Dresden - die Innere Neustadt

  • Das wäre natürlich eine tolle Geschichte und würde bei einer Anbindung des Neustädter Markts an die Altstadt helfen. Ob auch die anderen Stadtpolitiker so weitsichtig sind. Hoffen wir, dass steter Tropfen den Stein höhlt.

  • Hoffen wir, dass die Gruenen bei der naechsten Wahl mehr Stimmen bekommen. Oder am besten gleich die der gesamten FDP ;)
    Im Allgemeinen ist dieser Antrag natuerlich in vollster Weise zu unterstuetzen. Und hoffen wir, dass sich der Rest der Raete ueberzeugen laesst.

  • Da wären die Grünen ausnahmsweise mal auf der richtigen Spur. Der Rückbau der Großen Meißner Straße ist meiner Meinung nach die zwingende Bedingung dafür, dass man das Areal überhaupt mal wieder stadtgerecht entwickeln kann und die einzige Möglichkeit, die innere Neustadt an die Altstadt anzuschließen. Leider wurden mit der Sanierung der Platte am Standort des Neustädter Rathauses und durch die Neubauten in der Hauptstraße schon wichtige Weichen falsch gestellt. Es wäre zu überlegen, frühzeitig mit den Eigentümern des Hotels ins Gespräch zu kommen, damit hier nicht die Fassaden auch noch saniert werden. Zumindest eine Historisierung des Bestandbaus mit vorgelagerter Fassade sollte ernsthaft geprüft werden. Dass dies funktionieren kann, hat man in Hildesheim gesehen. Wenn man hier aber saniert, ist der Zug für die nächsten 20 Jahre auch abgefahren.

    APH - am Puls der Zeit

  • Zumindest eine Historisierung des Bestandbaus mit vorgelagerter Fassade sollte ernsthaft geprüft werden. Dass dies funktionieren kann, hat man in Hildesheim gesehen. Wenn man hier aber saniert, ist der Zug für die nächsten 20 Jahre auch abgefahren.

    Das Hotel in Hildesheim ist ein Neubau mit historisierenden Fassaden, ebenso die Sparkasse. Keine Bestandsbauten mit Vorblendung. Oder welche Bauten sind sonst gemeint?

    War die städtebauliche Situation, sprich die Straßenführung, der Großen Meißner vor 45 nicht anders?

  • Ich meine mich zu erinnern, dass es in Hildesheim am Markt doch Gebäude gab wo man die Fassade nur vorgeblendet hat auch wenn die Höhen nicht ganz gestimmt haben.
    Beim Hotel in Dresden müsste der Verlauf der Fassade zumindest annähernd stimmen. Auch die Höhen könnte man vermutlich hinbiegen. Ein großes Problem werden vermutlich die Fensteröffnungen. Wichtig ist aber, dass der Istzustand nicht saniert wird, weil sonst ist der Zug hier für die nächsten 20 Jahre wohl abgefahren.

    APH - am Puls der Zeit

  • Bei der Sparkasse in Hildesheim haben die Fenster mit der Innenaufteilung nicht viel zu tun, obwohl man die historischen Fassaden in den Höhen angepasst hat. Lange Jahre war das Tor unten im Wedekindhaus ein Blindtor, das hat man erst vor einigen Jahren umgebaut und geöffnet.
    Beim Hotel orientiert sich die Innenaufteilung an der Fassade.

    Was die Große Meißner angeht, so passt das wohl ungefähr mit dem Verlauf der Fassaden.

  • Wie man hier sieht, liegt die Fassade des heutigen Hotels genau in der historischen Flucht:

    Quelle: GHND (zitiert nach Beitrag 245)

    Zudem ist ein historischer Bau an der Südseite der Großen Meißner Straße ja noch erhalten und in das Hotel integriert. Die Grundstücke der ersten 3-4 Gebäude sind ja noch unbebaut und könnten problemlos rekonstruiert werden. Es geht also prinzipiell nur um die Fassadenreko von 4 Bauten und die gesamte Südseite könnte wiedererstehen. Bei der Nordseite sieht es da schon ganz anders aus. Dafür müsste die Schneise, die durch die Durchfahrtsstraße gerissen wird, entweder völlig zurückgebaut oder unter die Erde verlegt werden. Und dann ist noch lange nicht gesagt, dass eine Reko überhaupt auf dem Plan steht, wenn man die Lage in der Stadt und das Handeln am Neustädter Markt in den letzten Jahren verfolgt. Aber die Südseite wäre mal ein toller Startschuss!

    APH - am Puls der Zeit

  • Wenn man sich vor Augen hält dass das fast alles nach dem Krieg noch stand, sowohl die Gr. Meissner Str. als auch der Neustädter Markt.....zwar beschädigt natürlich, aber recht gut erhalten. Manchmal stelle ich mir die Frage, ob die zweite Zerstörung nach 1945 nicht sogar noch die schlimmere war, wenn man sich überlegt wie vieles noch stand, fast der ganze Postplatz z.b. noch, und nicht wenige Gründerzeitbauten sogar in der Prager Strasse, z.B. Hotels die auch noch ganz normal in Betrieb waren.

