Berliner Schlossplatz - Schlossbrunnen - Breite Straße

  • Bauaesthet Vorsicht mit solchen Aussagen - mit derselben Begründung könnten uns dann nämlich demnächst Solarzellen auf jedem historischen und rekonstruierten Dach blühen. Natürlich sind begrünte Flächen aus dieser Perspektive wünschenswerter als angebliche "Steinwüsten" , aber ob die paar Quadratmeter wirklich einen Unterschied ausmachen bei der Gesamtfläche der Stadt Berlin? Ich denke, dass man aus kunsthistorischen Gründen durchaus mal Abstriche machen kann.

  • aber ob die paar Quadratmeter wirklich einen Unterschied ausmachen bei der Gesamtfläche der Stadt Berlin?

    Jeder zugepflasterte/zubetonierte Quadratmeter ist ein Quadratmeter zu viel - wenn wir damit anfangen "ach die paar Quadratmeter machen doch nicht den Kohl auch nicht mehr fett" ignorieren wir fatale Umweltsünden.

    Es ist im Sommer in der Innenstadt Berlins ohnehin schon kaum noch vor Hitze auszuhalten, da muß jetzt nicht ausgerechnet noch das Schloßumfeld als Touristengrill herhalten.

  • ignorieren wir fatale Umweltsünden

    Es ist doch keine Umweltsünde, wenn in einer Stadt ein Platz gepflastert wird. Ästhetische Belange sollte doch auch eine Rolle spielen. Ob kleine Rasenflächen dem Klimawandel vorzubeugen helfen, sei auch dahingestellt.

  • Es ist doch keine Umweltsünde, wenn in einer Stadt ein Platz gepflastert wird. Ästhetische Belange sollte doch auch eine Rolle spielen. Ob kleine Rasenflächen dem Klimawandel vorzubeugen helfen, sei auch dahingestellt.

    Es wurde bereits nachgewiesen , daß die Versiegelung von Flächen erheblich zur Klimaerwärmung beitragen.

    Wobei ein Nachweis gar nicht nötig ist, ein jeder welcher die allgemeinbildene Schulbildung besitzt, weiß aus dem Physikunterricht daß sich steinerne Flächen mehr aufheizen und als Wärmespeicher fungieren.

  • Das ist prinzipiell ohne Zweifel richtig, und Andreas streitet das auch nicht ab. Aber die Frage ist, ob wir nun wirklich den Städtebau und die Ästhetik dem Klimaschutz opfern müssen, und ob die verhältnismäßig kleine Fläche des Schlossplatz im Kontext zu Gesamtberlin wirklich ins Gewicht fällt.

    Mir scheint das ein typisches Strohmannargument zu sein - man ist mit der "Steinwüste" nicht zufrieden und nutzt den Umweltschutz, um sie loszuwerden. Aber wie gesagt, der Schuss kann sehr leicht nach hinten losgehen!

    Wenn tatsächlich jedes bisschen Fläche zählt, dann müssten wir auf jedes Flachdach (auch des Humboldtforums) Dachbegrünung aufbringen und auf jedes nach Süden gerichtete Pult- oder Zeltdach (auch die der Museumsinsel und des Charlottenburger Schlosses) Solarzellen. Ich denke, das wird keiner in diesem Forum wollen. Selbst in Marburg, wo vor einigen Jahren eine Solarzellenpflicht eingeführt wurde, gibt es Ausnahmeregelungen für historische Gebäude. In solchen Fällen sticht Denkmalschutz und Bauästhetik eben Umwelt- und Klimaschutz - und wie ich meine, absolut mit Recht.

  • Mal nicht übertreiben - Klimaschutz ist auf jeden Fall wichtig und zwar bei jedem Quadratmeter.

    Aber natürlich nicht um jeden Preis - wäre ja bezüglich des Schloßumfeldes auch gar nicht nötig, sofern man sich der historischen Umfeldgestaltung annehmen würde wie sie zu Zeiten Wilhelm II der Fall war.

  • Mir scheint das ein typisches Strohmannargument zu sein - man ist mit der "Steinwüste" nicht zufrieden und nutzt den Umweltschutz, um sie loszuwerden.

    Eben. das Umweltschutz wichtig ist bestreitet ja keiner. Aber auch dessen Belange müssen mit anderen abgewogen werden. Bei Plätzen in historischen Altstädten und bei historischen Gebäuden wie dem Humboldtforum würde ich gepflasterte Plätze kleinen Rasenflächen ggf. vorziehen. Wenn man hier Blumenrabatten anlegen sollte, dann nicht aus Umweltschutzgründen, sondern aus ästhetischen.

  • . Wenn man hier Blumenrabatten anlegen sollte, dann nicht aus Umweltschutzgründen, sondern aus ästhetischen.

    Das eine schließt doch das andere nicht aus - gut, zu Kaisers Zeiten hat man sich über Umweltprobleme herzlich wenig geschert, man hat es einfach gemacht - nur hat aus heutiger Sicht entsprechende Begrünung des Schloßumfeldes auch durchaus ökologische Bedeutung.

