Lustgartenseite des Berliner Schlosses

  • Wie gruselig ist das denn bitte?

    Ja, die Dinger werden - hoffnungsweise - eher früher als später wieder verschwinden. Aber der Verdacht, dass die Ästhetik des Schlosses durch möglichst schäbige oder unpassende "Installationen" im Umfeld kontrastiert werden soll, drängt sich schon auf.

  • Nein, es gibt keine Verschwörung zur Verhunzung des Stadtschlosses. Das ist einfach der Zeitgeist - wenn der Palast der Republik noch stünde, würde man vermutlich dieselben Möbel dort aufstellen. Diese Paranoia, hinter allem böse Absicht zu vermuten...

  • Nein, es gibt keine Verschwörung zur Verhunzung des Stadtschlosses. Das ist einfach der Zeitgeist - wenn der Palast der Republik noch stünde, würde man vermutlich dieselben Möbel dort aufstellen. Diese Paranoia, hinter allem böse Absicht zu vermuten...

    Sind solchen Möblierungen im Umfeld traditioneller Bauten in Berlin und Potsdam allgemein üblich?

  • Wer Behauptungen aufstellt, ist in der Pflicht, sie zu belegen. Ich muss nicht nachweisen, dass es keine Verschwörung gibt. Wenn Du Beweise dafür hast, dass diese Möbel deswegen ausgesucht wurden, um die Ästhetik der Schlossfassaden zu mindern, freue ich mich, wenn du sie vorlegst.

  • UrPotsdamer - Im Gegensatz zu Dir habe wohlweislich eben keine Tatsachenbehauptung aufgestellt, sondern einen Verdacht geäußert, denn ich habe logischerweise keine Beweise.

    Das Berliner Schloss ist politisch umstritten wie kaum ein anderes Bauwerk, und ist schon aufällig, dass genau dort - sowohl in den Innenhöfen wie im direkten Umfeld - versucht wird, besagte Kontraste zu setzen. Mir persönlich zumindest ist kein anderes Beispiel bekannt, bei dem in vergleichbar hartnäckiger Weise vorgegangen wird.

  • Hatten wir diese Diskussion nicht bereits vor Monaten? Diese Sitzmöbel werden nicht selten um Kulturbereich eingesetzt, so wie hier im Museumsquartier in Wien:

    Enzi werden heuer "Candy Shop Pink"
    Die Entscheidung ist gefallen - die Sitzmöbel im Wiener Museumsquartier werden dieses Jahr leuchtend Pink gestrichen
    www.derstandard.at

    Damit dürften sich dann die Spekulationen in Luft aufgelöst haben. Übrigens haben diese einen Denkfehler: Man geht immer vom eigenen Geschmack aus. Aber wieso kommt man nicht auf die Idee, dass die Entscheidungsträger die Möblierung als ansprechend empfinden?

  • Diese Sitzmöbel sind leider Teil unseres Zeitgeists, gar nicht so sehr auf Deutschland bezogen, sondern auf Europa insgesamt. Man möchte „auflockern“ und sein ach so modernes Lebensgefühl damit ausdrücken. Ich lehne diese Bänke ab. Aber sehe darin keine innerdeutsche Verschwörung, sondern einen neuen Tiefstand des ästhetischen Niveaus unseres Kontinents. Das ist ja leider an vielen Orten so, nicht nur in Deutschland, wie Tegulas Beispiel belegt.

  • Ich finde die Häufung der Maßnahmen im Umfeld des Berliner Schlosses (Einheitswippe, Bepflanzung der Nordseite, Möblierung der Innenhöfe, Sanchi-Tor, Möblierung des Umfelds) in dieser Form schon einmalig.

    Was sich aus meiner Sicht hier als roter Faden abzeichnet, ist die Absicht, dem Schloss ein Teil seiner Wirkung zu nehmen, in dem Kontraste gesetzt werden. Gleichzeitig wird alles versucht, die Wiedererrichtung der benachbarten Bauakdemie mit historischer Fassadengestaltung oder eine Diskussion über die Rückverlagerung des Neptunbrunnens zu unterlaufen.