    Auf jeden Fall, sehr erfreulich dass ausgerechnet von den Grünen so etwas kommt, die sich ja bisher nicht unbedingt für Tradition eingesetzt haben.... beginnt man auch im rot-grünen Lager etwas aufzuwachen aus der ideologischen Verblendung?

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Petersburg
    Hast Du bei Deiner Überlegung, ob die Kriegszerstörung nicht vielleicht weniger schlimm war als die Nachkriegsabrisse, eventuell mal kurz an die vielen 1945 verbrannten Menschen gedacht? Auch von diesen abgesehen, ist Deine Überlegung riesengroßer Unsinn!
    Außerdem lese ich aus der Initiative der Grünen (die ich in Dresden nicht nur in dieser Sache voll unterstütze) keine Absicht zur Rekonstruktion irgendwelcher Häuser heraus! Es geht um eine Wiedergewinnung des Neustädter Marktes für die nicht gerade Auto fahrenden Menschen. In welcher baulichen Gestalt das passieren soll, steht nicht da!

  • Ich denke nicht, dass "Petersburg" die Opfer des Bombenkrieges herabwürdigen wollte. Es argumentierte mit Sicherheit allein vom Blickwinkel der Architektur und der Stadtentwicklung.

  • @wissen.de: Danke für die Klarstellung hinsichtlich der Bauflucht.

    Ich denke allerdings, dass die Meißner Straße westlich des Hotels nicht auf das alte Maß zurückgebaut wird, die Große Meißner wird eine Verkehrsschneise bleiben. Einen Tunnel wird niemand bezahlen, vom Hochwasserproblem mal ganz abgesehen. Zudem wären die Tunneleinfahrten äußerst störend - die müssten dann vorm Finanzministerium und am Palaisplatz liegen, damit der Tunnel vernünftig angebunden ist. Wie schön solche Tunneleinfahrten sind, kann man sich ja vor der Landesdirektion an der Stauffenbergallee anschauen. Außerdem müsste die Bebauung zwischen den Tunneleinfahrten ja dennoch zufahrbar bleiben, mindestens für Anlieger und Feuerwehr. Allenfalls ein etwas schmalerer Ausbau der Großen Meißner erscheint mir vorstellbar, die Straßenbahn muss da ja auch noch durch. Insofern war das am Neumarkt eine zumindest verkehrstechnisch einfachere Ausgangslage. Die Verlagerung auf den 26er Ring finde ich auch nicht so doll - die Glacisstraße ist auch nicht so leistungsfähig. Oder soll das über die Albertstraße laufen?

  • Den Bau eines Tunnels halte auch ich weder für möglich, noch für wünschenswert. Stattdessen sollte man eine weitgehende Reduzierung des MIV anstreben und im Zuge dessen die Straßenbreite auf ein notwendiges Mindestmaß reduzieren. Am Ende könnte dann ein Kompromiss stehen, wie ihn bereits folgende Studie aus den 50'er Jahren vorsah:

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Liebe Freunde,

    es wäre sehr erfreulich wenn die Innere Neustadt auch in ihrer "alten" Form zurückkommen würde, aber
    ich glaube das wird nur etappenweise geschehen. Es wurde ja in der Inneren Neustadt einiges saniert,
    (auch die Platte) und ob da das schöne Rathaus zurückkommt ist eben fraglich, man braucht ja auch ein
    Nutzungskonzept dafür....!

    Vielleicht kann uns da ein Mitglied der im Verein ist und sich bei Wiederaufbau des Dresdner Rathauses engagiert
    uns da mehr Informationen bereitstellen.

    Viele Grüße :cool:

  • Also ich halte einen Tunnel für die bessere Lösung. Den Verkehr wird man nicht wegmachen können. Soll dann Stau auf der Marienbrücke und der Carola herrschen? Oder soll man den ganzen Verkehr durch die kleinen Gassen leiten?

    Erstens ist ein Tunnel nicht wirklich teuer, da man dort nicht bohren müsste, sondern ganz klassisch nur ausschachten müsste und nen Deckel drauf betonieren. Dafür hat man oben dann totale Ruhe, nur Anwohnerverkehr und Platz für Fussgänger und Straßenbahn.

    Einfahrten müssen auch nicht groß sein. Das kann ganz dezent aussehen, wenn man sich nur Gedanken macht, sogar ganz hübsch:
    http://farm8.staticflickr.com/7372/9445664350_7531f2b4c3_o.jpg
    Ebenso die Lüftungsschächte.

    Zeitgeich könnte man dort auch kleine Tiefgarage irgendwohin bauen, sodass man von vorn herein die stehende Blechlawine oben in den Gassen vermeidet. So wären auch keine extra Einfahrten oben nötig, so wie beim Neumarkt. ;)

    Thema Hochwasser. Bei Hochwasser, dass in den Tunnel fließen würde, wäre die jetzige Straße sowieso auch gesperrt. Obendrein könnte man Wasserschutztüren oder transportable Wände benutzen, um abzudichten.
    http://images.derstandard.at/2013/06/05/1369406555724-wall.jpg

    Ich sehe bei einem Tunnel mehr Vorteile als Nachteile (paar Häuser kein oder nur kleinen Keller) für diese Gegend.

