Berliner Schlossplatz - Schlossbrunnen - Breite Straße

  • Lasst euch doch mal darauf ein. Es soll ja auch "Kunst des Nicht-Machens" sein.

    Ein vergleichbares Kunstwerk von mir ist auch am Schlossplatz. Ich habe den Ansatz nur noch konsequenter umgesetzt.

  • Diejenigen, denen diese Art von Kunst fremd ist, können sich über Konzeptkunst hier sehr anschaulich informieren:

    Ein kleiner Guide zur Konzeptkunst - Artsper Magazin
    Ja, die Bezeichnung Konzeptkunst kann einem Angst machen. Aber hinter diesem so obskuren Namen verbirgt sich eine ganz einfache Überlegung. Wir verraten Ihnen…
    blog.artsper.com
  • Tegula, danke für den Link mit der Erläuterung, die für mich aber einfach nur Vorurteile bestätigt, dazu gleich mehr. In erster Linie geht es in diesem Fall aber um die Platzierung eines solchen "Konzept-Kunstwerks" in einem historisch wertvollen Umfeld und nicht um das "Kunstwerk" an sich. Die meisten Leute werden die Ästhetik dieser Installation an diesem konkreten Ort als unpassend und deplatziert empfinden und es ist nach allem, was in und um das rekonstruierte Berliner Schloss in der jüngeren Vergangenheit bereits an "Kunstaktionen" durchgeführt wurde, zumindest nicht auszuschließen, dass solche Installationen nicht auch aufgrund ihres Kontrastes mit den historischen Fassaden gewählt wurden, um das in den Augen der Leitung des Humboldtforums ungeliebte rekonstruierte historische Flair zu konterkarieren - Respekt vor den barocken, kunstgeschichtlich hochbedeutenden Fassaden sieht auf jeden Fall anders aus.

    Dass Du also unbedingt einen Link mit einer Erklärung von Konzeptkunst anbringen musst, anscheinend aber nicht die Legitimation von Kritik an der Platzierung solcher "Kunst" anerkennen magst (oder zumindest kein Wort darüber verlierst), ist für viele Leser dieses Forums, in dem es eben hauptsächlich um historische Architektur geht, eine gewisse Provokation. Wenn ich mich recht erinnere, hast Du sowas schon öfters gemacht, weswegen ich mir erlaube, dies so deutlich zu sagen.

    Bzgl. Konzeptkunst: ein Satz in dem von Dir verlinkten Artikel lautet:

    "Konzeptkunst ist eine Bewegung, die den Ideen und Konzepten, die einem Kunstwerk zugrunde liegen, mehr Bedeutung beimisst als den visuellen Aspekten des produzierten Werks."

    Und ein weiterer: "Die Konzeptkünstler beschlossen, sich ausschließlich auf das zu konzentrieren, was seit Jahrhunderten nur der Ausgangspunkt für ein Kunstwerk war, um es zu einem Kunstwerk an sich zu machen."

    Das bedeutet, dass die Botschaft in der Konzeptkunst nicht nur im Vordergrund des Kunstwerks steht, sondern das Kunstwerk fast ausschließlich aus Botschaft besteht und die künstlerischen Mittel, mit denen in den Jahrhunderten und Jahrtausenden europäischer Kunstgeschichte zuvor gearbeitet wurde, um eine künstlerische Aussage zu erreichen, ihrerseits vollkommen in den Hintergrund wandern oder gar nicht mehr von Bedeutung sind. Es geht also nicht mehr um das Streben, Botschaft und Mittel des Ausdrucks in Einklang zu bringen und zu einem gemeinsamen Höhepunkt zu vereinen, der größer als die Summe seiner Teile ist; es geht nicht mehr um die bestmögliche Kombination von "Was" und "Wie", sondern nur mehr noch um das "Was" - die richtige Botschaft wird ab jetzt als ausreichend postuliert (was nebenbei ideologischen Zeitmoden Tür und Tor öffnet...). An diesem Punkt aber gibt man das innerste Wesen von Kunst ganz auf, denn es geht in der Kunst eben gerade um die Art und Weise, wie eine Botschaft übermittelt wird: ansonsten könnte man auch ganz auf Kunst verzichten und die jeweilige Botschaft einfach als gesellschaftliche oder politische Nachricht kommunizieren, so wie ein Politiker vor eine Versammlung tritt und eine Rede hält. Das ist doch keine Kunst! Ein weiteres Beispiel: über die Psyche eines Mörders kann man einen polizei-psychologischen Bericht verfassen oder wie Dostojevski einen Roman wie "Schuld und Sühne" schreiben: ersteres ist trockene Analyse, zweiteres Kunst.

    Von daher lehne ich diese "Konzeptkunst" größtenteils als oberflächlich und dilettantisch ab, weiß aber, dass die moderne Kunstwelt dies in ihrem falsch verstandenen Bestreben, für alles offen und tolerant zu sein, und sei es auch noch so absurd und schlecht gemacht, niemals zugeben würde. Der künstlerische Qualitätsanspruch scheint auf jeden Fall größtenteils verloren gegangen zu sein.

