Gotische Bürgerhäuser Deutschlands

  • Was sind einige der besten Beispiele für gotische Häuser in Deutschland, die Sie kennen? In diesem speziellen Fall würde ich eher Häuser aus Ziegeln und Stein als Fachwerkhäuser der Gotik meinen. Norddeutschland ist wahrscheinlich der Ort mit der größten Anzahl überlebender gotischer Bürgerhäuser. Daher sind alle bemerkenswerten Beispiele aus anderen Regionen sehr willkommen.

    Ich würde mit einigen der bekanntesten Backsteingotikhäuser beginnen. Die Bilder stammen von Wikimedia Commons, Links können in den Bildern angeklickt werden.

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    Haus Ratschow, Rostock


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    Hinter dem Rathaus 2, Rostock


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    Alter Schwede, Wismar



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    Wulflam-Haus, Stralsund


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    Kalandhaus, Lüneburg


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    Markt 11, Greifswald


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    Pappenberger Haus, Landshut

  • Die Steipe von 1483 am Trierer Hauptmarkt. Nach Kriegszerstörung zum Glück noch Ende der 1960er Jahre rekonstruiert.

    Hauptmarkt_14_in_Trier_02.jpg

    Krzysztof Golik, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons


    Deutscher Kaiser in Koblenz

    Deutscher_Kaiser_01_Koblenz_2014.jpg

    Holger Weinandt, CC BY-SA 3.0 DE <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en>, via Wikimedia Commons

  • Deutscher Kaiser: Leider finde ich den erst vor wenigen Jahren erfolgten Anbau mit seinen Balkonen, der optisch wie ein Nachkriegsbau wirkt, nicht sehr passend. Schade, es hätte bei mehr Orientierung an der Vorkriegsbebauung ein schönes Ensemble werden können.

  • Die nddt. Backsteingotik übertrifft natürlich alles, an verfügbarer Quantität, sowie auch an Qualität und an gotischer Phänotypizität. Deshalb wäre vielleicht eine bevorzugte Betrachtung südlicherer Gefilde von Interesse, um das Wesen der Gotik in weniger ausgeprägten Erscheinungsformen zu bestimmen. Das Haus Ratschow in Rostock etwa ist so was von Formvollendung gotischen Ausdrucks, dass eine Diskussion darüber schon wieder langweilig wird.

    Hier hammr gleich 2 Häuser auf einem Fleck, eines davon existiert nicht mehr, ist aber auch genuin gotisch:

    300px-Artikel_45477_bilder_value_9_geschlechtertuerme8.jpg

    Nürnberger Bürgerhäuser sind überhaupt sehr interessant, gerade in ihrer Schlichtheit, die oft die Frage aufwerfen, was da eigentlich daran gotisch sei.

    Chörlein of St Sebaldus in Nuremberg, Germany

    Auch hier am Sebalderplatz sehen wir 2 Objekte. Was soll man zum Giebel links viel sagen? Gotik in Reinkultur. Für die stilistische Betrachtung ist die schlichte Fassade des Pfarrhofes links viel interessanter. Was ist dran (natürlich von Chörlein oder Portal abgesehen) gotisch? Und eben solche Fassaden prägten das Nürnberger Altstadtbild.

    Wir sehen daraus, dass "Gotik" an sich mitunter schwer dingfest zu machen ist.

    Es bedarf gewisser Details als "Highlights".

    Irgendwann muss man bei der Beschäftigung mit dieser Materie dann da landen:

    1920px-Augsburg-238-Maximilianstr_36-Fuggerscher_Stadtpalast-gje.jpg

    Ich glaube, der Forist Zeno hat einmal geschrieben, dass die Fuggerhäuser in Augsburg für ihn der Höhepunkt der Architektur überhaupt seien. Zunächst hat mich das erstaunt. Was soll das? Nun ja, man muss diese Häuser zunächst in natura sehen. Das noch steile gotische Dach, die vertikal betonte Fassade bewusst auf den neuen Renaissancestil getrimmt ergibt gleichsam als Synthese zwischen Nord und Süd eine faszinierende Einheit von sehr eigenartiger Formvollendung. Es ist, als würde man eine Frage gleichzeitig auf den Punkt bringen und beantworten.

