Ich glaube, da täuscht dich deine Wahrnehmung. Klagen über das Urheberrecht von Architekten habe ich schon vor 25 Jahren zu Studienzeiten gehört. Ich vermute eher, dass Du im Lauf der Jahre mehr für das Thema sensibilisiert worden bist...
Das kann natürlich sein. Wobei es mir vom Eindruck ja nicht um die schiere Existenz der Urheberrechtsstreitigkeiten geht, sondern, dass es sehr intensiv genutzt wird und auf Fälle angewendet wird, die ggf. früher anders bewertet worden wären.
So ist z.B. auch die Zahl von dezidierten Urheberrechtsanwälten in Deutschland von 9 im Jahr 2007 auf 438 im Jahr 2023 gestiegen.
heißt ja nicht, dass wir das Allgemeinwohl vertreten.
Ich finde schon, dass Wir das weitestgehend tun. Klar, bei einem derart multidimensionalen Thema deckt man nie alles ab, aber Wir haben Vorstellungen zu mehr Nachhaltigkeit, zu mehr Orientierung auf die Bedürfnisse der Menschen - weshalb Wir Uns psychologische Mechanismen anschauen, Sinneswahrnehmungen, soziale Effekte, Wir legen wert auf eine besondere Ortsbezogenheit, was eine den individuellen Anforderungen gerechte Gestaltung verspricht usw. Blinde Flecken haben Wir womöglich im Bereich schnelles und damit besonders günstiges Bauen.
Dass "die Politiker" grundsätzlich gegen die Interessen der Allgemeinheit agierten, wie oft hier der Anschein erweckt wird, ist erkennbar Unsinn
Das habe ich ja persönlich so nicht argumentiert. Meine Argumentation bleibt da viel oberflächlicher, indem sie einfach nur bewertet, wie viele Menschen von einer Regelung in welcher Intensität profitieren. Und im Falle vom Urheberrecht war die Idee jene, dass ein Künstler aus seinen Werken seinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Dies kann ein Architekt durch die Bezahlung seiner Planungen, seiner Bauleitung, und dies kann er auch, indem er Abbildungen, Pläne usw. seiner Werke vertreibt. Wozu benötigt er aber die ,,Einfrierung" eines Objektes bis zu 70 Jahre nach seinem Tod für seinen Lebensunterhalt? Ist die Werbung vor Ort tatsächlich derart relevant? Für die Allgemeinheit - also die absolute Mehrheit der Menschen, deren Lebensumfeld so definiert wird, bringt so eine Veränderungssperre nur geringfügig etwas: nämlich dass eine ggf. hervorragende Gestaltung konserviert wird, bis dann eventuell per Denkmalschutz eine weitere Bestandssicherung eintritt. Sonst eventuell noch, dass ein Objekt sich zur Bauikone entwickeln kann, und eventuell Prestige für den Ort bringen kann. Aber schon das ist weit hergeholt, und würde wohl auch durch Rückbau von Veränderungen möglich sein, wie es bei Gebäuden aus vergangenen Jahrhunderten ja auch ständig gemacht wird. Vielleicht fällt Dir ja noch mehr ein, wie tatsächlich die Allgemeinheit noch deutlich vor einer Individualperson, namentlich dem Architekten, von der Regelung profitiert.