Westseite Berliner Schloss - Schlossfreiheit - ehem. Nationaldenkmal

  • Interessant! Aber von "geistiger Substanz" und "schöpferischem Werk", wie es in dem Artikel heißt, kann ich beim Projekt der Bundeswippe wenig erkennen.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Es deutet sich ja schon an, dass die Freitreppe zwischen Denkmalsockel und Aufzug zur U-Bahn nicht gebaut wird. Der entsprechende Abschnitt der Ufermauer wird gerade grundsaniert. Ein Grund für einen Verzicht auf die Freitreppe zum Wasser an dieser sensiblen Stelle ist wohl der Umgebungsschutz für das Freiheits- und Einheitsdenkmal. Jedenfalls habe ich irgendwo sowas aufgeschnappt. Das neue Nationaldenkmal ist ein weiteres Argument gegen ein Flussbad im Spreekanal. Auch wenn ihr die Gestaltung des Denkmals für misslungen haltet, so teilt ihr doch mit seinen Urhebern das Ziel, das Flussbadprojekt zu stoppen. Somit hat das Denkmal für uns alle etwas Gutes.

    Der Bund investiert sehr viel Geld beiderseits des Spreekanals: Humboldt Forum, Bauakademie, Deutsches Historisches Museum, Staatliche Museen auf der Museumsinsel. Und er hat ein Interesse an einer repräsentativen Hauptstadt. Das Flussbadprojekt ist genau dagegen gerichtet. Es hat eine kulturfeindliche Stoßrichtung.

  • Prinzipiell ist die Idee einer Treppe, die ins Wasser führt, sehr schön - vorausgesetzt, dass sie nicht als Badesteg missbraucht wird. An der Ostseite des Schlosses hätte ich mir solch eine großzügige Treppe gewünscht - wie etwa im ehemaligen Ripettahafen in Rom.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Porto_di_Ripetta

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Lieber Seinsheim,

    vielen Dank für die Darstellung der barocken Treppe zum Wasser.

    An der Ostseite des Berliner Schlosses gab es eine zweiläufige Freitreppe hinunter zur Spree. Dort hätte man in ein Boot steigen können. Die Treppe hatte eim steinernes Geländer mit Balustern im barocken Stil. Irgendwo habe ich mal gelesen, diese Treppe sei erst auf Wunsch des Kaisers nach 1900 erbaut worden. Leider habe ich kein Foto dieser Treppe.

  • Der Berliner Tagesspiegel hat sich in seiner Ausgabe vom 24.04.2021 zu einer Idee des Berliner Senat geäußert. Dieser möchte nämlich am Denkmal für Einheit und Freiheit einen Aufzug errichten. Zu nah - sagen dessen Erfinder und drohen mit Klage.

    https://www.tagesspiegel.de/berlin/eher-bl…l/27127078.html

    Das Bild, dass der Tagesspiegel gewählt hat, finde ich sehr interessant, denn es zeigt den schönen Sockel, der leider zerstört worden ist.

  • Hier ein Photochrom, das kurz nach der Einweihung des Nationaldenkmals aufgenommen wurde. Die Materialien des Denkmals waren Sandstein, roter Granit aus Schweden und Bronze.

    Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal, Photochrom um 1900, aus der Sammlung der Library of Congress

    Und auf dem folgenden Bild kann man den Mosaikboden ganz gut sehen. Und die Pflasterung vor dem Denkmal.

    Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal, Aufnahme um 1900

  • [...] auch wenn die Mosaike wieder verdeckt sind.

    Die Mosaike sind nicht "wieder verdeckt", sie wurden gänzlich entfernt.

    Ansonsten wird es sich wie bei allen (unverputzten) Steinbauten verhalten, da lagert sich im Laufe der Jahrzehnte viel Schmutz ab. Bei der Einweihung war das Nationaldenkmal sicher heller als 50 Jahre später bzw. heute. Das sieht man ja z.B. beim Brandenburger Tor auch. Viele erinnern sich sicher noch, wie dunkel es war, ehe es Anfang der 2000er grundsaniert wurde und danach wieder hell erstrahlte.

  • Das Nationaldenkmal war schon eine Sehenswürdigkeit für sich,neben dem Schloss.Es war auch nach dem Krieg noch ein beliebtes Fotomotiv bei den Allierten.Ist schon ein Verlust wenn man die alten Fotos so sieht.:sad:

  • Bitte verzeiht mir meine Faulheit selbst nachzuschauen, aber wäre so jemand wie z. B. Regula Lüscher nicht gewesen, könnten zumindest die Kolonnaden wieder stehen oder? Wenn ich mich recht erinnere wollte der Bund ja ursprünglich auch die Kolonnaden wiedererrichten. Das Denkmal hatte schon eine gewaltige Wirkung. Mir wäre sogar gar nichts lieber als diese Einheitswippe an diesem Platz...

