Lustgartenseite des Berliner Schlosses

  • Ich sehe im Agieren der Stiftung Humboldt-Forum vor allem den Versuch, möglichst "modern-progressiv", weltoffen und zeitgeistig rüberzukommen. Das ist eben der Anstrich, den man sich gibt. Darum Sanchi-Tor, bunte Bänke, Popkultur, und ganz viel theatralische Anbiederung an alle möglichen Themen, die eben gerade hoffähig sind. Die Hoffnung ist wohl, dass man medial und politisch hofiert wird, an Geltung und Finanzen gewinnt und als "modernes Haus" wahrgenommen wird. Der Schluss kommt mir unweigerlich, wenn ich die Äußerungen und Aktionen der letzten Jahre zusammenaddiere.

    Will sagen: es geht weniger gegen das Schloss als Gebäude, als vielmehr gegen das Schloss-Image, das eben vermeintlich für andere Werte steht, als sie das Humboldt-Forum verkörpern möchte. Insofern einfach ein schlechter Match von Gebäude und Nutzerin, daher plädiere ich auch für den Umzug bzw. die Auflösung dieser Institution.

  • Die Grundidee des Humboldt-Forums im Berliner Schloß war einmal, die aussereuropäischen Sammlungen mit der Neugier eines Humboldt dem deutschen Publikum zu präsentieren. Die Berlin-Ausstellung war von Anfang an nur Beiwerk, die Universitätssammmlung Alibi für den Namen.

    Tatsächlich beschäftigt sich das Humboldt-Forum keineswegs zuvörderst mit dieser Aufgabe sondern mit den Befindlichkeiten der deutschen Gesellschaft. Umgang mit dem baulichen Erbe der DDR, Kolonialismusdebatte, "die Kunst als Beute" - diese Themen stehen im Vordergrund und nicht die Vermittlung aussereuropäischer Kulturen.

    Das ist schade, weil dies heute wirklich not tut. Deshalb wäre es natürlich besser das Schloß in die Stiftung Preußischer Kulturbesitz einzuordnen, statt ein zweites Centre Pompidou zu versuchen. Vermutlich erledigt sich das aber mit dem Ausscheiden des jetzigen Generaldirektors.

  • Am letzten Wochenende war ich in Luxemburgs Hauptstadt. Im Innenhof der Abtei Neumünster sah ich einige formschöne gelbe Sitzbänke.

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    Was meint ihr? Würden sich diese Bänke nicht auch gut vor dem Berliner Schloss machen? :tongue:

    Du musst Dich irren. Wie wir hier im Forum gelernt haben, kommt auf der ganzen Welt niemand außer uns dummen Deutschen auf die Idee, so hässliche!!! Bänke aufzustellen. Bekanntlich sind solche modernistischen Auswüchse Symptom einer Verschwörung aus Politik und etablierten Architekten, um subversiv das rekonstruierte Berliner Schloss hässlich zu machen.

    Ironie aus.

  • Quote

    Ironie aus


    Gottseidank hast das dazugschrieben, sonst wär man nie drauf gekommen.

    In Wien hat man so n Zeug auch schon herumstehen, nämlich am Minoritenplatz, wo das wirklich nicht passt.

  • Das meine ich ja genau. Vor kurzem wurden die (tatsächlich nicht schönen) Sitzbänke am Berliner Schloss (völlig zu Recht!) kritisiert, und es wurde (abwegigerweise) vermutet, das sei eine gezielte Aktion, um die Schönheit der Schlossfassaden zu beeinträchtigen. Wir sehen an diesem und vielen anderen Beispielen: es hat nichts mit dem Schloss zu tun, es ist einfach eine Mode, die momentan überall grassiert und in zehn Jahren wieder vorbei ist.

  • Sowas nennt sich selection bias bzw. Stichprobenverzerrung. Man greift 3-4 Beispiele heraus, wo es ebenso ist und versucht daraus dann seine weitgehenden Folgerungen zu ziehen. Wo sind die hunderten Beispiele, in denen es eben gerade nicht so gemacht wurde?

  • Das meine ich ja genau. Vor kurzem wurden die (tatsächlich nicht schönen) Sitzbänke am Berliner Schloss (völlig zu Recht!) kritisiert, und es wurde (abwegigerweise) vermutet, das sei eine gezielte Aktion, um die Schönheit der Schlossfassaden zu beeinträchtigen. Wir sehen an diesem und vielen anderen Beispielen: es hat nichts mit dem Schloss zu tun, es ist einfach eine Mode, die momentan überall grassiert und in zehn Jahren wieder vorbei ist.

    Naja, ich sah darin nie eine „Verschwörung“. Traditionsbrüche können auch un- und vorbewusst stattfinden- und da sehe ich im verkrampften Umgang mit der preußischen Schlossgeschichte durchaus Tendenzen (milde ausgedrückt). Was die Bänke betrifft: das ist ein Unding unserer Zeit, der Versuch, etwas aufzulockern ohne dabei die Beeinträchtigung des ästhetischen Gesamtkonzepts zu bemerken (hier fehlt es in der kulturellen Schickeria eindeutig an Schulung und, ja, auch Pietät- etwas, das ich live und in Farbe während meiner Zeit in der SfG Basel beobachten durfte). Aber eben, kein Alleinstellungsmerkmal Berlins oder Deutschlands. Die Debatte um das Kuppelkreuz, die Versuche, das Schloss und dessen Geschichte zu konterkarieren, die Angst vor einem neuen Kaiserreich usw. sehe ich hingegen als spezifisch deutsche unaufgearbeitete Geschichte, die sich regelmäßig in Hysterie Luft macht. Aber auch hier: keine Verschwörung, hier finden vorbewusste Prozesse statt, die zwar sehr voraussehbar sind, aber nicht einem gezielten Plan folgen (wer die Deutschen -natürlich nicht alle, das betone ich ausdrücklich- und vor allem deren Medien einigermaßen kennt, weiß vor ihnen selbst, dass und welchem Reflex sie nachgeben müssen bei bestimmten Nachrichten oder Kulturprojekten). Das Schloss dient dabei nur als Ventil für vertrackte Ängste, die sich aber -leider- nicht von heut auf morgen abbauen lassen. Was dabei sicher auch eine größere Rolle spielt, ist, dass es eine Rekonstruktion ist und hinter dem Wiederaufbau eine Art „wilhelminisches Bekenntnis“ der Verantwortlichen vermutet wird. Das ist bei alten Gemäuern, wie zum Beispiel den Potsdamer Schlössern, nicht der Fall, wo es nur um Erhaltung oder Restaurierung geht. Muss man fairerweise hinzufügen. Aber eben, in Bezug auf die Bänke und auch die Banner, über die sich manche echauffiert haben, gebe ich dir vollkommen recht. Das ist ein weltweites Unding.

  • Die haben sie nicht mehr alle. Wie die den Schloßplatz mit Gerümpel zumüllen hab ich vorher noch nirgends bei einem Platz gesehen.
    Die scheußliche, knatschgrüne Fahrrad-Reparaturstation setzt dem ganzen die Krone auf.

  • ...Wie die den Schloßplatz mit Gerümpel zumüllen...

    Der Schlossplatz ist auf der anderen Seite...da wo die Bänke knallrot und nicht rosa sind.

    Nunja.. mit der Ostfassade würde alles besser harmonieren.

    Die Tisch-Kicker wurden wohl nur zur EM aufgestellt.