  • Im Gesamtzusammenhang mit der Fläche Berlins ist die ökologische Bedeutung aber verschwindend gering und tritt hinter der bauästhetischen und kunsthistorischen Bedeutung weit zurück. Wir können uns gerne streiten, ob eine barocke "Steinwüste" oder ein historistischer Schmuckgarten passender ist. Das Strohmannargument "Umweltschutz" sollte in diesem speziellen Fall aber keine Rolle spielen!

  • Im Gesamtzusammenhang mit der Fläche Berlins ist die ökologische Bedeutung aber verschwindend gering und tritt hinter der bauästhetischen und kunsthistorischen Bedeutung weit zurück. Wir können uns gerne streiten, ob eine barocke "Steinwüste" oder ein historistischer Schmuckgarten passender ist. Das Strohmannargument "Umweltschutz" sollte in diesem speziellen Fall aber keine Rolle spielen!

    Wir sollten als Stadtbild Deutschland Verein auch daran interessiert sein daß neben historischen Bauwerken und Rekonstruktionen die Urbanität nicht zu kurz kommt.

    Das Schloßumfeld zu versteinmeiern, entspräche wohl eher Trübys Ansichten als den unsrigen.

  • Natürlich ist aus Gründen der Ästhetik und der Aufenthaltsqualität eine teilweise Begrünung des Schlossplatzes wünschenswert, aber das Umweltargument scheint mir hier auch weit hergeholt.

    Allein schon vor dem Hintergrund, dass sich Berlin mit dem Tempelhofer Feld eine 350 Hektar (!) große Leerfläche inmitten der Stadt gönnt, die aber außer einem im Sommer halb verdörrten Rasen (und damit zumindest einer unversiegelten Fläche) keinen Nutzen für die Umwelt darstellt. Eine großzügige Bepflanzung mit Schatten spendenden und Wasser speichernden Bäumen nebst Unterholz, Teichen usw würde jedenfalls erheblich mehr bringen, aber da stehen sich unsere rot-rot-grün beseelten Hauptstädter mit ihren Plänen ja seit Jahren gegenseitig auf den Füßen.

  • Eieiei, "Henry". Jetzt wird vermutlich auf Knopfdruck ein Sturm der Entrüstung über Dich hereinbrechen. Sie werden Dich zerfetzen...

    Ich denke damit kann ich leben.

    Aber Rekonstruktion ist nunmal nicht nur ausschließlich eine Sache stadtbildprägender Bausubstanz, sondern auch die Erhaltung und Wiederherstellung urbaner Umgebung.

    Ein kahl dahingestelltes historisches Bauwerk wie das Schloß, wirkt abweisend wenn nicht die Umgebung entsprechend angepaßt ist - aber ich denke, genau dies ist das Ziel von einigen Schloßgegnerlumpen!

  • Ihr habt doch alle Recht. Das Schloss und sein direktes Umfeld haben eine historische Entwicklung genommen. Da die Fassaden rekonstruiert wurden, sollte sich das Umfeld an der historischen Umfeldgestaltung orientieren. Diese hat sich in der zeitlichen Entwicklung immer weiter verändert. So sind die Rabatten direkt vor den Fassaden erst um 1900 angelegt worden.

    Andererseits sind diese kleinen Rabatten absolute Schmuckstücke und es ist unverständlich, weshalb diese nicht doch noch angelegt werden sollten. Die Gründe, dieses nachträglich zu tun, können nun für die einen der Klimaschutz und für die anderen die ästhetische Wirkung sein.

  • Klar, darüber kann man diskutieren. Mir gefällt die barocke Platzgestaltung wesentlich besser - und ich bin deswegen noch längst kein Schloßgegnerlump! Ich denke, viele andere Freunde der barocken Platzgestaltung werden sich das deutlichst verbitten, so tituliert und mit Trüby in eine Schublade gesteckt zu werden. Es ist eben eine Geschmacksfrage, beide Fassungen haben ihre Meriten, und es tut der Diskussion nicht gut, wenn eine Seite dämonisiert wird.

    Heimdall Hattest Du Dir sowas in der Art gewünscht? ?

  • Prinzipiell, so scheint mir, sind große Pflasterflächen vor Monumentalbauten kein Unglück. Der Platz vor der Würzburger Residenz (Foto), der Freiburger Münsterplatz (Foto), die Piazza Navona und der Petersplatz in Rom - riesige Steinflächen, die sehr gut wirken (ganz im Unterschied natürlich zur Kölner Domplatte). Es kommt m. E. vor allem darauf an, wie gepflastert wird. Das historische Kopfsteinpflaster wirkt eben nochmal anders als das moderne. In Berlin gibt es Unmengen an wirklich schönen Pflastersteinen aus der Zeit vom ausgehenden 19. Jh. bis in die 1930er Jahre, sie liegen allesamt unter dem Asphalt. Natürlich ist es - auch bei Neuasphaltierung - einfach, den alten Belag abzukratzen und den neuen unmittelbar auf die freigelegten Steine zu legen, anstatt neue Kiesbetten aufzuschütten. Aber ich halte das doch für einen enorme Ressourcenverschwendung.

