Nordseite Berliner Schloss - Schlossterrassen - Lustgarten

  • Ein kleiner Trost mag sein, dass das Sanchi-Tor nach Osten ausgerichtet sein wird und nicht noch provokativer auf Portal V.




    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Ein kleiner Trost mag sein, dass das Sanchi-Tor nach Osten ausgerichtet sein wird und nicht noch provokativer auf Portal V.

    Soweit ich weiss wird das Tor 90° zur Straße Unter den Linden stehen, um hier den Blick einzufangen.

  • Ja, sieht so aus, als wäre die seltsame Schräge zum Schloss hin dadurch geschuldet, dass das Tor gerade/frontal auf Unter den Linden ausgerichtet ist. Ich weiß jetzt nicht so recht, ob das ein "kleiner Trost" ist. Man scheint sich schon bemüht zu haben, dass das Tor möglichst gut zur Geltung kommt.
    Was ein kleiner Trost ist: Das Tor ist zwar ganze 10 Meter hoch, was ein ganz schöner Brocken ist, aber die Schlossfassade, inklusive Balustrade, ist gut 35 Meter hoch, also mehr als drei mal so hoch. Zumindest aus der Ferne gesehen wird das Tor die Fassade nicht großartig verdecken können.

  • Diese Fotomontage zeigt wie das Sanchi-Tor vermutlich wirken wird.

    Das Tor ist dort zu groß dargestellt und nicht an dem Platz, an dem es jetzt stehen wird. Auf der Visualisierung steht es scheinbar an der Rampe des Spreeflügels und hinter dem Baumhain (von Unter den Linden betrachtet).

  • Ich finde trotzdem schlimm, dass man das Tor so vor die Lustgartenfassade gesetzt hat. M. E. wäre es seitlich vor der schlichten Ostfassade viel besser zur Geltung gekommen und hätte dort einen wichtigen Akzent setzen können. Wer oder was will denn mit den reichen Schlüterfassaden konkurrieren??

    Was für ein unfassbarer Hass muss bei den Machern des Humboldt-Forums auf dieses Barockbauwerk herrschen..... ?

  • Ich kann die vehemente Ablehnung des Sanchi-Tores durch einige Foristen absolut nicht nachvollziehen. Das Sanchi-Tor ist eines der bedeutendsten Werke der altindischen Kunst. Das Original in Indien gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Es ist ungefähr 2000 Jahre alt, also wesentlich älter als das Berliner Schloss. Die Abgüsse des Tores wurden 1886 in London für Berlin erworben. Das war unter Kaiser Wilhelm I.


    Die Idee, eine Kopie des Tores beim Schloss aufzustellen, stammt von Hermann Parzinger, dem Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Eine Kopie des Sanchi-Tores steht bereits im Außenraum des Museumskomplexes in Dahlem. Parzinger meinte im Jahr 2017, zusammen mit den Museen könnte auch das Sanchi-Tor in die Mitte Berlins umziehen und im Außenraum des Schlosses von dem künden, was im Innern zu finden ist - nämlich unter anderem eine der bedeutendsten Sammlungen indischer Kunst. Wo genau das Tor aufgestellt werden sollte, wurde nicht angegeben. Für mich war aber eigentlich immer klar, dass es ungefähr da hinkommt, wo es jetzt tatsächlich auch platziert wird. Denn dieser Standort bei den Gleditschien ist am besten geeignet. Eine Aufstellung vor der Spreeseite des Schlosses war nie geplant. Es war nur so, dass irgendein Medienmensch auf die Schnelle und ohne nachzudenken eine Grafik fabriziert hatte, die das Tor vor der Ostfassade zeigt. Leider glauben viele Menschen solchen Abbildungen. Der Platz vor der Ostfassade wäre aber völlig ungeeignet. Das sollte eigentlich jeder erkennen, der sich für ältere Skulptur interessiert.