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Dass Du also unbedingt einen Link mit einer Erklärung von Konzeptkunst anbringen musst, anscheinend aber nicht die Legitimation von Kritik an der Platzierung solcher "Kunst" anerkennen magst (oder zumindest kein Wort darüber verlierst), ist für viele Leser dieses Forums, in dem es eben hauptsächlich um historische Architektur geht, eine gewisse Provokation. Wenn ich mich recht erinnere, hast Du sowas schon öfters gemacht, weswegen ich mir erlaube, dies so deutlich zu sagen.

    Wo soll ich bitte geschrieben oder auch nur angedeutet haben, dass ich die Legitimation der Kritik an der Platzierung von Konzeptkunst an diesem Ort nicht anerkenne? Wenn ich mich bisher zu diesem konkreten Aspekt nicht geäußert habe, dann ist das meine bewusste Entscheidung, die zu akzeptieren ist. Punkt. Wer darin eine Provokation zu sehen glaubt, der hat offensichtlich ein gewaltiges Problem damit, wenn die eigenen Ansichten nicht beklatscht werden. Das ist dann aber wirklich nicht mein Problem. Wer mich etwas genauer kennt, der weiß genau, dass ich persönlich keinen Zugang zu zeitgenössischer Kunst habe. Aber ich bin als Kunsthistoriker und Fachreferent für Kulturtourismus aus beruflicher Sicht professionell genug, zuzugestehen, dass unterschiedliche Menschen unterschiedliche Wege einschlagen, sich Kunst und Kultur zu erschließen. Ich werde aber sicher nicht die Arroganz an den Tag legen, den einen Weg über andere zu stellen. Wenn sich Menschen für Kunst und Kultur begeistern können, dann ist das grundsätzlich positiv zu bewerten, auch wenn ich hier das Zusammenspiel von barocker Fassade mit bunter Konzeptkunst als gewagt empfinde. Alle, die dabei Schnappatmung bekommen, kann ich beruhigen: Es ist nur ein temporärer Zustand.

  • Mich würde interessieren, wie Du die Skulptur "Zur Schicht" von Waldemar Otto beurteilst. Hat das Deiner Ansicht nach "Bietigheimer Adam" Niveau?

    Die Skulptur steht im Bremer Stadtteil Gröpelingen und erinnert an die Arbeiter der Großwerft AG "Weser", die am 31. Dezember 1983 abgewickelt wurde und bis dahin als modernste Werft Europas galt.

    Eine ähnliche, fast identische Figur steht in Wilhelmshaven, dort soll sie einen (Kaiserlichen?) Werftarbeiter darstellen, was ehemalige Werftarbeiter irre aufgeregt hat. Denn die waren natürlich stolze gut bezahlte Werftarbeiter und konnte sich mit der kümmerlichen Gestalt des Schlurfers mit Mütze nicht identifizieren.

  • Das bedeutet, dass die Botschaft in der Konzeptkunst nicht nur im Vordergrund des Kunstwerks steht, sondern das Kunstwerk fast ausschließlich aus Botschaft besteht und die künstlerischen Mittel, mit denen in den Jahrhunderten und Jahrtausenden europäischer Kunstgeschichte zuvor gearbeitet wurde, um eine künstlerische Aussage zu erreichen, ihrerseits vollkommen in den Hintergrund wandern oder gar nicht mehr von Bedeutung sind.

    Ich bin zwar kein Liebhaber dieser "Konzeptkunst" habe aber prinzipiell auch nichts dagegen.

    Wem es gefällt soll dafür seinen Raum haben.

    Das Entscheidende ist jedoch, wo diese Kunst ausgestellt wird bzw. ihre Botschaft oder was auch immer verbreitet.

    Und hier will man anscheinend den Mangel an Ästhetik oder künsterlischem Können dadurch ausgleichen, dass man sie gern vor Kunstwerken anderer Epochen bzw. historischen Bauwerken platziert.

    Dieser erzeugte schrille Bruch ist letztlich Effekthascherei. Als ob sie erst dadurch zu irgendeiner bedeutenden Kunst oder zu Kunst überhaupt wird....ohne Rücksicht auf Verluste.

    Vergleichbar eines quängelnden Kindes oder eines Viertplatzierten, der sich bei der Siegerehrung auf das Podest des Goldmedaillengewinners dazudrängelt.

    Man sollte wirklich auf dem Alex - ganz ohne Ironie - einen Ort für diese Konzeptkunst schaffen.

    Der öde Platz würde aufgewertet, die Architektur wäre passend, historische Plätze blieben dagegen verschont.

    Und die enttäuschten Touristenmassen, die die dieser Platz aus unerfindlichen Gründen magisch anzieht, hätten dort etwas zu sehen.

  • Das Entscheidende ist jedoch, wo diese Kunst ausgestellt wird bzw. ihre Botschaft oder was auch immer verbreitet.