    Ob es dazu einer gezielten, durchgängig handelnden "Verschwörung" bedarf? Nein, das glaube ich auch nicht. Aber eine jeweils einzelfallbezogene Absicht, das Schloss zu kontrastieren, halte ich sehr wohl für schlüssig.

  • Die hochkulturell aufgebuntete Lustgartenseite à la Dorgerloh/Stiftung HF.

    Ich war gestern auch mal wieder dort und muss sagen, dass die Lustgartenseite extrem belebt und beliebt ist und die Menschen damit das Bauwerk und den Raum sehr gut annehmen. Die Möbel sind immer besetzt und erfreuen sich großer Beliebtheit. Daher empfinde ich das alles als sehr großen Gewinn. Insgesamt ist das ein Platz, an dem man sich, auch oder vor allem wegen des Grüns, gerne aufhält. Ganz anders die Schlossplatzseite. Absoluter Wahnsinn, jetzt schon viel zu heiß und kaum jemand bleibt da länger. Völlige Katastrophe!!!

  • Ich war gestern auch mal wieder dort und muss sagen, dass die Lustgartenseite extrem belebt und beliebt ist und die Menschen damit das Bauwerk und den Raum sehr gut annehmen.

    Das ist für Berliner und Berlin-Besucher nicht unbedingt ein Maßstab. Die sitzen auch beseelt am Alexanderplatz und vielen anderen Orten auf dem Pflaster herum, verlustieren sich auf vollgeschmierten Bänken und picknicken gerne zwischen Müllhaufen, Hunde- und Hominidenkot.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Mal ehrlich: wenn wir die Ägide der Kulturstaatsministerin Claudia Roth mit bunten Straßenmöbeln und die Direktorenschaft von Hartmut Dorgerloh mit schlechten Ausstellungen und Repliken des Sanchitotores überstehen soll es mir Recht sein. Beide könnten rund um das Berliner Schloß deutlich mehr Schaden anrichten.

    Richtig ist aber, dass Berlin unter seinen Möglichkeiten bleibt. Das liegt allrdings daran, dass weder SPD noch CDU in der Mitte ein Wahlkampfthema sehen. Hier wohnen wenige Menschen und diese beiden Parteien schauen eher in ihre Hochburgen nach Charlottenburg in den Bezirken. Ich halte das für eine Fehleinschätzung, weil sich auch ein Köpicker, Pankower, Zehlendorfer oder Charlottenburger für eine schne Mitte interessiert. Innerhalb der beiden Regierungsparteien wird das aber offenbar anders gesehen.

    So bleibt es bei der rein destruktiven Haltung der Grünen nur nicht Schönes zuzulassen und die Mitte mit billigen Massenwohnungsbau wie am Köllnischen Fischmarkt vollzubetonieren. Angesichts der geringen Menge an Wohnungen hat das exakt null Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt, klingt aber sozial und verantwortlich. Dass die Linkspartei alles so belassen will wie vor 1989 ist nurmehr konsequent.

  • Aber wieso kommt man nicht auf die Idee, dass die Entscheidungsträger die Möblierung als ansprechend empfinden?

    Weil der Kontext zählt. Findet man einfach nur diese Betonklötze schön, könnte man sie ja in ein dafür ideales Umfeld stellen, einem, in dem sowohl das Umfeld, als auch das Objekt so gewinnt. Dass das jetzige Umfeld nicht ideal ist, kann man dadurch feststellen, dass solche niederpolygonalen Strukturen auffallen wie ein bunter Hund. Die Farbe ist dementsprechend. Sie stören die Filigranität der sonstigen Straßenraumeinrichtung, wie etwa der Schupmann-Kandelaber. Auch wird die unterstellte Qualität der Sitzmöbel konterkarriert, indem man sie en masse scheinbar wahllos über den Platz verteilt, wie irgendein wertloses Massenprodukt.
    Man muss natürlich nicht immer alles abgestimmt zusammenkomponieren (auch wenn das in einem erwünscht repräsentativ-würdigen Stadtraum hilfreich ist), aber wenn der Eindruck von Holzhammermethode aufkommt, ist man schon versucht hier mehr zu sehen, als eine Bemühung um eine ansprechende Sitzmöbelgestaltung.

