Berliner Schlossplatz - Schlossbrunnen - Breite Straße

  • Neben den infantilen knallroten Sitzboxen gibt es noch eine weitere schlechte Neuigkeit für den Schlossplatz. Die Stiftung Humboldtforum gab begannt:

    An eine Rückkehr des historischen Schlossbrunnens, besser bekannt unter dem Namen Neptunbrunnen, sei aber nicht gedacht, so Hegner. Der Schlossbrunnen, dessen Verlegung an den historischen Platz von Anhängern der Schloss-Rekonstruktion seit Jahren gefordert wird, solle am jetzigen Standort, auf dem Platz vor dem Roten Rathaus, verbleiben. Wie der neue Brunnen aussehen wird, soll nach Angaben Hegners in einem künstlerischen Wettbewerb entschieden werden. Das sei „mit dem Land Berlin“ verabredet worden.

    Alle Bemühungen der letzten Monate des Fördervereins, den Neptunbrunnen zurückzuholen, scheinen also im Sande verlaufen zu sein. Wirklich ärgerlich.

    Immerhin soll der kahle Schlossplatz zukünftig Bäume und Rasenflächen bekommen, die von BBZ "designet" werden sollen.

  • Ganz ehrlich? Bei "Bäumen" bekomme ich grade ein ganz flaues Gefühl...... Will man etwa die grandiosen Fassaden Schlüters zustellen? Hoffentlich doch nicht...

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    Aber trotzdem: So viel stand 1942 noch und heute ist praktisch alles was auf dem Bild zu sehen ist weg. Unglaublich!


    Der Krieg kam Anfang 1943 durch ausgedehnte Flächenbombardements nach Berlin. Davor gab es zwar "vereinzelte" Angriffe auf die Reichshauptstadt, die aber auf Grund des starken Ausbaus der Flakstellungen RELATIV geringe Schäden verursachten.
    Die Schlacht um Berlin fand schon weitgehend in einer Ruinenlandschaft statt.
    Etwa 1 Drittel der Wohnungen waren komplett zerstört - nur ein Fünftel blieb unbeschädigt.

  • Ganz ehrlich? Bei "Bäumen" bekomme ich grade ein ganz flaues Gefühl...... Will man etwa die grandiosen Fassaden Schlüters zustellen? Hoffentlich doch nicht...

    Ich paar vereinzelte niedrig wachsende Bäume wären nicht das Problem. Ich fürchte aber dass BBZ, gepushed vom Klimawahn für 'zu viel' Grün auf dem Schlossplatz sorgen könnten. Von einem Extrem ins Andere, ähnlich wie beim Museum der Moderne am Kulturforum. Hinzu kommt dass BBZ nicht unbedingt immer das beste Händchen haben, wenn es darum geht, die passenden Baumarten auszuwählen. Man denke an die schnell wachsenden Birken vor der Lustgartenfassade.

  • Zu dem roten Mobiliar um das Schloss:

    Beabsichtigt oder nicht, über 40 000 Spender, welche die kostbaren Fassaden den Berlinern und der Welt geschenkt haben, trifft man ins Mark wie mit der ganzen dissonant abweisenden Gestaltung der Umgebung.

    Aber die meisten waren ja Monarchisten oder Nazis! Wie Henry Kissinger, der das alles nicht mehr erleben muss.

    Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,

    Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern‘,

    Und verstehe die Freiheit,


    Aufzubrechen, wohin er will.


    Hölderlin

  • Das soll dann offenbar hier stehen bleiben bis es wieder eingeschmolzen wird.

    Wohin es führt, wenn man funktionabele "Vorgärten" wegdesignt, sieht man an den Salpeterausblühungen am Sockel. Diese Ausblühungen erscheinen regelmäßig rund um das Gebäude und müssten ebenso regelmäßig, aufwendig entfernt werden.

  • Was ist denn der Grund für diese chemische Reaktion und wie würden sich "funktionable Vorgärten" positiv auswirken, indem sie diese Ausblühungen verhindern?

    PS: Wie wäre es mal mit einer Gruppe Menschen mit Pickelhauben und einer großen schwarz-weiß-roten Flagge auf diesen Sitzmöbeln? Die hätten sofort ihren Schlossbezug für immer und ewig.

  • Ausblühungen entstehen, wenn der Stein Wasser aufnimmt, dieses dann Salze aus dem Stein löst und durch Trocknung dann an die Oberfläche gelangt.

    Stark vermindern kann man den Effekt, dass man Spritzwasser von dem Stein fernhält - z.B. durch "Vorgärten. Hier vermindert der weiche Boden und der Pflanzenbewuchs das Spritzen des Regenwassers.

