Lustgartenseite des Berliner Schlosses

  • Die gerade gepflanzten Hecken dienen der Unterteilung der Terrassen. Auf ihnen werden verschiedene "Pflanzentableaus" mit charakteristischen Pflanzenarten der Vegetationsgeographie der 3 Kontinente angelegt, die Humboldt auf seinen Reisen besucht hat (Südamerika, Nordamerika und Eurasien) und die Gegenstand seiner Forschung waren. Quelle: bbz Landschaftsarchitekten, die den Wettbewerb für die Freiraumgestaltung des Schlossumfelds gewonnen haben.

    Bisher ist das gesamte Baugelände teilweise noch beschränkt durch benötigten Platz für Container, Mülltonnen und Rangierfläche am U-Bahn-Baugelände vorbei usw.. Die Bauzeit ist auf der Homepage des Planungsbüros mit bis 2022 angegeben, was sich deckt mit der Aussage, dass auch das Humboldtforum mit seinen Ausstellungen Schritt für Schritt eröffnet werden soll.

  • Zitat von Heimdall

    Was sind "tote Sträucher"?

    "Tot" ist natürlich keine Pflanze an sich, aber "tot" ist eben in diesem Kontext die Art und das Design der Bepflanzung und Platzgestaltung. Da fehlt einfach am Ende jegliche (gewachsene) Schönheit und Gemütlichkeit. "Modern" bedeutet in der Landschaftsarchitektur heute leider vor allem wenig Grün, viel Stein (möglichst perfekt geometrisch verlegt) und oft in bestimmte Formen gezwängte Pflanzen; alles letztlich einem pervertierten Bauhaus-Rationalismus folgend. Und was man frustriert im Großen beim Berliner Schlossumfeld beobachten kann, lässt sich praktisch eins zu eins auf zahlreiche deutsche Einfamilienhaus-Gärten übertragen, siehe hier, hier und hier. Gärten oder Orte mit wirklicher Aufenthaltsqualität sind das alles nicht, genauso wenig wie das neue Schlossumfeld. :crying:

  • "Maecenas", die Steinschotter-Gärten sind natürlich eine Katastrophe. Sie sind weder sonderlich schön, noch ökologisch. Auch sind die nicht so pflegeleicht, wie es scheint, denn zwischen den Steinen kriecht gerne das Unkraut hervor. Das ist eben eine fatale Mode und Geschmacklosigkeit, an der aber Gartenbaufirmen gut verdienen.

    "Modern" bedeutet in der Landschaftsarchitektur heute leider vor allem wenig Grün, viel Stein (möglichst perfekt geometrisch verlegt) und oft in bestimmte Formen gezwängte Pflanzen; alles letztlich einem pervertierten Bauhaus-Rationalismus folgend.

    Das allerdings trifft zu nicht unerheblichem Maße auch auf die Barockgärten zu. Viele Kieswege, wenig Grün, Geometrie, auch die Pflanzen zu solchen Formen zurechtgeschritten. (Beispiele siehe hier, hier, hier)

    Ich will die aktuellen Bepflanzungen, von denen ich mir noch kein rechtes Bild machen kann, gar nicht bewerten. Aber das Schlossumfeld war ja in der Geschichte, vielleicht abgesehen von der begrünten Ostfassade, nie eine Öko-Oase oder ein Urwald. (Vgl. hier) Insofern ist es für mich einfach relativ unerheblich, ob da nun diese Büsche oder jene, 13 Bäumchen oder nur 12 gepflanzt werden. Sie machen es jetzt ohnehin, und in 10, 20 Jahren kann man sich Gedanken über weitere Begrünungsmaßnahmen machen, wenn man denn will.

    Wenn die jetzt Mammutbäume da hinsetzen würden, würde wieder kritisiert, dass diese die Fassaden verdecken oder verschatten können. Also, man kann immer die Fliege in der Suppe finden. Aber irgendwie sollte jetzt mal Freude vorherrschen, dass sich das Schloss seiner Fertigstellung zuneigt und das Umfeld hergerichtet wird. Und dass in Zukunft vermutlich einige Skulpturen und später vielleicht sogar ein paar Räume hinzukommen. Letzteres finde ich viel wichtiger, als die Frage, wie groß nun drei Sträucher oder eine Trauerweide sind, die gerade gepflanzt werden.