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • Das Denkmal war schon beeindruckend. Aber nun noch einmal auf meinen Beitrag zurück zu kommen.

    Wenn man die Plattform auf dem Sockel so sieht, leicht getaucht in einem hellblauen Ton, dann wirkt der Farbton schon freundlich und hell. Aus dem Grund hatte ich die Frage gestellt, ob es bunte Fotos gibt um herauszufinden ob das Denkmal mit den Säulen, ein helles oder dunkles Denkmal gewesen war.

    Danke für die vielen schönen Bilder und danken wir auch der SED Führung die es nach dem Krieg schnell beseitigt hat :sad:.

    http://www.opus-denkmalpflege.de/

    (Quelle: Opus-Denkmalpflege)

  • Ich war auch überhaupt nie für einen Wiederaufbau des kompletten, pompösen und überfrachteten Nationaldenkmals (Zoo von W zwo). Sicher wurde Begas auch von W II protegiert. Trotzdem ist der Neptunbrunnen ein großartiges Kunstwerl und sein Meisterwerk. Immerhin gilt Begas gemeinhin als der größte Bildhauer des Neobarocks in Deutschland. Nach meinem Geschmack wäre auch die Rekonstruktion allein der Kolonnaden Halmhubers an dem Platz vor dem Eosanderportal passender gewesen als die Wippe.

  • Von solchen halben Geschichten halte ich - zumindest beim Gesamtkunstwerk eines Denkmals - nichts. Entweder richtig oder gar nicht.

    Aber die Diskussion ist ewig und dreht sich immer wieder im Kreis. Das Einheitsdenkmal ist im Bau. Es wird kommen, und damit wird man sich für die nächsten Jahre abfinden dürfen oder müssen, wie man es sehen möchte.

  • Wie hätte das Denkmal zu DDR Zeiten ausgesehen, wenn es stehen geblieben wäre?

    Wahrscheinlich wäre das Reiterstandbild entfernt worden und die Treppe wäre auf Höhe des Reiterstandbild angepasst worden. Die Figurengruppen, die zum Denkmal gehören wären wahrscheinlich komplett entfernt, entweder eingeschmolzen oder auf Berlin verteilt worden.

    Nur wozu hätte man das Nationaldenkmal erhalten sollen, das Schloss wäre ja auch gesprengt worden und so hätte die Verbindung zwischen Schloss und Denkmal gefehlt.

  • Wie hätte das Denkmal zu DDR Zeiten ausgesehen, wenn es stehen geblieben wäre?

    So wie vorher. Es war in der DDR nicht üblich, Denkmäler zu verunstalten oder zu dekonstruieren. Das ist eine Mode unserer Tage. Man hat zuweilen Denkmäler an andere Standorte versetzt, aber ansonsten blieben sie original. Oder aber man hat sie ganz beseitigt. Wie eben das Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal. Die Löwen kamen in den Tierpark. Ein Adler befindet sich heute im Märkischen Museum. Alles andere wurde eingeschmolzen und zerstört.

    Bitte verzeiht mir meine Faulheit selbst nachzuschauen, aber wäre so jemand wie z. B. Regula Lüscher nicht gewesen, könnten zumindest die Kolonnaden wieder stehen oder? Wenn ich mich recht erinnere wollte der Bund ja ursprünglich auch die Kolonnaden wiedererrichten.

    Das Freiheits- und Einheitsdenkmal ist Bundesangelegenheit. Zuständig ist Kulturstaatsministerin Grütters. Der Haushaltsausschuss des Bundestages hatte vor einigen Jahren versucht, die dafür eingeplanten Gelder umzuwidmen, um die Kolonnaden wiederzuerrichten. Damit hatte er aber seine Kompetenzen überschritten, denn es gab ja einen Bundestagsbeschluss, das neue Denkmal zu errichten. Und die Denkmalbefürworter haben sich natürlich nicht so einfach die Butter vom Brot nehmen lassen. Deshalb kommt nun das Denkmal. Wartet einfach mal ab, bis es fertig ist!

    Regula Lüscher ist jedenfalls nicht schuld an dem Denkmal. Und sie hat auch das Schlossumfeld nicht selbst gestaltet. Dafür gab es einen Wettbewerb (wie das in Deutschland so üblich ist), und den haben bbz Landschaftsarchitekten gewonnen. Deren Entwurf wird nun erstmal umgesetzt.

