Lustgartenseite des Berliner Schlosses

  • War heute selbst vor Ort, da ich mich auf Grund der oben gezeigten Visualisierung gefragt habe, ob das Sanchitor in eine optische Konkurrenz mit den hoffentlich irgendwann zurückkommenden Rossebändigern geraten könnte. Aber das würde nicht der Fall sein. Das Tor steht viel zu weit entfernt vom Portal IV, wird in Relation zur Platzgröße wenig auffallen. Die Visualisierung ist in dieser Hinsicht etwas irreführend.

    Aus dieser Perspektive befindet sich das Sanchitor unterhalb der Marienkirche etwas rechts des weißen Bauschilds:

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Einfach nur furchtbar! Ich empfinde es als reine Provokation der Rekonstruktionsgegner und dazu zähle ich diesen ganzen Humboldt Forum-Verein inkl. Dorgerloh. Ein Tor aus Indien wird nachgebaut, das stillistisch absolut nicht zum Schloss oder den umgebenden Bauten passt. Ohne historischen Bezug zum Ort, zur Stadt oder überhaupt zu unserer Kultur. Finanziert mit Steuergeldern. Statt einen künstlerisch und architektonisch stimmigen Stadtraum zu schaffen bzw. zu vollenden, ist man seitens des Humboldt Forums und der Stadt an einem ästhetischen Bruch interessiert. Ein scharfer Kontrast, dieses mal nicht mit "moderner" Architektur. Darüber hinaus ist dieser absurde Nachbau auch ein Seitenhieb gegen Rekonstruktionen. Dieser Affront zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, dass Rekonstruktionen an ihrem historischen Ort entstehen und nicht beliebig versetzt errichtet werden.

    Interessant im Übrigen die Meinung von Frau Sabiene Klier in der BZ:

    https://www.bz-berlin.de/meinung/was-fu…ur-kuddelmuddel

  • Snork, mich hätte mal interessiert, wie das ausgesehen hätte, wenn du auf dem Bürgersteig entlang der Karl-Liebknecht-Straße und auf Höhe von Portal V stehst, und von dort frontal auf Portal V schaust. Wird der Blick aus dieser Perspektive jetzt nicht mehr möglich sein, ohne dass sich das Portal störend davor schiebt?
    Praktisch diesen Blick, meine ich, nur mit etwas mehr Abstand:

    portal-v-img_0450-251x300.jpg
    Bildquelle: https://berliner-schloss.de/aktuelle-infos…rliner-schloss/

  • Ich kann die Aufregung nicht verstehen. Das Sanchi-Tor steht nicht vor Portal V sondern in dem Baumhain anstelle des Apothekerflügels. Natürlich passt es nicht, aber die Schilder "Fußgängerzone", die U-Bahn-Zugänge und die angeblichen Obsidiankästen, die nach Plastik aussehen, sind genauso unpassend. Es ist ein Zug unserer Zeit alles vollzurümpeln, da sich jedes Gewerk sein Plätzchen sucht. Eine ordenende Hand scheint es nicht gegeben zu haben.

    Das Witzige ist doch, dass die Rekonstruktionsgegner plötzlich rekonstruieren. Damit bricht doch die ganze "Disneyland"-Argumentationkette zusammen und es bleibt eben der Kern WAS rekonstruiert wird. Darum ging es immer schon, das Man-darf-nicht-Rekonstruieren war schon immer ein nur vorgeschobenes Argument. Mies van der Rohe und Corbusier darf man ja auch rekonstruieren, Schlüter und Schinkel nicht, weil diese für eine ungeliebte Zeit stehen - das ist der Kern der Debatten, nicht das rekonstruieren.

    Die Achse von den Linden ist von dem ganzen Unsinn unberührt. Dazu ist das indische Geraffel viel zu klein.

  • Natürlich passt es nicht, aber die Schilder "Fußgängerzone", die U-Bahn-Zugänge und die angeblichen Obsidiankästen, die nach Plastik aussehen, sind genauso unpassend.

