondern Fantasiebauten) sondern ein Rekonstruktion, und zwar keine schlechte. Zudem hat es den klaren Bezug zur Nutzung des Schlosses.


    Damit ist die Kritik an der Rekonstruktion der Barockfassaden aus der Welt. Es tritt offen zu Tage, dass nicht der Vorgang des Rekonstruierens strittig war sondern das Objekt der Rekonstruktion. Die ganzen Jahre sind fast ausschließlich vorgeschobene Argumente ausgetauscht worden.

  • Es tritt offen zu Tage, dass nicht der Vorgang des Rekonstruierens strittig war sondern das Objekt der Rekonstruktion. Die ganzen Jahre sind fast ausschließlich vorgeschobene Argumente ausgetauscht worden.

    Leider hilft eben genau aus diesem Grund das überhaupt nicht. Du schreibst ja selbst, das Objekt selbst ist der Grund der Gegnerschaft. In einem Fall die bewunderte indische Kultur, die lediglich mit positiven Eigenschaften assoziiert wird, und im anderen Fall unsere historische Kultur, der man oft hanebüchene negative Assoziationen anlastet und damit die Rekonstruktion behindern möchte. Wollen Wir hier also in Zukunft kulturelle Güter aus der Schweiz, Skandinavien, Indien oder Japan nur rekonstruieren, oder unsere Kulturgüter. Nur für ersten Fall gilt Eure ach so positive Einschätzung, so wie ich das sehe.

  • Mit dem Gebäude ist das lebendige Auseinandersetzen mit der Geschichte real darstellbar. Dass das unbequem und widersprüchlich ist, zeigt sich in vielen Aspekten. Der Zeitgeist geht vorüber, was bleibt, ist ein lebendiger Ort zum anfassen, nachdenken und debattieren. Auch der Umgang mit dem Umfeld ist Teil davon und wird sich wandeln.


    Will sagen: das Schloss ist Realität. Das Sanchitor auch. Und beides darf zur Diskussion über unsere Geschichte und Identität einladen. Ich würde mich freuen, wenn diese auch zwischen Humboldt-Forum und Förderverein konstruktiv geführt wird. Miteinander statt übereinander reden.

  • Leider hilft eben genau aus diesem Grund das überhaupt nicht. Du schreibst ja selbst, das Objekt selbst ist der Grund der Gegnerschaft.

    Entscheidend ist nicht die Motivation für eine Tat sondern die Tat selbst und deren Wirkung. Die Rekonstruktion des Sanchitores mag an den Ort nicht passen schadet aber auch nicht sondern hilft eher bei der Vermittlung des Konzeptes "Rekonstruktion".

    Im Potsdamer Statschloß stehen zwei Mini-Sanssoucis aus Blech: der Künstler aus Köln wollte mit den beiden Installation unter dem Titel "Zugabe" die Rekonstruktion des Landtagsschlosses persiflieren. Tatsächlich wirken die beiden Blechskulpturen auf 99 % der Besucher als Werbung für einen Besuch in Sanssouci - entscheidend ist nur die Wirkung.

  • Konstantindegeer Das Konzept Rekonstruktion ist immer zunächst mal erklärungsbedürftig, weil gemeinhin davon ausgegangen wird, dass Neuschöpfung den Fortschritt besser antizipiert. Da sind Wir aber in der bequemen Lage, dass Nicht-Architekturstudierte relativ intuitiv rekonstruierte Gebäude und Stadträume positiver wahrnehmen, als einen modernen Alternativbau.

    Das bedeutet, dass es in meinen Augen gar keine Probleme damit gibt, die Bevölkerung an sich einer Rekonstruktion näher zu bringen, sondern das Problem entsteht, wenn solche Projekte als ,,geschichtsbelastet" oder sogar ,,staatsfeindlich" von Verantwortlichen im Baubereich und der Fachpresse geframed werden. Das erst führt zur Befangenheit in der Bevölkerung. Und da kann ein Sanchitor, das nie einer solchen Kritik ausgesetzt wird, gar nichts ausrichten.

  • Das Sanchi-Tor ist keine Rekonstruktion, sondern eine Kopie. Das Original existiert ja noch (in Indien). Hier wurde nach Abgüssen von diesem Original gearbeitet - mit 3D-Scan und Übertragung in Sandstein mittels Roboter. Menschliche Bildhauer haben nur ein paar Feinarbeiten gemacht. Das Tor ist eine genaue Kopie nach den Abgüssen, die 1886 für Berlin angekauft wurden. Einige Details, die an dem Original ursprünglich vorhanden waren, aber zu dem Zeitpunkt, an dem die Abgüsse genommen wurden (einige Jahre vor 1886) fehlten, wurden auch für das Lustgartenportal NICHT rekonstruiert.


    Bemerkenswert finde ich, wie schnell das Ganze ging. Das Bamberger Natursteinwerk hat den Auftrag im Januar 2022 erhalten, und jetzt ist das mit Reliefs übersäte Tor schon fertig. Eine Abweichung vom Original stellt die Farbe der Torkopie im Lustgarten dar. Roten Sandstein gibt es zwar auch in Indien, aber in Sanchi wurde heller Sandstein verwendet. Ausschlaggebend für die Wahl der Sandsteinsorte war die Körnung, die Eignung für feine Bildhauerarbeiten, die Witterungsbeständigkeit und die farbliche Homogenität des Steins. Das war in Deutschland wohl nur in Rot zu haben.