  • Dieser Antispritz-Dämmeffekt wäre doch ein Grund, den Beet- und Pflanzsaum um den Baukörper als Schutzgürtel für den Fassadensockel (ähnlich wie in der Vorkriegszeit) wieder anzulegen. Zur besseren Platzbefeuchtung und Temperaturstabilisierung auf dem großen, kahlen Steinboden-Platz würde dann nur noch - ich wage es kaum anzudeuten - der wasserspeiende Neptunbrunnen fehlen. Aber man darf doch den fortschrittsfeindlichen Retro-Fanatikern und Anhängern der kontaminierten Preußenzeit keinesfalls recht geben!!!

  • Schöne Bilder, schöne Fassade. Die könnte mit einem bemüht verkrampft modernen Brunnen "verhunzt" werden, vielleicht auch durchaus anregend. Ich bin positiv gespannt.

  • Nun ja, wenn die Mehrheit und der Senat meinen, dass diese prächtige Figur besser vor dieser "prächtigen" Fassade zur Wirkung kommt ....

    Die "Mehrheit" will den Neptunbrunnen zurück auf dem Schlossplatz haben, das ist durch eine Umfrage bekannt. Volkes Wille ist aber nur dann gefragt, wenn es alle paar Jahre an die Wahlurnen gerufen wird. Ansonsten entscheiden in der "repräsentativen Demokratie" in erster Linie Politiker, Lobbyisten und "Expertenkommissionen", in diesem Fall der Senat und eine Jury, die die demnächst eintrudelnden Brunnen-Entwürfe zeitgenössischer Künstler begutachten und bejubeln werden.

  • Das Problem ist halt, dass der Schloßbrunnen mittlerweile an seinem jetzigen Standort eine Ikone ist. Auch das Bild mit dem Rathausturm im Hintergrund hat etwas Ikonisches. Ich ganz persönlich könnte mit einer Brunnenlösung am Schloßplatz leben, die architektonisch zum Schloss passt. München hat es ja mit dem Kronprinz-Rupprecht-Brunnen auch gekonnt:

    Es muss halt formal und größentechnisch passen. Dazu rechts und links jeweils ein Brunnenbecken mit den Berlin-typischen Akanthusblättern (siehe Pariser Platz).

    Wichtig - außer Wasser - ist auch, dass mehr Grün in diese Steinwüste kommt. Unfassbar, wie man angesichts der Klimaentwicklung einen derartigen Entwurf favorisieren konnte, noch dazu von einem tiefrot-tiefdunkelgrünen Senat . . .

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"

  • Das Wahrscheinlichste ist doch, dass der Berliner Senat gar nichts tut. Das Schloßumfeld ist gerade mit viel Steuergeld fertiggestellt worden und nun fehlt eigentlich nur noch die Wippe, die der Bund bezahlt. Trotz aller Meckerei hier im Forum fühlt der Senat doch keine Notwendigkeit am Schloßplatz tätig zu werden, in Zeiten der notwendigen Sparmaßnahmen nun dreimal nicht. Es gibt ja auch nur die Schloßlobby für eine Rückversetzung des Brunnens. Da gibt es momentan kaum Anwohner, die sich für eine Verbesserung ihres Wohnumfeldes aussprechen.

    Schwung in die Sache könnte nur der Zustand des Neptunbrunnens an seinem heutigen Standort bringen, aber der Senat und die Denkmalpflege ignorieren den zustand des Brunnen nun schon seit 15 Jahren völlig konsequent. Es scheint der Denkmalpflege völlig egal zu sein, ob der brunnen immer weiter korrodiert und beschädigt wird - das langsame Dahinsiechen eines Baudenkmals wird einfach schulterzuckend geduldet. Der Punkt, an dem die Denkmalpflege sagt: jetzt geht es an die Substanz, der Brunnen muss abgebaut und saniert werden, war ja schon vor 15 Jahren erreicht. Die Gutachten liegen alle vor. Passieren tut gar nichts - das ist wie beim Flughafen Tempelhof, dem ICC, der Lungenklinik Heckeshorn oder dem Kinderkrankenhaus Weißensee.

    Insofern glaube ich auch nicht, dass der Senat das Angebot des Schloßvereins eine Kopie des Neptunbrunnens für den Schloßplatz zu erstellen, annimmt. Der Regierende Wegner und seine Mannen sehen schlicht keinen Vorteil bei den nächsten Wählen - in den CDU-Hochburgen schert sich niemand um den Neptunbrunnen.

    Schwung kommt sicher erst in die Sache, wenn der Neptunbrunnnen an seinem heutigen Ort irreperabel wird, d.h. wenn die Brunnentechnik versagt. Dann wird der Brunnen mit Bauzäunen gesperrt und wie diskutieren weitere zwei Legislaturen. Aber soweit sind wir noch lange nicht.


  • Ja, das klingt leider, leider ziemlich plausibel für mich . . . ein echtes deutsches Trauerspiel

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"