Gründe für schlechten Erhalt und ungepflegtes Stadtbild durch Eigentümerstruktur

  • Damit jeder versteht, warum es die Probleme im Gebäudebestand gibt, möchte ich dieses Thema erstellen und gleich einmal mit einem guten Übersichtsartikel einführen:

    https://www.tagesschau.de/investigativ/s…bilien-101.html

    Zentrale Aussagen:

    - internationale Finanzgeflechte

    - örtliche Parasitierung der Substanz

    - staatliche Regulierungslücken ohne Wille zur Behebung

    - mit dem Mietpreis werden abhängige Mieter ruhig gestellt

    - Gewinne bleiben außerhalb Deutschlands

    - Weiterreichen Teil des Geschäftsmodells

    - In der Summe vernachlässigte Bauten bis zum Zustand des Abrisses

    Viele Feinheiten habe ich noch nicht erwähnt, die Teil des Fallbeispiels sind oder aber gerne mit weiteren Artikeln hier im Thread beigetragen werden können. Für ein Stadtbild und dessen kleine und große Schätze ist diese Form des Handelns fatal. Sanierungsstau ist neben schlechter Bauqualität der Haupttreiber für Abriss. Es gibt dabei nur Verlierer und einen (fernen) Gewinner.

  • Majorhantines February 5, 2021 at 4:48 AM

    Changed the title of the thread from “Gründe für hohe Mieten, schlechtem Erhalt, ungepflegten Stadtbildern” to “Gründe für schlechten Erhalt und ungepflegtes Stadtbild durch Eigentümerstruktur”.
  • External Content www.youtube.com
    Content embedded from external sources will not be displayed without your consent.
    Through the activation of external content, you agree that personal data may be transferred to third party platforms. We have provided more information on this in our privacy policy.

    External Content www.youtube.com
    Content embedded from external sources will not be displayed without your consent.
    Through the activation of external content, you agree that personal data may be transferred to third party platforms. We have provided more information on this in our privacy policy.

    External Content www.youtube.com
    Content embedded from external sources will not be displayed without your consent.
    Through the activation of external content, you agree that personal data may be transferred to third party platforms. We have provided more information on this in our privacy policy.

  • Wir hatten das schon im Stadtplanungsthread diskutiert, jedoch noch nicht auf den hier thematisierten Punkt hin:

    Wenn Immobilien keine Nachfrage mehr erfahren, weil es zu viel Neubau am Ortsrand gibt, kommt es zu einer Verödung des Altbestandes. Die alten Bewohner sterben einfach aus, für die Erben lohnt sich keine Erhaltungsmaßnahme, solange sie wie in den meisten Fällen nicht mehr Ortsansässig sind oder selbst lieber neu bauen wollen und befördert werden. Die Verödung verhindert wiederum, dass, wie im unteren Video aufgezeigt, neue Bewohner sich niederlassen in den Orten. Es kommt zu einem Abwärtsstrudel, wenn nicht ein externer Faktor, wie eine attraktive, aber teure, Stadt im Umland stetig für Zustrom sorgt, egal wie das Ortsbild sich zeigt.

    External Content www.youtube.com
    Content embedded from external sources will not be displayed without your consent.
    Through the activation of external content, you agree that personal data may be transferred to third party platforms. We have provided more information on this in our privacy policy.

    Die Formel muss also lauten: Leerstand niedrig halten, hohe Lebensqualität bieten, neue Eigentümer anlocken für alte Immobilien, weil die Geld und Ambition mitbringen, was manchen Alteingesessenen fehlt, die den Bestand für altes Geraffel halten.

  • Quote

    Was für die Stadt ein großes Ärgernis ist, ist für den Inverstor oft kein großes Problem.

    Ein Problem scheinen zu finanzschwache Städte zu sein, die weder die Planung aktiv begleiten können, noch es sich leisten können, einen Investor abspringen zu lassen. Somit ist (vorwiegend überregionalen) Investoren, denen das lokale Stadtbild egal ist, Tür und Tor geöffnet.

    External Content www.youtube.com
    Content embedded from external sources will not be displayed without your consent.
    Through the activation of external content, you agree that personal data may be transferred to third party platforms. We have provided more information on this in our privacy policy.

  • Ein Problem scheinen zu finanzschwache Städte zu sein, die weder die Planung aktiv begleiten können, noch es sich leisten können, einen Investor abspringen zu lassen. Somit ist (vorwiegend überregionalen) Investoren, denen das lokale Stadtbild egal ist, Tür und Tor geöffnet.

    Ein großes Problem sehe ich in der erzwungenen Geheimniskrämerei bei der Grundstücksvergabe. Diese findet im nichtöffentlichen Teil der Sitzungen statt und würde massive Proteste der Einwohner hervor rufen, wenn manche "Investoren" vorher bekannt würden. Nach dem Abriss ruht oft der See. Manchmal ist der Eigentümer nicht mehr erreichbar. Ich hatte mehrere Beispiele vorgestellt.