  • Im Vergleich zu keinem Tunnel ist ein Tunnel immer teuer. Ein zweistelliger Millionenbetrag ist das sicher auch. Bei Hochwasser habe ich zwei Möglichkeiten: entweder ich dichte ihn ab - dann muss ich ihn entsprechend dimensionieren, damit er dem Druck und dem Auftrieb standhält. Und ich muss dafür sorgen, dass ggf. mobile Flutschutztore errichtet werden - das muss auch jemand machen. Oder ich lasse ihn volllauffen - dann muss ich hinterher abpumpen, reinigen und die Technik erneuern. Auf die Lebensdauer von Beton wirkt sich das auch nicht positiv aus. Beides nicht optimal.

    Die eigentliche Einfahrt ist nicht das Problem, die Rampen sind das Problem. Die dürfen nicht zu steil sein und werden daher eine entsprechende Länge haben. Dann muss ich sie so anordnen, dass die Straßenbahn dazwischen durchpasst, und sie müssen eine Absturzsicherung haben. Dazu finden sich hier Bilder, wies bei der Waldschlößchenbrücke aussieht http://www.neue-waldschloesschenbruecke.de/aktuelles/wald…e-bilder-21.htm
    Diese Rampen lägen dann vorm Finanzministerium/Jägerhof und irgendwo am Palaisplatz/Thormeyerwache. Schön ist was anderes.

    Eine Tiefgarageneinfahrt wird nicht im Tunnel liegen - in einem Tunnel eine öffentliche Ein-und Ausfahrt ? Da wird jeder Verkehrsplaner den Kopf schütteln. Wo sollte denn die Tiefgarage liegen? Unterm Palaisplatz? Dann müssten die Bäume oben alle weg. Unterm Neustädter Markt? der dürfte zu klein sein, flächenmäßig.

    Ich denke, es wäre besser, mit einer intelligenten Verkehrssteuerung das Aufkommen auf der Großen Meißner zu reduzieren, und diese zurückzubauen.

  • @ Petersburg. Denke dass Sie recht haben: in Februar 1945 wurde ca 33% der Stadt Dresden im Feuersturm vernichtet oder schwer beschädigt. Von diese vernichtete und beschädigte Bauten hätten vielleicht noch die Hälfte gerettet werden können, so dass das Vorkriegs Dresden heute fast wieder belebt hätte können. Wunderbare Gedanke!!. Aber nein. Die beschädigte Bauten wurden restlos abgeräumt und dazu noch etwa 17-20% der stehengebliebene Bauten (meistens in und rund der Stadtmitte, in der Johannstadt usw). Natürlich darunter die vielen beschädigte Kirchen.mit ihre markante Türmen.......so dass heute "nur" etwas weniger dann 50% der Bauten in ganz Dresden mit Vororten vor 1940 gebaut worden ist. Ausgerechnet die meisten wertvolle Bauten die Dresden damals so urban machten (wie z.B. die Bauten am Postplatz, Prager Strasse, Ferdinand Platz, Sachsen Platz Bahnhof Platz und Carola Strasse) sind verschwunden.
    Diese Statistiken (33% und nach dem Krieg noch 17% dazu nach dem Krieg ohne massenhafte Wiederaufbau) treffen genau zu für Berlin, Magdeburg und Hannover. Mit Dresden die 3 am schwerst getroffen hochurbanen Städten Deutschland. In Berlin kommt dann noch die massenhafte Stuckabschlag dazu, so dass viele überlebenden Bauten heute nackt und schnorkellos dastehen. Fur Köln und Königsberg war alles noch etwas schlimmer!! Wenn nach 1945 alles getan wäre um die beschädigte Bauten zu retten statt zu zerstören, dann sähe Deutschand heute ganz ganz ander aus!!!!!

    2 Mal editiert, zuletzt von Klassiker (5. April 2014 um 12:39)

  • Ich denke, den Zerstörungsgrad muss man differenziert betrachten. Diese Tabelle fand ich dabei hilfreich:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Luftkrieg…ten_St.C3.A4dte

    Unbestritten bleibt, dass nach dem Krieg vielerorts historische Substanz, die wiederaufbaufähig gewesen wäre, abgerissen wurde. Ablesbar ist in der Tabelle auch, dass besonders die Innen-/Altstädte Ziel der Angriffe waren. Aber das ist alles hinlänglich bekannt, das zu beklagen müßig.

  • Intelligente Verkehrssteuerung, schön und gut...aber bedenke...du bist in Dresden :wink:

    Die Hoffnung stirbt zuletzt - aber sofern der Stadtrat oder zumindest einzelne Mitglieder der CDU die Meinung vertreten, dass mehr Autos in der Innenstadt eine "belebte Innenstadt" ausmachen (so wurde mir das aus der Sitzung, in der der Globus beschlossen wurde, zugetragen), muss man sich darüber sicher nicht wundern, dass daraus nichts wird. Das ist natürlich Stadtplanung aus dem vorigen Jahrhundert, Stichwort "autogerechte Stadt".