  • wen jemand aus dem Forum botanisch gebildet ist, die Heckenbepflanzung ist eine Stechpalmenhybride Ilex meserveae immergrün und winterhart. Für alle anderen ist wahrscheinlich diese Info völlig egal !

    Info: Flöter & Uszkureit GmbH

  • Ich freue mich auf die Begrünung und hoffe, dass sie an der Stelle auch genug Licht bekommt - ist schließlich Nordseite. Aber ich vermute mal, dass wurde bei der Auswahl der Pflanzen bedacht.

  • Wie aus der sonstigen Gestaltung des gesamten Schlossumfeldes und der generellen Behandlung der Thematik durch die federführenden Verantwortlichen für diesen Berech zu ersehen, ist wohl leider nicht mit einer Rückkehr der Rossebändiger zu rechnen. Die jetzigen Terrassen sind eher als Humboldt- denn als Schlossterrassen zu bezeichnen. Als diese verstehe ich sie auch. Insofern kann ich mir die Skulpturen auch nicht als nachträgliche Ergänzung darauf vorstellen.

    Ich bin neulich auf einen Artikel gestoßen ("Illustrirte Zeitung", 4. November 1843), der vermuten lässt, dass Friedrich Wilhelm IV. zum Zeitpunkt des Erhalts der geschenkten Rossebändiger wohl selbst noch gar nicht wusste, wo sie am besten aufgestellt werden könnten. Vielleicht war auch die Planung für die Schlossterrassen noch nicht so weit gediehen, diese wurden ja erst 1846 fertiggestellt.

    Als im Juli 1842 der König von Preußen zur silbernen Hochzeitfeier seiner Schwester, der Kaiserin von Rußland, nach Petersburg ging, sah er diese Gruppen und fand sie so schön, daß er dem Künstler den rothen Adlerorden zustellen ließ. Der Kaiser befahl hierauf, dieselben nochmals zu gießen, und sandte sie seinem königlichen Schwager zum Geschenk nach Berlin, wo sie im September 1843 eintrafen.
    ...
    Dies sind die beiden Rossebändiger, welche uns die gegenwärtige Abbildung zeigt, und worüber wir uns einige Worte erlauben wollen. Da wir dieselben nur in einer vorläufigen Aufstellung im Hofe des Gießhauses zu Berlin gesehen, welcher zu eng ist, um auch nur den richtigen Standpunkt der Entfernung zuzulassen, so läßt sich über den wahren und vollen Eindruck des Werkes nichts vorweg mit Bestimmtheit entscheiden.

    ...

    Ueber den Ort ihrer Aufstellung gehen noch verschiedene Gerüchte, doch ist wohl das sicherste, daß sie ihren Platz vor dem Museum im Lustgarten, nahe dem Springbrunnen, finden werden. Hier wird man auch nächsten Anlaß haben, sie mit dem ausdrucksvollen Roß in der Amazonengruppe von Kiß zu vergleichen.

    Das war die Vermutung des Autors. Wer weiß... Der letzendlich gewählte Standpunkt vor dem Schloss war schon optimal. Aber wäre ein heutiger Kompromiss mit einer Aufstellung im Lustgarten denkbar?

  • Bauaesthet

    Den Adler der Adlersäule gibt es nicht mehr, er ist nach dem Krieg beim Transport nach Potsdam oder in Potsdam verschollen !

    Nicht verwechseln mit dem Adler des Kaiser Wilhelm Denkmals, der ist im Märkischen Museum zu besichtigen ! Bildhauer war August Gaul, der bekannteste Tierbildhauer der damaligen Zeit, auch die Löwen des Kaiser Wilhelm Denkmals, die jetzt vor dem Alfred Brehm Haus im Berliner Tierpark stehen sind von ihm.

    Der Adler ausgestellt im Märkischen Museum Berlin


  • Aber das Kapitell der Adlersäule ist noch vorhanden

    Quelle: Bundesarchiv und Landesarchiv Berlin

  • Den Adler der Adlersäule gibt es nicht mehr, er ist nach dem Krieg beim Transport nach Potsdam oder in Potsdam verschollen !

    Nicht verwechseln mit dem Adler des Kaiser Wilhelm Denkmals, der ist im Märkischen Museum zu besichtigen ! Bildhauer war August Gaul, der bekannteste Tierbildhauer der damaligen Zeit, auch die Löwen des Kaiser Wilhelm Denkmals, die jetzt vor dem Alfred Brehm Haus im Berliner Tierpark stehen sind von ihm.

    schade. Den Adler habe ich also verwechselt.

