Lappach ist, trotz des nicht gerade klischeehaft bayerisch klingenden Namens, ein typisch oberbayerischer Ort. Politisch wie auch kirchlich seit Jahrhunderten untrennbar mit dem nahen Pfarrsitz und bekannten Wallfahrtsort St. Wolfgang verbunden, ist Lappach wohl immer schon ein kleiner Weiler mit Kirche gewesen, im bayerischen Urkataster des frühen 19. Jahrhunderts bestehend aus 2 Höfen und der Kirche sowie dem dazugehörigen Mesnerhof.
Eben jene Kirche allerdings, korrekt betitelt als Filialkirche St. Remigius, sticht in ihrer Region aus der Vielzahl an Gotteshäusern weit hervor und soll daher das Thema dieses Beitrags werden.
Errichtet wurde sie vermutlich ab dem dritten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts nach wohl recht vollständiger Zerstörung ihres Vorgängers in einer mit Waffengewalt ausgetragenen Auseinandersetzung zwischen den Landshuter Wittelsbachern und den Grafen von Haag in den Jahren 1421-22, die unter dem Namen Ochsenkrieg in die Geschichte eingegangen ist. Die Gewölbe sind mit 1467 datiert (vermutlich am Schlussstein; ich konnte die Inschrift nicht ausfindig machen); letztendlich wird die endgültige Fertigstellung wohl irgendwann in den 1480er Jahren gewesen sein.
Der Bau ist in vielerlei Hinsicht typisch oberbayerisch, beginnend schon mit dem nahezu universal angewendeten Grundrissschema mit kurzem Langhaus, Chorflankenturm und leicht eingezogenem Chor mit dreiseitig geschlossenem Chorhaupt. Auch das verwendete Baumaterial - Backstein - ist in Oberbayern der Standard im Spätmittelalter. Genauso typisch ist darüber hinaus auch, dass man ebenjenen Backstein an nicht einer einzigen Stelle am Außenbau sehen kann - einzig die flachen Lisenen und insbesondere die Friese nach Art des deutschen Bandes am Turm verraten, was unter dem Putz liegt.
Eher unüblich hingegen ist der gute Erhaltungszustand der spätgotischen Architektur bis ins Detail. Denn wiewohl die Mehrzahl der bayerischen Dorfkirchen (irgendwo las ich einmal die Zahl 60-70%) zumindest im Kern aus gotischer Bausubstanz besteht, sind am Außenbau in aller Regel die Maßwerke und Portalgewände, im Innenraum die Gewölberippen und die Ausstattung den allgegenwärtigen barocken Umbaumaßnahmen zum Opfer gefallen und sind dann allenfalls sporadisch als meist eher qualitativ minderwertige neugotische Rekonstruktionen wieder angebracht worden. In Lappach ist die komplette gotische Architektur hingegen noch im Original vorhanden. Und auch von der Ausstattung haben sich bedeutende Teile erhalten - doch dazu später mehr.
Wir beginnen selbstverständlich außen - der Lage südlich der Hauptstraße geschuldet ist der Haupteingang nebst bauzeitlicher Vorhalle an der Nordseite zu suchen. Die ungewöhnlich steile Proportionierung der Kirche, insbesondere aber ihres Turms, fällt direkt ins Auge.
Wenn man sich dem Turm dann nähert fällt auf, dass der Backstein erfreulicherweise nur recht dünn verputzt wurde. Hier und da scheint die Struktur des Mauerwerks leicht durch. Aber auch die Gestaltung der recht willkürlich platzierten kleinen Öffnungen am Turmunterbau gibt das Baumaterial doch recht deutlich preis. Die Gestaltung des Turmhelms mit den vier über Eck gestellten Spitzgiebeln ist übrigens eine lokale Eigenheit, die sich beispielsweise auch an der Kirche in St. Wolfgang und darüber hinaus noch an einigen anderen Kirchtürmen im Dorfener Raum und auf dem Gebiet der alten Grafschaft Haag wiederfindet.
Am Chorhaupt angekommen lässt die vollständige Erhaltung der gotischen Gestaltung einige Rückschlüsse auf ihre Erbauer zu. So verweist das Profil etwas unter der Dachkante auf einen ehemaligen gemalten Maßwerkfries und damit auf die Landshuter Bauschule, wohingegen die spitz zulaufenden Strebepfeiler eher in den Münchener Raum verweisen (Salmdorf, Dornach). Die Wahrheit wird wohl irgendwo dazwischen liegen.
Abschließend zum Außenbau noch ein Bild eines Maßwerkfensters der Nordseite. Wie bereits erwähnt handelt es sich hier um ein Original der Erbauungszeit. Vermutlich wird hier, wie üblich in Oberbayern, nur das eigentliche Maßwerk aus Naturstein bestehen, das Stabwerk hingegen aus Backstein-Formsteinen (so von mir beobachtet u.a. an der Schlosskapelle Blutenburg).
Betreten wir nun die Kirche. Von der Vorhalle hab ich törichterweise keine Außenaufnahme gemacht, dafür allerdings ein Bild vom Gewölbe, dessen Schlussstein ein Wappen ziert - vermutlich dasjenige eines adeligen Stifters. Identifizieren konnte ich es bislang nicht.
Durch eine weitere Tür geht es in den Kirchenraum. Das Türgewände ist in spätmittelalterlicher Manier als Segmentbogenportal ausgeführt, der darin eingefügte Spitzbogen allenfalls Zierde. Das Türblatt samt Beschlägen ist wohl neuzeitlich.
Schaut man nun Richtung Hauptaltar, fällt sofort auf, dass wir es hier nicht mit irgendeiner stinknormalen bayerischen Dorfkirche zu tun haben. Alles weitere dazu gibt es dann aber im zweiten Teil der Galerie.