    Links neben dem Tor befindet sich eine Bodenöffnung. In dieser wird demnächst ein Tastmodell des großen Stupas von Sanchi verankert. Auf dem in Bronze gegossenen Modell können wir dann die Gesamtanlage des buddhistischen Heiligtums mit allen vier Toren und den Zäunen sehen. Eine Erklärtafel wird es natürlich auch geben. Das Sanchi-Tor ist ein Museumsobjekt, das im Außenraum eines Museums (konkret des Museums für Asiatische Kunst im Berliner Schloss) aufgestellt wird. Im Kolonnadenhof der Museumsinsel finden wir Skulpturen aus dem Bestand der Nationalgalerie. Das ist im Prinzip nichts anderes.


    Auf den Fotos von Mantikor wirkt das Sanchi-Tor aufgrund der Einrüstung noch etwas sperrig. Aber wenn das Gerüst erst mal weg ist, wird jeder sehen, dass das filigrane Tor aus Indien den Blick auf das Schlossportal V nicht beeinträchtigt. Was auf den Fotos tatsächlich im Wege steht, ist ein Verkehrsschild (Fußgängerzone, Feuerwehrzufahrt), an dem zu allem Überfluss auch noch ein schwarzes Fahrrad angeschlossen ist. Da wurden rund um das Schloss nun schon so viele schöne Fahrradbügel platziert, aber die Leute nehmen dann doch das erstbeste Straßenschild, um ihr Fahrrad anzuschließen.

  • Das Sanchi-Tor ist keine Rekonstruktion, sondern eine Kopie. (...)


    Bemerkenswert finde ich, wie schnell das Ganze ging. Das Bamberger Natursteinwerk hat den Auftrag im Januar 2022 erhalten, und jetzt ist das mit Reliefs übersäte Tor schon fertig. Eine Abweichung vom Original stellt die Farbe der Torkopie im Lustgarten dar. Roten Sandstein gibt es zwar auch in Indien, aber in Sanchi wurde heller Sandstein verwendet. Ausschlaggebend für die Wahl der Sandsteinsorte war die Körnung, die Eignung für feine Bildhauerarbeiten, die Witterungsbeständigkeit und die farbliche Homogenität des Steins. Das war in Deutschland wohl nur in Rot zu haben.

    Naja, wenn man genau ist stimmt das, nennen wir es einfach Replik. Allerdings ist es eine abendfüllende Frage ob ein Scannen der Abgüsse aus den 1970er Jahren, die mit den Formen des 19. Jahrhunderts gemacht wurden nun eine "Kopie" sind oder nicht. Das Original in Sanchi ist 2022 ja ein verändertes. Und nach dieser Definition ist Vieles an den Schloßfassaden auch keine "Rekonstruktion" sondern eine Kopie, nämlich wenn es Gipsabgüsse von Skulpturteilen gegeben hat.

    Was den Sandstein betrifft muss ich allerdings widersprechen, geeigneten Sandstein hätte es natürlich auch in gelb oder hell gegeben - das ist an den Sandsteinfiguren des Schlosses zu besichtigen. Der Farbwunsch muss am Dahlemer Abguss gelegen haben. IM Museum findet mal die Krone des Tores zudem nochmal aus Plastik.



    So sah das Tor in Dahlem aus. Es kann auch noch ein Grund sein, dass die Fa. Graser den roten Mainsandstein recht preiswert anbietet, weil die Firma über eigene Brüche dieses Produktes verfügt. Sächsischer Sandstein hätte erst erworben werden müssen.


  • Roter Sandstein sieht aber "indischer" aus und kontrastiert zudem erfolgreicher. Die Fa. Graser bezieht ihren Sandstein m. W. n. aus Polen (Schlesien).


    Das Sanchi-Tor an seinem Standort in Dahlem ist im übrigen vollständig anders (=besser) zu bewerten als hier bewusst vor die (teuer bezahlten) Schlossfassaden gestellt; wobei es für mich gar nicht so entscheidend ist, ob direkt vor die Portale oder nicht.

    Beschlossen von Leuten, die zugleich mit dazu beitrugen/zuließen, das Dachcafé draufzusetzen, den Schlüterhof mit herumstehenden Plastikmöblierungen verballhornen, den Schlossverein unfreundlich behandeln und natürlich den Schlossbrunnen, die Portalfiguren ("jetzt ist aber auch mal genug mit Rekonstruktionen") etc. ablehnen. Ich kann deswegen nicht so milde darüber hinwegschauen. Mal abwarten, ob dort demnächst dann eine Currywurst-Pagode ergänzt wird. :lockerrot:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Die Rekonstruktion des Sanchitores mag an den Ort nicht passen schadet aber auch nicht sondern hilft eher bei der Vermittlung des Konzeptes "Rekonstruktion".

    Und an wen soll sich diese Überzeugungsarbeit richten? Die Mehrheit der Bürger hat doch ohnehin kein Problem mit Rekonstruktionen, ein Blick in die Rezensionen des Humboldtforums bei Google zeigt dass der Bau und seine Museen begeistert in der Bevölkerung angenommen wurde.

    Die selbsternannten "Eliten" aus linken Politikern, Medien-Vertretern und Architekten wird man durch das neu aufgestellte Tor aber wohl kaum von der Sinnhaftigkeit von Rekonstruktionen überzeugen. Diesen Leuten geht es nicht um Logik und überzeugende Argumente, sondern nur um ihre Weltanschauung, an der sie verbissen festhalten.

  • Ja, wenn hier einer ernsthaft glaubt, durch die Aufstellung des Sanchi-Tors würden sich die Rekonstruktionsgegner z.B. der nicht weit entfernten Bauakademie auch nur um einen Millimeter zu mehr Akzeptanz bewegen, dem ist auch nicht mehr zu helfen. ;)

  • Roter Sandstein sieht aber "indischer" aus und kontrastiert zudem erfolgreicher. Die Fa. Graser bezieht ihren Sandstein m. W. n. aus Polen (Schlesien).

    Nein, roter Mainsandstein.