  • Das ist für Berliner und Berlin-Besucher nicht unbedingt ein Maßstab. Die sitzen auch beseelt am Alexanderplatz und vielen anderen Orten auf dem Pflaster herum, verlustieren sich auf vollgeschmierten Bänken und picknicken gerne zwischen Müllhaufen, Hunde- und Hominidenkot.

    Jepp, absolut richtig. Ich als Berliner wälze mich eigentlich täglich in Hundekot und liebe es, in Müll zu baden. So ist das nun mal. So ein Schwachsinn ey, ehrlich.

  • Ehrlich gesagt... schön sind sie nicht, aber wenn einmal gilt: Form follous Fankschn, dann hier.

    Es ist eine wirklich vernünftige Nutzbarmachung urbanen Raums. Wozu sind schöne Fassaden letztlich da, wenn nicht um angeschaut zu werden? Und warum soll man nicht ermöglichen, dass dies auf möglichst gemütliche Art und Weise geschieht? Das sind eben keine leeren und sinnfreien "Skulpturen", die Möblierung hat, wie es ja jede Möblierung haben sollte, "Sinn".

    Und Hand aufs Herz - ist die dadurch etwas übertünchte Leere städtebaulich wirklich so zwingend oder auch nur erstrebenswert?

    Was ist so schlimm, wenn ermöglicht wird, dass sich Menschen einfach wo wohlfühlen? DAVON geht das Abendland ganz sicher nicht unter.

  • Ich sehe es ähnlich. Es hat seine Funktion und passt wohl in eine westeuropäische Großstadt. Dennoch sollte man diese Geschmacksverirrung nicht zu sehr in den Himmel loben. Man hätte auch stilvolle oder wenigstens monochrome Bänke aufstellen können, die sich weniger mit dem Ensemble beißen. Aber am Ende gebe ich dir recht, letztlich ist es nebensächlich.

  • DAVON geht das Abendland ganz sicher nicht unter.

    Diesen Spruch, mit dem man jede Kritik der Lächerlichkeit preisgibt, kann ich auch nicht mehr hören. Ich stimme HelgeK vollauf zu und teile seine Vermutung, dass man die Wirkung des Schlosses möglichst konterkarieren will. Habe ich dafür Beweise? Nein. Aber man spürt die Absicht und ist verstimmt. Allerdings passt sowas wiederum genauso zur abgefuckten Ästhetik des heutigen Berlin wie Graffiti und entstuckte Fassaden.

    In dubio pro reko

    Der größte Feind der Ideologie ist die Realität

  • Ehrlich gesagt... schön sind sie nicht, aber wenn einmal gilt: Form follous Fankschn, dann hier.

    Wo folgt denn die Form hier der Funktion? Das sind doch Betonblöcke. Die große thermische Masse entzieht dem Körper Wärme, sollte sie kälter als der Mensch sein, was zu Blasenentzündungen führen kann. Üblicherweise begegnet man dem, indem man noch etwas Holz drüber macht. Dann sind die Sitzwinkel rein skulptural, klare gerade Kanten und Flächen, sie haben keinerlei organische Form, passen sich entsprechend nicht dem Zweck an, dass man darauf möglichst ergonomisch Platz nehmen kann, sondern setzen Schwerpunkte so auf den optischen Effekt. Ich sehe da ganz viel Function follows form.

  • Wer Behauptungen aufstellt, ist in der Pflicht, sie zu belegen. Ich muss nicht nachweisen, dass es keine Verschwörung gibt. Wenn Du Beweise dafür hast, dass diese Möbel deswegen ausgesucht wurden, um die Ästhetik der Schlossfassaden zu mindern, freue ich mich, wenn du sie vorlegst.

    Ich denke, der Begriff Verschwörung ist gänzlich unangebracht: Weder sind diejenigen, die diese hässlichen Möbel aufstellen, Teil einer Verschwörung, noch hängen die, die in diesem Verhalten das Symptom eines sehr viel komplexeren Kulturbruchs sehen, Anhänger einer Verschwörungstheorie.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Das Problem ist, das Stadtschloss (HuF) ist kein Denkmal sondern ein Neubau in der Mitte der Hauptstadt.

    Was würde der Bundespräsident sagen, wenn man vor Schloss Bellevue solche Möbel aufstellen würde?! So mancher Staatsgast würde sagen: die spinnen die Deutschen. 😊