    Generell meine ich: Erhaltene Artefakte, soweit sie noch eine Aussage zur Berliner Geschichte oder zur Landesgeschichte haben, soweit sie künstlerisch wertvoll sind, im Zustand noch gut genug erhalten und wetterbeständig sind, sollten herausgeholt werden aus verstaubten Archiven und nicht einem arroganten, "zeitgemäßen" Modernismus geopfert werden. Berlin ist eine moderne Stadt mit (kriegsbedingt) sehr viel guter, moderner Architektur, aber wenig Bauten und Kunstwerken aus früheren "Zeitschichten".

  • Habe das erste Grafitti an der Rampe entdeckt!!!! Habe es aber nicht fotografiert um nicht dem Unsinn auch noch eine Bühne zu bieten.

    Ich war nach langer Krankheit nun das erste Mal seit 2019 wieder am Schloss und muss gestehen, dass ich entsetzt war über diese lieblose, grauenhafte Gestaltung des Schlossplatzes. Aber auch die kleinen Anemonen, die ich sonst nur aus Griechenland kenne, an der Lustgartenseite konnten den negativen Eindruck nicht mildern.

    Aber dazu ist ja bereits alles schon gesagt. Dennoch einige Fotos von gestern:

    Berliner Schloss

    Berliner Schloss

    Berliner Schloss

    Berliner Schloss

    Berliner Schloss

    Berliner Schloss

    Berliner Schloss

    Berliner Schloss

  • Nein, nein, das ist eine eigens für diesen Platz gezüchtete, sogenannte "Lüscher-Birke"! Man sieht nur die ehrliche Konstruktion und hat auf die ornamentalen Schnickschnack-Blätter hier verzichtet. Vorteil, dass dadurch im Herbst keiner auf den abgefallenen Blättern ausrutschen kann und die Bankbesucher bei Hitze ihre Jacken dort aufhängen können, wodurch die Funktion des Baumes eine zusätzliche Funktionserweiterung erfährt!

  • Mindestens die eine Birke hat es wohl nicht über den Winter geschafft ...

    Die Bäume stehen aber alle im Saft. Es gibt allerdings vier "Spätzünder".

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Ich wollte nicht die Situation "Umfeld Schloss“ genau mit der Situation von Bamiyan vor 20 Jahren gleichsetzen und schon gar nicht die jeweils Verantwortlichen auf eine Stufe stellen. Ich wollte aber zeigen, wohin ein lockerer, zeitgeistkonformer Umgang mit nationaler Denkmalkultur führen kann:

    Johannes Milla, Geschäftsführer und Kreativdirektor der Agentur Milla & Partner und Gestalter des Einheitsdenkmals (Wippe) machte zum Beispiel, bezogen auf das Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Stuttgart, folgenden ernstgemeinten „kreativen“ Vorschlag in der Stuttgarter Zeitung: Man könne doch den Reiter Wilhelm I samt Pferd vom großen Sockel heben (Milla sagt nicht wohin mit den beiden) und stattdessen das Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus auf das Podest stellen. Das ist eine Granitsteingruppe, bestehend aus 4 riesigen würfelförmigen, aufeinandergetürmten Granitsteinen. Für sich gesehen nicht schlecht, aber auf dem W I Sockel hätte man zwei Denkmäler zerstört und durch ein unförmiges zweideutiges Monstrum ersetzt. Man müsste dann auch die nicht mehr passenden Inschriften und die Siege kündenden Obelisken (Sedan usw.) schleifen. Jedenfalls hätte man mit der Zerstörung des Denkmals W I auch die Auseinandersetzung mit der Person zerstört, die nie Kaiser werden wollte einschließlich seiner Rolle als „Kartäschenprinz“. Wir sind nicht so weit weg von dieser Entwicklung, die historische Manipulation lediglich durch ereignisfernere zeitgemäße Manipulation ersetzt. Zurzeit werden in Amerika und Asien Magellan-Statuen, Columbus-Statuen usw. geschleift.

    Ich sehe die Aufgabe eines Landesdenkmalamtes darin, die Bedingungen für Erhalt und Pflege von Denkmälern aufzustellen, unabhängig zu prüfen und auf deren Einhaltung zu bestehen.