  • So wie vorher. Es war in der DDR nicht üblich, Denkmäler zu verunstalten oder zu dekonstruieren. Das ist eine Mode unserer Tage. Man hat zuweilen Denkmäler an andere Standorte versetzt, aber ansonsten blieben sie original. Oder aber man hat sie ganz beseitigt. Wie eben das Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal. Die Löwen kamen in den Tierpark. Ein Adler befindet sich heute im Märkischen Museum. Alles andere wurde eingeschmolzen und zerstört.

    Das Freiheits- und Einheitsdenkmal ist Bundesangelegenheit. Zuständig ist Kulturstaatsministerin Grütters. Der Haushaltsausschuss des Bundestages hatte vor einigen Jahren versucht, die dafür eingeplanten Gelder umzuwidmen, um die Kolonnaden wiederzuerrichten. Damit hatte er aber seine Kompetenzen überschritten, denn es gab ja einen Bundestagsbeschluss, das neue Denkmal zu errichten. Und die Denkmalbefürworter haben sich natürlich nicht so einfach die Butter vom Brot nehmen lassen. Deshalb kommt nun das Denkmal. Wartet einfach mal ab, bis es fertig ist!

    Regula Lüscher ist jedenfalls nicht schuld an dem Denkmal. Und sie hat auch das Schlossumfeld nicht selbst gestaltet. Dafür gab es einen Wettbewerb (wie das in Deutschland so üblich ist), und den haben bbz Landschaftsarchitekten gewonnen. Deren Entwurf wird nun erstmal umgesetzt.

    Ahhh. So war das also. Danke für die Information. Grütters ist ja auch nicht gerade jemand der einem traditionellen Stadtbild zugeneigt ist. Und ich glaube nicht, dass mir das Denkmal besser gefallen wird wenn es fertig ist, denn das passt einfach nicht dorthin wie ich finde. Und umso älter es wird desto schlimmer wird es aussehen, was Verfallserscheinung betrifft. Man hätte es gerne vor den Bundestag setzen können und als Umfeld die „Wiese“ endlich mal richtig gestalten können, aber an dieser sensiblen Stelle bleibt die Wippe einfach ungeeignet. Das soll auch nicht zu einem Streit führen Rastrelli, ich kann in dieser Hinsicht nur einfach nicht positiv denken.

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • Mit dem Taliban-Vergleich bin ich doch von manchen völlig missverstanden worden. Keinesfalls wollte ich aber pauschal den Berliner Senat mit den Taliban gleichsetzen.

    Durchaus provokativ wollte ich aber zeigen, wohin festgelegte Denkweisen, bezogen auf Architektur und Kunst, führen können. Wenn fachgebildete Entscheider ein Wertesystem vertreten, wonach „die Moderne“ als die fortschrittliche, älteren Kunst- und Architekturformen überlegene Ausdrucks- und Gestaltungsform gezeigt werden soll, verlieren alte, geschädigte oder zerstörte Kunstwerke die Berechtigung zur vollständigen Rekonstruktion. Sie werden immer mit modernen Elementen deutlich sichtbar ergänzt, dekoriert, gewandelt – im Grunde gebrochen, um die „Nicht-Originalität“ des neuen hybriden Werkes nachzuweisen. Dieses wird damit als unecht abgewertet. Der durch Rekonstruktion geschaffene Kunstwert entsteht erst neu mit den ergänzenden modernen Ausdrucksformen.

    Das ist so, als ob die Rekonstruktion der zerstörten Brücke von Mostar nur mit sichtbar zugefügten Betonstützen und Edelstahlteilen wieder als Kunstwerk akzeptiert werden könnte. Berechtigt wäre dies, wenn die Brücke funktional als Hybrid für Lastenverkehr ertüchtigt werden sollte. Deshalb zeigt die Stella-Ostfassade, funktional gerechtfertigt, das Schloss als modernes Museum. Im Falle des Freiraumes rundum gibt es aber keine funktionalen Gründe, diesen zu „modernisieren“, hier symbolisch eine neue Zeitschicht durch neue Leere zu schaffen, die Schlossterrassen „neu zu interpretieren“ und die erhaltenen, versetzbaren (!) Kunstwerke fernzuhalten. Denn so wird der Schlossbau von der Nachbarbebauung bloßgestellt und die Gesamt-Ensemblewirkung durch Isolierung gebrochen.

  • img_1814b6kvy.jpg

    Ich vermute, dass an der zusätzlich zerstörten Stelle des Eckpfeilers dieser ominöse Aufzug entstehen wird, wie es hier im zweiten Bild visualisiert ist. Ich verstehe aber nicht, warum man den dort benötigt.

    img_181519k7r.jpg

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)