    Eine schöne historische Pflasterung mit Neptunbrunnen unter Verwendung größerer Granitplatten entlang der südlichen Fassadenkante (quasi als

    Saum wie etwa bei der Hofkirche in Dresden; Foto) und eine entsprechende Inszenierung der Durchfahrten (etwa durch halbkreisförmig-konzentrische Steinlagen wie an anderen historischen Bauten, etwa S. Ivo in Rom; Foto) hätte sehr gut gewirkt. Da hätte es nicht unbedingt irgendwelcher Rabatten bedurft.

    Etwas anders gestaltet sich die Situation an der Nordseite. Dort haben die Lenéschen Terrassen wirklich einen sehr guten Übergang zum Lustgarten geschaffen. Im Vergleich dazu wirken die jetzigen Bepflanzungen wie Beete.

    Im Übrigen würde ich die Straßen an beiden Seiten durchgehend pflastern und den Verlauf der Fahrbahnen mit metallenen Kappen markieren. Dann würden die Straßen nicht so auffallen.


    Würzburg


    Freiburg


    Dresden

    ) u

    S. Ivo

    Nimm das Recht weg, was ist der Staat dann noch anderes als eine große Räuberbande? (Augustinus von Hippo)

  • Wer hätte gedacht dass es ausgerechnet von der taz massive Kritik am neuen Schlossumfeld geben würde? So geschehen: "Graue Ödnis... steinerne Realitätsverweigerung" etc., hier der >> Link zu taz.

    Aus klimatischer Sicht ist die derzeitige Gestaltung m.E. nicht einmal das größte Problem, das nahe Marx-Engels-Forum und die Spree sorgen auch an heißen Sommertagen für Durchmischung mit kühlerer Luft. Das eigentliche Problem ist der ästhetische Aspekt: Das bbz-Umfeld ist einfach unendlich öde, phantasielos, geschichtslos und dem neuen Schloss unwürdig. Und das liegt weniger an den vielen Steinen, sondern an bbz selber. Man vergleiche z.B. den von bbz neu gestalteten Rathausplatz in Troisdorf, dann erkennt man, dass bbz durchaus nicht die talentiertesten Landschaftsplaner sind (auch unter der Prämisse, dass Geschmäcker höchst unterschiedlich sind).

    Wie auch immer, bbz sind von sich selber sehr überzeugt:

    Aus der sorgfältigen Analyse des Ortes heraus entwickeln wir maßgeschneiderte Lösungen für die jeweiligen Nutzungen. Die zeitgemäßen und nachhaltigen Lösungen zeichnen sich durch Reduktion auf das Wesentliche, Klarheit und Eleganz aus. Kern der Arbeit von bbz landschaftsarchitekten ist eine klare und präzise Raumkonstellation. Die Qualität der räumlichen und gestalterischen Lösungen wird sinnlich und real erlebbar. Unsere Entwürfe bieten neue und ungewohnte Wahrnehmungen und Raumerlebnisse. Wir fühlen uns den Anforderungen des öffentlichen Raumes verpflichtet, modische Verspieltheit und Aufgeregtheit liegen uns fern. Unsere besondere Aufmerksamkeit gilt hierbei der Pflanze, als dynamisches Element von Wachstum und Wandel.

    Von einer "besonderen Aufmerksamkeit gegenüber der Pflanze" ist jedenfalls auf dem Schlossplatz nicht sonderlich viel zu merken. Von der angepriesenen "Sinnlichkeit" ganz zu schweigen. :augenrollen:

  • Aus klimatischer Sicht ist die derzeitige Gestaltung m.E. nicht einmal das größte Problem,

    Naja, im Hochsommer auf dem kahlen steinernen Platz vor sich hin zu schmoren, ist nun auch nicht gerade das vergnüglichste.

  • Wer hätte gedacht dass es ausgerechnet von der taz massive Kritik am neuen Schlossumfeld geben würde? So geschehen: "Graue Ödnis... steinerne Realitätsverweigerung" etc.,

    Das zeigt mal wieder, dass die parteipolitisch-ideologische Vereinnahmung von Architektur und Stadtbild Unsinn ist.

    Der taz-Artikel ist wirklich super...https://taz.de/Graue-Oednis-a…Forum/!5734924/

    Die Ostfassade wird zu recht als "Gigantisches Abluftgitter" bezeichnet.


    Und offensichtlich sind ja nicht die bösen Politiker und Beamten für alles schuld, denn wie es heißt...:

    "Grau wäre also ein zweites Eigenschaftswort für die Schlossumgebung, wenn auch keine „Fifty Shades of Grey“, sondern nur zwei. Etwas masochistisch muss man dennoch veranlagt sein, um dieser grau-haften Ästhetik etwas abgewinnen zu können.

    Ähnlich sahen das wohl auch die Vertreterinnen und Vertreter von Land und Bund in der Jury des Freiraumwettbewerbs. Ihnen, so war es 2013 zu hören, hatte der andere, weitaus grünere Entwurf, der damals noch im Rennen war, deutlich besser gefallen. Den Ausschlag aber gaben die Fachrichterinnen und Fachrichter, also die Zunft der Architekten und Landschaftsarchitekten."