    Häuser wie dieses haben für mich einen faszinierenden Zwiespalt:


    Datei:Albrecht-Dürer-Platz11 Nürnberg - 1.jpg

    Daher musste eine Stadt wie Nürnberg, deren Reiz sozusagen von fein dosierter Schlichtheit lebt, unter einem banalisierenden Wiederaufbau ganz besonders leiden.

    Gotische Bürgerhäuser waren auch in unseren Breiten zumeist dieses eine: schlicht. Ihren Rang machten gewisse "Details" oder "Highlights" aus, die mitunter, da als wertvoll erkannt, bis heute erhalten blieben.

    An der Fassade des Göglhauses in der Kremser Altstadt ist außer dem Chörlein wohl nix mehr "gotisch":

    1280px-G%C3%B6glhaus.jpg

    In Österreich kommt mitunter das venezianische Element hinzu. Die Gotik wurde sozusagen auf Umwegen rezipiert:

    1280px-Bruck_an_der_Mur_Hauptplatz_mit_Kornmesserhaus.jpg

    Auch hier (Bruck/Mur, sog Kornmesserhaus) beschränkt sich das gotische Element auf gewisse Details, die schon in sakralem Aufwand gestaltet sind. Wie die restliche Fassade in gotischer Zeit aussah, überfordert die Vorstellungskraft des laienmäßigen Beschauers - die späteren Fensterachsen sind zu dominant.

    800px-Steyr_Bummerlhaus.jpg

    Wenn man schon von österr. Beispielen spricht, dann darf das Steyrer Bummerlhaus nicht fehlen. Es ist in aufwändiger Gotik gestaltet, die sich gleichwohl erstaunlich "rund" gibt. Fast könnte man so etwas wie "Protorenaissance" annehmen, wofür natürlich jegliche Grundlage fehlt.

    Von der Form her (Giebelseite mit Krüppelwalm, Flacherker...) ist es typisch für den gesamten südostdt. Raum.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Gotische Bürgerhäuser sind in Sachsen oft nur schlicht.
    Meist war von vorn herein nicht "viel Lametta". Oder die Objekte wurden später vereinfacht, umgebaut und sind nur als schlichte Putzbauten aus Renaissance und Barock auf uns überkommen.

    Das allbekannte Pirnaer "Canaletto-Haus" zeigt exemplarisch, wie spätere Umbauten die gotische Architektur überformten.

    Canaletto-Haus

    Wohnhaus mit platzbeherrschendem Giebel; baugeschichtlich, künstlerisch, städtebaulich und ortsbildprägend von Bedeutung, ein Renaissancegebäude mit einigen noch spätgotischen Details; Das Haus ist eines der stadtbildprägendsten Gebäude Pirnas. Es entstand um 1525 infolge eines Gebäudeumbaus, wobei die heute ältesten vorhandenen Bauteile des Hauses aus der Mitte des 15. Jahrhunderts stammen. Nach dem Umbau verfügte das Haus allerdings nur über zwei Vollgeschosse mit vier Zwerchhäusern. Letztere wurden (vermutlich nach dem Dreißigjährigen Krieg) zu Gunsten eines dritten Vollgeschosses abgebrochen. Deshalb weist der markante und hohe Giebel einen „Knick“ auf. 1753/56 fertigte der Maler Bernardo Bellotto, genannt Canaletto, eine Marktansicht, die bereits die heutige Gebäudeform zeigt. Obwohl Canaletto selbst keine weitere Bindung zu dem Haus besaß, ging sein Name auf das Gebäude über. Das Haus wurde 1997–99 im Rahmen der Stadtsanierung grundlegend saniert.

    Gotisches Haus

    Auch am Gotischen Haus, Obere Burgstraße 3 haben die Jahrhunderte zu sichtbaren Veränderungen geführt. Ein giebelständiger Bau der Spätgotik, um 1480 mit straßenbildprägendem Giebel. Barockes Portal.

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    Die "üblichen Verdächtigen" Görlitz und Bautzen bieten uns an gotischen Bürgerhaus-Fassaden eigentlich nichts Erwähnenswertes, wenn wir von den gotischen Arkaden am Görlitzer Untermarkt mal absehen. Auch hier durch Umbauten, Feuer und Kriege nichts gotisches auf den ersten Blick mehr sichtbar.

    Wohnhaus in geschlossener Bebauung, mit Laden


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    Die 4 Zwickauer Priesterhäuser sind so ziemlich die ältesten Wohnhäuser in Sachsen: Ensemble von 1264/65 bis 1466/67 entstanden.