  • Ich kann jetzt nicht alles Videos angucken, kann das bei Zeit nur peu a peu.

    Aber ich habe mir mal oben "Störfaktor Mieter" angeguckt.

    Also, (1.) erscheint es mir keinesfalls als unrealistisch, dass solche Immobilien-Konsortien, hinter denen Anleger mit viel Kapital stehen, auf die Erwirtschaftung von möglichst viel Profit ausgerichtet sind. Dazu können angesichts von steigenden Kauf- und Mietpreisen auch temporäre Leerstände gehören.

    Aber (2.) ist mir die Motivation der Bürger schleierhaft, die gegen solche Leerstände ankämpfen. Mir ist die Erläuterung der einen Mieterin noch einleuchtend, dass sie über höhere Heizkosten klagt, weil unter und neben ihr in Leerstands-Einheiten nicht geheizt würde. Ob sie sich auch über generell steigende Energiepreise im Zuge von CO2-Abgaben beklagt, bleibt offen. Auch könnte ich noch nachvollziehen, dass Mieter Angst haben, sie könnten durch Entmietung selbst unter Druck geraten, ihre Wohnung aufgeben zu müssen. Zum Beispiel, wenn ein Vermieter die Altmieter heraus haben will, um eine Luxussanierung durchzuführen und danach teurer zu vermieten. Das ist aber in dem Beitrag gar kein Thema. Somit bleibt für mich die Frage nach der Motivation? Gerade in solchen Wohnanlagen, zudem noch solchen für eine eher ärmere Klientel, wäre ich über jeden fehlenden Mitbewohner froh. Ein Bekannter von mir ist regelmäßig wegen des Lärms einer chinesischen Familie neben sich am Durchdrehen. Es kam schon zu Polizei-Besuchen. Ein guter Freund hatte mal arabische Drogendealer/-konsumenten neben sich wohnen. Das bedeutete nicht nur, dass der Nachbar regelmäßig vor die Tür lief, um im Auto wartenden Leuten etwas zuzustecken. Es bedeutete vor allem, dass teils drei Tage in irrer Lautstärke Partys mit Hiphop-Musik gefeiert wurden, dann drei Tage Totenstille. Streits vor der Haustür usw. Ich hatte im letzten Jahr selbst so einen Idiot/eine uns neu beglückende Fachkraft unter mir wohnen, der frühmorgens meine Wohnungstür einzutreten versuchte. Gut, wenn neben mir zwei 20-jährige Mädels einziehen würden, die den ganzen Tag im String Tanga durchs Haus laufen, würde ich mich vermutlich auch über neue Mitbewohner freuen. Aber ansonsten ist das gerade angesichts der Bevölkerungsentwicklung in den Metropolen ein Spiel wie Russisch-Roulette, ob man einen angenehmen oder unangenehmen Neu-Nachbarn bekommt. Über jede Leerstands-Immobilie neben mir würde ich mich freuen. Somit bleibt die Frage nach der Motivation der im Film gezeigten Ankläger. Sind das Sozialromantiker, die sich zur Aufgabe gesetzt haben, die Menschheit mit Wohnraum zu versorgen, egal wie stark die Menschheit wächst oder zuwandert? Sind das Kapitalismusfeinde, die sich am Kampf gegen Immobilien-Konsortien ergötzen?.... huh:)

  • Elbegeist Sehe ich auch so, wenn es zu diesem sensiblen Zeitpunkt Öffentlichkeit gäbe, dann wäre die Forderung nach einem vertraglichen Baugebot mit Sicherheit inkludiert. Das Problem sind ein wenig solche Bürger, die eine frühe Veröffentlichung ausnutzen, um Eigeninteressen vor Gemeinschaftsinteressen zu stellen. Da ist die Frage, wie man das umschifft, bei mehr Transparenz.

  • Heimdall Ich glaube solange eine Wohnung leer steht ist das kein Problem, oder auch wenn es mehrere sind in einer besseren Gegend. Aber ohne soziale Kontrolle bedeutet Leerstand Gefahr für Vernachlässigung. Und wenn ich in einem halbleeren Haus oder Viertel wohnen würde, hätte ich Angst, dass der Vermieter nicht mehr neuvermietet, weil das Haus abgeschrieben ist und somit auch nichts mehr reinvestiert wird, dass die Gegend vernachlässigt wird durch Unternutzung oder bei sanierten Objekten, dass man mich entmietet. Ich kann mir vorstellen, die die sich da gegen Leerstand einsetzen, haben wohl weniger diese direkte persönliche Motivation, sondern wollen schlechte Mietbedingungen an der Wurzel anpacken, nämlich, dass Wohnraum zu knapp ist in den Großstädten.