    Sanchi, Indien, Osttor des Stupa 1 (Foto: Gerd Eichmann, 13. Oktober 1976, CC-BY-SA-4.0)


    Berlin-Dahlem, Kopie des Osttores des Stupa 1 von Sanchi (Foto: Jean-Pierre Dalbéra, 14. August 2013, CC-BY-2.0)


    Das Sanchi-Tor beeinträchtigt die Lustgartenfassade des Schlosses nicht. Es steht auch einer Rückkehr der Rossebändiger, die ich mir sehr wünsche, nicht im Wege. Aufgestellt wird jetzt eine neue Kopie, nicht das Exemplar aus Dahlem.

  • Die Kritik gilt nicht der Kunst, sondern dem wahllosen Platzieren von fremden Kulturgütern an historischen Orten. Zudem wird das erst der Anfang gewesen sein. Ein Totempfahl zum Beispiel, macht sich in den Augen von Frau Roth bestimmt auch gut auf dem Pariser Platz.


    Man verliert durch einen solchen Mischmasch komplett den Bezug zu den einzelnen Kulturen und Epochen. Auch die Historie des Ortes kann man sich dann kaum noch herleiten. Bei Touristen kommt vielleicht die Vorstellung auf, Wilhelm II. hätte das Sanchi-Tor auf einem Indien-Feldzug erbeutet.

    "Moderne Architektur heißt seit über 50 Jahren: Rechtwinklig, weiß, kahl, leer, gebaut von immer schwarzgekleideten Architekten."

    -Gerhard Kocher

  • Letztlich ist es derart losgelöst von seinem Bezug ein reiner Kitsch. Man könnte auch Disneyland sagen - Disney for Multikulti-freaks, die mit städtebaulischer Sinnstiftung hoffnungslos überfordert sind und nach "Attraktionen" lechzen. eine Hochschaubahn würde ungefähr denselben Sinn haben (sich dabei aber an ein natrürlich ganz anders geartetes Publikum richten)

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Die Kritik gilt nicht der Kunst, sondern dem wahllosen Platzieren von fremden Kulturgütern an historischen Orten. ... Man verliert durch einen solchen Mischmasch komplett den Bezug zu den einzelnen Kulturen und Epochen.

    Das sehe ich auch so. Sollten die Rossebändiger doch irgendwann mal an ihren Standort weniger Meter weiter vor Portal V zurückkehren, dann ergibt sich hier zusammenhangloses Kuddelmuddel von Kunstwerken, so ähnlich wie wenn man neben einem Rubens einen Picasso aufhängen würde. Das passt nicht.

    Mit der geplanten Platzierung wird man auch dem Sanchi-Tor nicht gerecht, was zweifellos ein bedeutendes Kunstwerk ist. Man hätte problemlos einen passenderen Standort im Komplex Humboldtforum für das Tor finden können. Aus meiner Sicht hätte nichts gegen die Ostseite gesprochen (da hätte man es ebenfalls von allen Seiten bewundern können), aber auch in der großen Treppenhalle hätte man das 10 m hohe Tor gut aufstellen können (und viel besser inszenieren können als am geplanten Standort!).


    Und ein weiterer Gedanke ist auch noch interessant: Ohne die Zustimmung des Landes Berlin, dem ja die Gestaltung des gesamten Schlossumfelds obliegt, hätte die Stiftung Preußischer Kulturbesitz das Sanchi-Tor nie dort aufstellen können. Wenn das Land Berlin also will, dann kann man solche Dinge also auch recht schnell in die Tat umsetzen. Im Falle der Rossebändiger hingegen scheint sich bei den Berliner Entscheidungsträgern nichts an ihrer destruktiven Haltung geändert zu haben. Die Rossebändiger scheint man weiterhin allzu gerne in einem peripheren Berliner Park vergessen zu wollen. :kopfschuetteln:

  • ^Der Aneignungsvorwurf kann ja noch kommen, wenn das Tor steht. Dann kann es wieder eine Diskussion geben und danach eine Erklärtafel am Monument, auf der die Stadt Berlin Reue formuliert.