    Konnten 1993 gerade noch vor dem Abbruch gerettet werden.
    Leider auch überformt. Und wohl schon immer relativ wenig repräsentativ.

    Wohnhaus in geschlossener Bebauung

    Deutsche Stiftung Denkmalschutz: Priesterhäuser  -  Zwickau

    Das Zwickauer Dünnebier-Haus zeugt hingegen noch architektonisch vom Wohlstand in der Silberhandelsstadt Zwickau im 15. Jahrhundert.

    Wohnhaus in Ecklage und in geschlossener Bebauung

    Dünnebierhaus – Wikipedia

    Spätgotisches Bürgerhaus mit Portal, Vorhangbogenfenstern und fünfgeschossigem Treppengiebel, daneben dreigeschossiger Putzbau mit Vorhangbogenfenstern. 1980 originalgetreuer Wiederaufbau des Treppengiebels,

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    Auch in Meissen findet man einen - für Sachsen sonst kaum noch erhaltenen - gotischen Treppengiebel.

    Gotisches Prälatenhaus, Rote Stufen 3 in Meißen - Jäger Ingenieure GmbH

    Gotisches Prälatenhaus, Rote Stufen 3 in Meißen

    Ehemaliges Domherrenhaus in halboffener Bebauung, heute Wohnhaus, mit seitlicher Stützmauer zur Gasse Rote Stufen und Seitenflügel zum Hof; geschichtlich, künstlerisch, wissenschaftlich, städtebaulich, baugeschichtlich und kunstgeschichtlich von Bedeutung, wertvoller spätgotischer Bau mit ortsbildprägenden Treppengiebeln in Backstein, bemerkenswertes Inneres mit bauzeitlichen Wandmalereien, der Seitenflügel ein altertümlicher Fachwerkbau (zur Zeit eingelagert), ortsbildprägende Lage nahe der Afra-Freiheit; als Wohnhaus von Nikolaus Heynemann (päpstlicher Legat und Notar des Bischofs von Meißen) erbaut, mit Staffelgiebeln aus Backstein, nach starkem Verfall ab 1998 z. T. restauriert, darunter originale Malereien in den Bohlenstuben der Obergeschosse[1]

    Prälatenhaus (Meißen) – Wikipedia


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    Ein beeindruckendes Bürgerhaus in Torgau ist auf jeden Fall erwähnenswert.

    Wohnhaus in geschlossener Bebauung

    Bürgerhaus Leipziger Straße 28, 1. Hälfte 16. Jahrhundert, für Torgau einzigartiges Beispiel eines spätgotischen Giebelhauses mit repräsentativem Maßwerkgiebel.

    Auch in dieser sächsischen Residenzstadt wurde später sämtlicher Altbestand überformt.


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    Es gibt am Rande Sachsen aber genuin sächsische "Käffer", in denen sich die alte Pracht hervorragend erhalten hat.
    Fern ab jeglicher Entwicklung gibt es hier Stadtbilder, die sich seit 1815 kaum veränderten. Denn die Orte wurden durch Preußen annektiert... :)
    In Mühlberg a.d. Elbe kann man erahnen, wie es in sächsischen Städten an vielen Stellen des Landes einst aussah.
    (Allerdings handelt es sich hier in Mühlberg mit Rathaus und Probstei tatsächlich um "mehr als" Bürgerhäuser.)

    Rathaus

    Neue Propstei


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    Weitere verhältnismäßig ansehnliche gotische Gebäude im heutigen Freistaat findet man in Grimma

    Alter Marstall; Alte Armenschule; später Handelsschule (Ehemaliger Marstall, später Schule, heute Wohnhaus, mit Anbau zur Frauenstraße)

    Alter Marstall; Alte Armenschule; später Handelsschule (Ehemaliger Marstall, später Schule, heute Wohnhaus, mit Anbau zur Frauenstraße)

    verputzter Bruchsteinbau mit spätgotischem Ziergiebel (Blendbogengiebel), unter Verwendung mittelalterlicher Grabplatten (vermauerte Spolien),

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    Und natürlich in Freiberg. Auch hier sind die gotischen Gebäude meist schlicht. Am Dom stehen aber die repräsentativsten gotischen Bauten der Stadt.