    Autokolonnen gab es im Barock übrigens auch nicht.

    Seltsam, dass der mit Abstand massivste Einschnitt der Moderne im Stadtbild an dieser Stelle im Forum hier wie selbsterständlich hingenommen wird, sich aber über jeden U-Bahn Eingang (oder jetzt das Sanchi-Tor) bis zum Anschlag echauffiert wird.

    Die schrittweise Verdrängung des Individualverkehrs wertet UdL (m.E. jetzt schon spürbar) auf.

  • Autokolonnen gab es im Barock übrigens auch nicht.

    Seltsam, dass der mit Abstand massivste Einschnitt der Moderne im Stadtbild an dieser Stelle im Forum hier wie selbsterständlich hingenommen wird, sich aber über jeden U-Bahn Eingang (oder jetzt das Sanchi-Tor) bis zum Anschlag echauffiert wird.

    Die schrittweise Verdrängung des Individualverkehrs wertet UdL (m.E. jetzt schon spürbar) auf.

    Ob das 1. Garderegiment zu Fuß mit klingendem Spiel besser war?

  • Nach meinem Kenntnisstand steht das Tor vor dem Baumhain und nicht auf dem Areal des einstigen Apothekenflügels.

    So ist es. Es steht vor dem Baumhain und praktisch in der Einfahrt von Portal V.
    Deshalb hatte ich, als Snork vor kurzem Bilder beigetragen hatte, ihn auch darum gebeten, ob er auch mal ein Bild vom Bürgersteig der Karl-Liebknecht-Straße frontal zu Portal V machen könnte, um zu sehen, wie sehr sich das Tor von dort aus vor das Portal schiebt. Ob dieser Blick praktisch gar nicht mehr ohne Sanchi-Tor möglich ist...

    csm_Schloss_Berlin_2_3fa5df2551.jpg
    Bildquelle: https://www.bamberger-natursteinwerk.de/projekte/humbo…n-der-fassaden/

    ...was sehr traurig wäre.

  • Vielleicht klärt dieses Foto von vorgestern die Sachlage:

    @ Treverer: die Straße zwischen Liebknecht- und Schloßbrücke heisst "Lustgarten" und nicht Karl-Liebknecht-Straße.

  • Am grauen 2. Dezember 2022.

    img_1503gje9s.jpg

    img_1504dgdun.jpg

    img_15083hdd7.jpg

    img_15053tiyh.jpg

    Es bleibt dort einfach (absichtlich) beschissen placiert.

    img_1506zpddg.jpg

    Der eisern beschriftete Verteilerkasten stört nicht minder.

    img_1514hvc8y.jpg

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Auf mich wirkt die Positionierung des Tores und überhaupt die Idee eines kopierten indischen Eingangstor zu einem Heiligtum wie eine Entwürdigung. So aus dem Kontext gerissen wirkt es wie ein Souvenir, etwas, das heutige Museumskonzepte ja gerne machen, etwas ,,freistellen", schön irgendwo ins kahle Nichts. Die Platzierung kommt ähnlich einer Werbetafel daher, die man an einem Eingang oder am Straßenrand platzieren würde, um auf die Ausstellung aufmerksam zu machen.

    Und auch aus deutscher Perspektive ist es recht fragwürdig in den öffentlichen Raum derartiges aufzustellen. Wollen wir damit Macht demonstrieren, Weltgewandtheit oder uns ,,interessanter" machen? Analogien sind für mich die ganzen ägyptischen Rückgriffe, wie Pyramide, Obeliske und Sphingen im Karlsruher Raum, wobei die sogar eher noch Einbindung erfahren haben.

  • Ich kann die Aufregung nicht verstehen. Das Sanchitor stört niemanden und ist natürlich überhaupt kein "Disneyland" (in den Disney-Parkt werden keine bestehenden Gebäude nachgebaut sondern Fantasiebauten) sondern ein Rekonstruktion, und zwar keine schlechte. Zudem hat es den klaren Bezug zur Nutzung des Schlosses.