  • Elbegeist Sehe ich auch so, wenn es zu diesem sensiblen Zeitpunkt Öffentlichkeit gäbe, dann wäre die Forderung nach einem vertraglichen Baugebot mit Sicherheit inkludiert. Das Problem sind ein wenig solche Bürger, die eine frühe Veröffentlichung ausnutzen, um Eigeninteressen vor Gemeinschaftsinteressen zu stellen. Da ist die Frage, wie man das umschifft, bei mehr Transparenz.

    Hier noch mal mein Beispiel:

    https://www.mz.de/lokal/dessau-r…n-ruhen-1570286

    Das war 2019. Leere Versprechungen. Heute, 2021, erreicht der grüne Wildwuchs in der Grube Meterhöhe.

  • Die Broschüre zu Berlins Gründerzeitlern [von Stadtbild Deutschland] ist phantastisch! Die sollte man als Flyer drucken und jedem Besitzer eines Gründerzeithauses zukommen lassen.

    Ich habe erst grade erfahren, dass das Transparenzregister zu Immobilienbesitzern, die sich hinter Unternehmensverflechtungen verstecken, kaum funktioniert. Nur 10% aller Immobilienbesitzer sind überhaupt ermittelbar. Zu jeder 20. Immobilie gibt es hinreichend Verdacht, dass der Besitzer in illegalen Tätigkeiten mit seiner Immobilie verwickelt ist, Geldwäsche, Steuerhinterziehung.

  • Beim WDR hat man sich mit der Wohnfläche in Deutschland beschäftigt:

    External Content www.youtube.com
    Content embedded from external sources will not be displayed without your consent.
    Through the activation of external content, you agree that personal data may be transferred to third party platforms. We have provided more information on this in our privacy policy.

    Es wird in den ersten 15 Minuten gezeigt, wer u.a. da eigentlich in der heutigen globalisierten Welt sich in deutschen Neubau einkauft. Auch zeigt man schön, wie Spekulation den Neubau anheizt und Leerstand aus dieser neuen Eigentümerschaft und Spekulation hervorgeht. Das Stadtbild wird in ebensolchen Kontext gestellt, da es anonymer, leerer zugeht, aber auch die Gestaltung der Gebäude nicht besonders pfleglich erfolgt, sondern für Investoren optimiert sein muss.

    Sehr seltsam, dass eine Lösung der heutigen Fehlentwicklungen sein soll, dass man sich enger drängen soll. Menschen, die kein Wohneigentum mehr bilden können, sollen noch kompakter Mietflächen nutzen, Menschen, die sich vor Jahren stattliches Wohneigentum leisten hätten können, werden in kleinere Wohnformen gedrängt, wie Reihenhäuser, die dank Preisentwicklung nur im Neubau günstiger sind. Seltsame Symptombekämpfung.

  • Ich möchte hier kurz den Querverweis hineinnehmen, um auch mal ein Positivbeispiel zu zeigen, was die Eigentümerstruktur ausmacht:

    Ein wunderbar produziertes, ganz frisches Video über Le Plessis-Robinson bei Paris - und 7 Lektionen darüber, wie dieses Städtchen es vom Plattenbau-Trabantenmoloch zu solch einer attraktiven Stadt geschafft hat

    Das dort verlinkte Video zeigt ein Modell einer öffentlich-privaten Partnerschaft mit sehr langen Investitionszyklen. Dies erlaubte eine besonders hochwertige Gestaltung dieses Viertels. Es entbindet den Projektentwickler von sehr hohen Unwägbarkeiten, die dieser dann auch nicht als Sicherheitspuffer in seine Marge einrechnen muss.

  • External Content www.youtube.com
    Content embedded from external sources will not be displayed without your consent.
    Through the activation of external content, you agree that personal data may be transferred to third party platforms. We have provided more information on this in our privacy policy.

    Der Beitrag bietet neben schönen Bildern aber auch eine traurige Wahrheit, und das nur in den paar wenigen Sätzen am Ende des Videos:

    Quote

    Wenn Josefine [die Tochter] nicht heimgekommen wäre, hätten wir den alten Hof nicht erhalten. Für wen denn [auch]? Für uns nicht.

  • Gute Nachrichten an dieser Front: https://www.merkur.de/wirtschaft/bus…r-92883526.html

    Quote

    Seinem Gesetzentwurf nach will Buschmann Verwaltungsämtern von Gemeinden die Möglichkeit einräumen, dem Käufer der ersteigerten Immobilie vorübergehend das Haus oder die Wohnung entziehen zu können. [...] Das bisherige Zwangsversteigerungsgesetz verpflichtet Käufer von Immobilien nämlich lediglich zur Zahlung einer Sicherheitsleistung.