  • Ein eingefleischter DDR Nostalgiker könnte daraus zum Beispiel machen:

    "Wenn ich an den Palast der Republik denke, fällt mir die Sprengung der Buddha-Statuen von Bamiyan vor 20 Jahren ein.

    Wie die Taliban waren die Wessis absolut überzeugt, nur sie haben die richtige Ideologie und den rechten Kunstsinn. Mit dem Abriss des PdR vernichteten sie das zentrale Symbol unserer Republik, für sie ohne Wert..."

    (dazu noch zwei Bilder, eins vom PdR, eins vom leeren Marx-Engels-Platz nach dem Abriss).

    Es gibt da nur einen kleinen aber feinen Unterschied:

    Die Billigkiste des PdR ist jederzeit an jeder Stelle reproduzierbar.

    Nicht so das Schloß - hier wurde ein unwiederbringliches Kulturgut vernichtet.

    Selbst wenn das Schloß Stein auf Stein absolut originalgetreu wieder errichtet worden wäre (was etliche Milliarden T€uro verschlungen hätte), wäre es nicht mehr das selbe.

    Mit den Neubau des Schlosses ist man ja durchaus bemüht das historische Stadtbild wieder herzustellen, jedoch läßt die lieblose Gestaltung des Umfeldes das Schloß als ein wenig kitschig erscheinen.

  • Selbst wenn das Schloß Stein auf Stein absolut originalgetreu wieder errichtet worden wäre (was etliche Milliarden T€uro verschlungen hätte), wäre es nicht mehr das selbe.

    Mit den Neubau des Schlosses ist man ja durchaus bemüht das historische Stadtbild wieder herzustellen, jedoch läßt die lieblose Gestaltung des Umfeldes das Schloß als ein wenig kitschig erscheinen.

    Das sind aber Argumente gegen eine Rekonstruktion von zerstörtem Kulturgut!

    Das Schloss wirkt doch nicht durch die Gestaltung seiner Umgebung kitschig. Genauso wenig wie der Kölner Dom in seiner nunmal wirklich hässlichen Umgebung oder ein Gemälde von Rembrandt in den modernen Räumen der Gemäldegalerie in Berlin.

  • Das sind aber Argumente gegen eine Rekonstruktion von zerstörtem Kulturgut!

    Das sollte so nicht rüberkommen.

    Jedoch sollte bei einer Rekonstruktion bedacht werden, daß sich die früheren Landschaftsplaner schon was bei der Gestaltung des Umfeldes gedacht haben - das Gefühl der Gesamtästhetik vermisse ich n der heutigen Zeit etwas.

    Du führst als Beispiel den Kölner Dom an - ja, das Umfeld ist grottenhäßlich und wirkt wenig einladend in das Gotteshaus.

    Es wäre schön wenn man sich in Berlin das Umfeld des Kölner Domes als abschreckendes Beispiel dahergenommen hätte.

    Zwar ist die Gestaltung des Schloßumfeldes theoretisch reversibel, jedoch zeugt die derzeitige Umfeldgestaltung von einer absoluten Lieblosigkeit gegenüber dem Schloß.

  • Die Fragen in welchem Maße die DDR im Allgemeinen und der PdR einen Unrechtsstaat symbolsieren spielt doch hier gar keine Rolle. Es geht den Protagonisten der aktuellen Freiflächengestaltung darum die weite verbreiteten Wünsche der Menschen nach pertieller Wiederkehr der Geschichte zu stoppen.

    Hier sind viele Mittel recht: ein paar Linien im Pflaster (Marienkirche), ein Bronze-Stadtmodell (Neuer Markt), abstrakte Nachempfindung von Gestaltungsdetails des Schloßplatzes. Archäologische Fenster (nur zum kleinen Teil verwirklicht). Hauptsache ist daß die Rekonstruktion des Schlosses als Solitär engeschlossen werden kann und sich eben nicht mit dem Umfeld verzahnt - sonst würde der Druck nach weiteren Rekonstruktionen höher. Hierzu gehört auch - entgegen der behaupteten Politik des Senats - das Beibehalten der Verkehrsachse der Leipziger und Grunderstraße. Die Verkehre machen Wohnhäuser, auch noch kleinteilige, durch ihre Lärmentwicklung unmöglich.

    Man muß neidlos anerkennen, daß diese Politik aus Sicht der Stadt bis dato erfolgreich war.