    Damit ist die Kritik an der Rekonstruktion der Barockfassaden aus der Welt. Es tritt offen zu Tage, dass nicht der Vorgang des Rekonstruierens strittig war sondern das Objekt der Rekonstruktion. Die ganzen Jahre sind fast ausschließlich vorgeschobene Argumente ausgetauscht worden.

  • Es tritt offen zu Tage, dass nicht der Vorgang des Rekonstruierens strittig war sondern das Objekt der Rekonstruktion. Die ganzen Jahre sind fast ausschließlich vorgeschobene Argumente ausgetauscht worden.

    Leider hilft eben genau aus diesem Grund das überhaupt nicht. Du schreibst ja selbst, das Objekt selbst ist der Grund der Gegnerschaft. In einem Fall die bewunderte indische Kultur, die lediglich mit positiven Eigenschaften assoziiert wird, und im anderen Fall unsere historische Kultur, der man oft hanebüchene negative Assoziationen anlastet und damit die Rekonstruktion behindern möchte. Wollen Wir hier also in Zukunft kulturelle Güter aus der Schweiz, Skandinavien, Indien oder Japan nur rekonstruieren, oder unsere Kulturgüter. Nur für ersten Fall gilt Eure ach so positive Einschätzung, so wie ich das sehe.

  • Mit dem Gebäude ist das lebendige Auseinandersetzen mit der Geschichte real darstellbar. Dass das unbequem und widersprüchlich ist, zeigt sich in vielen Aspekten. Der Zeitgeist geht vorüber, was bleibt, ist ein lebendiger Ort zum anfassen, nachdenken und debattieren. Auch der Umgang mit dem Umfeld ist Teil davon und wird sich wandeln.

    Will sagen: das Schloss ist Realität. Das Sanchitor auch. Und beides darf zur Diskussion über unsere Geschichte und Identität einladen. Ich würde mich freuen, wenn diese auch zwischen Humboldt-Forum und Förderverein konstruktiv geführt wird. Miteinander statt übereinander reden.

  • Leider hilft eben genau aus diesem Grund das überhaupt nicht. Du schreibst ja selbst, das Objekt selbst ist der Grund der Gegnerschaft.

    Entscheidend ist nicht die Motivation für eine Tat sondern die Tat selbst und deren Wirkung. Die Rekonstruktion des Sanchitores mag an den Ort nicht passen schadet aber auch nicht sondern hilft eher bei der Vermittlung des Konzeptes "Rekonstruktion".

    Im Potsdamer Statschloß stehen zwei Mini-Sanssoucis aus Blech: der Künstler aus Köln wollte mit den beiden Installation unter dem Titel "Zugabe" die Rekonstruktion des Landtagsschlosses persiflieren. Tatsächlich wirken die beiden Blechskulpturen auf 99 % der Besucher als Werbung für einen Besuch in Sanssouci - entscheidend ist nur die Wirkung.

  • Konstantindegeer Das Konzept Rekonstruktion ist immer zunächst mal erklärungsbedürftig, weil gemeinhin davon ausgegangen wird, dass Neuschöpfung den Fortschritt besser antizipiert. Da sind Wir aber in der bequemen Lage, dass Nicht-Architekturstudierte relativ intuitiv rekonstruierte Gebäude und Stadträume positiver wahrnehmen, als einen modernen Alternativbau.

    Das bedeutet, dass es in meinen Augen gar keine Probleme damit gibt, die Bevölkerung an sich einer Rekonstruktion näher zu bringen, sondern das Problem entsteht, wenn solche Projekte als ,,geschichtsbelastet" oder sogar ,,staatsfeindlich" von Verantwortlichen im Baubereich und der Fachpresse geframed werden. Das erst führt zur Befangenheit in der Bevölkerung. Und da kann ein Sanchitor, das nie einer solchen Kritik ausgesetzt wird, gar nichts ausrichten.