    Wohnhaus

    Am Dom 4, Wohnhaus vor 1490 in geschlossener Bebauung; Gebäude des ehemaligen Domherrenhofs, repräsentativ mit spätgotischen Vorhangbogenfenstern und Steildach.


    Wohnhaus (Rektorat)

    Wohnhaus Am Dom 2, um 1488 , markanter Bau mit Blendnischengiebel, Spitzbogenportal und Treppenturm, Erdgeschoss zellengewölbt, Gebäude des ehemaligen Domherrenhofs.

    Wohnhaus (Thümerei; Stadt- und Bergbaumuseum)

    Wohnhaus mit Hintergebäude, später Museum; repräsentativer Eckbau mit großem, neogotisch wiederhergestellten Blendnischengiebel zum Untermarkt, Treppenturm, versetztem spitzbogigen Stabwerkportal, reich profilierten Fenstergewänden und aufwändiger Innenausstattung, Gebäude des ehemaligen Domherrenhofs.

  • Gotische Bürgerhäuser sind in Sachsen oft nur schlicht gestaltet auf uns überkommen

    Ist nicht anzunehmen, dass das daran liegt, dass sie zumeist nur entsprechend "schlicht gestaltet" waren?

    Mir fiele auf die Schnelle nur der eine Erker am DDner Altmarkt ein.

    Ich nehm einfach an, das Komplexere und somit auch Wertvollere ist erhalten geblieben, wie auch bei uns. Keinesfalls hat der Brucker Marktplatz aus lauter "Kornmesserhäusern" bestanden.

    A.v.W.s "Meißner Stil" mit den Vorhangbogenfenstern, sowie so an der stilistischen Grenze angesiedelt, war wohl als bewusstes Element der Anreicherung eines bis dahin eher beschränkten Formenrepertoires zu verstehen.

    1920px-Freiberger_Dom_02_%28MK%29.jpg

    Freiberg, Untermarkt. Dieser Stadtraum ist zweifelsohne über die Jahrhunderte wohlerhalten. Wirkliche Prachtbauten werden wohl nur hier gestanden sein.

    Zitat von dems.

    In Mühlberg a.d. Elbe kann man erahnen, wie es in sächsischen Städten an vielen Stellen des Landes einst aussah.

    Ist das anhand von Stichen oä Quellen gesichert? Oder waren das nicht eben die herausragenden und so überproportional oft erhaltenen Beispiele?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Super Themenidee!

    Freising freising-deutschland-mai-8-2017-traditionelle-deutsche-architektur-mit-marien-apotheke-in-freising-deutschland-jcxkg9.jpg

    Grimminger Bzgl. München: Mein Fehler, wurde als Rathaus schon erbaut, danke für den Hinweis! Hatte im Kopf, dass ein Bürgerhaus umgenutzt wurde, aber dann war das Stuttgart oder Frankfurt.

    3 Mal editiert, zuletzt von Majorhantines (3. März 2021 um 14:47) aus folgendem Grund: Kein Bürgerhaus

  • Vor allem: was is dran wirklich noch gotisch?

    Auch das Freisinger Beispiel kommt mir nicht ganz koscher vor.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Auch das Freisinger Beispiel kommt mir nicht ganz koscher vor.

    In welche Zeit verortest Du die in Bayern öfters über den Weg laufenden Stabwerksgiebel? Die findet man doch auch an gotischen Kirchen so. Unten die Fenster wurden natürlich alle überformt, die waren wahrscheinlich alle rechteckig und klein.

    Hier vergleichbare Giebel aus Bayern aus Unserem Forum:

    http://www.abload.de/img/2011_01_dingolfing8mix0.jpg

    http://www.abload.de/img/neustadt_donau50yd7.jpg

    http://www.abload.de/img/neustadt_donau7nxrw.jpg

    Da fand ich das Freisinger eben noch ein wenig mehr besonders.

  • Natürlich gibt es gotische Vorbilder oder sogar andere Beispiele. Mir kömmt diese filigrane Verspieltheit aber schon ein wenig eklektizistisch vor. In Ö. kann man das idR leicht erkennen, weil der überkommene Formenkanon viel kleiner ist. In D kann man sich hingegen sehr leicht täuschen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Snork 3. März 2021 um 21:43

    Hat den Titel des Themas von „Gotische Bürgerhäuser Deutschlands - herausragende Beispiele“ zu „Gotische Bürgerhäuser Deutschlands“ geändert.
  • ^ Kennst Du Dich sehr wahrscheinlich überaus besser aus als ich. Ich verstehe auf jeden Fall was Du meinst. Vielleicht finde ich noch eine historische Aufnahme, es gibt aber zumindest eine vom Haus gegenüber, das ebenfalls einen Stabwerksgiebel trägt.