    Mich wundert aber noch viel mehr, dass es bislang nicht Forderungen von anderen Weltreligionen gibt, ebenso repräsentativ wie nun die Buddhisten im Stadtbild präsentiert zu werden. Ich denke da vor allem an die muslimischen Verbände, die ja auch für den Nachbau eines Tores aus ihrem Kulturkreis plädieren könnten. Schauen wir mal, ob diese Diskussion irgendwann kommt. Es muss nicht sein, würde mich aber auch nicht überraschen.

  • Yep, das ist kulturelle Aneignung: Die Kopie eines Tempeltores aus dem Kontext einer fremden Kultur/Religion gerissen als Schmuck mitten in eine europ. Stadt zu stellen.
    Wenn irgendjemand anderes als das woke Humboldt-Forum dies getan hätte, wäre der Shitstorm in den sozialen Medien wahrscheinlich groß.

    Zu den Rossebändigern:
    Ich glaube nicht, dass diese noch zu unseren Lebzeiten zurückkommen. An ihren angestammten Platz können sie eh nicht zurück, denn da sind nun die Betonmauern der neuen Schlossterasse.
    Man kann die Rossebändiger nicht da obenauf setzen und man kann auch nicht Teile der neuen Schlossterasse wieder abreißen und die alten Sockel einsetzen. Sähe bescheuert aus und die Landschaftsarchitekten, die das Ganze entworfen haben, werden ein Wort dazu zu sagen haben.

  • Soweit ich es verstanden hatte, standen die Rossebändiger auf eigenen Sockeln vor den Gartenbalustraden. Klar, auf die alten wird man sie nicht mehr setzen (können/wollen), ich bin aber immer davon ausgegangen, dass es jederzeit möglich ist, sie auf neuen Sockeln davor zu setzen.....


    Hab gerade nochmal nachgeschaut. Die waren mit den hinteren Ecken in die Balustraden eingeklinckt. Das kann man heute durchaus wieder bringen, indem man die neuen Sockel hinten z. T. ausnimmt und dann darüber setzt. Zwei Ecken an den neuen Balustraden abzuarbeiten, ist aber auch kein Problem. Ganz sicher würden aber die Architekten darauf dringen, dass es neue postamente sind, die stilistisch zu den Balustraden passen. Ich fürchte die Kröte wird man schlucken müssen.








  • KdG könnte jetzt die genaue Gradausrichtung zu UdL berechnen.


    Kabel für Beleuchtung sind auch gelegt worden. An der schlossferneren Seite kommt auch noch eine Informationstafel, man könnte dann dort auch einen Pilgerweg nach Berlin-Frohnau ausschildern.

    File:Das.Buddhistische.Haus3.JPG - Wikimedia Commons

    File:Frohnau Edelhofdamm Das Buddhistische Haus.JPG - Wikimedia Commons


    img_1355c4ipv.jpg


    img_1356zuck7.jpg


    img_1357mofy9.jpg

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Ganz entspannt.


    Auch das Potsdamer Stadtschloss (Landtag) besitzt solche Kunstwerke. Dort führt das Ganze den Titel "Kunst am Bau". Dazu zählen die Pavillions im Innenhof und auch der Schriftzug an der Westseite des Stadtschloss (Landtag) mit dem Schriftzug "Das ist kein Schloss".

  • Wie schnell das doch alles geht, wenn sie wollen.

    Stellt euch vor, man würde mit der gleichen Zielstrebigkeit für die Rossebändiger, die Balustradenfiguren und den Neptunbrunnen voranschreiten...

  • Ja, wenn man nur will, geht alles schwuppdiwupp...
    Bei allem Ärger über das Tor an dieser Stelle, muss man aber auch anmerken, was eine enorme Arbeit und Können in der Kopie des Tores steckt. Es ist ja kein Abguss, wie die Version in Dahlem, sondern in Stein gehauen. Alle Achtung vor dem Bildhauer.