    Das ist doch offensichtlich: Das Schloss bzw. die Botschaft, die es (in den Augen seiner Gegner) angeblich aussendet, soll mit allen Mitteln konterkariert werden. Daher auch das ganze jämmerliche, trostlose Umfeld. Das Schloss darf nicht strahlen, es wird absichtlich als ungewollter Fremdkörper isoliert und visuell dekonstruiert. Dazu tragen auch solche “Kunst“installationen bei, die demonstrativ davor platziert werden. Meine Meinung.

    In dubio pro reko

    Der größte Feind der Ideologie ist die Realität

  • Schön, wie es die heutigen "Künstler" immer wieder verstehen, uns in Erinnerung zu rufen, dass die Begriffe "Kunst" und "künstlich" den gleichen Ursprung haben

    _______________________________________
    Gutmensch = Gut gemeint, nicht zuende gedacht, schlecht gemacht

  • Auch schoen, dass die heutigen "Kuenstler" es auch verstehen, auf Ihre bessere Ausbildung hunzuweisen. Dass heisst ja letztendlich, dass 99% der Buerger Kunst nicht verstehen. Im Umkehrschluss koennen wir das Aufstellen neuer Kunst damit auch komplett einstellen. Versteht ja eh keiner!

  • Heute ist Loriots 100. Geburtstag! Was hätte er wohl zu dem "Zirkus" gesagt?

    Als Preuße durch und durch hätte er ganz sicher die originalgetreue Rekonstruktion auch des Schlossumfeldes befürwortet, um einen Ort des Anstands und der Würde zu schaffen. Für Witze und Karikaturen wäre ihm die Sache zu wichtig gewesen.

  • Vielleicht könnte man ja den Neptunbrunnen wieder an seiner ursprünglichen Stelle errichten und ihn anschließend mit so einer bunten Kiste verhüllen. Man kann ja daneben eine Tafel anbringen, die versichert, dass der Brunnen sich wirklich unter der Kiste befindet.

    Das wäre doch ein wundervolles Kunstprojekt und würde bestimmt von der „Kultur-Staatsministerin“ befürwortet.

  • Vielleicht sollten wir in einer Pressemitteilung mal darauf hinweisen, dass der vergessene Container so schnell wie möglich abgeholt werden sollte, bevor sich noch mehr internationale Touristen daran stören?

  • In seiner neuesten Weihnachtskarte schreibt der Förderverein, dass der neue Berliner Senat eine Rückversetzung des Schlossbrunnens bzw. die Anfertigung einer Kopie wohlwollend sieht. Da der Senat hierfür aber kein Geld hat, möchte der Förderverein mindestens 4 Millionen Euro an Spenden sammeln, um eine feste Finanzierung zusagen zu können.

    Das ist eine erfreuliche Nachricht. Ich werde weiterspenden. :smile:

    Wissen allein bringt nichts. Nur das angewandte Wissen verändert die Dinge.

  • Da es bisher immer nur gegenteilige Verlautbarungen des Senats gab ("moderner Brunnen"), wage ich das kaum zu glauben. Aber es wird wohl stimmen, der Förderverein wird in der Weihnachtszeit wohl kaum Aprilscherze in die Welt setzen. Was für eine wunderbare Nachricht!!

    Die besagte Weihnachtskarte habe ich noch nicht bekommen. Kann jemand vielleicht ein Foto davon hier einstellen?

  • Die Information kann ja eigentlich nur auf dem persönlichen Gespräch beruhen, dass Wilhelm Boddien und der Rbm jüngst hatten. Es wäre ja schön, wenn der Regiermeister eine Kopie oder die Rückversetzung des historischen Neptunbrunnens unterstützt. Zuständig sind jedoch das BA Mitte, die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung (was das Schloßumfeld betrifft) und die Senatsverwaltung für Kultur (Denkmalschutz).

    Da die DDR Staatsachse unter Denkmalschutz steht wird sich der Landeskonservator gegen eine Rückversetzung aussprechen, da diese Achse (Fernsehturm-Neptunbrunnen-Rentnerdenkmal) ansonsten zerstört würde. Bei einer Kopie ist die Denkmalpflege aussen vor - es müsste die SenStadt (SenBauDir Kahlfeldt, Sen Gaebler (SPD)) dies ausdrücklich wollen und die Mittel zur Verfügung stehen. Ob sich die SPD-geführte Stadtentwicklungsverwaltung hierzu durchringen kann steht dahin.

  • Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.

    Aber selbst wenn es so käme... Ist es nicht eine Farce, dass zum jetzigen Zeitpunkt die Stadt/das Land Berlin dafür aufkommen müsste, wo es doch vor etlichen Jahren das Angebot des Bundes gab, die Kosten für Restaurierung und Versetzung auf den Schlossplatz zu übernehmen, vom damaligen Senat aber großkotzig abgelehnt wurde?

    Nun sollen also wieder private Spender ran, denen man dann unterschwellige moralische Motive unterstellt?
    Und was zum Teufel ist denn bitte an dieser sogenannten "Staatsachse" (Wat soll'n dit sein?) so schützenswert?
    Von der Existenz dieses unsäglichen Marx-Engels-Klotzes im Herzen der deutschen Hauptstadt, noch dazu auf dem Areal des ältesten Teils von Berlin (Heiliggeist-Viertel) ganz zu schweigen