    Edit: Ich konnte tatsächlich noch ein Bild finden, das Haus war sogar noch näher dran am heutigen Zustand wie gedacht:

    images?q=tbn:ANd9GcTeO9tLeUHfJd0ie5iWIb9w4w5O3RriDfRVzg&usqp=CAU

    Ganz rechts von 1875, für bessere Auslösung klicke hier. S.17

    Einmal editiert, zuletzt von Majorhantines (3. März 2021 um 22:35) aus folgendem Grund: Fund

  • Crüwellhaus in Bielefeld, Obernstraße 1, errichtet ab 1530. Die Fassade ursprünglich verputzt. 1901 und nach dem Zweiten Weltkrieg durchgreifend erneuert. Bestehend aus einem hohen Dielengeschoss, in dessen rechter Hälfte sich ehemals ein zweigeschossiger Stubeneinbau befand und einem darüber gelegenen Speichergeschoss, das erst später zu Wohnzwecken ausgebaut wurde:

    File:Cruewell-haus-2007.JPG

    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Cruewell-haus-2007.JPG

    und dessen Vorbild: Münster, Prinzipalmarkt 11, um 1490:

    1024px-Muenster-100725-16074-Prinzipalmarkt.jpg

  • Ist das anhand von Stichen oä Quellen gesichert? Oder waren das nicht eben die herausragenden und so überproportional oft erhaltenen Beispiele?

    Die bildliche Quellenlage ist für die Zeiten vor der Renaissance sehr dürftig. Für alle Städte in Sachsen, aber auch sonst i Deutschland, behaupte ich mal.

    Am Beispiel Dresden sei das mal aufgezeigt:
    Ein Bild nach einem verschollenen historischen Modell...

    Datei:Dresden 1521.jpg

    Dresden 1521 - Frauenkirche (Dresden, gotischer Vorgängerbau) – Wikipedia

    Neuerscheinung: Das Residenzschloss zu Dresden, Band 1


    Zum Vergleich: Ein Kupferstich von 1555, der auch nicht viel mehr zeigt als Umrisse.

    Und ein Stich aus den 1730-ern


    Quartier V/ 2 - Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden e.V. -

    Vogel, Andreas: Perspektivischer Plan von Dresden. 1634 - Ausschnitt Neumarkt


    Vereinfachung der Darstellung im Vergleich zum Istzustand? Oder tatsächlich so schlicht?

    Man weiß es nicht. Aber glaubt man den farbigen Darstellungen oben (nach einem historischen Holzmodell), dann sah Dresden in der Spätgotik etwa so aus, wie Mühlberg heute noch.

    Viele niedrige Häuser. Und zwischendrin ein paar größere mit wohl aufwändigeren Giebeln.

    In der Renaissance-Zeit wurde Dresden nahezu komplett umgestaltet, zu einer der großartigsten Deutschen Renaissance-Städte überhaupt. Da hat sich schon damals aus gotischer Zeit an den Fassaden nicht viel erhalten.

    </p> <p>Fürstliche Tierhatz mitten in der City: Der Altmarkt im Jahr 1609 zur Fastnacht beim sogenannten Fuchsprellen. Damals stand das Rathaus (Gebäude am rechten Rand) noch.

    Altmarkt.


    Und das Gleiche gilt vermutlich auch für Orte wie Meißen, Freiberg, Zwickau, Grimma.

    Auch Bautzen und Görlitz, obwohl die ja damals noch gar nicht zu Sachsen gehörten. ;)

  • Trier, ebenfalls in der Neustraße, Nr. 23 von 1595 mit einer wunderschönen Bemalung ("Lebensbaum"). So sah das im Zweiten Weltkrieg vernichtete gotische Viertel am Weberbach auch aus nur noch geschlossener mit mehr Häusern):


    Neustr. 91 hat auch gotische Elemente, im Kern ist das Haus sogar aus dem 12. Jahrhundert!


    Rückseite: